Beiträge von Tiberia Septima

    Erstaunen kennzeichnete ihr Gesicht. „Ich muß ihn nicht heiraten? Macer, was redest du da?“ fragte sie ihn völlig verwirrt. Was ging im Kopf des Octaviers vor sich?


    Wie es schien, stellte sich Macer die selbe Frage über ihr Inneres, nur das er es schneller aussprach. Septima hielt in der streichelnden Bewegung seiner Hand inne und entzog ihm langsam ihre Hände um sie erneut in ihren Schoß zu legen und einen Punkt zu haben, wohin sie schauen konnte. Sie musste zunächst ihre Gedanken sortieren, so dass ein Moment der Stille entstand.


    Septima sammelte allen Mut zusammen und schaute wieder in Macers Gesicht. „Du weißt genau das ich das nicht sagen darf. Es würde dir und mir zu weh tun.“ began sie mit ruhiger Stimme zu sprechen. „Es gibt nicht viel, was von einer Patrizierin verlangt wird, aber Fügsamkeit gehört dazu, somit werde ich mich in mein Schicksal fügen. Ich… wünsche mir nur, dass wir uns weiterhin als Freunde begegnen können.“ Dies war gewiss nicht die Art von Antwort, die der Octavier von ihr hören wollte, aber Septima war noch nicht bereit, ihre Liebe zu ihm laut auszusprechen. ‚Vielleicht ist es nur eine Schwärmerei und vergeht genauso schnell wieder, wie sie gekommen ist.’ versuchte sie sich selbst einzureden. ‚Aber warum tut es trotzdem so weh?’ Gefährliches Glitzern lag in ihren Augen und Septima versuchte die aufsteigenden Tränen weg zu blinzeln.

    Leider erhielt Septima keine Antwort mehr von Corvinus und Celerina, da die Beschauung der Vitalis folgte und die Zuschauer alle gebannt auf den Haruspex schauten und schwiegen.


    Das schlichte Wort ‚Litatio’ ließ die Gemeinde erleichtert aufatmen und kaum hatte Durus seine Worte gesprochen, schon erhob sich wieder das Gemurmel der Menge. Septima beobachtete ihren Onkel und sah, wie er sich kurz mit Vitorius und anschließend Claudius Lepidus unterhielt und anschließend den Weg nach Hause einschlug.


    „Ihr entschuldigt mich bitte.“ verabschiedete sich die junge Tiberia von dem Paar Corvinus und Celerina. „Es hat mich sehr gefreut eure Bekanntschaft zu machen, aber ich fürchte ich muß meinem Onkel folgen.“ Ein entschuldigendes Lächeln begleitete die Worte der jungen Frau ehe sie sich von den beiden abwand um ebenfalls die heimatliche Villa anzustreben. Der Tag hatte sehr aufregend begonnen.

    Sim-Off:

    Romana: Sorry für die späte Antwort... Habs immer wieder vergessen.


    Septima schaute die Vestalin lächelnd von der Seite her an. „Glaub mir, Hispania ist nicht viel anders wie Italia. Es ist überhaupt nicht schlimm das du noch nie Italia verlassen hast.“ beruhigte sie Romana. „Und nach Germania würden mich keine zehn Pferde kriegen. Ich hab lauter schaurige Dinge über die wilden Germanen gehört, da muß doch etwas wahres dran sein.“ meinte sie mit besorgter Mine.


    Zu ihrem eigenen Angebot bezüglich der Sänfte nickte Septima nur. Sie würde die Claudia sehr gerne später mit der Sänfte nach Hause bringen.
    „Ich werde dir dann in Kürze eine Einladung zu einem Besuch in derVilla Tiberia zukommen lassen.“ meinte Septima galant auf Romanas freudige Erwiderung ihrer mündlichen Einladung hin.


    Ein erfreutes Lächeln erschien auf Septimas Gesicht als sie beim Circus Maximus ankamen und Roman ihr versicherte, dass sie ihr noch ein wenig Gesellschaft leisten würde. Lichas, den Sklaven den Septima zwecks eines guten Platzes voraus geschickt hatte, stand bereit und hatte in weiser Vorraussicht, zwei Plätze ergattert. Zusammen mit Romana nahm Septima Platz. „Da haben wir einen wirklich guten Blick, findest du nicht auch?“ freute sich die junge Tiberia.


    Die Freude verging ihr jedoch, als die Opferung von statten ging. Die Köpfe der großen Tiere wurden vom Rumpf getrennt und eines nach dem andren brach zusammen und das Leben floss unwiderbringlich mit dem Blut aus ihren Körpern heraus. Septima war sichtlich blasser geworden und schaute nun lieber die neben sich sitzende Romana an. „Und so etwas gefällt dir?“ fragte sie die Vestalin mit leicht verzogenen Mund.

    „Wenn du sagst, du hättest nicht unbedingt mehr zu sagen wie andere, wer gehört dann noch der Factio an? Haben die Wagenlenker auch etwas zu sagen?“ Nun hatte Purgitius sie neugierig gemacht. „Und wie ist der Ablauft eines Rennen?" wollte sie weiter wissen und Septima brannten noch mehr Fragen auf der Zunge, aber sie hielt sich schnell die Finger vor den Mund. „Oh, bitte entschuldige, Purgitius. Ich wollte dich nicht von diesem Spektakel hier ablenken.“ räumte sie geknickt ein und lenkte ebenfalls ihr Augenmerk wieder auf die Seeschlacht. „Vielleicht magst du mir bei passender Gelegenheit mehr übers Wagenrennen erzählen?“ wagte sie eine letzte Frage.


    Seine Antwort auf ihre zweite Frage, bezüglich der Seeschlacht hatte die junge Tiberia in dess schon wieder vergessen, oder es interessierte sie nicht mehr.

    Celsus schien es zu gefallen, wie Septima ihm die ihr soweit bekannte Personen vorstellte und sie stellte erstaunt fest, dass der liebe Verwandte gar nicht so übel roch. 'Was er wohl für ein Öl benutzt?' fragte sie sich kurz, konzentrierte sich aber schnell wieder auf die Vorstellungsrunde.


    Septima fiel in Celsus Lachen ein, als er ihr vorschlug den anderen Gästen kleine Wachtafeln mit ihren Namen drauf um zu hängen. „Keine schlechte Idee. Dann würde diese elendige Vorstellerei ein Ende haben.“ erwiderte sie noch immer mit einem fröhlichen, leisen Lachen. „Am besten auch noch die Stammbäume dazu, damit du voll im Bilde bist.“ Ein kurzer, vorsichtiger Blick an Celsus vorbei und die junge Tiberia stellte sich so hin, dass Durus sie nach Möglichkeit nicht sehen konnte.


    Als Celsus sich in Positur warf, sprühten Septimas braune Augen vor Vergnügen. Sie musterte ihn kurz von oben bis unten und tippte ihm mit dem Zeigefinger auf die Brust. „Du, mein Lieber, bist mein Cousin... mhm... vierten Grades oder so, und damit außerhalb der Wertung.“ entging sie einer genaueren Antwort. Genau in dem Moment erhob Durus seine Stimme. „Oh, schau... Es geht los.“ wies sie den Tiberia mit einem erneuten Fingerzeig drauf hin, dass er sich um zudrehen hatte, damit er der Ansprache ihres Familienoberhauptes folgen konnte. (Und Septima sich wieder hinter Celsus verstecken konnten. ;)) 'Puh, das wird ein absolut anstrengender Tag werden. Und Celsus wird denken ich bin eine Klette wenn ich den ganzen Tag hinter seinem Rücken verbringen. Mhm... dabei ist der Rücken durchaus ansehnlich, so wie der Rest.'


    Nach Durus Rede wurde das Opfertier, ein süßes, junges Lamm herein geführt. Septima trat wieder einen halben Schritt näher an Celsus heran und schaute das arme Tier an. „Ich mag diese blutigen Opferungen nicht.“ flüsterte sie leise hinter seinem Rücken, konnte aber dennoch nicht den Blick abwenden.

    Obwohl sie es nicht wollte, rannen bereits Tränen über ihr Gesicht, als Septima endlich ihr Cubiculum erreichte. Sie riss die Tür auf und gab ihr anschließend einen ordentlichen Stoß, so dass die Tür vor der Nase von Frija lautstark zu fiel. Ein lauter Schrei ertönte aus dem Innern des Zimmers. Zum Glück befanden sich die Schlafräume der Familienmitglieder in einem anderen Teil des Hauses wie das Tablinium, so dass nur eventuelle Familienmitglieder, die gerade auf ihren Zimmern weilten, oder die Sklaven den Schrei der Tiberia hören konnten, nicht aber ihr Onkel.


    Septima schrie sich den Schmerz von der Seele anschließend warf sie sich laut schluchzend auf das Bett, ungeachtet der ganzen Kleider und Stoffe die noch von der Anprobe herum lagen.


    Vorsichtig öffnete Frija die Tür zum Zimmer ihrer Herrin und trat leise ein.

    Die scharfen Worte von Durus schnitten in ihr Herz, aber Septima riss sich zusammen und ließ sich nichts anmerken. Auf seiner Hochzeit wollte er ihr das Unglück in Person vorstellen… Septima nickte nur. Sie hatte Mühe das Zittern ihrer Unterlippe zu verbergen und kräuselte nur kurz ihren Mund. Mit einem weiteren Nicken bestätigte sie, dass sie Durus verstanden hatte und wand sich dann zum Gehen.


    Die Sklaven tat gut daran, der davoneilenden Tiberia aus dem Weg zu gehen. Septima rannte förmlich in ihr Cubiculum, ohne irgend etwas, oder irgend jemand wahr zu nehmen.

    Septima strahlte ihren Onkel glücklich an, als dieser ihr die Erlaubnis für das erfragte Geld gab. Und er ermahnte sie nur, nicht zu verschwenderisch zu sein. „Versprochen.“ erwiderte sie lieblich.


    Das Durus keine Wünsche mehr hatte, machte es Septima nicht gerade einfacher ein geeignetes Geschenk für ihn und seine zukünftige Ehegattin zu finden. „Weniger politischen Gegenwind… Gut, dass kann ich gerne für dich in Angriff nehmen.“ scherzte Septima lachend. „Wie wäre es mit leicht bekleideten Tänzerinnen während einer Senatssitzung? Dadurch wären die ehrenwerten Senatoren bestimmt gehörig abgelenkt und würden ohne weiteres deinen politischen Vorhaben zustimmen.“ konnte sie das herumalbern einfach nicht lassen.

    „Nein, Durus hat mir lediglich mitgeteilt, dass er ein aussichtsreiches Heiratsangebot für mich erhalten hätte. Kennen tue ich den Mann nicht und…“ kurz blickte sie wieder auf und in Macers Augen. „… ich will ihn auch gar nicht kennen lernen.“ gab sie leise zu.

    Die Nachricht von Durus hatte Septima erhalten und somit erschien sie pünktlich zur vereinbarten Zeit im Triclinium, doch wie es schien, war noch kein weiteres Familienmitglied anwesend, geschweige denn das Neue.


    Die junge Tiberia fragte einen Sklaven nach dem Verbleib ihres Onkels und ließ sich dann erst einmal sitzend auf einer der Klinen nieder. Sobald der neue Verwandte, den Durus ihnen vorstellen wollte, eintreffen würde, müsste sie sich eh wieder erheben, also warum es sich erst gemütlich machen.

    „Vinicia Petronilla? Hm, mit dem Namen verbinde ich leider noch kein Gesicht. Weilt sie schon lange in Roma?“ fragte Septima nachdenklich nach.


    Als der Senator meinte, er müsse sich nicht um seine Schwägerin kümmern, erschien ein strahlendes Lächeln auf dem Gesicht der jungen Frau. „Es freut mich, dass du mir weiterhin Gesellschaft leisten kannst. Wie heißen denn deine beiden Kinder?“ erkundigte sie sich weiter beim Senator und verfolgte mit den Augen, wie die verschiedenen Künstler für ihre baldige Vorstellung durch den Garten wuselten.


    Aus dem Augenwinkel bekam Septima mit, wie ihre Großtante Arvinia in Begleitung des in Trauer gekleideten Mannes ebenfalls im Garten erschien. Sie standen allerdings zu weit weg für eine Unterhaltung, außerdem empfand sie die Gesellschaft von Senator Vinicius als recht angenehm.


    Senator Germanicus Sedulus erschien ebenfalls wieder im Garten, begleitet von Iunia Serrana. Septima nickte den beiden freundlich zu. Sie konnte sich schlecht den ganzen Abend vor Sedulus verstecken, aber ansprechen wollte sie die beiden lieber nicht. So war es dem Senator und seiner Begleiterin überlassen, ob sie sich zu ihr und Senator Vinicius gesellen wollten oder lieber nicht.


    Calvena betrat die kleine Bühne im Garten. Eine Flöte und Glöckchen erklangen, ermahnten die Zuschauer zur Ruhe. Septima wand ihre Aufmerksamkeit den Musikern und Calvena zu. Was hatte die Germanicerin vor? Zunächst ertönte leise, zarte Musik, dann erhob sich die Stimme der jungen Frau über die Zuhörer. Septima war wie gefesselt von der sanften Stimme und es war mehr die Melodie als der Text, den die junge Frau dazu brachte, sich verstolen die Tränen aus den Augenwinkeln zu wischen. Ihr Blick glitt über die Anwesenden, auf der Suche nach Octavius Macer. Wie gern würde sie nun seine Hand spüren, wie sie die ihre hielt, aber das durften sie nicht. Nicht hier, nicht jetzt.


    Anschließend begann ein aufregender Feuertanz, der Septima Zeit gab, ihr aufgewühltes Gemüt wieder zu beruhigen. Fasziniert schaute sie den Tänzerinnen zu, genoss das Schauspiel, welches sich ihr bot. Einzig als die erste Feuersäule gen Himmel schoss entrang sich ein erschrockener Laut ihrer Kehl und Septima wich instinktiv einen Schritt zurück. „Oh… entschuldigung.“ Da war sie dem Senator Vinicius doch ein wenig zu nah gekommen. Schnell trat die junge Frau wieder einen Schritt vor und schaute weiter den Feuertänzerinnen zu. Bei der zweiten Feuersäule zuckte sie nur kurz zusammen.


    Es entstand ein Moment der Stille, den Septima unterbrach, als sie langsam anfing Applaus zu klatschen. „Sehr beeindruckend, nicht wahr?“ wand sie sich an Lucianus und beendete ihren Beifall. Jetzt brauchte sie unbedingt einen Schluck Wein. Ein kurzer Wink und einer der Sklaven der Germanicer trat an sie heran. Kurz darauf hielt Septima einen Becher leckeren Weins in der Hand.

    Er rief sie zu sich. Eine Mischung aus Bitte und Befehl, zumindest hörte es sich so für Septima an. Doch genau das hatte sie gebraucht. Mit den Finger strich sie sich die Tränen fort, versuchte die Spuren zu vertreiben. Ein letztes Mal tief durchatmen, die Schultern straffen, dann drehte sie sich langsam wieder um.


    Er weinte! Macer rollten ebenfalls die Tränen über die Wangen! Septima konnte es nicht glauben. „Oh nein, bitte… nicht.“ sprach sie erschrocken und ging die zwei Schritte zu ihm zurück und setzte sich wieder auf die Bank. Sanft griff sie nach seinen Händen, umschloss die starken Hände des Mannes vor ihr mit den eigenen kleinen. „Bitte… nicht weinen.“ Sie kämpfte selbst gegen dieses hässliche Gefühl der Ungerechtigkeit an und schaute in diese blauen, traurigen Augen. „Es tut mir so leid.“ Als ob diese Worte irgend etwas wieder gut machen könnten.


    Macer hatte sie etwas gefragt. Seit wann sie es wusste. „Gestern… Manius bat mich gestern zu sich und…“ Ihre Stimme versagte. Es fiel Septima um einiges schwerer, es Macer zu sagen, wenn sie ihn anschaute. Sie senkte den Blick auf ihrer beider Hände. Sanft strich sie über Macers Handrücken.

    Wieso?


    Dieses eine Wort hallte in ihrem Geist nach. Langsam drehte sich Septima wieder um, schaute auf die Trümmer einer Liebe, der die Gesellschaft noch nicht einmal eine Chance gegeben hatte, sich richtig zu entfalten und zu erblühen. „Weil es nicht geht. Weil…“ Septima musste sich kurz räuspern um gegen ihren Kloss im Hals ansprechen zu können. „Weil ich einen anderen Mann heiraten soll.“ sagte sie dann schnell und dreht sich wieder um. Es war so schwer die Fassung zu behalten. Leise kullerten die ersten Tränen über ihr Gesicht und Septima schlang selbst ihre Arme um sich um nicht vor den Augen des Mannes den sie glaubte zu lieben, zusammen zu brechen.

    Der Flavia war bereits verheiratet? Erst kürzlich? Für einen Moment schaute Septima irritiert ihren Onkel an. „Komisch, davon hat er gar nichts auf deinem Empfang nach der Wahl gesagt.“ erwiderte sie zuckersüß und eindeutig verstellt. „Solltest du ihn im Senat treffen, bestell ihm bitte meinen Herzlichen Glückwunsch.“ kam es dann etwas freundlicher von ihr.


    Vergebens! So sehr sie sich bemühte, ihr Onkel hatte seine Entscheidung bereits getroffen. Septima hatte seinen Stimmungsumschwung durchaus registriert und dabei war er noch nicht einmal so wütend, wie es wohl ihr Vater geworden wäre. Welches Mädchen war auch so blöd und schlug das Angebot eines Senator aus? Sie… Septima… würde es am liebsten tun… Für Octavius Macer, den Mann, in den sie sich Hals über Kopf verliebt hatte.


    Innerlich aufgewühlt, aber äußerlich ruhig und beherrscht schaute Septima Durus aus ihren rehbraunen Augen an. Sie versteckte ihren Schmerz tief drinnen, so wie sie es früher schon immer getan hatte, wenn sie geärgert oder gehänselt worden war. Ergeben senkte sie ihre Augen. „Dann soll es so sein.“ kam es leise, aber durchaus verständlich über ihre Lippen ehe sie wieder ihren Onkel anschaute. Den Becher Wein gab sie unangerührt an den Sklaven ab und erhob sich. „Wenn das alles war, würde ich mich gerne weiter meiner Anprobe widmen.“ fragte sie immer noch recht leise aber mit gut beherrschter Stimme und ohne die Augen erneut zu senken. Keine Schwäche zeigen, lautete ihre Devise.

    Ein verschmitztes Lächeln von Septima war Antwort genug auf die Schmeichelei von Celsus.


    Es freute die junge Frau, dass sie Celsus behilflich sein konnte und so trat sie näher an den jungen Mann heran. Wie gut das sie nun zum größten Teil von dem jungen Tiberier verdeckt wurde und ihm in Ruhe zeigen konnte, wer hier alles herum schwirrte. Mit dem Finger an Celsus Seite vorbei, deutete sie möglichst unauffällig auf Aurelius Corvinus. „Wieso nicht mit dem bestaussehensten anfangen?“ neckte sie ihn mit lieblicher Stimme. Ja, auch hier testete Septima, wie ihr Verwandter auf sie reagierte, denn zwischen seinen Rücken und ihrer Vorderseite passte nicht mehr viel. Auf die Zehenspitzen gestellt, schaute sie über Celsus Schulter.


    „Das da ist Senator Aurelius Corvinus. So viel ich weiß ist er auch das Oberhaupt der Gen Aurelia, obwohl er noch recht jung scheint.“ flüsterte Septima nah an Celsus Ohr. „Der ältere, untersetzte Mann neben dem Aurelia, das ist Senator Aelius Quarto. Er ist der Bruder unseres Kaisers, aber das weißt du bestimmt schon.“ Ein weiterer Fingerzeig auf die gerade eingetroffene flavische Familie. „Das sind die Flavier. Senator Flavius Gracchus, seine Frau Claudia Antonia und der kleine Gracchus minor. Über Gracchus weiß ich nur, dass er ebenfalls Pontifex ist, also nicht gerade erschreckend viel.“


    Das noch ein weiterer, ebenfalls recht junger Senator das Atrium betreten hatte, entging der jungen Frau. Septima ließ ihre Hand sinken und trat wieder einen Schritt von ihrem Cousin 4.Grades? Zurück. „Ich hoffe du konntest dir die drei Personen merken.“ zog sie Celsus ein wenig auf, blieb aber weiter hinter ihm, oder der Säule verborgen. 'Das kann ein lustiger Tag werden, wenn ich mich die ganze Zeit verstecke.' dachte sie leicht frustriert bei sich.

    Es zerriss ihr das Herz. Septima wollte Macer nicht die Wahrheit sagen, aber genau deswegen war sie hier her gekommen. Seine Augen... Septima war sich sicher in Macers Augen die gleichen Gefühle zu lesen, wie sie sie für ihn empfand, und trotzdem gab es für sie beide keine Zukunft.


    Von Unruhe getrieben, erhob sie sich von der Bank und trat zwei Schritte weg von ihm. 'Ich kann es ihm nicht sagen, wenn er mich so anschaut.' ging es ihr durch den Kopf und ein kleiner Schauer fuhr ihr über den Rücken, da sie Macers Blick hinter sich spürte. Noch einmal holte sie tief Luft. „Ich bin hier um dir Lebwohl zu sagen.“ brachte sie mühsam über ihre Lippen, blieb jedoch weiterhin mit dem Rücken zu ihrem Liebsten stehen.

    '… mehr als alt genug.' In seinen Augen vielleicht, aber Septima fühlte sich noch nicht alt genug. Ihr richtiges Leben hatte gerade mal mit ihrer Ankunft hier in Roma begonnen, da konnte sie sich unmöglich gleich in eine Ehe begeben. Dazu noch in eine arrangierte, wo sie noch nicht einmal wußte, ob sie auch nur ansatzweise glücklich werden konnte.


    Doch ihre Onkel schien ihren sachlichen Argumenten nicht gerade offen zu sein und sie konnte ihm nicht widersprechen, denn Septima wußte nicht, ob die Flavier oder Claudier nicht doch jemanden in der Familie hatten, der mit mehr Prestige aufwarten konnte, wie der Aurelier. Aber womöglich würde sie damit ins offene Messer rennen, denn es könnte auch ein alter Mann sein, an den sie sonst verschachert würde. Doch eine letzte Möglichkeit fiel ihr noch ein. „Was ist mit Flavius Furianus?“ schlug sie Durus vor. Gut, der Mann war krank. Ein Ungleichgewicht der Säfte, wie sich Septima erinnerte, aber immerhin war er recht ansehnlich, trotz seiner grauen Haare und Septima hatte sich beim kleinen Empfang nach Durus Wahl recht gut mit dem Flavier unterhalten. Und wenn er krank war, hätte sie vielleicht auch mehr Freiheiten, da ihr Mann gar nicht so könnte. Erneut wartete sie gespannt auf die Antwort ihres Onkels.

    Ihre erste Frage, ob er schon viel in anderen Ländern gewesen sei, ließ Manius unbeantwortet, was Septima einen Moment lang wunderte, aber vielleicht nahm sie ihrem Onkel auch schon zu viel Zeit, so dass er ihre Frage positiv beantwortete, aber wissen wollte, wofür sie das Geld brauchte.


    „In der Hauptsache möchte ich mir eine schöne neue Palla für deine Hochzeit nähen lassen und... na ja... noch ein paar Kleinigkeiten. Ein bisschen Schmuck, und ein Wandgemälde in meinem Cubiculum wären schön.“ gab sie freimütig zur Antwort. An sich hatte sie nur nach Geld für ein paar neue Kleider fragen wollen, aber nun wollte sie testen wie weit sie gehen konnte, denn ihr Onkel hatte gesagt, sie könne haben, so viel sie wolle.


    Langsam ging Septima wieder zu ihrem Stuhl und setzte sich. „Was wünscht du dir eigentlich zur Hochzeit?“ fiel Septima bei der Gelegenheit noch ein. Oder sollte sie lieber nach zwei Geschenken suchen, eines für den Mann und eines für die Frau? Sie war etwas unschlüssig und strich sich nachdenklich mit dem Finger über die Unterlippe.

    Septima erwiderte das Nicken von Durus mit einem warmen Lächeln. Bestimmt war ihr Onkel aufgeregt. Immerhin war dies SEINE Hochzeit. Das Lächeln verschwand wieder von ihrem Gesicht, denn bei dem Wort Hochzeit wurde sie unweigerlich an ihre bevorstehende Vermählung mit diesem Aurelius Ursus erinnert. Da war doch ihr neuer Verwandter, Tiberius Celsus eine willkommen Abwechslung. Sie ging zu ihm rüber und ließ die Senatoren hinter sich.


    Als sie bei Celsus ankam, hatte sie einen anderen Blickwinkel auf Corvinus. Septima war versucht sich mit der flachen Hand vor die Stirn zu schlagen, für so blöd hielt sie sich. 'Natürlich ist das Senator Aurelius Corvinus. Von wegen ich kenne keine Aurelier.' Sie rollte kurz mit den Augen, als einziges Zeichen ihrer eigenen Unzufriedenheit und lächelte dann ebenfalls Celsus an. „Heute sind wir wohl alle einzeln unterwegs, was?“ fragte sie ihn belustigt und lehnte sich ebenfalls an die Säule im Atrium.


    Weitere Menschen strömten ins Atrium und langsam verlor Septima den Überblick. Doch je mehr Menschen hier waren, um so unwahrscheinlicher war es, dass sie diesem Ursus über den Weg lief. „Und? Freust du dich schon darauf, hübsche junge Damen kennen zu lernen?“ neckte sie ihren... Ja, was war Celsus für sie? Wie weit waren sie miteinander verwandt? Von der Blutlinie her nicht besonders. „Soll ich dir schon mal die Namen von dem ein oder anderen Senator verraten?“ Septima ging hinter der Säule her und stellte sich hinter Celsus. So konnte sie, wenn er wollte, unauffällig auf die entsprechende Person deuten.

    „Du hast erzählt, dass nur dein Verwandter und du hier wohnen, von daher fehlt wohl die weibliche Hand in der Casa.“ erwiderte Septima amüsiert. Wie gerne wäre sie es, die den weiblichen Touch in die Casa bringen würde. Doch dies waren müßige Gedanken, die zu nichts führten.


    Sie setzten sich auf eine Bank im Hortus und ihr Blick ging auf ihrer beider Hände. Vorsichtig versuchte sie, ihre Hand aus der von Macer zu entwinden. Dabei genoss sie das sanfte Streicheln, während die Hände auseinander glitten und sie ihre nun im Schoß zusammen faltete. Septima mußte tief durch atmen, ehe sie die Sprache wieder fand. „Ähm... Nein danke, nichts zu trinken.“ lehnte sie seine freundliche Aufmerksamkeit ab. Langsam gingen ihre Augen von ihren Händen zurück zum Gesicht des Mannes neben ihr. Ihr wurde unglaublich schwer ums Herz als sie in seine blauen Augen schaute. „Ich...“ erneut mußte Septima tief durch atmen und ihren Blick wieder senken. „Ich muß dir etwas sagen.“ Diese wundervollen Augen...