Ahala kratzte sich nachdenklich am Hinterkopf und nickte dann. "Die Entscheidung ist nicht wirklich leicht,am besten denke ich nochmal in Ruhe darüber nach. Deinem Patron schreiben und mich ihm offiziell vorstellen kann ich ja in jedem Fall, vielleicht macht es auch einen besseren Eindruck, wenn ich ihn nicht mit einer Bitte überfalle." Der junge Tiberius räusperte sich und machte Anstalten sich zu erheben. Noch war der Tag nicht allzu weit fortgeschritten, und wenn er sich beeilte, konnte er es sich vor der Cena noch ein Weilchen in den Thermen gemütlich machen.
"Wenn es dir recht ist, dann werde ich mich jetzt wieder entfernen und ein wenig für meinen Kurs recherchieren, damit ich mich bei der Prüfung nicht blamiere."
Beiträge von Aulus Tiberius Ahala Tiberianus
-
-
Die kleine Aurelia schien offenbar mehr von seiner Maskerade zu durchschauen, als ihm eigentlich lieb sein konnte, aber wenn Ahala ihre Zeichen richtig deutete, dann hatte sie wohl kein Interesse daran, das in irgendeiner Weise öffentlich zu machen. Neugierig betrachtete er das junge Mädchen etwas genauer und stellte wieder einmal fest, dass die patrizischem Frauen hier in Rom ganz offensichtlich aus einem anderen Holz geschnitzt waren als daheim in Sicilia, wo Ahala im Familienkreis nur von vorbildlichen, sittsamen und unendlich langweiligen Damen umgeben gewesen war. Zu vorbildlichen Kategorie mochte vielleicht die Zwillingsschwester gehören, die offenbar ernsthaft an einem Gespräch mit seinem ebenso vorbildlichen Senior interessiert war, aber diese Kleine hier wohl eher nicht, genauso wenig wie Ahalas so schätzenswerte und badefreudige Cousine Septima.
"Nun, werte Aurelia, was er unter leichter Lektüre versteht, liegt wohl in der Betrachtung jedes einzelnen Lesers." antwortete er mit einem leisen Lächeln und sah kurz zum Brautpaar hinüber, als Flora die Familienbande erklärte, die sie und ihre Schwester mit dem Bräutigam verbanden. "Ein Cousin, sieh an. Nein, bislang hatte ich noch nicht das Vergnügen ihn kennenzulernen, aber vielleicht kann ich das ja jetzt mit deiner Hilfe nachholen."
-
Ahala hatte den größten Teil des Abends in einer Art Dämmerzustand auf seiner Kline verbracht, nachdem er einen Gesichtsausdruck aufgesetzt hatte, der hoffentlich die seinem Status als bislang politisch unerfahrener Sohn des Hausherrn gebührende Mischung aus freundlicher Zurückhaltung und Interesse widerspiegelte. Eine Weile unterhielt er sich damit, unauffällig die übrigen Anwesenden zu beobachten, ihnen zuzuhören und sich mit ihren Sprech- und Argumentationsweisen vertraut zu machen, wobei er dem eigentlichen Thema, sprich der allgemeinen Einschätzung des amtierenden Praefectus Urbi, zunächst nur einen Teil seiner Aufmerksamkeit schenkte. Er nickte dann und wann, trank den einen oder anderen Schluck Wein, wobei er darauf achtete, das vatertaugliche Maß in keinster Weise zu überschreiten, und freute sich, dass von ihm als politisch absolut Unerfahrenen niemand eine Meinungsäußerung zum Thema erwartete. Als der Purgitius und der Claudius nach geraumer Zeit schließlich aufbrachen, wähnte sich Ahala bereits am Ende des offiziellen Teils und wollte gerade voller Tatendrang mit der geistigen Planung seines persönlichen Restabends beginnen, als sein Senior die restlichen Verbliebenen noch zurück hielt, um....ja, um was? Um die Ermordung des derzeit mächtigsten Mannes in Rom zu besprechen??? Durch unzählige Stunden im Kreise meist zwielichter Spiel- und sonstiger Amüsierrunden hatte Ahala sich das zu eigen gemacht, was man in späteren Jahrhunderten als Pokerface bezeichnen würde, doch bei dieser Eröffnung konnte er nur mit Mühe verhindern, dass ihm seine Gesichtszüge entgleisten. Sein Blick folgte erst dem Annaeus, als dieser, bald gefolgt von dem Flavius, den Raum verließ und ging dann ein wenig hilflos zwischen seinem Vater und den restlichen Anwesenden hin und her, kaum begreifend, was er da gerade miterlebte. Er hatte zwar nie erwartet, dass das Leben als Sohn eines Consuls besonders entspannend werden würde, aber dass dieser gerade offensichtlich eine politische Verschwörung auf allerhöchstem Niveau zu initiieren versuchte, war selbst für den meist ausgesprochen entspannten Ahala verdammt harte Kost. Ein nicht unerheblicher Teil von ihm wünschte sich jetzt mehr denn je ins beschauliche Syracusae zurück, wo er bei seiner überstürzten Abreise den einen oder anderen durchaus gewaltbereiten Gläubiger zurückgelassen hatte, trotzdem besaß er seinem Adoptiv-Vater gegenüber genug Pflichtbewusstsein und Respekt, um nach aussen so entspannt wie möglich liegen zu bleiben und die weitere Entwicklung abzuwarten.
-
Auch von mir alles Gute
-
Wie überaus praktisch, dass es Augustales gab. Ahala hatte zwar im Vorfeld, dem Ernst und der Wichtigkeit der Situation angemessen, einige Stunden in den Thermen gegen die deutlich weniger spannende Büffelei seines Anteils an der heutigen Zeremonie geopfert, aber man konnte ja schließlich nie wissen. Die Sprache verschlagen konnte es einem schließlich aus den verschiedensten Gründen, auch wenn er besondere Risikofaktoren wie einen Vollrausch am Abend zuvor bewusst vermieden hatte. Kein Alkohol, keine Würfel, stattdessen mit Schriftrollen im eigenen Zimmer vergraben, welch überaus deprimierendes Szenario...
Ahala unterdrückte einen Seufzer und warf einen unauffälligen Blick auf seinen Vorredner, um bloß nicht allen Mühen zum Trotz noch seinen Einsatz zu verpassen. Wo hatte er den Flavius seinerzeit noch gleich kennengelernt? Achja, beim Wagenrennen, damals mit Septima. Ein ganz netter Kerl, soweit der Tiberius sich erinnern konnte, war er nicht ein enger Freund von Archias gewesen, den Ahala wegen seiner Trink- und Spielfreudigkeit noch in guter Erinnerung hatte? Wieviel hatte er noch mal gleich verloren in jener Nacht in der Subura, als er mit dem Aelier und den beiden Iuliern um die Häuser gezogen war? Fast hätte Ahala über der Erinnerung an diese überaus unterhaltsamen Stunden seinen Einsatz verpasst, bekam dann aber doch noch rechtzeitig die Kurve, vielleicht weil der göttliche Titus, der in seinen irdischen Tagen auch nicht gerade ein Kind von Traurigkeit gewesen war, ein Einsehen mit ihm hatte. Ahala räusperte sich leicht, streckte die geöffneten Handflächen vor und bemühte sich um einen gebührend ernsthaften Gesichtsausdruck der seinem Vorredner hoffentlich in nichts nachstand, bevor er mit seinem Gebet begann."O Divus Titus, Schutzherr der Res Publica und des Imperium Romanum und aller Imperatores Caesares Augusti!
Als Du noch auf Erden wandeltest hast Du die Res Publica gut geführt, die Grenzen unseres Imperium erweitert, militärische Triumphe wie kaum ein zweiter gefeiert, und das durch Katastrophen heimgesuchte Volk mit beispielhaften Wohltaten bedacht! Auch vom Himmel herab schenkst Du unserem Staat Huld und Segen und mehrst unsere Macht!
Nimm unser gerechtes Opfer, diesen makellosen, weißen Stier an, das wir Dir, die wir Dir stets makellose und gerechte Opfer darbringen, am heutigen Tage anempfehlen! Segne unseren geliebten Princeps, den Imperator Caesar Augustus Gaius Ulpius Aelianus Valerianus! Schenke ihm Weisheit, Kraft und Stärke um seine Aufgabe zu erfüllen! Steh ihm bei als himmlischer Ratgeber und schenke ihm ewigen Sieg, wie er auch Dir zuteil wurde, aufdass der Staat gedeihe und wir Dir auch in Zukunft gerechte Opfer darbringen mögen zu Deiner Ehre und Nahrung!"
War es das gewesen? Ja, scheinbar schon. Ahala fiel ein ziemlicher Stein vom Herzen, und er warf einen unauffälligen Blick hinüber zu seinem Adoptivvater. Ob der alte Herr wohl zufrieden mit ihm war? Heute abend hatte er sich seinen Wein aber wirklich verdient, zur Feier des Tages würde er auch ein paar Gläser auf den guten alten Titus trinken! -
Ja, was war denn das? Ahala, dessen Primärziel die Besänftigung und Ablenkung seines Seniors gewesen war, musste jetzt feststellen, dass nicht dieser ihn überrascht ansah, sondern die beiden Mädchen. Nicht, dass ihm weibliche Aufmerksamkeit nicht jederzeit willkommen gewesen wäre, aber diese streichelte nur am Rande sein Ego und brachte in erster Linie neue Anstrengungen mit sich.
Nachdem er Durus' Ausführungen bekräftigend benickt hatte, entschied er, dass Angriff immer noch die beste Verteidigung war, und wandte sich wieder der Aurelia zu, wobei das immer breiter werdende Grinsen die gespielt empörte Mine recht schnell Lügen strafte."Es ist mir ebenfalls eine Freude und Ehre, dich kennenzulernen, Aurelia Flora. Und dürfte ich fragen, was genau dich überrascht? Doch wohl hoffentlich nicht der Umstand, dass ich lesen kann." Jetzt sprach auch endlich die nicht minder hübsche Schwester mit ihm, doch stieg auch diese dummerweise direkt mit einer weiteren lästigen Frage ein.
"Nun, ich denke, die Wahrheit liegt irgendwo dazwischen, Aurelia Narcissa." antwortete Ahala nach kurzem Nachdenken und deutete auch dem zweiten Zwilling gegenüber eine kleine Verbeugung an. "Ich denke, die Architektur ist ein sehr faszinierendes Feld, muss aber zugeben, dass ich erst im Rahmen meines Tirocinium fori begonnen habe, mich wirklich damit zu beschäftigen. Dementsprechend wenig beeindruckend sind natürlich auch meine bisherigen Kenntnisse, fürchte ich." So, jetzt war es aber wirklich an der Zeit für ein weniger verfängliches Smalltalk-Thema. "Darf ich fragen, inwieweit ihr mit dem Bräutigam verwandt seid?" Apropos Bräutigam, dem hatte er immer noch nicht gratuliert, aber da besagter Aurelius Lupus und er einander bislang noch nicht kennengelernt hatten, würde dieser es sicher auch noch ein paar Minuten problemlos ohne die Nettigkeiten des Tiberiers aushalten. -
Wenn sie lächelte, war sie sogar noch niedlicher. Ahala verbeugte sich erneut, und sein Grinsen wurde breiter. "Nun, wenn das so ist, dann werde ich euch mit Freuden Gesellschaft leisten. Mein Name ist übrigens Tiberius Ahala, darf ich fragen, mit wem ich das Vergnügen habe?" Sein Blick glitt kurz zu Durus hinüber, für den Fall, dass dieser ihm seine Gesprächspartnerinnen vorstellen wollte und nahm beim väterlichen Rüffel einen hoffentlich überzeugend zerknickten Ausdruck an. Einige Sekunden später verwandelte sich die bislang nur gespielte Betroffenheit in echte, denn sein Senior hakte doch tatsächlich weiter nach, was Ahala nun leicht ins Schwitzen brachte. Was er gerade las? Natürlich rein gar nichts, so wie meistens, wenn man vielleicht von den intellektuell wenig fordernden Schmierereien an den Wänden der Stadt absah. Trotzdem musste jetzt so schnell wie möglich ein Titel her, vorzugsweise aus einem Fachgebiet, mit dem Durus nichts am Hut hatte. Rhetorik, Rechtskunde und Geschichte fielen damit schonmal flach, ebenso wie Lyrik, die als Lektüre für einen echten Kerl natürlich überhaupt nicht in Frage kam. Der junge Tiberius wurde allmählich doch etwas nervös, als ihm plötzlich der rettende Gedanke kam. Vor noch nicht allzu langer Zeit hatte er sich doch im Zuge der geplanten Umbauarbeiten in der Villa Aurelia durch ein entsprechendes Fachbuch gequält! Er war zwar des öfteren nach wenigen Sätzen eingeschlafen, aber immerhin hatte es gereicht, um sich Autor und Thema des Werkes einzuprägen.
"Oh, du kennst das Werk sicher, Vater." sagte er eifrig und betete innerlich, dass dem nicht so war. "Es ist eine Abhandlung über Architektur von Vitruvius Pollio, wirklich interessant, wenn du mich fragst."
-
Heissa, ein ehemaliger Consul und amtierender Legat als Patron eines sizilianischen Tunichtguts...Aber warum eigentlich nicht, immerhin hatte der es mittlerweile ja, ohne sich aufdrängen zu müssen, auch zum Sohn eines Consuls gebracht und war bislang noch nicht wieder aus dessen Haus geflogen. Wer wusste schon, was mit ein bisschen Tatendrang seinerseits nicht noch alles möglich war!
"Wenn du meinst, dass Vinicius Hungaricus sich meiner eventuell annehmen wird, dann schreibe ich ihm selbstverständlich. Ansonsten hatte ich auch schon überlegt, eventuell Aurelius Ursus, Septimas Mann, anzusprechen. Mit dem verstehe ich mich eigentlich ganz gut, und er ist immerhin Senator und Legat der Legion in Mantua." Bei dem Gedanken an Ursus blitzte unwillkürlich die Erinnerung an das gemeinsame schon einige Zeit zurückliegende Bad mit seiner liebreizenden Cousine auf, und seine Gesichtszüge erhellten sich merklich.
-
Ahala wäre nicht Ahala gewesen, hätte er es einmal geschafft, zu einem gesellschaftlichen Ereignis als einer der Ersten zu erscheinen. Ein Blick in das gut gefüllte Tablinum der Villa Flavia zeigte ihm deutlich, dass die anderen Gäste offensichtlich vor geraumer Zeit eingetroffen waren und sich bereits mitten im unvermeitlichen Smalltalk miteinander befanden. Der junge Tiberius hatte sich gerade dazu durchgerungen, als erstes die Glückwünsche an das ihm unbekannte Brautpaar hinter sich zu bringen, um sich als wohlerzogener Römer aus gutem Hause zu präsentieren, als sein Blick erst auf seinen Senior fiel, dann aber doch recht schnell von dessen Gesprächspartnerinnen abgelenkt wurde. Das waren aber wirklich mal zwei süße Käfer, und noch dazu auf den ersten Blick kaum zu unterscheiden...Nicht zum ersten Mal seit seiner Ankunft in Rom wunderte sich Ahala, wie sein Vater es schaffte, derartige Schönheiten (wie es auch Ahalas kurzeitige Stiefmutter gewesen war)um sich zu scharren, wo er doch alles andere als der größte Charmeur unter der römischen Sonne war. Aber egal, diese Frage war ohnehin müßig, Ahala beschloss, die Gunst der Stunde zu nutzen und sich als erstes bei Durus blicken zu lassen.
Rasch schlängelte er sich durch die übrigen Anwesenheiten und begrüßte die kleine Gruppe mit einem Lächeln und einer angedeuteten Neigung des Kopfes."Salve, Vater. Entschuldige bitte, aber ich hatte mich derart in eine Schriftrolle vertieft, dass ich es versäumt habe, rechtzeitig mit dir und Arvinia aufzubrechen. Meine Damen, ich hoffe, ich habe eure Unterhaltung nicht zu einem ungünstigen Zeitpunkt unterbrochen."
-
"Gut, dann werde ich kommen." nickte Ahala noch einmal bekräftigend und hoffte bereits inniglich, dass er zu diesem Ereignis zur Abwechslung einmal nicht zu spät kommen oder es gar völlig vergessen würde. Es wäre wahrlich nicht das erste Mal, aber in Anwesenheit seines Vaters und dessen Freunde und politischen Verbündeten doppelt peinlich.
"Wo du gerade deinen Klienten ansprichst: dieser Aurelius Lupus ist doch etwa in meinem Alter, meinst du, ich sollte mich nicht auch um einen Patron bemühen? Spätestens bei der nächsten Wahl könnte das doch wichtig sein."
-
Und obwohl er sich wirklich bemueht hatte, schaffte es Ahala, auch zu dieser Cena erst auf den letzten Druecker einzutreffen. Aber immerhin, besser spaet als gar nicht, schliesslich hatte er in frueheren Zeiten derartige Ereignisse auch schon komplett vergessen, es schien also aufwaerts mit ihm zu gehen. Die leichte Verlegenheit mit einem unbekuemmerten Laecheln uebertuenchend eilte er ins Triclinium und nickte den bereits Anwesenden, von denen er die meisten heute zum ersten Mal sah, freundlich zu.
"Salvete, meine Herren. Und salve, Vater. Ich hoffe, ihr entschuldigt mein spaetes Erscheinen."
-
Decemviri litibus iudicandis...Kuemmerten die sich nicht um Erbschaftsangelegenheiten? Ahala war sich in dieser Hinsicht nicht wirklich sicher und fand auch, dass sich diese Taetigkeit bestenfalls mittelspannend anhoerte, allerdings ging es ihm bei fast allen "offiziellen" Betaetigungen so, so dass es fuer ihn im Grunde fast gleichgueltig war, in welchem Bereich er letztendlich landen wuerde. Da Durus sich ihm gegenueber aber bislang durchgehend grosszuegig gezeigt und seine Leine, ob nun gewollt oder ungewollt, lang genug gelassen hatte, fand es der junge Tiberier nur passend, sich jetzt auch mal ein wenig zu revanchieren.
"Ah, das hoert sich wirklich interesant an." sagte er ohne rot zu werden und nickte bekraeftigend. "Dann sollte ich wohl allmaehlich mal damit anfangen, mich bei den richtig wichtigen Maennern dieser Stadt bekannt zu machen, damit auch etwas daraus wird." Die entsprechenden Eckverbindungen fuer einen erfolgsversprechenden Abend in der roemischen Nachtwelt hatte Ahala sich laengst erarbeitet, aber die brachten ihn auf dem Weg in den Senat wohl kaum weiter, zumindest nicht auf direkter Route.
-
Ahala mochte mit einer nicht unerheblichen Portion an Dickfelligkeit und Bequemlichkeit sowie der ein oder anderen fuer einen angehenden Politiker eher suboptimalen Eigenschaft gesegnet sein, aber dafuer hatte ihn das Schicksal mit einem recht gut funktionierenden Alarmsystem, so wie der Faehigkeit, die Stimmungsnuancen seines jeweiligen Gegenuebers gut erkennen zu koennen, ausgestattet. Und so nahm er bei der letzten Bemerkung seines Seniors fast reflexartig eine deutlichs strammere Koerperhaltung ein, setzte einen aufmerksamen aber dennoch entspannten Gesichtsausdruck auf, und nickte eifrig.
"Oh ja, natuerlich. Wenn ich den Kurs erst einmal bestanden habe, dann wird es endlich aufwaerts gehen mit mir, und ich werde mein Bestes geben dich nicht zu enttaeuschen. Ich hab uebrigens ueberlegt, mich so bald wie moeglich zur Wahl zu stellen, welches Amt haeltst du denn fuer das Geeignetste?"
-
"Ja, du hast natürlich recht." seufzte Ahala, dessen momentane Zerknirschung nur zum Teil gespielt war. Der Kurs, von dem sein Vater sprach, war tastächlich selbst für einen Faulpelz wie ihn keine allzu große Herausforderung, und hätte er beizeiten ein bisschen mehr Selbstdisziplin (von der er zugegebenermaßen so gut wie keine besaß) an den Tag gelegt, dann würde er in den kommenden Monaten jetzt nicht doppelt und dreifach schuften müssen. Aber so war es bei Ahala immer schon gewesen: entspannt bis zum großen Knall und offenbar nur unter Druck in der Lage, seine volle Leistungsfähigkeit und Kreativität abzurufen.
"Ich werde versuchen, mich von jetzt an daran zu halten, Vater. Ich hab wohl eine Zeit gebraucht, um mich an mein neues Leben und die Erwartungen der Menschen an mich zu gewöhnen." Ahala seufzte erneut und kratzte sich mit leicht ratloser Miene am Hinterkopf. "Einundzwanzig Jahre lang war ich nichts weiter als der Sohn eines einfachen Quästors und Neffe eines Duumvirs aus der Provinz. Und jetzt bin ich auf einmal Sohn eines Consuls und Pontifex, und die Messlatte hängt viel höher."
-
"Nun ja, es geht doch schließlich nichts über das tägliche Bad, nicht wahr?" fragte Ahala mit einem Grinsen nach hinten gewandt, ohne sich länger mit der Beantwortung von Septimas eigentlicher Frage aufzuhalten. Natürlich hatte Parysatis ihre Spuren hinterlassen, aber das interessierte ihn herzlich wenig und störte ihn noch viel weniger, schließlich hatte er im Umgang mit ihrer Zunft keinerlei Berührungsängste. Nach wie vor bestens gelaunt betrat er kurz darauf das tiberische Balneum und warf, dort angekommen, einen ersten neugierigen Blick auf die sich nach und nach aus ihrer Umhüllung schälenden Formen der offenbar so badefreudigen Septima. Sieh an, sieh an, wirklich nett, was da so alles zum Vorschein kam.... Mit deutlich weniger Aufwand und Mühe zog sich nun auch Ahala die Tunika über den Kopf und ließ sie achtlos zu Boden fallen, bevor er in aller Seelenruhe an seiner liebreizenden Cousine vorbei stolzierte und dann ins Wasser stieg. Von seinen diversen nächtlichen Betätigungen einmal abgesehen gab es wenige Dinge, in die der junge Tiberius mehr Zeit investierte als in seinen Körper, und daher besaß er in Bezug darauf auch ein mehr als gesundes Selbstbewusstsein und sah keinen Grund für falsche Scham oder Zurückhaltung.
Im Wasser angekommen tauchte Ahala zunächst einmal der Länge nach unter und schüttelte sich nach dem Auftauchen das Wasser aus den Locken, bevor er sich völlig entspannt an den Beckenrand anlehnte, um seine interfamiliären Betrachtungen weiter zu führen.
"Komm ruhig rein, das Wasser hat genau die richtige Temperatur, zumindest für meinen Geschmack." sagte er vergnügt, bevor sich sein Gesicht dann doch leicht verwirrt in Falten legte. Was war denn das schon wieder für eine seltsame Frage? Was Männer an Lupae fanden? Ahala für seinen Teil hatte noch nie bewusst darüber nachgedacht, warum auch, lag die Antwort schließlich doch auf der Hand: Lupae tauchten nur dann auf, wenn man sie haben wollte, erfüllten je nach Talent und Bezahlung mehr oder weniger gut ihren Zweck und das Wichtigste: sie verschwanden anschließend wieder spurlos von der Bildfläche und wurden nicht lästig. Ja, was konnte es denn Angenehmeres geben, wenn man über das nötige Kleingeld verfügte? Ahala überlegte noch ein Weilchen, wie man diese wenig philosophischen Erkenntnisse einer frischverheirateten Anverwandten möglichst schonend vermitteln konnte und entschied sich dann zunächst mal wieder für ein kleines Ablenkungsmanöver."Warum fragst du mich denn sowas? Trägt dein Aurelier etwa euer ganzes Geld ins Lupanar?"
-
Ach, sie hatte nichts gegen ein Bad einzuwenden? Na, wer wollte denn dann schon so grausam sein und sie davon ausschließen? "Fein, dann sollten wir uns direkt in die Fluten stürzen, was meinst du?" hakte Ahala, nur für den Fall, dass er sich beim zweiten Satz eventuell verhört hatte, sicherheitshalber nochmal nach und machte eine einladende Handbewegung in Richtung der tiberischen Badanlage. Wer wäre auch schon so blöd, ein derartiges Angebot einfach auszuschlagen, Mann musste ja schon auf beiden Augen blind sein, um Cousine Septimas beeindruckende optische Reize nicht zu bemerken und das Bedürfnis zu haben, diese etwas genauer in Augenschein zu nehmen. Zumal so ein kleines Bad im Famililenkreis doch sicherlich wenn auch in bescheidener Weise zum allgemeinen dynastischen Zusammenhalt beitragen würde, und was gab es denn wünschenswerteres?
Und damit Septima nicht urplötzlich noch auf die Idee kam, ihre Meinung zu ändern, machte sich Ahala vergnügt auf den Weg zum Balneum, wobei er jedoch besonders darauf achtete, dass ihm seine liebe Verwandte unterwegs nicht irgendwo verloren ging.Sim-Off: Liebes Cousinchen, verzeih mir bitte die lange Wartezeit
-
Seine Karriere? Was für ein überaus unspannendes Thema....Ahala seufzte innerlich auf, doch da er sich innerlich bereits darauf eingestellt hatte, verzog er keine Miene und behielt sein aufmerksames und gebührend interessiertes Braver-Sohn-Gesicht bei.
"Oh ja, natürlich." nickte er ausgesprochen erfreut, ausnahmsweise mal etwas Positives berichten zu können und sich nicht wie üblich etwas aus der Nase ziehen zu müssen. "Weißt du, das Wort Karriere schmeichelt meinen bescheidenen Bemühungen natürlich sehr, aber ich denke, ich bin auf dem richtigen Weg. Ich habe mich an der Schola angemeldet, und sobald ich den Grundkurs bestanden habe, werde ich, deinem Rat folgend, natürlich mit Rechtswissenschaften und Rhetorik weitermachen." Ahala hätte spontan gar nicht sagen können, welcher dieser beiden Bereiche ihn weniger interessierte, aber vielleicht konnte man eventuelle Errungenschaften in der Redekunst ja vielleicht noch gewinnbringend in aufregenderen Unternehmungen zum Einsatz bringen!
Eine Studie, die der junge Tiberius zur Zeit tatsächlich mit einer gewissen Akribie und Leidenschaft verfolgte und durch beständige persönliche Feldforschung zu untermauern suchte, war die Frage, wie sich seine drei Lieblingsbeschäftigungen Würfeln, Trinken und Lupae am optimalsten zeitlich kombinieren ließen. Die naheliegende Reihenfolge 1)trinken b) würfeln und c) Lupae hatte sich bei näherer Betrachtung als nicht wirklich praktikabel herausgestellt. Wenn er im Vorfeld zu viel trank, konnte er meist nicht mehr mit der gebührenden Aufmerksamkeit auf seine Mitspieler und eventuelle Betrüger achten, und das hatte häufig fatale Folgen. Und zuviel Alkohol und Würfelpech führten dann zwangsläufig auch zu einer relativ trostlosen Darbietung bei den Damen. Nicht, dass eine Lupa irgendeinen Anspruch auf besondere Qualität hatte, aber Ahala hatte schließlich seinen Stolz und auch einen gewissen Ruf zu verteidigen.
In der letzten Nacht hatte er das Konzept dann erstmals umgestellt und erst nach einer in Sachen Ausdauer und Erfindungsreichtum wirklich zufriedenstellenden Perfomance mit der guten Fabula nach den Würfeln gegriffen, die sich seiner beschwingten Stimmung angepasst und ihm seine Huld gewährt hatten. Und dass ein gleich zweifaches Erfolgserlebnis diesen Kalibers dann bis in die frühen Morgenstunden gebührend begossen werden musste, verstand sich ja wohl von selbst. Kein Wunder also, dass Ahala an diesem Tag ein wenig angeschlagen aussah, wenn auch nicht aus den Gründen, die sein wohlmeinender Senior vermutete. -
Irgendwie hatte Ahala das ungute Gefühl, dass das vor ihm liegende Gespräch mit seinem Senior zu eher unerquicklichen Resultaten führen würde. Aber damit war früher oder später ja zu rechnen gewesen, und so trottete der junge Tiberius an diesem Tag schicksalsergeben zur Exedra. Immerhin hatte er sich in Rom bislang recht erfolgreich und ohne ein Übermaß an persönlichem Einsatz durchschlunzen können, und vielleicht ließ sich zumindest ein bisschen davon auch noch über die nächsten Monate hinüber retten.
"Salve, Vater. Du wolltest mich sprechen?" begrüßte er seinen alten Herrn artig, nachdem er bei diesem angekommen war.
-
Celsus grinste. Ja, wozu in die Ferne schweifen, wenn man vor der Nase doch mehr als genug Frauen hatte, die einem ihr Entgegenkommen signalisierten. Und wenn ihm mal der Sinn nach einer Keltin, Ägypterin oder was auch immer stehen sollte, konnte er diese schließlich genauso gut in der Subura oder ähnlich vielversprechenden Stadtvierteln finden und ebenso schnell auch wieder loswerden.
Die Aussicht auf ein bisschen Sport belebte den Tiberius dann aber doch merklich und er beeilte sich, hinter dem Germanicus aus dem Becken zu kommen."Keine Bange, werter Senator, ich will ja nur mal sehen, was du als ehemaliger Urbaner so drauf hast. Und bewegen kann man sich schließlich nie genug." Zumindest nicht bei angenehmen Beschäftigungen, im Falle von langweiligem Tagewerk und sonstigen Verpflichtungen sah die Sache dann schon wieder ganz anders aus.
-
Und auch Ahala, der seinem Senior ja so einiges versprochen hatte, raffte sich endlich auf und meldete sich für den Kurs an.