Beiträge von Germanica Sabina

    Es war ja schon schlimm genug sich Belehrungen von ihrer Großtante oder ihrem Vater anhören zu müssen, und nun machte es sich wohl auch noch ihr Freund zur Aufgabe. Genervt rollte sie mit den Augen, besonders weil Milo wie ihr Lehrer klang: streng, altklug und als hätte er die Weisheit mit Löffeln gefressen. Nicht einmal er schien Verständnis für sie zu haben. Gern hätte sie nun Alba her, ihre Freundin würde sich auf ihre Seite schlagen und nicht eine solche Moralpredigt halten. „Mir ist schon klar, was da auf den Straßen los ist. Ich hab ja auch nicht vor mich irgendwelchen Unruhen anzuschließen oder eine anzuzetteln“, gab sie ein wenig trotzig von sich. Irgendwie gelang es Faustus ihr tatsächlich ein kleines bisschen ein schlechtes Gewissen einzureden. „Ich bin nicht die Einzige die so vom Kaiser spricht … geh mal auf den Mercatus!“ gab sie zurück. „Viele sind der Meinung, dass der Kaiser im Grunde …“, sie wollte ihrem Freund nicht weiter vor den Kopf stoßen und suchte nach einer Formulierung die nicht so abfällig klang. „Naja ... du weißt schon … Er war seit Jahren nicht in Rom und hat alle Geschäfte abgeben“, gab sie zu bedenken. Das war ja schon beinahe wie in einer Diskussion mit dem Lehrer, wie immer fehlten ihr die Argumente und sie drückte sich etwas ungeschickt aus.

    Schon war die blutige Nase vergessen, nun konnte ihr kleiner Vetter doch noch lachen. Wohl auch, weil sie keinen Unterschied machte, sondern auch Victorius mit nass spritzte. Nur das Klein-Laevina dazu kam, drückte die Stimmung kurz. Die beiden Jungs suchten auch nach ausreden um nicht Hochzeit spielen zu müssen.
    Wie gut dass Sabina ein Spiel fand, welches ihnen allen Spaß machen würde. Nur das Rufus derjenige war, der gefangen werden wollte. Sabina war es recht, ihr war es wichtiger, dass sich niemand ausgeschlossen fühlte. Es war total doof, wenn man nicht mitmachen durfte. „Wie du willst! Du bekommst einen Vorsprung! Ich zähl bis fünf! Eins! Zwei! Drei! Vier! Fünf! Wir kommen!“ rief sie und gab dem kleinen Quintilier die Gelegenheit sich ein versteck zu suchen. „Vic, Vina! Los Rufus suchen gehen!“ forderte sie ihre beiden jüngeren Geschwister auf.

    Irgendwann würde sie es wohl mal umsetzen, über die Mauer im Garten zu klettern um sich dann in aller Heimlichkeit mit ihren Freunden zu treffen. So ein Ausflug in eine zwielichtige Taverne, gerade weil es verboten war, war einfach nur verlockend. Ihre Freunde würden bestimmt mit machen.


    Das ihr Vater nicht einfach nur ‚ja’ sagen konnte, zu den neuen Kleidern. Das machte er doch nur um sie zu ärgern.
    „Natürlich hab ich neue Kleider verdient … ich bleib doch zu Haus!“ verwendete sie ihr Versprechen direkt gegen ihn.

    Manchmal drückte sich Milo sehr gewählt aus. Er klang dann mehr wie ein Senator, als wie ein Junge. Das würde ihm später sicher mal helfen, doch hier, mit ihr allein, hatte er eigentlich keinen Grund sich zu verstellen. „Ich bin genervt …“, ganz leicht zuckte sie mit den Schultern. „Ich darf nicht raus und meine Freunde besuchen und das weil er Kaiser abgekratzt ist“, das klang reichlich abfällig. „Warum nur drehen alle durch, das ist doch Wahnsinn. Der Mann war doch schon seit Ewigkeiten krank, in Rom hat er sich bestimmt schon seit Jahrzehnten nicht mehr blicken lassen und die Arbeit irgendwelchen Würdenträgern übertragen. Sein Tod ist doch eigentlich keine Überraschung und ich glaube auch nicht, das wirklich jemand um ihn trauert … und deshalb wird der Notstand verhängt und ich muss zu haus bleiben“, sie zog eine Grimasse. Das war ihre Meinung zum Tod des Imperators. Die Einstellung einer jungen Frau die nicht wirklich die Tragweite dessen Begriff und auch nicht ahnte, dass die Mächtigen des Reiches nun um die Macht rangen. Ohnehin hatte sie ihre eigenen Probleme und Sorgen. Probleme und Sorgen einer Heranwachsenden, da hingegen waren doch die Sorgen der Welt nichtig und unwichtig.
    Für Faustus war es also Ehrensache, dass er sie besuchen würde. Und Bestia würde er auch mitbringen. Begeistert strahlte sie ihn an. „Ich geh Papa gleich nachher fragen!“ versprach sie ihm.
    „Das Haus war noch nie so voll … naja außer zu irgendwelchen Feierlichkeiten“, grinste sie ihm entgegen.
    Wieso lachte er denn nicht? Das war doch wirklich witzig, dass Urbaner Laevina nach Hause begleitet hatten. Er hatte sogar Verständnis. Ungläubig schüttelte sie den Kopf. „Selbst Schuld, so ist es!“ stimmte sie ihm aber zu. Immer noch musste sie darüber Grinsen.

    „Ich würde mich nicht erwischen lassen“, entgegnete Sabina mit einem frechen Grinsen. Ein Scherz, den sie durchaus ernst meinte. Aber das würde sie natürlich nicht zugeben, sonst würde ihr Vater sie wohl tatsächlich einsperren lassen, damit es nicht zu einem solchen Ausflug käme. Aber selbst wenn, sie wusste wie sie ungesehen aus dem Haus kam. Einfach auf den alten Baum im Garten klettern und dann rüber über die Mauer.
    „Ja, nur neue Kleider …“, ob sie versuchen sollte auch ein paar neue Kleider zu bekommen. Auf einen Versuch konnte sie es ja ankommen lassen. Von daher setzte ihr liebstes Lächeln auf. Ein Lächeln mit dem sie ihren Vater schon sehr oft um den Finger gewickelt hatte. Bestimmt würde er ihr keinen Wunsch ausschlagen können. „Ich würde Alba beim nächsten Mal dann auch gern ein paar neue Kleider vorführen.“ Das war im Grunde der Wink mit dem Zaunpfahl.

    „Ich würde dich gern begleiten … aber ich darf nicht. Wegen dem Notstand. Papa macht sich Sorgen und will nicht dass mir etwas passiert, während es so unruhig ist“, sie klang genervt. Der Tod des Kaisers nervte sie ungemein. War doch gut, dass der Tod war. Der war doch nie in Rom gewesen und hatte die Politik anderen Leuten überlassen. Erschüttert und traurig war sie nicht. Nur genervt, weil es ihr Leben einschränkte.
    Irgendwie konnte sie ihren Vater ja verstehen, aber ihre Freunde lebten fast alle in direkter Nachbarschaft. Was sollte da schon passieren, wenn sie nur ein paar Schritte die Straße hinunter ging. Aber sie hatte es ihrem Vater versprochen, sie würde zu Hause bleiben, bis er ihr erlaubte wieder hinaus zu gehen. „Ich hab es Papa versprochen“, fügte sie noch hinzu. So ein Versprechen nahm sie ernst. „Kommst du in den nächsten Tagen noch mal mit Bestia vorbei? Bitte … mir fällt sonst die Decke auf den Kopf! Ich werde auch Papa fragen ob es ihm recht ist. Dann kann Laevina dich und Bestia nicht hinaus werfen“, schon beinahe flehend sah sie ihn an. Laevina mochte ja der Hausdrachen sein, aber wenn sie ihren Vater fragte, dann würde die alte Germanica nur wenig ausrichten können. Und ihren Vater konnte sie problemlos um den Finger wickeln. Er schlug ihr kaum einen Wunsch aus. „Vic und Vina wollen sicherlich Bestia auch mal kennen lernen. Schließlich ist er ein toller Spielgefährte. Ach ja und Rufus wird sich wohl auch freuen. Meine Cousine und ihr Sohn sind hier! Nur solange es in Rom so unruhig ist. Das Haus ist so voll wie lange nicht mehr. Sogar Aculeo ist aus Germanien zurück. Ach das weißt du ja gar nicht. Also er war in Germanien. Ich weiß gar nicht was er da gewollt hat. Aber nun ist er zurück“, plapperte sie munter. „Und du wirst es nicht glauben! Tante Laevina war auf den Straßen, während des Aufstands“, Sabina zeigte ein recht gehässiges Lächeln. „Sie wurde von Valerian und seinen Männern nach Hause gebracht. Sie hat sich geweigert und einer der Soldaten hatte sie sich einfach über die Schulter geworfen! Einfach so!“ Laut musste sie lachen. „Ich hab sie noch nie so schimpfen gehört!“ kicherte sie ausgelassen. „Stell dir das mal vor. Laevina wie ein Sack Mehl über der Schulter eines Soldaten!“

    „Du kennst Alba! Wir sind beste Freundinnen und ich wollte dich heute Fragen“, erklärte sie ihm. Irgendwie immer noch genervt, weil er anscheinend seine Bedenken hatte, was ihre Freunde anging. Dabei kannte er die meisten ihrer Freunde. Alles Nachbarskinder mit denen sie immer gemeinsam gespielt hatte. Und nun hatte er seine Zweifel ob sie der richtige Umgang waren. Erwachsen zu werden war anstrengend, besonders wenn man sich nicht mehr ungezwungen mit den Freunden treffen konnte und man ständig überwacht wurde. „Wir hatten nicht vor eine Taverne zu besuchen, nur zusammen reden und Mädchensachen machen. Sie hat neue Kleider bekommen und Alba wollte sie mir vorführen“, erzählte sie ihrem Vater, da er es ja scheinbar genau wissen wollte. Mit ihrer Freundin würde sie sich nun aber nicht mehr treffen können, weil sie ja zu Haus bleiben sollte.

    Wieder war Sabina genervt, als ihr Vater ihre durch die Haare fuhr und ihr die Frisur ruinierte. „Papa!“ wieder klang sie vorwurfsvoll. Sie war doch nicht mehr fünf! Sie war zwölf! Also kein Kind mehr. Und bestimmt nicht mehr so jung, dass ihr Vater sie ständig tätscheln musste. Sabina sprang nun von ihrem Bett und warf einen kritischen Blick in den Spiegel.
    Puppen und Holzfiguren waren Schmuckkästchen und anderen Dingen gewichen die eine junge Dame so benötigte. So ganz war ihr Spielzeug nicht verschwunden, einiges hatte sie ihren Geschwistern gegeben, anderes verbarg sich in einer Truhe am Ende ihres Bettes. Nur eine Puppe hatte noch einen Ehrenplatz auf ihrem Bett. Die Puppe die sie von ihrer Mutter hatte und bestimmt nicht hergeben würde.


    Warum fragte er denn plötzlich nach ihren Freunden? Verwundert sah sie ihn an. Ganz leicht zuckte sie mit den Schultern. Das war nicht wirklich eine vielsagende Antwort. „Eigentlich gut. Alba hat mich eingeladen … zum Übernachten. Aber das wird wohl jetzt nichts!“

    Anscheinend wollte Vic ihr nicht so einfach glauben. Da würde ihr kleiner Bruder aber ganz große Augen machen, wenn er sah, dass sie tatsächlich kandierte Früchte hat verstecken lassen. Nach einer ganzen Weile, war er schließlich gewillt dieses kleine Geheimnis für sich zu behalten. Wäre ja noch schöner, wenn sie sich etwas anderes einfallen lassen müsste um die begehrten Süßigkeiten zu verstecken. Außerdem hatte sie vor mit ihm und auch Rufus zu teilen. Nur bekam sie irgendwie keine Gelegenheit ihren süßen Schatz zu holen.
    Denn Rufus war bockig. Genervt rollte sie mit den Augen, da versuchte sie sich ehrlich um ihn zu bemühen und dann stellte er sich quer. Ein bisschen Mitleid bekam sie ja dann mit ihm, als er meinte er habe seinen Vater schon lange nicht mehr gesehen. Sie wusste gar nicht was sie dazu sagen sollte. „Das ist bestimmt doof“, versuchte Sabina es trotzdem. Hätte man ihr nicht verboten das Haus zu verlassen, hätte sie Rufus nun bei der Hand genommen und würde glatt einfach mal Valerian suchen gehen. Doch die Gelegenheit bekam sie nicht, der freche Knirps schien seine Meinung zu ändern und spritzte sie plötzlich nass „EY!“ kurz setzte sie eine grimmige Miene auf. Vic fand das auch witzig. „So nicht“, rief sie lachend aus und begann dann abwechselnd Rufus und Vic nass zu spritzen. Schließlich hatte ihre Bruder schadenfroh gegrinst, das hatte sie gesehen.

    Unterbrochen wurde sie, als Vina dazu kam und spielen wollte. Hochzeit, ausgerechnet das, was Jungs keinen Spaß machte. „Ich weiß ein besseres Spiel!“ sie sah von einem zum anderen.
    „Frieden?“ fragte sie vorher um nicht gleich wieder nass gespritzt zu werden. „Wir spielen Soldat und Prinzessin! Vina ist die Prinzessin und wurde von Barbaren entführt! Ihr Beide müsst sie befreien!" Sabina schnappte sich ihre kleine Schwester die in den Kleidern Serranas steckte und wirbelte sie einmal herum. „Ich hab sie entführt!“ rief Sabina aus. „Ihr müsst mich fangen!“ fragend sah sie in die Runde. Sabina fand ihren Vorschlag gut, so konnten alle miteinander spielen und keiner musste sich langweilen. „Aber ihr müsst mir Zeit geben, mich zu verstecken! Und wenn ihr mich gefunden habt, gibt es kandierte Früchte für alle!“

    Noch immer hatte sie die Stirn gerunzelt und sah ihren Vater vorwurfsvoll aus. Es sah nicht so aus, als würde es ihm wirklich leidtun. Genervt seufzte sie. Unfair war das! Sabina hoffte einfach, dass ihr Vater in Zukunft einfach etwas abwarten würde, bevor er rein platzte. Von daher zog sie eine Schnute, als er sein Versprechen abgab. "Versprochen ist versprochen und wird nicht gebrochen!" erinnerte sie ihn.


    Ein wenig musste sie Grinsen. Sie hatte Rech gehabt! Ihr Vater wollte irgendetwas von ihr! Deshalb war er hier. Fragend sah sie ihn an. Etwas ernstes. Musste ja verdammt wichtig sein, wenn er so einen Gesichtsausdruck aufsetzte. "Aha!" meinte sie nur, als er ihr dann erklärte, dass man den Imperator samt Familie ermordet hatte. Und inwiefern betraf das ihr Leben? War doch nur so ein Wichtigtuer, der sich nie hatte in Rom blicken lassen! Erschüttert war sie nicht. Konnte sie doch nicht wirklich einschätzen, wie diese Tatsache sie betreffen sollte.
    Schließlich rückte ihr Vater dann aber doch noch mit der Sprache raus. Sie sollte das Haus nicht verlassen. Dass ihr dies nicht gefiel war deutlich auf ihrem Gesicht abzulesen. Dann würde sie ihre Freunde nicht treffen können! Das nervte sie. Noch vielmehr, dass man einfach in ihr Zimmer platzte. "Na schön!" meinte sie unzufrieden. Schon allein, weil sie ihrem Vater anmerkte wie ernst ihm das war. Schließlich klang es mehr nach einer Bitte. "Ich bleib zu Haus!" versprach sie.

    Entspannt lag sie auf ihrem Bett, bäuchlings, und auch wenn es eigentlich kein typischer Anblick war, sie hatte die Nase in ein Buch gesteckt. Dabei wackelte sie mit den Beinen, denn wirklich still sitzen oder liegen konnte sie irgendwie nicht. Ständig zappelte sie herum, auch weil es Laevina nervös machte und es nicht leiden konnte. Es war so etwas wie eine Rebellion im Kleinen. Dinge mit denen sie ihre Großtante ärgern konnte, ohne eine ihrer drakonischen Strafen fürchten zu müssen.
    Es klopfte und einen Moment später stand ihr Vater im Raum. Leicht runzelte sie die Stirn, irgendwie platzten alle gern in ihr Zimmer, ob sie gerade wollte oder nicht. Auf eine Aufforderung wollte man wohl nicht warten. „Papa!“ sie klang vorwurfsvoll. „Kannst du nicht warten?“ maulte sie herum. Wenn sie einfach ohne zu warten in ein Zimmer stürmte, dann wurde sie direkt zu Recht gewiesen. Das war unfair! Alle bestanden auf die Privatsphäre, nur sie durfte es nicht. „Ich platz ja auch nicht herein, wenn du gerade mit Serrana herum schmust!“ warf Sabina ihrem Vater launisch an den Kopf. Es nervte sie, dass man ihr so strenge Regeln auferlegte, an die nur sie sich zu halten hatte.


    Der Kuss auf die Stirne besänftigte sie nur ein bisschen. „Du bist doch nicht hier um mich zu fragen, wie es mir geht?“ fragend legte sie den Kopf schief. Sie war nicht mehr so klein. Mittlerweile konnte sie eigentlich recht gut einschätzen, wenn jemand wegen bestimmter Dinge zur ihr kam und nur aus reiner Höflichkeit nach ihrem befinden fragte. „Mir geht’s gut“, gab sie dann aber doch noch bereitwillig Auskunft.


    Sim-Off:

    PAPA! Dein Postkasten ist voll. Die Beschwerden häufen sich! ;)

    Das die Sklaven freundlich waren und den Gästen zulächelten, war für sie nichts ungewöhnlich. Schließlich wussten die Sklaven des Haushaltes was sich gehörte. Dass dahinter mehr stecken könnte, würde Sabina nicht vermuten. Von daher zuckte sie nur mit den Schultern, als Milo ein seltsames Verhalten dahinter vermutete. „Findest du? Saldir lächelt jedem zu“, ganz leicht zog sie eine Grimasse. Mittlerweile war sie alt genug um zu wissen, dass Saldir nicht gerade wegen ihrer Klugheit gekauft worden war. „Naja jedem Mann“, sie kicherte albern und rollte mit den Augen. Ein kleines bisschen wurde sie dabei auch rot. „Du weißt schon …“, fügte sie immer noch kichernd hinzu. Milo verstand sicherlich was sie andeuten wollte. Aber direkt aussprechen wollte sie es dann doch nicht, das Thema war irgendwie ein wenig peinlich.
    Wie gut das sie das Thema wechselten. Auf seine Frage hin zuckte sie mit den Schultern. „Nur lernen wie sich eine römische junge Dame zu benehmen hat! Ich weiß nicht welche Pläne Papa mit mir hat … ich glaub eigentlich hat er keine. Aber Laevina sicherlich.“ Wieder zuckte sie mit den Schultern.

    Saldir betrat den Raum und stellte auf einem niedrigen Tischchen ein Tablett mit zwei Kannen und ein bisschen Obst ab. Nachdem sie die Becher gefüllt hatte, ließ sie die beiden jungen Römer wieder allein. Kurz lächelte sie Milo noch zu, dann war sie auch schon wieder hinaus.
    Verstehend nickte sie. Man hatte große Erwartungen an Milo und Milo an sich noch sehr viel größere. Er war ehrgeizig und aus seinen Worten sprach sogar eine gewisse Ungeduld. So schnell er konnte, wollte er wohl sei Schicksal selbst in die Hand nehmen.
    Irgendwie machte sie das traurig, wenn es soweit war, würde er nur noch wenig Zeit für sie haben. Wie auch ihre anderen Freunde. Je älter sie wurden, desto größere Erwatungen hatte man und desto mehr Verantwortung wurde ihnen auch auferlegt. „Du wirst das schon machen“, meinte sie recht zuversichtlich. So langsam wurde ihr bewusst, dass sie eigentlich keine Kinder mehr waren.

    „In der Küche! Ich hab dort welche Verstecken lassen“, weihte sie ihren Bruder mit einem verschwörerischen Lächeln ein. „Aber verrat das nicht Laevina, die würde uns das nicht gönnen“, zwinkerte sie ihm noch zu. Vic konnte ja durchaus Geheimnisse für sich behalten, besonders wenn sie dann mit ihm teilte. Außerdem ließ er sich mit den kandierten Früchten locken.
    Rufus war bockig. „Wie du meinst“, meinte sie schlicht und rollte mit den Augen. Jungs! Die waren immer so stur. Wenn Rufus nicht wollte, dass man ihm half, dann musste er eben allein zurechtkommen. Sabina zuckte mit den Schultern.


    Warum sie nicht das Haus verlassen durften, wusste sie. Sie fand es auch nicht so toll den lieben langen Tag im Haus eingesperrt zu sein. Viel lieber hätte sie sich mit ihren Freunden getroffen, anstatt auf ihrem Zimmer zu hocken und zu lesen oder irgendwelche Handarbeiten zu machen. Die Frage war nur, ob sie ihrem jüngeren Bruder das erklären sollte. „Naja … ich weiß das schon …“ Puh! Wie sollte sie ihm das nur erklären. „Naja Calvena ist erwachsen und fällt ihre eigenen Entscheidungen und wenn sie uns mit Rufus besuchen möchte, dann darf sie das auch. Du weißt schon, dass ist wieder so ne Sache zwischen erwachsenen. Uns wird etwas verboten und sie dürfen tun was sie wollen“, sie zog eine kleine unzufriedene Grimasse. Vic würde schon wissen was sie meinte. Er fand ja so etwas auch ungerecht. „Der Grund warum wir nicht raus dürfen ist, dass man über Rom einen Notstand verhängt hat. Und ganz viele Soldaten auf den Straßen sind, die die Leute nach Hause schicken … Stimmt doch, Rufus? Ihr seid doch sicherlich Soldaten begegnet?“ versuchte sie ihren kleinen Vetter aus der Reserve zu locken. "Dein Vater ist sicherlich auch auf den Straßen und sorgt für Ordnung! Hast du ihn gesehen?"

    Irgendwie benahm sich Milo ein wenig seltsam. Leicht legte sie den Kopf schief, kam dann aber zu dem Schluss, dass er eigentlich sich gar nicht so anders benahm. Er war eben nur ein bisschen älter geworden. Das musste es sein. Nachdem er seine Wünsche geäußert hatte kam sie auf die Beine und schaute sich vor dem Triclinium nach einem Sklaven um. Wie gut, dass das Haus voller Sklaven war, die sie damit beauftragen konnte eine Erfrischung zu bringen.
    Einer der Sklaven würde ihnen dann schon etwas zu trinken bringen. Sabina konnte es sich wieder auf der Kline gemütlich machen. „Hast du eigentlich Pläne, jetzt wo du wieder zurück bist?“ neugierig sah sie ihn an. Mittlerweile war er eigentlich fast alt genug um sich einer politischen Karriere zu widmen. Schließlich war das Leben junger Römer vorherbestimmt. Außerdem wusste sie, dass er ja für sich große Pläne hatte. Auch wenn sie bisher nie wirklich darüber geredet hatte. Sabina kannte ihren Freund aber gut genug, er würde sich nicht einfach so auf den Lorbeeren seiner Ahnen ausruhen.

    Von Milos Befangenheit bemerkte sie nichts. Er war ihr Freund und so behandelte sie ihn auch noch. Das sich womöglich etwas zwischen ihnen geändert hatte, würde sie nicht wahr haben wollen. Für sie war er immer noch der Alte, auch wenn nun ein wenig älter und größer und kräftiger. Sabina würde sich etwas einfallen lassen um wieder ein Kräftegleichgewicht herzustellen. Sonst es gar nicht so einfach werden ihn ein wenig zu necken. Denn wenn er sie jedes Mal einfach überwältigte, hatte sie gar keine Möglichkeit sich zu wehren. „Pfff!“ machte sie, als er auf ihr Friedensangebot nicht direkt einging. „Ich könnte einfach beschließen nicht mehr mit dir zu reden!“ Wieder streckte sie ihm die Zunge raus. So schnell würde sie bestimmt nicht klein bei geben.
    Sabina begann wieder mit den Beinen zu wackeln. Vor und zurück, weil sie irgendwie nicht wirklich still da liegen konnte. Sie war eben lebendig und quirlig. Schließlich schlossen sie dann doch Frieden. Sabina lächelte ihm fröhlich zu. „Was hältst du von etwas zu trinken und etwas süßem?“ schlug sie ihm vor. Bisher hatte sie ihre Gastgeberpflichten sträflich vernachlässigt. Das wollte sie nun ändern.

    Verwirrt fielen ihr einige Haarsträhnen ins Gesicht. Auf dem Boden sitzend schaute sie zu Milo auf und lächelte ihm verlegen zu. So hatte sie sich seine Rache nichtvorgestellt. In Zukunft würde sie seine Drohungen ernster nehmen. Nicht das er sich erneut auf sie stürzte. Milo war ihr einfach überlegen. Schließlich war er größer und kräftiger wie sie. Daran würde sie sich erst einmal gewöhnen müssen. Früher war das irgendwie einfacher gewesen.
    Eilig zog sie ihre Tunika wieder über die Knie. Im Eifer des Gefechtes war ihr diese ja hinauf gerutscht. Wie gut das niemand sie störte, sonst hätte es wohl nun reichlich Ärger gegeben. Schließlich benahmen sie sich ungebührlich und so gar nicht angemessen. Sich mit einem Jungen zu balgen gehörte sich für ein Mädchen in ihrem Alter nicht. Überhaupt mussten Mädchen eigentlich immer brav sein und artig und zurückhaltend. Alles was sie eigentlich nicht war. Laevina gab sich ja alle Mühe sie eben zu so einem Mädchen umzuerziehen. Sie sollte ja so langweilig werden wie ihre Stiefmutter.
    Für den Moment hatten sie jedenfalls Frieden geschlossen. Milo hatte seine Rache bekommen, denn sie saß ja auf dem Boden. Während er auf seinen Platz zurücksetzte, rappelte sie sich wieder auf. „Frieden?“ fragte sie ihn, als sie sich wieder auf ihre Kline bäuchlings legte.

    Erst jetzt fiel ihr auf, dass er doch ein ganzes Stück gewachsen war. Als er sich vor ihr aufbaute musste sie beinahe schon den Kopf in Nacken legen. Was auch daran lag, dass sie immer noch bäuchlings auf der Kline lag. Milo war jedenfalls größer wie in ihrer Erinnerung. Ehe sie aufspringen konnte, kam auch schon seine Rache über sie. „Nein … nicht!“ lachte sie und rollte sich zusammen, als er sie kitzelte. Das war Unfair! Er wusste ganz genau, wie sehr sie kitzelig war. „Haahahahaaa .. aufhöhöhören!“ bettelte sie und versuchte seine Hände irgendwie zu fassen. Das war fast unmöglich denn er war ganz schön kräftig geworden und sie konnte nur hilflos zappeln. Dabei rutschte ihre Tunika ein Stück hoch. Sabina versuchte irgendwie außerhalb seiner Reichweite zu kommen und von ihm weg zu kommen. Gar nicht so einfach, da sie sich vor lachen schüttelte. „Hihihihi … unfair!“ beschwerte sie. Mit etwas Schwung landete sie dann plötzlich auf der anderen Seite der Kline, immer noch lachend. Jedenfalls war sie Milo entkommen. Japsend schnappte sie nach Luft.

    Als er seine Drohung aussprach, konnte sie einfach nicht anders, sie warf noch ein weiteres Kissen nach ihm. Irgendwie hatte es nach ihr mehr wie eine Herausforderung geklungen. Ein wenig wollte sie wissen, wie weit sie gehen konnte. Außerdem hatte er es in ihren Augen verdient, dass sie mit Kissen nach ihm warf. „Du traust dich ja doch nicht“, meinte sie frech und streckte ihm die Zunge raus. "Was wird denn passieren?" fragte sie und sah sich suchend nach dem nächsten Kissen als Wurfgeschoss um.
    Seine Entschuldigung nahm sie nur am Rande wahr. Ihr stand nun mehr der Sinn ihn ein wenig zu necken. Viel zu lange hatte sie ihn nicht mehr gesehen und irgendwie musste sie ja ihre alte Freundschaft ein aufleben zu lassen. Früher hatten sie sich ja auch ab und zu mal gerangelt. Dass sie eigentlich viel zu alt für solche Albernheiten war, ignorierte sie. Es war ja gerade niemand da, der sie maßregeln könnte. Nur weil sie älter wurde, musste sie alles nicht so bitter ernst nehmen. Warum also nicht Milo ein wenig necken und heraus finden, wie ernst es ihm mit seiner Drohung war. Oder ob er einfach ihre Frechheiten über sich ergehen lassen würde.

    Vor Laevina hatte sie nicht wirklich Angst. Respekt schon, auch ließ sie sich durch die Großtante durchaus einschüchtern, weil sie deren drakonische Strafen fürchtete, aber nicht Angst. Wenn sie einen guten Grund hatte sich mit Laevina anzulegen, dann tat sie es auch. Für Milo und Bestia oder ihre Freunde würde sie sich mit der alten Germanica auch streiten. „Lass Laevina mal meine Sorge sein“, meinte sie recht unbeschwert. „Wir geraten ständig aneinander. Sie lässt Quadrata hinter mir her schnüffeln und wenn ich die Sklavin dabei erwische, dann fliegen die Fetzen“, gab Sabina mit einem schiefem Grinsen zu. Wie sehr sie es doch hasste, dass sie unter ständiger Beobachtung stand. Wie gut, dass sie ihre Möglichkeiten gefunden hatte um gegen Laevina und deren strenge Regeln zu rebellieren.
    Sie würde Milo besuchen ohne dass sie Laevina etwas davon erzählte. Sonst würde ihre Großtante ihr eine Begleitung mitgeben oder es ihr wo möglich noch verbieten. Von daher blinzelte sie ihn auch ein wenig ungläubig an, dass er ihr den Vorschlag machte Laevina auf einen Einkaufsbummel mitzunehmen. Ihre Miene drückte deutlich aus, dass sie von diesem Vorschlag so gar nicht begeistert war. „Du machst Witze!“ gab sie dann von sich. Ganz bestimmt machte er einen Scherz. Kurzerhand warf sie ein Kissen nach ihm.
    Als er dann zu lachen anfing setzte sie eine beleidigte Miene auf. Sie konnte so gar nicht verstehen, was er so witzig fand. Ein zweites Kissen warf Sabina nach ihm. „So schlimm bin ich nun auch nicht! Und ob ich will oder nicht, so etwas muss ich nun mal als tugendhaftes und anständiges römisches Mädchen können“, ein wenig störrisch reckte sie ihr Kinn. „Und auch wenn es für dich seltsam klingt, es macht Spaß!“ Auch wenn es für ihn seltsam erschien, es machte ihr tatsächlich Spaß. Laevina hatte ihren Anteil daran, indem sie Sabina dazu gezwungen hatte. Sabina hatte gelernt sich zu fügen, dann war ihre Großtante auch ab und zu gewillt sie in Frieden zu lassen und nicht ständig zu überwachen. "So oft wird ich dich allein nicht zu Hause sitzen lassen“, grinste sie ihm keck zu. „Mir fällt bestimmt etwas ein um dich von deinen Studien abzulenken.“