Anscheinend hatte man sich an diesem Tag in der Curia viel zu erzählen, denn das Geplauder riß nicht ab. Man schien auch guter Stimmung zu sein, denn ich sah in einer Ecke Laetilius Fecenianus, umringt von gallischen und germanischen Neurömern, mit denen er früher nie ein Wort gewechselt hatte.
Aber man gab mir ein Zeichen, dass gleich mit dem Auftragen der Speisen begonnen werden würde und so hastete ich durch den Saal, wies den Honoratioren ihre Ehrenplätze zu und nutzte diese Gelegenheit zu einer kurzen Ansprache.
"Werte Gäste, liebe Freunde,der Anblick der Stadt Mogontiacum war heute morgen der gleiche wie auch schon der gestrige. Und doch hat sich etwas verändert, denn Mogontiacum ist von jetzt an ein ordentliches Municipium. Vorbei die Tage seines Daseins als Ansammlung von Vici, in denen eine Anhäufung von 'wahren' Römern und von Peregrini barbarischer Herkunft vor sich hin werkelte."
"Nun, nachdem die Stadt zum Municipium Cornelium Mogontiacensis erhoben wurde, statten wir dem Kaiser zuallererst großen Dank ab, dass er ohne Umschweife unseren Wunsch erfüllt hat."
"Blicke ich mich hier um, so habe ich große Mühe, jemand zu finden, den man in dieser Sache nicht loben muss. Wie Sallust schon schrieb, arduum res gestas scribere: es ist nicht einfach, geschichtliche Taten darzustellen. Denn das Werk, die Lex Municipii Cornelii Mogontiacensis, welche der Kaiser dankenswerter Weise in Kraft gesetzt hat, ist aus dem gemeinschaftlichen Werkeln der vorhin erwähnten Anhäufung hiesiger Römer und Peregrini erwachsen. Ich danke also hier auch dem Ordo Decurionum und den Magistraten, ohne die sowieso nichts geht."
"Ein Werk für sich allein ist nichts, es muss auch in die Tat umgesetzt werden. Dies in ruhmvoller Weise vollbracht zu haben, kann man der Legatio danken, die angeführt von dem alten Legionär Petronius Crispus nach Roma gezogen ist. Der hat offenbar dort nicht geruht, bis er auch noch letzten Fürsprech für sein Anliegen aufgestöbert und zum Kaiser geschickt hatte. Chapeau!"
"Dies bringt mich letztlich zu einer bemerkenswerten Tatsache. Der Kaiser hat uns nicht nur die Lex Municipalis, er hat uns zusätzlich einen Legatus Augusti pro Praetore geschickt, der hier nicht nur ein guter Bekannter, sondern auch ein bedeutender Fürsprech für unsere Stadterhebung ist. Ich weiß, Legatus Augusti, du wirst jetzt bescheiden abwinken. Trotzigerweise nehmen wir das nicht ernst und sprechen dir unseren großen Dank aus."
"Und nun, liebe Gäste, tun wir das, was gute Laune macht: wir essen. Guten Appetit!"