Beiträge von Titus Vibius Vespa

    Nachdem die Probati, die nun etwa ein halbes Jahr ihre Ausbildung absolviert hatten, zu richtigen Eques ernannt wurden und somit jetzt fest zur Ala II Numidia gehörten, sollte es auf in die Stadt gehen, um ein wenig zu feiern. Ziel war die Taverne 'Zum goldenen Hahn'.
    Sie meldeten sich an der Porta Praetoria ab und verließen das Castellum mehr oder minder zum ersten mal, während ihrer Ausbildung hatte es nämlich keiner verlassen. Ein paar Eques waren noch dabei, die den Weg zu der sagenumwobenen kannten, einige würden auch gewiss schon dort sein. Serafím verstand sich zwar mit einigen Probati ganz gut, doch lief er stillschweigend und alleine in der Gruppe ohne Nebenmann, er wirkte etwas distanziert, er trank gerne Wein und feierte, aber für ihn war die geschaffte Ausbildung nichts, weswegen man in größten Jubel ausbrechen musste, die richtige Arbeit käme jetzt erst noch.



    edit: Rechtschreibfehler

    Zusammen mit den anderen Probati stimmte er mit in den Jubel ein, es war ein schönes Gefühl, eines der Gemeinschaft und des Triumphes. Nun würde das Soldatenleben richtig losgehen, sie hatten sich bewährt und waren nun bereit in die Rolle eines Eques zu schlüpfen, seine Aufgaben zu übernehmen, aber auch mit Verantwortung zu bürgen.
    Was nun? Natürlich musste das gefeiert werden, mal sehen was jetzt noch so folgte.

    Voller Stolz stand Serafím mit seinen Kammeraden der Ausbildungsturma auf dem Platz. Seine Ausrüstung war peinlichst angelegt, sie saß perfekt. Zudem war sie sehr gepflegt und wies keinen Makel von Unreinheit auf. Nun würde er, wie seine Mitsteiter auch, endlich zum Eques ernannt werden. Es hatte lange gedauert, viel Schweiß war geflossen, die ein oder anderen Tränen auch, nicht zu vergessen das Blut. Doch umso mehr man von diesen drei Dingen gegeben hatte, desto stolzer trat man seinem neuen Rang entgegen.

    In den Adern stieg das Adrenalin, es foss durch den ganzen Körper und entfachte eine letzte Stärke der Männer und brachte in ihnen eine erneute Welle Mut auf, als sie ihren Ring geschlossen hatten, um den letzten Angriff der Gegner abzuwehren. Hartes Gedrängel und Schwerter die auf Parmae schlugen .. doch der Widerstand konnte nicht richtig gehalten werden.
    Irgendwann war plötzlich alles vorbei, noch voller Kampfeseifer stand Serafím angespannt mit Schwert und Schild in der Hand, er atmente stark und der Schweiß tropfte von seinen nassen Haaren herunter, er konnte noch nicht ganz begreifen was jetzt gerade geschehen war.
    Erstmal setzen .. ja das war das beste, er setzte sich zog seine Knie etwas an sich und legte seine Arme darauf, die Fäuste dabei ineinander gelegt. "Puh.." keuchte er und legte seinen Helm ab, um sich durch die nassen Haare zu streichen. Er entdeckte Paullus und Gaius und nickte ihnen schmunzelnd und kopfschüttelnd zu.

    Welch ein Chaos! Die Angreifer schienen von mehreren Seiten angegriffen zu haben. Hier und da wurden Probati überrant, einige konnten noch einen Angreifer mit sich reißen, allerdings sah es nicht so aus, als ob sie das Lager halten könnten. Nach einiger Zeit waren die Angreifer nun im Lager und sorgten für ordentlich Radau.
    Decurio Tubero wies alle an einen Kreis zu bilden, was sollte jetzt folgen?

    "Jawohl, Decurio!" erwiderte er den Befehl und schaute, welche Probaten gerade greifbar in der Nähe waren. Alle schienen sehr Orientierungslos, doch mit Tuberos Anweisungen sollte sich die Lage jetzt bessern. Verelas rief fünf Männer zu sich und liefen im Laufschritt hinter dem Decurio her. Am Tor angekommen waren die Reiter schon ziemlich nahe und drohten in wenigen Momenten in das Lager hineinzureiten. Tubero gab den Befehl zur Reiterabwehr und die Probaten bildeten einen Schildwall, zwischen den Schilden ragten ihre Speere nach vorn, die Mauer stand. Nervösität machte sich breit, das Adrenalin in den Adern begann sich auszubreiten, ein flüchtiger Blick nach links und rechts verriet Serafím, dass seine Kammeraden dennoch keine Furcht zeigen würden, trotz ihrer Nervösität konnte man den Kampfgeist am Zähneknirschen erkennen. Wenn die Hand voll Reiter auf sie zureiten würden wären sie wahnsinnig.. aber was erwartete man von dem barbarischen dummen Germanenpack.

    Serafím bewunderte den Decurio, in so einem Getümmel, so einem Haufen voller desorientierter - vermutlich in seinen Augen auch extrem unfähigen - Probati noch Witze über Iunos Titten zu reißen..
    "Von Osten aus Richtung des Waldes Speerbeschuss von Reitern.. von Norden aus Richtung der Straße stürmen Reiter auf unseren Eingang zu! Sie sehen aus wie Germanen, Decurio!" das sich ein paar Reiter aus der letzten Gruppe gelöst hatten, konnte der Grieche nicht mehr sehen, er war kurz zuvor schon in Deckung gegangen. Wo war eigentlich Lucius!?

    Eine gewisse Unruhe in der Nacht war den Soldaten nicht zu verkennen gewesen, ständig hörte man Schreie .. vermutlich von Barbaren. Als der Grieche am morgen aufwachte war er schon recht müde, viel Schlaf hatte er in der Nacht gefunden. Auch der Hunger machte sich solangsam breit, gestern Abend hatte er nicht viel gegessen, was er aber vielleicht hätte tun sollen, denn zu einem 'Frühstück' sollte es nicht kommen. Eine der Wachen schrie quer über das Lager, dass Feinde im Anmarsch waren. Und sofort fing das Gewusel im Lager an die Hand zu übernehmen, viele Probaten wurden hektisch, nervös und panisch. Alle warteten auf Anweisungen des Decurio.
    Plötzlich sah man Wurfspeere auf die Palisaden fliegen.
    "ACHUNG! WURFSPEERE! GEHT IN DECKUNG!" schrie Serafím und versuchte sich möglichst weit im inneren des Lagers aufzuhalten, da die Speere nicht so eine große Reichweite hatten. Neben sich erblickte er den Decurio "Decurio! Wir erwarten deine Befehle!"

    Als als errichtet war wurden die Wachen eingeteilt. Während sein Kammerad Lucius unter anderen ebenfalls als einer der ersten Wache hielt, gesellte sich der Grieche derweil an das Feuer um das sich schon ein paar Probati gesetzt hatten. Es war kalt und würde noch kälter werden. Dreckiges Barbarenland .. dachte sich Serafím nur, bis ihn ein Kammerad anstieß und ihn mit in das fröhliche erzählen einbezog. Solch eine Atmosphäre zwischendurch war wichtig und lenkte ab. Irgendwann bekam er komische Laute, eine Art Schreie, wahr. Kurz wart es ruhig um das Feuer und jeder verharrte still, da aber nichts weiter folgte machten sie mit ihren Geschichten weiter.

    "Jawohl, Decurio." entgegnete er seinem Vorgesetzten mit einem Nicken. Stélios machte kehrt und Serafím führte seine Turma zu Lucius auf das offene Feld, der weiterhin Ausschau nach auffälligen Dingen hielt.


    Als sie an der Stelle ankamen machte die Turma Halt und alles wartete auf weitere Instruktionen von Decurio Tubero.

    Die Sonne war schon ziemlich tief über dem Horizon, als Lucius und Serafím das Ende des Waldes erreichten, hier war offenes Feld, was den Griechen sehr beruhigte, denn der Wald hatte ihn sich wirklich unwohl fühlen lassen. All diese finsteren Geräusche, die ab und zu die tödliche Stille durchbrachen.
    Die beiden Probaten warteten, bis die Turma näher gekommen war, dann gab er seinem Kammeraden Bescheid "Behalt du das Umland im Auge, ich berichte dem Decurio." und schon war Probat Varelas auf dem Weg. Nach ein paar hundert Metern erreichte er auch schon seine Turma und machte vor Tubero Halt.


    "Decurio! Dort vorne ist offenes Feld und weit und breit ist nichts feindseliges zu beobachten." berichtete er seinem Vorgesetzten. Auch wenn nicht viel passiert war, nun eigentlich war gar nichts passiert, empfand Serafím den Tag als erfolgreich. Seine Turma war sicher am Wald vorbei gekommen und würde nun das Nachtlager aufschlagen. Feindauseinandersetzungen hatte es auch nicht gegeben.
    Nun wartete er die weiteren Befehle ab.

    Mehrere Stunden waren nun vergangen und die Nacht brach herein. Besonders jetzt war größte Obacht geboten, denn sie ritten schon seit einiger Zeit parallel des finsteren Waldes, in wessen Unterholz sich jederzeit eine Gruppe von germanischen Barbaren versteckt halten konnten. Serafíms Blick war nie auf Lucius gerichtet, sondern schwenkte immer wieder von der rechten Seite über den Blick gerade aus zur linken Seite, zum Wald. Jeder unkonzentrierte Blick konnte ein Fehler sein, daher sprach er zu seinem Kammeraden ohne ihn anzuschauen.


    "So bald der Wald links von uns aufhört in dieses Land hereinzuragen machen wir Meldung, wir müssen unser Lager aufschlagen die Nacht bricht herein."


    Misteriös und bedacht leise sprach der Grieche seine Worte, sie waren nur so laut, dass sie Lucius gerade noch wahrnehmen konnte. Nur die Laute der Pferdehufe ließ die Stille nicht all zu unheimlich werden.

    Schon bald zeigen ist gut dachte er sich nur.. Lucius schien ja sehr übereifrig und mutig zu sein .. hoffentlich würde es ihm nicht den Kopf kosten..



    langsam realisierte Serafím erst, das sie durch das Germanenland ritten. Innerhalb der Mauern hatte er das während seiner Ausbildung vollends verdrängt.. auch wenn er einige Germanen in seiner Turma hatte. Doch mit denen hatte er sich nie abgegeben, er hasste die Germanen einfach! Auch wenn er Eques sein würde, nie würde er freiwillig mit diesen unzivilisierten Babaren an einem Tisch sitzen wollen.
    Je mehr er über diesen Gedanken nachdachte, desto mehr verschwand seine Unsicherheit. Ja .. so langsam hoffte er sogar, dass ein paar aufmüpfige germanische Taugenichtse um die nächste Biegung kamen und sie angreifen würden. Was konnten Germanen schon, gut sie waren groß, dafür war ihr Gehirn drei mal so klein wie das eines Schweines. Sie würden keine Chance gegen die Turma haben, niedergetrampelt .. ja .. das würden sie!


    "Ich hasse die Germanen." brummelte er leise und spuckte auf den Boden.

    Endlich setzte sich der Reiterzug in Bewegung. Serafím war angespannt, seine Ausbildung hatte er innerhalb der Mauern des Castellums verlebt, doch jetzt kam die Praxis außerhalb der Mauern. Egal ob es ein Ausbildungszug auf einer Außenübung war oder nicht, es konnte immer etwas passieren. Mit etwas mulmigem Magen aber dennoch mit Mut inne schaute er nach einiger Zeit mehrmals zurück. Confluentes entfernte sich immer weiter, bis es schließlich fast am Horizont verschwand.
    Decurio Tubero hielt an, die Männer taten es ihm gleich und hörten ihm bei seinen Befehlen aufmerksam zu.


    "Zu Befehl, Decurio!" rief der Grieche und schaute danach erfreut zu seinem Kammeraden Lucius. War das ein gutes Zeichen? Vielleicht konnten sich die beiden bei dieser Aufgabe beweisen, Serafím verlor vor lauter Übermut und Stolz sein mulmiges Gefühl und ritt mit Maximus davon.


    "Lucius.." sprach er seinen Kammeraden nach einiger Zeit an "hast du ein wohles Gefühl bei der Sache?" der erste Übermut war verflogen und Varelas fing wieder an nachzudenken, was auf die beiden zukommen könnte.

    Noch war Serafím pünktlich, lieber etwas eher da sein als zu spät, ja das war ratsam, es sei denn man mochte die Sonderbehandlungen der Decuriones. Auf Latrinenputzen war der Grieche nicht gerade epicht also ging er in seiner vollen Montur sowie seiner Ausrüstung zu den Ställen.
    "Jasu Stélios." grüßte er sein Pferd liebevoll mit der Hand über die Nüstern streichend. Anscheinend wusste der Hengst was nun kommen würde und seine Freude darüber gab er mit seinem Wiehern kund. "Wir machen einen Ritt mit der Ausbildungsturma, es wird Zeit, dass du deine Hufe wieder in frischen germanischen Boden stampfen kannst." nicht das sein Pferd fett war, aber es fit zu halten war nicht gerade unklug und immer nur auf der Koppel zu stehen konnte auch nicht das wahre sein.
    Sein Pferd fertig ausgerüstet ging der Grieche mit einigen seiner Probatenkollegen raus auf den Exerzierplatz und dort erblickte er Lucius.
    "Jasu Lucius! Endlich passiert mal was."

    Auch Marcus Castus betrat nach einiger Zeit die Barracke.
    Er hatte anscheinend ein gutes Gefühl, Serafím nickte ihm zu, es waren wirklich einige Fragen gewesen, aber es musste ja auch alles abgefragt werden was ihnen beigebracht wurde.
    "Das stimmt. Ich denke auch, ich hoffe ich war nicht zu undetalliert mit manchen Sachen, ich wusste zu manchen Fragen mehr zu sagen, aber sie war nicht so gestellt, dass ich mich bewogen gefühlt habe es zu schreiben."
    Falls alle die Probaten bestanden haben sollten, wovon der Grieche auch schwer ausging, galt es noch die praktische Prüfung, das Manöver zu meistern.


    "Ich freue mich schon ziemlich auf das Manöver, endlich das gelernte umsetzen." trotzdem erfüllte ihn auch ein wenig die Sorge, natürlich war es eine Übung, dennoch war damit nicht zu Spaßen, er musste genau so ernst und einsatzbereit sein wie im richtigen Kampf. Der Vorteil: Im Hinterkopf würde er behalten, dass es nur eine Übung war, die richtige Angst würde somit nicht aufkommen.

    Nach der Prüfung sackte Serafím auf seinem Bett zusammen, er ließ sich einfach fallen und seufzte erleichtert. Der erste Teil wäre geschafft .. dachte er sich, zumal er relativ sicher war, dass er bestanden hätte, für den Rest des Tages hatten die Probaten frei. Als weitere Kammeraden die Barracke betraten fragte der Grieche "Der erste Teil ist geschafft, wie fandet ihr den Test?"

    Nach Merowechs Rede ertönte dreimal das laute "Hurra!!" von den Probaten zu ehren des ehemaligen Decurios. Nun würde er große Wege in Rom gehen. Hoffentlich würde Merowech sich nicht auch bald verabschieden, Serafím empfand ihn als sehr guten Lehrer von dem er noch gerne Ausbildung genießen würde, auch wenn er nicht so wortgewandt zu sein schien wie der Praefekt, allerdings war das auch irgendwo nachvollziehbar.

    "Nach den 100 Metern Spurt haben wir dann den Feindkontakt, ist dieser immer frontal, oder sollen die ersten acht Mann einer Turma in die Menge springen?" irgendwo hatte der Grieche es mal gelesen, vermutlich in einem Buch seines Onkels, dass die ersten Reihen versuchen über die ersten beiden Reihen der gegnerischen Formation zu springen, um Angst beim Feind auszulösen und deren Formation schneller zu lockern.