Beiträge von Faustus Domitius Massula

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    " ... ich bin Grieche und der Scriba des neuen Legaten. ... Ach ja mein Name ist Linos ... So gut ist diese Taverne aber nicht besucht, liegt es an dem Verhältnis zu den Römern? Warum meiden sie euch denn hier?“


    "So, so, Linus ist Scriba beim Legaten. Bei welchem? Wir sind hier mit zwei Legaten gesegnet". Ich deutete erst in die Richtung der Regia, dann in Richtung zum Castellum und lachte: "Da kannst du dir das aussuchen".


    "Was die Gäste angeht, so war die Kneipe vor zwei Stunden noch rappelvoll". Ich schaute mich nach Laubasnius um. Er war in der Küche. Dann sagte ich: "Die taberna heißt eigentlich 'Zum Fröhlichen Germanen'. Aber einige Germanen, die hier ab und zu auftauchen, werden nach einigen Bierchen so fröhlich, dass es in eine Schlägerei ausartet. Das passiert ungefähr alle zwei Tage. Die Germanen lieben das, die Römer nicht. Deshalb nennen sie die Kneipe auch 'Taberna Barbarorum'. Inzwischen ist der eigentliche Name der Kneipe fast schon in Vergessenheit geraten".


    Ich deutete mit dem Daume in Richtung Küche. "Laubasnius, der Wirt ist nicht glücklich darüber. Aber das ist nicht schlimm; er ist sowieso ein Pessimist".

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    Sermo: "Wollen wir ihn zum Spiel an den Tisch laden?"


    Ein neuer Gast. Wirklich neu, denn er war mir noch nie über den Weg gelaufen. Ich musterte ihn kurz. Er sah, bei Epona, wirklich nicht wie ein Germane aus, eher wie ein Iberer oder Grieche. Ich sagte leise zu Sermo:


    "Er kann bei uns nichts gewinnen. Ihr kriegt eure Gickel zu essen. Er, selbst wenn er gewinnt, kriegt nur eine Handvoll Nichts. Und wenn er verliert, muss er eure Gickel zahlen. Ich werd' ihm mal auf den Zahn fühlen".


    Ich wandte mich an den Fremden: "Salve, fremder Mann. Du scheinst von jenseits der Alpen zu kommen. Was, bei allen Göttern hat dich nach Germanien verschlagen und hier ausgerechnet in die Taberna Barbarorum, um die die meisten Römer einen großen Bogen machen?" Im Hintergrund murkelte Laubasnius etwas Unflätiges über Römer, speziell über solche, die seine Gastfreundschaft verschmähten.


    "Wir sind bis zum Zerreißen gespannt darauf, zu erfahren, welchen Namen du führst".

    Axilla hat gerade Rudolf Simek erwähnt. Von dem gibt's auch:


    Simek, Rudolf (1984): Lexikon der germanischen Mythologie. -
    Stuttgart: Alfred Kröner Verlag, 525 S.
    (Kröners Taschenausgabe, Band 368 )


    Nicht von der Seitenzahl beeindrucken lassen! Es hat das Format einer Postkarte und ist 2 cm dick.Ein absolut praktisches Lexikon, nach Namen der Götter, Dämonen, Zwerge und allen weiteren mythologischen Persönlichkeiten geordnet. Ist vielleicht etwas alt (1984), aber möglicherweise gibt's eine Neuauflage. Ansonsten müsstes du versuchen, es antiquarisch zu bekommen.


    Absolut gut, auch wenn die nordische Mythologie Übergewicht hat.
    Gruß
    Massula

    [Blockierte Grafik: http://img64.imageshack.us/img64/7180/euphorbuskl.jpg]Scriba Euphorbus
    "Salve, Legatus Augusti, Post aus Rom".


    Ad Kaeso Annaeus Modestus
    Mogontiacum, Germania


    Sp. Purgitius Macer Annaeo Modesto s.d.


    Ich danke dir für deine rasche Antwort und freue mich, dass du deine Reise gut bewältigt hast. Zweifellos wird es dir der Sommer erlauben, mehr Eindrücke aus der Provinz zu sammeln und dass du nun durch die Reform ein kleineres Gebiet zu bereisen hast, wird die Intensität der Eindrücke nur erhöhen. Um deine Differenzen mit Decimus Livianus wirst du dir weniger Sorgen machen müssen, denn wie ich hörte, wird er durch Claudius Menecrates ersetzt. Wie ich dessen Eifer kenne, wird er wahrscheinlich noch vor meinem Brief in Germania eintreffen und bei dir vorstellig werden. In Rom berichtete zumindest selbst die Acta Diurna über seine schnelle Abreise.


    Auch wenn du in deinem Brief nicht mehr über Mogontiacum erzählen wolltest, so gestatte mir doch, weiter nachzufragen, denn der Senat sprach zuletzt über diese Stadt. Wobei Stadt ja der falsche Begriff ist, denn noch ist es ein Vicus, dem nicht die Rechte eines Municipiums verliehen wurden. Vinicius Hungaricus machte dazu mal solche und mal solche Aussagen, lobte die Entwicklung der Siedlung, sprach sich aber nicht deutlich für eine Erteilung der Stadtrechte aus. Meine eigenen Eindrücke sind zu alt, um für eine sinnvolle Debatte tauglich zu sein, deshalb berichte mir, ob es angemessen wäre, die Siedlung zum Municipium zu erheben, wie sie es wohl selber schon beantragt hat und wie es für die Hauptstadt einer Provinz nur angemessen wäre.


    Meine Amtszeit als Consul habe ich zu Ende gebracht, ohne dass der Kaiser nach Rom zurück gekehrt ist und ich gebe offen zu, dass mich seine Abwesenheit in meiner Amtsführung nicht behindert hat. Die Amtsführung seines Praefectus Urbi hat Kritiker und Beführworter und noch ist die Lage stabil. Tiberius Durus gehört zu den Kritikern, ist aber nun zu einer Reise nach Syria aufgebrochen und wird Rom damit für eine ganze Zeit lang fehlen. Mit Vinicius Lucianus habe ich nicht gesprochen, aber welche Pläne auch immer er hegt, wird die Anwesenheit seines Bruders sicher dazu führen, dass er an Einfluss gewinnt. Ich für meinen Teil sehe es weiterhin als meine Pflicht an, dafür zu sorgen, dass jeder überhaupt seinen Aufgaben nachkommt, ganz gleich, ob er dabei nun diese oder jene Meinung einnimmt.


    Vale!

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    Sermo: "Na, hast du mehr Eier in der Hose, als dieser Hosenmatz?"


    Inzwischen huschte Chrothilde, die Gemahlin des Laubasnius zur Tür hinaus, um das Futter für die beiden Römer zu beschaffen, während Sermo mich angrinste. Ich antwortete ganz ernst:


    "Ich habe genau zwei Eier in meinen bracae, und um die würfle ich nicht". Ich stellte bekräftigend meinen Becher mit Schmackes auf den Tisch.


    "Aber: Solange die beiden Hinkel noch nicht auf dem Tisch stehen, und wenn ihr bis dahin nicht des Hungers gestorben seid, können wir ja darum würfeln, wer die Frontohühner bezahlt. Einwände Euer Ehren?"

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    Sermo: "Also. Was muss ich über Germania Superior wissen?


    "Salve Marsus". Ich setzte mich und schob vorsichtig einige Papyri beiseite, um Platz für meine tabulae zu schaffen. "Wenn du erlaubst, Quintilius Sermo, dann fange ich mal an. Natürlich kann ich dir nicht knapp, präzise und umfassend die ganze Provinz Germania Superior erklären. Also geht's häppchenweise. Ich denke aber, es wäre hilfreich, wenn wir erst einmal unseren Arbeitsauftrag umreißen".


    Nach einem kurzen Blick auf eine meiner tabulae fuhr ich fort: "Wir haben dafür zu sorgen, dass die Aufgaben der seligen Regionalverwaltung vernünftig zwischen Civitates und Provinz aufgeteilt werden. Und da könnte es zu Kompetenzgerangel kommen: wer Aufgaben übernehmen muss, muss sie auch finanzieren. Spätestens dann gibt es unweigerlich Krach. Deshalb ist auch Duccius Marsus hier. Er hat Erfahrung mit der Kommunalverwaltung und sollte dafür sorgen können, dass unsere Aufteilung der Aufgaben nicht Anlass zu endlosen Blutfehden wird". Ich grinste ein bißchen und nahm mir eine andere tabula.


    "Zur Debatte stehen: Primo, der Aufagbenbereich des Comes, mit Magister Scriniorum und Agrimensor. Secundo, der Aufgabenbereich des Regionarius mit Centurio Statorum und Praefectus Portuensis. Tertio, der Aufgabenbereich des Procurator Aquarum mit dem Aquarius. Quarto der Bereich des Procurator Viarum und schließlich quinto, der Bereich des Praefectus Vehiculorum, hier geht es aber nur um den Stationarius".


    Ich lehnte mich zurück: "Ich hoffe, meine Liste ist komplett, wenn ja, sollten wir bei primo beginnen, falls nicht einer von euch ein anderes Vorgehen vorschlagen will".

    Ich bitte, bei meinen Betrieben folgende Umbenennungen vorzunehmen:


    Alvearia Valgisi in Freya Mercurioque - Alvearia Massulae
    Argilla Valgisi in Freya Mercurioque - Argilla Massulae
    Pomarium Valgisi in Freya Mercurioque - Pomarium Massuleae


    Danke,
    Massula

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    ... hatte Sermo wahllos irgendeinen passenden Raum zum Besprechungszimmer umfunktionieren lassen.


    Ich betrat das officium, das Sermo als Besprechungszimmer in Beschlag gelegt hatte. Hier war etwas Ruhe, während auf den Korridoren das ganze Umzugsgeflatter ablief, das Bürokraten zustande bringen, wenn sie aus ihren angestammten Höhlen vertrieben worden sind und noch kein neues Loch gefunden haben. Als ich die Tür hinter mir schloss, ebbte der Lärm der aufgescheuchten Käfer etwas ab. Sermo hatte sich in einen Haufen Papyri vertieft, die auf einem großen Tisch verstreut waren.


    "Salve, Sermo, du hast dir ja das alte officium des Legaten Helveticus Geminus als Besprechungsraum ausgewählt. Es ist seit seinem Weggang nicht mehr benutzt worden. Man nennt es das Officium Rutilum, weil es rotgelb ausgemalt ist. Ich habe auch schon einen Besprechungsraum gesucht und war ebenfalls darauf gestoßen, aber du warst schneller".

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    Modestus: " ... Denn einen Termin hat er nicht, oder irre ich mich da?" "... Gut, dann bring ihn eben rein.


    Etwas erstaunt sagte ich zu Modestus: "Ich bin davon ausgegangen, dass er einen Termin hat, wie auch immer ..."


    Ich ging zur Tür. "Salve Terentius Primus, wir haben uns in Confluentes anlässlich der Rundreise des Legaten Hungaricus kurz gesprochen. Ich bin Domitius Massula, damals nannte man mich noch Valgiso. Komm herein, der Legatus Augusti erwartet dich".

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    Sermo: "Laubasnius, was kannst du Essbares anbieten? Unsere Mägen knurren erbärmlich."


    [Blockierte Grafik: http://img585.imageshack.us/img585/4986/leubokl.jpg]Laubasnius


    Laubasnius breitete schicksalsergeben die Arme aus: "Au weia und beim Hercules Magusanus, jetzt habt ihr mich kalt erwischt. Heute abend waren waren drei Dutzend Kaufleute da und haben mir die Kammer leergefressen. Für Valgiso hab ich dann noch die letzten Reste zusammengekratzt. Was machen wir jetzt?"


    Laubasnius kratzte sich so heftig am Kopf, dass man um seinen schütteren Haarwuchs fürchten musste. "Also das Beste wäre, wenn ihr schräg gegenüber in die Silva Nigra gehen würdet. Die haben sicher noch was. Wenn ihr aber hier sitzen bleiben wollt, schicke ich meine Frau rüber, was holen. Ich empfehle Huhn à la Fronto, das können die gut".

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    Modestus: ... "Anscheinend wird Decimus Livianus abgelöst. Sogar ohne mein Zutun." ... "Du brauchst eine Toga"


    "So einfach ist das mit Livianus, und was haben wir uns den Kopf zerbrochen, wie wir ihn loswerden können. Mir scheint, die Götter haben dir schon ihr Wohlwollen geschenkt". Mit einem aufgeräumten Lächeln fügte ich hinzu: "... Und die mogontinischen Klatschbasen waren, wie fast immer, auf dem neuesten Stand".


    Eine Toga? Ich schaute an mir hinunter auf meine tunica und meine bracae. Klar, als Schreiberling war man in diesem Aufzug nicht weiter auffällig. Ich musste mich jetzt an neue Standards gewöhnen.


    "Eine Toga? Bei Epona, da brauch ich ja noch einen Sklaven, der sie in Falten legt. Tja ... , da muss ich halt Ulysses aus meiner Imkerei umschulen lassen..."


    In diesem Moment öffnete sich die Tür.


    [Blockierte Grafik: http://img710.imageshack.us/img710/4316/calvuskl.jpg]Calvus


    "Der Praefectus Terentius Primus ist eingetroffen".

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    Salve Sriba,...der Praefectus Alae möchte zum Legaten,...


    [Blockierte Grafik: http://img710.imageshack.us/img710/4316/calvuskl.jpgScriba Furnius Calvus


    "Salve, Centurio". Jetzt sah Calvus, dass noch ein zweiter Mann hereingekommen war. "Salve, Praefectus, willkommen. Im Augenblick ist der Magister Officiorum noch beim Legatus, aber ich denke, ihr könnt gleich mit hinüber gehen".


    "Der Einfachheit halber gehen wir durch das officium des Magisters, kommt bitte mit. Ich gehe voraus". Er durchquerte das benachbarte Büro, klopfte kurz an die Tür des Legatus: "Praefectus Terentius Primus ist eingetroffen".

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    "Also Faustus Domitius Massula?"


    Ich betrachtete mir das Dokument. Mit etwas Pomp konnte man auch bei abgebrühten Germanen so ein Gefühl wie ... ähm, Stolz erwecken. Das Imperium wusste schon, wie man so etwas macht, oder etwa nicht?


    "Ich bin dir zu großem Dank verpflichtet, Legatus Augusti, die Götter mögen dir immer wohlgesonnen sein".
    .
    Ich las den Namen, "Faustus Domitius Massula, an den Namen werde ich mich jetzt gewöhnen müssen. Ich denke, die Römer werden mit meinem neuen Namen eh besser zurechtkommen. Mit meinem alten Namen klappte das manchmal nicht so. Dein Vorgänger konnte ihn sich nicht merken und der gute Vibulanus hat recht kreative Variationen von sich gegeben: Vagalsio, Vaglasio und so weiter. Aber der alte Name wird mir trotzdem noch bleiben".


    Ich legte die Urkunde wieder auf den Tisch und lehnte mich etwas zurück, "Ich habe da noch etwas außerhalb der Tagesordnung: In der Stadt schwirren Gerüchte, dass ein neuer Legatus Legionis eingetroffen sein soll. Ist dir etwas von einer Ablösung des Decimus Livianus bekannt?"

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    Valgiso: "Die Germanen da drüben? Sicher, das kann man nicht auf die leichte Schulter nehmen. Ich bin im Limesvorland aufgewachsen und weiß ganz gut Bescheid. Aber es ist trotzdem ein bißchen anders, als sich das der zugereiste Römer gemeinhin vorstellt"


    [Blockierte Grafik: http://img585.imageshack.us/img585/4986/leubokl.jpg]Laubasnius


    Laubasnius kam aus der Küche zurück, wo er die leeren Becher verstaut hatte und sagte: "Wo ihr grade von zugereisten Römern redet, da ist heute nachmittag eine ganze Horde davon angekommen. Es waren zwei oder drei Kutschen und ein Haufen Leute. Der Barbier hat mir erzählt, das wäre der neue Leschionslegato".


    "Wie, was?", fragte ich, "ein neuer Legatus Legionis? Hat dir der Barbier auch einen Namen gesagt?"


    Launasnius zuckte mit den Schultern: "Ja, aber der Barbier ist ein Ägypter, er hat so eine kratzige Aussprache. Ich hab nur sowas wie Männekraz oder Mönnekroz verstanden."


    Ich wandte mich an Sermo: "Weißt du etwas von einem neuen Legionslegaten? Ich hab keine Ahnung".

    Wie schon gesagt, Modestus war immer für Überraschungen gut. Ich ließ mir die Alternativen durch den Kopf gehen. Betrachtete wieder meinen Schreibgriffel. Beäugte mein Vermögen. Bedachte, wie sich die Dinge zwischen mir und Modestus in der letzten Zeit entwickelt hatten. Entschied mich.


    "Die Sache kommt ja schnell voran", sagte ich, indem ich die halbfertige Urkunde auf dem Tisch in den Blick nahm, "dann sollten wir dieses Tempo auch weiter beibehalten. Ich bitte dich daher, mich als Klient aufzunehmen. Aber ... "


    Ich legte meinen stummen Schreibgriffel zur Seite und lächelte, " ... damit du dir keine grauen Haare wachsen lässt, weil du vielleicht meinst, du hättest mich dazu gezwungen, werde ich zugleich eine Spende zu deinem Vorhaben leisten. Viel ist es nicht, 2000 Sesterzen, es reicht vielleicht für ein paar, hoffentlich tragende Bausteine. Aber mehr ist im Augenblick nicht drin bei Valgiso".


    War sonst noch was? Ach ja, der Name. "Mein Vater hat mir für den Fall, dass ich das Bürgerrecht bekomme, das Versprechen abgenommen, in die Gens Domitia einzutreten. Als cognomen fällt mir 'Massula' ein, ich bin ja für germanische Verhältnisse nicht gerade großgewachsen. Über das praenomen habe ich noch nicht nachgedacht, allzuviele davon gibt es ja nicht. Spontan würde ich mich für 'Faustus', der Gückliche, entscheiden".


    Sim-Off:

    Ich weiss, Domitia ist sim-on nicht mehr existent, ich muss sie also wieder beleben.
    Spende: WiSim

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    Modestus: "Es muss sich bei demjenigen um einen römischen Bürger handeln. Das bist du nicht, Valgiso."


    Modestus war immer für Überraschungen gut, obwohl ich eigentlich so etwas ähnliches geahnt hatte. Wieder mal eine Barriere für einen Peregrinus. Dabei änderte sich eigentlich gar nichts. Der Magister Officiorum hatte den Legatus zu beraten und dafür zu sorgen, dass die Regia und ihre Bediensteten funktionierten. Der Princeps Praetorii auch. Nur eine Umbenennung mit Nebenwirkungen. Aber das Imperium war offenbar unsterblich in das Formale verknallt.


    Ich blickte hinüber zu Modestus und dachte mir: Der Geist kann zwar alles überwinden, warum sollte er dann aber ausgerechnet am Gesetz scheitern? Das Gesetz ist doch auch nur ein Bankert des Geistes, oder? Und dieser Bankert steht mir im Weg.


    "Richtig, Legatus Augusti, ich bin Peregrinus. Wenn das mit dem Amt eines Princeps Praetorii unvereinbar ist, dann muss dieses Hindernis beseitigt werden, weil ich diese Arbeit weiter ausüben will, egal welcher Amtstitel damit verbunden ist. Weißt du, Peregrini sind recht zwiespältige Menschen: einerseits hängen sie an ihrem Stand, weil sie so keiner Sippe verpflichtet sind. Andererseits träumen sie immer, aber ganz heimlich davon, römischer Bürger zu werden".


    Ich betrachtete meinen Schreibgriffel, aber dessen Anblick beflügelte mich nicht. "Reden wir also von dem heimlichen Traum: ich bitte dich, mir dabei zu helfen, das römische Bürgerrecht zu bekommen. Wenn du willst, und wenn es wichtig ist, komme ich auf dein Angebot zurück, mein Patron zu werden".

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    Sermo: "Jetzt ist es an dir, herumzukicken,"


    "Ja", lachte ich, " jetzt könnt' ich so richtig rumkicken, nicht wahr? Aber als ich noch Scriba war, hab ich immer dann am besten gearbeitet, wenn man mich davon überzeugt hat, dass meine Aufgabe wichtig ist und dass man meine Arbeit schätzt. Ich denke, es ist besser, wenn ich meine Fußspitze für die ganz verbohrten Fälle reserviere, dann wirkt das auch". Ich begutachtete den Pegelstand in meinem Becher und bat dann Laubasnius um Nachschub.


    Zitat

    Sermo: "Wie meinst du das? Auf die leichte Schulter nehmen?"


    Jetzt machte ich ein ganz ernstes Gesicht. "Ich glaube, ich habe mich da etwas schlabbrig ausgedrückt". Dann gab ich mein Grinsen frei. "Ja weißt du nicht, wie das hier mit den zugereisten Römern ist? Wenn die das erste Mal auf den Straßen von Mogontiacum stehen, dann sind sie ziemlich verkrampft. Sie erwarten hünenhafte, bärtige Germanen in Bärenfellen, die irgendwelche gutturalen Laute ausstoßen und jeden Römer, dessen sie ansichtig werden, augenblicklich mit einer Eichenkeule erschlagen. Wenn ihnen dann ein germanischer Einwohner von Mogontiacum begegnet, der gar nicht hünenhaft ist, in einer stinknormalen Tunika rumläuft, keine Eichenkeule dabei hat und auch noch Latein spricht, dann sind sie etwas enttäuscht".


    Laubasnius brachte mir den neuen Becher mit dem heißen Met. Ich hob meinen Zeigefinger. "Wenn der zugereiste Römer dann mitbekommt, dass die germanischen Einwohner hier sich durchaus als gleichwertig mit den Römern betrachten, dann vermisst er den Respekt vor der römischen Zivilisation". Ich kratzte mich am Kopf, "Das ist es ja: wegen der römischen Zivilisation sind wir ja aus unseren Wäldern und Sümpfen aufgebrochen und hier her gekommen. Jetzt sind wir da und Teil der römischen Zivilisation. Also können wir auch auf Augenhöhe miteinander reden, oder? Das meinte ich mit 'lockerem Umgang'".


    Ich machte eine Handbewegung in Richtung Germania Magna. "Die Germanen da drüben? Sicher, das kann man nicht auf die leichte Schulter nehmen. Ich bin im Limesvorland aufgewachsen und weiß ganz gut Bescheid. Aber es ist trotzdem ein bißchen anders, als sich das der zugereiste Römer gemeinhin vorstellt".

    Gemeinhin setzt man Abnoba mons mit dem Schwarzwald gleich. Das sollte man korrigieren: Damit ist nämlich der Gebirgszug Odenwald-Spessart-Vogelsberg- Rothaargebirge-Briloner Wald-Eggegebirge gemeint. Zumindest wenn man sich auf die Cosmographia des Klaudius Ptolemäus berufen will.


    Ptolemäus lebte vermutlich von 100 bis 170 n. Chr. und hat neben anderen großen Werken (z.B. Almagest) auch die "Geographike Hyphegesis", im Sprachgebrauch der Humanisten "Cosmographia", verfasst. Er ist dabei von der Kugelgestalt der Erde ausgegangen und hat in diesem Werk ca. 6300 Orte der damals bekannten Welt mit Angabe der Längen- und Breitengrade aufgelistet. Ob die in Kopien auf uns gekommene Weltkarte von Ptolemäus selbst stammt, ist noch umstritten.


    Wer sich ein Bild von dieser Weltkarte machen will:


    Lelio Pagani (1990):
    Ptolemäus - Cosmographia - Das Weltbild der Antike - . Stuttgart: Parkland Verlag.


    Nun waren die geodätischen Grundlagen in der Antike noch recht fragmentarisch, so dass Ptolemäus sich bei seinen Berechnungen auf militärische Vermessungen, Angaben aus den limitationes der Finanzverwaltung und schließlich auch auf Reiseberichte von Händlern und Seefahrern stützen musste. Dass seine Koordinaten oft fehlerhaft sind, versteht sich von selbst. Einige moderne Kartographen haben jetzt die ptolemäischen Koordinaten überprüft und Algorithmen zur Entzerrung ausgearbeitet. Die Ergebnisse sind nachzulesen in:


    Kleineberg, A; Marx, Chr.; Knobloch, E. und D. Lelgemann (2010): Germania und die Insel Thule - Die Entschlüsselung von Ptolemaios' >Atlas der Oikumene<. Darmstadt: Wiss. Buchgesellsch.


    Dabei konnte so manches Rätsel bei der Lokalisierung antiker Ortsangaben und auch so mancher Irrtum lokalpatriotischer Historiker aufgeklärt werden. Auch die frühe Existenz germanischer Siedlungen (z.B.Hannover) in der Germania Magna ("dunkle Wälder und Moore") konnte nachgewiesen werden.