Serrana hatte mittlerweile die Fingerspitzen gegen ihre Schläfen gepresst und begonnen, diese mit kreisenden Bewegungen zu massieren, in der Hoffnung, die immer bohrender werdenden Kopfschmerzen zu lindern. Die Angebote von Narcissa und Celerina, die Cena vor den Ludi entweder im Haus der Decimer oder Aurelier abzuhalten, bekam sie daher nur am Rande mit. Im Grunde war es ihr auch vollkommen gleichgültig, wo das Treffen nun stattfinden würde, sie hatte ohnehin nichts passendes für ein derartiges Ereignis anzuziehen und konnte nur auf Calvenas Großzügigkeit hoffen. Der einzige Lichtblick aus ihrer Sicht war eigentlich nur, dass so viele Frauen kommen würden; in einer derartigen Menge konnte sie sich sicher unbemerkt etwas zurückziehen und nicht weiter auffallen. Schließlich waren ihr in den letzten Tagen schon genug kleinere oder größere Fehler unterlaufen, und die Vorstellung sich vor all diesen gesellschaftlich erfahrenen Frauen zu blamieren, war ganz entsetzlich für sie...
Als sie Calvenas leise geflüsterte Frage hörte, war sie von deren Sorge gerührt und drückte unter Wasser unauffällig ihre Hand.
"Ich weiß selbst nicht, was mit mir los ist" wisperte sie dann zurück. "Ich habe so schreckliche Kopfschmerzen und mir ist auch furchtbar übel..."
Nur am Rande bekam sie den Tumult um den neuen Sklaven mit. In diesem Moment hätte vermutlich der Gott Apollo persönlich an ihr vorbeilaufen können, und sie hätte ihm kaum einen Blick gegönnt.
Dann jedoch machte Narcissa eine Bemerkung, die Serrana wie ein Keulenschlag traf.
Hatte ihre Cousine wirklich gerade die Casa Iunia als Treffpunkt vorgeschlagen? Serrana hatte sich nicht vorstellen können, dass sich ihr momentaner Zustand noch verschlechtern könnte, aber jetzt wurde ihr so übel, dass sie kaum noch atmen konnte.
Natürlich hatte sie sich in den letzten Tagen immer mal wieder mehr Gesellschaft im Haus gewünscht, aber eine Cena für all diese Frauen....Alle stammten sie aus der besten Gesellschaft Roms und einige gehörten sogar dem Patriziat an, und ausgerechnet sie, Serrana, sollte sie bewirten....Da würde sie ja unweigerlich im Mittelpunkt stehen, ein Zustand der ihr nun so gar nicht behagte. Ganz sicher würde sie alles falsch machen und sich und ihre Familie furchtbar blamieren...
Kurz bevor sie endgültig in Panik verfiel, erinnerte sie sich wieder an einen der favorisierten "Lebenstipps" ihrer Großmutter Laevina. Die hatte ihr hundertfach eingeimpft, dass man in jeder Situation um jeden Preis Haltung zu bewahren hatte, gleichgültig, ob einem nun gerade ein Wagenrad über den Fuß fuhr oder man über das plötzliche Ableben der kompletten Familie informiert wurde. Seltsamerweise half ihr das jetzt ein wenig, sie holte noch einmal tief Luft, lächelte dann freundlich in die Runde und sagte.
"Ja, das ist eine sehr schöne Idee, Narcissa. Ich würde mich sehr freuen, wenn ihr alle die Casa Iunia mit eurem Besuch ehren würdet."