Beiträge von Titus Vibius Vespa

    Auch wenn der Vibier eigentlich immer vor einem Vorgesetzten stand, kam er der Geste des Annaeus nach. Dieser Mann war nämlich weniger sein Vorgesetzter als sein Patron.
    Nachdem er Platz genommen hatte, er saß dabei mit dem Oberkörper stramm, wartete er, bis sein Patron das Antwortschreiben des Statthalters von Augusta Vindelicum gelesen hatte.


    "Nein, Patronus." antwortete er dann auf die Frage seines Gegenübers.
    "Die Reise verlief reibungslos, keine Zwischenfälle. In Augusta Vindelicum wurde mir und meinen Männern Platz in der Regia gewährt, um einige Stunden rasten zu können. Unsere Pferde wurden zu den Stallungen gebracht. Die Begegnung war gastfreundlich." listete er alles Weitere auf. Es war schlichtweg nur ein Botengang gewesen. Dabei muss man bedenken, dass es auch ganz anders hätte laufen können. Der Vibier wusste ja nicht, was in dem Schreiben stand, dass er für seinen Patron auszuliefern hatte. Der Statthalter von Augusta Vindelicum hätte ihn und seine Männer schlichtweg festhalten können, was nur das harmloseste gewesen wäre. Mit gleichbleibend neutraler Miene wartete er auf weitere Fragen seines Patrons.

    Die Wache an der Porta geleitete den Decurio der II. zum Officium des Statthalters.
    Nachdem sie angeklopft hatten und eingetreten waren, kündigte die Wache den Vibier an, was eher rein förmlich als unbedingt notwendig, da er ja der Klient des Statthalters war.


    Vespa wartete nicht lange und kam zur Sache.
    "Ave, Patronus. Meine Männer und ich sind zurück. Die Lieferung und das Schreiben wurden erfolgrrich zugestellt." dann zog er die Rolle von seinem Gürtel und überreichte dem Annaeus das Schreiben. "Die Antwort, Patronus."

    Wie so häufig gab es drei Sorten von Tirones.
    Die einen bekamen relativ schnell den Dreh raus, wie man auf ein Pferd korrekt aufzusitzen hatte, die anderen brauchten etwas länger. Leider gab es auch diejenigen, bei denen nach ettlichen Malen auf und ab noch immer nicht die Sesterze gefallen war.


    Zum Glück der Tirones selbst, waren es nur zwei Paare, die sich als komplett unnütz erwiesen, so trennte Vespa sie von der übrigen Gruppe und gab sie in die Obhut seines Duplicarius, für solche Bauern hatte er einfach keine Zeit.
    Als letztes für diesen Tag stand nur eine weitere Übung aus, dass reiten an sich, zunächst in einer Gangart. Einer seiner Equites absolvierte eine Runde im Schritt, während der Decurio den Tirones einge knappe Informationen zur Gangart gab.


    "Aufsitzen und drei Runden im Schritt absolvieren. Während der eine von euch reitet, schaut der andere zu. Danach wird gewechselt. Und da ich nicht eure Mutter bin, bekommt ihr das hoffentlich alleine geschissen, ohne das ich euch das ansagen muss, dafür müsst ihr nur bis drei zählen können und das bekommt ihr Jammerlappen wohl gerade noch hin."

    Vespa nickte Menecrates Lob kurz ab, bevor er den weiteren Fragen lauschte.


    "Nein, Legat." beantwortete er die erste Frage.
    Dann fuhr er fort "Mit Centurio Cossus Ludius Naso. Mir und meinen Männern wurde Platz in der Regia gewährt, um einige Stunden rasten zu können. Unsere Pferde wurden zu den Stallungen gebracht. Die Begegnung war gastfreundlich."
    Und auf die letzten Fragen antwortete Vibius "Ich habe nichts auffälliges oder ungewöhnliches warnehmen können."
    Er beantwortete die Fragen nur kurz und knapp, damit der Legat seine Informationen schneller bekommen würde, des Weiteren hatte er bestimmt noch etwas anderes zu tun.

    Vespa nickte und wartete, bis der Legat Zeit für ihn hatte.
    Es dauerte nicht lange, bis sich die Türe öffnete und offen blieb, nachdem ein Tribun das Officium des Legaten verlassen hatte. So trat er ein, postierte sich stramm stehend vor dem Schreibtisch und machte Meldung "Legat, Decurio Vibius Vespa meldet sich samt Turma secunda zurück." wiederholte er zunächst. "Lieferung und Brief überbracht und Antwort bereits in der Regia zugestellt. Keine besonderen Vorkommnisse."
    Über den Auftrag gab es eigentlich weiter nichts wissenswertes, Informationen hätte er seinem Legat nicht geben können, er wusste ja nicht, was in den Briefen stand.
    Der Decurio wartete, bis der Legat ihm antwortete. Vielleicht wollte dieser ihm noch einige Sachen sagen und Instruktionen geben. In seiner Abwesenheit hatte sich die ALA II neben dem Castellum ein Lager errichtet.

    Nachdem Vespa sein Pferd zurück in die Stallungen gebracht hatte, machte er sich sofort auf den Weg in die Principia, seinen Männern hatte er für den Rest des Tages frei gegeben, sie sollten sich regenerieren. Auch wenn er sie lieber weiter an der Stange gehalten hätte, gab er ihnen die Ruhepause. Regeneration der Kräfte war wichtig, das wusste er und da musste die Disziplin und Strenge mal zurück gestellt werden.
    In der Stube angekommen, machte er dem Schreiber Meldung.


    "Decurio Vibius Vespa meldet sich samt Turma secunda aus Augusta Vindelicum zurück." er wusste nicht, ob der Legat ihn sehen wollte. In seiner Abwesenheit waren bestimmt einige Dinge passiert, vielleicht wollte er ihn aufklären. Somit blieb er in Haltung stehen und wartete ab, was der Schreiber sagen würde.

    Ziermlich erschöpft erreichten die Männer Mogontiacum. Der Decurio hatte seinen Männern nur das Minimum an Pausen gegönnt, damit sie die Antwort aus Augusta Vindelicum so schnell wie möglich überbringen konnten. Wieso war Vespa diese Aufgabe so wichtig? Nun zum einen, weil er die Befehle des Legaten immer gewissenhaft und sauber erledigen wollte und zum anderen, war die besagte Nachricht für seinen Patronus, den LAPP Kaeso Annaeus Modestus.
    Nachdem sie das Stadttor passiert hatten, schickte er bis auf die beiden Equites, denen er am meisten vertraute, seine Männer zurück zum Castellum. Allmählich schien sich der Respekt seiner Männer ihm gegenüber zu festigen, bewegte sich das Verhältnis zu Beginn seiner Übernahme über die Turma secunda eher auf dünnem Eis. Die beiden Equites, die er mitführte, waren Marcus Hibrida und Servius Sulla.
    Als die drei Männer an der Regia angekommen waren, stiegen sie von ihren Pferden und führten sie das letzte Stück.


    "Ave Miles, Decurio Vibius Vespa Legio II Germanica. Ich bringe Nachricht aus Augusta Vindelicum für den Statthalter."


    diese Nachricht würde er definitiv persönlich überbringen, denn der letzte Besuch bei seinem Patron war schon wieder einige Zeit her und jener hatte bestimmt Informationen über Anweisungen für ihn in dieser angespannten Situation, in der sich die einzelnen Provinzen derzeit befanden.

    Einige Stunden vergingen, in denen Vespa mit seinen Männern Ruhen konnte. Freigang gab er ihnen aber nicht. Die Männer hätten sich bestimmt gerne in der nächsten Schänke die Zeit mit Wein und Frauen vertrieben, aber zum einen mussten sie in Bereitschaft bleiben und zum anderen: Was sollte ein Decurio mit vollgesoffenen Soldaten auf dem Rückweg? So warteten sie in der Ecke der Regia, die ihnen zu gewiesen worden war. Die Männer hatten sich ihrer Rüstung entledigt, die einen dösten, die anderen vertrieben sich die Zeit mit Plauderei und Spielerei. Ihr Decurio allerdings, blieb ruhig auf seinem Stuhl sitzen, keines falls genervt, wie es seine Miene sonst ausdrückte. Er strahlte einfach nur Ruhe aus.
    Er hätte sich jetzt Gedanken machen können, was genau in dem Brief stand, wieso es so wichtig war, ihn schnell und sicher zu überbringen. Anscheinend versicherte sich der LAPP der Unterstützung anderer und suchte sich Verbündete, die mit ihm gegen Vescularius ziehen würden.
    Aber das tat Vespa nicht, denn er für ihn gab es nur eins: Brief überbringen, mit Antwort schnellst möglich zurückkehren. Das war das einzige was zählte, denn das war der Befehl, den er von seinem Legaten bekommen hatte.


    Als der Centurio kam, wies er seine Männer mit einer Handbewegung an, die Schlafenden zu wecken.
    "Ave Centurio." entgegnete er dem Mann. "Ja. Unser Befehl lautet schnellstmöglich mit Antwort zurückzukehren." Er verabschiedete sich von dem Centurio und brach mit seinen Männern auf zu den Stallungen, den Wagen ließen sie in Raetia, so würden sie schneller zurück nach Mogontiacum reiten können.
    Kurz vor Sonnenuntergang ritten sie los.

    "Solang uns es das Warten auf die Antwort erlaubt." entgegnete der Grieche dem Centurio und nickte, um das Angebot dankend anzunehmen.
    "Wir warten auf deine Rückmeldung." entgegnete er ihm und ließ sich von einem der Wachen zu den Stallungen und danach zur besagten Ecke in der Regia geleiten.




    Sim-Off:

    Hab das jetzt mal ein bisschen abgekürzt, dann kann der nächste Post vielleicht schon die Antwort sein :).

    "Gut." entgegnete er dem Mann und drehte sich kurz zu seinen Männern am Karren um und befahl ihnen mit einer Handbewegung die Lieferung vorzufahren. Dann zog er das Band über seinen Kopf, an dem er den Schlüssel um den Hals unter seiner Rüstung trug und übergab ihn dem Centurio. Ebenfalls zog er den Behälter, in dem sich die Schriftrolle befand, von seinem Gürtel ab und überreichte sie ebenfalls dem Mann. Allerdings hielt er ihn noch kurz fest, bevor der Centurio den Behälter dann an sich nahm. Vespas Blick sagte so viel wie: Ich gehe davon aus, dass das Schreiben ungeöffnet den Procurator erreicht. Aber da ging er von aus, er war ja auch versiegelt.


    "Wo kann ich mit meinen Männern rasten? Unsere Pferde müssen ebenfalls versorgt werden." fragte er den Centurio noch. Die Antwort würde wahrscheinlich noch auf sich warten lassen und selbst wenn der Procurator sie sofort verfassen würde, brauchten sie erstmal eine ausgedehnte Pause, vor allem mussten sich die Pferde nach der anstrengenden Reise regenerieren. Am besten wäre es, wenn sie eine Nacht in Augusta Vindelicum bleiben könnten.




    [SIZE=7]edit: Rechtschreibfehler[/SIZE]

    Den Vorgang kannte der Grieche schon. Man stellte sich vor, äußerte sein Anliegen und wartete anschließend darauf, dass einer der Wachen einen Offizier holte, wenn es um etwas wichtigeres ging. So wartete er mit seinen beiden Männern, die ihn zur Porta begleitet hatten.
    Nach kurzer Zeit trat ein römischer Offizier mit einem Contubernium heraus, welches allerdings aus nichtrömischen Männern bestand. Das hasste Varelas an Hilfstruppen.. denn es waren überwiegend Germanen. Die Zeit reichte jetzt allerdings nicht, um sich groß die Abneigung gegen Germanen ansehen zu lassen, daher hielt er sich zurück und beantwortete lieber die Frage des Centurios.


    "Ave, Centurio. Ja, ein versiegeltes Schreiben vom Statthalter Germania Superior Kaeso Annaeus Modestus und eine verschlossene Truhe voller Münzen." dabei wandte er den Blick nicht von dem Offizier ab und blinzelte auch kaum. Einige Meter hinter dem Dreiergespann warteten die übrigen Equites aus der Turma mit dem Karren, auf dem sich die Lieferung befand.
    "Wir sind angewiesen, schnellstmöglich mit einer Antwort zurückzukehren." schob er nach.

    Endlich.. Augusta Vindelicum war nur noch einige Pferdelängen entfernt. Ein paar Tage waren sie jetzt schon unterwegs und folgich sichtlich angespannt, denn in langsamen Tempo einen Karren nach Raetia bringen, auf dem sich nur eine Truhe voller Geld befand, labte doch imens an ihren Nerven. Selbst an den Nerven des Decurio, der für seine eisenharte Disziplin bekannt war, zerrte diese Sache. Er wär froh, wenn er mit seinen Männer in Augusta Vindelicum eine Nacht rasten könne, aber da er keine Ahnung hatte, was in diesem sagenumwobenen Brief stand, wusste er nicht wie viel Zeit ihnen bleiben würde.


    Die Wachen am Stadttor waren bereit davon in Kenntnis gesetzt worden, dass eine Eskorte der Legio II mit einer Lieferung für den Procurator Augusti in diesem Zeitraum eintreffen würde. Die Verbindungsstraße zwischen Mogontiacum und Augusta Vindelicum war eine wichtige militärische Verbindung, somit war es eigentlich nichts außergewöhnliches, somit hinterfragten die Wachen auch nicht weiter den Auftrag.
    Einer der wachhabenden Milites führte den Trupp zur Regia, wo sie der Procurator bereits erwarten würde. Die Straßen erinnerten Vespa sehr an Mogontiacum, Augusta Vindelicum war ebenfalls Provinzhauptstadt, demnach waren die Straßen vor allem von Handel geprägt, viele Menschen liefen umher. Es war nur alles etwas "römischer" als in Mogontiacum. Der Decurio wies seine Männer an, sich links und rechts des Wagens zu postieren, damit es einen Sicherheitsabstand gab, wobei allerdings sowieso kein Mensch versuchen würde, sich an der Truhe zu vergehen, viel mehr war es ein Sicherheitsabstand für die Menschen. Das ergab sich allerdings von alleine, da sie erstaund und gespannt an den Seiten der Straßen standen und die uniformierten Männer auf ihren Pferden beobachteten. Kinder bewunderten sie, Frauen warfen ihnen ebenfalls gerne ihre Blicker hinterher, den Greisen war das schon wieder alles viel zu viel Unruhe.


    Nach einer Weile kamen sie an der Regia an. Der Decurio wies zwei seiner Männer an ihn zu begleiten, den Rest ließ er am Karren zurück, damit sie ihn bewachten.
    Die drei Männer stiegen von den Pferden und machten sich auf zur Porta.


    "Decurio Vibius Vespa Legio II Germanica Mogontiacum. Wir haben eine Lieferung für den Procurator Augusti."

    "Das sehe ich Tiro, ein Glück, dass wir nicht alle eingeschlafen sind." entgegnete er ihm spöttisch und keinesfalls honorierend. Natürlich war es gut, dass der Tiro bereits Erfahrung mitbrachte, aber beeindrucken, tat es den Decurio nicht.
    Die Vorführung war beendet, jetzt musste er den Frichlingen erstmal das richtige Aufsteigen beibringen. Er wies Madaraus an vom Pferd zu steigen und sich wieder einzureihen, dann ging er zu einem der Pferde.


    "Zuschauen und lernen." er postierte sich rechts des Pferdes, ergriff mit der rechten Hand dessen Mähne direkt hinter den Ohren, mit der linken Hand nahm er die Zügel, mit dem linken Bein Schwung und stieß sich mit dem rechten Bein vom Boden ab. Oben angekommen stützte er sich mit der linken Hand an den unteren Haaren der Mähne am Widerrist in vorgebeugter Haltung ab und klammerte sich mit dem bereits auf die andere Seite geschwungen Bein am Bauch des Tieres fest und richtete sich mit dem Oberkörper wieder auf. Jeden dieser einzelnen Schritte erklärte er, als er selbiges noch zwei mal wiederholte.
    Dabei demonstrierte er ebenfalls das Absteigen, welches so von statten geht, dass das linke Bein über den Kopf des Pferdes geschwungen wird und man somit einfach wieder auf der reichten Seite des Pferdes aus dem Sattel gleitet.


    "Zwei Mann pro Pferd, üben bis ich euch befehle aufzuhören." dann schaute er Madarus an "Künner du dich um deinen erbärmlichen Kammeraden, der sich so hervorragend blamiert hat."




    Sitzt man von Rechts auf, ergreift man mit der rechten Hand die Mähne des Pferdes, gleich hinter den Ohren, oder man stützt sich an der, in den Boden gerammten, Hasta, mit der linken Hand fasst man die Zügel und die untersten Haare an der Mähne am Widerrist. Man nimmt mit dem linken Bein Schwung, schnellt sich mit dem rechten ab, zieht sich mit dem rechten Arm an der Mähne oder der Lanze hoch, stemmt sich mit dem linken auf den Widerrist ab, senkt den Oberkörper über den Widerrist und Hals des Pferdes, bringt das angewinkelte, linke Bein über den Pferderücken auf die linke Seite und richtet sich auf.

    "Bei den Göttern, heute ist aber viel los." seufzte Pupillus Perullus vor sich hin. Es schien einiges ins Rollen zu kommen, denn neben den alltäglichen Händerln und anderem Fußvolk hatte sich der Praefect der ALA aus Confluentes eingefunden. Er hatte nur ein paar seiner Männer bei sich, die weiteren neun Turmae sollte Pupillus mit seinen Kammeraden direkt zur Wiese hinter der Castellum der Legio umleiten. Diese Menschenmasse samt Karren und Pferden durch die Stadt maschieren zu lassen wäre eine Unmöglichkeit gewesen.
    Gespannt hielt der einfache Miles die Augen auf.
    Es vergingen noch ein paar Stunden, bis er am Horizont uniformierte Reiter erspähte.
    Na dann mal los!


    Als der Tross am Stadttor ankam, begrüßte Pupillus Perullus den zuständigen Befehlshaber standartgemäß.


    "Ave Decurio!" natürlich hatte er ihn an seiner Uniform und dem Offiziersstab als Decurio identifiziert, "Praefectus Terentius Primus ist bereichts vor einigen Stunden eingetroffen. Er hat uns angewiesen euren Tross an der Stadtmauer entlang zur Wiese hinter dem Castellum der Legio umzuleiten." stolz schaute er den Decurio an.

    Als die beiden an der Spitze des Zuges angekommen waren und nun auf gleicher Höhe mit dem Decurio ritten, erklärte er seine Anweisungen.


    "Der Wald ist nicht mehr fern." stellte er zunächst klar und zeigte mit seiner ausgestreckten Hand Richtung Wald. "Der Weg führt mitten hindurch, sichert das Gebiet westlich und östlich des Weges. Wir haben keine Zeit für Auseinandersetzungen." Der Karren würde bestimmt durch seine Laute Aufmerksamkeit auf sich ziehen, er knarrte ziemlich laut. Mit einer kleinen Gruppe von Strauchdieben, würden sie locker fertig werden, allerdings waren sie im Wald auf dem engen Weg deutlich benachteiligt, wenn die Gegner schon in gleicher Zahl auf sie lauern würden.

    "Der Primus Pilus also, soso.." entgegnete der Eques. Dann schien der Junge ja ein gewisses Maß an Vertrauen zu genießen.
    "Ich könnte mir schöneres vorstellen, als eine Kiste Tagelang nach Raetia zu bringen, aber scheint wohl wichtig zu sein, weißt du mehr darüber?" beklagte er sich mit einem Unterton an Neugier. Wenn er schon diese scheiss Kiste transportieren musste, wollte er auch wissen wieso er dies tuen sollte.


    "Helanius, Ferox!" rief der Decurio den beiden Nachhütlern zu und schickte zwei Equites aus der Mitte zur Ablöse. Für Helanius und Ferox hatte er eine Aufgabe, denn sie näherten sich dem Wald. Andere kamen für diese Aufgabe nicht in Frage, Helanius war eines seiner schwächsten Glieder aus der Turma und Ferox.. da war schon alles gesagt.. Germane und Raufbold ohne Disziplin.

    Innerlich schüttelte der Decurio nur den Kopf, als der Tiro dahin strackste. Was ein Haufen Elend. Mit finsterer Miene verfolgte er die Schritte des Grünschnabels, der sich wohl gleich noch mehr blamieren würde, als der Waschlappen vor ihm.
    Doch es kam ganz anders, der Junge viel nicht vom Gaul! Einige seiner Kammeraden hatten in diesem Moment bestimmt die Faust geballt und sich innerlich für ihn gefreut und vor allem darüber, dass der Decurio nun bestimmt baff sein würde. Aber das war er nicht. Keiner der Tirones war je gut genug gewesen, selbst diejenigen, aus denen schon ehrbare Soldaten geworden waren. Bis die Burschen ihre Ausbildung beendet haben würden, sind sie für den Vibier nicht mehr Wert als eine germanische Missgeburt und das war noch weniger, als drei Ladungen Latrinengut, nachdem die Soldaten Eintopf gegessen hatten.


    Mit unveränderter Miene schritt der Grieche auf das Pferd zu. Dann stach er dem Tiro mit seinem Offiziersstock in den unteren Rücken, um ihn aus seiner buckligen Haltung zu holen. "Leichtes Hohlkreuz, aber nicht überstrecken. Brust raus, gerade und aufrecht sitzen."


    Dann ging er zwei Schritte zurück. "Gratulation Tiro, du hast so eben die Mindestanforderung erfüllt, die ich an euch Schwanzlutscher stelle. Einfach auf das Pferd kommen." sagte er übertrieben sarkasstisch. "Glaub ja nicht, du seist jetzt der Held in der Truppe, selbst meine einarmige Tante hätte das geschafft." Dann ging er noch zwei Schritte zurück. "Wenn deine Hose, die du vor Freude nass gemacht hast, wieder trocken ist, zeig mir deine Reitkünste." Er gab ihm das Zeichen "Zwei Runden, LOS!"

    Es vergingen ein paar Stunden, in denen es auch nichts auffälliges passierte, wieso denn auch? Sie folgten der offenen Straße Richtung Raetia, noch mussten sie durch keinen Wald, also waren ihnen auch noch keine Strauchdiebe oder Germanen begegnet, welche zudem auch ziemlich dumm gewesen wären in einer kleineren Gruppe anzugreifen. Erst, wenn der Weg sie durch ein Stück Wald führen würde, könnte es kritisch werden, denn Hinterhalte lauerten überall.
    Die Männer plapperten so vor sich hin, wogegen der Decurio dieses mal nichts einzuwenden hatte, es würde eine lange Reise werden, solange sie auf offener Straße waren, sollten seine Männer sich ruhig die Zeit mit Weiber-, Sauf- und anderen Lagergeschichten vertreiben. Vespa selbst blieb allerdings stoisch ruhig, wie gewohnt.


    Die Nachhut bildeten Duccius Ferox und Lucius Helanius, letzter ergriff das Wort "Was hast du denn ausgefressen, dass du mit uns kommen darfst?" Auch wenn der Decurio etwas weiter wegritt und bestimmt eine normale Gesprächslautstärke nicht hören würde, da die Wagenräder zu sehr knarrten, redete er mit etwas bedeckterer Stimme.

    Da hörte der Decurio wohl nicht richtig? Schon wieder einer der reiten können wollte?
    "Du willst es wohl deinem Kammeraden gleichtun? Wenn der Dummschwätzer reiten konnte und mich derartig beschämte, wie sieht dann ein wenig reiten aus, Tiro?" vermessen und erwartungsvoll zugleich schaute er den Burschen an, da er keine Antwort horen wollte, ließ er jenem erst gar keine Luft dazu "Aufs Pferd, los."

    Pupillus Perullus war einer der Legionäre, die an diesem Tage zur Wache am Stadttor Mogontiacums berufen waren.
    Es passierte eigentlich nichts Besonderes.. Händler kamen, Händler gingen.. mit Vieh, ohne Vieh.. Bettler versuchten es auch immer wieder irgendetwas abzugreifen. Natürlich passierten auch normale Bürger das Stadttor, aber einer unter ihnen sah anders aus. Er trug eine Toga, hatte aber lange Haare, was typisch für Germanen war, sonst sah er aber relativ römisch aus. Standartgemäß musste jeder, der das Stadttor Mogontiacum passieren wollte, sich ausweisen, was eben jener Mann auch tat. Etwas skeptisch schaute er die vier Männer hinter bzw. neben ihm an, waren wohl drei Kelten, bei dem anderen war er sich nicht so sicher. Was war das zum Kuckkuck?


    "Ah ein Duccius!" rief Pupillus laut und stieß seinen Kammeraden mit dem Ellenbogen an. Unverkennbar an dem Wolfsemblem und der Schlange auf dem Siegelring. Die Duccii fand man in den letzten Jahren in allen Bereichen der Stadt, sowohl in der Politik als auch in der Wirtschaft, der Legio und dem restlichen öffentlich Leben.
    "Du kannst passieren."