http://farm3.staticflickr.com/…87041926_1c53852576_m.jpg Vom Castellum der Cohors III Annaea Aegyptorum kommend, hatten Sermo und die ihn begleitenden Equites der XXII Deiotariana sich quer durch das nordöstliche Delta geschlagen und den hiesigen Widrigkeiten zu trotzden gesucht. Der Anblick des Torhauses jenes Standlagers, das Sermo hier erst vor wenigen Tagen in Auftrag gegeben hatte, wirkte wie der erfrischende Wasserschlauch nach einem March durch die Wüste auf die erschöpften Milites. Stechmücken plagten sie, die Sonne brannte unerbittlich zwischen dem Blattwerk der Akazien und Feigenbäume, unter dem sie Schutz suchten. Sermo war dieses Land plötzlich ziemlich leid geworden. Er sehnte sich nur noch nach einem schattigen Plätzchen in einem trockenen Domus, abseits von Mücken, Schweiß und aufgescheuerter Haut. Im vor ihnen liegenden frisch erbauten Auxiliarkastell würde er zwar nur ein hölzernes Praetorium vorfinden, das nicht allzu viel Komfort bieten konnte, aber das war immerhin besser als unter freiem Himmel nächtigen zu müssen. Zumal Sermo sein Cubiculum mit Laken gegen die verhassten Mücken abschotten konnte, was ihn daran am meisten reizte.
http://img130.imageshack.us/img130/7191/cleonjung.jpg "Danke, ihr Götter!" frohlockte auch Cleon, der die Strapazen ihres Auftrags nicht ganz so wortkarg verarbeitete wie sein Herr. Der junge Leibsklave des quintilischen Tribuns jammerte quasi in einem fort und ging seinem Herrn damit erst recht auf den Geist. "Endlich erfahren wir Erlösung von der unbilligen Härte dieses... dieses..."
"Deltas?" warf Sermo augenrollend ein.
"Tausend Opfer werde ich euch darbringen und..."
"Tausend Schläge steckst du gleich ein, wenn du nicht langsam die Schnauze hälst", blaffte Sermo die Nervensäge an, die gerade in dramatischer Poste die Hände in die Luft warf.
"Opfere lieber, dass die Götter uns diesen Krieg vom Hals halten. Sonst hast du bald nämlich ganz andere Sorgen als ein paar Mücken und Hitze."
Cleon verstummte angesichts der genannten Aussicht und beschränkte sich auf stilles Gebet.
Seine Ruhe würde Sermo dennoch nicht finden. Das Tor passierten sie ohne Probleme und betraten damit einen Hort der Geschäftigkeit und des Lärms. Offensichtlich wurden die Hilfstruppen von ihren griechischen Offizieren dauerhaft geschult, was lautstark vonstatten ging. Des Weiteren wurden die Wallanlagen stetig ausgebessert und verstärkt. Vor dem Praetorium angekommen, stieg Sermo vom Pferd und ließ sich zum Praefectus Castrae bringen. Der Befehlshaber der Auxiliarkohorte begrüßte ihn freundlich und bot ihm auch sogleich Sitzplatz und Erfrischung an.
"Tribunus Quintilius, wie steht es mit der Befestigung. Seid ihr gut zurecht gekommen?" Natürlich drehte sich das Gespräch zunächst um die Arbeit. Der Praefectus Castrae war zwar Grieche, war jedoch schnell als bereitwilliger Lakai und Verfechter römischer Sitten und Autorität zu erkennen - was hauptsächlich am guten römischen Geld lag, das er so liebte.
"Ich kann nicht klagen", erwiderte Sermo achselzuckend. "Die Cohors III tut es euch gleich und igelt sich ein. Wachposten werden aus dem Boden gestampft wo es nur geht und die Berichte aus Alexandria und näherer Umgebung lauten quasi alle ähnlich gut."
"Wunderbar. Na, dann können wir uns ja quasi dem Tagesgeschäft widmen", grinste der Praefectus. "Morgen früh stehen ein paar Bestrafungen an."
"Ach?" Da wurde Sermo auf einmal hellhörig. "Ist etwas vorgefallen?"
Sein Gegenüber nickte eifrig. "Allerdings. Es gab da einen kleinen Zwischenfall. Ein paar von diesen Halunken aus Bubastis haben sich offensichtlich einen Spaß gemacht und sind während einer Routinepatrouille ausfallend gegenüber ein paar Fischern geworden."
Sermo zog neugierig die Augenbrauen hoch.
"Ja, dieses elende Gossenvolk. Haben ein paar junge Frauen aus 'nem nahegelegenen Dorf beim Wäschewaschen überrascht und sich mit ihnen vergnügt. Naja, wäre ja halb so schlimm gewesen, wenn sie die armen Mädchen dabei nicht völlig verdroschen hätten. Bei dem ganzen Geschrei sind ein paar Dorfbewohner aufmerksam geworden und es kam zu einem Handgemenge, bei dem ein Mann aus der Siedlung abgestochen wurde. Unschöne Sache das. Und dann wollten diese Säcke nicht einmal einsehen, dass sie Mist gebaut hatten, als ihr Centurio sie später anging."
Sermo lauschte interessiert dem Redeschwall des Praefectus.
"Solche Disziplinlosigkeit wird selbstverständlich nciht toleriert", bemerkte er schlichtweg.
"Keinesfalls. Die Übeltäter erhalten morgen ihre Strafe."
"In Ordnung. Praefectus, wenn du mich jetzt entschuldigen würdest? Ich würde mich gerne etwas ausruhen und muss dann meinen Bericht für den Praefectus Legionis verfassen."
"Aber natürlich", bejahte dieser eiligst und verabschiedete den Quintilius überfreundlich.
Nur wenig später fiel Sermo erschöpft auf ein mehr oder minder bequemes Feldbett in einer der winzigen Stuben des Praetoriums und schlief auf der Stelle ein.
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