Beiträge von Germanica Laevina

    Laevina starrte ihre Enkelin an, als hätte die ihr gerade verkündet, sie hätte Iuno, Minerva und Venus gleichzeitig durch ihr Cubiculum laufen sehen und schnaubte dann verächtlich.


    "Ein Versehen? Du liebe Güte, du bist ja tatsächlich immer noch so naiv, dass dich die Schweine beissen! Natürlich war es kein Versehen. Das Kind lügt natürlich, ganz offensichtlich hat es sofort gesehen, bei wem es damit durchkommt und bei wem nicht. Ich fasse es nicht..." Ärgerlich schüttelte sie den Kopf und unterdrückte nur mit Mühen ein Stöhnen, als jetzt auch noch Sedulus auftauchte. Als ob man das nicht ohne Männer klären konnte, die hielten doch nur auf....


    "Missverständnis, das ich ich nicht lache! Nett, dass du uns mit deiner Anwesenheit beehrst, Sedulus, aber ich denke, diese Sache ist einen solchen Aufwand nicht wert."

    Da Laevinas Aufmerksamkeit in diesem Moment Serrana galt, schlug sie eher beiläufig auf Sabinas kleine Finger, die angestrengt versuchten die der alten Germanica von ihrem Arm zu befreien. Erst als das Mädchen mit seinen Beteuerungen begann, wandte sie ungläubig von ihrer Enkelin ab und Sedulus' Tochter zu.


    "Wie bitte? Du hast nichts getan? Ich hab mich wohl verhört!" Laevina schüttelte wegen dieser dreisten Verdrehung der Tatsachen den Kopf, bevor sie weitersprach. "Dieses Mädchen hat sich trotzig und unbelehrbar aufgeführt, mich respektlos behandelt und beleidigt und mir zur Krönung auch noch eins ihrer dubiosen Spielzeuge an den Kopf geworfen." Unfassbar, dass es soweit gekommen war, dass sie sich sogar ihrer Enkelin gegenüber für ihr Tun rechtfertigen musste! Am liebsten hätte Laevina Serrana gleich mit in den Keller gesperrt, aber das anschließend Sedulus und dem Rest der Familie überzeugend zu erklären, würde sogar eine wortgewandte Frau wie sie an ihre Grenzen bringen. Ein wenig zollte sie Sabina für deren raffinierten Tatkikwechsel sogar Respekt, auch wenn das Ganze noch recht stümperhaft in der Ausführung war. Aber schließlich war das Kind ja auch erst fünf Jahre alt, das versprach noch einiges an Potential für die Zukunft...

    Wenn Laevina eins hasste, dann war das, bei einer ihrer pädagogischen Maßnahmen unterbrochen zu werden. Und dass es sich bei dem Störenfried um ihre Enkelin handelte, machte es auch nicht besser, eher im Gegenteil.


    "Was ich hier mache?" fragte sie ärgerlich und hielt mit scheinbar spielerischer Leichtigkeit und nach wie vor nur einer Hand Sabina im Zaum, die immer noch lautstark protestierend versuchte sich zu befreien. "Ich zeige diesem unmöglichen Kind seine Grenzen auf, was im übrigen deine Aufgabe wäre, wenn ich das mal nebenbei erwähnen darf. Aber du machst es dir ja lieber im Bad gemütlich, statt dich um deine neuen Pflichten zu kümmern...."


    Laevina warf einen missbilligen Blick auf das ganze Pflegezubehör und einen noch wesentlich missbilligeren auf die wie immer vollkommen ungerührt wirkende Adula und schüttelte dann den Kopf.


    "Sedulus hat dieses Mädchen wirklich vollkommen verzogen. Ich kann dir nur den ernsthaften Rat geben, das bei deinen eigenen Kindern zu unterbinden, sonst wird dieses Haus bald dem völligen Chaos anheim fallen!"

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    Quadrata


    Auf die Aufforderung hin öffnete Quadrata die Tür, trat jedoch nicht ein sondern steckte nur den Kopf hinein und sah zum Schreibtisch hinüber. Des Senators leicht errötetes Antlitz nahm sie nur am Rande wahr. Vermutlich Bluthochdruck, vielleicht lag der ja in der Familie und war nicht nur bei ihrer Herrin so deutlich ausgeprägt.


    "Domine, die Herrin Laevina bittet dich, ins Atrium hinüber zu kommen. Ihr Enkel ist aus Germanien eingetroffen, und sie würde ihn dir und Senator Sedulus gern vorstellen."

    Laevina hatte in ihrem Leben bereits eine Menge Schreie von Sklaven gehört, die für ihr Fehlverhalten wesentlich schlimmere und vor allem schmerzhaftere Konsequenzen hatten ertragen müssen, daher war ihre Reaktion auf Sabinas schrilles Geheule nur ein kaum wahrnehmbares Zucken ihrer Augenbraue, bevor sie die Kleine wieder am Arm packte und Richtung Ausgang zog.


    "Nun, wie es aussieht, bist du fest entschlossen, dich hier weiterhin aufzuführen wie ein Gossenkind aus der Subura. Da wird es wohl das Beste sein, ich bringe dich für eine Weile in den Keller hinunter, bis du dich wieder beruhigt hast. Dort kannst du in Ruhe weiterschreien, ohne andere und weitaus vernünftigere Menschen damit zu stören."

    Jetzt reichte es aber wirklich! Laevina entschied, dass Sabina nun wirklich überreif für ein etwas anderes pädagogisches Konzept war, packte die Kleine mit der einen Hand am Oberarm und garnierte jedes ihrer nun folgenden Worte mit einem durchaus spürbaren Klapps ihrer anderen Hand auf Sabinas Po.


    "Das.....machst......du.......nicht......noch.......einmal!" Unfassbar, wo kam bloß so ein Benehmen her? Dagegen war ja sogar diese tumbe Adula ein Ausbund an Höflichkeit und guten Manieren...


    "Und merk dir eins," fügte Laevina hinzu, nachdem sie wieder von Sabina abgelassen hatte. "Du bist eine Germanica, also benimm dich gefälligst auch so! In diesem Haus legen Andere die Regeln fest, du hast dich nur danach zu richten."

    Eigentlich wusste es Laevina ja durchaus zu würdigen, wenn ein Mitglied ihrer Familie Rückgrat zeigte und sich nicht allzu schnell einschüchtern ließ, aber so ein Benehmen ging ihr jetzt doch entschieden zu weit, zumal ihre Fußsohle nicht unerheblich schmerzte.


    "Oh nein, das tust du nicht, junge Dame." Laevinas nach wie vor ruhige Stimme bekam jetzt einen unüberhörbar drohenden Unterton, als sie ihr jüngstes Familienmitglied fixierte. "Zumindest in meiner Gegenwart wirst du dich nicht aufführen wie irgendein Sklavenbalg und dem Namen deiner Gens Schande machen. Du hast hier ohnehin nichts verloren, das Atrium ist für die Erwachsenen bestimmt und nicht für dein Spielzeug." Die alte Germanica hatte sich bereits wieder abgewandt, als der kaum hörbare Kommentar ihr immer noch scharfes Ohr erreichte, und sie wieder zu Sabina zurückschnellte. "Und wenn ich noch einmal ein solches Wort aus deinem Mund höre, dann wird das verdammt schmerzhaft für dich, glaub mir das." Wer hatte diese kleine Göre eigentlich bislang erzogen? So wie es aussah, offenbar niemand...

    "Ja, das kann ich mir vorstellen." erwiderte Laevina trocken, verkniff sich jedoch jeden weiteren Kommentar. Verres war jetzt schließlich da, wo er hingehörte, im Schoß seiner Familie, warum sollte man sich da noch mit alten Geschichten aufhalten?


    "Nun, jetzt wo du hier bist, wirst du schnell einen Großteil der Familie kennenlernen können, zur Zeit ist das Haus recht belebt. Ah, da kommt auch schon Sedulus!"


    Die alte Germanica wartete, bis ihr Großneffe bei ihnen angekommen war, bevor sie dessen Frage beantwortete.


    "Sedulus, wie nett, dass du so schnell Zeit gefunden hast." Eigentlich hielt Laevina es ja für selbstverständlich, dass ihren Bitten oder Aufforderungen sofort Folge geleistet wurde, aber schließlich war die Casa Germanica immer noch ein traditionell römischer Haushalt, und da hieß es die Form zu wahren.
    Unter der Fassade war sie nach wie vor ausgesprochen erfreut und aufgeregt über die Ankunft ihres verloren geglaubten Enkels, aber jahrelange Übung und Disziplin ließen nichts davon nach aussen dringen, als sie mit gewohnt ruhiger und distanzierter Stimme weitersprach.


    "Das hier ist Germanicus Verres, mein Enkel. Er ist der Sohn von Victorius, meinem ältesten Kind, und gerade erst aus Germania eingetroffen." Bei der Erwähnung ihres Sohnes verdunkelte sich Laevinas Blick für einen winzigen Augenblick, dann war auch davon nichts mehr zu sehen.

    Sie war gerade derart in Gedanken, dass sie Sabina und das auf dem Boden des Atriums verteilte Spielzeug erst wahrnahm, als irgendetwas mit einem lauten Knirschen unter ihrem Fuß zerbrach und sie durch die dünne Sohle ihrer Haussandalen ein schmerzhaftes Pieksen verspürte. Als sie erkannte, dass es sich bei dem Übeltäter um ein noch minderjähriges Mitglied der Familie handelte, unterdrückte Laevina mit Müh und Not einen recht gotteslästerlichen Fluch, doch bei der Aufschrei des Mädchens schnellte unwillkürlich ihre Augenbraue nach oben.


    "Wie bitte? Ich hab mich wohl verhört! Wie sprichst du denn mit mir, kleines Fräulein?"

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    Quadrata


    "Ich glaube, er ist Domina Laevinas Enkel." fasste sich Quadrata bei ihrer Erklärung gewohnt kurz und knapp, schließlich konnte sie auch nicht mehr über die Hintergründe dieses neu aufgetauchten Familienmitglieds erzählen.


    "Noch nicht, aber ich mache mich sofort auf den Weg in sein Officium, um ihn ebenfalls zu verständigen." Kaum war sie das losgeworden, da schloss Quadrata auch schon wieder die Tür hinter sich und machte sich auf den Weg zum Büro des Pater Gens.

    Laevina ließ sich in einer recht gemütlichen Sitzgruppe nieder und machte Verres ein Zeichen, neben ihr Platz zu nehmen. Schließlich wusste sie nicht, ob Sedulus sofort Zeit finden würde, also konnten sie es sich genauso gut ein wenig gemütlich machen, während sie auf ihn warteten.


    "Hast du ausser mir und Calvena eigentlich jemals andere Mitglieder unserer Gens kennengelernt?" Falls ja, konnten es nicht allzu viele sein, Laevina konnte sich jedenfalls an keine Familienmitglieder erinnern, die in Belgica ansässig waren.


    Sim-Off:

    ich hab uns mal ins Atrium transferiert

    "In Belgica, soso..." Laevina nickte zufrieden, denn der Junge war ganz offensichtlich gut erzogen und wusste sich zu benehmen. Und das war alles andere als selbstverständlich, wo er doch offenbar irgendwo in der Provinz aufgewachsen war. Die alte Germanica überlegte einen Augenblick lang, doch ihr fiel beim besten Willen nicht mehr der Name der Frau ein, die sich seinerzeit unverschämterweise an ihren wundervollen Sohn Victorius herangemacht hatte, obwohl der natürlich viel bessere Partien hätte machen können! Auch ihr Aussehen war Laevina nicht mehr präsent, aber wen interessierte das auch. Verres war jetzt in Rom und damit war seine Mutter komplett unwichtig geworden.


    "Nun, es war die richtige Entscheidung hierher zu deiner Familie zu kommen, wenn du im Leben etwas erreichen willst, und davon gehe ich natürlich aus, schließlich bist du ja ein Germanicus." Und wenn Verres nach seinem talentierten und ambitionierten Vater und nicht nach seinem schnarchigen Großvater Vindex schlug, dann standen ihm hier in Rom früher oder später alle Türen offen.


    "Quadrata, sag den Senatoren Avarus und Sedulus Bescheid, dass ein enger Verwandter zu Besuch gekommen ist und er bitte ins Atrium kommen soll." wies sie ihre alte Leibsklavin an und wandte sich dann wieder ihrem Enkel zu. "Ich denke, du solltest meinen Cousin und meinen Großneffen so schnell wie möglich kennenlernen, und mit ihnen über deine Zukunftspläne sprechen. Schließlich haben wir keine Zeit mehr zu verlieren, du bist doch sicher schon siebzehn oder achtzehn, oder?" Laevina spürte förmlich, wie neuer Tatendrang sie durchflutete und nur der doch unübersehbar erschöpfte Zustand des Jungen bremste sie ein wenig, obwohl Mitgefühl nicht gerade ihre starke Seite war. "Das wird sicher nicht allzu lange dauern, und danach kannst du in Ruhe ein Bad nehmen, etwas essen und dich von den Strapazen der Reise erholen."

    Seltsam, was so ein kleines Wort ausrichten konnte. Bis zu diesem Augenblick hatte sich, Familienähnlichkeit hin oder her, alles irgendwie noch als Missverständnis oder als schlechter Scherz herausstellen können, doch dieses kurze "Ja" setzte zumindest für Laevina ein unwiderrufliches Ende unter all die Spekulationen. Natürlich konnte der junge Mann vor ihr ein Betrüger und Lügner sein, aber sie wusste instinktiv , dass es nicht so war.


    Langsam legte sie die letzten Meter durch das Atrium zurück und nickte Calvena nur kurz zum Abschied zu. Es würde sich sicher bald eine neue Gelegenheit ergeben, um sie zu ihrem neuen Eheleben zu befragen, aber das hier war jetzt erstmal wichtiger. Allmählich hatte sich die alte Germanica auch von dem ersten Schock des Wiedersehens erholt und gewann zunehmend ihre normale Selbstbeherrschung wieder zurück. Freude in allen Ehren, aber man musste sich ja nicht gehen lassen wie eine alte Bäuerin auf dem Feld!


    "Ich bin Germanica Laevina, deine Großmutter. Vermutlich wirst du dich an mich nicht mehr erinnern können, als ich dich das letzte Mal gesehen habe, warst du noch ein kleiner Junge. Wo hast du in den letzten Jahren gelebt?"

    Da Laevina davon ausging, dass der junge Mann, der behauptete, ihr Enkel zu sein, immer noch draussen vor der Porta stand, öffnete sie schwungvoll ihre direkt an das Atrium grenzende Zimmertür und war schon einige Schritte gelaufen, als sie plötzlich auf den beiden jungen Menschen aufmerksam wurde, die sich dort unterhielten. Auf Calvena blieb ihr Blick nur für den Bruchteil einer Sekunde hängen, dann galt ihre ganze Aufmerksamkeit dem jungen Mann. Normalerweise hätte sie über eine derart abgerissene Aufmachung die Nase gerümpft und ein paar deutliche Worte zum Thema Körperpflege verloren, doch in diesem speziellen Fall fiel es ihr erstaunlicherweise kaum auf.
    Ein einziger prüfender Blick in sein Gesicht und sie wusste, dass Simplex die Wahrheit gesagt hatte. Zwar war sein Haar etwas heller und seine Augen nicht blau, wie die ihres Sohnes, sondern braun, aber dennoch fand sie problemlos soviele Ähnlichkeiten in den Gesichtszügen, dem Körperbau und der Haltung wieder, dass die sonst so misstrauische Laevina keinen einzigen Zweifel mehr hegte.


    Mit einer für sie ungewohnten Zurückhaltung, die von jemandem, der die alte Germanica nicht kannte, vielleicht als Schüchternheit interpretiert worden wäre, näherte sich Laevina den beiden und íhre Stimme klang auch jetzt wieder reichlich belegt.


    "Lucius Germanicus Verres?"

    "An der Porta? Du lässt meinen Enkel an der PORTA warten?" Laevina starrte Simplex an, als hätte der ihr gerade angeboten mit ihr eine schnelle Nummer durchzuziehen. Im Grunde konnte sie selbst ja kaum glauben, dass dort draussen der Sohn ihres Sohnes auf sie wartete, aber allein die Vorstellung, dass man ihr Fleisch und Blut irgendwo stehen ließ wie einen Domestiken, war ein Frechheit!


    Der aufwallende Ärger brachte immerhin den Vorteil mit sich, dass Laevina jetzt wieder sicherer auf den Beinen war, und so rauschte sie, Calvenas Leibwächter keines weiteren Blickes würdigend, aus ihrem Cubiculum Richtung Porta.

    Gerade hatte sie wieder einmal friedlich in ihrem Schaukelstuhl geschlummert, da klopfte es an der Tür und Laevina öffnete widerwillig die Augen. Nanu, das war doch Simplex, dieser wandernde Muskel mit dem Gehirn einer Stechmücke...war der nicht mit Calvena ausgezogen und erfreute jetzt die Quintilier mit seiner überbordenden Intelligenz?
    Der alten Germanica lag bereits eine höchst unfreundliche Bemerkung auf den Lippen, als Simplex seine Ankündigung machte und es Laevina die Sprache verschlug, und das vermutlich maximal zum dritten mal in ihrem gesamten Leben.
    Germanicus Verres? Ja, dieser Name war ihr durchaus ein Begriff, aber gehörte zu einem Kind, das sie schon seit etlichen Jahren nicht mehr gesehen hatte, und von dem sie nicht zu hoffen gewagt hatte, dass es noch am Leben war...Das Kind ihres geliebten Sohnes Victorius, den ihr das Schicksal bereits vor so langer Zeit entrissen hatte. Wenn er es wirklich war, dann musste er mittlerweile ein erwachsener Mann sein...
    Laevina erhob sich aus ihrem Schaukelstuhl und spürte, wie sie leicht schwankte, als sie auf den Leibwächter zu ging.


    "Wo ist er?" fragte sie dann mit einer Stimme, die so krächzend war, dass sie sich selbst erschrak.

    Laevina hatte trotz des allgemeinen Trubels um sie herum bereits eine angenehme Phase der dämmernden Entspannung erreicht, als sie plötzlich ihren Namen hörte und höchst unwillig ihre Aufmerksamkeit wieder nach aussen richtete. Wer hatte sie denn da angequatscht? Achja, das war doch der Jungspund mit dem zwar schlechterzogenen, aber doch recht aufweckten kleinen Bruder.


    "Theater?" fragte sie ein wenig erstaunt über die offensichtliche Naivität des jungen Mannes. "Ja, natürlich ist das Theater, bei solchen Veranstaltungen geht es immer nur darum, zu sehen und gesehen zu werden. Alles andere ist vollkommen nebensächlich." Um das zu durchschauen, brauchte man doch nur einen Blick auf die Menge zu werfen und den albernen Unterhaltungen zu lauschen. Ein besonders gelungenes Beispiel war natürlich der dicke Puter, der offensichtlich mit deutlich mehr Ego als Haarwuchs gesegnet war und durch die anwesenden Gäste stolzierte, wie der letzte überlebende Gockel auf dem Hühnerhof. Den hatte sie in ganz ähnlicher Pose doch schon auf den Fontinalia gesichtet, als sich gleich zwei Frauen um ihn bzw seinen Posten gestritten hatten. Apropos, das war doch ein guter Anknüpfungspunkt für Aculeo.


    "Nun, mein Lieber. Bevor du ernsthaft in Erwägung ziehst, dich zu verheiraten, solltest du dich lieber erstmal um eine vernünftige Karriere kümmern, sonst ist dein Marktwert, zumindest beim denkenden Teil der weiblichen Bevölkerung, nämlich gleich null. Hast du in dieser Hinsicht denn schon irgendetwas vorzuweisen?" Auch wenn Laevina den jungen Mann neben sich kaum kannte, so nahm sie doch durchaus regen Anteil an der Weiterentwicklung ihrer Gens. So bitter es auch war, dass ihre eigenen Söhne dabei keine Rolle mehr spielen würden, die Geschichte der Germanica war noch lange nicht vorbei und bot noch so manche Möglichkeiten!
    Laevina wollte íhre Befragung gerade ausbauen, als endlich nach gefühlten drei Stunden die Litatio aus dem Munde des alten Tattergreises zu hören war. Eigentlich war Laevina Iunos Meinung ja herzlich egal (da ohnehin nur ihre eigene wirklich zählte), aber jetzt fehlten tatsächlich nur noch ein paar Minuten, bis wirklich alles in trockenen Tüchern war.