Melinas Satz registrierte die fallende Romana gar nicht mehr, und als sie auftauchte, sah sie, dass Melina ebenfalls ins Wasser gefallen war. Eine Welle bekam Romana direkt in den Mund hinein. Sie spuckte das Wasser prustend aus, und hustete mehrere Male kläglich, um das Wasser aus ihrer Luftröhre zu kriegen. „Götter, Götter.“, murmelte sie zwischen zwei Hustenattacken und wehrte die helfend angebotene Hand der Plebejerin mit der linken Hand ab. „Du, das geht schon.“, meinte sie, stützte sich mit beiden Armen auf den Stufen ab und ließ sich ins Wasser hinuntergleiten. Am beckengrund stand sie jetzt. Anders als Melina musste sie nicht auf ihren Zehenspitzen stehen, im Gegenteil, das Wasser reichte ihr nur bis kurz oberhalb der Brüste. Man konnte, wenn die beiden nebeneinander im Wasser standen, den Höhenunterschied ganz deutlich sehen.
Romana kam nicht umhin, das Mädchen kurz anzusehen. Kannte sie die nicht von irgendwoher? Ach was, dachte sie. Da rennen in Rom sicher duzende von Mädchen herum, die so aussehen. Und selbst wenn, sie wüsste nicht, woher sie sie kannte. Das Ereignis mit dem Bären hatte sie so aus dem Konzept gebracht, dass sie sich nicht mehr an alles erinnern konnte. Und ihr Namens- und Gesichtsgedächtnis war von Haus aus schon nicht ganz so frisch, wie sie es gerne hätte.
„Auf jeden Fall, danke für dein Angebot!“, meinte sie dennoch. „Und danke für die Einführung in das Wissen um kaltes Wasser.“ Sollte sie sich vorstellen? Ach, sicher, es würde ihr sicher kein Zacken aus der Krone fallen. „Ich bin übrigens Claudia Romana. Wie heißt du?“, fragte sie die Kleine (denn als solche erschien sie der großen Patrizierin).