Beiträge von Tiberia Septima

    Für den Bruchteil einer Sekunde, konnte Septima die Überraschung in den Augen des Senators lesen, da sie seinen Namen kannte. 'Es ist durchaus gut, die Menschen um sich herum zu kennen.' dachte sie bei sich und lächelte süß. „Ja, eine normale Geburt ist schon sehr anstrengend für eine Frau. Und das ganze gleich zweifach... Ich bin sehr erfreut zu hören, dass es allen drei gut geht. Möge Iuno weiterhin ihr Hand schützend über deine Familie halten.“ Langsam ließ Septima ihre Augen über den Hortus wandern. Sie hatte mitbekommen, wie Octavius Macer im Dunkel des Gartens verschwunden war und ihre Augen waren nun auf der Suche nach ihm.


    „Du bist mit deiner Schwägerin hier? Wie ist ihr Name?“ erkundigte sich die junge Tiberia weiter. „Mein Onkel war leider verhindert, so dass nur Arvinia und ich hier sind.“ erklärte sie dem Senator Durus Abwesenheit. „Wenn du nach deiner Verwandten ausschau halten möchtest, dann lass dich bitte nicht von mir abhalten.“ Gewiss wollte Septima nicht, dass der Senator Vinicius sich von ihr aufhalten ließ. Selbst wenn sie alleine hier zurück bleiben sollte, würde sie es mit der ihr gebotenen Ehre ertragen.

    Schnellen Schrittes kam Macer ins Atrium. Noch ehe sich ein zartes Lächeln auf ihre roten Lippen geschlichen hatte, war der junge Octavia zu ihr getreten, hatte seine Arme um ihre Taille geschlungen und ihr ohne langes Zögern einen Kuss auf die Lippen gegeben.


    Septima blieb keine Zeit zur Abwehr und selbst wenn sie es geschafft hätte, wäre jegliche Gegenwehr spätestens in dem Moment verschwunden, wo ihre Lippen sich berührten. Ihr Körper entspannte sich eine wenig und sie ließ sich sanft in Macers Armen halten.


    ‚Ich habe dich vermisst…’ Oh, was lösten diese Worte für eine wohlige Wärme in Septima aus. Für den Moment hatte sie ihr Anliegen, weswegen sie überhaupt hier her gekommen war, völlig vergessen.


    Auf Macers Anweisung, dass sie in den Hortus gehen sollten, nickte Septima nur mit einem glücklichen Lächen und genoss die Berührung, als er nach ihrer Hand griff und sie gemeinsam in den Hortus gingen. Wie schön könnte doch alles sein…


    Ob ihr die Casa gefiel? Septima grinste. „Was ich bisher von der Casa gesehen habe, ist recht hübsch. Allerdings beschränkt es sich auf das Atrium und einen ersten Blick auf den Hortus.“ erwiderte sie amüsiert. Macer wirkte aufgeregt und Septima spürte selbst, wie ihr Herz schneller schlug und nur all zu deutlich konnte sie seine Hand spüren, die die ihre hielt. Und doch kehrte die Unruhe zurück. Immerhin war Septima wegen einer ernsten Angelegenheit hier. Nur wie sollte sie darauf zu sprechen kommen?

    Offensichtlich war es für Calvena nicht so einfach die Gäste vom Essen weg zu holen. Noch war sie alleine im Garten – dachte Septima zumindest.


    Doch dann trat Senator Vinicius zu ihr und riß die junge Tiberia aus ihren Gedanken. Umgehend erschien ein Lächeln auf ihrem hübschen Gesicht. Nur kurz suchte sie im Geiste nach seinem Namen. „Salve Senator Vinicius.“ grüßte sie ihn. „Nein, du bist nicht zu spät. Das Spektakel hat noch nicht angefangen, sieht aber schon recht vielversprechend aus.“ Und bevor der Senator in Verlegenheit geraten würde, weil er ihren Namen nicht kannte, stellte sich Septima kurzer Hand selber vor. „Tiberia Septima. Die Nichte von Tiberius Durus.“ meinte sie mit einem leichten Nicken. „Und du bist ohne deine Frau hier? Hat sie sich denn von der Geburt der Zwillinge gut erholt?“ erkundigte sie sich mitfühlend. Wie anstrengend musste die Geburt von Zwillingen nur sein und wie auffregend die Zeit danach, wenn es galt zwei Kinder statt nur einem zu versorgen.

    Zitat

    Original von Spurius Purgitius Macer


    Da die junge Tiberia gerade mal seit ein paar Wochen in Rom war, hatte sie noch kein Wagenrennen gesehen und auch noch keine Gladiatorenkämpfe. Eine Tierhatz schon eher, wenn man das Erlebnis mit dem entflaufenen Bären bei den Ludi Romani so bezeichnen konnte.


    „Nun, meine lange Abwesenheit von Rom hat leider verhindert, dass ich großartig Spielen beiwohnen konnte, somit kann ich dir keine ehrliche Antwort geben, was mir mehr liegen würde.“ antwortete Septima wahrheits gemäß. „Vorsitzender der Factio Russata? Was genau bedeutet das?“ Es war ihr unangenehm, in Sachen Wagenrennen nicht auf dem Laufenden zu sein, aber hier und jetzt bot sich die Gelegenheit, direkt von einem Beteiligten etwas mehr über die Systematik zu erfahen.


    Die Schlacht auf dem Wasser ging weiter und Septima musste erneut erschrocken ihre Hand vor den Mund legen, als eines der antonischen Schiffe nun vollends in Brand geriet. Zum Glück saßen sie günstig, so dass der Wind den Rauch in die entgegengesetzte Richtung trieb.


    Beim südlichen Geschehen schien es nicht so gut zu laufen für die Schiffe des Augustus. „Was ist, wenn hier in der Arena die antonischen Schiffe gewinnen?“ fragte Septima den neben sich sitzenden Purgitius Macer.

    Die junge Frau lächelte den älteren Herrn charmant an. „Nein, offiziell wurden wir noch nicht vorgestellt. Allerdings haben wir beide an der Cena meines Onkels, vor der Wahl, teilgenommen. Somit kenne ich dich zumindest vom Sehen. Mein Name ist Tiberia Septima, Nichte des jetzigen Consuls.“ stellte sie sich galant vor. Das Durus sie aus der Entfernung vorgestellt hatte, war der jungen Tiberia nicht bekannt, aber sie hatte sich an jenem Abend alle Namen der Senatoren sagen lassen und nach Möglichkeit gut eingeprägt.


    Gemeinsam traten sie ins Atrium, weshalb die Unterhaltung stoppte, zumal Septima dem Senator Aelius den Vortritt ließ.

    Vom Ianitor ließ sie sich die Stola abnehmen und betrat kurz darauf das Atrium. Octavius Macer war noch nicht anwesend, somit widmete sie sich den Wandmalereien und Statuen im Atrium. Innerlich unruhig, harrte sie der Dinge die da kommen mochten.


    Äußerlich musste man Septima sehr gut kennen, um aus ihrer geraden Haltung, den hinter dem Rücken verschlungenen Händen, so wie ihrem Gang durch das Atrium, lesen zu können, dass sie aufgewühlt und nervös war.


    Baldemar war mit eingetraten, blieb jedoch direkt neben dem Eingang stehen und verschmolz mit der Wand.

    Endlich öffnete sich wieder die Tür zur Casa und Baldemar ging grinsend zur Sänfte seiner Herrin. Diese steckte bereits den Kopf durch die Vorhänge. "Und?"


    "Der Herr ist zu Hause. Du kannst im Atrium auf ihn warten." überbrachte der Leibwächter die ersehnte Antwort und hielt seiner Herrin eine Hand zum aussteigen hin.


    Septima ging, mit ihrer einer dunklen Stola über ihrer eher schlichten, grünen Palla, unerkannt in die Casa Octavia.

    Baldemar schaute verwirrt auf die Pforte der Casa. Der Ianitor hatte ihm einfach so die Tür vor der Nase zugeknallt!


    Ein kurzer Blick über die Schulter zur Sänfte. Der Leibwächter registrierte die Bewegung an den Vorhängen und erahnte mehr den Spalt, durch den die junge Tiberia ihn anschaute. Baldemar zuckte kurz mit den Schultern. Noch konnte er ihr keine klare Antwort gegen.


    Geduldig wartete der Germane.

    Informieren? Aber worüber denn?Ach so… über den Heiratskandidaten. Nun gut, wenn ihr Onkel der Überzeugung war, dass dies der richtige Mann für sie war, dann musste sie ihn nur mit logischen Argumenten vom Gegenteil überzeugen.


    Die Hände lösten sich und Septima lehnte sich auf ihrem Stuhl wieder entspannt zurück. Ein kurzer Wink mit der Hand und sie hatte wieder ihren Becher mit dem Wein in der Hand. Irgend etwas brauchte sie jetzt zum festhalten, und da war ein Becher Wein genau das Richtige.
    „Du hälst also eine weitere Verbindung zum Hause der Aurelier für richtig? Ist das denn nicht politisch gesehen ein wenig… mhm, wie sage ich es am besten, dass du nicht gleich böse auf mich bist…?“ Nachdenklich fuhr sich Septima mit einem Finger über die vollen, roten Lippen. „… unüberlegt?“ fragte sie Durus und schaute ihn nachdenklich an.


    „Wenn es schon patrizisch sein muß, wie wäre es dann mit einer Verbindung zum Hause Flavia oder Claudia? Immerhin heiratest du schon eine Frau der Aurelier und über Arvinia wird ebenfalls eine Verbindung zum Hause Aurelia geschaffen. Möchtest du deine letzte Möglichkeit für eine politisch lukrative Hochzeit an den Erstbesten vergeben?“ Oh… das war gut… Gewiss hatte sie Manius damit zum nachdenken gebracht und würde hoffentlich noch einen kleinen, wenn nicht sogar einen großen Aufschub vor der Ehe bekommen. Septimas Lächeln war unverbindlich und sie führte langsam den Becher zum Mund um einen Schluck Wein zu trinken.

    Sim-Off:

    OOT: Septima hatte sich bereits beim überreichen des Geschenkes erhoben und sich hinter/neben Durus gestellt. ;)


    ‚Das Geschenk gefällt ihm.’ freute sich Septima und zeigte dies über ein fröhliches Lächeln. Hinter Durus Fassade konnte sie leider nicht schauen, dafür kannten sich die beiden noch nicht lange genug, ansonsten hätte sich Septima bemüht und ein anderes Buch für ihren Onkel besorgt. So blieb sie in dem Glauben, dass sich der Tiberia ehrlich über ihr Geschenk freute. ‚Vielleicht kann ich mir irgendwann einmal die Schriftrollen zum lesen ausborgen.’ Hoffte Septima. Es gab Menchen, die waren sehr eigen, was ihre Bücher anging. Ihr Vater war ein solcher Mensch gewesen, und dabei hatte er selbst nicht mehr die Musse, sich einem ausführlichen Gedichtband oder einem so allumfassenden Werk wie der Odyssee zu widmen. Viel zu häufig lag er irgendwo herum und schlief seinen Rausch aus. Innerlich schüttelte es die junge Frau.


    Ach ja richtig, das Thema Schiffe hatten sie schon damals, kurz nach ihrer Ankunft bei der Cena. „Bist du schon viel herum gekommen? Also hast du schon viele Länder bereist?“ hakte Septima weiter nach und stand nun wieder vor Durus Schreibtisch. Sie wusste noch immer nicht, wie sie ihren Onkel auf das Geld ansprechen sollte. ‚Vielleicht sollte ich mich doch lieber direkt an den Procurator wenden?’ überlegte sie sich. Ach was solls…


    „Manius?“ traute sie sich nun endlich mit schmeichlerischer Stimme zu fragen. „Kann ich mich direkt an den Procurator wenden, wenn ich… etwas Geld brauche?“ So… endlich war es raus. Große, rehbraune Augen schauten den Consul nun an. Septimas Zeigefinger fuhr noch immer über eine Unebenheit auf Durus Schreibtischplatte während sie auf seine Antwort wartete.

    Inzwischen hatten sich die meisten Gäste ins Triclinium begeben, so dass das Atrium recht leer wirkte. Septima schaute sich kurz um, entdeckte aber kein ihr bekanntes Gesicht, und entschloss sich, auf einem Stuhl am äußeren Rande des Atriums Platz zu nehmen. Hier konnte sie einen Moment sitzen und ihre Gedanken ordnen. Äußerlich wirkte die junge Tiberia völlig ruhig, und saß gerade und interessiert – zumindest konnte ihr Blick so gedeutet werden – auf ihrem Platz. Innerlich war Septima jedoch sehr aufgewühlt, fragte sie sich gerade, ob all das, was noch vor wenigen Augenblicken im Garten erlebt hatte, wahr war. Die unterschiedlichsten Gefühle stritten in ihr und Septima genoss den Moment der Ruhe, den sie trotz des Festes und der Menschen um sich herum, ergattern konnte.


    Doch die Ruhe hielt nicht lange an, denn die Gastgeberin, Germanica Calvena verkündete, dass im Garten eine Unterhaltung der besonderen Art auf die Gäste wartete. Also rückte Septima ihren Blumenkranz zu Recht, erhob sich und ging alleine hinaus in den Garten. In der Nähe der Kissen unter dem Olivenbaum blieb sie stehen und schaute interessiert auf die Tänzerinnen und Tänzer, die im halbdunklen Garten auf die Gäste warteten.

    Der Ianitor öffnete die Tür und erkundigte sich bei Baldemar in einem schlechten Latein, wass dieser denn wolle.


    "Meine Herrin, Tiberia Septima, läßt fragen, ob der Herr Octavius Macer zur Zeit anwesend ist und ob er Zeit für einen Besuch meiner Herrin hätte." Der Sklave wartete erst auf eine positive Antwort, ehe er seiner Domina das verabredete Zeichen gab und sie direkt in die Casa eintreten konnte.

    Septima wurde zusammen mit dem Senator Aelius Quarto von dem glatzköpfigen Nubier ins Atrium geführt. Zum ersten mal setzte sie einen Fuß in die Villa der Aurelia und obwohl es NOCH nicht ihre eigene Hochzeit sein sollte, hatte sie herzklopfen. Neugierig gingen ihre Augen über das geschmückte Atrium. Wunderschöne Stoffbahnen hingen von der Decke herab (wie hatten die Sklaven diese dort hin bekommen?) und schnell hatte sie Durus, bei einem Gespräch mit einem ihr nicht bekannten Mann, entdeckt. Der Fremde war athletisch gebaut und schien mittleren Alters zu sein. ‚An sich keine schlechte Erscheinung.’ dachte Septima bei sich und war hin und her gerissen zwischen dem Wunsch, dass dies der besagte Aurelius Ursus sein möge, oder eben nicht. Denn wenn nicht, dann konnte sie die schicksalhafte Begegnung noch ein wenig mehr aufschieben. ‚Am liebsten für immer.’ schoß es ihr kurzzeitig durch den Sinn und sie rügte sich selbst für diese böse Hoffnung.


    Die junge Frau ließ dem Senator Aelius den Vortritt beim begrüßen des Consuls, denn sie hatte sich als Frau zurück zu halten. Gerade heute galt es, einen besonders guten Eindruck zu hinterlassen, schließlich befürchtete sie, hier ihren zukünftigen Mann kennen zu lernen. Ein Nicken würde vorerst als Begrüßung reichen, bis sich einer der Männer, wahrscheinlich ihr Onkel, erbarmte, und sie dem Unbekannten vorstellen würde.


    Edit: Schönheitskorrektur

    „Oh… Wenn es verurteilte Verbrecher sind, dann ist es in Ordnung.“ entschlüpfte es der jungen Frau erleichtert und sogar ein Lächeln zeigte sich auf ihrem Gesicht. Dies war gewiss eine ehrenvollere Art zu sterben als durch einen exsecutor.


    Die Seeschlacht war wahrhaftig ein unvergessliches Ereignis. Wie hatte ihr Vater es ohne diese Spiele, Feierlichkeiten und die ganzen Aufregungen, die es ständig in Rom gab, nur auf dem Lande ausgehalten. Oder konnte man dieser ganzen Spiele überdrüssig werden? Nein… Sie ganz bestimmt nicht.


    Macers Antwort auf ihre Frage nach etwas zu Trinken überraschte die Tiberia. „Nichts zu trinken?“ hakte sie noch mal nach, zuckte dann allerdings mit den Schultern und schickte ihren Sklaven los. ‚Ahhh… jetzt verstehe ich.’ Fiel es ihr dann ein und Septima grinste leicht. ‚Er will nicht genötigt sein, eine Latrine während der Seeschlacht aufsuchen zu müssen.’


    „Was für eine Art von Spiele bevorzugst du, Purgitius?“ Trotz der spannenden Schlacht im Becken des Naumachia Augusti wollte Septima die kleine Unterhaltung zwischen Macer und ihr nicht völlig einschlafen lassen.

    Septima fühlte sich nicht nur alleine, als sie sich zur Villa Aurelia bringen ließ, sie war es auch. Durus war bereits voraus geeilt, um auch ja nicht zu spät zu seiner Hochzeit zu erscheinen, und Arvinia war wegen ihrer Verlobung noch beschäftigt gewesen. Somit saß der jüngste Spross der Tiberia alleine in einer Sänfte und ließ sich das kurze Stück zur Villa der Aurelia tragen.


    Baldemar trat an die Längsseite der Sänfte und bot seiner Domina eine Hand, damit sie besser aussteigen konnte. In eine dunkelblaue Palla, mit silberner Borte verziert, trat die junge Tiberia auf den Eingang zum Domus zu. Vor diesem wartete bereits Senator Aelius. „Guten Morgen, Senator.“ grüßte Septima den älteren Herrn freundlich. „Ist so viel Trubel in der Villa, dass der Ianitor deine Anwesenheit noch nicht bemerkt hat?“ scherzte sie ein wenig. Zwar hatten sie keine Gelegenheit gehabt, bei der Cena zu Durus Kandidatur zum Consul ein paar Worte zu wechseln, aber Septima hatte sich alle Gesichter und Namen der Anwesenden gemerkt. Sie war gespannt ob der ältere Senator sie ebenfalls zuordnen konnte. Ja, manchmal konnte Septima recht frech sein.

    Am Tag nach dem Gespräch mit Durus, hatte Septima die Ausrede benutzt, sie wolle auf den Markt um ein paar Dinge einzukaufen, und diese Gelegenheit genutzt, einen überraschenden Besuch in der Casa Octavia zu machen. Seit dem sie von Durus die Heiratsabsichten des Aureliers erfahren hatte, gingen ihr viele Gedanken durch den Kopf, und einer davon war Octavius Macer.


    Nach langem Hin und Her hatte sie sich für ein persönliches Gespräch, statt einer geschriebenen Nachricht entschieden.


    Mit ihrer Sänfte wurde sie zur Casa getragen und überließ es Baldemar, bei selbiger anzuklopfen und sich danach zu erkundigen, ob der junge Herr zu Hause war. Immerhin war Macer politisch sehr angeriert, so dass Septima ungeduldig in der Sänfte auf ein Zeichen ihres Leibwächters wartete.


    Baldemar, der stattliche, germanische Leibwächter der Tiberierin klopfte an der Tür zur Casa an.

    Nach und nach legte sich die Verspannung in Septimas Händen. Sie hatte die Finger nicht mehr völlig verkrampft ineinander geschlungen, sondern ihre Hände lagen lose in ihrem Schoss. Sie spielte mit ihnen, um sich besser konzentrieren zu könne. Wo nur hatte sie einem wildfremden Mann auffallen können? War es bei den Ludi Romani gewesen? Oder auf dem großen Fest zu Ehren der Fontinalia in der Casa Germanica? Oder bei einer flüchtigen Begegnung auf den Straßen Roms? Septima konnte sich beim besten Willen nicht daran erinnern, einen Aurelius Ursus kennen gelernt zu haben. Also wie sollte sie ihn auf sich aufmerksam gemacht haben?


    Die ganzen Überlegungen ließen nur einen Schluss zu. Der ‚Zukünftige’ war einzig und alleine an einer Verbindung zum amtierenden Konsul interessiert. Sie wurde verschachert…


    Septima räusperte sich kurz, da sie sich nicht sicher war, ob ihr ihre Stimme noch gehorchte. „Hast du ihm schon eine Antwort gegeben?“ fragte sie ihren Onkel. Vielleicht gab es noch einen Ausweg aus der ganzen Situation? Ein Funke Hoffnung war noch da.

    "Seine Seele zu retten und seiner Freunde Zurückkunft.
    Aber die Freunde rettet’ er nicht, wie eifrig er strebte;
    Denn sie bereiteten selbst durch Missetat ihr Verderben:"


    Septima lass die nächsten Zeilen vor, ehe Durus die Rolle wieder zusammen rollte.


    „Bitte.“ erwiderte sie mit einem warmen Lächeln. „Ich hoffe du magst die Gechichten von Homer genauso gerne wie ich.“ Ihr Onkel war schwer einzuschätzen, ob ihm ihr Geschenk wirklich gefiel, oder nicht. Aber Septima fand die Geschichten von Odysseus immer sehr spannend und es hatte ihr den Griechischunterricht bedeutend erleichtert.


    „Magst du Schiffe?“ fragte sie ihren Onkel und ging hinter ihm her auf die andere Seite seines Schreibtisches. Nun hatte sie den Tisch fast ganz umrundet. Ihr Finger glitt dabei über die blanke Holzfläche. Offensichtlich lag ihr noch etwas am Herzen, aber Setpima wusste nicht so recht wie sie ihren Onkel fragen sollte.

    Da Septima im Moment keinen Hunger mehr verspürte und auch keiner ihre Anwesenheit im Triclinium registrierte, beziehungsweise alle zu sehr in ihre Gespräche vertieft waren, entschied sie sich dazu, lieber wieder ins Atrium zu gehen. Dort wäre sie Octavius Macer auch nicht so nah, der sich gerade mit Germanicus Sedulus unterhielt, und genau diesem wollte die Tiberia ganz gewiss nicht unter die Augen kommen.


    Mit einem leisen „Ihr entschuldigt mich bitte.“ verabschiedete sie sich wieder unauffällig aus der Runde um Calvena und Valerian und ging durch die blauen Stoffe zurück ins Atrium. Auf dem Weg dorthin, begegnete sie Iunia Serrana und Aurelia Prisca, die aber gerade ebenfalls in ein Gespräch mit dem in Trauer gekleideten Mann, so wie einem weiteren Senator waren. Sie machten der Tiberia Platz und Septima nickten allen kurz zu. Nur ihrer Verwandten Arvinia schenkte Septima ein herzliches Lächeln.

    „Aber… Ich…“ Septima versagten die Worte. ‚Macer!' schoss es ihr in den Sinn. Wieso war er es nicht, der um ihre Hand angehalten hatte? Bei Durus Worten ‚ein junger Mann’ hatte sie kurzzeitig die Hoffnung gehegt das…


    Unruhig gingen ihre Augen umher, unfähig einen festen Punkt anzuschauen. Ihre Hände lagen gefaltet im Schoss. Fest hatte sie die Finger ineinander verschlungen, um die plötzliche Kälte zu bekämpfen, die trotz, oder gerade wegen ihrer Tunika deutlich an ihrem Körper abzulesen war. (Zumindest für einen Mann. ;))


    Krampfhaft versuchte sie ihre Gedanken in geordnete Bahnen zu lenken. ‚Ein Aurelia? Bestimmt ist er eine bessere Wahl als ein Octavia, aber woher kennt er mich? Wieso ausgerechnet ich?!’ Erneut wollte sie die Verzweiflung, ob dieser unerwarteten Neuigkeit überkommen, aber Septima kämpfte sie nieder. ‚Sei stark, Septima! Es gibt nichts und niemanden, der dich unterkriegen kann! Diese Zeiten sind für immer vorbei!’ rief sie sich selbst zu Recht.


    Langsam schaute sie von ihren Händen, wo ihre Augen zuletzt gelandet waren, wieder auf zu Manius. „Ich kenne keinen Aurelia mit diesem Namen. Wie… Wie ist er ausgerechnet auf mich gekommen?“ fragte sie nun wesentlich gefasster nach. Nur ihre Hände deuteten noch immer auf ihr Verspanntheit hin.