Beiträge von Iullus Quintilius Sermo

    http://www.sai.uni-heidelberg.…vatare/Legionarius009.jpg Die Tage vergingen und die Tirones übten immer wieder mit Gladius, Scutum und Pilum. Mit jedem Tag erkannte Optio Bruttius leichte Verbesserungen, bei manchen mehr, bei manchen weniger. Zwar musste er natürlich immer wieder den Stock kreisen lassen, aber nicht mehr bei jeder Übung und auch nicht mehr bei jedem der Männer.


    "Heute", begrüßte er die Rekruten an einem weiteren der zahllosen Ausbildungstage, "werde ich euch in der Disziplin unterrichten, die ein römischer Soldat üblicherweise nicht gebraucht. Es geht um das Bogenschießen. Fragt mich nicht, welcher parthische Wurm den Bogen einst erfunden hat, aber unser schlimmster Feind hat den Umgang mit dem Bogen zur Perfektion gebracht. Weil der Bogen eine größere Reichweite hat als der Speer, will ich euch heute in den Grundlagen unterrichten."


    Er wies auf einige Strohballen, die etwas entfernt platzier worden waren. Auf einem Karren lagen dagegen Reflexbögen und Pfeile bereit. "Jeder nimmt sich einen Bogen und drei Pfeile!" befahl der Optio und erläuterte wenig später: "Kann mir jemand sagen, wann ein Legionär einen Bogen benutzt?"


    Der Vorfall mit Tiro Egnatius war nun bereits einige Zeit her und vielleicht schon vergessen.*


    Sim-Off:

    *Was nicht heißt, dass die Bestrafung nicht ausgespielt wird. Ich führe hier dennoch schonmal parallel die Ausbildung weiter fort.
    Ich habe übrigens im ersten Beitrag dieses Thread eine Ausbildungsübersicht eingefügt, wo du deinen aktuellen Stand immer kontrollieren kannst.

    http://www.sai.uni-heidelberg.…vatare/Legionarius009.jpg Nachdem Optio Quintus Bruttius Structus den Tiro beim Tor abgegeben hatte und sicher sein konnte, dass dieser bei seinem Centurio Aulus Trebellius Posca abgeliefert werden würde, kehrte er zum Campus zurück und bekam dort nach sehr genau mit, wie die verbliebenen Tirones die letzten zehn Liegestütze unter letzter Kraftanstrengung absolvierten.


    "In Ordnung, Tirones", sagte er in etwas versöhnlicherem Ton als zuvor. "Ich denke das war genug für heute. Jetzt gibt's erstmal Feierabend. Morgen früh Antritt zur selben Zeit wie heute. Und wehe einer von euch kommt zu spät!"


    Damit war der Ausbildungstag für heute abgeschlossen und die Rekruten konnten sich auf ihre Stuben zurückziehen. Etwas Ruhe konnte jetzt gewiss nicht schaden.

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    Energischen Schrittes hatten zwei der Milites am Tor den Tiro Egnatius zu seinem Vorgesetzten geschleppt, dem Centurio Aulus Trebellius Posca. Dort klopften sie kurz an und ließen sich von dessen Optio Tabellarii anmelden.


    “Centurio, melde gehorsamst“, begann der Miles, nachdem er zackig salutiert hatte. Der dicke Posca legte viel Wert auf schneidiges Auftreten, das wusste jeder. Da sparte man lieber nicht an Zackigkeit.
    “Optio Quintus Bruttius Structus schickt dir diesen Tiro zur Bestrafung.“ Es hatte kurz zuvor einen Vorfall auf dem Campus gegeben, der Sanktionen erforderlich machte.

    Nachdem man die drei ausgepeitschten Milites weggebracht hatte, um sie medizinisch zu versorgen, wurde der letzte verbliebene Abgeurteilte vor den Praefectus Castrae gezerrt. Er winselte und jammerte und versuchte sich aus dem Griff der Wachen herauszuwinden, was ihm aber nicht gelang.


    "Milites" richtete der Praefectus Castrae sich an die Versammelten. "Dieser Kamerad hat sich am schwersten des Ungehorsams schuldig gemacht. Er erstach einen Menschen, verging sich an seiner Tochter und widersetzte sich seinem Centurio! Als Strafe soll er dreißig Peitschenhiebe spüren. Des Weiteren wird er zwei Tage lang ohne Cingulum Militare am Pranger stehen und dann zwei Wochen im Carcer schmoren! Dies, Milites, soll euch eine Lehre sein, dass Disziplin die oberste Soldatenpflicht ist!"


    Ein kurzer Blick zu einem der Soldaten, der bereits aufgeregt die Peitsche in der Hand wog, dann gab der Praefectus das Kommando: "AGE!"


    Und wieder hallte das Geräusch schnalzender Peitschenhiebe über den Platz. Wieder wurde die Haut auf dem Rücken eines Soldaten in Fetzen gerissen und wieder lief das Blut in Strömen in den staubigen Boden und sammelte sich zu einer mahnenden Fütze. Am Ende war der Verurteilte gewiss halbtot. Zumindest ging Sermo davon aus, denn er war schlaff und leblos, als man ihn an den Pranger vor der Principia schnallte. Dort würde er jetzt zwei Tage lang in der brütenden Hitze verbringen müssen. Wenn der Mann danach auch noch zwei Wochen Carcer überlebte, wäre Sermo ernsthaft verblüfft. Aber er glaubte nicht an dessen Überleben und versuchte einfach keinen Gedanken mehr daran zu verschwenden.


    "ABITE!" hieß es schließlich und die Hilfstruppen durften in ihre Baracken zurückkehren. Hoffentlich würde es solche Vorfälle in nächster Zeit nicht häufiger geben.
    "Ich denke es könnte nicht schaden, die Männer in den nächsten Wochen verstärkt körperlicher Ertüchtigung zu unterziehen. Wenn sie abends erschöpft auf ihr Lager fallen, haben sie am nächsten Tag keine Dummheiten im Kopf. Und auch keine Zeit dafür, wenn sie tags darauf wieder auf dem Campus stehen müssen." Er sah den Praefectus Castrae eindringlich an.
    "Klingt nach einem Plan", pflichtete dieser bei und erhob sich. "Ich habe jetzt Hunger. Wie geht es dir?"
    Sermo nickte nur. Etwas Ablenkung konnte jetzt wohl nicht schaden.

    Der Bote war Eques, genauer gesagt einer der Meldereiter, die der Tribunus Angusticlavius Quintilius mitgenommen hatte. Er klopfte energisch an die Tür zum Vorzimmer mit den Legionsschreibern und salutierte stramm, wobei eine kleine Staubwolke zwischen seinen dreckigen Caligae aufwirbelte.


    "Eques Sisenna Acilius Corbulo, Turma Prima, Legio XXII Deiotariana. Melde gehorsamst: Habe Nachricht von Tribunus Angusticlavius Quintilius für den Praefectus bei mir!"


    Womit er dem Optio Tabelarii eine Wachstafel überreichte.



    N U N T I O


    Errichtung der Auxiliarlager wie befohlen abgeschlossen, vorgeschobene Posten eingerichtet. Die Cohortes haben Stellung bezogen und warten ab. Bisher keine außergewöhnlichen Sichtungen. Habe Kommandozentrale bei Saïs bezogen. Erbitte weitere Befehle.



    IULLUS QUINTILIUS SERMO
    -TRIBUNUS ANGUSTICLAVIUS LEGIONIS XXII-


    http://www.sai.uni-heidelberg.…vatare/Legionarius009.jpg
    "SCHNAUZE DA HINTEN!"
    Der Optio würdigte die Schwätzer nur eines kurzen Blickes, bevor er sich wieder seinem Opfer zuwandte.
    "PUBLIUS SCHEISSHAUFIUS MURCUS" schrie der Optio den nervösen Wicht an, um dann ein bisschen weniger brüllend, aber immer noch stocksauer, fortzufahren.
    "Wie kommst du kleiner MISTSACK darauf, meine Befehle zu missachten?! Habe ich nicht GLASKLARE Anweisungen erteilt? WAS geht bitteschön in deinem kleinen SPATZENHIRN vor?!"


    Tief atmete Bruttius durch und fasste sich wieder halbwegs, bis er wieder halbwegs klar denken konnte. Dann erteilte er Anweisungen, die niemanden hier sonderlich erfreuen würden. "Tirones, die Übung ist augenblicklich beendet. Jeder von euch absolviert jetzt vierzig Liegestütze zum Abschluss. Tiro....ARTORIUS! DU zählst mit!" Der Optio hatte einen Augenblick gebraucht, um sich den richtigen Mann auszugucken, bis er den achso klugen Typen aus der ersten Stunde entdeckt hatte. Der würde seinen Spaß haben beim Zählen und gleichzeitigem stemmen.
    "Und du, Tiro Egnatius, wanderst augenblicklich in den Karzer bis der Centurio informiert wurde. Mitkommen."
    Womit er den Tiro am Arm packte und bis zum Lagertor mitschleifte, wo er ihn den Wachen übergab, die ihn einbuchten sollten. Auf dem ganzen Weg über den Campus hatte er ein Ohr auf die Tirones, von denen besagter Artorius hoffentlich bis zum Ende durchzählte, wenn er nicht ebenfalls sein blaues Wunder erleben wollte.

    Laut hallte das Klatschen der Stockschläge über die freie Fläche vor dem Lager. Der Praefectus Castrae hatte nahezu die gesamte Kohorte antreten lassen. Die Hilfstruppen sollten dabei zusehen, wie er an ihren Kameraden ein Exempel statuierte. Vielen konnte man die Bestürzung am Gesicht ablesen, als sie bei jedem Schlag gequält die Miene verzogen.


    "Jetzt sehen sie, wie teuer ihnen Ungehorsam im Exercitus Romanus zu stehen kommt", brummelte der Praefectus, als der erste der Bestraften endlich zu schreien begann. Er war einer von fünf Milites, die 'nur' fünfzehn Schläge mit dem Stock verpasst bekamen, weil sie die jungen Frauen, die sie vergewaltigt hatten, nicht auch noch halbtot geschlagen und auch ihren Vorgesetzten keinen weiteren Ärger gemacht hatten.


    Schlimmer traf es vier ihrer Kameraden. Die Typen hatten erstmal ihre Opfer völlig verprügelt, dann noch einen Dorfbewohner abgestochen und sich später auch noch ein Wortgefecht mit ihrem Vorgesetzten geliefert, als die ganze Geschichte rauskam. Drei der Männer bekamen je zwanzig Peitschenhiebe zu spüren. Nachdem die ihre blutenden Kameraden mit blauen Rücken vom Platz getragen worden waren, band man die drei an einem Gestell fest und ließ ihre Vollstrecker vortreten, die schon jahrelange Übung im Peitschenschwingen besaßen. Sermo hatte dafür gesorgt, dass bei den beiden frisch ausgehobenen Kohorten eine bestimmte Anzahl erfahrener Legionäre einen besonderen Dienst versahen, was sich jetzt gleich auszahlte.


    Bereits beim ersten Peitschenhieb brüllten alle drei Milites vor Schmerz. Ihre Haut platzte sogleich auf und entließ erste Rinnsale ihres Körpersaftes. Sermo sah ganz genau hin. Er hatte bei der Legio XXII bereits einige Bestrafungen miterlebt, aber es war immer wieder eine ganz besondere Erfahrung für ihn. Irgendwie war diese Art der Behandlung abstoßend. Andererseits gebot es die Durchsetzung von Disziplin und Ordnung, die Männer so hart zu bestrafen. Im Grunde genommen juckte Sermo das Schicksal dieses unwichtigen Individuums ja auch nicht. Nur der Anblick seines Leidens faszinierte ihn seltsamerweise und widerte ihn gleichermaßen an. Zweitausend Jahre später würde man dabei über Autounfälle sprechen: Man will nicht hinsehen, aber man kann den Blick auch nicht abwenden.

    http://www.sai.uni-heidelberg.…vatare/Legionarius009.jpg Prüfend ruhte der Blick des Optios auf den Anstrengungen der Rekruten. Die erste Reihe warf und viele schlugen sich ganz gut, einige vermasselten ihre Sache aber auch. Die Tirones, die nicht trafen, meldeten dies dem Optio artig. Bis dahin lief alles gut. Optio Quintus Bruttius Structus wollte schon den Befehl zum Strafrundenlauf geben, als dann plötzlich einer aus der Reihe tanzte.
    "Bona dea..." krächzte der Optio. Er war einen Augenblick lang perplex, dass überhaupt jemand so blöd gewesen war, seine Befehle zu missachten, bevor er sich zusammenreißen konnte. Und dann entdeckte er auch schon, wer der Übeltäter gewesen war.


    "TIRO, VENITE! PRONTO!" brüllte er mit wutverzerrtem Gesicht, wobei er sich energisch zwischen den anderen Rekruten auf den Übeltäter zu durchdrängte.


    "TIRO, WAS HABE ICH GESAGT?" schrie der Optio dann heraus, als der Rekrut angetreten war. Er gab dem armen Kerl keine Zeit zu antworten.
    "NIEMAND. WIRFT. BEVOR. ICH. DAS. KOMMANDO. GEBE. VERDAMMT NOCHMAL!"
    Quintus Bruttius Structus war rot angelaufen vor Zorn. An seiner Stirn pochte eine Ader und auch an seinem Hals sah man das Blut pulsieren.
    "WIE IST DEIN NAME, TIRO?"

    http://farm3.staticflickr.com/…87041926_1c53852576_m.jpg Vom Castellum der Cohors III Annaea Aegyptorum kommend, hatten Sermo und die ihn begleitenden Equites der XXII Deiotariana sich quer durch das nordöstliche Delta geschlagen und den hiesigen Widrigkeiten zu trotzden gesucht. Der Anblick des Torhauses jenes Standlagers, das Sermo hier erst vor wenigen Tagen in Auftrag gegeben hatte, wirkte wie der erfrischende Wasserschlauch nach einem March durch die Wüste auf die erschöpften Milites. Stechmücken plagten sie, die Sonne brannte unerbittlich zwischen dem Blattwerk der Akazien und Feigenbäume, unter dem sie Schutz suchten. Sermo war dieses Land plötzlich ziemlich leid geworden. Er sehnte sich nur noch nach einem schattigen Plätzchen in einem trockenen Domus, abseits von Mücken, Schweiß und aufgescheuerter Haut. Im vor ihnen liegenden frisch erbauten Auxiliarkastell würde er zwar nur ein hölzernes Praetorium vorfinden, das nicht allzu viel Komfort bieten konnte, aber das war immerhin besser als unter freiem Himmel nächtigen zu müssen. Zumal Sermo sein Cubiculum mit Laken gegen die verhassten Mücken abschotten konnte, was ihn daran am meisten reizte.


    http://img130.imageshack.us/img130/7191/cleonjung.jpg "Danke, ihr Götter!" frohlockte auch Cleon, der die Strapazen ihres Auftrags nicht ganz so wortkarg verarbeitete wie sein Herr. Der junge Leibsklave des quintilischen Tribuns jammerte quasi in einem fort und ging seinem Herrn damit erst recht auf den Geist. "Endlich erfahren wir Erlösung von der unbilligen Härte dieses... dieses..."
    "Deltas?" warf Sermo augenrollend ein.
    "Tausend Opfer werde ich euch darbringen und..."
    "Tausend Schläge steckst du gleich ein, wenn du nicht langsam die Schnauze hälst", blaffte Sermo die Nervensäge an, die gerade in dramatischer Poste die Hände in die Luft warf.
    "Opfere lieber, dass die Götter uns diesen Krieg vom Hals halten. Sonst hast du bald nämlich ganz andere Sorgen als ein paar Mücken und Hitze."
    Cleon verstummte angesichts der genannten Aussicht und beschränkte sich auf stilles Gebet.


    Seine Ruhe würde Sermo dennoch nicht finden. Das Tor passierten sie ohne Probleme und betraten damit einen Hort der Geschäftigkeit und des Lärms. Offensichtlich wurden die Hilfstruppen von ihren griechischen Offizieren dauerhaft geschult, was lautstark vonstatten ging. Des Weiteren wurden die Wallanlagen stetig ausgebessert und verstärkt. Vor dem Praetorium angekommen, stieg Sermo vom Pferd und ließ sich zum Praefectus Castrae bringen. Der Befehlshaber der Auxiliarkohorte begrüßte ihn freundlich und bot ihm auch sogleich Sitzplatz und Erfrischung an.


    "Tribunus Quintilius, wie steht es mit der Befestigung. Seid ihr gut zurecht gekommen?" Natürlich drehte sich das Gespräch zunächst um die Arbeit. Der Praefectus Castrae war zwar Grieche, war jedoch schnell als bereitwilliger Lakai und Verfechter römischer Sitten und Autorität zu erkennen - was hauptsächlich am guten römischen Geld lag, das er so liebte.
    "Ich kann nicht klagen", erwiderte Sermo achselzuckend. "Die Cohors III tut es euch gleich und igelt sich ein. Wachposten werden aus dem Boden gestampft wo es nur geht und die Berichte aus Alexandria und näherer Umgebung lauten quasi alle ähnlich gut."
    "Wunderbar. Na, dann können wir uns ja quasi dem Tagesgeschäft widmen", grinste der Praefectus. "Morgen früh stehen ein paar Bestrafungen an."
    "Ach?" Da wurde Sermo auf einmal hellhörig. "Ist etwas vorgefallen?"
    Sein Gegenüber nickte eifrig. "Allerdings. Es gab da einen kleinen Zwischenfall. Ein paar von diesen Halunken aus Bubastis haben sich offensichtlich einen Spaß gemacht und sind während einer Routinepatrouille ausfallend gegenüber ein paar Fischern geworden."
    Sermo zog neugierig die Augenbrauen hoch.
    "Ja, dieses elende Gossenvolk. Haben ein paar junge Frauen aus 'nem nahegelegenen Dorf beim Wäschewaschen überrascht und sich mit ihnen vergnügt. Naja, wäre ja halb so schlimm gewesen, wenn sie die armen Mädchen dabei nicht völlig verdroschen hätten. Bei dem ganzen Geschrei sind ein paar Dorfbewohner aufmerksam geworden und es kam zu einem Handgemenge, bei dem ein Mann aus der Siedlung abgestochen wurde. Unschöne Sache das. Und dann wollten diese Säcke nicht einmal einsehen, dass sie Mist gebaut hatten, als ihr Centurio sie später anging."
    Sermo lauschte interessiert dem Redeschwall des Praefectus.
    "Solche Disziplinlosigkeit wird selbstverständlich nciht toleriert", bemerkte er schlichtweg.
    "Keinesfalls. Die Übeltäter erhalten morgen ihre Strafe."
    "In Ordnung. Praefectus, wenn du mich jetzt entschuldigen würdest? Ich würde mich gerne etwas ausruhen und muss dann meinen Bericht für den Praefectus Legionis verfassen."
    "Aber natürlich", bejahte dieser eiligst und verabschiedete den Quintilius überfreundlich.


    Nur wenig später fiel Sermo erschöpft auf ein mehr oder minder bequemes Feldbett in einer der winzigen Stuben des Praetoriums und schlief auf der Stelle ein.


    [SIZE=7]Bildquelle[/size]

    http://www.sai.uni-heidelberg.…vatare/Legionarius009.jpg Die Rekruten führten die Wurfübungen einige Male aus, bis der Optio genug hatte. "Consistite! Da ihr jetzt alle ein gewisses Gespür für das Pilum bekommen habt, werden wir jetzt mal austesten, ob eure Oberarmmuskeln schon an Kraft gewonnen haben."


    Optio Bruttius grinste verschlagen. "Dort vorn seht ihr ein helles Rechteck auf dem Boden." Er wies auf eine Stelle etwa zehn, zwanzig Schritte von den Soldaten entfernt, wo zuvor ein Bereich mittels heller Wollbänder abgesteckt worden war.
    "Ihr stellt euch nun wieder in Reihen auf und werft auf mein Kommando. Wer das Rechteck nicht trifft, läuft eine Runde um den Campus."


    Der Optio sah die Rekruten eindringlich an und brüllte dann: "Und damit das klar ist: Die nächste Reihe wirft nicht, bevor ich nicht laut und deutlich das Kommando gegeben habe! Wer ohne Befehl das Pilum schleudert, gefährdet seine Kameraden aus der ersten Reihe, die noch ihre Speere zurückholen. Jeder, der so fahrlässig ist, erhält von mir seine gerechte Strafe!" Optio Bruttius hatte keine Lust auf Verwundete, auch wenn sie hier nur mit Übungsspeeren hantierten.


    "Also los. In tres ordines venite!"


    Einen Augenblick wartete der Optio ab, bis sich die Milites hastig in drei Reihen aufgestellt hatten. Dann gab er den Befehl zum Wurf.


    "Tollite pila! ... Mittite!"


    Die Speere flogen und prallten zu Boden. Der Optio sah genau hin.


    "Einsammeln! Meldung machen. Wer hat nicht getroffen?"

    http://www.sai.uni-heidelberg.…vatare/Legionarius009.jpg "Also gut", begann Optio Quintus Bruttius Structus, als die Rekruten sich endlich aufgestellt hatten. Sonderlich motiviert zeigten die sich jedenfalls nicht, denn niemand wollte so richtig in der ersten Reihe stehen. Der Optio nahm selbst einen Übungsspeer zur Hand und rief: "Ich führe euch nun erstmal vor, wie ihr am sinnvollsten das Pilum schleudert, also passt gut auf!"


    Sogleich folgte das Kommando, das der Optio sich selbst gab: "Tollite pila!"
    Er hielt den Wurfspeer der Legionen nun über seinen Kopf, die Hand leicht zurückversetzt. Die Beine waren versetzt, die Last auf dem hinteren. So hielt er einen Moment inne, damit die Soldaten es gut sehen konnten.
    "Mittite!"
    Der gesamte Körper ging nach vorne, die Last verlagerte sich auf den vorderen Fuß, am Punkt des größten Schwungs ließ er los und das Pilum surrte durch die Luft bevor es mit einem leichten Krachen im Campusboden zwischen Staub und Grasbüscheln einschlug.


    "Ihr habt gesehen wie das Pilum geschleudert wird, jetzt probiert es selbst aus", kommentierte Bruttius das Geschehen und brüllte dann die Befehle, die die Rekruten gewiss schon nervös erwarteten.


    "Tollite piiilaaaa! ... Mittite!"

    Unbedingt lesenswert! :D


    Hast du den Vorgängertitel schon gelesen? "Ein Tag im Alten Rom". Ebenfalls sehr empfehlenswert.


    Alberto Angela schreibt sehr anschaulich, zieht Vergleiche mit unserer heutigen Zeit und vermittelt so ein farbenfrohes Bild der römischen Alltagsrealität.

    http://www.sai.uni-heidelberg.…vatare/Legionarius009.jpg "Verdammt richtig, Tiro! Der Feind ist nach einer ordentlichen Speersalve entweder tot oder schutzlos. Merkt euch das. Das Pilum reduziert den Schwung des Feindes und erleichtert es eurem Gladius, ihn abzustechen, wenn er vor euch steht. Seid also verflucht nochmal aufmerksam und hört auf die Befehle eures Centurios. Wenn es nämlich 'tollite pila' heißt, dann habt ihr keine Zeit mehr für Verschnaufpausen oder Träumereien!"


    Nach dieser kleinen Ansprache zeigte der Optio auf einen Haufen Holzgeräte. "Ihr nehmt euch jetzt je zwei von diesen Übungsspeeren. Die sind ohne Metallspitze, damit ihr euch in eurer Dummheit nicht noch gegenseitig kalt macht. Dann stellt ihr euch in drei Reihen hintereinander auf."


    Kritisch beäugte Bruttius Structus die Rekruten. "Auf mein Kommando wirft die erste Reihe ihren Speer, woraufhin der nachfolgende Mann seinen Speer nach vorn reicht. Der erste Mann wirft auf mein Kommando erneut und so weiter. Ihr werft, bis keine Speere mehr da sind. Verstanden?" Der Optio betete, dass diese Pfeifen seine Anweisungen verstanden hatten.


    Dann wartete er, bis die Rekruten sich Speere geschnappt und aufgestellt hatten.

    Zitat

    Original von Titus Duccius Vala


    "Der will mich ganz klar verarschen, dieser kleine fette nackte Mann!" , fluchte Vala leise zu Sermo, bevor er mit unterdrückter Wut so etwas wie eine Antwort formulierte: "So dieser Friedensschluss die kleineren Verbündeten und ihre Interessen außen vor gelassen hat, dürfte es zu einem neuen Aufflammen der alten Konflikte kommen... vielleicht sogar in noch stärkerer Form, mit noch mehr Druck auf Sparta."
    Mit trotzigem Blick bedachte er den Gelehrten, der ihn hier auf so unglaubliche Art und Weise bloß stellte. Woher die Hellenen ihre Arroganz dafür hernahmen wusste er nicht... und würde er wohl auch nie verstehen.

    Zitat

    Original von Titus Duccius Vala


    Vala konnte nicht verhindern, dass er erleichtert ausatmete als die beiden Granden das Dokument unterzeichneten, und gleichzeitig war es auch, weil der Druck der ganzen Provinz auf ihnen lastete.. Aegyptus würde sich von Rom lösen, was einer Kriegserklärung gleichkam. Gewaltige Aufgaben standen ihnen bevor, und sie begannen hier und jetzt... keine Zeit galt es zu verlieren.


    Das enorm wichtige Dokument wurde vervielfältigt (und von den Sklaven der jeweils beteiligten Männer nochmals gesiegelt und signiert) und schließlich mit Asche trockengelegt und eingerollt um es so auf mehrfachem Wege nach Rom zu überstellen.


    Was ihnen jetzt noch übrig blieb war die Provinz auch unter Kontrolle zu halten wenn bekannt würde, dass man sich von Rom lossagte... und das würde ein absolutes Mammutprojekt werden. Die Anfänge brauchten dann auch einen Großteil der Nacht.. Ansprechpartner in den Städten kamen auf eine Liste, mögliche Schwächepunkte ihrer Strategie auf eine andere... und wiederrum eine andere Liste führte einflussreiche Günstlinge und Klienten Salinators auf, die handstreichartig ihres Einflusses und wenn möglich auch ihrer Freiheit beraubt werden mussten.

    Das Marschlager der zweiten Kohorte wurde am folgenden Tag wieder abgebrochen. Die Offiziere der griechischen Poleis waren eingetroffen und übernahmen das Kommando der Hilfstruppen, wie es vereinbart gewesen war. Während ihre Kameraden also das befestigte Standlager errichteten, marschierten die Auxiliares der Cohors III weiter, um sich einen Standort für ihr eigenes Castellum zu suchen. Sermo hatte schon eine ungefähre Vorstellung, da er sich zuvor Karten der Umgebung angesehen hatte. Aber schließlich war dann die persönliche Besichtigung der Gegend ausschlaggebend. Der Marsch dauerte seine Zeit und oft wurde halt gemacht, damit das Gebiet vernünftig in Augenschein genommen werden konnte.


    Letztlich fand sich aber ein geeigneter Standort und zum späten Nachmittag des nächsten Tages hin wurde mit dem Ausheben der ersten Gräben begonnen. Auch hier leisteten die Auxiliare einiges an Arbeit, schlugen Holz und schaufelten Erdreich en masse, um sich ordentlich zu verschanzen. Am Folgetag leiß Sermo bereits die Orte für die Vorposten an der Küste festlegen, wo am nächsten Tag hölzerne Wachtürme angelegt werden sollten. Sie waren hier nun an der fast nördlichsten Küstenlinie Ägyptens (noch ein Stückchen weiter nördlich gelegen war die Spitze einer Halbinsel weiter östlich, deren Namen Sermo aber nicht kannte), von wo aus Sermo sich eine gute Kontrolle des östlichen Nildeltas versprach.


    Gerade einmal eine halbe Woche also, nachdem die Hilfstruppen Nikopolis verlassen hatten, war der Bau iherer Standlager in vollem Gange und die Küstenaufklärung sichergestellt. Sermo gönnte sich also einen Abend geruhsamer Entspannung, als er sich von seinem Leibsklaven Cleon eine ordentliche Mahlzeit kredenzen ließ und sich dazu sogar ein wenig Wein gönnte. Kurze Zeit später hatte Cleon sogar noch eine ganze besondere Überraschung für seinen Dominus parat. Der Sklave hatte doch tatsächlich eine Fischertochter aus einem nahegelegenen Örtchen ins Lager gebracht, die sich dem Quintilius daraufhin bereitwillig anbot - gegen ein läppisches Entgelt versteht sich. Sermo jedenfalls hatte seinen Spaß mit der dunkelhäutigen Ägypterin mit vollen Hüften und die Kleine hatte genug Geld verdient, um sich zwei, drei Tage lang problemlos über Wasser halten zu können.
    Als Sermo sich mit seiner Gespielin ausreichend vergnügt hatte, fiel er einfach nur noch müde auf sein Feldbett. Dabei lag er noch einige Zeit wach und ließ sich die Geschehnisse der letzten Tage durch den Kopf gehen. Dann wiederum musste er an die kommenden Wochen und Monate denken. Hoffentlich hielt Vescularius sie hier in Aegyptus für nicht bedrohlich genug oder hatte an anderen Fronten zu kämpfen. Sermo hatte nicht wirklich Lust, ernsthaft in einen Bürgerkrieg verwickelt zu werden. Letztlich fiel er dann doch in einen traumlosen Schlaf, der ihm ein bisschen Ruhe brachte in diesen brisanten Zeiten...

    [Blockierte Grafik: http://www.sai.uni-heidelberg.de/~harm/ImperiumRomanum/LegioXXII/OptioValetudinariiNSC.png]
    “Hören kannst du also auch gut und deine Glubscher funktionieren auch“, stellte der Optio zufrieden fest. “Du kannst dich wieder anziehen“, erklärte er dann und zückte eine vorgefertigte Tabula, die er dem Anwärter auch beinahe schon überreicht hätte, als ihm noch etwas einfiel. “Ach, Augenblick. Komm mal grad mit deinem Kopf her, ich hab' da was vergessen.“ Er winkte Paulus zu sich und fuhr ihm dann mit den Fingern einige Male fast schon zärtlich durch's Haar. “Läuse hast du auch nicht, gut.“


    Er reichte dem Rekruten die Tafel.
    “Das wäre alles. Damit gehst du zurück zum Rekrutierungsbüro.“



    Der Anwärter Decimus Quintilius Paulus wurde vorschriftsmäßig auf seine Diensttauglichkeit hin untersucht.
    Nennenswerte körperliche Mängel oder Krankheiten wurden nicht festgestellt, er ist uneingeschränkt diensttauglich.


    Cossus Herdonius Fango
    Optio Valetudinarii