Beiträge von Cimon

    Je näher sie Rom kamen um so mehr ging seine Unbeschwertheit. Cimon achtete darauf Caelyn zu schützen doch an der Villa Aurelia angekommen hielt er sich nervös zurück. Hier war sie zu Hause und er war noch unbekannt. Die Begrüßung des Nubiers, von dem er dachte das dies wohl Leone sein musste, war recht ausgelassen. Zumindest Caelyn gegenüber. Cimon hielt sich stumm zurück und wartete respektvoll ab. Das er selbst etwas kühler begrüßt wurde verwunderte ihn nicht, aber es tat ein wenig weh. Allerdings zeigte er dies nicht.


    "Salve, Leone. ja, der bin ich. Mein Name ist Cimon."


    Es war ein schuss ins Blaue. Schließlich hatte sein Herr ihm von dem anderen Nubier erzählt. Aber in seiner Stimme klang es sehr selbstsicher und zielstrebig. Und wer war dieser Dedwen? Cimon blieb ruhig und zeigte dabei doch durch seine eher stolze Haltung wessen Sklave er war. Sein leicht ergebenes Kopfnicken sollte dies dabei aber ein wenig abschwächen. Er wollte höflich sein und offen zeigen das er verstand das er hier der Neue und damit sicher von allen Sklaven der unbedeutenste war.

    Als Caelyn und Cimon angekommen waren, war Ursus gerade nicht zu gegen und so hatte der Nubier sich zuersteinmal angefangen zurecht zu finden. Den Abend hatte er bei der Rüstung des Herren verbracht um diese zu pflegen. Sie brauchte nicht viel, da sie nicht benutzt wurde, doch es war nötig um ihren Glanz zu erhalten.


    Nun hatte er gehört das Ursus heim gekehrt war und in seinem officium weilte. Der Herr hatte wohl SAchriftstücke bei sich, so wie Cimon von einem anderen Sklaven gehört hatte. Kurze Unsicherheit ergriff ihn als er vor der Tür stand. Im Gedanken erarbeitete er sich die Regeln, die er einmal eingeprügelt bekommen hatte. In der Hoffnung das diese auch hier gelten mochten klopfte er an, trat aber umgehend danach ein. Sein Herr war alleine was ihn dazu brachte einen Schritt einzutreten, den Kopf gesenkt zu halten und den Körper recht grade und stolz zu zeigen, ebenso wie er dachte das Ursus es wollte. Dabei zeigte er nur zu gerne mit einen nicht minder großen Stolz das Halstuch, was Bashir ihm zum Abschied geschenkt hatte. Der edle Stoff zeigte nicht nur die Verbundenheit zu seinem guten Freund sondern verdeckte somit auch das verhasste Zeichen im Nacken.


    "Herr? Ich wollte mich zurück aus Sardinia melden. Caelyn und ich sind heile angekommen. Es gab keine besonderen Zwischenfälle und das übrige Geld habe ich zu dem anderen in deinem cobiculum gelegt, Dominus Ursus."


    Noch immer blieb er in der Nähe zur Tür stehen und wartete ab was sein Herr sagen würde. Unsicher biss er sich auf seiner Lippe herum. Hatte Caelyn sie vieleicht schon angemeldet? war er zu spät? Wie konnte er nur den.... nicht ganz Zwischenfall erklären? Auf eine Eingebung, was er sagen könnte hoffend, bemühte Cimon sich nicht all zu offen sein schlechtes Gewissen zu zeigen.

    Von ihr gehalten und selber die Arme um Caelyn geschlungen erfuhr Cimon was Geborgenheit bedeutete. Seine Augen brannten aber die Tränen waren versiegt. Der Nubier hörte den Worten der Frau zu, die ihm zwar fremd aber nun doch seltsam vertraut erschien, während er hoffte das sie die beruhigenden Berührungen nicht unterbrechen würde, nur weil er nicht mehr weinte. Dazu drückte er sich leicht gegen sie. Nicht aufdringlich oder mit irgendwelchen Hintergedanken, nur gerade eben so um zu zeigen wie wohl er sich fühlte.


    Diese Art der Nähe und des Tröstens war ihm unbekannt und mehr als nur fremd geworden. Um so angenehmer war es. Und was Caelyn sagte zeigte ihm das es ihr nicht unangenehm war. Verwirrt sah er sie dann an.


    "Ich.... es tut gut ... das jemand da ist... das du da bist... ich... ich habe vergessen wie gut die Nähe tun kann. A..aber Caelyn...du hast doch keine Schuld. Du kannst es nicht ändern... und was würde er wohl denken wenn er sehen würde wie du deswegen leidest? ...Ich...ich würde dir gerne helfen... aber ich weiß nicht wie."


    Fragend und dabei auch recht verzweifelt blickte Cimon nun zu ihr, noch immer halb auf. Der Nubier beendete in keinster weise die Umarmung und wollte sich darum bemühen ihr ebenso etwas zu geben, wie sie es für ihn tat. Nur das er völlig unerfahren in solchen zwischenmenschlichen Dingen war. Er wusste nur das er sich gerade anfing wohl zu fühlen und es nicht mochte wie Caelyn litt. Ihre feuchten Augen hatte er durchaus bemerkt, wenn auch nur sehr kurz, da sie umgehend diese in seine langärmlige Tunika verschwinden ließ. Cimon wusste nichts besseres als sie umarmt zu halten und leicht über den Rücken zu streichen, eben wie er es von seiner Mutter noch in erinnerung hatte.

    Es erfreute Cimon das sein Gegenüber am anderen Ende des Atriums ihn sah und den Gruß erwiederte. Ein leichtes Lächeln zeichnete seine Lippen. Recht untypisch für den Nubier der doch immer versuchte alles hinter einer Maske zu verbergen.
    Leicht legte er den Kopf schräg und nickte ebenso leicht. Alles waren nur kleine Zeichen, die nicht wirklich auffällig waren. Nichts war schlimmer als negativ aufzufallen und damit seinem Herren Unehre zu bereiten. Allerdings war es für Cimon ebenso wichtig, mit jeder Faser seines Körpers Höflichkeit und Respekt auszustrahlen. Da der Fremde der auf ihn nun reagierte in den Haushalt des Patrons seines Herren gehörte, stand dieser selbstverständlich über dem Nubier. Dies machte er selbstverständlich mit der nur kleinen Andeutung des Kopfsenkens deutlich.


    Für andere Anwesende mochte er nur der brave Sklave sein, der stumm im Hintergrund blieb und wartete wann er seinem Herren folgen oder zu diensten sein konnte. Aber versteckt blieb er wachsam, hörte den Worten der Herrschaften aufmerksam zu und bemühte sich dabei mit dem anderes Sklaven, wie er vermutete, stumme Zeichen zu geben. Es sollte nicht ablenken. Doch es war mehr als nur simple Höflichkeit. Für Cimon war es neu aber angenehm sich so zu verständigen. Dabei blieb sein Körper gewohnt stolz und zeigte dennoch mit überraschender Eindeutigkeit seine Ergebenheit.


    Die Verständigung konnte nur auf wenige Informationen beschränkt sein. Wie zum Beispiel der Gruß oder der versuch durch einen fragenden Blick nach dem Wohl des anderen zu fragen. Natürlich ließ das alles Raum für fehlinterpretationen. Doch das war auch nicht wichtig. Es ...es machte tatsächlich spaß und gab Cimon auf seltsame Weise etwas mehr Selbstbewustsein. Der Nubier beschloss diese Art sich und damit seinen Herren darzustellen noch zu verbessern.

    Schweigsam hörte Cimon den beiden Männern zu und strahlte kurz mit beiden Augen und lächelte sehr ehrlich als sein Freund ihn bat zu bleiben.


    "Wenn es euch beide nicht stört würde ich gerne bleiben und zuhören. Ich... ich kenne nicht so viel von der Welt wie ihr. Ich habe nur einige Dinge gelesen. ...A...aber ich kann mir denken das ihr lieber in eurer Sprache sprechen würdet... ich will euch keine Last sein. ... Phraates? Nur so... also wenn wir Zeit haben und unsere Herren nichts dagegen haben... würdest du mir dann eure Sprache beibringen? Dann würde soetwas nicht wieder passieren...und...du könntest dann in Rom ab und zu deine Heimatsprache sprechen."


    Vieles was gesprochen wurde verstand Cimon nicht auf anhieb. Fragen drängten sich in seine Gedanken und offene Neugier war ihm anzusehen. Die Männer abwechselnt anschauend musste er erstmal so einiges verarbeiten, bis er zumindest einige Fragen formulieren konnte.


    "D..darf ich etwas fragen...also ich will euch ja nicht unterbrechen, aber ...Indus? Was ...Wo ist das? ... Dieser Turban, hört sich wie etwas ganz besonderes an. Phraates? Wer ist denn deine Herrrin und wen hat sie geheiratet..."


    Über die Aurelier sprach er lieber nicht, denn noch kannte er nur seinen Herren Ursus, den er mehr als nur nett fand. Als Cimon fertig gesprochen hatte stockte er und merkte was er alles gesagt hatte und senkte kurz den Blick. Diese Vertrautheit mit anderen Sklaven musste er erst noch richtig lernen.


    "Es...es tut mir leid. Aber alles was ihr sagt klingt so interessant."


    In Cimons Gestik war nun deutlich zu sehen, das er die beiden Parther weit über sich sah. Er blickte sogar auf sie auf. Sie waren offensichtlich kampferfahren und so...frei. Sie wussten um das wahre..richtige Leben. Etwas was der Nubier nur schwer verstand und sie doch darum beneidete.

    Es war ihm ein wenig peinlich das sein Geständniss das erste mal Wein getrunken zu haben Caelyn so sehr überraschte. Aber es stand einem Sklaven doch nicht zu. Oder irrte er sich erneut? Würde sein Herr es gar nicht schlimm finden? So oder so, er würde es herausfinden. Denn Geheimnisse vor seinem Herren durfte er noch viel weniger haben als einen Schluck Wein.
    Er hoffte sehr das sie irgendwie die Übelkeit von Caelyn besiegen könnten. Denn es tat ihm jetzt schon leid, indirekt schuld daran zu sein, wenn sie leiden würde.


    Als der Nubier die Arme ausbreitete kam Caelyn vom Wagen gesprungen und er fing sie mit einer Leichtigkeit auf, die seinesgleichen suchte. Sanft ließ er sie neben sich hinunter und holte dann das Gepäck der beiden vom Wagen. Rasch konnte er sich noch beim Händler bedanken und ihn für die Mühe, wie vereinbart bezahlen.
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    Währenddessen kam M'Bale zu ihnen und ging nun, da Cimon offensichtlich beschäftigt war auf die unbekannte Frau zu. Der Sklave hatte doch etwas erzählt...er sollte sie abholen. Aber den Namen hatte er sich nun wirklich nicht merken können. Der war auch viel zu komplitiert, fand M'Bale.


    "Salve... M'Bale mein Name ist. Du wohl die Frau die abholen er sollen? Na dann ... Willchommen "


    M'Bale ahnte bereits das nicht jedes Wort richtig saß, aber das war ihm gleich. Mit seiner eher plumpen wenn auch freundlichen Art nahm er die Frau kurzerhand in den Arm, wobei er sie natürlich ein stückweit anhob. Dann setzte er sie wieder ab und kaum war Cimon zu ihnen getreten nahm er auch diesen Brüderlich in den Arm und schlug ihm fest auf die Schultern.
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    Cimon wusste was kommen musste, dennoch war ihm die Überraschung anzusehen und er tat sich schwer mit dieser Art der Nähe. M'Bale merkte es sicher nicht. Aber dies nahm der Sklave ihm nicht übel. Kaum standen sie wieder einigermaßen ordentlich voreinander, richtete Cimon seine Kleidung und begann zu sprechen.


    "Wie du sicher gemerkt hast...dies ist M'Bale. M'Bale darf ich dir Caelyn vorstellen? Sie ist es die ich nach Rom begleiten darf. ... Und hattest du mir nicht etwas versprochen?"
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    M'Bale lachte und grinste die Frau breit an. Kurz knuffte er Cimon an der Schulter und nickte zur bestätigung der Frage. Er war doch nicht vergesslich...jedenfalls nicht ...meistens...oder so.


    "Ah...Chahälien? Ja, ja...genau. Er hier hat viel geredet. Aber sicher...sicher...ich habe gesprochen mit allen, als du weg, Cimon. Ihr beide Chönnen mitfahren, als Gaste. Gut gut....Das alles was ihr haben?"


    M'Bale zeigte auf das Gepäck. Solange ihn niemand aufhalten würde, würde er sich einfach mal mit dem meisten bepacken und den beiden den Weg zum Schiff weisen.

    Ihre Worte salbten seine Narben und wärmten sein Herz. Als sie Cimon dann noch in den Arm nahm, konnte er nicht anders als die seinen um sie zu schlingen und alles einfach raus zu lassen. Er folgte ihrer Bitte und hörte auf sich selber weh zu tun. Der Nubier weinte einfach und gab unartikulierte Geräusche von sich. Denn irgendwie wollte er auch reden. Es dauerte einige Minuten bis er sich wieder etwas im Griff hatte. Und sie hatte recht. Es hatte gut getan einfach mal zu weinen und gehalten zu werden. Voller Dankbarkeit und mit roten Augen sah Cimon zu Caely auf. Was sie abschließend sagte ließ ihn nun leicht lächeln. Langsam nickte er und schluchzte nur kurz auf, bevor er seine leise Stimme wiedergefunden hatte.


    "Ja, das haben wir. Es ist ein Glück für das ich den Göttern bereits gedankt habe. Und ich habe ihnen geschworen meinem Herren immer treu zu diensten zu sein."


    Während er sprach bemerkte er wie seine Stärke nur langsam wiederkam und er sah sie aus wunden Augen von unten Her an. Denn er war beim Weinen etwas zusammengesunken. Nun richtete er sich zwar leicht auf, wollte aber die Stärke gebende Umarmung nicht lösen.


    "Danke, Caelyn."


    Mehr wusste er nicht zu sagen. Seine Dankbarkeit fand keine Worte und auch sonst gab es nichts besseres was er hätte sagen oder tun können. Cimons Augen sprachen für sich. Sie waren wie ein offenes Buch in diesem Moment. Eines das viele Geschichten zu erzählen hatte, dessen Hauptaussage aber nun aus einem gesalbten Herzen und einer etwas freieren Seele bestand.

    Es hatte ihn sehr beruhigt, als Caelyn meinte das die Aurelier, die sie kannte gute Menschen waren. Sein Herz nahm diese Wärme aus der Aussage wie ein verdurstender in der Wüste in sich auf. Nachdem er ihr seinen Arm gezeigt hatte reagierte sie überraschend ruhig und doch erschrocken. Das ihre Hand auf der seinen liegenblieb gab ihm innere Stärke und er sah sie überraschend fest an. Etwas was er langsam erst wieder lernte und was ihm gerade wirklich sehr gut tat.
    Was sollte oder konnte er sagen? Er wollte einfach alles sagen und zeigen..aber dafür reichte weder die Zeit noch sein Wortschatz.


    "Meine Herren vor Ursus waren... sehr streng. Ich habe meine Fehler teuer bezahlen müssen. ... Vorallem meine letzten beiden Herren. Atonis, ein griechischer Händler und nach seinem Tot ein Sklavenhändler waren sehr... brutal... ich... Peitsche und Stock waren Tagesordnung. Sie wollten mir meinen Rücken brechen... und jetzt...jetzt habe ich Ursus und er mag eben diesen stolzen Teil an mir. ... Mein ganzes Leben war...Schmerz..."


    Seine freie Hand ging zu seinem kalen Kopf und strich darüber. Erneut schauderte er. So gerne hätte er Haare...so gerne hätte er die Wahl sich welche wachsen zu lassen. Tränen rannen ungefragt über seine Wangen und er konnte nicht mehr sprechen. Seine Hand fasste fester den Kopf, schlug kurz darauf um ihn dann wieder zu ergreifen. Die andere Hand krallte sich förmlich in sein Knie. Das wollte er nicht. Nicht der Schwache sein. Nicht vor ihr. Sie kannten sich kaum und er musste für sie doch jetzt wirken wie ein jämerliches Tier. Seine Lippen zitterten. Er wollte sich ihr zeigen. Nicht aus unschicklichen Gründen. Sondern weil sein Körper eine wesendlich deutlichere Sprache sprechen konnte als er selbst. Doch sicher würde sie es falsch verstehen. Cimon wagte es kaum sich zu bewegen.


    Sein Ärmel war inzwischen runtergerutscht. Der Kopf in der Hand gesenkt und die andere lag ruhig auf seinem Knie. Caelyns Hand gab ihm Wärme und seine Augen betrachteten sie. Denn aufschauen konnte er nicht. Seine Stimme klang schwach.


    "Mein Haar wird nie wieder richtig wachsen können. ... Atonis sagte ich sei der Pracht nicht würdig... er ließ er ...ziehen...den rest ... abflammen.... "


    Schwer atmete der Nubier durch. Er hatte es gesagt. Und nun? Nun war er doch noch viel weniger ein Mann als sowieso schon... Die Hand noch immer auf der Haut des kalen Hauptes gelegt, schaute er langsam auf.


    "Es... es tut mir leid. ... ich...normal bin ich nicht so."


    Das war ehrlich und mit offenen Augen gesprochen. Normal verbarg er immer seine Gefühle und versuchte stehts ruhig und beherrscht zu sein. Das alles war gerade weg. Dafür konnte er sich gerade nicht besonders gut leiden.

    Sein Handzeichen interpretierte Caelyn wohl falsch und kam zu Cimon, setzte sich direkt neben ihn. Als sie ihre Hand auf die seine legte erschrak er kurz, blieb aber ansonsten ruhig sitzen. Er sah ihr tief in die Augen und hörte sehr aufmerksam ihren aufmunternden Worten zu. Nun zeigte sich sogar ein kleines Lächeln auf seinen Lippen.
    Ja, zumindest Ursus hatte ihn sehr gut behandelt. Mit Schmerzen dachte der Nubier an seine diversen Herren. Ein unangenehmer Schauer des Grauens ergriff seinen Rücken und ließ ihn zucken.


    "Er sagte ich solle ...stolzer sein... soetwas in der Art hatte er gesagt. Er behandelt mich wirklich sehr gut. Es ist wie eine Erlösung, wenn ich an die Zeit davor denke. .. Sind wirklich alle Aurelier so?"


    Cimon konnte das kaum glauben aber die Hoffnung war deutlich aus seiner Stimme zu hören. Es tat ihm so gut, einfach über dies zu reden. Einfach nur reden. Etwas was seine Mutter manchmal gemacht hatte. Bis...bis es sehr hart bestraft wurde. Und da eine Lupa nicht beschedigt werden konnte war es nur natürlich das es ihn traf.


    So viele Bilder gingen durch seinen Kopf. Er war unglaublich dankbar, wusste es aber nicht in gute Worte zu fassen. Er sah sie an und wusste nicht ob sie es sich denken konnte, ob es sie interessierte. Doch er schluckte bitter seine Bedenken hinunter bevor er sich dazu durchring, ihr zu offenbaren, was ihm so schmerzte. Seit Ursus ihm erlaubte, nein sogar in seiner übermenschlichen Güte befohlen hatte, gute Kleidung zu tragen, die seinen Körper bedekte, hasste er es mehr denn je sich zu zeigen. Doch er nahm langsam mit der freien Hand den Ärmel des anderen Armes und zog diesen herauf.


    Schlimme Vernarbungen waren zu sehen, die wie Vorboten für grausameres wirkten. Cimon zog den Stoff bis zum Ellenbogen hoch und sah Caelyn nur stumm an. War es zu viel? Würde sie ihn auslachen, weil sie schlimmeres erlebt hatte? Cimon wusste es nicht einzuschätzen, vermutete aber das sie niemals derartig bestraft worden war. Sogar mit Messer und Feuer hatte man ihm so einiges angetan. Dinge die er nicht in Worte fassen konnte. Aber es kam nun alles an die Oberfläche. Warum jetzt? Warum zu einem Zeitpunkt da es ihm doch gut ging? Er wollte Caelyn nicht mit seinen Problemen behelligen, doch sie war ein so lieber Mensch. Sie war hier. Und er fühlte sich so unglaublich leer.

    Sich darum bemühend seinem Herren Ehre zu machen achtete Cimon darauf ein guter und stiller Sklave zu sein. Zwar hörte er die Worte die gesprochen wurden und merkte sich so viel es ging, doch ansonsten war sein Äußeres recht unbewegt. Während er mit gesenktem Kopf versuchte sich einen Überblick zu verschaffen fiel ihm ein anderer Sklave auf. Dieser stand neben dem Patron seines Herren.
    Ihre Augen trafen sich. es war nur ein kleines Zeichen, das Cimon in Augen und Gesicht zeigte. Einen unausgesprochenen Gruß an einen anderen Sklaven. Doch er zeigte noch immer viel Respekt. Denn der andere stand doch offensichtlich über Cimon. Dabei blieb der Grundstolz unberührt. Der Nubier konnte nicht einmal sicher sein, ob sein Gruß gesehen wurde. doch mehr wäre unpassend gewesen.


    Zwar zwigte Cimons Gesicht kein Lächeln doch es war auch nicht unfreundlich. Denn er bemühte sich zusehends neutraler zu wirken. Was immer in ihm vorgehen mochte durfte nicht gesehen werden. Es galt besonders darauf zu achten, um zu zeigen wie gut der Sklave des Dominus Ursus erzogen war. Immer wieder sagte er sich dies, was dafür sorgte das sein Körper die gerade Haltung in keinster weise verlor. Bei allem schaffte es Cimon dennoch zu zeigen wie ergeben er war und immer sein würde.

    Sie bemerkte seine Tränen und blieb. Was Caelyn fragte ließ Cimon überrascht den Kopf heben. Zwar waren seine Augen leicht gerötet doch ersteinmal versiegten die Tränen. Der Nubier atmete ein paar mal tief durch. Die Hände kneteten einander um die Nervösität zu bewältigen. Aber er konnte nicht wirklich antworten. Er selbst wusste es doch kaum in Worte zu fassen. Allein das sie sich um ihn sorgte war neu für ihn.


    "Ich...ich kann es nicht sagen...nein, nein..du bist nicht schuld. Es ist mein Fehler...es...ich war noch nie... du musst mich für ziemlich dumm halten, was? Es ist, weil Dominus Ursus. Er vertraut mir. Noch nie hat ein Herr mir vertraut. Noch nie war ich alleine auf die Reise geschickt worden. ... Vieleicht brauche ich einfach Zeit, um das alles zu verarbeiten."


    Ja, sicher brauchte es nur Zeit. Das hatte sein Herr doch auch gesagt. Leicht zitternt rieb er sich die Augen und hasste sich nun für seine Schwäche. Ein Klos verhinderte das er weitersprach also bemühte er sich recht abwinkende Handbewegungen zu machen. Damit sie sich keine weiteren Sorgen machen würde. Sein Leben lang war er der Sklave, der gepeitschte, der folgsame gewesen. Jetzt wurde er zu einem Sklaven der viel mehr sein sollte und seinen Herren nicht enttäuschen wollte. Seine eigenen Gefühle verwirrten ihn zunehmend.

    Cimon lächelte und dachte an seine Mutter. Wie sie behauptet hatte das er niemals probleme mit wackligen Dingen haben würde. Und tatsächlich ging es doch überraschend gut, trotz des Rausches. Als sie den Nubischen Namen so komisch aussprach sah er sie eher verständnisvoll an denn belustigd. Er selbst hatte die Sprache seiner Mutter am Anfang nicht gut ausgesprochen. Aber er lernte ja zum Glück recht schnell.


    "M 'B A L E, er ist ein wichtiger Mann auf einem Schiff voller Nubier. Ein wirklich netter Mann. Ich bin mir sicher das bekommen wir hin mit deiner...Übelkeit."


    Aufmunternd versuchte er sie offen anzulächeln, was für einen Moment recht gut gelang. Was sie dann fragte ließ ihn stocken und Cimon sah Caelyn direkt in die Augen während er nachdachte was er sagen konnte. Er beschloss dieser Frau zu vertrauen. Sie schien ein guter Mensch zu sein.


    "Ich..habe nichts...fast nichts. Ich mache mir nur Sorgen. Ich war kein guter Sklave auf der Überfahrt... dieser M'Bale und die anderen...sie feiern offenbar sehr gerne und...naja, ich war der Grund. Und da konnte ich ja nicht einfach alles ablehnen. Ich habe noch nie Wein...was?"


    Zu seinem Glück rettete ihn der nahe Hafen und sein Gesicht strahlte. Denn trotz der Bedenken wegen seines Verhaltens freute er sich bereits die Nubier wieder zu sehen. Rasch suchten seine Augen den Hafen ab und er sah kaum mehr etwas anderes. Jemand anders sah ihn zuerst. Ein großer Nubier, größer noch als Cimon stand an einem Wagen der entladen wurde und winkte ihm zu.


    M'Bale war sehr kräftig, die Haut von der Seh geprägt und man sah keine Narbe. Dafür aber sehr einfache Tätowierungen, die sogar über das Gesicht gingen. Diese Zeichen, waren eher Zeichen seiner Freiheit und Stärke.


    Cimon konnte es kaum erwarten bis der Wagen hielt. Dann sprang er hinunter und würde Caely helfen. Dabei zeigte er das er es eilig hatte. Noch beim Sprung hatte er das Winken erwiedert und er spürte eine Leichtigkeit in seinem Körper. Der Nubier wusste nicht warum, doch er fühlte sich plötzlich ganz anders als sonst.


    "Das ist M'Bale. Komm Caelyn. Er wird dir gefallen. Wenn wir Glück haben halten sie ihr Wort und wir können ohne Bezahlung mitreisen."


    Er breitete die Arme aus und bot ihr stumm an zu helfen. Es war eine höfliche Geste die er gerne zeigte.
    Noch während er dies tat kam der riesige Nubier in ihre Richtung und hatte offenbar etwas zu einigen Leuten gerufen, die zu einem der Schiffe gehörten. Es schien so als würde bereits jetzt auf einem der Schiffe eine Feier beginnen.

    Cimon nickte Bashir zu als dieser ihn ansprach und lächelte unsicher. Ja, auch er sah ihn als Freund an. Dabei achette er genau auf alles was gesagt wurde. Vieleicht würde er es später einmal brauchen. Vorallem wenn es um die Aurelier ging. Die Flavier waren also grausam? Auch das musste er sich merken. Langsam sah er die beiden Männer abwechselnd an und sah etwas ein, was ihm nicht weh tat. Nein, er lächelte sogar.


    "Vieleicht... ich könnte gehen, wenn ihr euch in ruhe unterhalten wollt. Ich kann euch Trinken und eine Kleinigkeit aus der Colina holen."


    Etwas verlegen sah er nieder. Er würde sich gerne um seinen guten Freund kümmern. Natürlich auch um Phraates, der ihm zunehmend sympatischer wurde. Die beiden schienen sich viel zu erzählen zu haben. Und dabei wollte er einfach nicht stören. Nachdenklich kaute er nur wenig auf der Unterlippe herum. In letzter Zeit heuften sich einfach die Augenblicke in denen er nicht wusste was er tun oder sagen sollte. Vertrautheit war ihm fremd. Und doch hatte er es mit Bashir zusammen gelernt. Nur was wenn Phraates lieber allein mit diesem sein wollte? Vieleicht wollten sie ja lieber in der Heimatsprache reden. Er musste dringend diese Sprache lernen. Später irgendwann würde er seinen Herren fragen müssen.

    Ihre Überraschung tat schon ein wenig weh und Cimon wusste nicht wieso. Die Freiheit sollte gut sein? Cimon dachte früher mal so... irgendwann hatte er damit aufgehört und wusste nun nicht mehr was er tun sollte ohne einen Herren, der ihm sagte was er zu tun hatte. Aber wie hatte Ursus es noch gesagt? Er beschützte ihn auch und hatte seinen Teil zu leisten. Noch immer lag die Hand auf dem Zeichen..sein Teil...aber vor dieser Sache hatte sein Herr ihn nicht beschützt...nein er hatte ihn gezwungen.
    Der Nubier würde sich später dafür rügen nicht auf sie eingegangen zu sein. Denn er glaubte erkannt zu haben, das diese Freiheit in ihr auch schlechte Erinnerungen aufrief. Aber er konnte einfach keine guten Worte finden. Nur Blicke und ein Gesicht das offen Betroffenheit zeigte.


    Dann sah er verwirrt und mit Tränen in den Augen zu Caelyn auf. Stumm nickte er und wusste sich nicht weiter zu bewegen. Sie wollte ihn allein lassen? Hatte er zuviel geredet? Sicher hatte er etwas falsches gesagt. Aber jetzt...jetzt konnte er nicht mehr reden. Alles erschien ihm in diesem Augenblick so wahnsinnig schwer und dabei wollte er doch gar nicht das sie ging. Nein, er wollte nicht allein sein. Niemals würde er jetzt gut schlafen können. Aber würde er es ehrlich sagen, würde sie ihn sicher auslachen. Schließlich zeugte dies nicht unbedingt von männlicher Stärke.


    Schwer schluckte Cimon alles herunter um dann den Blick zu senken. Wie lächerlich musste er nun wirken. Wo war nur der Boden der sich unter ihm auftun konnte? Eine schwarze Leere machte sich in seinem Inneren breit und entzog ihm jeglichen Gedanken.

    Das Caelyn nun bedrückt war tat ihm leid. Aber er nahm es hin, das sie meinte, es sei nur eine Station von vielen gewesen. In der Ferne wurden die Gebäude kleiner und sie kamen so dem Hafen immer näher. Die Wellen? Cimon sah leicht nach unten und wurde etwas rot um die Ohren herum. Schon wieder. Gut das man es nur leicht würde sehen können, wenn überhaupt.


    "Es... es war gar nicht so schlimm. ... Glaube ich. ... Vieleicht ist das Schiff ja noch da, mit dem ich gekommen bin. Es waren wirklich nette Leute ... und ... naja, die Zeit verging recht schnell."


    Cimon musste sich räuspern und bemühte sich nicht zu nervös auszusehen. Denn schließlich hatte er sich gut betrunken und gefeiert bei der Überfahrt. Lieber nahm er sich fest vor sich diesesmal zusammen zu reißen. Aber Caelyn könnte es wirklich helfen. Falls sie probleme mit dem Wasser haben würde. Und natürlich nur dann, wenn seine nubischen Freunde noch da waren.


    "Du magst Wellen nicht besonders, oder? Ich glaube es war recht ruhig. Zumindest hatte M'Bale das behauptet. Ich fand es schon... anstrengend."


    Er bemühte sich wirklich recht neutral zu wirken, doch die Schultgefühle, das er etwas sehr böses getan hatte sah man ihm dennoch in den Augen an. Es nagte an ihm, das er in dem Moment ein derartig schlechter Sklave gewesen war.

    Nachdem ihr Gepäck und sie beide auf der Ladefläche untergebracht waren ging es langsam los und Cimon schwieg zunächst. Er glaubte soetwas wie Schmerz in Caelyn zu sehen. Aber er war nicht wirklich gut in solchen Dingen. Dennoch merkte er in dieser Stille warum sein Herr es lieber hatte wenn man sprach. So suchte er nun nach den richtigen Worten, wobei seine Stimme rauh und leise klang.


    "Ein schwerer Abschied? Du wirkst... irgendwie bedrückt."


    Seine sorgenvollen Augen sahen Caelyn fragend an. Der Nubier half lieber als das er einfach so zusah. Auch wenn es bedeutete sich der Gefahr auszusetzen, von ihr böse angefahren zu werden. Seine Hände lagen mit der Handfläche nach unten auf dem Boden der Fläche und die Finger spielten leicht mit dem einen oder anderen Spahn, der aus dem Holz herausstach.

    Hin und her gerissen war Cimon kurz gefangen von verwirrenden Gedanken. Er wollte nicht zu viel Zeit vergäuden, die doch die Zeit seines Herren war und doch wollte er sich ein wenig ausgibig ausruhen. Dann hörte er der Geschichte von Caelyn mit wachsender Begeisterung zu. Dabei sprudelte es einfach so ungläubig aus ihm heraus.


    "Du bist frei geboren? ... Verzeih. Ich... weiß nicht einmal wie es sich anfühlen muss... Ja, sicher hast du bei Dominus Ursus ein gutes Leben."


    Und wieder lag es ihm auf der Zunge...es ging auch ihm gut, bis auf das eine, was sich immer wieder in seine Gedanken stahl. Meist nachts wenn seine Hand über die Haut im Nacken strich und er über sein Leben nachdachte. Viel zu spät merkte er das er den Kopf gesenkt hatte und nun die Hand im Nacken lag und die Finger über das Zeichen strichen. Seine Augen brannten und doch wusste er das es ihm nun viel besser ging als zuvor. Wenn dieses eine... wenn es doch nie geschehen wäre.
    Cimon wich nun ihrem Blick aus und hoffte recht bald alleine sein zu können und sich in einem unruhigen Schlaf zu welzen. Er durfte es ihr nicht zeigen. Seine Schwäche gefiel ihm nicht besonders. Vorallem wo sie selber so stark wirkte. Und ihre Geschichte zeugte von so viel...Herz und Mut. Etwas von dem er glaubte das er es niemals besitzen konnte.

    Den Gruß erwiedernt lächelte Cimon, was er nur selten tat. Dann überließ er die beiden Freunde ihrer Wiedersehensfreude. Er selbst merkte wie gut es ihm tat dafür gesorgt zu haben, das es diesen Moment geben konnte. Allerdings blieb etwas Unsicherheit. Irgendwie gehörte er doch nicht hierher, oder? Gerade als er sich etwas zurückziehen wollte, sprach Bashir auch ihn an und Cimon schaute seinen Freund überrascht an.


    "Phraates hat meinem Herren eine Nachricht gebracht. Und ich.... hab mich um sein Wohl gekümmert... "


    Das hörte sich sicher sehr merkwürdig an. Sein Lächeln drohte zu verschwinden und er merkte wie dümmlich er nun gewirkt haben musste. KKurz zuckte er mit den Schultern und wusste nun nicht wirklich mehr etwas zu sagen. Sein Kopf neigte sich. Wie gut das Cimon recht dunkel war, so konnte man seine Röte nicht besonders gut erkennen. Dann fiel ihm etwas auf. Sie schrieben sich Briefe? Aber sie waren doch beide Sklaven und hatten deswegen kein Geld. Seine Verblüfung stand ihm nun offen im Gesicht, aber er wagte sich noch nicht danach zu fragen. So würde er doch nur noch dümmer wirken.

    Dem Herren folgend betrat Cimon das Atrium, blieb aber beim Eingang dorthin stahen. Dabei achtete er darauf nicht im Weg zu sein. Der Nubier verstand das er nun eher unauffällig im Hintergrund bleiben sollte. Und dies tat er mit gradem Körper und doch leicht gesenktem Blick der deutlich zeigte welchen Respekt er für seinen Herren und alle Anwesenden verspürte. Hier würde er nun warten, bis sein Dominus wieder gehen würde oder irgendein anderes Zeichen geben mochte, das etwas anderes andeuten könnte.

    Noch während er einen respektvollen Schritt beiseite ging um seinem Herren den Vortritt zu lassen, sprach er nur leise und achtete darauf das Eintreten dadurch nicht zu verzögern.


    "Ich danke dir."


    Irgendwie dachte Cimon das dies diesesmal nötig war und hoffte nicht zu weit gegangen zu sein. Aber so brauchte sein Herr nicht auf den anderen Sklaven eingehen. Dies war zumindest seine eigene Überlegung. Der Nubier folgte seinem Herren mit etwas Abstand und brachte dabei trotz der stolzen Körperhaltung deutlich, welche Ergebenheit er für Ursus empfand.