All die Worte über das Schicksal begannen Cimon zu verwirren. Dies zeigte er auch offen, denn er fühlte sich hier in diesem Raum sicher und wohl. Der Nubier versuchte es zu verstehen, was Phaeneas sagte und wollte etwas gutes erwiedern. Das war nicht besonders leicht, dennoch bemühte er sich sehr, die richtigen Worte zu finden.
"Unsere Herren haben es als gleich angesehen, mag sein. Doch das war und ist es nicht. Das Schicksal selber muss doch Gutes und Schlechtes bewerten, sonst kann es eben dieses nicht entsprechend weitergeben. Nach diesen Gedanken, meine ich das das Schicksal uns zu wenig Gutes und zu viel Schlechtes gegeben hatte. Aber das....ja das werfe ich ihm vor."
Mit jedem Wort wurde Cimon sicherer. Am Ende aber sah er Phaeneas fragend an, ob es denn gut war, was er gesagt hatte. Seine eigene Art zu sprechen überraschte den Nubier...positiev. Er wollte den Bithynier nicht verwirren oder etwas falsches sagen. Cimon wollte einfach Gedanken in Worte fassen, Bilder die er hatte weitergeben... Cimon gefiel es sehr, auf diese Art mit Phaeneas zu sprechen.
Wobei die Götterfrage Cimon wirklich schwer fiel. Aber er wollte es versuchen. Langsam nickte er, nachdem er die Schrift wieder an Phaeneas gegeben hatte. dann zeigte sich Erleichterung in seinem Gesicht als er glaubte zu verstehen.
"Zwei Namen für einen Gott. Also wenn ich nicht weiß, wer der Meine ist, so bete ich zu einem Namenlosen und meine doch den gleichen, wie alle anderen die seinen Namen wissen."
Dieser Gedanke gefiel ihm so gut, das seine Augen Phaeneas schon beinahe anflehten ihm nicht zu widersprechen. Die mahnenden Worte hinterließen eine kurze Leere in Cimon. Er wollte Phaeneas abr vertrauen. Langsam nur schüttelte er den Kopf. Der Nubier wollte jeden Rat annehmen, doch diesen nicht. Entschlossen klang seine Stimme, als er die Augen schloss.
"Nein, ich vertraue dir. Nenn mich dumm, aber das wirst du nicht ändern können. Ansonsten verspreche ich dir Acht zu geben."
Zufrieden lächelte er in sich hinein. Cimon hatte eine Entscheidung getroffen und er war glücklich damit. Das geschah nicht sehr oft. Um so besser fühlte es sich an. Dann lauschte er mit geschlossenen Augen und netspanntem körper den Worten des Anderen. Das dieser ihn angesehen hatte, wusste Cimon nicht und selbst wenn, hätte es ihn nicht gestört. Der aurelische Sklave fühlte sich wohl und geborgen, wie unter Freunden.
Das Stocken bewertete Cimon in keister weise. Zwar machte es das Verstehen ab und zu schwerer, doch dann würde der Nubier nur besser zuhören müssen. Er dachte nach, während er lauschte. Dann schwieg Phaeneas. Cimons Augen waren noch immer nicht geöffnet und er legte den Kopf leicht in den Nacken. Sein Kiefer spannte sich an, als er versuchte die Worte zu verstehen.
Langsam sah er auf und blickte den Bithynier fragend an. Aber die Stille durchbrach er nicht sofort. Schwer fielen ihm die Worte. Denn er fand nicht unbedingt jene, die er gebrauchen konnte.
"Also denken wir uns einen Gott aus, wie Fortuna, und geben ihr die Schuld, obwohl es doch andere sind... Soll dies ausdrücken, das es kein Schicksal geben kann? Das wir selbst und die uns umgebenen Menschen das Schicksal sind?"
Einerseits störte ihn dieser Gedanke aber andererseits gefiel es ihm, selber Macht zu haben. Bei diesen Gedanken erreichte ein Schatten der Vergangenheit seine Augen. Denn Atonis hatte einst zu ihm gesagt, er sei selber Schuld an seinem Leiden. Cimon war es, der mit seinem Verhalten, sein Schicksal bestimmte und die Pein erst heraufbeschwor.
Die Tränen, die ihm dank dieser Bilder in die Augen traten, kämpfte er nieder. Auch wenn ihr Schimmer noch eine ganze Weile bleiben mochte.
Um davon abzulenken, reichte er Phaeneas die Hand, um die Schrift entgegen zu nehmen. Auch wenn er mit seiner jetzigen Stimme sicher nicht reden wollte, war es zumindest eine Ablenkung von dem was in ihm zu toben begann.