Beiträge von Germanica Laevina

    Laevina ließ sich mit einem kleinen Seufzer auf dem Platz nieder, den Elissa ihr angeboten hatte und beobachtete dann amüsiert (ohne, dass man das ihrem Gesicht angesehen hätte) wie die junge Frau ihren männlichen Mitsklaven an die Arbeit scheuchte. Respekt gebührte in Laevinas Augen demjenigen, der ihn sich verschaffte, zwischen Männern und Frauen machte sie da keinen Unterschied.


    "Sieh an, sieh an, die Kleine scheint einen guten Stand hier unter dem Personal zu haben." dachte sie und speicherte diese Information sofort ab. Es war immer wichtig, gut über seine Mitmenschen Bescheid zu wissen, gleichgültig ob es sich nun um Sklaven oder Mitglieder der höheren Gesellschaft handelte.


    Mit einem gnädigen Gesichtsausdruck nahm sie dann den Becher mit verdünntem Wein entgegen, den ihr der verschreckte Sklave schließlich brachte, machte es sich gemütlich und wartete gespannt auf die Ankunft des Hausherren

    Laevina hatte mit einem respektablen Ianitor gleich welcher Hautfarbe gerechnet, und war daher für einen kurzen Moment irritiert, als ihr die Tür stattdessen von einer jungen hübschen Frau geöffnet wurde. Da diese aber ganz offensichtlich zum Hauspersonal gehörte, sah sie keine Veranlassung besonders freundlich zu sein und sagte in ihrem bewährten herrischen Tonfall:


    "Mein Name ist Germanica Laevina und ich wünsche, den Senator Medicus Germanicus Avarus oder denjenigen zu sprechen, der in diesem Haus zur Zeit das Sagen hat. Und beeil dich gefälligst, meine Restlebenszeit auf dieser Welt ist begrenzt, und ich möchte sie nicht vor dieser Tür verbringen!"

    Germanica Laevina stand vor dem Eingang der Casa Germanica und begutachtete erfreut das Anwesen ihrer Familie. Natürlich konnte man, wie es bei einem römischen Stadthaus üblich, von aussen kaum etwas erkennen, aber das ganze machte auf jeden Fall einen deutlich wohlhabenderen Eindruck als ihr eigenes Gut daheim in der Campania.
    Mit einem zufriedenen Lächeln näherte Laevina sich der Porta, während in ihrem Rücken mit dem Entladen ihrer Reisekutsche begonnen wurde. Im Gegensatz zu ihrer Enkelin Iunia Serrana war Laevina deutlich komfortabler gereist und besaß auch wesentlich mehr Gepäck. Schließlich hatte Serrana Nola gegen den Willen ihrer Großmutter verlassen, so dass diese es nicht eingesehen hatte, ihr mehr als die Fahrt auf einem Gemüsekarren zu spendieren. An Geld hatte sie ihr auch nur das Allernötigste mitgegeben, sollte sich das undankbare kleine Biest doch künftig von den Iuniern ernähren lassen....!


    Laevina spürte ein leichtes Kribbeln, als sie die Hand hob um anzuklopfen, denn schließlich hatte sie seit 33 Jahren so gut wie keinen Kontakt mehr zu ihrer Familie gehabt. Angst hatte sie allerdings keine, die Germanicer konnten sich ja glücklich schätzen, eine so fähige Verwandte nach all der Zeit wieder in ihre Reihen aufzunehmen.


    Sie klopfte laut und energisch an.

    Provincia Italia
    Roma
    Casa Germanica
    Medicus Germanicus Avarus


    Salve, lieber Cousin Avarus,


    ich hoffe, dass du dich meiner noch erinnern kannst, wir haben uns während unserer Kindheit und Jugend häufiger gesehen, auch wenn ich natürlich einige Jahre älter bin als du. Wie du dich sicher erinnern kannst, habe ich unseren gemeinsamen Cousin Vindex geheiratet, der mir nach nur schmerzhaft kurzer Zeit auf tragische Weise genommen wurde. Um meinen Söhnen das Glück einer liebevollen Familie nicht zu rauben, habe ich mich dann ein zweites Mal verheiratet, und bin ihm, wie es sich für eine pflichtbewusste römische Gattin gehört, in seine campanische Heimat gefolgt.
    Nun hat mich das Schicksal ein zweites Mal hart getroffen, und mir auch den zweiten geliebten Ehemann gewaltsam von der Brust gerissen, so dass ich nun, im Herbst meines Lebens allein und ohne jeglichen Zuspruch dastehe...
    Durch Zufall habe ich erfahren, dass auch dein Haus kürzlich durch einen Todesfall erschüttert worden ist, und das Herz wird mir schwer bei dem Gedanken, dass Mitglieder meiner geschätzten und geliebten Familie ebenso leiden könnten wie ich.
    Avarus, ich denke es ist an der Zeit, dass wir, als die ältesten Mitglieder dieser Gens unsere Bemühungen nun vereinen, um die Familie erfolgreich durch diese harten Zeiten zu führen. Daher werde ich mich, dein Einverständnis vorrausgesetzt, so bald wie möglich auf den Weg nach Rom machen um euch allen mit all der Kraft, die mir alten leidgeprüften Frau noch geblieben ist, beizustehen.


    mit besten Wünschen und in der Hoffnung auf ein baldiges Wiedersehen,
    deine Cousine


    Germanica Laevina




    Sim-Off:

    sorry, dass der Brief nicht wie geplant im Postkasten gelandet ist, hab wohl auf die falsche Taste gehauen :(