Beiträge von Aulus Tiberius Ahala Tiberianus

    "Nun, ich würde doch niemals ungebadet vor meiner Lieblingscousine erscheinen, werte Septima, und du wirst mir sicher zustimmen, dass es nach einem langen anstrengenden Tag kaum etwas entspannenderes gibt als ein Aufenthalt im Balneum, oder nicht?" entgegnete Ahala gutgelaunt, während er Septimas Umarmung erwiderte und ihr dabei kurz zuzwinkerte. Immerhin hatten sie schon einmal gemeinsam eine Weile im Bad verbracht, nachdem Septima ihren Cousin bei einer nicht allzu intellektuellen Betätigung auf dem väterlichen Schreibtisch ertappt hatte. Sie hatte Durus und auch keinem anderen Mitglied der Familie gegenüber jemals ein Wort über diesen kleinen Fehltritt verloren, und das rechnete Ahala seiner Cousine hoch an. Nach der doch recht innigen Begrüßung machte er es sich auf der Kline bequem und ließ sich von einem der Sklaven einen Kelch mit verdünntem Wein reichen, bevor er eine bedeutungsschwere Miene aufsetzte, schließlich lag ja auch der werte Herr Papa mit am Tisch. "Ja, ich war mit den Erbschaftsfällen der letzten Monate betraut und hoffe, dass ich alle zur allgemeinen Zufriedenheit erledigt habe. Darüber wie es weitergeht, bin ich mir noch ein wenig unschlüssig. Entweder setze ich meine Studien fort, bis ich zur Quästur antrete, oder aber ich schiebe ein Tribunat dazwischen. Dein Mann hat mir angeboten, nach Mantua zu kommen, musst du wissen." Ahala richtete sich ein Stück auf und wandte sich in Richtung seines Vaters. "Was meinst du, Vater? Denkst du, ich sollte lieber erstmal in Rom bleiben und weitere Kontakte knüpfen?"

    Wenige Tage nach seinem ersten Zusammentreffen mit Iunius Seneca am Ufer des Tiber erinnerte sich Ahala an das Angebot, das er diesem gemacht hatte und suchte kurzentschlossen seinen Vater auf, der wie häufig um diese Tageszeit gerade in der Exedra weilte.


    "Entschuldige Vater, aber hättest du eventuell einen kurzen Moment Zeit für mich? Ich werde dich auch nicht lange aufhalten."

    Ahala, der sich gerade daran erinnern musste, wie seine Cousine Septima ihn mit seinem Hausgast, der Edellupa Parysatis, in der Villa Tiberia auf dem väterlichen Schreibtisch erwischt hatte, grinste. Damals war es sein Glück gewesen, dass es Septima und nicht ein moralischeres Mitglied der Familie just in diesem Moment in Durus' Officium verschlagen hatte. "Nun, vielleicht sind es nicht mal die falschen Gäste, sondern einfach nur zur falschen Zeit am falschen Ort."
    Bei der nächsten Bemerkung des Germanicus wurde er jedoch wieder ernst und schüttelte leicht den Kopf.


    "Da hast du sicher Recht, Germanicus, und glaube mir, meine Zukunftspläne sahen ursprünglich mal ganz anders aus als die, die sich zur Zeit abzeichnen. Aber es ist nunmal eine Tatsache, dass mein Vater sehr viel Großzügigkeit bewiesen hat, indem er mich an Sohnes Statt angenommen hat, schließlich stamme ich nur aus einem unbedeutenden Familienzweig der Tiberia und hätte in Sicilia wenig Möglickeiten gehabt. Naja, und alleine dafür schulde ich ihm ein gewisses Maß an Loyalität und Gehorsam, zumindest sehe ich das so."

    Und da kam er auch schon, oder besser gesagt endlich, der Sohn des Hauses und stellte erfreut fest, dass an der heutigen Cena auch eine wohlbekannte und -geschätzte aber in letzter Zeit leider viel zu selten angetroffene Verwandte teilnehmen würde.


    "Septima, wie schön, dass du uns mit deiner Anwesenheit beehrst." sagte Ahala aufrichtig strahlend, bevor er brav seinen Senior und dessen Gattin begrüßte. "Salvete, Vater.....Aurelia." Er hoffte aufrichtig, dass Durus nicht von ihm erwartete seine Stiefmutter mit "Mutter" anzusprechen, schließlich war Aurelia Flora noch einige Jahre jünger als er selbst und ihre unbestreitbar vorhandene Austrahlung war nicht unbedingt mütterlich zu nennen.


    "Entschuldigt bitte mein Zuspätkommen, ich hoffe, ihr habt nicht allzu lange auf mich warten müssen."

    "Nun, ich danke dir, dass du meine sprachlichen Fähigkeiten derart hoch einschätzt, werte Aurelia." Ahalas Lächeln wurde, nicht zuletzt durch den Umstand dass er sich aufrichtig gebauchpinselt fühlte, noch ein wenig breiter und er deutete eine kleine Verbeugung in Richtung seines Gastes an. "Wollen wir hoffen, dass meine Worte künftig auch bei den Herren unseres Imperiums ein wenig Wirkung zeigen, damit meine Karriere nicht in diesem glanzvollen Raum hier steckenbleibt." Er sah sich mit unverkennbarem Selbstmitleid im Blick in dem vollgestopften Büro um und räusperte sich dann. "Aber lass uns von angenehmeren Dingen sprechen, wo waren wir noch gleich? Achja, meine Heirat....Glaub mir, Aurelia, ich habe nicht die geringste Absicht, mich der Damenwelt zu enthalten, dafür weiß ich sie viel zu sehr zu schätzen; sie muss lediglich noch eine Weile auf mich als Ehemann verzichten, und das vermutlich zu ihrem eigenen Besten." Ahala musterte Priscas attraktive Erscheinung mit einem erneuten Lächeln und falls er noch irgendwelche Zweifel daran gehegt hatte, dass die Aurelia weit davon entfernt war eine weltfremde und moralisierende Matrone zu sein, dann wurden diese spätestens bei ihrer nächsten Bemerkung beseitigt. "Ach, ist das so?" hakte er in unschuldigem Tonfall nach, während sein Grinsen das ihrige widerspiegelte. "Ich bin wirklich gerührt von deiner Sorge um meine ...Möglichkeiten, Aurelia, aber sei versichert, dass mir die Götter in dieser Hinsicht bislang durchaus gewogen waren und es hoffentlich auch noch in späteren Jahren bleiben werden. Du als tugendhafte Ehefrau wirst dich da natürlich auf mein Wort verlassen müssen, aber ich habe dir ja hoffentlich bislang noch keinen Grund gegeben, daran zweifeln zu müssen." Ahala stellte fest, dass er das Geplänkel mit Prisca ausgesprochen genoss, zu schade, dass sie zwischendurch immer wieder auf ihren verblichenen Bruder zu sprechen kommen mussten.


    "Nun, viel zu tun bleibt eigentlich nicht. Du müsstest mir nur bitte dieses Schriftstück signieren, damit nimmst du das Erbe des Aurelius Pegasus offiziell an."

    Obwohl Ahala von der Natur nicht gerade mit einem Übermaß an Sensibilität und Einfühlungsvermögen gesegnet worden war, bemerkte er, dass der Germanicus weder das Thema seines Vaters noch das Thema nach seinen eigenen politischen Karriereplänen weiter ausführen wollte und ergriff daher dankbar die Möglichkeit, auf Mantua und den Mann seiner Cousine zu sprechen zu kommen.


    "Feste kann es nie genug geben, damit macht man selten etwas falsch. Und was Mantua betrifft..." Ahala hob kurz die Schultern und ließ sie dann wieder sinken "....werde ich darüber wohl erst mit Vater sprechen müssen, falls er nach Beendigung meiner Amtszeit andere Pläne mit mir hat, werde ich mich selbstverständlich danach richten müssen. Und natürlich müsste ich dann erst das Examen Primum an der Academia Militaris erfolgreich bestehen, dabei schiebe ich schon seit ewigen Zeiten schon den Cursus Iuris vor mir her..." Achja, man hatte es schon nicht leicht als bestenfalls mäßig ehrgeiziger Patriziersprössling, irgendwie schien jede erfolgreich genommene Hürde gleich zwei weitere nach sich zu ziehen.

    Die meisten Römer hätten sich nach 500 Sesterzen vermutlich die Finger geleckt, aber als Praetorianerpräfekt bewegte man sich zweifellos in ganz anderen Sphären und konnte sich eine solche Großzügigkeit gut leisten. Und Ahala wiederum konnte diese nur recht sein, sein eigener Arbeitsaufwand reduzierte sich dadurch nämlich ein wenig.


    "Nichts zu danken, Praefectus, das ist schließlich meine Arbeit." Götter, wie das klang, wenn er nicht aufpasste, entwickelte er sich vielleicht noch zu einem der dienstbeflissenen und biederen Bürokraten , die er Zei seines Lebens immer unendlich langweilig gefunden hatte und auch heute noch fand, eine Vorstellung, bei der es Ahala innerlich schüttelte. Nein, es wurde definitiv Zeit, dass seine Amtszeit bald endete, damit er sich endlich mal wieder ein paar Nächte in der einen oder anderen Spelunke um die Ohren hauen konnte. "Das war im Grunde schon alles, ich danke dir sehr für deine Großzügigkeit und dass du dir bei deinen sonstigen Verpflichtungen die Mühe gemacht hast, persönlich herzukommen."

    In Hinblick auf die Entwicklung mancher Handlungsstränge könnte das Verschwinden einzelner Briefe tatsächlich ganz spannend sein, und wer wirklich sicher gehen will, schickt halt zusätzlich noch eine pn an den zuständigen Vigintivir.
    Was den hier angesprochenen Fall betrifft, ist jedoch kein Grund für Frust vorhanden, der Brief ist wohlbehalten in meinem Büro angekommen und der entsprechende Erbanspruch weitergeleitet worden :)

    Einen Augenblick lang hatte Ahala fast vermutet Flora wolle ihn mit ihrer Einladung nur testen, aber nein, sie schien es tatsächlich ernst zu meinen... Und da er seinerseits weder moralisch noch arbeitssam genug war, um ein gemeinsames Essen mit der zukünftigen Frau seines Vaters auszuschlagen, erhob sich Ahala mit einem erfreuten Grinsen von seinem Stuhl und öffnete die Tür seines Officiums.


    "Eine gute Wahl, ich denke, mit dieser Taverne können wir nichts falsch machen. Nach dir, werte Aurelia..."

    "Oh, das tut mir leid, ich bin sicher, dass er im Elysium seinen Frieden gefunden hat." bemühte Ahala schnell sein neuerworbenes Repertoire an passenden Floskeln des Mitgefühls, das er während seiner bevorstehenden Amtszeit im Umgang mit den diversen Hinterbliebenen wohl häufiger würde nutzen müssen. Allerdings war es schon ziemlich peinlich, dass er nicht daran gedacht hatte, dass der Vater des Germanicus nicht mehr unter den Lebenden weilte, schließlich war Trajanus Germanicus Sedulus zu seiner Zeit ein durchaus bekannter Mann gewesen. Blieb nur zu hoffen, dass sein Sohn diesen kleinen FauxPas nicht allzu übel nehmen würde.


    "Wenn...?" griff er dann das letzte Wort seines Gesprächspartners wieder auf und sah diesen neugierig an. Immerhin stand Ahala selbst erst ganz am Anfang seiner politischen Karriere, daher waren die entsprechenden Erwägungen und Erfahrungen anderer Politiker durchaus interessant für ihn. "Ich vermute mal, dass du auf eine Unterstützung durch meinen Vater ohnehin nicht angewiesen wärst. Sicherlich verfügen die Germanici über ausreichend Unterstützung im Senat, um ihre Interessen gebührend verfolgen zu können." Mittlerweile hatte ein eifriger Sklave Ahalas Weinkelch wieder aufgefüllt, und dieser nahm einen kleinen Schluck, bevor er weitersprach. "Mal schauen, wie es nach dem Vigintivirat bei mir weitergeht. Der Mann meiner Cousine, Aurelius Ursus, hat mir vorgeschlagen das Tribunat bei ihm in Mantua abzuleisten, und im Moment finde ich die Vorstellung gar nicht so schlecht."

    Ahala verfügte über ein derart stabiles und unerschütterliches männliches Ego, dass er nicht mal auf die Idee kam, die Aurelia könnte seine so offen zur Schau gestellte Bindungsunwilligkeit als mangelndes Interesse am weiblichen Geschlecht interpretieren. Dafür gelang es ihm, auf ihr zwar nicht zutreffendes aber nichtsdestotrotz ungemein schmeichelndes Kompliment halbwegs bescheiden zu reagieren.


    "Oh, ich bitte dich, Aurelia, eine Frage aus deinem Mund würde ich nie als indiskret interpretieren." winkte er erneut ab, diesmal allerdings deutlich entspannter. "Eine Heirat kann politisch gesehen sicher ungemein vorteilhaft sein, da gebe ich dir Recht, aber derzeit scheint es keine Bande zu geben, die zwischen der Gens Tiberia und einer anderen auf diese Weise geknüpft oder auch verstärkt werden müssten. Und da..." er hob den Blick von dem Aktenstapel und deutete Prisca gegenüber eine kleine Verbeugung mit dem Kopf an "...die besten und reizvollsten Partien nun leider nicht mehr zur Verfügung stehen, sehe ich auch keinen wirklichen Grund, mich mit einer Eheschließung allzu sehr zu beeilen. Schau dir meinen Vater an, der hat auch erst sehr spät geheiratet, und ich denke nicht, dass das zu seinem Nachteil war." Ahala grinste leicht, schüttelte dann jedoch mit einem Blick auf seinen Schreibtisch bedauernd den Kopf. "Ich fürchte, die Hinterlassenschaft deines Bruders beschränkt sich ausschließlich auf eine Summe von rund 1800 Sesterzen und einige Waren. Tut mir wirklich leid, Aurelia."

    Die Gefahr dass sein Gegenüber vom Gram zerfressen vor Ahalas Schreibtisch kollabieren würde, war offensichtlich eher gering, was dem Tiberius jedoch nur recht sein konnte, denn für verständnisvolle und zartfühlende Trauerarbeit hatte er in den vergangenen Wochen seiner Tätigkeit hier nur mäßiges Talent gezeigt.


    "Ah, hier ist es ja." gab er nach erfolgreicher Suche schließlich bekannt. "Das Erbe deiner Verwandten Terentia Gemina beläuft sich auf knapp 500 Sesterzen. Grundstücke oder Betriebe sind nicht vorhanden."


    Ad
    Gaius Octavius Largus
    Casa Octavia
    Roma



    Salve, Gaius Octavius Largus


    bitte sei Dir meines tiefsten Mitgefühls über den Verlust Deiner Cousine Octavia Catiena versichert, auch wenn ich mir darüber bewusst bin, wie wenig Trost ich Dir mit diesen Worten zu spenden vermag.


    Nur ungern breche ich mit solch banalen Dingen in Deine Trauer ein, doch ist es meine Pflicht als decemvir litibus iudicandis, die weltlichen Hinterlassenschaften der Verstorbenen den gesetzlichen Richtlinien entsprechend auf die Erben zu verteilen.
    Gemäß geltendem Recht wurdest du als erbberechtigt festgestellt, und musst nun entscheiden, ob du das Erbe annehmen willst. Solltest du dich gegen eine Annahme des Erbes entscheiden, wird dein Anteil auf die verbliebenen Erbberechtigten aufgeteilt oder der Res Publica zugeführt.


    Ich bitte Dich darum, Dir einen kurzen Moment Zeit zu nehmen, mir mitzuteilen, ob Du gewillt bist, das Erbe anzutreten und mir möglichst bald, spätestens aber bis NON SEP DCCCLXI A.U.C. (5.9.2011/108 n.Chr.), eine entsprechende Nachricht zukommen zu lassen. Sollte ich bis zu diesem Zeitpunkt keine Mitteilung erhalten haben, muss ich dies als Ablehnung des Erbes ansehen und bin verpflichtet, das Vermögen Deines Verwandten auf die verbliebenen Erbberechtigten aufzuteilen oder der Staatskasse zuzuführen.


    Mögen die Götter Deine Cousine sicher ins Elysium geleiten und Dir ein langes, glückliches Leben bescheren.


    Vale,



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    Basilica Ulpia | Officii Decimv. Lit. Iud. | Roma | Italia


    ANTE DIEM XII KAL SEP DCCCLXI A.U.C. (21.8.2011/108 n.Chr.)



    Ad
    Marcus Decimus Mattiacus
    Casa Decima Mercator
    Roma



    Salve, Marcus Decimus Mattiacus


    bitte sei Dir meines tiefsten Mitgefühls über den Verlust Deines Bruders Primus Decimus Magnus versichert, auch wenn ich mir darüber bewusst bin, wie wenig Trost ich Dir mit diesen Worten zu spenden vermag.


    Nur ungern breche ich mit solch banalen Dingen in Deine Trauer ein, doch ist es meine Pflicht als decemvir litibus iudicandis, die weltlichen Hinterlassenschaften der Verstorbenen den gesetzlichen Richtlinien entsprechend auf die Erben zu verteilen.
    Gemäß geltendem Recht wurdest du als erbberechtigt festgestellt, und musst nun entscheiden, ob du das Erbe annehmen willst. Solltest du dich gegen eine Annahme des Erbes entscheiden, wird dein Anteil auf die verbliebenen Erbberechtigten aufgeteilt oder der Res Publica zugeführt.


    Ich bitte Dich darum, Dir einen kurzen Moment Zeit zu nehmen, mir mitzuteilen, ob Du gewillt bist, das Erbe anzutreten und mir möglichst bald, spätestens aber bis NON SEP DCCCLXI A.U.C. (5.9.2011/108 n.Chr.), eine entsprechende Nachricht zukommen zu lassen. Sollte ich bis zu diesem Zeitpunkt keine Mitteilung erhalten haben, muss ich dies als Ablehnung des Erbes ansehen und bin verpflichtet, das Vermögen Deines Verwandten auf die verbliebenen Erbberechtigten aufzuteilen oder der Staatskasse zuzuführen.


    Mögen die Götter Deinen Bruder sicher ins Elysium geleiten und Dir ein langes, glückliches Leben bescheren.


    Vale,



    [Blockierte Grafik: http://i839.photobucket.com/albums/zz312/Inpa67/ahala.gif]


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    Basilica Ulpia | Officii Decimv. Lit. Iud. | Roma | Italia


    ANTE DIEM XII KAL SEP DCCCLXI A.U.C. (21.8.2011/108 n.Chr.)


    Es lag Ahala bereits die Frage auf der Zunge, ob Flora die Räumlichkeiten ihrer verschollenen Vorgängerin bezogen hatte, doch dann kam ihm noch rechtzeitig die Erkenntnis, dass das wohl ein wenig arg unpassend wäre. So beschränkte er sich stattdessen auf ein Nicken gefolgt von einem aufrichtig überraschtem Gesichtsausdruck.


    "Du willst mit mir essen gehen? Nun, da sage ich ganz bestimmt nicht nein, ich bin froh, wenn ich diesem Büro für eine Weile entfliehen kann. Schwebt dir denn etwas bestimmtes vor?"

    "So sei es." bekräftigte Ahala den frommen Wunsch der Aurelia und setzte einen, hoffentlich, gebührend betroffenen Gesichtsausdruck auf. Das Schicksal des besagten Aurelius Pegasus war ihm im Grunde herzlich gleichgültig, aber das war ja noch lange kein Grund, sich seiner attraktiven Gesprächspartnerin als unsensibler Klotz zu präsentieren, auch wenn er davon vermutlich gar nicht so weit entfernt war.


    "Persönliche Zeilen, hm...." Ahalas Blick glitt ein wenig ratlos von Prisca zu den Unterlagen hinüber, die sich auf das Erbe des verblichenen Aurelius Pegasus bezogen. "Soweit ich weiß beschränkt sich sein Nachlass auf eine gewisse Geldsumme und ein Grundstück, aber ich schau gern noch einmal genau nach, falls du einen Moment Zeit hast." Während er die Papyri durchsuchte, kam die Sprache auf Flora, und Ahala lächelte. "Nun, ich muss dir recht geben, sie hat wenig an sich, was man normalerweise mit einer "Stiefmutter" verbindet, aber nichtsdestotrotz ist sie, rechtlich gesehen, genau das. Vielleicht gewöhnen wir uns ja noch daran, ich verspreche dir auch, sie möglichst nicht mit diesem Titel anzusprechen."Noch immer nichts, das ansatzweise wie ein Brief aussah, aber Ahala arbeitete sich weiterhin unbeirrt durch die hohen Stapel, zumal die nächste Frage der Aurelia förmlich nach einer Ablenkung schrie. "Heiraten..., ich? Oh nein, nein, in dieser Hinsicht ist nichts in Sicht." wiegelte er schnell ab und machte eine abwehrende Handbewegung. "In nächster Zeit muss ich mich erstmal um mein politisches Weiterkommen kümmern, da würde mir nicht genug Zeit für eine Ehefrau bleiben. Und ob die sich in meinem Fall so glücklich schätzen könnte, sei auch dahin gestellt." Er zwinkerte Prisca zu und forstete dann weiter seine Unterlagen durch.

    Terentius Cyprianus...als er den Brief geschrieben hatte, war Ahala gar nicht bewusst gewesen, dass dieser an einen der derzeit mächtigsten Männer Roms gerichtet war, aber zum Glück fiel es ihm immerhin noch ein, als dieser nun leibhaftig in seinem muffigen Büro vor ihm saß.


    "Mein Brief? Oja, natürlich, Praefectus, der Nachlass der verstorbenen Terentia Gemina. Einen Augenblick bitte, ich habe die genaue Summe nicht im Kopf, werde aber gern nachsehen." nickte Ahala und begann auf dem Schreibtisch nach den entsprechenden Unterlagen zu suchen. Wenn er sich irrte, dann lagen diese irgendwo in dem Stapel hinten links...


    "Gestatte mir bitte, dir an dieser Stelle auch nochmal persönlich mein Mitgefühl zum Tod deiner Verwandten auszusprechen, Terentius."

    "Ich denke, wir hätten es beide bedeutend schlechter treffen können, ob unsere Väter das auch so sehen, ist natürlich eine ganz andere Frage." grinste Ahala und prostete dem Germanicus mit seinem Weinkelch zu. "Und was die politische Karriere angeht: so alt bist du doch noch nicht, also bleibt dir jede Menge Zeit, die Leiter noch die eine oder andere Stufe weiter hoch zu steigen. Vermutlich wird mein Vater dich nicht dabei unterstützen, aber es gibt ja auch noch andere Senatoren. Ob ich meinerseits mal dazu gehören werde..., warten wir einfach ab, was Fortuna dazu zu sagen hat." Ahala stellte den mittlerweile leeren Weinkelch auf dem kleinen Tischchen neben seinem Sessel ab und musterte sein Gegenüber neugierig.
    "Statthalter hin oder her, würde es dich denn überhaupt reizen, längere Zeit in einer der Provinzen zu leben? So viele kommen da für meinen Geschmack nicht in Betracht."

    Verdammt! Es dauerte einen Moment, bis Ahala realisiert hatte, dass seine Stimme nun den Ausschlag in dieser, nicht wirklich unwichtigen, Abstimmung geben würde. Einen Wimpernschlag zu lang gezögert, und schon war er aus der gemütlichen und unverfänglichen Beobachterposition in eine ungleich entscheidenere gerutscht. Ausgerechnet er, der im Vorfeld mit Sicherheit die wenigsten Gedanken an die Vorzüge der möglichen Kandidaten verschwendet hatte, so wie er sich ohnehin selten Gedanken über Dinge machte, die nichts mit seinem täglichen Allerlei zu tun hatten. Und jetzt? Cornelius Palma oder Vinicius Lucianus? Ahala hatte nicht die geringste Ahnung, wer von den beiden der Geeignetere für ihre umstürzlerischen Pläne war, allerdings hatte sein Vater für den Vinicier votiert, also war die Sache klar. Oder doch nicht? Irgendetwas an Durus' Reaktion auf die Wahl von Flavius Gracchus und Aurelius Lupus irritierte dessen Sohn. Kaum wahrnehmbar eigentlich, aber auch wenn Ahala politisch im höchsten Maße unerfahren und leider häufig auch uninteressiert war, so hatte er es doch in unzähligen durchspielten Nächten gelernt, aus winzigen Veränderungen in den Gesichtern seiner Mitspieler die entsprechenden Schlüsse zu ziehen.
    Ein paar Sekunden rang er noch mit sich, dann beschloss er kurzentschlossen, seinem Instinkt zu folgen und alles auf einen einzigen Wurf ankommen zu lassen. Wenn er sich irrte, würde Durus ihn vermutlich enterben, weil er sich öffentlich gegen ihn gestellt hatte, aber wie schon so oft zuvor, übte gerade das extrem hohe Risiko auch eine unleugbare Faszination auf Ahala aus, der sich jetzt räusperte und etwas auf seiner Kline aufrichtete, während er in die Runde blickte.


    "Ich schließe mich der Meinung von Flavius Gracchus und Aurelius Lupus an."