Beiträge von Iullus Quintilius Sermo

    "Hm", machte Sermo reichlich ernüchtert ob der Wahrheiten, die Sosimos so deutlich vor ihm ausbreitete. Die klar zur Schau gestellte Arroganz des stellvertretenden Epistates gegenüber Athen nahm Sermo dabei einfach zur Kenntnis. Der Korinther konnte sie sich durchaus leisten, nahm Sermo an.


    Dann wurde der Quintilier sich aber schnell gewahr, dass ein einfaches 'Hm' wohl eher abweisend klingen mochte. Diesen Eindruck suchte er also zügig wieder zu revidieren. "Ah...deine Argumente vermögen mich bedauerlicherweise zu überzeugen, werter Sosimos. Daher schätze ich mich glücklich und danke dir für die Möglichkeit, die du mir so gönnerisch einräumst, dass ich dennoch diesen Tempel des Wissens zu meinem Glück werde aufsuchen dürfen." Wenn Sermo eines gelernt hatte, dann dass man einem hochgestochenen Griechen einfach hochgestochene Worte entgegenhalten musste.

    Sermo kochte innerlich vor Wut. Dass er sich das von so einem minderbemittelten schwachsinnigen Knabenliebhaber bieten lassen musste. Allerdings schluckte er seinen Ärger schnell herunter, denn letzten Endes wollte er sich vor seinem duccischen Freund nicht lächerlich machen - also nicht noch mehr als er das gerade sowieso schon getan hatte - und außerdem war er ernsthaft am Thema dieser Lehrstunden interessiert.


    Aber es wurde natürlich auch nicht besser. Oibalos musste seine nächste Frage selbstverständlich wieder an Sermo richten. Beinahe hätte der genervt gegrunzt. Diesmal jedoch hatte der Quintilier die Antwort schnell parat. "Athens Stärke lag klar auf See. Der attische Seebund konnte schnell an Küstenorten zuschlagen und sich über den Seeweg zügig fortbewegen. Dafür besaß Sparta allerdings das vielgepriesene unschlagbare Heer. Daraus lässt sich leicht ableiten, dass Sparte zu Land agieren musste und Athen zur See, womit sich aber schlechterdings direkte Reibungspunkte ergeben konnten." Denn zwischen einem Landheer und der Marine würde es niemals zur offenen, alles entscheidenden Schlacht kommen. Aber diese weitere Information war so offensichtlich, dass Sermo sie nicht äußerte, weil er einen weiteren dummen Spruch befürchtete.

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    Der Decurio nickte nur. Der Terentius würde so schnell einfach keine Möglichkeit haben, einen Brief zu verschicken.


    Auf die Nachfrage des Eques hin antwortete Decurio Cadius dann ganz einfach: "Wir werden so lange dort unseren Dienst tun, wie es notwendig ist." Alles andere stand außer Frage. "So, ich habe noch zu tun. Abite!"

    Zitat

    Original von Lucius Terentius Thyrsus
    Endlich gab es etwas zu tun, bereits kurz nachdem Thyrsus der Turmae bescheid geben konnte wurde bereits der Befehl zum Aufbruch erteilt und nun zogen 2 Turmae samt den neuen Hilfstruppen los um im Delta aktiv zu werden. Thyrsus war stolz, es war sein erster richtiger Auftrag mit einer großen Expeditionsstreitmacht, insofern man bei dieser Zahl an Soldaten von groß reden durfte. Für den jungen Terentier war es das bereits.


    Und nicht nur für den Terentier war es ein aufregendes Gefühl, als die Soldaten das Lager verließen. Auch unter den Hilfstruppen spürte man die großen Erwartungen, die Spannung und auch eine gewisse Abenteuerlust. Eigentlich hätte Sermo erwartet, dass die harte Realität der Ausbildung diese frisch geschliffenen Auxiliare auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt hätte. Aber offensichtlich waren genug junge Abenteurer unter ihnen, die noch immer angriffslustig und auf Beute aus waren, ohne die Schrecken des Krieges zu achten. Und so marschierten sie, um Aegyptus in eine Festung zu verwandeln.

    Nachdem sie die Auxiliarkohorten am Campus abgeholt und instruiert hatten, begann ein Marsch, der die Kolonne von Nikopolis zunächst einmal entlang der Küste des Mare Nostrum führte. Die Turma I der Legion bildete die Vorhut, bei der auch der Tribunus Angusticlavius Iullus Quintilius Sermo ritt. Darauf folgten gestaffelt die beiden Auxiliarkohorten und die beiden Centurien der zweiten Kohorte. Dazwischen befand sich der Tross mit Werkzeug und anderen Materialien, in dem die vielzähligen Immunes mitmarschierten. Die Nachhut bildete schließlich die zweite Turma.


    Sermo unterhielt sich auf dem Weg mit dem Decurio der ersten Turma. Sie plauderten in höflichem Ton über die bisherige Dienstzeit des Offiziers, ob er Familie im Lagervicus hatte, wie Sermo überhaupt nach Aegyptus gekommen war und solcherlei Dinge. Irgendwann schwiegen sie eine Weile, weil ihnen nichts Nennenswertes mehr einfiel.


    Decurio Tiberius Cadius Tlepolemus brach schließlich das schweigen: "Erlaube mir noch einmal die Nachfrage, Tribunus. Wo genau liegt unser erster Zielort?"
    Sermo wollte es ihm gerne erläutern: "Wir peilen Saïs an. In der nähe der Polis soll das erste größere Castellum errichtet werden. Dort wird die...Cohors II Cornelia Aegyptorum Lager beziehen. Und dann peilen wir einfach die allgemeine Richtung Nordosten an und suchen uns in der Nähe der Küste einen schönen Flecken für das zweite große Castellum, das dann die Cohors III Annaea Aegyptorum bezieht. Dazwischen, und vor allem auch noch westlich von Alexandria, werden wir aber auch noch ein paar vorgeschobene Aussichtstürme etablieren. Falls da mal etwas Bedrohliches über's Meer kommen sollte, dann will ich es früh genug wissen."
    Der Decurio nickte. "Bleibt zu hoffen, dass es gar nicht erst so weit kommt."
    "Richtig", stimmte Sermo zu. "Wie dem auch sei. Die Legionen bleiben in Nikopolis. Ich schätze, es macht wohl am meisten Sinn, Alexandria direkt zu beschützen. Alle anderen Poleis erscheinen mir von vornherein gar nicht eroberungswert, wenn man die Provinzherrschaft zügig an sich reißen will. Was aber nicht heißt, dass die Legionsreiterei untätig im Legionslager verbleiben wird. Ihr Jungs werdet als Meldereiter zwischen den Auxiliarcastellen und Nikopolis sein. Irgendwer muss ja die Nachrichten von den Wachtürmen zügig in unsere Kommandozentrale bringen."
    Sermo lächelte. Decurio Cadius lächelte zurück. So ritten sie einige Zeit weiter.


    "Drecksmücken", fluchte der Tribunus dann irgendwann, als er sich zum hundertsten Mal eins der summenden Plagegeister auf der Haut kaputtschlug. Während sie richtung Osten zogen, überquerten die Soldaten etliche Bachläufe oder Nebenarme des Nils, an deren Ufern im Dickicht die Blutsauger in Schwärmen lauerten.
    "Absolut", pflichtete der Decurio grollend bei. "Aber da sind wir wohl nicht allein." Dabei wandte er sich um und adressierte seine Männer: "Nicht wahr, Equites?" Wobei er darauf spekulierte, dass die Männer nicht wirklich mitbekommen hatten, was die beiden Offiziere miteinander besprochen hatten.

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    "Wie meinen?", fragte Decurio Tiberius Cadius Tlepolemus nach, der gerade in Gedanken gewesen war und dabei einen Erpel beobachtet hatte, der etwas abseits in einem Bachlauf mit seinem Weibchen vor sich hin schwamm. Irgendwelche Gegebenheiten abseits des Weges überließ er in diesem AUgenblick ausnahmsweise den Männern der Vor- und Nachhut, die den Weg und ihre Flanken im Auge behielten.



    Sim-Off:

    Sag mal, bist du dir eigentlich darüber im Klaren, dass wir uns gerade im Nildelta befinden? Da gibt's keine Wüste, da herrschen vielmehr subtropische Verhältnisse. Hohe Papyrusstauden, Bäume und Gestrüpp Meilenweit und viel Feuchtigkeit. Ganz zu schweigen von den damit zusammenhängenden vielen Mücken.

    http://www.sai.uni-heidelberg.…vatare/Legionarius009.jpg Optio Quintus Bruttius Structus sah sich die Marschversuche der Rekruten einige Augenblicke tatenlos an, dann hielt er es nicht länger aus. Diejenigen, die aus dem Tritt kamen und ihre Kameraden durcheinanderbrachten, handelten sich Stockschläge und Flüche ein. Der Optio gehörte nicht gerade zu der Art Ausbilder, die einem mit Geduld und Spucke ihre Lektionen beibrachten. Optio Bruttius prügelte den jungen Burschen seine Lektionen lieber mit Gewalt ein. "Mars hilf mir! Geht das nicht besser?" rief Bruttius gespielt verzweifelt, als er die Männer anhalten ließ. "Jetzt probiert es verdammt nochmal ordentlich. Legt euch ins Zeug. Bona dea, meine Großmutter kann besser marschieren als ihr winselnden Jammerlappen!"


    Dann zählte der Optio erneut an: "Tirones retro! Aequatis passibus pergite! Unus - duo - tres - quattuor - quinque. Ad sinistram pergite! Unus - duo - tres - quattuor - quinque - sex - septem. Ad sinistram pergite! Unus - duo - tres. Consistite!"




    Sim-Off:

    Korrekt. Von der 23 aus geht's weiter.


    Übrigens, Sim-off-Texte wie diesen kannst du auch ganz einfach mit der entsprechenden Schaltfläche links über dem Eingabefenster einfügen. Dann hast du den Rahmen usw. automatisch mit dabei.
    Das sieht als Code dann so aus:

    Code
    [simoff]text text text[/simoff]

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    "Na gut", brummte der Decurio. "Spielt ja auch keine Rolle, denn du wirst die Schreiben einfach nicht abschicken. Nicht abschicken können. Zumindest nicht solange wir uns offen in Feinschaft mit Rom befinden. Klar?" Decurio Tiberius Cadius Tlepolemus fixierte seinen Eques kurz eindringlich, dann fuhr er etwas lockerer fort.


    "Wie dem auch sei, es gibt ohnehin bald neue Arbeit. Die Auxiliare werden bald ihre Stellungen im Delta beziehen, wo sie befestigte Lager errichten sollen. Unter anderem unsere Turma wird sie dabei begleiten. Du kannst den Männern also schonmal mitteilen, dass sie sich in drei Tagen zum
    Abmarsch einfinden sollen."


    Der Decurio lehnte sich in seinem Stuhl zurück und unterdrückte ein Gähnen. "Noch Fragen?"

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    Decurio Tiberius Cadius Tlepolemus beobachtete stolz die angetretenen Milites. Auf dem Forum hatten sich die erste, seine, und die zweite Turma der Legionsreiterei zusammengefunden sowie zwei Centurien der zweiten Kohorte.


    "AAAAAAACHTUNG!", brüllte der Decurio, als schließlich der Tribunus Angusticlavius Iullus Quintilius Sermo das Forum betrat, gefolgt von seinem Adjutanten, der ein Pferd am Zügel führte.


    "Milites, ihr wurdet ausgewählt, um die Auxiliarkohorten dabei zu unterstützen, die aegyptische Küste zu befestigen!" wandte sich der Quintilier an die Männer. Die Hilfstruppen hatten wochenlang eine harte Ausbildung durchlaufen und sollten jetzt ihre Stellungen beziehen. Im Schlepptau hatte Sermo dafür etliche Immunes seiner Kohorte, die bei planerischen und handwerklichen Tätigkeiten behilflich sein würden. Und die Turmae...nun, die machten zum einen ordentlich Eindruck und konnten andererseits mögliche Deserteure wesentlich zügiger wieder einfangen, als das unberittene Männer konnten. Wobei Sermo derzeit die Dersertierungsrate gleich null einschätzte. Immerhin standen die Auxiliaren im Sold einer Provinz, die gerade die gesamten Steuerabgaben an Rom einbehielt und deshalb - im Gegensatz zu ihren Verbündeten in den germanischen Provinzen - keinerlei Geldprobleme zu beklagen hatte.
    "Milites, ich sehe vor mir römische Helden! Ich sehe vor mir die Männer, die die Blemmyer schlugen und die Kriegskunst beherrschen wie keine andere Streitmacht auf der Welt. Zeigt diesen Hilfstruppen, wie man eine Provinz befestigt! Milites, PERGITE!" Die Offiziere wiederholten den Marschbefehl lautstark und so zogen die Männer durchs Tor hinaus auf den Campus, wo die Hilfstruppen ebenfalls bereit standen und darauf warteten abgeholt zu werden.

    Auch die Stabsoffiziere warfen des öfteren einen Blick auf die peregrinen Rekruten, die auf dem Campus des Legionslagers zu zwei Einheiten Auxiliaren geformt wurden. Neben der komplett in Bubastis ausgehobenen ersten Kohorte waren aus einer Vielzahl weiterer Poleis der Provinz Rekruten eingetroffen, die zu einer zweiten Auxiliarkohorte zusammengefasst worden waren. Die beiden Einheiten hatten als erste Lektion lernen müssen, ein Standlager zu errichten, in dem sie sich einrichten konnten. In der selben Woche hatte dann auch schon das Schleifen begonnen.


    Anders jedoch als ein gewisser Eques sahen die Offiziere, die die Auxiliaren ausbildeten, es keineswegs so, dass die Auxiliaren oft den meisten Teil der Arbeit in der Schlacht machten. Die Legion war der Kern der römischen Armee. Sie ist das Herz, die Mutter aller Waffen. Ohne Legionen zog kein Feldherr in den Krieg. Auxiliare, das waren unterstützende Einheiten, die in der Schlacht Flankenangriffe unternahmen oder den Feind mit dem Bogen oder Schleudern unter Beschuss nahmen. Den Hauptteil der Schlacht trug immer noch die Legion. Ansonsten kamen den Auxiliaren meist Aufgaben der Grenzsicherung oder anderweitige Wachaufgaben im Hinterland zu.


    Und genau für diesen Zweck wurden die Auxiliare in Nikopolis ausgebildet. Sie erhielten den üblichen Drill, lernten Marschieren und den festen Stand in der Schlachtformation, aber würden sicherlich niemals an die Härte und Disziplin eines römischen Legionärs heranreichen. Das wussten die Centuriones und Optiones ebenso wie ihre Tribuni Angusticlavii, die die Ausbildung beobachteten. Aus diesem Grund waren die Kohorten bereits ihrer Aufgabe und mittlemäßigen Stärke entsprechend in den Plan zur Befestigung der Provinz eingebunden. Und dieser Plan wurde dann schließlich nach Wochen der Ausbildung umgesetzt, als das Horn am frühen Morgen zum Sammeln blies und den Hilfstruppen verkündet wurde, dass Marschbereitschaft herzustellen sei. Es wurde ausgerückt.

    Sermo sah den kleinen nackten Mann verwirrt an. Wollte der ihn etwa für dumm verkaufen? Oibalos hätte ja auch gleich sagen können, dass die Parteien noch im Frieden miteinander waren. Sermo war davon ausgegangen, dass bereits Krieg zwischen ihnen geherrscht hatte. Jetzt, wo der Gelehrte aus Myrina das Gegenteil klargestellt hatte, lag die Antwort wirklich auf der Hand.


    "Es muss Krieg zwischen den beiden Hauptmächten geben", antwortete Sermo also schlicht und ohne den Versuch einer Rechtfertigung. Eine solche hätte nur lächerlich gewirkt. Und dabei musste Sermo noch ein Augenrollen gegenüber Vala unterdrücken, um bloß nicht noch einmal von dem kleinen nackten alten Mann angezetert zu werden.

    ...wurden schon immer auf dem Locus necessitatis, dem Ort der Notdurft, abgeschlossen. Die Milites Rullus und Hortalus ließen sich dabei Zeit.
    "Und ich sag dir", schwatzte Rullus fröhlich, "ich wette ganze fünf Sesterzen mit dir, dass dieser Quintilius sich beim ersten Zeichen vom Feind aus dem Staub machen wird. Ganz klare Sache."
    Hortalus zog kritisch die Augenbrauen hoch.
    "Na, ich weiß nicht..." machte er zögerlich.
    "Aber sicher! Guck dir den doch mal an, der kann doch nicht mal sein Schwert richtig halten. Haste den mal im Zweikampf gesehen?"
    "Salvete", unterbrach ein anderer Miles die beiden und pflanzte sich genüsslich auf ein benachbartes Loch. Rullus und Hortalus grüßten kurz und wandten sich dann wieder einander zu, die Stimmen nun etwas gedämpft.
    "Nö, wieso? Ist der so..."
    "NEIN! Da hast du es doch. Warum macht der nicht mal ein paar Übungskämpfe mit seinen Männern? Ich glaub' kaum, dass der..."
    In diesem Moment lies der dritte Miles einen derart lauten Furz fahren, dass die anderen beiden überrascht inne hielten und sich umsahen. Der Dritte sah kurz auf und grinse verlegen, dann mussten sie alle lachen.
    "Na gut, ich bin fertig", bemerkte Hortalus schließlich, als sie sich wieder beruhigt hatten. Er hatte keine Lust, weiter vor dem anderen Miles über einen Tribun schlecht zu reden.
    "Is' ja gut, du Stresser", ätzte Rullus daraufhin und wischte sich mit einem der herumliegenden Schwämme gemütlich den Hintern.
    "Valete", verabschiedete der dritte Miles die beiden Männer, als diese die Latrine verließen. So saß er allein da und konnte sich in Ruhe erleichtern. Interessiert studierte er dabei die Wandschmierereien.


    Ein schmaler Hintern scheißt auch dicke Würste
    stand da, und:
    Erst kommt Furz, dann Land.
    Ganz besonders gefiel dem Miles:
    Alt, einsam und besoffen
    träume ich davon,
    ein Segelboot zu klauen
    und einfach abzuhauen.


    "Salve", grüßte Sermo, als er die Latrine betrat. Der Miles grüßte höflich zurück. Sermo ließ sich nieder und machte sein Geschäft. Der Miles warf einen verstohlenen Seitenblick auf den Tribunus. War das nicht der, über den die anderen beiden gerade eben gesprochen hatten? Er könnte ja etwas sagen. Die beiden verpfeifen zum Beispiel. Oder aber den Tribunus darauf hinweisen, dass er bei den Männern offenbar nicht den besten Eindruck machte. Oder auch einfach nichts sagen und weg gehen. Der Miles zögerte. Der Tribunus dagegen erschien ihm nach einigen Augenblicken schon wesentlich entspannter zu sein...

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    "Bene", quittierte Decurio Tiberius Cadius Tlepolemus die Meldung. Er wandte sich an Lázaros, mit dem er sich über ein paar tagespolitische Dinge, die Bubastis betrafen, unterhalten hatte. "Danke für die unproblematische Inempfangnahme, Lázaros. Wir machen uns dann mal wieder auf den Rückweg, wir werden erwartet." Die Männer reichten sich die Hand und wechselten noch ein paar Abschiedsworte, dann gab der Decurio seinen Männern endlich den erlösenden Befehl: "Alles aufsitzen! Abrücken!" Und der Trupp machte sich wieder auf den Rückweg nach Nikopolis, wo die Auxiliaren ihre Ausrüstung bereits erwarteten.

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    Tiberius Cadius Tlepolemus zog interessiert die Augenbrauen hoch. Briefe? Nach Germania und Italia? Der wollte doch wohl nicht wichtige Informationen über die Stärke der hiesigen Truppen preisgeben?


    "Du wirst informiert, wenn der Praefectus Legionis es für wichtig hält, dich zu informieren", brummte der Decurio. "Was ich dir sagen kann ist, dass es schon in Kürze einen Appell geben wird, auf dem eine Verkündung zur Lage der Provinz und des Reiches stattfinden wird."


    Der Decurio lehnte sich nun etwas vor und fixierte Eques Terentius argwöhnisch. "Aber sag mir lieber, Eques Terentius, welcher Art sind die Briefe, die du verschicken willst? Was hast du mitzuteilen und wem gelten diese Briefe?"

    http://www.sai.uni-heidelberg.…vatare/Legionarius009.jpg "Habt ihr das gehört, ihr Kröten?" spie Optio Quintus Bruttius Structus den anderen Rekruten nach der Antwort des Artorius entgegen. "Merkt euch also, was euer Kamerad so hervorragend erklärt hat." Auch wenn Severus die Regungen seines Vorgesetzten nicht zu sehen vermochte, er musste ihn jetzt sehr gut hören können. "Also behaltet eins gefälligst im Kopf: Wenn ich hier noch einmal einen sehe, der seine Rüstung nicht ordentlich am Leib trägt oder gar mit schiefer Rüstung zu spät auf dem Campus erscheint, reiße ich demjenigen den Kopf ab und scheiße ihm in den Hals! IST DAS KLAR?!" Der Optio war nun an einen Rekruten herangetreten, der bei den anderen in der Reihe stand und tippte bei seinen letzten Worten mit Nachdruck mit dem Zeigefinger gegen dessen Brustpanzer.
    Der Tiro, der nicht unbedingt den Eindruck machte einer der Nervenstärksten zu sein, riss erschrocken die Augen auf und krächzte: "Jawohl..." Gleichzeitig setzte ein leichtes Zittern in den Knien des Tiros ein.
    "Das heißt: Jawohl, OPTIO BRUTTIUS!" brüllte der Optio daraufhin noch verärgerter über die Impertinenz des Ahnungslosen.
    "Jawohl, Optio Bruttius!" wiederholte der Tiro, wobei er unter jedem Wort des Optios zusammengezuckt war.


    "Gut", sagte Bruttius dann in gespielt versöhnlichem Ton und erklärte dann laut: "Und damit ihr Würstchen euch meine Worte auch ordentlich einprägt und in Zukunft hier in Reih und Glied pünktlich und in vernünftiger Aufmachung anzutreten wisst, verordne ich euch allen für die nächsten drei Tage charakterstärkende Fleißarbeit."


    Womit der Optio jenen Befehl einläutete, den sämtliche Milites fürchteten:


    "Contubernia tironum ad stercus!"


    Der Befehl war erteilt, aber das hieß nun noch lange nicht, dass der erste Ausbildungstag für die Rekruten vorbei war. Statt dessen schickte der Optio sie vielmehr noch eine Runde um den Platz. Dann gab es die erste Mahlzeit, die die Rekruten in kürzester Zeit zu sich nehmen sollten, um dann wieder auf dem Exerzierplatz zu erscheinen, wobei sie diesmal ihr Scutum mitzubringen hatten. Nachdem der Optio die Reihe erneut auf Ordentlichkeit untersucht und ein paar arme Trottel zur Sau gemacht hatte, erteilte er die weiteren Befehle:
    "So, jetzt hört mal her! Einige von euch Waschweibern brennen sicherlich schon darauf, mit dem Gladius herumzufuchteln und sich in voller Montur lächerliche Kämpfe zu liefern. Daraus wird heute nichts! Ich habe euch euer Scutum mit herbringen lassen, weil ich erst einmal will, dass ihr mit eurer Ausrüstung im Alltag umzugehen lernt. Wir werden jetzt also zweierlei Dinge gleichzeitig üben.
    Erstens: Das Marschieren! Und zweitens: Das Scutum dabei zu tragen! Denn täuscht euch nicht, diese Dinger sind schwer. Wer sich also einbildet hier mit seinen mickrigen Ärmchen zu bestehen, der kann gleich wieder nach Hause zu Mutti kriechen. Ich will, dass ihr Oberarme wie Stiere bekommt und euren Schild im Notfall mit dem kleinen Finger hochheben könnt. Und bevor einer von euch jetzt dumme Fragen stellt: Keine Sorge, um die Muskeln in eurem rechten Arm kümmern wir uns noch früh genug!"


    Nach dieser Ansage erklang dann auch der Befehl, der die Rekruten in Marschbereitschaft versetzen sollte: "Tirones in agmen venite!"


    Nochmal holte der Optio tief Luft und rief, während er die halbwegs gerade Kolonne per Stock wieder in Form bringen musste: "Ihr werdet jetzt das Marschieren im Gleichschritt lernen. Gleichschritt bedeutet, dass ihr alle mit dem linken Fuß zu marschieren beginnt und im selben Tempo wie eure erbärmlichen Kameraden vorangeht. Wenn es 'ad dextram' und 'ad sinistram' heißt, schwenkt ihr in die entsprechende Richtung um. Wenn das Kommando 'consistite' und 'retro' ertönt, macht ihr auf der Stelle kehrt und marschiert nach entsprechendem Befehl in die entgegensetzte Richtung zurück. Gut, dann ist ja alles klar." Der Optio trat ein paar Schritte zurück und holte noch einmal tief Luft...


    Sim-Off:

    Wir setzen das Exerzieren jetzt auch praktisch um. Du startest in Feld 77 und blickst nach oben. Für jeden Anzähltakt des Optios rückst du ein Feld vor. Und natürlich befolgst du seine Befehle.


    Beispiel: "Aequatis passibus pergite! Unus - duo - tres - quatuor. Ad dextram pergite! Unus - duo. Consitite!" Dann bist Du vier Felder vorgerückt (37) nach rechts gedreht und noch zwei vor und daher auf Feld 39.





    "Tirones aequatis passibus pergite! Unus - duo - tres. Ad sinistram pergite! Unus - duo - tres - quattuor. Ad dextram pergite! Unus - duo. Consistite!"


    Sim-Off:

    Wie gesagt, Start auf Feld 77. Wo steht ihr jetzt und wohin seht ihr?

    Sim-Off:

    Zur Anrede: Die Römer kannten nur das "Du", nicht "Sie" oder "Ihr". Auch wenn Sermo wesentlich ranghöher als Thyrsus ist, darf Thyrsus ihn duzen. ;)


    Als der Terentius erklärte, dass es nicht unüblich für einfache Milites war, sich Patrone zu suchen, runzelte Sermo die Stirn. "Diese Praxis muss ich ausdrücklich missbilligen. Ich kann es nicht gutheißen, dass Milites untereinander oder gegenüber Offizieren Patronate eingehen. Die Loyalität des Exercitus Romanus gehört einzig und allein dem Kaiser selbst. Da bleibt kein Platz für offizielle Patronate innerhalb des Heeres." Mit Nachdruck schüttelte er den Kopf, bevor er dann aber hinzufügte: "Was natürlich nicht dagegen spricht, dass die Soldaten untereinander Freunde finden und eine enge Gemeinschaft bilden, die sich gegenseitig beisteht. Denn das ist der Sinn einer Legion."


    Dann hörte Sermo sich die Erläuterungen an, die Thyrsus bezüglich seiner Beweggründe vorbrachte. Letztlich hatte der Eques aber wohl eingesehen, dass Sermos Einwand seine Richtigkeit hatte und akzeptierte die Ablehnung respektvoll. Der Quintilier nickte noch einmal und entgegnete schließlich höflich: "Ich tue mein möglichstes, um die römischen Tugenden hochzuhalten und meinen Männern hier ebenso einzubläuen, wie ich es einmal bei meinen Kindern handhaben werde. Jedenfalls aber danke ich dir für dein Interesse an meiner Person. Vielleicht ergibt sich ja in Zukunft wirklich noch Gelegenheit, bei der ich auf dich zukommen werde." Was so viel hieß wie: Erstmal den Ball flach halten, man wird sehen.

    Sorry, dass ich quasi seit einer Woche nicht mehr viel geschrieben habe, bin zur Zeit wieder etwas mehr in Zeitnot. Ich bin aber zuversichtlich, dass es zum Wochenende hin wieder mehr wird. Bis dahin müsst ihr euch leider anders vertrösten. ;)

    http://www.sai.uni-heidelberg.…vatare/Legionarius009.jpg Optio Quintus Bruttius Structus musterte die Rekruten verächtlich. "Fortuna steh mir bei! Seht euch einmal an. Sehen so etwa Milites des glorreichen Exercitus Romanus?" Jetzt pickte er sich der Reihe nach Tirones aus der Linie, an denen er Mängel entdeckte. Sie stellte er in einer Reihe vor den anderen auf. Dann entdeckte er einen Rekruten, der ausnahmsweise ziemlich ordentlich aussah. "DU!" rief der Optio und fixierte den Tiro Lucius Artorius Severus mit seinem Stock. "Nach vorn! Tirones, dieser eine Kerl hier hat es geschafft, sich halbwegs ordentlich in seine Ausrüstung zu werfen. Schaut genau hin und vergleicht diese Chaoten hier vorne mit seiner Aufmachung." Er wandte sich an Severus. "Wie ist dein Name, Tiro?"


    Nachdem er auf seine Frage eine Antwort bekommen hatte, stellte er sogleich weitere Fragen. "Und jetzt erkläre deinen nichtsnutzigen Kameraden mal ganz ausführlich, was du da am Körper trägst, wie die Ausrüstung genannt wird und wozu sie gut ist." Und mit Nachdruck fügte er hinzu: "Und zwar LAUT UND DEUTLICH!"

    Die Antwort des ziemlich verblüfften Quintilius fiel relativ nüchtern aus: "Oh...nun...es ehrt mich, dass du mich als Patron wünschst. Allerdings kann ich deiner Bitte leider nicht entsprechen, selbst wenn ich wollte. Als Soldat Roms müsstest du doch wissen, dass dein Patron der Imperator Caesar Augustus ist. Nur ihm bist du zu Treue verpflichtet." Mit einem verschmitzten Grinsen fügte er dabei jedoch hinzu: "Natürlich stellt sich das zur Zeit als schwierig da, denn wir befinden uns im Konflikt mit dem Nachfolger des verstorbenen Princeps und die Lage ist alles andere als klar."


    Sermo sah den Eques entschuldigend an. "Andererseits verstehe ich nicht ganz deine Beweggründe. Wie kommt es, dass du glaubst du könntest als einfacher Eques eines Tages in den Ordo Equester aufsteigen? Denn...seien wir einmal ehrlich: Wer als einfacher Soldat im Militär beginnt, wird vielleicht im mittleren Alter Offizier, verbringt seine letzten Dienstjahre als solcher und geht dann als Veteran in den Ruhestand. Du könntest dich also eigentlich schon glücklich schätzen, wenn du Praefectus Castrorum würdest." Jetzt war Sermo ja mal gespannt, welche Gedanken sich dieser höchst ambitionierte junge Mann da gemacht hatte.

    "Lucius Terentius Thyrsus in einer privaten Angelegenheit. Na gut, dann komm mal rein." Cleon öffnete die Tür ganz und führte den Eques ins Atrium, wo er ihn bat einen Moment auf einer der Steinbänke dort platz zu nehmen. Dann ging er los um seinen Herrn zu unterrichten.


    Während Thyrsus wartete, kam die junge Sklavin Mára und bot ihm etwas zu trinken an. Wein, Wasser, Mulsum, Posca, der Quintilius hatte alles was man sich als Soldat wünschen konnte.


    Dann kam auch schon Cleon zurück ins Atrium. "Mein Herr empfängt dich jetzt, bitte hier entlang", wies er den terentischen Eques an ihm zu folgen und führte Thyrsus ins Tablinum, wo Iullus Quintilius Sermo in einer leichten Tunika am Schreibtisch saß und sich erhob, als der Besuch den Raum betrat.


    "Willkommen in meinem Haus, Eques Lucius Thyrsus von den Terentiern." Er reichte dem Mann die Hand. "Bitte, setz dich. Was führt dich zu mir? Es kommt nicht häufig vor, dass ein einfacher Reiter bei mir um ein privates Gespräch ersucht." Womit Sermo eigentlich ausdrückte: Was bitte willst du? Zu mir kommen sonst nur Offiziere.