Beiträge von Marei

    "Ich habe nichts in meinem Gepäck.. das ist meine Kleidung..." wunderte sich Marei und überlegte, ob er sie verschaukeln wollte, Sie hatte alles ihrer Truhe entnommen und in die Beutel verteilt. Sie besaß ein paar längst zu klein gewordene Schuhe, welche sie zur Errinnerung aufbewahrte.. an die Zeit als sie noch bei ihrer leiblichen Mam gelebt hatte. Ihr Sax hatte sie bei Baldemar gelassen, sie hatte noch nicht erwähnt, dass sie ein solches seit ihrem zehnten Geburtstag besaß. Damit einverstanden, dass er der erste im Haus war, folgte sie ihm nach drinnen. Ihr zu Hause.. aber sie hatte noch eines im Kastell. Marei ahnte schon, dass die erste Nacht nicht einfach werden würde und verdrängte den Gedanken rasch. Jetzt bloß nicht traurig werden, dafür war alles zu aufregend. "Lucillaaa.." rief sie und suchte den Weg zum Laden. Im Türrahmen zwischen zu Hause und Laden blieb sie stehen, blickte die Bäckerin fröhlich an. "Servius hat mich hierher gebracht.. ich tue jetzt hier wohnen." Das aufgeregte Sklvenmädchen vergaß, Puppe Nina in die bunte selbstgenähte Tasche zu stopfen, um die Hände für die kommende Begrüßung frei zu haben,.

    Bäckereigehilfin. Lucilla hatte sie schon mal als solche bezeichnet und das hatte sie nicht vergessen. Ob der wirre Doktor seine Belohnung erhalten hatte? "Mhm.." erwiderte Marei lächelnd. "Ich versuche nicht zu viel.. ehm.. zu naschen.." Honigkirschen gab es im praetorium nur seltenst und wenn dann bekam sie diese Leckerei bei Licinus. Du Schleckermäulchen, würde Mama Frija jetzt sagen. Servius wollte mit ihr um die Wette rennen, obwohl er ihr Gepäck trug? Na, da war sie aber gespannt wer gewinnnen würde. Auf die Startzahl rannte sie los, Puppe NIna in der einen Hand festhaltend. Die bunte Tasche hüpfte wie ihre Zöpfe lustig auf und ab, Wenn sie musste, konnte sie sehr schnell rennen, aber sie musste nicht rennen, sie wollte rennen. Einen Teil der Anspannung in ihrem Körper loswerden, es tat außerordentlich gut. "EErrrsstteeeeee... juuhhuuu...." Schwer atmend lehnte sie sich an die Wand neben der Tür und sah Servius zufrieden dreinschauend an.

    "Mit Honig?" staunte Marei. "Solche mag ich auch mal probieren. Aber nur wenn du.. oder Lucilla es erlauben. Ich mag die Gebäckstücke, die Lucilla mir beim ersten Aufeinandertreffen in der Bäckerei geschenkt hat, die lustigen und kringeligen Stückchen." Servius überraschte sie wirklich mit seiner Ankündigung, dass Lucilla auch eine gute Mutter sein würde.. aber.. war Frija nicht schon ihre Mutter? Konnte man Mütter teilen? Nein, das musste anders sein.. zwei Mütter lieb haben?


    "Ja... mir geht es gut." Ihr geheimster Wunsch, die Erlaubnis, den Auszug, die Verabschiedung, neue Mama.. alles war doch recht viel auf einmal. Sie schüttelte den Kopf, dass ihre geflochtenen Zöpfe links und rechts hüpften. "Ich will nicht zurück." Mit skeptischer Miene betrachtete sie Antias ausgestreckte Hand, errinnerte sich, wie er sich in der habitatio des Legaten zu ihr herunter gebeugt hatte. Keine Angst mehr haben. Genau das wollte sie. Marei legte ihre kleine Hand in die seine. "Dann bringen wir Lucilla zum Staunen." entgegnete sie mit einem Lächeln. "Wie weit ist es noch? Wollen wir ein Wettrennen machen? Wer als erster an der Tür zur Bäckerei ist?"

    Sie hatten nach der Verabschiedung das Kastell verlassen und gingen die Straße hinunter. Puppe Nina fest an die Brust gedrückt und nicht wie sonst in der bunten Tasche tragend, trottete sie neben Antias her. Sie sah sich hin und wieder um, um sich den Weg zu merken, merkte aber, dass sie diesen noch ein paar mal abgehen würde müssen, um ihn schließlich ganz im Kopf zu haben. Als nächste zerbrach sie sich den Kopf darüber, wie sie ihren Begleiter ansprechen sollte? Antias? Servius? Das kleine Mädchen entschied sich dafür, bei dem Namen zu bleiben, mit welchem er ihr von Lucilla auf dem Markttag vorgestellt worden war. Es waren positive Errinnerungen. "Servius?" sprach Marei den Soldaten an. "Riechst du das? Lucilla bäckt wohl gerade in ihrer Bäckerei." merkte sie an, dass sie einen angenehmen Duft erschnuppert hatte. "Welches ihrer Plätzchen magst du am liebsten?" hakte sie zudem nach. Ein bisschen wollte sie doch über Servius wissen.

    "Sport? Warum nicht zu Hause statt an einem extra dafür gebautem Ort??" fragte Marei. "Die meisten Herren und Herrinnen haben doch so große Gärten, dass sie sich darin verlaufen könnten. So viel Platz allein für Pflanzen." Ein Senatorensohn auf der Flucht.. zu Pferde unterwegs... allein gelassen von seinem Vater.. das wäre Stoff für einen aufregenden Traum in der Nacht. "Pof... ein Praetor." bewunderte sie den Beruf von Minors Vater. Auf sein Nicken hin öffnete sie die Tür und verbarg sich hinter dem Türblatt, bis die um Eintritt verlangende Person eingetreten war. Verdutzt starrte Marei den Legatensohn von hinten an. Eher hatte sie gedacht, dass der Obersklave dem jungen Gast Erfrischungen oder andere Kleinigkeiten brachte. Aber nun stand Durus persönlich hier. Schnell.. sie musste sich verstecken.

    "Uns suchen lassen? Aber nein, weißt du, Antias hat mich über einiges aufgeklärt.. zum Beispiel wo beim Ziegenfell vorne und hinten ist. Danke, Lucilla. MMhhhh... gut, gut, gut." ahmte sie zum Schluß ihres Geplappers Antias Gebrummel nach und kicherte leise. Sie aß den Keks mit Genuß auf und nahm die Überraschung für Lucilla entgegen.


    "Bitte halte einmal kurz inne, Lucilla.." Die Bäckerin war etwas größer als sie, flugs drehte Marei eine Kiste um, stellte sich auf diese und nestelte die Fibel an Lucillas Oberteil, eben da, wo es ihrer Meinung hingehörte. Zwischen Schulter und Brust über dem Herz. So konnte jedermann- und frau sehen, was für eine schöne Fibel die Bäckerin besaß. Wahrscheinlich würde der Stoff aber wieder mehr nach oben hin zur Schulter rutschen, denn schwer war die Fibel ja nicht gerade. Zufrieden betrachtete Marei die Fibel ein letztes Mal in aller Ruhe und lehnte sich, immer noch auf der umgedrehten Kiste stehend, rücklings mit aufgesetzten Armen gegen die erhöhte Auslage. Äh, was sagte man jetzt? "Antias.. du bist dran..." Bestimmt würden sie sich küssen... genau wie Mama und Papa. Marei wusste immer noch nicht, ob sie das eklig oder schön finden sollte, ob sie zugucken oder wegschauen sollte.

    Eine Geschichte aus dem Munde Licis? Diese liess sich Marei keineswegs entgehen und hörte aufmerksam zu, zudem seine Handbewegungen beobachtend. "Kennt Esquilina die Aenaeis auch? Sie kennt viele Geschichten über die Götter. Warum erzählst du die Geschichte nicht auch den tratschenden Soldaten? Damit die merken, was sie anstellen mit dem fabulieren? Das ist doch dumm, wenn von dem was man hört, nur wenig wahres dran ist. Stell dir vor, du erfährst etwas wichtiges und kriegst hinterher heraus, dass das gar nicht gestimmt hat. Stell dir vor, die Soldaten kriegen einen Befehl der gar nicht von dir heraus gegeben worden ist. Ich bin gespannt, was Papa Baldemar macht, wenn er erfährt, wer derjenige war, der Zucker und Salz verwechselt hat und dass der Neffe der Köchin eigentlich hätte den Stubenarrest bekommen sollen." Verwechselte sie soeben das Geschichten spinnen mit dem Lügen erfinden?


    "Ich hoffe, meinem Brief passiert nichts.. und auch dem Boden.. äh Boten nicht." wünschte sie sich und legte den Griffel neben die Tafel. Dass Licinus ihre Worte mitlesen konnte störte sie nicht. "Ja, Cimon erklärt gut. Der Lehrer meiner Schule in Rom wird staunen. Sind keine Fehler drin? Stimmt die Anschrift?" Marei spürte seine Hände auf ihren Schultern und lauschte in sich hinein.. es war in Ordnung, sie hatte keine Angst. "Ja, ich vermisse sie schrecklich. Es ist nicht schön, wenn der Tag fast rum ist und die Bank leer ist. Wann darf sie zurück kommen?" flüsterte sie leise und ergriff den Griffel noch einmal, um ihre Absendeadresse unter ihren Namen zu schreiben.



    Marei
    Servus Tiberia Septima
    Castra Legionis I Traianae Piae Fidelis
    Mantua - Italia

    "So sind die Jungs?" echotete Marei und schob nach. "Wie sind dann die Mädchen?" Sie nickte langsam, dass Durus es irgendwann verstehen würde... fünf Jahre Altersunterschied waren sehr viel Unterschied an Wissen und Erfahrungen. "Papa! Er ist der Sohn des Legaten!" erinnerte sie ihren Ziehpapa und schüttelte den Kopf. "Wenn ein unechter Soldat am Tor steht oder ein Händler vom Markt ihn aufs Freigelände lockt, was dann? Als ich ihn gesehen habe, hat er nichts bei sich getragen, womit er sich wehren könnte." Das kleine Mädchen klopfte ihm auf den Rücken. Septima mit einer Waffe in der Hand war in der Tat ein ungewöhnliches Bild. Und Mama mit einer Waffe.. das war auch ungewöhnlich. "Ich zweifele nicht daran, dass du sie schützen wirst. Kann Mama trotzdem mit Septima sprechen, darüber wie sie sich wehren kann? So von Frau zu Frau.. oder?"


    Wie immer genoß sie es, wenn sie umarmt wurde. Ihre Zieheltern hatten sie lieb. "Ja." Baldemar liess sie ziehen und ihre Arbeitsaufgabe erledigen. Er lobte sie. Die Köchin sah schon wieder zu ihnen herüber. Ein stolzes Lächeln mit errötenden Wangen war die stille Antwort für ihn. Dass er den letzten Teller bekam war Zufall. Ebenso überrascht war sie, dass er sie abermals umarmte. Jetzt noch das Besteck und die Runde um den Tisch war zu Ende. Marei liess sich auf seinem Schoß nieder und legte ein Ohr auf die Bruststelle, wo sein Herz klopfte. Die Becher standen unausgeteilt auf dem Tisch, das war ihr im Moment egal. Die anderen Sklaven hatten lange Arme, um sie sich selber zu nehmen. "Was soll ich tun wenn die Gefahr ins Lager bis ins praetorium gelangt? Licinus hat gesagt, ich soll zu seinem Sohn Servianus gehen, der unten in der Stadt wohnt." Noch ahnte sie nichts im geringsten davon, das sie demnächst um- und ausziehen würde und sich diese düsteren Gedanken ersparen konnte. "Soll ich dann Durus mitnehmen? Er ist noch so klein." Schwatzende Sklaven traten nach und nach in die Küche ein und belegten die Plätze um den Tisch herum. Marei wartete auf seine Antwort.

    "Muss es denn unbedingt geschehen? Wir haben Waffen, um gegen Menschen zu kämpfen, die unserem Land weh tun wollen. Aber dieser Streit um die Kaiser ist doch was ganz anderes. Können die Menschen sich nicht durch langelange Gespräche darauf einigen wer auf dem Thron sitzen darf?" fragte sie leise, nicht wissend, ob sie die Antworten wirklich hören wollte. Es war doch schon schwer genug mit der Angst umzugehen. Cimon wollte auf sich aufpassen. "Ich meine, ich sollte den Weg zu deinem Zimmer kennen. Diese Zimmer hier liegen doch ein bisschen mehr nach außen hin als die der Zimmer der Familie des Legaten. Dann kann ich dich wecken, wenn irgendetwas ungewöhnliches zu hören ist..." Irgendetwas wollte sie für ihre Freunde tun, dazu beitragen, dass es allen gut ging und sie heil aus allem raus kamen. Trotz der Angst. Fehlte nur noch der Mut der die Angst besiegte. Cimon richtete die Decke, streichelte ihren Kopf. Sie mummelte die Füße ein und blickte ihn aus ihren Augen an... "Licinus hat gesagt, ich soll zu seinem Sohn laufen, wenn ich euch nicht mehr finde." Jetzt war es raus. "Ich werde morgen einen Teil meiner Sachen zusammensuchen und zu meinem Sax legen."

    Sie errinnerte sich kaum mehr an Caelyn, damals war sie zu klein gewesen, um zu verstehen, warum sie gegangen war. Marei erfuhr, dass der Legat bereits Erfahrung gesammelt hatte und dies offenbar nicht gut ausgegangen war. Sie gab keinen Mucks von sich, denn wie konnte sie ihren Wunsch bereuen, wenn er noch gar nicht gelebt wurde? Langsam schüttelte sie den Kopf. "Keine Frage, also weiteren, meine ich..." Eigentlich wartete sie noch auf seine Antwort wann sie um- und ausziehen sollte, aber diese war wohl entfallen. Auch Antias schien keine Fragen zu haben, wie es schien. Aber dass er zuerst das Wort zum Abtreten nannte, erstaunte sie ein bisschen. Marei nahm Haltung an, wie sie es von Licinus abgeschaut hatte und satutierte stramm. Ehre sollte sie machen? Zumindenst sich darum bemühen. Ja, so würde sie es versuchen. Ein letzter Blick zum Legaten, ein glückliches Lächeln auf den Lippen und sie stand draußen vor dem Büro. Ihr Herz klopfte sehr schnell... tamdamdamdamtamdamdamdam. "Komm.." forderte sie Antias auf und führte ihn zum praetorium.

    "Ja, ein eigenes Zimmer, ich schlafe noch nicht sehr lange drin. Mama und Papa wollen alleine sein, wenn sie schlafen gehen." erklärte sie ihm und schluckte den harten Kloß im Hals hinunter. "Ja... ich möchte das Verabschieden machen." Marei wusste nicht, wie sie es erklären sollte.. einerseits wollte sie bleiben und mit den anderen der kommenden Gefahr stellen, andererseits hielt sie es vor Angst nicht mehr aus. "Genau, Puppe Nina trage ich selber." stimmte sie ihm zu und wandte sich um als sie davon rennende Schritte hörte. Schade, er oder sie rannte weg.


    Marei sah Baldemar an ihrer Zimmertür stehen . Sie musste sehr an sich halten nicht auf ihn zuzurennen. Was sollte sie auf ihrer Mimik zeigen? Das kleine Sklavenmädchen sah mit bedrückter Miene zu Boden. Was hatte der Legat gesagt? Es war eine/ihre Entscheidung die ihr zukünftiges Leben veränderte. "Servius Antias, das ist Papa Baldemar. Papa, das ist Servius Antias. Zu ihm gehört die Bäckerin Lucilla und die Bäckerei Lucilla." stellte sie die Männer einander vor und sah zu den beiden auf. Mama Frija war nicht bei Papa. "Ich gehe meine Sachen packen..." murmelte sie leise und drückte die Tür auf, als...

    "Anstrengend? Du meinst genauso anstrengend wie Geschirrberge abspülen, Kräuter zerstoßen oder Brotscheiben schneiden oder die Einkäufe vom Markt in der Stadt bis zur Küche im praetorium tragen??" Von Gliederschmerzen oder ermüdenden Muskeln wusste sie nichts.. sie hatte vielleicht die Ausdauer durchzuhalten, weil sie wusste, dass jede Aufgabe ein Ende hatte. Er war zudem ein Sohn einer Familie und kein schwer arbeitender Sklave. Aber wie war es für ihn? Sein Heim in höchster Eile zu verlassen und nicht zu wissen wie lange man ohne Dach und am Ziel war? "Das ist schön, dass der Schmerz gegangen ist. Und schön, dass du einen Papa hast, der sich Zeit für dich nimmt. Durus dagegen muss sich eher selbst eine Beschäftigung suchen, weil sein Papa, also der Legat viel um die Ohren hat." Marei musste überlegen wo die Lagertherme und sich eingestehen, dass sie tatsächlich außerhalb des Hauses war. "Ja, die Therme des Lagers ist außerhalb, du hast recht." Nach einigen Sekunden des Zögerns hängte sie ein leises 'dominus' dran. Ihre Augen weiteten sich vor Schreck als es an der Tür klopfte. "Huh? Erwartest du jemanden? Soll ich öffnen?" Eilig rutschte sie vom Schemel, stellte diesen zurück an seinen Platz und lief zur Tür. Oh mann, sie hatte ihre Sandalen vergessen, es war zu spät sie zu holen. Marei patschte sich an die Stirn und wartete auf ein Zeichen, ein Wort, dass sie dem Einlass begehrenden die Tür öffnen sollte. Vielleicht nahm dieser an, dass die Sandalen Minor gehörten und achtete nicht weiter auf die Schuhgröße oder Schlichtheit.

    Zitat

    Original von Marei
    Tut mir leid, ich habe die Abwesensheitsnotiz vergessen.. ab 5.8. abends bin ich wieder daheim und erreichbar..


    LG Marei


    Wo bin ich? *verwundert umguck und Augenreib* Ich bin wieder zu Hause!!! :D

    Nein, sie hatte keine paar Tage Zeit, um sacken zu lassen, dass sie zukünftig ein neues zu Hause hatte. Nein, sie sollte sofort um- und ausziehen. Mit klopfendem Herzen ging sie neben Servius her und führte ihm zum praetorium. Kurz liess sie den Blick über den davor liegenden Platz streifen. Die Häuser der Offiziere glichen sich wie ein Ei dem anderen. Bei den vor dem Haupteingang Wache stehenden Soldaten blieb Marei stehen und meinte zu denen, dass Servius Erlaubnis zum Eintreten hätte. "Wir müssen leicht links und dann geradeaus." Ob sie Baldemar oder Frija begegnen würde, bevor sie ging? Sie wünschte es sich so sehr, denn das alles war wirklich nicht einfach. Sie war heute morgen aufgestanden und hatte gedacht, es würde ein ganz normaler Tag werden. Cimon kannte ihr Zimmer ja, war es richtig, es auch Servius zu zeigen? Ihn kannte sie nicht genauso so lange wie Cimon. "Ich habe vor kurzem erst ein eigenes Zimmer bekommen, eben da gehen wir hin. Mal gucken, wieviele Beutel meines Gepäck wir am Ende beisammen haben." versuchte Marei zu scherzen. Ihre Puppe Nina im bunten Beutel hatte sie nicht mit zum Legaten mitgenommen, das hatte sie alleine durchstehen müssen. "Meine Puppe Nina, die besitzt nicht so viel... einen winzigen Schlafsack und zwei Kleider."

    Ihrem Papa würde es auch keinen Spaß machen. Marei grinste. Auch er war dafür die Spitznamen nicht weiterzusagen. "Eher umgekehrt.. es ist schwer auf den Kleinen aufzupassen. Habe ich dir schon erzählt, wo ich ihn neulich getroffen habe? Am äußersten Tor bei den Soldaten! Der Soldat hat gemeint, dass er mich zurück bringen soll, weil es eine ehrenvolle Soldatenaufgabe ist. !ch habe ihn von da weggeholt und hierher zurück gebracht. Durus hat nicht mal 'Danke' gesagt, dabei wollte ich nicht, dass ihm etwas passiert." erzählte Marei ihm endlich.


    Ob Frija auch um sie kämpfen würde, wenn die drohende in der Luft liegende unsichtbare Gefahr bis hinein ins praetorium gelangte? "Septima sollte dann auch lernen wie man mit Schwert und Sax kämpft. Ich bin inzwischen ganz gut geworden, nicht wahr? Ja, das wirst du... also sie schützen. Kann Mama sich selber ganz gut schützen?" Marei sah ihn an, hoffend, dass er in ihren Augen las, dass sie gerade an Mama Frija dachte. "Ich habe euch beide ganz doll lieb." meinte sie.


    Es half nichts ihre Aufgaben aufzuschieben, denn die Köchin würde es ihr nachtragen. "Bitte lass mich los." Das kleine Sklavenmädchen versuchte sich aus seinen Armen zu lösen und aufzusetzen. "Ich kann mich nicht drücken. Aufgabe ist Aufgabe. Ihr bringt es mir alle so bei: ich muss gehorchen und tun." versuchte sie ihm zu erklären und begann die Bretter und Becher an die vorgesehenen Plätze auf dem Tisch zu verteilen. Nach der Runde um den länglichen Tisch herum wieder bei Baldemar angekommen umarmte sie ihn von hinten. "Schön, dass du da bist und nochmal vielen Dank für dein Geschenk."

    "Nicht gerupft sondern geschnitten?" echotete Marei und schüttelte abermals den Kopf. "Gut, dass das Schneiden den Pferden nicht wehtut. Hoffentlich habt ihr gute Schneider." Eine neue Frage kam ihr in den Sinn. "..aberaber momentemal.. gibts das denn? Ihr habt einen Schneider für Pferdehaare? Ich dachte immer ein Schneider ist nur für Menschenkleider zuständig??" Hoffentlich verstand er den Witz hinter ihrer Frage.. wnen nicht auch gut. Sie liebte Wortspielereien. Er fand es auch doof, dass der Wutz davon gerannt war. Marei nickte mit betrübter Miene. "Tu ich auch nicht.. wir sind fünf Jahre auseinander." Mit fünf Jahren hatte sie noch bei ihrer Mam gelebt. Sie wollte eigentlich noch etwas über den Markt bummeln um etwas für die Aufbewahrung ihrer Kekse zuf finden aber sie sah nichts passendes. Warum hatte sie bisher nichts davon mitgekriegt, dass es auch einen Markt im Lager gab? Egal.. jetzt gab es einen. "Ja, lass uns zurück gehen." Marei ging neben ihm her und winkte Lucilla zu je näher sie kamen. "Hier sind wir wieder..." rief sie ihr zu und huschte zu ihr hinter die Auslage.

    "Ja doch, an die Hausherrin." bestätigte sie ihm noch einmal und betrachtete stolz den langenlangen Brief. "Ob Serrana Adula den Breif schreiben lässt? Das wäre ja lustuig, wenn zwei unterschiedliche Handschriften auf dem Antwortbrief stehen." spekulierte sie munter und rollte den Brief zusammen, um ihn Cimon zu überreichen. Sie würde ihn Cimon überlassen, dieser kannte sich mit der Postzustellung besser aus. "Ja bitte. zeige es mir." bat sie mit bettelnder Miene und kuschelte sich an ihn. Marei fragte ihn nach dem bisherigen Wetterlage und schlief in seinen Armen ein. Briefe schreiben war anstrengend, sehr anstrengend, vor allem das schön und richtig schreiben. Ruhige Atemzüge hoben ihren Brustkorb auf und ab. Wie konnte sie zu diesem Zeitpunkt auch nur ahnen, dass sich ihre Adresse, ihr Wohnort asbald ändern würde?

    "Ich werde mich auch bei Esquilina bedanken.. durch einen Brief.. anders geht es ja nicht." erwiderte Marei und drückte die Münze noch ein bisschen fester. Vielleicht sollte sie diese in Ninas Puppenkleidung einnähen? Es wäre jedenfalls eine Überlegung wert. Im Bett liegend hörte sie an was Cimon sagte und bemühte sich das eigene Unwohlsein nicht offen zu zeigen. Es reichte aus ihrer Sicht schon, wenn Esquilina und Licinus sich Sorgen machten. Mit ihren Zieheltern hatte sie über das Gesagte noch gar nicht gesprochen. Baldemar und Frija hatten wegen ihrer Dienste und Aufgaben so viel anderes im Kopf und Marei hatte nicht mehr direkt mit der Herrin zu tun. Sie war ein kleines unscheinbares Sklavenmädchen. "Ich weiss, dass der Kaiser ein wichtiger Mann ist der das Volk lenkt. Nun ein neuer Kaiser auf dem Thron sitzt. Sie sagen, dass der Nachfolger nicht der richtige ist und sie den wirklich richtigen auf seinem Thron sitzen sehen wollen. Deshalb soll dieses Schlimmes, du sagst, Sturm und Krieg, kommen. Dieser Sturm, wird er länger dauern als eine Nacht, gar Wochen und Monate??" Cimon würde bei Ursus bleiben was auch immer geschah. Es war seine Aufgabe! Stumm nickend gab sie an, dass sie ihn gehört hatte und drehte sich auf die Seite mit dem Rücken näher an die Wand, ein bisschen unters Brett, auf dem Nina lag, rückend. Nach einer Weile meldete sich ihre Stimme. "Du passt aber auch auf dich auf, nicht wahr? Und es ist nicht weit zu deinem Zimmer zu laufen, stimmts?"

    [SIZE=7]"Wieso ganz viel Ärger? Der Mann passt nicht auf sein Federvieh auf und die Riegel der Käfigtüren können sich gelöst haben weil er eben nicht aufpasst. Ärger werden wir nicht abkriegen.. wir sind zwei kleine unschuldigst dreinschauende Mädels... eher wird der seine Wut auf den Bettler lenken und.."[/SIZE] Weiter kam Marei in ihrem Flüsterton nicht. Cimon widmete sich kurzzeitig des Bettlers, welcher im Jammerton seinen Knöchel hielt und bald gar nicht mehr sprechen konnte, weil er starken Schuckauf bekam. Die ihnen nachgefolgten Passanten kümmerten sich hektisch wuselnd um die gestürzten Frauen, die lautstark ihre dreckigen Tuniken beklagten.


    Cimon nahm ihre Freundin und sie nacheinander auf seine starken Arme und hob sie über den Wagen und die gefährliche Deichsel hinweg. Natürlich kam Esquilina zuerst dran und dann sie selber."Huiuiuiuui.." flachste Marei während sie von den starken Händen ihres dunklen Freundes gehalten durch die Luft flog und kicherte leise. Das war die einfachste Lösung, die es geben konnte. "Du hast Honigkirschen bei mir gut." flüsterte sie Cimon zu. Marei fasste nach der kleinen Hand ihrer Freundin und strahlte sie an. "Schön.. das war schön..." Der Wagenlenker erwiderte Cimons Blick kurz und ergriff endlich die Deichsel, um den Wagen anzuziehen. Rumpelnd fuhr der Wagen an, die Hühner und Gänse gackerten und quakten noch lauter. Der Lärm vermischte sich mit dem alltäglichen Hintergrundlärm. Eigentlich könnten sie jetzt noch durch die Straßen bummeln, aber Marei wollte endlich die 'Ilias'-Geschichte hören. Irgendwie hatte sich bisher keine Gelegenheit ergeben, sie aus Cimons Mund zu hören... aber besser in Gesellschaft ihrer Freundin einer Geschichte zuhören als alleine.