Cimon sah die Jungs ruhig an und wusste doch nichts gutes zu antworten. Als sie sich vorgestellt hatten, nickte er ihnen jeweils begrüßend zu. Dann überlegte er einige Momente, ohne Hast.
"Nun, Menyllus. Charmis. Phaeneas ist ein guter Freund, wenn ich das so sagen darf. Und Freunde besuchen sich, gerade zu Festen. Alles weitere müsst ihr am besten ihn selber fragen.
Aurelia. Ich gehöre in die Villa Aurelia, zu dem ehrenwerten Senator Aurelius Ursus."
Bei seinen Worten lächelte er kurz, damit sie nicht zu hart klingen mochten. Doch er sprach ungern einfach so über andere. Lieber sorgte er dafür, das die beiden ihre Fragen auch an Phaeneas richten mochten. Wirklich herzlich schien das Verhältnis ja nicht zu sein. Aber auch nicht feindselig. So blieb Cimon in seiner ruhigen Rolle des Gastes und neigte nur ab und zu den Kopf ein wenig, um Worte zu unterstützen oder zu zeigen, das er verstand.
Auf die Frage von Charmis verzog sich nur leicht Cimons Mundwinkel. Doch er selber wartete, bis er sprechen konnte.
"Ja, sie sind sehr gut. Aber tu uns allen bitte den Gefallen vor dem Sprechen zu schlucken."
Dabei grinste er nun den Jungen freundlich an und zwinkerte sogar kurz. Irgendwie schafften Kinder es immer wieder ihn aus der Reserve zu locken.
Die zurückhaltende Art von Phaeneas konnte Cimon durchaus gut verstehen, doch er versuchte ihn mit einem Lächeln diesen Moment zu verbessern. Was ihm offenbar ganz gut gelang, wie er fand.
Das die morgendliche Begrüßung von Cimon doch solch positieve Wirkung hatte, bestärkte den Nubier in seinem Verhalten. Er selber lehnte jede weitere Frucht ab und machte es Phaenea gleich. Bis auf das Wasser, da bevorzugte er doch lieber den verdünnten Saft.
Wobei er auch das andere Essen ohne Hast zu sich nahm und es genoß... es war gutes Essen. Daran erinnerte er sich oft, um sein gutes Leben bei Ursus nicht als selbstverständlich anzusehen.
Als sich Phaeneas neben Cimon setzte lächelte der Nubier noch etwas wärmer und nickte ihm zu. Die Andeutung an die Tabula ließ ihn kurz auflachen. Wieso nur ließ er hier so schnell seine ruhige Maske fallen? Und wieso machte es ihm so gar nichts aus?
"Ja, in der Tat. Jetzt werde ich immer den Weg finden, Phaeneas...danke."
Schließlich hatte dieser ja damit angefangen ihm einen sehr guten Wegweiser zu zeichnen. Verstohlen sah Cimon zur Seite, als er eine Bewegung wahr nahm. Sein Grinsen wurde breiter und er nickte begeistert. Die Jungen waren vergessen und aus der Wahrnehmung verschwunden. Sie würde sich sicher eh bald etwas spannenderes suchen. Der Nubier achtete auf seine Hände, wischte sie vorsichtshalber an einem bereitliegenden Tuch ab und nahm ergeben die Papyrusrolle entgegen.
"Da ich bereits etwas gegessen habe. Iss du nur in ruhe, während ich versuche dich zu unterhalten."
Vorsichtig rollte er sie aus und achtete peinlich genau darauf, sie in keinster Weise zu beschmutzen und suchte die Stelle...
Kurz räusperte er sich, nahm noch einen Schlug und las dann mit nicht zu leiser aber recht sanften Stimme vor.
"Sie kann Sterbliche nicht mit Unsterblichkeit beschenken und Tote nicht auferwecken, noch bewirken, dass jemand, der gelebt hat, nicht gelebt hat. Oder dass jemand, der hohe Ämter hatte, sie nicht hatte – und dass sie keine andere Macht über die Vergangenheit hatals sie zu vergessen. Und - um uns Gemeinschaft mit der Gottheit auch durch scherzhafte Gründe zu ermöglichen – dass sie nicht bewirken kann, dass zweimal zehn nicht zwanzig ist, und vieles in der Richtung, durch das zweifellos die Macht der Natur gezeigt wird und dass sie das ist, was wir Gott nennen. Diese Abschweifung dürfte hier nicht unpassend gewesen sein, wo doch bei der ständigen Frage nach dem Wesen Gottes oft davon die Rede ist. Kehren wir nun zu den übrigen Dingen der Natur zurück. Die Gestirne, die, wie wir gesagt haben, am Himmel befestigt sind, sind nicht, wie die große Menge meint, den einzelnen unter uns zugeteilt - die hellen den Reichen, die kleineren den Armen und die dunklen den Schwachen ..."
Langsam ließ er mit seinen Augen die Schrift los und sah zur Seite. Seine Gedanken versuchten alles zu verstehen und doch konnte er keine Worte finden, die passend gewesen wären...
"Phaeneas? Das...das ist so .... wahr."
Mehr konnte er nicht sagen. Sachte und sehr beeindruckt von dem was er grade dachte rollte er ganz im Gedanken die Schrift zusammen.