Beiträge von Iunia Serrana

    Im ersten Moment glaubte Serrana sich verhört zu haben. "Wie meine Großmutter?" fragte sie entsetzt nach. Was für eine schreckliche Vorstellung, dagegen hörte sich ja sogar die Variante mit dem Mörder noch reizvoller an..."Oh nein, so werde ich hoffentlich nie, da springe ich lieber vom Tarpeischen Felsen...."Sie schüttelte sich leicht und sah Sedulus dann zunehmend besorgt an. "Und ich sehe ihr doch auch nicht ähnlich, oder? Das würde mir nämlich gar nicht gefallen!"


    "Feigling" war schon ein sehr hartes Wort aus dem Mund eines Vaters und Serrana sah Sedulus ein wenig erschrocken an. "Aber wieso hat er denn so etwas gesagt? Man ist doch nicht automatisch ein Feigling, nur weil man nicht zur Armee will!" Sie schüttelte ungläubig den Kopf und blickte dann wieder zu ihm hoch. "Und was hast du denn so schlimmes getan? Oder willst du lieber nicht darüber reden?"


    Wie ein Glühwürmchen sah sie aus? Ja, so warm wie sich ihr Gesicht gerade anfühlte, kam das vermutlich hin....


    "Ähm, nein, das hast du nicht...." antwortete Serrana hastig und dachte fieberhaft über eine glaubwürdige Erklärung für ihre Gesichtsfarbe nach. Verdammt, warum fiel ihr denn nur nichts geeignetes ein! "Ich...äh....mir ist nur gerade ein wenig warm, das ist alles...." Das war jetzt vermutlich die dämlichste Variante, die sie sich hatte aussuchen können, wer sollte das denn glauben mitten im Winter?

    "Oh, Angst brauchst du vor mir auch nicht zu haben, schließlich würde ich dir nie etwas böses wollen" antwortete Serrana und lächelte ihn verschmitzt an. "Und ich will ja nicht hoffen, dass das mörderische Erbe meines Urahns Brutus irgendwann mal durchschlägt. Es muss ja zwischen einem verschreckten Kaninchen und einem Mörder auch noch einen Mittelweg geben..."


    Ja, die traurige Geschichte von dem Streit mit seinem Vater hatte Sedulus ihr bereits bei ihrem letzten Treffen in der Bibliothek erzählt, aber trotzdem konnte sich Serrana nicht vorstellen, dass der alte Sedulus nicht eine Menge für seinen Sohn übrig gehabt hatte.


    "Ich hab deinen Vater ja nicht gekannt...." begann sie ganz vorsichtig, "aber ich bin mir trotzdem sicher, dass er auch auf dich stolz gewesen ist. Vielleicht auf eine andere Weise als auf seine anderen beiden Söhne, aber trotzdem..."


    Bei seiner nächsten Bemerkung musste Serrana unwillkürlich an Axillas doch recht anschauliche Beschreibungen denken und wurde schlagartig rot. Du liebe Güte, gut, dass Sedulus keine Gedanken lesen konnte...


    "Ähm,... ja...wahrscheinlich..."stotterte sie dann und konnte nicht verhindern, das ihr ein kleines, verlegenes Kichern herausrutschte.

    "Was heisst hier, ich wollte eure guten Seiten betonen, ich kenne gar keine anderen von euch." entgegnete Serrana grinsend und zwinkerte in die Runde. Und eigentlich war das nicht mal gelogen, bislang hatte sie wirklich noch mit keiner der anwesenden Frauen irgendwelche negativen Erfahrungen gemacht. Sie warf einen glücklichen Blick in die Runde und ließ ihn dann auch über den Rest des Beckens schweifen, wobei ihr eine dunkelhaarige junge Frau ins Auge fiel, die sich nicht allzuweit von ihrer Gruppe befand und gerade zu ihnen herüberschaute.
    Ob sie sie wohl auffordern sollte, sich zu ihr und ihren Freundinnen zu setzen? Da die zurückhaltende Serrana in Dingen dieser Art alles andere als begabt war, überlegte sie einen Moment und beschränkte sich dann darauf, die Unbekannte freundlich anzulächeln.


    Als Axilla begann von Alexandria zu berichten, wandte sich Serrana dieser zu und hatte irgendwie das Gefühl, dass sich ihre Cousine inmitten der allgemeinen Aufmerksamkeit ein wenig unwohl fühlte. Das Thema Wagenrennen schien da eine gelungene Ablenkungsmöglichkeit zu sein, und deshalb griff auch sie es jetzt dankbar auf.


    "Ich hab leider noch nie ein richtiges Wagenrennen gesehen." sagte sie mit echtem Bedauern in der Stimme. "Erzähl doch mal, Septima, wie war es denn dort?"

    Serrana sah Sedulus' Grinsen und da sie wusste, dass er sich nicht über sie lustig machte, musste sie selbst ein bisschen schmunzeln.


    "Ja, lach du ruhig." sagte sie lächelnd und stuppste ihn leicht in die Seite. "Aber ich weiß, dass noch einiges in mir steckt. Vielleicht wirst du dich irgendwann mal wundern..."


    Und was er über sich und seine Brüder erzählte, hörte sich schön an, auch wenn sein Vater das damals vielleicht anders gesehen hatte.


    "Dein Vater war bestimmt trotzdem sehr stolz auf euch." sagte sie ein bisschen nachdenklich. "Drei gesunde Söhne zu haben, ist doch etwas ganz wunderbares, auch wenn Kinder manchmal vielleicht etwas anstrengend sind. Deshalb hoffe ich ja auch, dass wir mehrere Kinder haben werden, damit die immer jemanden haben und nicht so allein sind."


    Serranas Blick verdunkelte sich ganz kurz, als sie an ihren eigenen kleinen Bruder dachte, der damals kurz nach seiner Geburt gestorben war. Wie der heute wohl aussehen würde, wenn er überlebt hätte? Immerhin wäre er jetzt auch schon zehn Jahre alt.


    "Warst du eigentlich der Älteste?" fragte sie dann schnell, um sich von diesem Gedanken wieder abzulenken.

    Serrana war ganz dankbar, dass Sedulus nicht weiter auf dieses Thema einging und nickte . "Ja, ich hab ja auch schon damit angefangen." sagte sie eifrig. "Du glaubst mir das wahrscheinlich nicht, aber vor einem halben Jahr, als ich nach Rom gekommen bin, da war ich noch viel ängstlicher als heute. Für eine Laufbahn beim Militär oder den Vigiles reicht mein Mut wohl immer noch nicht, aber zumindest falle ich nicht mehr sofort in Schockstarre, wenn jemand mir gegenüber die Stimme hebt..."


    Als Sedulus begann, von seinen Brüdern zu erzählen, sah er so glücklich aus, dass Serrana automatisch mitlächeln musste. Umso trauriger war dann seine nächste Bemerkung. "Deine Brüder sind beide schon tot?" fragte sie entsetzt. "Das tut mir furchtbar leid..."


    Und was wollte sie über die beiden wissen? Da gab es eine ganze Menge, aber das wollte Serrana nicht alles aufzählen. "Wenn du dich an die beiden erinnerst, woran musst du dann als erstes denken?"

    Festus....,der Name kam Serrana schon bekannter vor, auch wenn er eindeutig zu einer älteren Generation gehörte. Während sie noch versuchte, sich den Familienstammbaum vor ihrem inneren Auge vorzustellen, betrat eine Sklavin mit einem Tablett das Atrium und näherte sich dem Gast.


    "Möchtest du vielleicht etwas trinken, bevor wir uns weiter unterhalten? Wenn du so lange unterwegs warst, dann bist du doch sicher sehr durstig." bot Serrana an und machte der Sklavin ein Zeichen, noch einen Moment auf weitere Anweisungen zu warten. "Und wie schwer ist die Verletzung an deinem Fuß denn? Sollen wir einen Medicus kommen lassen?"


    Da sie sich mit medizinischen Dingen so gut wie gar nicht auskannte, sah sie einen Moment lang hilfesuchend zu Axilla hinüber.

    Sie wollte gerade ansetzen um Axilla zu antworten, als auch schon ein junger, dunkelhaariger Mann in Begleitung von Araros das Atrium betrat und dann auf sie und ihre Cousine zukam.
    Täuschte sie sich, oder zog er ein wenig den einen Fuß nach? Serrana ging dem jungen Mann nun ihrerseits ein paar Schritte entgegen und lächelte ihn dabei freundlich an.


    "Salve, Aulus Iunius Lucullus, willkommen in der Casa Iunia, Ich bin Iunia Serrana, und das..." mit diesen Worten deutete sie auf ihre Cousine, "ist Iunia Axilla." Ihr Blick glitt wieder hinunter zu seinem Bein. "Möchtest du dich vielleicht setzen? Es hat den Anschein, als hättest du dich verletzt." Serrana wies auf die Bank und machte Araros dann ein Zeichen, ihnen etwas zu trinken zu bringen.

    Serrana hatte wie so häufig in ihrer knapp bemessenen Freizeit über ihren Schriftrollen gesessen, um für ihre Ausbildung zu lernen, als Araros sie darüber informierte, dass ein junger Iunier namens Lucullus vor der Tür der Casa stand. Zwar konnte sie diesen Namen im Moment noch nicht zuordnen, aber das war ihr im Grunde auch egal, denn die Aussicht darauf ein weiteres Familienmitglied kennenlernen zu können, freute sie sehr. Schnell legte sie Wachstafel und Griffel zur Seite und eilte dann ins Atrium, um den Gast in Empfang zu nehmen, während Araros weitereilte, um ihre Cousine Axilla zu informieren.
    Im Atrium angekommen, blieb Serrana neben dem Wasserbecken stehen und wartete mit einer Mischung aus Ungeduld und Neugier auf ihren unbekannten Verwandten.

    Dass Laevina ihr in letzter Zeit nicht allzuviel Gutes getan hatte, war ein wahres Wort. Vermutlich würde ihre Großmutter sich sogar erkenntlich zeigen und ihr das eine oder andere Kleidungsstück spendieren, wenn Serrana dafür bei ihr zu Kreuze kroch. Aber dazu würde es nie kommen, denn neben ihrem eher schüchternen und ängstlichen Naturell besaß die junge Iunia auch eine ganz ordentliche Portion Stolz.


    "Ich danke dir." sagte sie ganz schlicht und erwiderte Calvenas Umarmung. Vermutlich hätte sie wesentlich klangvollere Worte finden können, aber irgendwie füllten diese drei kleinen Worten sie im Moment vollkommen aus und ihre Freundin würde ohnehin wissen, wieviel Serrana diese Geste bedeutete. Sie legte die Kleider ganz vorsichtig zusammen, damit sie auf dem Heimweg keinen Schaden nehmen konnten und wandte sich noch ein letztes Mal um, nachdem sie die Tür geöffnet hatte.


    "Ich werde schon auf mich aufpassen." sagte sie mit einem Augenzwinkern. "Und gib mir einfach Bescheid, wenn es Zeit ist für unsere kleine Falle, dann werde ich sofort kommen." Mit diesen Worten winkte sie Calvena lächelnd zu und verließ dann das Zimmer, um wieder heim zu gehen.

    Serrana war sich der Tatsache gar nicht bewusst, dass der Heimweg zur Casa Iunia eventuell auch irgendwelche Gefahren bergen konnte. Schließlich war nicht nur Adula bei ihr, deren Gegenwart immer ungemein beruhigend wirkte, sondern zu allem Überfluss auch noch ein echter Prätorianer! Was sollte da also noch groß passieren?


    Als sie das Leuchten in Valerians Augen sah, während dieser von Calvena und ihrem Fest schwärmte, musste Serrana unwillkürlich lächeln. Ja, es war wirklich offensichtlich, dass die beiden Hals über Kopf ineinander verliebt waren.


    "Ja, du hast Recht." sagte sie dann und nickte zustimmend mit dem Kopf. "Ich habe, ehrlich gesagt, noch nicht allzu viele Feste dieser Art in meinem Leben miterlebt, aber es war wirklich ein unglaublich schöner Abend." Die Tatsache, dass sie zwischenzeitlich auch mal um das Leben ihrer Großmutter gefürchtet hatte, war schon fast aus Serranas Bewusstsein verschwunden. Dafür hatten die Fontinalia zu viele andere schöne Dinge mit sich gebracht.


    "Und Calvenas Stimme ist wirklich etwas ganz besonderes. Du hast es gut, wenn ihr verheiratet seid, dann kann sie dir immer was vorsingen."

    Kaum hatten Calvena und sie mit ihrer rechtsseitigen Wendung das Voropfer abgeschlossen, als Serrana schon einen schnellen Blick zu ihrem alten Lehrer hinüberwarf. Ob sie auch wirklich alles richtig gemacht hatten? Erst als das Lächeln auf Durmius Verus' Gesicht erschien, ließ die unglaubliche Anspannung in ihr ein wenig nach und sie atmete spürbar vor Erleichterungt auf, bevor sie gemeinsam mit Calvena und den mininistri ihrem Lehrer nach draussen folgte.
    Bei dem Anblick des kleinen Lamms spürte sie, wie sie kurz von einer Welle des Mitleids überflutet wurde, aber dann verdrängte sie diesen Gedanken ganz schnell wieder. Dass Opfertiere in den Tempeln der Götter starben, war etwas ganz natürliches, und vermutlich würde auch sie sich bald daran gewöhnt haben, ihnen nicht nur beim Sterben zuzusehen sondern sie sogar selbst zu töten. Serrana straffte sich unwillkürlich ein bisschen und wartete dann mit zunehmender Spannung darauf, wie es weitergehen würde.

    Serrana konnte förmlich spüren, wie Axilla langsam aber sicher immer nervöser und unsicherer wurde. Daher trat sie wieder näher an ihre Cousine heran und legte ihr beruhigend die Hand auf den Unterarm.


    "Mach dir nicht so viele Gedanken, es wird alles gutgehen, du wirst schon sehen."


    Und obwohl Serrana eigentlich dazu neigte, schnell nervös und ängstlich zu werden, blieb sie an diesem Tag komischerweise die Ruhe selbst. Trotzdem hatte sie das Gefühl, dass in dem ganzen Altarraum um sie herum eine ungeheure Spannung herrschte und sie betrachtete den Aedituus mit einer Mischung aus Ehrfurcht und Neugier an. Auch hier bei diesem Opfer würde sie wieder einiges für ihr späteres Leben als Priesterin lernen können.

    Auf dem Landgut ihrer Großeltern hatten ebenfalls dutzende von Menschen unterschiedlichen Alters gelebt, allerdings hatte der überwiegende Teil von denen zur Dienerschaft gehört. Ob das in Germanien wohl auch so war? In irgendein Fettnäpfchen würde sie mit einer entsprechenden Frage wohl nicht treten, schließlich war Venusia mit einem gesellschaftlich sehr hochrangigen Römer verheiratet, so dass auch ihre Familie vermutlich zur germanischen Oberschicht gehörte.


    "Gehören in diesen Siedlungen denn alle Bewohner dem gleichen Stand an? Oder gibt es dort auch Herren, Sklaven und Freigelassene so wie bei uns?" Serrana stellte wieder einmal fest, dass sie vom alltäglichen Leben jenseits des Rheins so gut wie keine Ahnung hatte. Und das Thema Hochzeit fand sie natürlich ganz besonders spannend und konnte sich auch hier ihre Fragen nicht verkneifen.


    "Bei so einer germanischen Hochzeit wäre ich gern einmal dabei." sagte sie mit leicht verträumten Blick und versuchte, sich dutzende von hochgewachsenen und ausgelassen feiernden Germanen auf einem Fleck vorzustellen. "Was für Rituale gibt es denn da?"

    Als Sedulus sein Unverständnis darüber ausdrückte, dass sie sich so lange nicht gegen ihre Großmutter gewehrt hatte, nickte Serrana und blickte dann etwas betreten zu Boden. "Ich kann mir vorstellen, dass sich das für einen Aussenstehenden ziemlich armselig anhören muss." antwortete sie leise und ohne Sedulus dabei anzusehen. "Ich war fünf, als ich zu meinen Großeltern gekommen bin und hab mich kaum getraut, den Mund aufzumachen, geschweige denn, mich gegen irgendetwas zu wehren. Und dabei ist es dann leider auch ziemlich lange geblieben..." Mittlerweile hatte Laevina einiges von ihrem Schrecken verloren, aber während ihrer Kindheit war Serrana schon beim Gedanken an ein mögliches Fehlverhalten und dessen Konsequenzen in eine Art Schockstarre verfallen. Nein, da war es sicher angenehmer, über Sedulus' Kindheit zu sprechen...


    "Von deinen Brüdern hast du mir noch gar nichts erzählt." ging sie gespannt auf seine Bemerkung ein und sah ihm jetzt auch wieder in die Augen. "Was habt ihr denn so schlimmes miteinander unternommen?

    Serrana hatte die letzten Augenblicke geduldig bei Adula gestanden und scheinbar hochinteressiert in eine andere Richtung geschaut. Sie gönnte Calvena und Valerian deren Glück von Herzen, und wenn sie etwas dazu beitragen konnte, dass die beiden eine ungestörte Minute miteinander bekamen, dann tat sie das sehr gern.


    "Ja gern." antwortete sie dann lächelnd auf Valerians Frage und winkte Calvena noch ein letztes mal zu. "Komm, Adula, jetzt gehen wir nach Hause."

    Serrana hatte jahrelang mit Laevinas zum Teil handgreiflichen Erziehungsmethoden gelebt, so dass ihr diese irgendwann wie ein zwar unangenehmer aber nicht zu ändernder Teil ihres Lebens erschienen waren. Erst in den letzten Monaten und auch nur ganz allmählich war gemeinsam mit ihrem Selbstbewusstsein auch der Wille in ihr gewachsen, sich nicht länger von ihrer Großmutter in dieser Form drangsalieren zu lassen. Sedulus' Empörung rührte sie sehr und sie legte ihm für einen kurzen Moment beruhigend die Hand auf den Unterarm. "Das ist lieb von dir, danke schön." sagte sie lächelnd. "Ich werde mir so etwas von ihr in Zukunft nicht mehr gefallen lassen, soviel ist sicher..."


    Interessant und spannend war ihr heimliches Zusammensein ganz sicher, obwohl Serrana in dieser Hinsicht nicht allzu viele Vergleichsmöglichkeiten hatte. Dafür war ihr bisheriges Leben doch entschieden zu unspektakulär gewesen.


    "Hast du das denn häufiger gemacht? Etwas ausgefressen, meine ich..." fragte sie dann neugierig und sah Sedulus gespannt an. Sicherlich hatte er ihr in dieser Hinsicht einiges voraus.

    Serrana erinnerte sich plötzlich daran, wie ängstlich sie noch vor wenigen Monaten bei ihrem ersten Besuch in den Thermen gewesen war, und jetzt konnte sie es kaum abwarten sich zu den anderen Frauen zu gesellen. "Das machen wir doch gern." entgegnete sie auf Calvenas Aufforderung und zog dann Axilla erneut ganz sanft am Arm, damit diese ihr ins Wasser folgte. "Axilla, das sind meine Freundinnen." sagte sie stolz und wies dann nacheinander auf die jungen Frauen. "Das ist Germanica Calvena, die Dame neben ihr ist Tiberia Septima und hier haben wir noch Claudia Romana." Nach dieser kurzen Vorstellung ließ Serrana sich zwischen den anderen am Beckenrand ins warme Wasser gleiten und schloss für einen Moment geniesserisch die Augen, bevor sie sie wieder öffnete und Romana anlächelte. "Axilla lebt normalerweise in Alexandria, aber jetzt ist sie den Göttern sei Dank nach Rom gekommen, um die Familie zu besuchen. Und ich hoffe, dass sie nicht auf die Idee kommt, allzu schnell wieder abzureisen." Den letzten Satz begleitete sie mit einem Augenzwinkern in Richtung ihrer Cousine.

    Im Caldarium summte es bereits wie in einem Bienenkorb, als Serrana in Begleitung ihrer Cousine Axilla den Warmbadebereich der Agrippa-Thermen betrat. Seit Axilla vom Tod ihrer Verwandten Urgulania erfahren hatte, ging es ihr spürbar schlecht, und Serrana befand sich immer wieder auf der Suche nach angenehmen Dingen, die ihre Cousine irgendwie von deren Trauer ablenken konnten. Ein schönes heisses Bad in Begleitung von anderen jungen Frauen war da schon einen Versuch wert, und Serrana ließ ihren Blick auf der Suche nach ihrer Freundin Calvena langsam über die einzelnen Wasserbecken gleiten. Heute hatten scheinbar so viele Frauen ihren Weg in die Thermen gefunden, dass es fast schon schwierig war unter all den Gesichtern ein bekanntes wieder zu entdecken. Plötzlich erhellten sich ihre Gesichtszüge und Serrana tippte Axilla ganz leicht am Arm an, um dann mit dem Kopf leicht in die entsprechende Richtung zu weisen. "Calvena ist da drüben, lass uns schnell zu ihr rübergehen." Ohne erst lang auf eine Antwort zu warten, zog sie ihre Cousine mit sich zu dem enstprechenden Becken und entdeckte erst dort zu ihrer Freude auch Tiberia Septima.


    "Salvete, meine Damen." strahlte sie die beiden jungen Frauen an. "Darf ich euch meine Cousine Iunia Axilla vorstellen? Sie ist erst vor kurzem aus Alexandria zu Besuch gekommen."

    Auch Serrana war durchaus davon überzeugt, dass selbst Laevina gute Seiten besaß, die sie allerdings recht erfolgreich durch andere Dinge überdeckte. Die alte Germanica war ehrgeizig, zielbewusst und ausgesprochen durchsetzungsfähig und ließ sich im Gegensatz zu ihrer Enkelin von nichts und niemandem einschüchtern.


    "Ich werde es ihr ganz sicher auch nicht erzählen." antwortete sie Sedulus dann und schüttelte sich schon bei der reinen Vorstellung vor Entsetzen. "Als sie mir das letzte mal einen Vortrag über dieses Thema gehalten hat, ist sie mir so an den Hals gegangen, dass ich tagelang blaue Flecken hatte."


    Als er wieder ihre Hand nahm, und die beiden langsam weiterliefen, stellte Serrana wieder einmal fest, wie wohl sie sich an seiner Seite fühlte. Hoffentlich ging es ihm auch ein kleines bisschen so.


    "Irgendwann können wir zusammen durch ganz Rom laufen, und keiner wird sich etwas böses dabei denken. Ist das nicht ein schöner Gedanke?" fragte sie und sah zu Sedulus herüber.