Beiträge von Cimon

    Ergeben neigte Cimon seinen Kopf, als Licinus sagte, das er ihn nicht von seiner Pflicht abhalten wollte. Sein Lächeln zeigte nicht, wie schade er es fand, nicht noch ein wenig neben dem ehrenwerten Dominus Iulius Licinus gehen zu dürfen. Der Nubier sah auf ihn auf und bewunderte ihn ebenso wie jeden Römer, der bei der Legio diente. Die besondere Position von Licinus sorgte dabei dafür, das Cimon den Kopf ein wenig mehr neigte, als es notwendig gewesen wäre.


    "Ich danke dir, Herr."


    Sagte er schlicht, und dachte kurz darüber nach, welche Götter Licinus wohl meinte... sicher die römischen. Der dunkle Sklave lächelte dankbar ob dieser Verabschiedungsworte. Auch wenn es ihm schwer fiel zu gehen musste er es tun.. die Pflicht wartete und er war nur ein Sklave, es gehörte sich nicht, einen Herren mit Fragen zu löchern. Bei diesem Gedanken musste er an Marei denken. Sie war immer so herrlich offen und fragte einfach drauf los. Das hatte er nur einmal in seinem Leben gewagt... die Lehre war schmerzhaft gewesen, aber er hatte gelernt.


    "Vale, Dominus Iulius Licinus. Danke seien die Götter auch mit dir, Herr."


    Er wusste nicht ob er die richtigen Wörter gefunden hatte, hoffte es aber. Dann erst erkannte er seinen Fehler und sah ein wenig herunter. Wie dumm von ihm, sie nicht mit einzubeziehen. Mit ergeben gesenktem Kopf ging er in die Knie.


    "Verzeih bitte, Herrin. ... Vale, Domina Esquilina. Auch mit dir seien die Götter."


    Wieder lächelte er sie an und konnte nur hoffen die richtigen Worte für sie gefunden zu haben. Langsam richtete er sich wieder auf und nickte Licinus noch einmal zum Abschied zu. Wäre er doch nur kein Sklave, könnte er doch nur offen sprechen und mit jemandem über den Markt schlendern... doch wäre er kein Sklave, dann wäre er nicht hier... vielleicht wäre er dann auch schon längst in der nubischen Wüste verhungert und verdurstet ... Es war wie es war, und so war es gut für ihn. Zumindest momentan. Mit einem letzten Lächeln und einem nur kurzen direkten Blick wandte er sich um. Der Nubier fühlte sich gut und sicher. Weshalb er den Fehler, einen Herren direkt angesehen zu haben, zunächst nicht erkannte.

    Die herrlich verwirrten Augen des Bithyniers ließen Cimon träumen. Und er lächelte ihn sanft an. Sicher hatte er ihn gerade geweckt...was für ein Traum war das nur gewesen? Oder hatte er doch richtig vermutet?


    Allerdings wurde er ein wenig vorsichtiger, als Phaeneas zusammenzuckte. Was war los? Der Nubier erschnupperte ein wenig vom berauschenden Körpergeruch seines Liebsten. Sah er da Schweißperlen auf der Stirn des Anderen? Diese großen, überraschten Augen ... er sah tief hinein.


    Dieses leise Ächzen jagte einen Schauer über den Rücken des Nubiers. Dann ging sein Blick über Phaeneas' Körper. Versteckte er etwas? Wieso hielt er die Decke so komisch fest... und sah er da nicht etwas? Also doch ...


    Cimons forschende Augen betrachteten ihn nun ein wenig neutral und sein Geist raste durch alle Möglichkeiten, was das alles bedeuten konnte.
    Das leichte Zittern der Hände seines Geliebten verhieß nichts gutes. Cimon sah sich um... sah der eine Sklave etwa hier her? War der eben noch hier gewesen? Nein...das konnte es nicht sein. Aber was wenn doch? Der Nubier traute es Phaeneas nicht zu...nein, er vertraute ihm...aber er misstraute allen anderen. Und er selber war einmal in die Falle gegangen. Wie hätte er in einer solchen Situation reagiert? Schmerzlich stellte er fest, das er es genau so zu kaschieren versuchen würde wie Phaeneas es gerade tat. Vergessen war die Möglichkeit, das Phaeneas selber für diese Hitze verantwortlich sein konnte.


    Als Phaeneas wegrückte und Cimon diesen heißen Atem zu hören glaubte sah er ihn fest und unbeugsam an.
    Seine Hände griffen nach seinem gegenüber und er hörte seinen eigenen viel zu lauten Herzschlag in den Ohren. Er versuchte die Oberarme zu ergreifen. Seine Stimme war leise und vorwurfsvoll. Cimon kam sehr nahe, damit kein anderer ihn hörte. Er roch es... die Hitze... Wer war der Kerl, der seinen armen Liebsten überrumpelt hatte? Etwas anderes wollte und konnte er Phaeneas nicht vorwerfen.


    "Gar nichts?... Bitte ... du musst nicht lügen. Ich...wer? WER?"


    Mehr konnte er nicht sagen. Die Hitze von Phaeneas fing an ihm zu gefallen und Cimon wollte nur noch zwei Dinge... zuerst diesen Kerl niederschlagen, gleich was es an Bestrafung zur Folge haben würde und zweitens ... Phaeneas und seine Hitze richtig und vollkommen kennenlernen.
    Der Versuch ihn zu küssen war nicht vergessen ... nur verschoben und seine Unterlippe zitterte leicht in der Erwartung die zarte Haut seines Auserwählten zu spüren. Sehen konnte er ja ein wenig mehr... mehr als bislang.
    In ihm kämpfte es. Denn der Nubier wollte nichts überstürzen und doch sehnte er sich übermäßig nach Phaeneas' Nähe. Eifersucht verhinderte, das er die Wahrheit erkannte. Eine Wahrheit, die ihn vermutlich ganz anders hätte reagieren lassen.

    Der Sklave glaubte zu bemerken, das das Mädchen noch immer recht eingeschüchtert war, aber er konnte es wohl kaum verhindern. Cimon war einfach zu groß und zu kräftig. Das machte manchem Gegner Angst aber eben auch jenen, bei denen er es gar nicht wollte. Vielleicht wäre es besser wenn er gar nicht mehr auf sie achten würde, anstatt sie anzulächeln. Dann würde sie vielleicht glauben das er gar nicht mehr auf sie achtet und könnte so ihre Befürchtungen besiegen. Ja, ... also sah er nur noch Iulius Licinus an und nickte ergeben als dieser weitersprach. Allerdings achtete er darauf ihm nicht direkt in die Augen zu sehen. Das wäre nicht angemessen gewesen. Viel zu oft viel er eben aus dieser Rolle und sah anderen in die Augen, da er es inzwischen bei Ursus gewohnt war, wenn sie alleine waren. Doch das machte es nicht weniger falsch.


    "Ich helfe gerne, Herr. Dominus Aurelius Ursus wird sicherlich mit Freuden davon hören das du dich dafür interessierst, Herr."


    So versuchte der Nubier Licinus zuzustimmen, das vor allem Ursus Dank gebührt, da er ja derjenige war, der diese Schriften besaß und Wissen auch gerne Teilte, noch lieber aber sich austauschte. Cimon bewunderte seinen Herren dafür und zeigte es unauffällig in seiner Mimik. Was sicher nur jemand erkennen mochte, der ihn gut kannte.


    Mit einem weiteren sichernden Blick stellte der Sklave fest das es hier sicher schien und meinte die Gefahrenpunkte gut ausgemacht zu haben. Also entschied er sich dafür, dies Ursus auch mitzuteilen. Wobei ein kleiner, kurzer Rundgang auch nichts schaden konnte. Cimon wollte weiter gehen, machte aber zunächst eine verneigende Geste.


    "Ich möchte mich noch ein wenig umsehen, Herr. Wenn du erlaubst ehrenwerter Iulius Licinus."


    Ihn zu fragen, ob der Römer, auf den Cimon aufsah, ihn begleiten wollte, wagte der Sklave nicht. Das wäre doch sehr unangebracht gewesen. Er konnte froh sein, wenn sein Fehlferhalten, das er immer sah, auch wenn andere es nicht taten, nicht bestraft wurde. Und einfach so einen Herren um Begleitung zu bitten wäre ein Fehler, den er früher einmal mit Peitschenhiebe beantwortet bekommen hätte.

    Bei der Nachfrage nickte Cimon ergeben und freute sich darüber, das es eine Abwechslung bedeuten würde, also hatte er eine gute Wahl getroffen. Dabei ging er davon aus, dass auch die Verschlüsselung durchaus von Interesse für Licinus war. Erneut musste der Nubier ergeben nicken, als der Römer die Anweisung gab, was der Sklave ausrichten sollte.


    "Gerne werde ich es dominus Ursus ausrichten, Herr. Er wird sich sicher freuen, einmal mit dir darüber sprechen zu können, ehrenwerter Iulius Licinus."


    Natürlich würde der Sklave sich anbieten das Buch zu überreichen, doch er wollte es nicht aussprechen, da es auch gut würde sein können, das Ursus es ihm persönlich bei einem Besuch überreichen wollte. Obwohl sein Herr auch dazu neigte ab und zu interessante Geschenke zu machen und vielleicht würde er dies zum Anlass nehmen. Die grauen Augen des Nubiers sahen Licinus nur kurz direkt an, bevor er wieder niedersah.


    Bei allem sah er sich immer mal wieder unauffällig um, damit keine mögliche Gefahr sie beide überraschen mochte. Dies war bereits derartig in sein Verhalten verankert, dass Cimon kaum irgendwo stehen konnte, ohne sich aufmerksam umzusehen. Als seine Augen das Mädchen streiften, lächelte er zumindest kurz, damit sie nicht durch seinen Blick oder seine Augen doch wieder verschreckt wurde. Sie gehörte zu Licinus, Licinus war ein Herr, somit war sie definitiev eine Herrin. Und einer Herrin durfte er keine Angst einjagen.

    Das Keuchen verwirrte Cimon ebenso wie die großen Augen und die rasche Bewegung die eine Decke heranzog. An sich hätte er es ja erkennen müssen, doch der Nubier rechnete nicht damit, was bedeutete das die ganz schnelle Erkenntniss sich nicht einstellen wollte. Jede Bewegung schien ansonsten plötzlich zu ersterben, als er Phaeneas grüßte. Nur der Schoß war von der Decke bedeckt und Cimon konnte nicht anders als das was er sonst noch sah zu bewundern.
    Der Nubier erkannte die Überraschung in den Worten des Bithyniers. Langsam, ganz langsam begann er es zu verstehen und beobachtete jede Regung dieses wunderbaren Mannes. Ergeben neigte er den Kopf, wobei er sich kurz umsah, um sicher zu sein dass sie nicht zu sehr beobachtet wurden. Anscheinend schliefen die anderen Sklaven lieber.


    Was sollte er nun tun? Oder sagen? Cimon setzte sich so vor das Nachtlager seines Liebsten, dass seine Arme am Rand auflagen. Die grauen Augen des dunklen Sklaven sahen an Phaeneas hinunter, bis er wieder den direkten Blickkontackt suchte. Er sprach leise und ein wenig heiser vor nervosität. Was wenn er sich irrte? Nein, das war doch eindeutig, oder...?


    "Rhianus hat mich hineingelassen und mir den Weg zu dir gezeigt, mein Liebster."


    Seine Finger suchten sachte den Oberarm des Bithyniers um ihn dort sachte berühren zu können. Das wäre das erste mal in dieser Art. Und das erste mal hatte Cimon ihn seinen Liebsten genannt. Aber so war es und so fühlte er es. Sollte er es ansprechen oder einfach etwas tun? Doch was? Ungewohnt unsicher fühlte der Nubier sich in diesem Augenblick. Also ersteinmal einfach mit der Wahrheit anfangen?


    "Da ich morgen abreisen muss wollte ich noch einmal zu dir, mein Phaeneas. Ich... ich muss erst wieder morgen vor der Abreise bei meinem Herren sein. ... an sich... wollte ich ..."


    Was? Was wollte er? Sollte er jetzt sagen, das er lesen wollte? Das er diesen einen Abend wiederholen wollte? Das er reden wollte? Irgendwie erschien das jetzt ein wenig seltsam und unpassend. Wieder stahlen sich seine Augen etwas tiefer und er wurde neugierig. Aber er wagte es nicht, das auch auszusprechen. Seine Lippen näherten sich denen von Phaeneas um ihn zu küssen... sachte und zart.
    Am liebsten wären seine Hände auf Wanderschaft gegangen, doch das empfand der Nubier als nicht korrekt. Kurz bevor er Phaeneas nahe genug war, flüsterte Cimon mit heiserer Stimme.


    "Was tust du gerade?"


    Er war sogar ein wenig neugierig, ob er es richtig vermutete und wusste noch nicht, ob er es gut oder schlecht fand. Und was er tun sollte, wenn es so war... sollte er helfen? Es ausnutzen? Nein, das war doch falsch. Hinzu kam, dass Cimon sich nicht ganz sicher war, was er genau erwartete oder sich erhoffte... Der Nubier befürchtete, dank Áedáns Worte, das 'eine' würde ihm sicher nicht gefallen, sogar am Ende es nicht zu mögen... wo er doch Phaeneas liebte, war das die schlimmste Angst von allen.

    Rhianus hatte ihn hier her geführt und nun trat Cimon so leise es ging in den Gemeinschaftssaal. Erst am folgenden Tag zur Abreise musste er wieder bei deinem Herren sein... was er natürlich nicht auszureizen vor hatte.
    Es war schon etwas besonderes das er bei Phaeneas bleiben durfte und wenn es nur diese kurze Zeit war, die aber wollte er nutzen. Auch wenn er das WIE eher Phaeneas überlassen wollte. Würden sie eher lesen oder reden? Oder gar... seltsam wie nervös er plötzlich bei diesem Gedanken wurde.
    Ein wenig unsicher lächelte er jene an, die kurz aufsahen um zu sehen wer da war, nur um leise weiter zu gehen. In der Mitte sollte Phaeneas sein... Also trat er dort hin und meinte sogar erkennen zu können wo sein Liebster lag. Die Statur passte. Es war nicht leicht zu erkennen in diesem Halbdunkel der kleinen, eher funzelnden Lichtquellen. So blieb er vor dem Lager von Phaeneas stehen und versuchte sich an das Licht zu gewöhnen. Seine Stimme war leise und von Nervösität getragen.


    "Salve, bester Phaeneas."


    Cimon Lächelte dazu mit dem Herzen auf den Lippen, obwohl er nicht wusste und gar bezweifelte, ob Phaeneas es überhaupt erkennen mochte. Hoffendlich schlief er nicht, oder würde gar wütend werden, da der Nubier so überraschend hier erschienen war.

    Natürlich bedankte Cimon sich bei Rhianus als dieser ihm wünschte gut anzukommen. Lächelnd nickte er leicht, da bei dem venusischen Sklaven alles gut zu gehen schien. Das Blitzen in den Augen seines Gegenübers verstand der Nubier nicht wirklich, überspielte aber sein Unwissen mit Ruhe.


    Rhianus überlegte und der dunkle Sklave musste sich zusammenreißen nicht zu nervös zu wirken, befürchtete er doch, das er nun wieder würde gehen müssen. Hoffendlich war Phaeneas nicht schon im Bett. Das es rfeichte das sie beide zusammen waren überraschte Cimon ein wenig, doch er folgte brav Rhianus hinein. Auch das freche Grinsen konnte er nicht so recht einordnen.


    "Im Gemeinschaftssaal?"


    Konnte Cimon nur ruhig nachfragen... aber es schien in der Tat so zu sein. Plötzlich wurde seine eigene Kammer zu einem Gefühl von Luxus... hatte er das eigentlich verdient? Nach der Überzeugung von Ursus wohl schon. Sanft lächelte er, als er richtung der Sklavenunterkünfte geführt wurde.


    Den Weg merkte er sich sehr genau und dann standen sie vor der Tür. Tief atmete Cimon durch, bedankte sich bei dem netten Sklaven bevor dieser ging. Dem Wunsch er möge viel Glück haben, entgegnete er mit einem Lächeln und neigte erneut leicht den Kopf. In der Mitte also... So trat er ein.

    Die starken Augen die ihn anschauten gehörten ... wie hieß er noch? Wie ein griechischer Poet...ja... er hatte etwas von diesem gelesen... Cimon lächelte schließlich kurz und eher ein wenig distanziert.


    "Salve, Rhianus. Danke der Nachfrage, mir ergeht es recht gut auch wenn meine Abreise bevorsteht. Ich möchte hoffen auch dir mag es gut gehen, bester Rhianus."


    Der Nubier stand aufrecht, Stärke zeigend da und hatte seinen Kopf zum Gruße leicht geneigt. Die Hände lagen locker und auf seinem Rücken und doch konnte er nur schwer verschleiern, welche Aufregung in ihm herrschte. Obwohl er sich sehr bemühte seine geübte Maske zu tragen.


    Die Pose des Sklaven verwirrte Cimon nur kurz, so dass der dunkle Sklave versuchte nach einer schnellen Musterung darüber hinweg zu sehen. Er brauchte einen Augenblick, bis er dann auch auf die zweite Frage antwortete, da irgendetwas anders war...oder? Seine Unsicherheit zeigte er nicht nach außen und ließ sie in seinem Inneren verschwinden... war sicher nichts wichtiges was ihm aufgefallen war... das alles lag nur daran, das er sich so sehr nach Phaeneas sehnte.


    "Nun... Rhianus. Wenn es möglich wäre würde ich nur zu gerne zu Phaeneas, wenn dies denn möglich ist und seine Arbeit ihn an diesem Tag nicht aufhält."


    Was hinter seinem Besuch noch so alles stand und das er vielleicht sogar noch ein wenig bleiben würde verriet Cimon lieber nicht. Das wollte er nur seinem Phaeneas sagen und freute sich bereits auf das Leuchten in den Augen seines Liebsten.

    Sehnsucht zerriss Cimon sein Herz und er wollte nicht gehen, doch er wusste auch, das er keine andere Wahl hatte. Aber zuvor hatte er Phaeneas spüren wollen. Dank Áedán wusste der dunkle Sklave was es zu erfahren gab ... doch dank Phaeneas wusste er auch, das es noch viel mehr geben musste, was er mit ihm zusammen erfahren wollte... mit niemand anderem! Denn dem Bithynier vertraute er... bedingungslos.


    Seine Augen fixierten sein Gegenüber und er zitterte leicht, als er sich dem Blick von Phaeneas bewusst wurde. Vielleicht hatte es ihn ja sogar darin bestätigt, den Kuss zu versuchen. Das sein Gegenüber den Kopf schüttelte hatte der Nubier wohl falsch oder gar nicht verstanden. Er mochte die lockigen Haare, und wie sie flogen.


    Doch das der Kuss nicht erwiedert wurde, war ein erstes Zeichen, für ein nicht ganz korrektes Verhalten. Das Fortschieben war dann das letzte Zeichen, was es verdeutlichte. So etwas tat man also nicht? Mit dem Daumen ging er sich leicht über die Lippen und lächelte. Seine Augen sagten nur ... das war es mir wert.
    Trotz allem senkte er ein wenig verlegen dann doch den Kopf, hatte er doch nicht dafür sorgen wollen, das Phaeneas einen Grund haben mochte, ihn zu tadeln. So schön es auch gewesen war.


    Antias begleitete Cimon schließlich hinaus und der Nubier konnte nicht gehen ohne noch einmal zurück zu schauen. Liebevoll schenkte er ein letztes Lächeln seinem Liebsten, bevor er seine ruhige distanzierte Maske wiederfand und stolz die Liebe im Herzen haltend, ging.

    Cimons Blick sah noch einmal über die Auslage des Händlers, was ihn in seinem Handeln nur noch bestätigte. Das es Licinus um den Besitz der Schrift gehen könnte war dem Nubier nicht bewusst. Denn er selber besaß nichts und durfte alles von seinem Herren lesen, solange er das Eigentum von Ursus gut behandelte. So war ihm dieser Gedanke also etwas ferner, wobei dieser Fehler für ihn unverzeihlich war... sich selber mit einem Herren vergleichen... das war undenkbar, doch in diesem Augenblick erkannte Cimon es nicht.


    Ergeben wandte er sich Licinus zu, als dieser sprach. Doch was er hörte ließ seine Gedanken umgehend rasend nach einer korrekten Antwort suchen. Dabei dachte er darüber nach, was erst kürzlich Teil einer Diskussion über den dritten punischen Krieg war und dann war da noch die Möglichkeit der Verschlüsselung von Texten... da gab es doch nur eine Antwort, die zur Zeit passend wäre.


    "Ich hoffe sehr, dir eine ausreichende Antwort geben zu können, Herr. Polybios schrieb etwas über den dritten punischen Krieg und auch was er zur Übermittlung von militärischen Nachrichten zu sagen wusste ist sehr informatiev. Er war verfechter der pragmatike historia. Ich denke das Dominus Ursus gerne über seine Schriften und Thesen diskutieren würde, Herr."


    Der dunkle Sklave senkte den Kopf in Ergebenheit und wünschte sich, ein guter Sklave gewesen zu sein, indem er die Frage von Licinus gut beantwortet haben mochte. Denn Fehler verzieh er sich selber weniger als sein Herr es tat.
    Trotz allem wirkte er weitaus weniger unterwürfig als es noch vor Jahren der Fall gewesen war. Denn Ursus war es wichtig, das Cimon auch Stolz sein durfte und es zeigte. Inzwischen konnte der Nubier dies vollführen, ohne es zu übertreiben... denn eines musste er bei allem was er tat zeigen... Er war Sklave und andere waren Herren. Dies galt nur dann nicht, wenn das Leben seines Herren, dessen Frau oder Sohn, in Gefahr war. In einem solchen Fall sah er in dem anderen keinen Herren, gleich wer es sein mochte.

    Am nächsten Tag schon ging es nach Mantua und seit seinem letzten und wichtigsten Besuch war Cimon nicht mehr bei Phaeneas gewesen. Doch er wollte nur ungern auf diese Art aufbrechen und seinen über alles geliebten Bithynier hier in Rom lassen, ohne ihn nicht wenigstens noch einmal in seine Arme geschlossen zu haben.


    So hatte der Nubier alles für die Abreise bereits an diesem Tag beendet gehabt und Ursus, sein geschätzter und sehr gnädiger Herr hatte ihm Ausgang gegeben...bis zur Abreise. Auch die Nacht... natürlich nur wenn Phaeneas' Herr einverstanden war. Er durfte sich also verabschieden...mehr noch... er würde es herausfinden... vielleicht...oder auch nicht? Nervös zog er sich an der frischen Kleidung die er nach dem waschen und Rasieren angezogen hatte, versicherte sich das das Halstuch gut lag und klopfte an der Seitentüre an...


    Sein Herz klopfte fast so laut wie das Pochen an die Porta des Seiteneinganges und der Nubier betete stumm seine ihm unbekannten Götter an, das Phaeneas da sein mochte.

    Das Mädchen sagte zwar nichts, aber ihr Lächeln zeigte das sie wenigstens keine so große Angst mehr hatte. Also erwiederte er das Lächeln ungewohnt offen. Kindern gegenüber fiel es ihm immer schwer, seine Maske aus Ergebenheit und Distanz zu wahren. Was sicher an der Leichtigkeit ihrer Seelen gelegen haben mochte.


    Er wusste den Legaten in sicheren Händen... und obwohl Cimon das wusste war dieses Lob doch etwas besonderes. Seine Augen strahlten und er konnte kaum mehr erwiedern als...


    "Danke, Herr."


    Der Nubier war stolz auf dieses Vertrauen und zeigte es durchaus auch in seiner Haltung. Seine übertriebene Bescheidenheit hatte er in der Zeit bei und mit Ursus allmählich abgelegt, auch wenn sie immer mal wieder aufflackerte.


    Licinus suchte also nichts besonderes, doch was er suchte interessierte Cimon ebenfalls. Militärgeschichte, ja davon gab es reichlich Literatur, auch wenn nicht alles gut war, wie er hatte feststellen müssen.
    Das Interesse des Händlers sah der dunkle Sklave und ging mit den Augen über das Angebot. Schnell sortierte er es ein und durchdachte die Möglichkeit das etwas brauchbares dabei sein könnte. Dann schüttelte er nur ganz leicht, andeutungsweise den Kopf. Damit der Händler es ja nicht mit bekam. Schließlich wollte Cimon nicht für Ärger sorgen. Damit es nicht zu offensichtlich sein würde, musste er vom Stand ablenken und eine andere Möglichkeit wählen, den ehrenwerten Iulius Licinus davon abzuhalten hier zu kaufen. Seltsamerweise wollte er auch ihn irgendwie 'beschützen', ihm zu diensten sein. Auch wenn es vielleicht unnötig war.


    "Dominus Aurelius Ursus nennt einige solche Werke sein Eigen, Herr. Ich bin mir sicher er würde diese ebensogerne mit dir teilen, wie deine Gedanken dazu zu hören, Dominus Iulius Licinus."


    Schließlich war Ursus doch Licinus' Patron und Cimon dachte es würde seinem Herren entgegenkommen eine solche Idee auf zu bringen. Sein Herr tauschte gerne das Wissen und die Gedanken mit anderen aus. Darüberhinaus musste Cimon so nicht aussprechen, was er von der Ware des Händlers hielt.

    Als Phaeneas die Worte des Nubiers traurig wiederholte, senkte Cimon den Blick. Es tat ihm leid es gesagt zu haben, aber er wollte ehrlich sein. Lieber hätte er ihn in den Arm genommen, hätte erfahren, wie es sein konnte, ganz ohne Schuldgefühle zu lieben. Sie durften... aber sie konnten nicht. Nicht einmal reden ... er verzehrte sich nach Nähe und ... Leidenschaft? Der Nubier wusste es nicht, konnte es nicht in Worte fassen, jedoch wusste er genau, das jeder Moment ohne Phaeneas einer Folter gleich kommen würde.
    Vielleicht war es eine Prüfung der Götter... Ja, das musste es sein und Cimon hatte vor diese Prüfung zu bestehen. Räuspernd ordnete der dunkle Sklave seine Kleidung und nickte ergeben als Zeichen das er verstand. Er musste gehen und niemand wusste, wann er wieder kommen konnte.


    In seinem Inneren tobte es vor Gefühlen, doch das zeigten nur seine grauen Augen, die mit Sehnsucht den Bithynier beobachteten. Nur zu gerne hätte er sich nun irgendwohin ziehen lassen, doch es würde nicht geschehen... nicht an diesem Tag.


    Die Ruhe von Phaeneas, die Cimon so sehr mochte, die er so sehr bewunderte und für sich selber gerne als sein Eigen nannte, sie war fort... fragend sah der dunkle Sklave seinen Phaeneas an und wusste nicht so recht, ob er es richtig deutete.
    Die Stimme des Nubiers verriet ihn nicht und zeigte die gewohnte Distanz, auch wenn die grauen Augen zu glitzern schienen.


    "Ja, Phaeneas, ich werde dir eine entsprechende Nachricht zukommen lassen und hoffe sehr auf unser nächstes Treffen. ... Ja.. ja, wir können uns ... schreiben, mein guter."


    Diese schwarzen Augen, die ihn gefangen hielten, hefteten sich auf ihn und Cimon konnte nicht aufhören sie erforschen zu wollen. Seine Lippe zitterte nur wenig... doch er konnte unmöglich so stehen bleiben... Abschied...das war ein Abschied. Sollte Phaeneas ihn doch zurechtweisen, aber so wollte er nicht gehen... nicht wenn er nicht wusste, wann sie sich wieder sehen würden. Also trat er rasch auf ihn zu und ließ sich von diesem verführerischen Lächeln anziehen. Cimon legte eine Hand in den Nacken des Liebsten und forschte nur für einen Augenblick mit den Augen, ob es richtig war.
    Seine Stimme war leise und nur für Phaeneas bestimmt, er hauchte es ihm entgegen und kam dabei mit dem Körper ganz nahe.


    "Ja, bis bald... "


    Er wollte mehr sagen, aber die richtigen Worte schien es nicht zu geben. Auch befürchtete Cimon das Phaeneas sich zurück ziehen könnte... nein, das wollte er nicht zulassen... mit sanftem Druck zog er ihn an sich um ihn nur zart, ein wenig unsicher gar zu küssen. Das wäre der richtige Abschied gewesen. Nur das. Auch wenn er fürchten musste, das der Bithynier sich nun abwenden würde... er hoffte das richtige zu tun. Das alles war so neu ... er mochte es nicht wenn etwas so neu war, das er nicht so recht mit umgehen konnte. Jedoch machte Phaeneas es ihm leicht, es zu riskieren. Nur leise hatte er erstickt eine Entschuldigung gehaucht, als er mit den Lippen näher gekommen war ...

    Als Licinus ihn mit Namen ansprach, neigte der Nubier ergeben den Kopf und fühlte sich durchaus geehrt, hielt er sich doch nicht für so wichtig. Allerdings tat es gut ... was er lächelnd für sich feststellen musste. Das Mädchen versteckte sich und Cimon fühlte sich ein wenig schuldig, weshalb er versuchte sie immer wieder freundlich anzulächeln.


    Er hatte ihm also eine Freude mit dem Brief gemacht? Der dunkle Sklave zeigte seine Zufriedenheit und neigte den Kopf leicht zur Seite. Es sollte zeigen, wie sehr es Cimon gefiel, das der Brief dem Herren gefallen hatte... es gar eine Freude gewesen war. Es tat gut, das Marei jemanden gefunden hatte dem sie schrieb, dem sie vertraute... außer ihren Eltern und Cimon, der sich wie ein Bruder fühlte.
    Solange sie verstand, das Licinus ein Herr war und immer beliben würde, gab es nichts dagegen einzuwenden. Der Nubier sagte es ihr immer wieder, damit sie sich als Sklavin nicht falsch verhalten mochte, denn das würde auf ihre Herrin, Domina Septima zurückfallen.


    Als der Primus Pilus das kleine Mädchen vorstellte konnte Cimon nicht anders als sich nieder zu knien, um so nicht mehr so 'groß' zu wirken. Er wollte ihr keine Angst machen. Ein warmes Lächeln sollte das alles noch verstärken, bevor er mit ruhiger Stimme den Gruß erwiederte. Wie es sich für einen Sklaven gehörte neigte er dabei ergeben leicht den Kopf.


    " Salve, Domina Esquilina. Es freut mich dich kennenlernen zu dürfen, Herrin."


    Dann stand er wieder auf, um weiter mit Licinus sprechen zu können und nickte als erste Bestätigung der Vermutung des Herren, um dann freundlich, wenn auch mit der nötigen Distanz, zu antworten.


    "Ja, Herr, du hast vollkommen recht. Ich sehe mich ein wenig um, damit ich Dominus Aurelius Ursus besser schützen kann."


    Das sagte viel aus, doch er wusste das Ursus dem ehrenwerten Licinus vertraute und tat es so seinem Herren gleich. Der Nubier sprach mit Absicht den Namen seines Herren nicht zu vertraulich aus, denn nach außen hin sollte es keine Frage sein, wie sie zueinander standen. Das Cimon seinen Herren schon beinahe als einen Freund ansah, musste und sollte niemand wissen. Natürlich nur soweit ein Sklave ein Freund eines Herren sein konnte.


    Bei allem sah er mit Bewunderung den Soldaten an, denn jeder Soldat hatte in den Augen des Sklaven eine besondere Bedeutung für das Reich und den Kaiser. Cimon empfand es als ehre einem Legatus dienen zu dürfen und ebenso sah er es als besonders an, das Licinus, der Primus Pilus, mit ihm sprach. Und so ganz anders als jener 'Centurio' der ihn einst im Kampf unterrichtet hatte und den Sklaven als Dreck ansah... nein als weniger ... und dies auch deutlich gezeigt hatte.


    Um von diesen Gedanken weg zu kommen sah er sich kurz und mit geschultem Auge um. Der Händler schien nicht so begeistert zu sein, das der 'dumme' Sklave Licinus vom Kaufen abhielt.


    "Suchst du etwas besonderes Herr?Vielleicht kann ich helfen, Dominus Iulius Licinus?"


    Normalerweise würde er selbst einen Herren nicht mit solcher Ergebenheit ansprechen, doch er sah diesen Herren als besonders an und wusste ja das dieser ein Klient von Ursus war. So sah Cimon es als seine Pflicht an, seine Hilfe anzubieten und dies auch mit entsprechender Mimik und Betonung. Mit dem, was hier an Schriften angeboten wurde, kannte er sich ja schließlich auch sehr gut aus und wusste was Ursus besaß... auch was sein Herr mehr als nur einmal besaß. Er lächelte bei dem Gedanken, das Ursus es ihm nicht nur erlaubte zu lesen, nein er verlangte es sogar.

    Der Tag seines ehrenwerten Herren war gekommen und Cimon war begeistert, wenn auch nur im Hintergrund, dabei sein zu dürfen. Er schützte seinen Herren und blieb in dessen Nähe, wenn auch immer in respektvollen Abstand. Den er durch seine Körpergröße und dem Können, schnell überwinden würde können. Seine Augen sahen sich um und suchten nach Gefahren, wobei er auch jedes noch so kleine Detail wahr nahm. Das er auf die Soldaten, besonders auf Ursus aufsah, zeigte seine Mine kaum, da er seine fast schon kindliche Freude lieber verbarg. Das hatte hier schließlich nichts zu suchen. Seine Haltung war aufrecht und zeigte seine Stärke, seine Kraft. Dennoch ließ er es nicht aus, jeden Herren, jeder Herrin, mit gesenktem Blick zu begegnen. Zumindest für den Moment, da er wahrgenommen wurde. Etwas anderes wäre unangebrachter Stolz gewesen, der nur negatiev auf Ursus zurückfallen würde.
    Cimon trug wie gewohnt lange Kleidung, die passend von den Farben der Aurelier geprägt war. Dazu ein passendes Halstuch, wobei alles die gewohnt gute Qualität zeigte, die Ursus verlangte.


    Doch nichts glänzte mehr als sein Herr. Dafür hatte er selbst gesorgt. Gleich wie bescheiden Ursus sein wollte, der Nubier hatte die vergangenen Tage die Kleidung vorbereitet, jedes stück Metall polliert und auf Hochglanz gebracht und die Sklaven persönlich dabei beaufsichtigt, als sie ihm beim ankleiden geholfen hatten. Ja, er hatte sie sogar verbessert und am Ende gar, hinter dem Rücken seines Herren, fort geschickt. Cimon war in manchen Dingen ein Perfektionist und glaubte das eben dies sein Herr von ihm erwartete.


    Es erleichterte den dunklen Sklaven das er nicht auch noch für die Sicherheit von Septima kümmern musste. Auch wenn er manchmal bezweifelte das Baldemar das so recht ernst nahm. Wobei er genau wusste, das dieser Eindruck sehr wohl falsch sein konnte, vor allem da er den Germanen kennengelernt hatte und als zumindest ziemlich Nett einstufte. Domina Septima gegenüber hatte Cimon selbstverständlich auch den Blick gesenkt und immer darauf geachtet, ihr den Tag über nicht im Wege zu stehen. Wo er es doch inzwischen kannte, das sein Herr manchmal ein wenig von ihr, für sich 'eingenommen' wurde.

    Er hatte nicht viel Zeit, aber die die Cimon erübrigen konnte, verbrachte er damit sich umzusehen. Er wollte vorbereitet sein und Ursus bestmöglich schützen. So musste er vor dem Fest bereits alle Orte, alle Schlupflöcher alle möglichen Gefahren kennen. So ging der Nubier mit offenen Augen und recht wachsam über den Markt. Die Menschen besah er sich genau, um auch hier Auffälligkeiten zu erkennen.
    Der Sklave trug kein Zeichen dafür das er war, was er war... man kannte ihn und er hatte dieses unangenehme Zeichen in seinem Nacken, was sicher ausreichte. Wie gut das er ein Halstuch trug, um die Tätowierung zu verbergen. Es war in einem dunklen Ton gehalten, welcher zu seiner langärmligen Tunika passte. Die Hosen passten farblich ebenso wie von der Qualität her. Ursus legte viel Wert darauf, das Cimon gut gekleidet war.


    An einem Stand der ihn ebenfalls sehr interessierte, sah er den Freund von Marei. So ging er leicht lächelnd auf diesen zu. Wobei seine Haltung zwar erhoben, doch nicht unhöflich war. Sobald er bei ihm war, neigte er ergeben den Blick sowie leicht den Kopf. Schließlich war Iulius Licinus ein Römer und dazu noch bei der Legio... etwas was Cimon mehr noch auf ihn aufsehen ließ, als bei 'gewöhnlichen' Herren.



    "Salve, ehrenwerter Primus Pilus. Darf ich fragen ob der Brief den ich für dich abgegeben habe dir Freude bereitet hat, Herr?"


    Es sollte nur ein Anfang sein, einer der nicht zu aufdringlich sein sollte, falls Licinus kein Interesse an ein Gespräch haben sollte. Da war doch der Brief von Marei, den er aus Rom mitgebracht hatte ein guter Beginn. Das Mädchen sah er kurz mit einem Augenzwinkern an. Sie schien wie Marei oder Titus wenig Interesse an Schriftstücke zu haben. Anders wie Cimon, der viele der Werke bereits aus dem Besitz seines Herren kannte.

    Dem offenbaren Wunsch von Phaeneas eben in dieser Haltung und mit diesem Abstand stehen zu bleiben beugte der Nubier sich mit einem Lächeln. Seine Mine blieb distanziert, um dem Anspruch seines Liebsten zu genügen. Pflichtgefühl gegenüber Phaeneas war nicht das einzige was er dabei spürte, denn die Liebe, wie er glaubte, sorgte für ein angenehmes Kribbeln in seinem Körper.


    Ein wenig zweifelnd zogen sich seine Augenbrauen zusammen, als er meinte zu verstehen, wie Syria behauptete das das Glück nun endlich war. Nein, nicht für Cimon. Das hier war etwas ganz besonderes... einen Schatz, den er zu schützen hatte. Nur leicht schüttelte er also den Kopf, lächelte dabei aber oberflächlich, um ihr das Gefühl zu geben, recht zu haben. Der Nubier wollte keine Grundsatzdiskussion führen... das wollte er lieber für später aufheben... später mit Phaeneas vielleicht.


    Mit einem fragenden Gesichtsausdruck sah Cimon nun den Bithynier an und überlegte, was er sagen konnte, um doch nicht sofort von ihm getrennt zu werden. Jedoch war dieses Unterfangen, wie es schien, zum Scheitern verurteilt. Er schenkte Phaeneas ein offenes Lächeln, um es ihm leichter zu machen. Arbeiten mussten schließlich erledigt werden, das verstand der Nubier nur zu gut... das und die Tatsache das soetwas nicht warten konnte.
    Die ruhige Stimme des vinicischen Sklaven verunsicherte Cimon nur am Rande, wo er doch inzwischen verstand, das ein gewisses Verhalten nach außen hin gewünscht war und erwartet wurde. Es war keine gute Idee das er helfen mochte... und es war nicht nötig... Wie schade. Cimon senkte kurz ergeben den Blick.


    "Wie du es wünschst, mein bester Phaeneas. Danke Cephalus, für deine guten Wünsche. Ja... sicher... "


    Dankend nickte er Antias zu, als dieser ihn hinausbegleiten wollte. Doch er blieb noch einen Moment stehen. Er hatte doch noch zeit. Aber nur heute. Wie es die folgenden Tage sein würde, konnte er noch gar nicht abschätzen. Seine Trauer darüber sah man nur in seinen Augen... wenn man ihn kannte.


    Sein Kopf wandte sich zu Phaeneas um, von dem er nun getrennt werden sollte. Viel zu schnell ging das nun, wo er doch noch so viele Fragen hatte. Der Druck der Hand ließ den Nubier lächeln und ihn erwiedern. Versunken in Phaeneas' Augen versuchte er so gut es ging die letzte Frage zu beantworten.


    "Leider habe ich nur heute noch Zeit. Mein Herr kam nur für die Hochzeit von Domina Flora nach Rom. Was bedeutet das wir bald möglichst wieder nach Mantua aufbrechen werden. Ich kann dir leider noch nicht sagen, wie mein Herr mir Zeit geben wird und ob mein Weg mich bald wieder hier her führen kann."


    Es gefiel ihm nicht, in solcher Art antworten zu müssen... so unsicher und so nichtssagend. Wenn es nach Cimon ging, so würde er direkt am Folgetag noch einmal vorbeischauen... doch es ging eben nie nach dem Sklaven. So war es und so gehörte es sich. Sie beide hatten damit umzugehen und würden es sicher auch entsprechend umzusetzen wissen. Doch Schmerzen fühlte Cimon dennoch... tief in seinem Herzen und in seinem Innersten... Den Grund dafür vermochte er nicht zu fassen, wollte es aber herausfinden.. bald.

    Es sollte bald ein Termin festgelegt werden? Cimon dachte über die Verpflichtungen seines Herren in den kommenden Tagen nach, nickte dann und notierte einen Tag, an dem es gut passte. Der Nubier wartete einen Moment ab, an dem Ursus sich etwas zu essen Nahm, ein Moment in dem er nicht sprach und kurz zur Seite würde sehen können.
    Cimon neigte er sich vor und hielt die Notiez so das sein Herr es würde sehen können. Es war extra groß geschrieben, damit Ursus sich nicht darauf würde konzentrieren müssen, das kleine gekritzel zu erkennen. Es zu zuflüstern wäre eine andere Möglichkeit gewesen, doch der Sklave befürchtete, das dies mitten in einem Gespräch seines Herren zu unhöflich sein würde.
    So blieb es seinem Herren auch frei ihn einfach zu ignorieren und später darauf zurück zu kommen. Was bei geflüsterten Worten nicht so leicht war.


    Cimon hatte das Anliegen gehört und dachte darüber nach. Die Kleine hatte keine Eltern mehr. Der Vater gar unbekannt. Würde er sie dann nicht anerkennen können? Oder wäre das zu einfach für die vielen Räder die Rom zum laufen brachten? Wäre es gar unmöglich? Fieberhaft suchte der Nubier in seinem Kopf nach gelesenen Schriften über Vormundschaft. So schrieb er in Großbuchstaben auf die Tafel; Lex Atilia? Unsicher ob er richtig lag, zeigte es aber wie zuvor den Termin, in der Hoffnung das er etwas richtig gemacht hatte.


    Es gab keinen gesetzlichen, keinen testamentarischen Vormund... früher hätte es bedeutet, das der Stadtprätor und die Mehrzahl der tribuni plebis es zu beschließen hatten. Aber jetzt? Cimon dachte weiter angestrengt nach...was hatte er genau gelesen? Wie war es? Ja... es fiel ihm ein... der praetor tutelarius oder die Consulen? ... Ja, aber da war noch etwas... Der Statthalter. Also einer von ihnen konnte es beschließen. Da es keine Verwandten mehr zu geben schien, würde auch niemand aus der Familie befragt werden können. Das sah nach guten Aussichten aus...oder?


    In Rechtsfragen war der Nubier sich noch sehr unsicher und verstand nicht immer alles was er von Ursus zu lesen bekam oder sich selber aussuchte. Gespannt wartete er auf die Antwort seines Herren.

    Es war Zeit zum Essen am Abend und alles war bereit, sicher würde er wieder Ursus Gesellschaft leisten und mit ihm über einiges sprechen können. Cimon hatte eine Tabula dabei um sich etwas zu nutieren... nur für den Fall. Noch einmal versicherte er sich, das alles so war, wie Dominus Ursus es für gewöhnlich wünschte. Dabei erfuhr er, das für einen Gast mit gereicht wurde... bei Nachfrage sagte ihm der Sklave der das Trinken bringen sollte, am vorbeigehen, das der ehrenwerte Iulius Licinus zu gast war.


    Nur kurz verspürte der Nubier soetwas wie Enttäuschung bis er dann ganz Sklave seines Herren mit den Schreibutensilien zu seinem Herren ging. Wenn er Besuch von einem Klienten hatte, würde er eventuell etwas nutieren müssen, oder Fragen bezüglich der Termine seines Herren beantworten. Also trat er gemeinsam mit den Sklaven, die Trinken und Essen brachten ein. Kurz suchte er nach dem Blick von Ursus und nickte ihm ergeben zu, stellte sich dann aber einfach in die Nähe seines Herren... ruhig und ohne eine Mine zu zeigen, wartete Cimon ob er gebraucht wurde. Nur ein Schritt würde er vor machen müssen, falls Ursus ihn brauchte, jedoch wollte er bis dahin so unauffällig sein, wie es nur ging. Was mit seiner Statur und Erscheinung nicht leicht fiel.


    Bei allem vergaß er nicht dem Gast und Klienten seines Herren ebenso ergeben zu zunicken, auch wenn es hier nur der Kopf war, wo doch Ursus gegenüber sich auch immer ein wenig der Oberkörper senkte. Nur ein wenig ... er hatte es erst lernen müssen, doch in den vergangenen Jahren hatte Cimon es zur Perfektion gebracht, seine Ergebenheit zu zeigen, ohne gleich auf die Knie zu fallen.

    Da Cimon sich durchaus aufmerksam umsah, konnte der Nubier beobachten wie sich einige in den Armen lagen. Freuten sie sich so sehr? Für ihn war das alles sehr neu. Wäre es auch so gewesen, hätte er Phaeneas seine Liebe in Mantua gestanden? Dann trat eine bildhübsche Frau zu ihnen und gratulierte beiden. Cimon lächelte etwas unsicher und brauchte einen Moment um seine Stimme zurecht zu rücken.


    "Ja..ja ich denke das bin ich... also ...Ja!"


    Er war glücklich, sehr sogar, nur konnte er es nicht so recht ausdrücken, vorallem da er sich in einer ruhigen, überlegenen Pose übte.
    Seine Augen hatten warm die des Bithyniers getroffen, als dieser erklärte er wäre der Sklave seines Herren...ja, das waren sie beide...die Sklaven ihrer Herren. Sie waren von bedeutung? So sehr war es ihm noch nie vor Augen geführt worden. Sicher war er wichtig für Ursus und wusste genau was sein Herr dachte, was er wollte, was zu tun war... und umgekehrt sorgte auch Ursus sich um Cimon. So schien es zumindest für den Nubier zu sein. Doch dies war anders... es war deutlicher. Nachdenklich nickte er zu Phaeneas' Worten, erkannte er doch was bislang noch ein wenig verschwommen gewirkt hatte.


    Ein wenig verwirrt sah er zur Seite, als er etwas spürte...an seinem Arm... seine Augen gingen zum Arm des Mannes, den er liebte... und das obwohl sie sich nur geküsst hatten...ging soetwas? Offensichtlich...und es tat ihm gut, das es so war.
    Sie standen nun eng beieinander und Cimon konnte nicht anders als Phaeneas ein Lächeln zu schenken. Der Nubier versuchte sogar, ihn so unauffällig wie möglich näher an sich zu ziehen, wenn das überhaupt ginge. Er wollte ihn nicht mehr los lassen.


    So war es richtig, so gehörte es sich und niemals würde er sich etwas anderes wünschen, das wusste der dunkle Sklave in diesem Moment sicherer als alles andere. Es musste selbstverständlich sein bei Ursus? Also wäre es ein schlechtes Bild, das auf Ursus fallen würde, wenn Cimon zugeben mochte, das er es nicht kannte, nicht damit gerechnet hatte?


    "Ja...das... selbstverständlich. Natürlich. Kein...Zweifel."


    Plötzlich war er seiner lang ausholenden Sätze beraubt und konnte nur noch das wenige retten was noch da war. Schüchtern grinste Cimon, während er leicht mit den Schultern zuckte. Würde Phaeneas diese Unzulänglichkeit erkennen, würde er sie verzeihen? Er hatte sich ja bereits verraten ... nun konnte er nur noch auf das Verständniss seines Liebsten hoffen. Seine Welt hatte vor Ursus nur aus Schmerz und Demütigung bestanden... seit einigen Jahren erst lernte er in einer Welt zu leben, in der Phaeneas bereits lange zu gegen war. Vielleicht sah er deswegen auf ihn auf. Immer hatte der Nubier der starke Fels sein müssen...selbst als er sich vor Schmerzen kaum rühren konnte, immer hatte er diesen Anspruch an sich ... Nun konnte er auf eine Konstante bauen, die ihm diese Last nahm. Auch wenn er genau wusste, das Phaeneas' Wohl einen sehr hohen Stellenwert für ihn haben würde und Cimon wollte stark für ihn sein... jetzt sah er aber, das er es nicht musste. Seine Augen leuchteten ein wenig als er den Blick des Bithyniers einzufangen versuchte.


    Syrias Worte holten ihn zurück in die Menge, auch wenn für einen Augenblick seine Welt nur aus Phaeneas und ihm bestanden hatte. Ruhig sah er sie an und nickte verhalten. Dankbarkeit schien aus seiner Mine zu sprechen... distanzierte Dankbarkeit.


    "Ich danke dir aus tiefstem Herzen, Syria. Aber Glück muss doch nicht endlich sein, meine Gute."


    Er lächelte zu seinen Worten, wollte er doch etwas erwiedern, das eigene Glück herunterspielen. Nicht das er es mindern wollte, oder für unbeachtenswert hielt... nein, ganz im Gegenteil. Cimon war überglücklich, jedoch war es ihm ein wenig unangenehm, wie sehr sie beide immer mehr in den Mittelpunkt gerieten. Sie hatten sich gerade erst geküsst. Der Nubier wollte viel mehr, er wollte mit Phaeneas so viel reden, besprechen und ... ihm einfach nur nahe sein. Ganz allein mit ihm und ihrer beider Wünsche.
    Aber irgendwie wurden es einfach nicht weniger. Irrte er sich oder wurden es sogar mehr? Dabei spürte er wie eine unsichtbare Mauer zwischen ihm und Phaeneas entstand. Obwohl sie einander so nahe waren, war da ein Abstand, der ihm nicht gefiel. Sanft drückte er den Arm seines ... 'Mannes' und hoffte das er es unauffällig genug gemacht hatte.


    Mit Neugier beobachtete er Antias und Cephalus, wie sie heran traten und Phaeneas ansprachen. Cimon begrüßte die beiden mit einem Lächeln. Die beiden waren die Rettung. Sie kamen mit einem ganz normalen Problem, welches nach Arbeit rief. Aber... dann würde Phaeneas gehen und Cimon bleiben? Das war nicht unbedingt die beste aller Lösungen.
    Heizung... Ein kleines Problem das zu einem großen werden konnte und der Bithynier war schließlich verantwortlich.
    Mit Bedauern in den Augen sah er Phaeneas tief in die wundervoll geheimnissvollen Augen. Erneut drückte er leicht den Arm des Liebsten.


    "Das musste ja so kommen, nicht war, bester Phaeneas? Kann ich vielleicht behilflich sein bei diesem Problem?"


    Natürlich hatte er ganz besondere Hintergedanken, denn er wollte Phaeneas nicht wieder los lassen oder ihn gar weg gehen sehen... nein, er wollte nicht zurück bleiben ohne zu wissen, wann sie sich wieder sehen mochten. Dank der Großzügigkeit seines Herren hatte er den Tag noch zeit. Doch gerade jetzt wusste Cimon genau wie er diese Zeit verbringen wollte...naja oder zumindest grob.