Beiträge von Iullus Quintilius Sermo

    "Caelyn," wiederholte er ihren Namen. Was das wohl für ein Name war? Wie dem auch war, er stellte sich selbstverständlich ebenfalls vor. "Sermo. Ist mir eine Freude," erklärte er knapp, aber freundlich. Er hatte nicht vor irgendeiner dahergelaufenen Frau, die er aufgabelte, seinen kompletten Namen zu verraten. Hinterher landeten noch irgendwelche Saufgeschichten über Quintilii in der Acta! Wie gut, dass er nicht Gaius Schwanzus Longus hieß, denn so hätte er sich erst recht nicht vorgestellt. Mal abgesehen davon, dass er allein bei der Vorstellung hätte lachen müssen! :D
    Mit einem auffordernden Blick bot er seiner neuen Bekanntschaft einen Arm an, in den sie sich auch sogleich einhakte. "Na dann wollen wir mal," lächelte er schief und wies mit seinen halbwegs geraden Schritten den Weg. Ihr Genöle über Kannen und Kanten ignorierte Sermo besten Gewissens, statt dessen war er jetzt hellwach und übte sich im Komplimente machen. "Caelyn. 'N Schöner Name is' das." Zum Glück hatte sie aufgehört zu flennen, so konnte man sich wenigstens wieder richtig unterhalten. Sie kamen an eine Kreuzung, bogen nach rechts ab, bogen etwas später links ab, und spazierten durch eine etwas schmalere Seitenstraße, die von spärlichem Laternenschein erhellt wurde. "Da vorn isses gleich schon," erklärte er und deutete in eine unbestimmte Richtung. Seine Gedanken kreisten um allerlei unangenehme Dinge. Hauptsächlich war da noch immer Valentinus' Tod, den Sermo nur für einen kurzen Moment aus seinem Bewusstsein hatte vertreiben können. Jetzt aber kamen noch Spekulationen über Caelyns Bruder hinzu. Ja, die Welt war ungerecht, da musste er ihr wohl zustimmen. "Hörmal, wie hieß'n dein Bruder?" fragte er mit dem Mut eines Betrunkenen ziemlich direkt ins Blaue hinein. Erst als er die Worte schon gesprochen hatte, kam ihm die Befürchtung, dadurch eine neuerliche Tränenflut auslösen zu können. Jedenfalls tat es aber gut, jemanden - besonders eine Person von der hübschen, weiblichen Sorte - an seiner Seite zu haben, mit der er sein Leid teilen konnte.



    Sim-Off:

    Na, na, na, du Pösewicht. Auf den Poden mit dir! :P

    Sermo wollte ja eigentlich ebenfalls etwas erwidern. Erst auf Calvenas Worte bezüglich Salinator, dann auf Melinas Meinungen über Männer, und dann auf ihrer beider Aussagen, die sich immer mehr um Politik und zugleich irgendwie um Partnersuche drehte. Aber die Unterhaltung der Frauen entwickelte sich zum Selbstläufer und der arme Quintilier zwischendrin konnte gar nicht schnell genug zuhören. Ein Glück, dass Valerian dann endlich erschien und ihn von seiner Rolle als unglücklicher Hahn im Korb erlöste. "Salve Vetter," sagte er mit einer Spur Erleichterung in der Stimme. Er unterdrückte ein dreckiges Grinsen, als Valerian seine Verlobte mit einem Kuss begrüßte und widmete sich für einen Moment seinem Wein, der mittlerweile eher lauwarm als glühend war. "Wir hatten ausgiebig Gelegenheit, einander vorzustellen und erste Annäherungsschwierigkeiten zu überwinden," erwiderte er daraufhin leicht scherzhaft auf die Frage des Neuankömmlings. "Ich bin sogar überrascht, wie gut sich unsere beiden jungen Damen hier auf Anhieb verstehen," ergänzte er außerdem mit einem schmalen Lächeln, den Blick an Calvena und Melina gewandt.

    Mit einem vergnügten Kopfschütteln tadelte Sermo seinen Vetter spaßeshalber für dessen vermeintliche Dreistigkeit. "Gut, dann lass dich von mir bloß nicht aufhalten. Nicht, dass dein Diebstahl noch bemerkt wird." Er zwinkerte Valerian fröhlich zu und wünschte dann noch einen schönen restlichen Arbeitstag, bevor er sich wieder zurückzog in die Bibliothek, seinen Hort der Ruhe.

    Bedauernd betrachtete er Melinas Mienenspiel. Sie hatte ja irgendwo recht, das wusste Sermo doch. Aber was sollte er denn in Ostia mit ihr machen? Er war doch kein Paedagogus, der sie ständig beaufsichten konnte, damit sie keinen Blödsinn anstellte. Und erst recht konnte er ihr nicht regelmäßig ein Lehrer der Tugenden sein, wenn er einmal richtig in der Arbeit steckte. Resignierend seufzte er auf und zuckte mit den Schultern. "Hm," machte er unschlüssig. "Ich kann dir natürlich auch nicht so direkt verbieten, mitzukommen..." Besonders jetzt konnte er ihr nicht einfach diesen Wunsch ausschlagen. Na, sollte sie ihn eben begleiten. Sie würde schon merken, wie langweilig Ostia für sie sein konnte. Oder, wenn Sermo Glück hatte, gefiel ihr der kleine Küstenort ja sogar. Das würde sich dann zeigen. "Also gut, dann komm eben mit mir nach Ostia. Du wirst ja sehen was du davon hast," stimmte er vorsichtig und warnend zugleich ihrer Bitte zu und machte sich bereits auf eine herzliche Umarmung oder ähnliche peinliche Gefühlsausbrüche gefasst.

    Zitat

    Piso bei der Salutatio
    Piso blickte zuerst erstaunt, dann grinste er ebenfalls. „Ich meinte deinen Vater, Quintilius! Er war ja sicher Ritter, wenn er Tribun war.“ Da hatte er sich wohl nicht klar genug ausgedrückt. „Aber es ist ja wohl nicht der Rang eines Ritters, den du anstrebst, sondern der ordo senatorius, oder?“, fragte er nach. Wenn Sermo sich in die Politik bewegen wollte, war der dazugehörige ordo unerlässlich – wie auch der richtige Patron, um ihn zu erlangen, doch da hatte Sermo ja genau den Richtigen gewählt.
    [...]


    "Achso, entschuldige," lachte Sermo, dem das Missverständnis offensichtlich ein wenig peinlich war und seine Verlegenheit jetzt mit einer schnellen Antwort wegwischen wollte. "Selbstredend arbeite ich auf den Ordo Senatorius hin, denn wie sonst wäre es mir möglich den Cursus Honorum zu bestreiten?"
    Sie verließen das Haus, den Umhang eng um sich ziehend, denn es war noch kein wundervolles Frühlingswetter auf Roms Straßen, sondern vielmehr verhangenes spätwinterliches Dreckswetter. Ein kühler Wind pfiff durch die Gassen und eine graue Wolkendecke schirmte die Stadt gegen wärmende Sonnenstrahlen ab. Die Frage des Flavius über Sermos Herkunft ließ diesen stolz schmunzeln. "Ich bin hier geboren und aufgewachsen, bis ich als Jugendlicher aus diesem brodelnden Kessel fortgeschickt wurde. Zum ruhigen Studium nach Achaia." Er zwinkerte seinem Nebenmann zu, war dieser Weg doch nicht unüblich. Viele Römer schickten ihre Zöglinge aus der Urbs Aeterna fort, um für eine gewisse Bildung zu sorgen. Doch irgendwann führte ihr Weg freilich wieder zurück hierher, denn nur in Rom konnte man so weit kommen wie sonst nirgends. "Ravenna? Erzähl mir davon," forderte er Piso freundlich auf, Interesse heuchelnd. Der Ort war vermutlich genauso ein Kaff wie Mantua oder Misenum. "Vertu dich nicht. Was Ostia angeht liegen viele Leute falsch," tadelte Sermo den Vigintivir augenzwinkernd. "Ostia ist Umschlagplatz für praktisch alle Waren, die über den Seeweg nach Rom kommen. Ganz zu schweigen von den abertausenden Talenten Getreide, die dort über das Jahr hinweg anlegen." Er schwärmte begeistert vor sich hin. "Ostia ist zwar ein kleiner Ort, doch sein Charme ist unwiderlegbar. Solch eine kleine Stadt und doch so viel Potential dabei! Und Rom ist ja gleich in der Nähe. Ich werde mich gewiss dort wohl fühlen." Und mit einem schmalen Lächeln fügte er zu seiner Erzählung hinzu: "Aber vermutlich denke ich gerade so, weil ich Rom bereits seiner meiner Geburt kenne."

    Zitat

    Original von Iullus Quintilius Sermo
    Melde mich über's Wochenende nur sporadisch anwesend.


    Aus "sporadisch anwesend" wurde leider "komplett abwesend" und auch leider etwas länger als nur übers Wochenende. Entschuldigt die unangekündigte Abwesenheit. Bin wieder da.

    "Salve," erwiderte Sermo und nahm dankend Platz. Er kam gleich zur Sache, denn er brannte vor Ungewissheit. "Mein Bruder ist tot, Octaivus. Und du weißt warum." Er riss sich zusammen, beherrschte seine Gefühle. "Sag mir was du weißt...bitte." Er erinnert sich nur zu gut an die Formulierung aus dem Brief des Octavius, die ihn in solche Rage versetzt hatte. Den Anforderungen des Militärs nicht standgehalten... oder so. Von wegen, das war nicht Valentinus' Art! Er biss sich überall durch und schaffte es, sich zu gewinnen!

    Ha! Da hatte er es ihr aber gegeben. Die Augen der 'schmierigen Eiterbeule' blitzten auf vor Zorn, man konnte bereits sehen wie die Raubkatze die Klauen ausfuhr und zum tödlichen Sprung ansetzte. Innerlich bereitete Sermo sich auf den Angriff vor, errichtete Schutzwälle und Palisaden, hob Verteidigungsgräben aus und spickte diese mit Krähenfüßen. Er legte seine Rüstung an, zog tapfer die Klinge aus der Scheide und stellte sich wagemutig dem Ansturm entgegen, der sich am Horizont formierte. So sah das ganze für Sermo aus.
    Caelyn hingegen sah nur einen schief stehenden Quintilier, dessen Augenbrauen sich trotzig zusammenzogen und dessen Brust ein bisschen vor Stolz und Selbstsicherheit anschwoll, der jedoch erwartungsvoll mit leicht verschwommenem Blick in ihre Richtung stierte. Er wartete darauf, dass sie sich auf ihn stürzen würde, dass es zu einer Rauferei käme...


    Ihre Reaktion jedoch traf ihn wie der Schlag. Was in aller Götter Namen? Sie fing an zu heulen! Sermo traute seinen Augen nicht. Einen Augenblick lang stand sie da, schluchzte vor sich hin und fing dann an irgendwelche Erklärungen zu brabbeln. Aha, ahja, alles klar. Bruder tot? Ungerecht? Heirat, Liebe, Kuh? Hochkonzentriert kniff er die Augen zusammen und versuchte ihrer Geschichte zu folgen, doch es gelang ihm nicht. "Wat...?" machte er also nur und schaute dann ziemlich bedeppert, als die Kleine auf ihn zu kam und ihn ... freundschaftlich auf die Schulter klopfte?!?!?!
    "Äh..." grübelte Sermo unschlüssig. Er war etwas perplex über diese Szene, die die gar nicht so schmierige Eiterbeule ihm hier jetzt plötzlich abzog. Als er wieder einen halbwegs klaren Gedanken fassen konnte, zog er erst einmal ein Taschentuch hervor. "Hier," bot er an und reichte ihr das Tuch. Die war ja völlig verheult, das wollte ja gar nicht mehr aufhören zu laufen! War wohl noch nicht lange her, der Tod des Bruders. Na, Valentinus war ja auch erst vor kurzem...
    "Ja, betrinken. Tu ich auch grad." Was offensichtlich war, so lang wie die Fahne schon war, die er hinter sich herzog. "Eh...also ich kenn' da ne Schänke, gleich um die Ecke. Wenn du willst..." Das Angebot brachte er nur zögerlich hervor, denn er wusste nicht woran er hier war. Machte die Ische das alles nur zur Schau, um ihm später einen Dolch in den Rücken zu rammen und ihm dann sein Geld abzuknöpfen? Oder wollte sie ihn völlig betrunken machen und ihm dann sein Geld abknöpfen? Oder wollte sie vielleicht...pah! Wunschdenken. Mit einem energischen Kopfschütteln verwarf er jegliche ausschweifenden Gedanken und musterte die blonde Heulsuse eingehender. Hübsch war sie ja, das musste er ihr lassen. Und mit völlig verheulten Augen war sie auch ganz niedlich. Stirnrunzelnd beobachtete er, wie sie das Taschentuch vollsaute. In seinem Magen blubberte Wein und er musste aufstoßen. Mit seinem letzten Rest Verstand überzeugte er seinen Kopf, sich zur Seite zu drehen, um den Weinatem wenigstens nicht in ihr Gesicht zu bölken. "So...sag, wie heißt du überhaupt? Ich geb mir nich' die Kante" - Sermo war aufgefallen, dass das Weib den Spruch verwurschtelt hatte und betonte jene zwei ausgewechselten Buchstaben daher besonders - "mit 'ner Fremden." Er lächelte schief, während er sie fragend ansah. Vor lauter Herumstehen wurden seine Beine langsam müde, weshalb er sich derweil mit einem Arm an der benachbarten Häuserwand anlehnte.

    Wasserdampf stieg auf, während sie so dasaßen und redeten. Sermo nickte zustimmend. "Die rhetorische Ausbildung der Senatoren lässt zu wünschen übrig, meinst du?" Er meinte diese Behauptung nicht ganz ernst, was man an einem schiefen Grinsen auch erkennen konnte. "Wie man sie wohl zu ertragreicheren Beiträgen motivieren könnte?" Dabei stellte er sich außerdem die Frage, ob jeder Senator einen Gesetzesvorschlag oder ähnliches Vorbringen konnte, aber dem schien wohl so zu sein, wenn Macer so allgemein darüber sprach.
    "Vielleicht sollte man die Aufgabe der Moderation dem Princeps Senatus übergeben, der genau zu diesem Zweck gewählt würde," dachte er laut über Macers Worte nach. "Dann könnte man gewiss mehreren Abstimmungen vorbeugen, die sonst womöglich wiederholt werden müssten." Die Anspielung auf jene unnötigen Abstimmungen hatte er natürlich registriert. Das Verhalten des Consuls war unter Macers Klienten durchaus Gesprächsthema gewesen, weshalb Sermo nicht schlecht informiert war.

    Von der Porta kommend, marschierte Sermo strikt ins Atrium ein. Angespannt sah er sich um. Wo war dieser Octavius, der ihm so eine läppische Erklärung für den Tod seines Bruders gegeben hatte? Er wollte Antworten! Vernünftige Antworten! Antworten, die dem Tod seines Bruders einen Sinn gaben! Er setzte das viel geübte kalte Gesicht auf, versuchte keine Regung zu zeigen. Innerlich jedoch glühte er vor Trauer und Zorn zugleich.

    Das Lächeln der Decima war Entschädigung genug für den entgangenen Kavaliersdienst und so hegte er keinen Ärger. Vielmehr genoss er es, dass er den ursprünglich allein geplanten Abend in Gesellschaft einer solch reizenden Dame verbringen konnte.
    "Vielleicht ist ja noch ein Zimmer frei für heute Nacht", sagte Decima Valeria. Ihr Götter! Sermo musste ein räuberisches Grinsen unterdrücken, als sich in seinem Kopf eine flegelhafte Antwort formte: In meinem Zimmer ist noch ein Bett zu haben, Süße. Statt eines überbreiten Grinsens setzte er ein dezentes Lächeln auf und meinte gönnerhaft: "Gewiss, das Haus wirkte nicht allzu voll, als ich heute Mittag mein Zimmer bezog." Valeria schlussfolgerte richtig, denn er antwortete: "Richtig. Ich bin in Rom geboren und wohne zur Zeit auch dort." Und deshalb sah er auch gleich eine kleine Chance, dass sie vielleicht sogar den Weg zurück in die ewige Stadt zusammen bestreiten könnten. So weit wollte er jedoch zum jetzigen Zeitpunkt des Gesprächs noch nicht gehen, weshalb er zunächst weiter Informationen sammelte. "Was führt dich denn nach Ostia, wenn ich fragen darf?" Vielleicht konnte er sie ja überreden, noch ein wenig länger zu bleiben. Immerhin wollte er sich die Stadt morgen etwas näher anschauen, da er heute nur die Gänge in die verschiedenen Officien und ins Archiv geschafft hatte, um sich gewisse Akten zuzulegen.

    "Hm," machte Sermo nur, als Valerian so schlecht von dem Vescularier sprach. Der Mann schien ja wirklich ein ätzender Mensch zu sein. "Ich werde mal sehen, was sich so machen lässt. Das hat alles noch etwas Zeit. Aber danke für den Rat, ich werde mich danach richten." Er klopfte seinem Vetter freundschaftlich auf die Schulter und schenkte ihm ein dankbares Lächeln. Er schätzte es sehr, so auf die Unterstützung setzen zu können, die er stets von seiner Familie erhielt.


    "Ja bitte, frag ihn ruhig. Ich würde mich wirklich über das gemeinsame Training freuen, sag ihm das ruhig," erklärte er gut gelaunt. Daraufhin fragte er aber neugierig: "Hast du gerade eigentlich Feierabend, oder nur eine kurze Pause?"

    Amüsiert schüttelte Sermo den Kopf über Melinas Albernheiten. Er zuckte mit den Schultern und erklärte gut gelaunt: "Nein, Patrizier sein wäre nichts für mich. Die haben mehr Pflichten und Bürden, als gut für sie ist. Geld haben sie zwar auch in Hülle und Fülle...aber da lebe ich lieber unbeschwert, als ständig Stress zu haben." Seine Worte waren natürlich sehr lapidar und taten die Rechte und Pflichten, die Traditionen, die der alte Adel pflegte und die Privilegien, die Patrizier genossen, leichtfertig ab.


    "Potitus Vescularius Salinator. Ja, das ist der Praefectus Urbi, Stellvertreter des Kaisers in dessen Abwesenheit und höchster Mann in der Stadtverwaltung Roms." Ungläubig warf Sermo seiner Schwester einen schiefen Blick zu, als sie ihr Interesse an der Politik verkündete. Was war denn plötzlich mit der los? So kannte er Melina ja überhaupt nicht! Dass sie natürlich einen großen Batzen Unfug in ihre Erzählungen einbaute, störte Sermo überhaupt nicht, er war es mittlerweile gewöhnt und regte sich - zumindest in Calvenas Anwesenheit - nicht darüber auf. Mit einem unbefangenen Lachen antwortete er: "Selbstredend teile ich deinen Enthusiamus für die Politik. Und ich bin guter Hoffnung, wirklich eines Tages selbst große Töne in den Senatshallen spucken zu dürfen. Aber Melina, wie oft muss ich dir noch sagen, dass du mir nicht immer hinterherspionieren sollst? Wenn du so verknallt bist in deinen großen Bruder, solltest du es einfach sagen." Er wandte sich mit einem ironischen Kopfschütteln direkt an Calvena. "Weißt du, sie ist ja ganz vernarrt in mich. Kein Wunder, dass sie jetzt solche Dinge erzählt. Sie will dich nur abschrecken, damit sie mich ganz für sich allein hat." Er zwinkerte der Germanica heimlich zu. Vielleicht spielte sie das alberne Spiel ja ein wenig mit.


    Melinas Rede über willkürliche Entscheidungen und deren Sinn machten allerdings nicht so viel Sinn, weshalb Sermo das nicht ganz so ernst nahm. Ihr zweiter Satz jedoch enthielt etwas Wahres. "Richtig, er wäre sonst nicht so weit gekommen," pflichtete er einfach bei, tat jedoch seine eigene Meinung dazu nicht kund. Vielmehr kommentierte er noch Calvenas Erklärung über Octavius Macers eigentlichen Wunsch, in Rom zu bleiben. "Ahja? Sind dir diese familiären Gründe bekannt?"

    Melinas Worte über sein Vorhaben entlockten ihrem Bruder nur ein schwaches Schmunzeln. Ja, es passte wohl zu ihm, da hatte sie Recht. Auch, wenn er sich die Rolle eines Militärs ebenso gut vorstellen konnte. Als Nachfolger seines Vaters quasi. Doch dafür müsste er erst einmal mehr auf die Rippen bekommen, mit dem Schwert umzugehen lernen und das Ringen noch eine Spur professioneller beherrschen. Und natürlich die Examina an der Militärakademie absolvieren.
    "Mich begleiten? Hm," machte Sermo auf ihre Frage hin. Er war unschlüssig. War es sinnvoll, Melina mit nach Ostia zu nehmen? "Ich weiß nicht...ich glaube du solltest lieber hier bleiben. Auch wenn du gewiss eine gute Schauspielerin bist." Er lächelte aufmunternd, während er fortfuhr. "Ich werde ja oft zu Besuch kommen, so weit liegt Ostia ja nicht von Rom entfernt. Und Diomedes ist ja auch noch hier. Wenn du möchtest, kaufe ich dir auch eine Sklavin, damit du nicht mit dem alten Griechen allein über den Markt streifen musst." Er zwinkerte ihr zu und zwang sich zu einem breiteren Lächeln. Er wollte Melina in Rom wissen, wenn er fort war. Hier konnte, nein musste sie den Umgang mit anderen wohlhabenderen Römerinnen pflegen und sich die Tugenden einprägen. Aber das hatte er ihr ja schon einmal erzählt, wiederholen würde Sermo sich gewiss nicht. "Ich werde dich nicht allein lassen," bekräftigte er jedoch noch einmal, zur Beruhigung.

    Eigentlich eine richtig malerische Szenerie, die sich dem Betrachter bot. Zwei Fremde am Strand, unbefangen plaudernd. Der Wind spielt fröhlich mit dem Sand, während die Wellen eins ums andere Mal gegen den Strand anbranden. Wenn es doch nur im Frühjahr wäre, mit Sonnenlicht und Wärme! Nein, es war Februar. Es war kalt, nass und unangenehm. Aber das störte Sermo nicht daran, sich am Anblick der hübschen Fremden zu ergötzen. Die Blonden Strähnen fielen wieder zurück über den Ohrring, was auch weiteres hinters-Ohr-streichen nicht ändern können würde.
    Als Sermo der Dame seinen Schuh beziehungsweise konkludent seine beiden Schuhe anbot, nahm er ihre Antwort zunächst ernst und schaute verdutzt drein. Wollte sie ihn etwa zum Narren halten? Da war er schon so freundlich und dann wurder auch dafür auch noch verarscht! Na, aber von so einer Frau ließ er sich das gerne gefallen. Er grinste schief und zog den Schuh dann wieder an. "Na gut, wenn du meinen Schuh nicht willst..." Er erhob sich wieder und sie führten ihren Weg fort. Zügigen Schrittes, aber nicht gehetzt. "Decima Valeria, es ist mir eine große Freude. Ich bin Iullus Quintilius Sermo." Er deutete eine kleine Verneigung an und lächelte aufrichtig. "Abgemacht, deinen heißen Wein sollst du bekommen. Ich nächtige in einem schicken kleinen Gasthaus nahe des Forums. Kleine Preise, großes Essen." Er zwinkerte Valeria zu. Es war wirklich ein glücklicher Zufall gewesen, dass er diese Taberna gefunden hatte. Und erst recht, dass er diese Decima getroffen hatte. Ob sie wohl etwas über den Centurio Decimus Serapio erzählen konnte? Er würde sie jedenfalls später nach ihm fragen.

    Breit grinsend stieß das Brüderchen sein freches Schwesterchen mit dem Ellenbogen in die Rippen und schob (beinahe) ganz ernst ein: "Melina, für so etwas haben wir doch Sklaven. Als würde ich hier selbst aufräumen!"


    Dann ging Calvena näher auf den Octavius zu sprechen. "Er war nur kurz da? Vielleicht ging es ihm nach dem Kampf ja auch nicht so gut, war er auch gestürzt?" Über den fahrlässigen Dompteur wusste er selbst nicht sonderlich viel zu berichten. "Keine Ahnung. Ich glaube der Bär hat ihn verwundet, aber er konnte wohl im Getümmel untertauchen. Vielleicht hockt er jetzt irgendwo in einem Kerker, vielleicht musste er nur eine Straße zahlen. Oder aber er hat sich längst aus dem Staub gemacht und genießt jetzt die Sonne in... Syracusae oder so." Sermo machte eine ausschweifende Handbewegung, die ungefähr richtung Mare Internum deuten sollte, doch von hier aus war das sowieso praktisch unbestimmbar.
    Die nächste Information ließ Sermo staunen. "In Mantua, sagst du? Warum geht er in ein solch elendes Kaff? Will er denn nicht einmal Germanien oder Gallien sehen? Oder gar das sonnige Ägypten?" Verständnislos schüttelte er den Kopf. Eine solche Gelegenheit die Welt zu sehen würde er sich niemals entgehen lassen.