Beiträge von Marei

    "Ich danke schön." Das kleine Sklavenmädchen verbiß sich mit Mühe das auf der Zunge liegende Wört 'Bär'. nickte bestätigend bei allem, was Ursus erwähnte. "Auf was für einem Platz? Wie heisst das bitte, dominus? Und was macht man denn da?" fragte Marei verwundert drauflos. "Ich weiss schon, die sind nicht verheiratet, weil sie Soldat geworden sind und unserem Land dienen. Hmja.. ich weiss auch, dass Septima traurig ist, aber wie kann ich sie aufmuntern?"


    Sie musste über die nächsten Fragen einige Momente lang nachdenken, kaute an einem Melonenstückerl. "Puppe Nina muss im Bett bleiben, weil die Köchin ständig gesagt hat, dass sie in der Küche im Weg liegt. Den Katern mag ich meine Nina nicht zum Spielen geben, weil die Kater jetzt Krallen kriegen und fast alles kaputt machen. Das Puppenhaus habe ich selber eingepackt und Frija gegeben. Aber sie hat es mir nicht zurückgegeben. So weiss ich gar nicht, wo es jetzt ist. Ich muss sie unbedingt fragen gehen. Ich bin echt blöd, weil ich es über allem vergessen habe, entschuldigung, dominus Ursus."

    "Doocch doch, dominus... 'kleine Maus' gefällt mir ziemlich gut!" ereiferte sich Marei nickend. Sicher wusste er nichts vom 'kleinen Wirbelwind'-Namen, aber dieser Kosename gehörte nur ihr und Cimon.


    "Zeit zum Spielen? Hmm.. mit den Katern spiele ich gerne und mit Cimon quassele ich über alles, aber nur wenn er gerade Zeit hat. Ich mag auf Gras mit meinem neuen Federball spielen, weil ich meinen allerersten Ball in Rom zurückgelassen habe. Fangen spielen und andere Kinder treffen und mit denen spielen, aber von denen hab ich bis heute noch nix gehört und gesehen. Schreiben und lesen übe ich alleine in meinem Bett. Und irgendwann bringt mir Baldemar alles bei... was er von seinem Vater gelernt hat."

    "Ja, das war ich... " Marei zeigte sich überrascht über seine Frage nach ihrem Tagesablauf, nickte fröhlich über sein Lob. "Kleine Maus? Hast du jetzt auch einen Kosenamen für mich erfunden? Oder hast du erfahren, dass Mäuse in die Vorratskammer klettern und spazieren gehen?"


    Sie setzte sich zu ihrem Herm, nahm sich ein Stückerl Apfel. "Ehmm.. also.. was ich den ganzen Tag mache? Früh morgens aufstehen, waschen und anziehen. In die Küche gehen und essen und Geschirr abspülen oder abtrocknen. Nach Cimons Katern schauen, füttern und streicheln und Federspiele spielen. Wieder zurück in die Küche beim Schneiden helfen oder nochmals Geschirr abspülen und abtrocknen. Ganz selten darf ich Vorräte in Amphoren umfüllen und wegräumen. Das finde ich schade, ich möchte schon gerne von allem probieren, aber ich darf nicht, es gehört alles Euch. Meist gibts beim Sonnenkopfstand das gleiche zu essen wie morgens."


    Marei aß das Apfelstückchen zwischen den Sätzen auf, sprach aber immer mit leerem Mund, damit er sie gut verstand. Sie ergriff noch ein Apfelstück. "Nach dem Essen schaue ich noch mal nach den Katern und schlafe eine Runde bei denen, wenn es draußen ganzganz heiss ist. Irgendwie schaffe ich es immer, nicht zu lange zu schlafen, weil ich weiss, dass die Köchin dann wieder mit mir schimpfen wird." Och nö.. bloß nicht an das vorherige Geschimpfe denken, das machte sie nur wieder sauer und traurig.


    "Es gibt um diese Zeit wenig zu tun, hin und wieder einiges auf- oder wegräumen. Wenn ich nicht gebraucht werde, trappel ich in mein Bett und versuche Narcissas Alphabet nachzumalen oder die Buchstaben zu Worten zusammenzufügen und zu lesen. Ich vermisse ihre Stimme und wie sie meine Hand führt." Marei seufzte leise. "Bis zum Abend muss ich das gleiche machen wie morgens. Nach dem kleinen Essen suche ich Cimon. Wenn ich ihn nicht finde, gehe ich alleine zu Bett und denke mir eine Geschichte zum Einschlafen aus."

    "Aha.. ich weiss oft auch nicht, wozu dies und das gut ist, um dies erst später herauszufinden." gab Marei zu und versuchte sich vorm inneren Auge Baldemar beim Kämpfen vorzustellen. Es war ihr schwer möglich... sie hatte ihn noch nie kämpfen gesehen geschweige denn bei einem Kampf zugeschaut. Sie freute sich über seine Zustimmung. Aber was machte er jetzt? Er schrieb irgendetwas auf eine Tafel. Marei beschloß nicht nachzufragen. Geduldig wartete das kleine Sklavenmädchen ab, ob er sie fortschickte oder ob er sich jetzt gleich Zeit für sie nahm. Die Erwachsenen waren im allgemeinen immer 'so schwer' beschäftigt, fand Marei. "Wir gehen jetzt gleich den Rasen suchen ? Au fein.. das finde ich klasse. Wo suchen wir zuerst, Papa? Irgendwoher müssen ja das Wasser und die Kräuter herkommen, die die Köchin immerzu zum Kochen braucht." Eine kleine Hand fand den Weg in die seine und hielt sie sachte fest. "Oder sollen wir zuerst meinen Ball aus den Frauenräumen holen?"

    Puuhhh.. er liess die Waffe sinken und stellte eine Frage. "Ich bin die Marei. Ich gehöre zur Sklavengruppe von dominus Aurelius Ursus, dem Legaten." Somit gab sie über sich Auskunft und wiederholte den Wunsch, der sie heute auf den Wall trieb. "Ich will nur einen Ausflug machen. Mein Freund Cimon hat mir aufgezeichnet, was wo ist und jetzt will ich wissen, wie es hier oben aussieht. Weißt du, ich war noch nie ganzganz oben.. über allem." Sie lächelte scheu. "Das muss ganz schön sein das oben sein, wenn man nur über eine Leiter raufkommt..."

    Mit missmutiger Miene verliess Marei die Küche, trug die Schale Obst in beiden Händen vor sich her. "So eine blöde Köchin.. die ist sowas von doof.." brummelte sie auf dem Weg zum tablinium in sich hinein. "Der könnte echt mal einfallen, dass ich immer noch am Üben bin. Wie soll ich wissen, wie groß die Stückchen sein sollen, wenn sie es mir nicht zeigt.. oder noch besser vorschneidet? Und dann meckert sie, ich soll zum Schneiden nur eine Hand nehmen.. denn die andere soll das Stückerl Obst festhalten. Mannmannmann... das Messer war überhaupt nicht scharf. Die Frau wollte gar nichts davon wissen..." Immer noch schlecht über die Köchin denkend betrat sie das Ziel. Achnö.. für dominus Ursus war die Schale bestimmt, hoffentlich fand er die Stückerl nicht zu groß. Marei bemühte sich die unsichtbare rennende Maus auf ihrer grantigen Leber zu verscheuchen und setzte dem entgegen gesetzt ein fröhliches Lächeln auf ihre Miene auf. "Hier kommt das Obst.." Mit Schritten näherte sie sich dem Hausherrn, stellte die Schale in Griffnähe auf dem Tischchen ab. ".. dominus Ursus. Das habe ich selbst klein geschnitten." Wollte er über letzteres überhaupt Bescheid wissen? Marei klappte den Mund zu, verstaute die Hände auf dem Rücken..

    Cimon kümmerte sich wieder einmal um etwas, während sie genüßlich eine weitere getrocknete Weintraube verspeiste. Als er vor ihr Platz nahm, hielt sie ihm eine Rosine schenkend entgegen. "Hier.. willst du auch eine? Ich? Eine Hexe? Niiieemaaalllssss... obwohl.. hmmm. Naja.. eine Hexe kann ganz viel.. sie kann zaubern.. alles so verzaubern, wie sie es gerne hätte.. andere häßliche Dinge in schöne Sachen zaubern." plapperte Marei drauflos.


    Sie erwiderte schulternzuckend Cimons Kommentar zum Thema 'dreckige Füße', wackelte mit den Zehen und spreizte sie bereitwillig fürs Saubermachen. Natürlich kicherte sie bei der einen und anderen empfindlichen Stelle an den Fußsohlen, liess sich seitlich auf die Liegefläche fallen. "Uaahh.. ich bin sowas von kitzelig... hhuuhaaahhh." kicherte sie leise, erhielt drauffolgend einen kleineren Lachanfall.



    Nach eben jenem holte sie Luft, wischte die Lachtränen aus den Augenlidern Und stellte zugleich die nächste Frage, die ihr durch den Kopf ging. "Sag mal, Cimon, geht Frau auch mit sauberen Füßen ins Bett? Ach, weißt du was?!? Ich gehe Frija fragen, ob sie das macht." Eine weitere Rosine wanderte in ihren Mund. Längst lag die Dose neben ihr, für Cimon zugänglich. Marei rutschte auf den Rücken, sah Cimon an. "Und wieso ists gut für Schlaf und Körper?" Die Schlafenszeit für kleine Mädchen war schon übel überschritten.

    Aus die Maus.. im Inneren des Turmes erwartete sie anstatt der Treppe eine Leiter. Puh.. es sah ganz schön einfach aus, wie der Soldat hinauf bis nach oben kletterte. Sie hatte nicht viel Zeit um zu zögern, wenn sie weiterhin sein Schatten bleiben wollte, um nach oben auf den Wall zu gelangen. Mutig umfassten Mareis kleine Hände die Seiten der Leiter, die Füße fanden asbald Halt auf den Sprossen. Au Backe.. ihre Füße schienen zu wissen, was sie tun mussten, aber ihre Hände? Zuerst die linke Hand, dann das linke Bein.. und dann das rechte Bein oder doch lieber die linke Hand zuerst hinaufziehen? Ein bisschen war das wie früher als kleines Kind auf dem Boden zu krabbeln, nur dass der Boden diesmal aufwärts führte.


    Schon bald war sie hoch über dem Boden und näherte sich der Luke. Das kleine Sklavenmädchen war zu abgelenkt mit sich selbst und bemühte sich außerdem bloß nicht das Gleichgewicht zu verlieren sowie nicht nach unten zu schauen. Endlich erreichte sie die Luke, zog sich auf den Boden der ersten Ebene hinauf. Ein tiefes Seufzen, in dem viel Erleichterung mitschwang, verliess ihre trocken gewordene Kehle. Sie sah nach dem Soldaten, fand sich urplötzlich Auge in Auge einer angehobenen Waffe gegenüber. "Oh oh oh... ich tue nichts." rief Marei erschrocken aus. "Ich will nur einen [SIZE=7]Ausflug machen."[/SIZE] Ihre Stimme wurde mit jedem Wort immer leiser.

    "Ich kann bis jetzt ganz gut mit Cimons Katerchen und ein bisschen mit großen Pferden umgehen." stellte Marei für sich fest. "Du kannst ganz schön viel.. nur weil dir dein Papa das alles gezeigt hat. Na sowas aber auch... mhm.. du wusstest aber noch nicht, dass du irgendwann kämpfen und Leibwächter wirst, stimmts? Oder wie?" fügte sie wieder einmal neugierige Fragen stellend hinzu. "Bringst du mir neben dem Reiten auch das 'Lernen beim Machen' bei?" Marei hatte schlichtweg keine Ahnung, welche Gefühle das 'Papa'-Wort beim Germanen hervorrief. "Ja, fein, dann machen wir das so.. ich zeige dir meinen Ball und wie man damit spielt und du zeigst mir den Rasen?" Mal schauen, wie lange sie sich nun gedulden musste. "Fängst du gleich mit Suchen an?" Fragen über Fragen. Das kleine Sklavenmädchen kam aus dem fröhlich Lächeln gar nicht mehr heraus.

    "Äh nein.. es gibts nirgendwas." stotterte die Wache und fühlte sich unter dem strengen Blick des Offiziers mit einem Male ziemlich klein und unbedeutend. "Der Weg ist frei. Ihr könnt längst passieren und nach oben auf den Wall." fügte er immer noch mühsam das Grinsen unterdrückend, welches er eilig in ein leises Husten hinter vorgehaltener Hand umwandelte.


    Au backe... langsam wurde es heiß unter den Fußsohlen! Marei wollte so gerne nach oben gehen, schlug sich die Hand auf den Mund, um ein leise aufsteigenden kindliches Kichern zu unterdrücken, welches aus ihrer Kehle hinaus wollte. Wie immer hatte sie keine Ahnung, warum dieser Offizier, den sie sich spontan ausgesucht hatte, von großer Wichtigkeit war. Nirgendswo an seiner Kleidung konnte sie ablesen, dass er den Umgang mit kleinen Mädchen kannte.


    Sim-Off:

    Ist die kleine Waise Esquilina (?) quicklebendig?

    Jetzt sprach der Mann mit den Wachen. Marei hoffe mit festem Daumen drücken, dass man sie bloß nicht schon jetzt bemerkte. Denn sonst wäre der kitzekleine Ausflug viel zu früh vobei und sie würde sich sehr schnell in der Küche wiederfinden.


    "Keine besonderen Vorkommnisse.. das schöne Wetter erleichtert den Blick in die Ferne." meldete die angesprochene Wache grüßend salutierend. Nanu.. vier Füße waren zwei zu viel und diese zwei Füße zuviel waren außerdem ziemlich klein. Man merkte der Wache jedoch an, dass eben jener sich mühsam ein Grinsen verkniff.


    Das kleine Sklavenmädchen grinste erleichtert. Spontan 'hexte' sie der Taille des ahnungslosen Licinius zwei zierliche Arme hinzu. Rasch zog sie die Arme zurück und wartete geduldig auf das kommende Treppensteigen im Wachturm. Noch war sie nicht oben angekommen..


    Sim-Off:

    Toll! :dafuer:

    Die Köchin war ziemlich doof.. so ziemlich doof. Marei hatte die Nase voll von ihrem ewig gleichen Satz 'Marschmarsch, Geschirr spülen', entwischte ihr wieder einmal mit der üblichen Ausrede zum Austritt zu müssen. Sie eilite stattdessen zu ihrem Schlaflager und kramte die Wachstafel hervor. Das kleine Sklavenmädchen fühlte, heute war der Tag an dem ihr Ausflug stattfinden sollte und trabte anschliessend zu Cimons Zimmer. Der dunkle Löwe war aber nicht da. Leise seufzend hinterlegte Marei mit einem schwarzen Kohlestück eine Zeichnung über seinem Bett: kleine Gestalt mit einer Tafel in der Hand in einem großen Viereck zwischen länglichen Häusern und Soldaten mit Speeren und Schildern herumlaufend. Marei schaffte es an den zwei Wachsoldaten, die Unbefugten den Zutritt verwehren, vorbei. Die zwei waren gerade mit jemandem beschäftigt und achteten nicht auf die Umgebung. Das kleine Sklavenmädchen huschte davon und drehte den beiden Soldaten eine lange Nase, welches insofern bedeuten sollte: Ha, ihr habt nicht aufgepasst! Schnell tastete sie nach der Tafel von Cimon und schlug den rechts abgehenden Weg ein.


    Wenig später kam sie am valetudinarium, dem Lazarett vorbei. Es diente der Heilung römischer Soldaten und war gleichzeitig Heimstätte des wunderlichen Legionsarztes Gaius Graecus mitsamt seinen Helfern. Sie wollte keinem medici begegnen, da sie sich gesund fühlte. Denn die Medici helfen bei jeder Erkrankung. Was sie aber nicht wusste, führten diese auch die Musterung neuer Probati durch. Ihre Füße trugen sie weiter zu den pabula. Schon von weitem hörte man das Wiehern der Pferde. Seltsamerweise mischte sich andere tierische Laute mit ein. Dass diese Laute von Esel und Maultiere stammten, wusste Marei auch nicht, kannte sie bisher nur große Pferde. Schritt für Schritt näherte sie sich den tierischen Unterkünften. Grüppchenweise kamen Soldaten entgegen und schienen sich zu wundern, was sie hier machte, doch sie hatten keine Gelegenheit sie anzuhalten und zu fragen, weil sie ihrer Gruppe folgen mussten.


    Die Tafel 'sagte' Marei, dass das intervallum nicht mehr weit sein musste. Ihr Ziel waren die turris. Sie wollte einen solchen Turm hinauf klettern... hoffentlich ohne erwischt zu werden. Marei hängte sich an den Schatten eines Soldaten, der soeben einen Turm ansteuerte. Jedes Mal wenn dieser sich umsah, suchte Marei sich zu verstecken. Hach, war das aufregend! Immer näher kamen sie dem Turm, die Verstecke wurden spärlicher. Das kleine Sklavenmädchen kam dem Soldaten immer näher, versuchte genau hinter ihm herzulaufen und seinen Bewegungen im Rücken stehend zu folgen. Wie sollte sie ihm folgen, ohne von den vor dem Turm stehenden Wachen angehalten zu werden? Schwierige Sache das auszuführen, um nach oben zu gelangen.


    Sim-Off:

    Wer mag?

    Es war in der Tat nicht sehr klein. Für sechstausend Mann reichten ihre Finger nicht aus, um diese Zahl anzeigen zu können, sie bräuchte so viel mehr Finger. In Mareis Kopf begann es zu schwirren und zu summen. Männer die etwas verändern konnten? Die Brücken über Flüsse bauen konnten? Belagerungsmaschinen? Was meinte er? Reiterei? Ah, das Wort klang schon bekannter, die musste mit Pferden zu tun haben. Menschen aus dem ganzen Reich kamen um den Soldaten zu helfen? Bekamen dafür sogar Waffen? "Pof...." fiel Marei nur zu der Schwärmerei Cimons ein. "Schon gut... wenn ich die erst mal gesehen habe.. dann wirds nicht schwer sein, wen und was du meinstest." Sie nahm die Tafel an sich, betrachtete die eingeritzten Linien. "Ich pass drauf auf und bring sie auch zurück, wenn ich genug vom kitzekleinen Ausflug hab. Ich freu mich auch auf die Stadt."


    Ihre Haare mussten längst kreuz und quer liegen. Cimon legte seine Arme um sie herum.. hachja, so war das schön! Schliesslich stand er auf und trug sie durchs Zimmer bis vors Bett, wo er sie nach dem Bett fertig machen, wieder absetzte. Marei hielt sich an ihm fest und löste den Griff beinahe wiederwillig. Ihre strahlend aufblitzenden Augen zeigten deutlich was sie von Cimons Einladung hielt. "Bin schon unterwegs!" Auf der Stelle drehte sich Marei um und flitzte aus dem Zimmer des Leibwächters.


    Im kurzen Nachthemd und mit einer kleinen Dose unterm Arm kehrte sie zurück. Die Strähnen entlang der Stirn waren noch etwas feucht von der Katzenwäsche. Die Schuhe trug sie in der anderen Hand, verriet so, dass sie den Weg zu ihm barfuß zurückgelaufen war. Sie schob die Schuhe unters Bett. Fröhlich lächelnd setzte sich Marei aufs Bett und auf die Felle, öffnete die Dose. "Guck mal, Cimon, ich kann hexen. Grüne Trauben werden zu braunen Rosinen." Sie hielt ihrem Freund die Dose hin, bereits genüßlich auf einer Rosine kauend.

    "Wie? Was hat er??" fragte Marei ungeniert zurück. "Ja, ich hab schon verstanden, dass er dir alles gezeigt hat... aber was genau hat er dir gezeigt?" Sie verstand ihn gerade nicht, was war so schwer daran, ihr davon zu erzählen. "Du kannst mir über dieses 'alles' erzählen, Baldemar."


    Sie sah ihn an, blickte zwischen dem Zimmer und dem Germanen hin und her. "Ist schon gut... Weisst du, Papa, draußen war ich noch nicht, bis jetzt immer nur unter diesem Dach. Ich hab nicht mal einen Garten gefunden, wie in der Villa Aurelia. Nicht mal ein Stück Rasen zum Federball spielen. Weißt du, wo es sowas gibt?!? Du darfst dann auch mit meinem Ball spielen..."

    "Na mein dunkler Löwe.. wenn du das so sagst, muss es ja wahr sein.." meinte Marei auf seine Andeutungen mit dem Geduld haben und zwinkerte mit beiden Augen ihm zu. Gespannt sah sie zu, wie er eine Zeichnung fabrizierte und einen Plan des Lagers erstellte sowie diesen erklärte und mit Bildchen verzierte. Ihre Augen wurden groß, als sie versuchte, sich die Masse an Männern vorzustellen, die auf diesem Fleckchen italienischer Erde lebte, arbeitete und diente. "Mann.. das muss ja riesig... nein.. riesengroß sein. Darf ich die Tafel haben? Für einen kitzekleinen Ausflug?" fragte sie mit unschuldigem Lächeln.


    "Ist klar.. ich gehe nicht alleine in die Stadt, bitte finde mich bevor du dahin gehst, ja?" fügte sie bittend hinzu. Ihre kindliche Stirn legte sich in Falten, wie Cimon über die Zeit sprach über die Herren verfügten. Die Herren verfügten über sie.. ja, das war klar. Mann mann.. mann.. war das wieder kompliziert und so vieles gab es zu beachten. "Dann bin ich mal gespannt, wann der Satz aus dem Mund der Köchin kommt, dass ich gehen darf und eine Zeit lang nicht gebraucht werde. denn die sagt mir immer, was zu tun ist und nicht dominus Ursus!" brummelte Marei und setzte sich wieder auf Cimons Schoß, um sich dicht an seine Brust zu kuscheln.


    Sie hatten ohne Unterbrechung über so viele verschiedene Dinge gesprochen... das reichte zum Nachdenken. "Ich würde gerne bei dir und den Katern schlafen.. Cimon." Marei gähnte hinter vorgehaltener Hand, bettete ihren Kopf auf seiner linken Schulter.

    "Ohhh.. toll.. ich freue mich schon drauf.. auf das Reiten." jubelte Marei vor Baldemar auf und ab hüpfend. Sie blieb still stehen, als Baldemar den Kopf schüttelte und kurz danach weitersprach. "Ahso, das was du tun musstest ging vor. Ich verstehe schon." erwiderte das kleine Sklavenmädchen zugleich mit ernster Miene mit dem Kopf nickend. Die Köchin in der Küche konnte ruhig länger auf ihre Rückkehr warten. Sie hatte halt ein 'großes' Geschäft im Austritt gemacht und sowas brauchte seine.. ihre Zeit für kleine Mädchen.


    Marei war froh, dass sie nicht im Austritt saß und sich langweilte, sondern vor dem wortkargen Germanen namens Baldemar stand. Frijas Mann wollte ihr das Reiten und noch mehr beibringen. War das zu fassen? "Pof.. dein Vater hat dir alles beigebracht? Ich finde es schön, dass DU einen Papa hattest. Magst du mir jetzt gleich erzählen, was dein Vater dir beigebracht hat?!?" sprudelte Marei, begierig von seiner Kindheit und seinem bisherigen Leben zu erfahren, drauflos. "Wir könnten in euer gemeinsames Zimmer gehen.. dann stören wir niemanden." schlug sie vor.

    "Das klingt gut, dass sie offen bleiben..." Aufmerksam nahm sie Ursus Worte auf und zuckte leicht zusammen, als er davon sprach, dass er sie auch einmal dazu zwingen würde, durch eine Tür gehen zu müssen. "Schaun mer mal..." meinte sie ganz leise dazu und fragte artig nach einer Erlaubnis. "Darf ich in die Bibo.. bibu.. biblio.. tee.. thee (was für ein schwerer Name).. und diese Holzkiste holen??"


    Marei wurde rot über Narcissas versteckte Ermahnung und Zwinkern. "Ehm.. ja.. manchmal.. nicht immer.. ich versuch die immer noch zu bändigen." stotterte Marei und liess sich äußerst gerne von Narcissas nächsten Worten ablenken. "Eure Lehrer haben Geschichten für euch geschrieben.. zum Lesen üben..?!? Jetzt bin ich aber baff..." Das ziemlich aufgeregte und lernwillige sowie wissensbegierige Sklavenmädchen bemerkte, dass die Erwachsenen weitersprachen, nun über etwas anderes. Mit offenen Augen begann Marei brav an Narcissas Seite stehend zu träumen, wann sie die erste Narcissa-Geschichte von einer Schreibtafel ablesen würde.


    "Können wir nicht Caelyns Geschichte aufschreiben und allen Sklaven hier im Haus vorlesen?" fragte Marei ohne nachzudenken die Erwachsenen.

    Das Durcheinanderbringen der Haare geniessend sah sie Cimon an, während sie ihm wie immer aufmerksam zuhörte. "Pühh.. das wird total schwer die Herren alleine zu erwischen. Siehst du die unsichtbaren ohne Namen nicht, die immerzu um sie herum sind? Bis jetzt wiess ich nur deinen namen, den von Baldemar und Frija und den Namen der Köchin." gab Marei zu und machte große Augen.


    "Ich darf raus gehen??? Ehrlich?" Ja, wo sollte sie denn hingehen, wenn sie alleine sein oder spielen gehen wollte? "Die Soldaten nicht stören? Hmmhm.. ich versuchs. In die Stallungen würde ich ganz gerne gehen. Ich weiss nicht, wo die sind. Ich wette, dazu muss ich immer den Äpfeln der Pferde nach gehen?!?!"


    Cimon stimmte zu, dass ihre Kinderkleidung tatsächlich kurz war. Neue Kleidung zu bekommen war bestimmt ganz aufregend. "Ja, bitte frage du ihn für mich. Du bist toll! Weißt du, ich sehe ihn kaum noch, seine Frau sehe ich noch seltener. Ich hatte vor, dominus Ursus zu fragen, aber er ist schwer beschäftigt und kommt heim, wenn ich schon schlafe. Uuunndd.. Cimon? Wollen wir noch mal zusammen rausgehen? Ins Lager? Oder in die Stadt? In die Stadt? Gucken und stöbern.. einfach so... ohne irgendwelche Arbeitsaufträge. Oder auf eine Wiese nach den Tieren ausgucken, von denen uns Frija erzählt hat.. weisst du noch?? Wie die wohl auf den Wiesen aussehen, bevor sie geschlachtet werden?!?"

    "Darauf freue ich mich schon.. also auf das kennen lernen.." gab Marei glücklich zurück. Ihre Mutter hatte sie verkauft, weil sie sie gern gehabt hatte?!? Darüber musste sie noch mal nachdenken.. sie wäre gerne bei Mam geblieben. "Vielleicht hat sie das.. und ich hab nichts gemerkt.." murmelte sie. Irgendwann aber hätte sie rebelliert gegen das Schlafen gehen müssen und Milch trinken... es gab noch so vieles in ihrem jungen Leben zu entdecken und zu sehen. Marei glaubte dennoch nicht, das sie bei ihrer Mam so vieles gelernt hätte wie bei den Aureliern.


    Baldemar schwieg für Mareis Zeitbegriff ganz schön lange.. der Mut verliess ie schleichend. Hätte sie ihn doch nicht gefragt! Jetzt war es zu spät einen Rückzieher zu machen. Aber der Mann Frijas sagte 'Ja' und nahm sie in seine starken Arme auf. Marei war überrascht, umarmte ihn zögerlich, legte dennoch ihre Arme um seinen Nacken.Die Umarmung dauerte nicht sehr lange an.. aber sie hatte etwas gespürt. Mit glänzenden Augen sah sie zu ihm auf. Jetzt hatte sie einen Papa, der dazu ziemlich groß war. "Kannst du mir zeigen, wie man auf einem Pferd Trab und Galopp reitet, Bal.. ehm.. Papa? domina Narcissa hat mich in der Villa Aurelia auf ihrer Stute Epicharis reiten lassen. Es war total schööön oben auf dem Pferderücken zu sitzen. Gerne hätte ich dich auf der Reise gefragt, ob ich mich zu dir setzen darf.. aber du hast so grimmig drein geschaut."

    "AAchhhssoooooooooooooo..." gab Marei, vollauf zufrieden über seine Antwort, lächelnd zurück. "Na hoffentlich passt mir meine Kleidung noch, wenn ich ein bisschen mehr kann als nötig und zu wissen ist." feixte sie lächelnd und wurde nach seiner Bitte wieder ernst. Was 'rechnen' wohl war? Auch soetwas schweres wie Lesen lernen? Sie drehte sich rittlings auf seinen Schoß um, um ihn geradewegs anzusehen und sprach feierlich ihr Versprechen. "Liebster Cimon, ich werde niemals aufhören zu lernen und zu fragen... Ursus, Septima, dich, Frija und Baldemar. Versprochen!!!"


    Was Cimon bezüglich Frija und ihrem Mann Baldemar erklärte nahm Marei zur Kenntnis und hakte das heikle Bett-Thema erst einmal ab. "Pof... ich wusste gar nicht, dass du Zeit für dich kriegst!" empörte sich Marei, stemmte die Arme in die Hüfte und versuche beleidgt dreinzuschauen. Leider gelang es ihr nicht wirklich.. sie musste fragen, geduldig sein und auf das 'Ja' warten. Raus gehen und die Umgebung erobern mochte sie schon. Aber hier war vieles ganz anders als im quirligen Rom. Was bloß wartete draußen auf sie?


    Da war noch etwas zu bereden und nebenbei die olle Schlafenszeit hinauszuzögern. "Dieses gute Stück hier ist schon ganz alt, weil es zum Spielen mit den Katerchen ist. Ich habe nichts Neues mehr zum Anziehen bekommen. Daher muss das bald mal Frija oder domina Septima auffallen. Kennst du mein Schlafzeug noch? Weisst du, wie kurz das schon ist?" Ach mist.. wieso sagte sie Schlafzeug? Sie war noch gar nicht müde! "Findest du das bei der Tunika für die Küche auch, dass die mir zu kurz geworden ist??"