Beiträge von Aulus Tiberius Ahala Tiberianus

    Zitat

    Original von Titus Aurelius Ursus


    "In welchem Verwandtschaftsverhältnis stehst Du denn zum Bräugtigam?", fragte Ursus nun, da sie nun wieder bequem Platz genommen hatten und die Gelegenheit sich bot, zumindest diese Gegenfrage zu stellen.


    Aha, Aurelius Orestes war also Arvinias zukünftiger Ehemann. Celsus musterte den jungen Mann aufmerksam, als dieser seine Sponsalia verkündete und legte sich dann wieder entspannt zurück. Zumindest auf den ersten Blick machte er ja einen ganz sympathischen Eindruck, und so wie Arvinia strahlte, war sie eindeutig in ihn verliebt.


    Kaum war der feierliche Moment vorüber, ließ der Tiberier den Blick wieder über die anwesenden Gäste schweifen, und sein Gesichtsausdruck erhellte sich, als er jetzt auch Prisca entdeckte, die sich praktischerweise zu Septima gesellt hatte. Aber warum diese seine doch unmissverständliche Aufforderung, zu ihm herüberzukommen so offensichtlich ignorierte, war ihm schleierhaft. Und er selbst konnte mitten im Gespräch mit Ursus ja wohl kaum aufstehen und wie ein aufgeregter Gänserich zu den beiden Damen eilen. Celsus warf einen weiteren interessierten Blick zu Prisca und einen fragenden zu Septima und biss dann mit einem Seufzer in sein erstes Ei, bevor er sich wieder seinem Nachbarn und Gesprächspartner zuwandte.


    "Nun, eigentlich sind wir nicht besonders eng verwandt und kennen uns auch noch nicht allzu lang, da ich nach dem Tod meines Vaters bei der Familie meiner Mutter in Sicilia aufgewachsen bin und dort bis vor kurzem auch gelebt habe. Trotzdem hat mich der Consul großzügigerweise in sein Haus aufgenommen und will mir beim Einstieg in die Politik ein wenig unter die Arme greifen. In dieser Stadt sind meine Chancen da wohl deutlich besser als daheim in Syracusae." Heissa, jetzt klang er doch schon fast wie ein ambitionierter und hochmotivierter Jungpolitiker, vielleicht konnte ja doch noch etwas aus ihm werden...

    Celsus sah Volubilis Vitale überrascht nach, als dieser sich so plötzlich verabschiedete und aus dem Becken stieg. "Ja, mach's gut, vielleicht läuft man sich ja noch mal irgendwo über den Weg." rief er ihm dann noch hinterher und wandte sich dann wieder Archias und Centho zu. Die Bemerkung des letzteren quittierte er mit enem breiten Grinsen. "Die liebe Septima wird sicherlich entzückt sein, dass du sie mit einem Kamelrennen in Verbindung bringst. Soll ich ihr nette Grüße von dir bestellen, wenn ich heimkomme?" Jetzt tauchte auch der Tiberier einmal komplett unter und schüttelte dann wie ein nasser Hund den Kopf, so dass die Wassertropfen nach allen Seiten flogen.


    "Überhaupt könnt ihr froh sein, dass ich Septima dabei hatte, und nicht meine Cousine Vitula vom servilischen Teil meiner Familie. Wenn die beim Rennen einmal geschrieen hätte, dann wären vermutlich alle Pferde gleichzeitig scheu geworden. Wobei das natürlich auch ganz spannend hätte sein können...."


    Jetzt erst fiel ihm auf, dass er Archias' Frage noch nicht beantwortet hatte. "Ich glaube schon, dass genug Zuschauer für ein Kamelrennen zusammen kommen würden. Rennen ist schließlich Rennen und die meisten Leute sind für ein bisschen Abwechslung immer dankbar, ganz wie in anderen Bereichen des Lebens. Ich würde es mir auf jeden Fall anschauen."


    Dann fiel ihm noch etwas ein. "Meine etwas anstrengende aber durchaus liebenswerte Cousine kennt ihr ja jetzt schon, aber wie sieht es denn eigentlich mit euren Familien aus? Ich bin ja erst seit einigen Tagen in Rom und habe überhaupt noch keinen Durchblick, was die Leute hier angeht. Gibt es über eure bucklige Verwandschaft auch irgendetwas spannendes zu berichten?"

    Seit seiner Ankunft in Rom war nun bereits einige Zeit vergangen, die Celsus genutzt hatte, um sich in aller Ruhe von der Reise zu erholen und sich ein wenig mit seinem neuen Wohnort und dessen Einwohnern vertraut zu machen. Mit wachsender Erholung holten ihn jetzt jedoch auch zunehmend das feierliche Versprechen an seine Mutter und damit automatisch sein schlechtes Gewissen ein und er beschloss, jetzt allmählich mal jenseits von Müßiggang und Entspannung aktiv zu werden. In Rom gab es sicherlich einige junge Männer, die disziplinierter und fleissiger waren als er selbst, aber ein paar Vorzüge besaß er schließlich auch, und die waren für eine künftige Karriere vermutlich auch nicht ganz unerheblich. Da Celsus bislang jedoch weiterreichende Erfahrungen fehlten, beschloss er den Umstand zu nutzen, dass er nun im Haus des amtierenden Consuls wohnte und machte sich auf den Weg ins Tablinium, um sich ein wenig beraten zu lassen. Dort angekommen, klopfte er höflich an und wartete ab, ob sein neues Familienoberhaupt überhaupt anwesend war und ein paar Minuten Zeit für ihn hatte.

    Zitat

    „Mhm… ich sag ja schon gar nichts mehr.“ gab sie kleinlaut bei, zog aber Celsus am Ärmel seiner Tunika ein Stückchen zu sich heran, damit sie leiser sprechen konnte bei dem war sie ihn nun fragen wollte. „Du glaubst doch nicht im Ernst, dass die uns, also dich und mich, wirklich verprügeln, oder gar töten würden, oder?“ Septima konnte sich so etwas nicht vorstellen. Dies war doch nur ein Spiel, um zu sehen wer der schnellere von den Quadrigafahrern war.


    Celsus seuftze leise auf. Er hielt seine Cousine für eine durchaus intelligente Frau, aber ein wenig weltfremd war sie ganz offensichtlich trotzdem. Da dies bei Frauen ihres Standes aber vermutlich in der Natur der Sache lag, machte er ihr deshalb keinen Vorwurf.


    "Ob du es glaubst oder nicht, ich habe schon Leute gesehen, die sich aus weit geringerem Anlass eine blutige Nase oder ein Messer in die Rippen geholt haben." beantwortete er ihre Frage ebenso leise und schon in deutlich freundlicherem Tonfall als noch einige Augenblicke zuvor. "Aber du hast ja schließlich noch die Kurve gekriegt, jetzt lass uns mal hoffen, dass das bei unseren Wagenlenkern genauso ist...."


    Endlich konnte er seine komplette Aufmerksamkeit wieder auf das Geschehen auf der Rennbahn richten und es dauerte nicht lange, bis Celsus in das Gehoppse und die Sprechchöre des blauen Blocks eingefallen war.


    "Victrix!!!!"

    Nachdem Celsus das Triclinium betreten hatte, war er, wie es sich gehörte, zunächst noch einmal beim Brautpaar vorbeigegangen, um diesem erneut zu gratulieren und alles Gute zu wünschen. Wieder warf er bei dieser Gelegenheit einen neugierigen Blick auf die Braut, aber leider gab der rote Schleier immer noch nicht mehr preis als vor einigen Minuten. Bei der Vorstellung hatte er immerhin schon herausgefunden, dass Laevina eine sehr süße Stimme besaß, die so gar nicht zu einer älteren Dame zu passen schien. Aber in diesem Punkt konnte man sich natürlich auch übel täuschen, deshalb schob Celsus seine Neugier für's erste zurück. Spätestens morgen würde er seine neue "Mutter" ja zu Gesicht bekommen.


    Nachdem er seiner Pflicht als braves Familienmitglied nachgekommen war, ging Celsus zu Ursus hinüber und ließ sich neben diesem nieder, wobei er den Blick über die übrigen Gäste schweifen ließ, die bereits im Triclinium angekommen waren. Warum um alles in der Welt hatte sich Septima denn am anderen Ende des Raums niedergelassen? Celsus zwinkerte zu ihr hinüber und machte einladende Bewegung mit dem Kopf, schließlich war neben ihm noch Platz genug. Zum einen unterhielt er sich sehr gern mit seiner Cousine welchen Grades auch immer, und zum anderen wollte sie ihm doch noch die attraktive Aurelia vorstellen. Wieder sah sich Celsus suchend um, konnte Prisca unter den Anwesenden aber noch nicht entdecken.


    "Entschuldige, dass ich so plump nachfrage, aber in welcher Beziehung stehst du denn zu dem Brautpaar?" erkundigte er sich dann neugierig bei Ursus. Dass dieser als Aurelier zwangsläufig ein Verwandter der Braut sein musste, war im Grunde klar, aber bislang waren die verwandtschaftlichen Beziehungen unter den römischen Patriziern für den frisch zugezogenen Celsus noch ein Buch mit sieben Siegeln.

    Zitat

    Original von Titus Aurelius Ursus
    Gut gelaunt wandte er sich an seine Gesprächspartner. Nun mußte er auch die Stimme nicht mehr senken. "Der Consul bittet zu Tisch. Wollen wir nicht auch ins Triclinium gehen und dort weiterreden?" Er machte eine einladende Geste.


    Nach den ganzen steifen und hochfeierlichen Zeremonien der letzten Minuten war die Aussicht auf Essen und Trinken in gemütlicher Runde doch ausgesprochen reizvoll, und Celsus war schnell überzeugt.


    "Ja, das ist eine gute Idee, da schließe ich mich sehr gern an." Er warf noch einen fragenden und einladenden Blick zu Aurelius Cotta und folgte Ursus dann hinüber ins Triclinium.

    "Freut mich." sagte Celsus an Vitale gewandt und musterte diesen neugierig. Sein Bildungseifer hatte sich zeit seines Lebens leider ein wenig in Grenzen gehalten, daher erschöpfte sich sein Wissen über Mauretanien leider schon darin, dass es südlich von seiner eigenen Heimat Sicilia lag. Daher hatte er natürlich von den dortigen militärischen Gegebenheiten absolut keine Ahnung, aber die Themen Spiele und Rennen interessierten ihn durchaus.


    "Was hast du denn mit deinem Löwen vor, wenn er mal hier angekommen ist?" fragte er neugierig. "Und das mit den Kamel-Rennen hört sich auch ganz spannend an, vielleicht wäre das ja mal eine interessante Idee für die nächsten Ludi hier vor Ort." Auf Celsus hatten Spiele jeglicher Art und Größe schon immer eine geradezu magische Anziehungskraft ausgeübt, gleichgültig ob es sich nun um pompöse Gladiatorenkämpfe, Wagenrennen oder auch nur ein Würfelspiel in der Taberna um die Ecke handelte. Das hatte ihn in den letzten Jahren schon häufiger in kleinere und größere Schwierigkeiten gebracht, aber hier in Rom war er zur Zeit erfreulicherweise noch ein vollkommen unbeschriebenes Blatt.


    Dass Archias und Centho hier und heute im Grunde rein zufällig gemeinsam mit ihm im selben Becken saßen, war schon witzig, denn so furchtbar viele Bekanntschaften hatte der junge Tiberier in Rom bislang noch nicht geschlossen. Und von dem etwas unglücklichen Beginn beim Wagenrennen einmal abgesehen, waren ihm die beiden durchaus sympathisch.


    "Na, da bin ich aber doppelt froh, dass ich hier bei euch im Becken gelandet bin und nicht bei dem Kerl da drüben." fügte er mit einem Seitenblick auf den dicken Römer im Nachbarbecken hinzu, der sich mit großer Energie im Ohr herumpuhlte und sich die Fundstücke dann mit ebenso ausgeprägtem Interesse betrachtete.

    Celsus folgte dem Aelier und seinen beiden Freunden die Stufen hinauf und hob dann anerkennend den Daumen. Warum er nicht weiter unten auf den edlen Plätzen saß? Na, die Frage war wirklich leicht zu beantworten! "Was soll ich denn bei den parfümierten Hortus-Zwergen da unten? Schließlich will ich mir ein Wagenrennen ansehen und nicht Austern auf einem Gala-Bankett schlürfen!" antwortete er Archias mit einem Blick auf die Rennbahn.


    Allmählich kehrte die gute Laune des Tiberiers in vollem Umfang zurück und so grinste er den großen Dunkelhaarigen freundlich an, als dieser plötzlich begann sich bei ihm zu entschuldigen.


    "He, ist schon gut, mach dir keinen Kopf deswegen. Scheinbar haben wir eben alle ein wenig überreagiert, also Schwamm drüber! Mein Name ist übrigens Aulus Tiberius Celsus, freut mich dich kennenzulernen." antwortete Celsus und wollte sich gerade wieder dem Rennen widmen, als er aus dem Mund seiner Cousine geradezu gotteslästerliche Töne vernahm. Ein wenig ungalant stieß er ihr den Ellbogen in die Seite und zischte mit einem Seitenblick auf die sie umgebenden blauen Fans:


    "Sag mal, bist du irre? Was gibst du denn da von dir? Willst du, dass wir alle von den Jungs da drüben gelyncht werden? Einige von denen sehen schon ziemlich sauer aus, und die geben sich bestimmt nicht damit zufrieden, dich mal ein bisschen in die Höhe zu heben..."

    Zitat

    Original von Titus Aurelius Ursus
    Überall fröhliche Gesichter, so sollte es zu so einem Anlaß ja auch sein. Oder schaute er nur zufällig gerade dann die Leute an, wenn sie gerade mal fröhlich oder zufrieden dreinschauten. Wie auch immer, alle schienen ihm fröhlich und zufrieden zu sein. Schlendernd gesellte er sich zu Cotta und seinem unbekannten Gesprächspartner. "Salve", grüßte er Celsus, da er Cotta ja heute schon begrüßt hatte. "Darf ich mich zu euch gesellen oder ist das Gespräch sehr privater Natur?", fragte er freundlich und höflich.


    Während Celsus noch damit beschäftigt war, sich dem jungen Aurelier vorzustellen, näherte sich ihnen ein weiterer ihm bislang unbekannter Mann und fragte freundlich, ob er sich zu ihnen gesellen dürfte. Der junge Tiberier nickte ihm ebenso freundlich zu und wollte gerade antworten, als die Hochzeitszeremonien wieder seine Aufmerksamkeit verlangten. Daher beschränkte sich Celsus auf eine einladende Handbewegung in Richtung des Unbekannten und wandte den Blick dann wieder Durus und seiner Braut zu, die gerade ihre Eheversprechen verkündeten. Das war ja alles sehr nett anzusehen, aber irgendwie war Celsus doch ausgesprochen froh, dass er an dieser Hochzeit nur als Gast teilnehmen musste. Ob die beiden wohl wirklich ernst meinten, was sie da sagten? Eigentlich kaum vorstellbar... Aber egal, seine Sorge sollte das nicht sein, wenn es irgendwie machbar war, wollte Celsus dem leuchtenden Beispiel seines künftigen Adoptiv-Vaters folgen und die nächsten zwanzig Jahre als entspannter Junggeselle verbringen. Familientraditionen waren ja schließlich etwas edles und erhaltenswertes!


    Und dann betrat auch schon der nächste wichtige Teilnehmer der Hochzeit die Bühne: das Opferschwein. Offenbar hatte man es im Vorfeld nicht allzu erfolgreich von der Ehre und Bedeutung seiner speziellen Rolle in dieser Zeremonie überzeugt, denn das Schwein wirkte alles andere als zufrieden und schicksalsergeben, passte dadurch jedoch ganz gut zum Pontifex, der auf Celsus in diesen Augenblicken auch einen eher unentspannten Eindruck machte. Trotzdem verlief dann doch alles nach Plan, das Schwein hauchte nach einem letzten protestierenden Quieker brav sein Leben aus und vergoss dabei ordnungsgemäß sein Blut in rauhen Mengen...


    "Komm ruhig zu uns, wir haben uns gerade gegenseitig vorgestellt." sagte Celsus dann leise an den Fremden gewandt, die kurze Pause ausnutzend, bevor sich der Haruspex an die Arbeit machte. "Ich bin übrigens Aulus Tiberius Celsus."

    Celsus sah die beiden Männer, die zuerst im Becken gesessen hatten, für einen Moment ratlos an, dann ging ein wiedererkennendes Grinsen über sein Gesicht. "Ach, ihr seid die beiden Vögel aus dem Circus. Jetzt erinnere ich mich wieder. Wo habt ihr denn euren anderen Kumpel gelassen?"


    "Aulus Tiberius Celsus." stellte er sich dann noch einmal kurz und knapp vor, damit auch der Neuankömmling seinen Namen erfuhr, wenn er schon dessen Frage nicht beantworten konnte.


    "Ich muss gestehen, die Vorstellung im Circus letztens war mein erstes Wagenrennen überhaupt in Rom. Ich bin nämlich erst vor ein paar Tagen hier angekommen, und kenne mich daher absolut noch nicht aus." antwortete er und zuckte entschuldigend die Schultern.

    Du liebe Güte, was für ein Theater....Das hatte man davon, wenn man mit Frauen zum Wagenrennen ging! Der vorwitzige Unbekannte hatte sich mittlerweile glaubwürdig entschuldigt, und da Septima nicht wirklich allzu erschüttert wirkte, beschloss Celsus die Sache einfach abzuhaken. Schließlich wollte er ja nicht priesterlicher sein als der Pontifex! Abgesehen davon tauchten nun auch noch zwei Kumpels des ,was hatte er noch gesagt?, Aeliers neben ihm auf. Celsus ärgerte sich zwar ein wenig über den anmaßenden Ton des Dunkelhaarigen, aber um sich mit drei Kerlen gleichzeitig anzugelegen, war er doch entschieden zu nüchtern. Ganz abgesehen davon, dass eine Prügelei in aller Öffentlichkeit wohl kaum die gelungene Einstandsvorstellung für seine neue Familie darstellen würde...


    "Lassen wir das. Dann komm mal rüber mit den guten Plätzen, sonst ist der beste Teil des Rennens gleich vorbei...." brummte er an den Aelier gewandt und begann währenddessen bereits den Rhytmuns mitzuklatschen, der immer lauter werdend aus der blauen Ecke emporstieg. Jetzt hatte er aber auch mittlerweile genug von den wirklich wichtigen Dingen verpasst!

    Celsus war im Umgang mit der holden Weiblichkeit selbst kein Kind von Traurigkeit, aber dass so ein wildfremder Kerl einfach seine Verwandte angrapschte, ging ihm dann doch gegen die Hutschnur und weckte bislang ungeahnte Beschützerinstinkte in ihm.


    "He, Kamerad, was soll denn das werden?" fragte er, den Fremden am Oberarm packend. Ein besserer Aussichtspunkt für den Rest des Rennens war für den jungen Tiberier natürlich mehr als reizvoll, aber ganz so einfach war er dann doch nicht zu besänftigen.

    "Nun, ich würde sagen: blau passt ganz hervorragend, wenn ich beim letzten Rennen nicht versehentlich die falschen Fahrer angefeuert habe." entgegnete Celsus mit einem Grinsen und ließ sich dann mit einem genussvollen Seufzer bei den beiden Männern im Becken nieder. Herrlich, dieses Wasser....


    "Salvete, die Herren. Ich bin übrigens Aulus Celsus von den Tiberiern, freut mich euch kennenzulernen." Damit war der formelle Teil jetzt hoffentlich überstanden, und er konnte sich wieder entspannen. Celsus ließ sich bis zum Hals ins heisse Wasser sinken und sah dann aus den Augenwinkeln einen weiteren Mann, der ein wenig zögerlich zu ihnen herüberschaute. Der junge Tiberier hatte sich zum Leidwesen seiner sizilianischen Familie noch nie besonders um irgendwelche Standeskonventionen geschert und hatte auch nicht vor, hier in Rom damit anzufangen. Daher grinste er auch den Fremden am Beckenrand freundlich an und wandte sich dann wieder seinen beiden Nachbarn im Becken zu. Um was ging es da? Ämter? Nicht gerade das allerspannendste Gesprächsthema für seinen Geschmack, aber so wie es zur Zeit aussah, würde er sich damit wohl künftig auch vermehrt beschäftigen müssen...


    Sim-Off:

    Von mir aus gern. Celsus hat da wenig Berührungsängste :)

    [

    Celsus' erste private Unternehmung in Rom seit seinem Einzug in die Villa Tiberia hatte ihn nicht wie so manchen anderen Neu-Römer zu den Sehenswürdigkeiten der Stadt geführt, sondern in die Thermae Agrippae. Nichts gegen Geschichte und Kultur, aber das Forum Romanum und die übrigen Wichtigkeiten gab es schon so lange, dass sie vermutlich auch noch ein paar Tage länger stehenbleiben würden...
    Da konnte er sich doch auch genauso gut erstmal um sein leibliches Wohl kümmern und mit etwas Glück ein paar Bekanntschaften schließen, die keinen Halbmond zwischen den Augenbrauen trugen und vor Wichtigkeit zu platzen drohten.


    In aller Gemütlichkeit spazierte er durchs Caldarium und entdeckte schließlich in einem der Becken zwei junge Männer, die einen recht zugänglichen Eindruck auf ihn machten.


    "Störe ich bei einer privaten Unterhaltung oder darf ich mich dazugesellen?"

    Celsus hatte bereits eine geraume Weile ganz entspannt und glücklich vor sich hingegröhlt, als ihn plötzlich der ungute Gedanke beschlich, etwas übersehen oder vergessen zu haben. Ein Blick auf Septima zeigte ihm, dass er damit richtig lag, denn seine liebe Verwandte schaute nun mit leicht pikiertem Gesichtsausdruck demonstrativ in eine andere Richtung. Oha....


    Um wieder ein wenig Boden bei ihr gut zu machen, berührte er Septima leicht am Arm und rief ihr dann mit einer Stimme, die mittlerweile nach drei Tagen Suff und Gesang klang zu:


    "Entschuldige bitte, scheinbar sind die Pferde wohl auch mit mir durchgegangen. Offensichtlich bin ich durch die langen Jahre in der Provinz ein wenig entwöhnt..."
    Wie war noch gleich ihre Frage vor etlichen Minuten gewesen? Ach ja...!


    "Da dein Onkel ein geschätztes Mitglied der Veneta ist, würde es wohl einen etwas seltsamen Eindruck machen, wenn du einer anderen Factio zujubeln würdest. Und wer ist überhaupt Purgitius Macer? Einer deiner Verehrer?" Bei der letzten Frage konnte er sich das Grinsen dann doch nicht mehr verkneifen.

    Celsus entspannte sich ein wenig, als Durus auch am Ende seiner Ausführungen noch kein Misstrauen erkennen ließ. Tja, man konnte dem jungen Tiberier ja nachsagen, was man wollte, in Sachen Redekunst besaß er tatsächlich eine gewisse Begabung, auch wenn er die nicht unbedingt in den üblichen Bereichen ausspielte...
    Der Nachteil an der Sache war natürlich, dass sein neues Familienoberhaupt jetzt voll in die Sache einstieg und ihm direkt ein entsprechendes Angebot machte.
    Da damit im Grunde ja bereits zu rechnen war, gelang es ihm ohne größere Mühen, seinen Verwandten einen gebührend begeisterten Eindruck zu vermitteln.


    "Oh, das wäre natürlich hervorragend. Auch wenn ich ein schlechtes Gewissen dabei habe, deine Gastfreundschaft direkt derart auszunutzen." Vielleicht hatte er diesmal ja auch mehr Glück und würde nicht wieder an so einen humorlosen Griesgram wie den alten Sestius Graecinus geraten.



    Septimas Frage forderte Celsus dann allerdings schon etwas mehr Selbstbeherrschung ab und er unterdrückte nur mit Mühen ein fettes Grinsen. Onkel Corbulo im Cultus Deorum? Eine wirklich nette Vorstellung, wobei der dicke Servilier sicherlich einen grandiosen Priester für den Gott Hypnos abgeben würde...


    "Nun, mein Onkel ist seit Jahrzehnten im Ordo decurionum aktiv." berichtete er dann wahrheitsgemäß. "Vor einigen Jahren war er auch einer der Duoviri iure dicundo, aber mittlerweile tritt er aus gesundheitlichen Gründen etwas kürzer und kümmert sie hauptsächlich um die Belange der Familie und seiner Klienten."


    "Wie sieht es denn mit dir aus?" machte Celsus nun einen Versuch, das allgemeine Interesse an seiner Person ein wenig in andere Bahnen zu lenken. "Bist du hier in Rom aufgewachsen? Und wer bitte ist Arvinia? Deine Schwester?"

    Er hatte es sich kaum auf einer Kline bequem gemacht, als das entspannende Vorgeplänkel leider bereits ein Ende nahm und die ersten unerfreulichen Fragen folgten.


    Welche Ämter er bislang bekleidet hatte? Du liebe Güte, was sollte er sich denn da jetzt nur aus der Nase ziehen? Zum wiederholten Mal wünschte Celsus sich, er hätte den Brief seiner Mutter an Durus wenn schon nicht rechtzeitig vernichten dann doch immerhin lesen können. Offenbar hatte sie ja mit ihm angegeben wie mit einer bunten Kuh! Da konnte Caesonina wohl nur froh sein, dass Syracusae doch ein ganzes Stück von Rom entfernt war, so dass sich der nicht ganz lupenreine Ruf ihres Sohnes bislang noch nicht bis zum hiesigen Zweig der Familie hatte herumsprechen können...


    Gemacht und gelernt hatte Celsus in den letzten Jahren in der Tat so einiges, aber ein Großteil davon (zumindest der Teil, der ihm persönlich am besten gefallen hatte) war wohl kaum als Thema für das gemeinsame familäre Abendessen geeignet, zumal ja auch noch eine unverheiratete junge Dame anwesend war.
    Aber egal, irgendwie musste er da jetzt durch...


    "Nun, ehrlich gesagt ist mein Leben bislang recht unspektakulär verlaufen." setzte Celsus nach einen kurzen Räuspern an und genehmigte sich zur Stärkung erst mal einen Schluck Wein.


    "Nach unserem Umzug nach Sicilia haben sich die Brüder meiner Mutter um meine weitere Schulbildung gekümmert und mir nach der Grammatikschule großzügerweise auch meine Studien in Athen und Pergamon bezahlt. Nun ja, und eigentlich sollte sich ein in der Politik hochstehender Freund meines Onkels Corbulo während meines Tirocinium fori um mich kümmern und ich hatte mich auch schon sehr darauf gefreut. Aber dann hat dieser es doch vorgezogen, mich selbst ein wenig auszubilden, da er immer schon viel von mir gehalten hat und nicht auf mich verzichten wollte. Naja, und da er sich seit dem Tod meines Vaters so hingebungsvoll um mich gekümmert hat, konnte ich ihm diesen Wunsch ja schlecht abschlagen, nicht wahr?" fragte er dann mit einem Blick aufrichtiger Zerknirschung in die Runde.


    Dass besagter Freund den jungen Celsus seinerzeit bereits nach einem Monat völlig entnervt wieder zurück geschickt hatte, ließ dieser bei seiner Erzählung lieber unauffällig unter den Tisch fallen. Und dass sich seine Unterstützung für den lieben Onkel Corbulo im wesentlichen darauf beschränkt hatte, diesem den Schaukelstuhl im Hortus aus der Sonne in den Schatten und wieder zurück zu schieben, war für den Gesamtzusammenhang der Geschichte ja auch eher unerheblich. Celsus mochte den alten Corbulo nämlich wirklich gern, immerhin hatte der dank seines immensen Familienvermögens gepaart mit einer ausgesprochenen Gemütlichkeit regelmäßig den Großteil des Tages verschlafen und seinem Neffen bei der Gestaltung seines täglichen Lebens völlig freie Hand gelassen. Wäre da nicht noch seine Mutter mit ihren ständigen Ermahnungen und ihrer finalen List gewesen, dann hätte es sich Celsus für die nächsten Jahrzehnte so richtig schön machen können...


    "Aber jetzt wo ich dank deiner großzügigen Hilfe in Rom bin, kann ich ja vielleicht einige meiner bisherigen Versäumnisse wieder gutmachen." ergänzte der junge Tiberier schließlich an Durus gewandt und bemühte sich, dabei ein überzeugendes Maß an Begeisterung und Motivation in seine Stimme und seinen Gesichtsausdruck zu legen.

    Höchst erleichtert nahm Celsus zu Kenntnis, dass Durus ihn bei seiner Gattin für den Moment nur als einfachen Verwandten vorstellte. Das machte es ihm selbst doch bedeutend leichter, die passenden Begrüßungsworte für die noch unbekannte Dame zu finden.


    "Es ist mir eine Ehre dich kennenzulernen, werte Aurelia." sagte er lächelnd und betrachtete sie mit einer gewissen Neugier, ohne jedoch durch den Schleier allzuviel erkennen zu können. Natürlich wäre es noch ein wenig galanter gewesen, sie mit ihrem vollständigen Namen anzusprechen, aber entweder hatte Durus ihm diesen nicht genannt, oder er selbst hatte wie schon häufiger in seinem Leben etwas überhört.


    Dann verschwand das Hochzeitspaar auch schon wieder, um gemeinsam den Vertrag zu unterzeichnen und Celsus wollte es sich gerade wieder an einer Säule gemütlich machen, als ein junger Mann etwa in seinem Alter auf ihn zutrat und sich ihm vorstellte.


    "Nun, in diesem Haus kannst du mich tatsächlich noch gesehen haben, denn ich bin heute zum ersten Mal hier. Und was deine langjährige Abwesenheit von Rom angeht, so können wir uns in diesem Punkt wohl die Hände reichen, denn ich bin seit meiner Kindheit nicht mehr hiergewesen. Mein Name ist Aulus Tiberius Celsus, ich bin ein Verwandter des Consuls aus Sicilia und freue mich dich kennenzulernen." erklärte er dann. Der junge Aurelier machte einen sympathischen Eindruck, und Celsus war höchsterfreut, endlich auch mal ein männliches Wesen seines Alters kennenzulernen.

    Celsus sah Septima überrascht hinterher, als diese urplötzlich in Begleitung eines ihm unbekannten Sklaven aus dem Atrium eilte.


    "Ich bitte darum!" rief er ihr noch hinterher und schüttelte dann leicht irritiert den Kopf.


    Da seine Gesorächspartnerin nun zumindest vorübergehend verschwunden war, bot sich dem jungen Tiberier eine günstige Gelegenheit seine Pflichten als treues Familienmitglied zu erfüllen und die Glückwünsche an das Brautpaar nachzuholen. Kurzentschlossen ging er zu Durus hinüber, der sich gerade mit einem ihm unbekannten jungen Mann unterhielt, nickte diesem freundlich zu und wandte sich dann an seinen vermutlichen Vater in spe.


    "Ich möchte mich gern noch einmal für die Einladung zu dieser Hochzeit bedanken und dir und deiner Gemahlin, " bei diesen Worten warf er einen Blick zu der verschleierten Braut hinüber, "alles Gute für euer gemeinsames Leben wünschen. Bei einem derartig vielversprechenden Omen dürfte dem wohl nichts im Wege stehen."

    Als Septima ihn gebeten hatte, Arvinia und sie zum Pferderennen zu begleiten, war Celsus schnell überredet gewesen.
    Gemeinsam mit den beiden Damen betrat er den Circus und spürte sofort das altbekannte Kribbeln, dass ihm seit seiner Abreise aus Sicilia so sehr gefehlt hatte. Hier inmitten all des Getümmels mit den schreienden Menschen aller Gesellschaftsschichten fühlte sich der junge Tiberier endich wieder ganz in seinem Element. Hier gab es keine Rolle zu spielen, oder die passenden Worte für den jeweiligen Gesprächspartner zu finden, es reichte vollauf einfach ein Teil des gröhlenden Ganzen zu sein. Herrlich...


    Celsus ging sofort derartig in der allgemeinen Stimmung auf, dass er Septimas Frage im ersten Moment gar nicht richtig mitbekam.


    "Hm, was?" fragte er dann irritiert und folgte dann ihrem Fingerzeig auf die gröhlenden Anhänger der Blauen. Am liebsten hätte er sich noch weiter in diese riesige Gruppe gestellt, aber ganz offensichtlich war Septima da weniger begeistert.


    "Ich fürchte, ein ruhigeres Plätzchen wirst du bei einem Wagenrennen nicht finden, aber das ist ja auch nicht der Sinn der Sache. Schließlich sind wir hier ja nicht bei einer hochfeinen Abendgesellschaft" schrie er dann gegen den allgemeinen Krach an und begann selbst, im Gleichtakt mit den Umherstehenden auf und ab zu springen. "Mach einfach mit, dann wirst du sehen, wieviel Spaß man hier haben kann."