Beiträge von Aulus Tiberius Ahala Tiberianus

    Mit einem lautstarken Fluch sprang Ahala, sofern man dieses heruntersacken überhaupt aus springen bezeichnen konnte, von seinem Pferd und eilte wenig elegant zur Porta der Villa hinüber. Endlich mal wieder keinen Gaul unterm Hintern, auch wenn es vermutlich nur für kurze Zeit der Fall sein würde. Einmal im Schweinsgalopp von Misenum und dann direkt stante pede wieder zurück nach Misenum, weil sein Senior weitsichtig genug gewesen war, Ahalas hochgeschätztes "Mütterchen" aufs Landgut zu schicken, weit weg von den unvermeidlichen Unruhen, die die geplante Verschwörung unweigerlich über Rom und das nähere Umland bringen würde. Ahala zog es vor, nicht darüber nachzudenken, dass er sich eine Strecke und damit eine Menge Zeit hätte sparen können, wenn er von Anfang an gewusst hätte, dass Flora sich derzeit in Misenum aufhielt, denn seine Laune war ohnehin schon schlecht genug. Dass er den Vater daheim in der Villla Tiberia ungewissen Schicksal hatte überlassen müssen, nagte sehr an ihm und seinem sonst so überaus robusten Seelenfrieden. Darüber hinaus war er inzwischen todmüde von der permanenten Reiterei, die Stelle am Kopf, an der er den mehr als effektiven Schlag von Caudex' Kumpan abbekommen hatte, schmerzte immer noch und bescherte ihm in regelmäßigen Abständen Schwindel- und Übelkeitsanfälle. Und dieser Gestank erst...Das Pferd stank nach Gaul, natürlich, und er selbst inzwischen wie ein Iltis, ein Zustand, der für den doch sehr auf Körperpflege bedachten Ahala nur schwer zu ertragen war. Ohne die ihn verschreckt anstarrenden Sklaven auch nur eines Blickes zu würdigen, stürmte er direkt ins Atrium. "Flora! FLOOOOOOORAAAA!" brüllte er, ohne sich lange mit der Frage der passenden Anrede aufzuhalten, die er in Rom immer peinlich genau eingehalten hatte, zumindest wenn sein Senior oder Teile der Dienerschaft in der Nähe gewesen waren. "Wo steckst du denn, verdammt nochmal? Komm her, es gibt einen Notfall!

    Ach Väterchen..... :(


    ich hab dir im Vorfeld ja schon einiges dazu geschrieben, aber ich wiederhole mich hier gern nochmal:


    Vielen Dank für das tolle Zusammenspiel, ich hatte immer sehr viel Freude dabei und weiß jetzt schon, dass es mir sehr fehlen wird.
    Ob der spielsüchtige Faulpelz und Schmarotzer aus Syracusae es auch nur ansatzweise schaffen wird, die tiberische Fahne weiter hochzuhalten, wird die Zukunft zeigen. Du hast die Messlatte dafür in jedem Fall verdammt hoch gelegt =)
    Mach's gut lieber Senior, ich freue mich auf ein hoffentlich baldiges Wiedersehen irgendwo in den Tiefen des Imperium Romanum!

    Irgendwie hatte er bereits geahnt, dass er zu spät kommen würde. Von dem Moment an, als Ahala in der dunklen Ecke des Stalls, in die Caudex und sein Spießgeselle ihn geworfen hatten, wieder zu sich gekommen war, hatte er es geahnt. Wie lange er bewusstlos gewesen war, wusste er hingegen nicht, der Platzwunde und der riesigen Beule auf seinem Hinterkopf zufolge waren es vermutlich etliche Stunden gewesen. Mit rasenden Kopfschmerzen, die selbst den schlimmsten Kater seines Lebens noch in den Schatten stellten, hatte Ahala sich schließlich wieder aufgerappelt, nur um festzustellen, dass sein Pferd ebenso verschwunden war wie sein ganzes Geld, in dieser Hinsicht hatte sich Caudex, der verdammte Schweinehund, eine wahrlich großzügige Revanche gegönnt.
    Um wenigstens noch eine kleine Chance zu haben, rechtzeitig nach Rom zu kommen um seinen Vater und dessen Verbündeten zu informieren und vorzuwarnen, war Ahala schließlich selbst unter die Pferdediebe gegangen und hatte sich das einzige andere im Stall vorhandene Pferd "ausgeborgt", einen unübersehbar uralten Klepper, um dessen Sicherheit sich offenbar niemand mehr allzu große Gedanken machte. Aber immerhin, er lief, nicht schnell, aber er lief, und so war Ahala schließlich doch in Rom angekommen, nur um kurz vorm Ziel festzustellen, dass ein ganzes Rudel Praetorianer vor der väterlichen Villa stand. Mit einem Fluch zog er sich schnell ausser Sichtweite zurück und überlegte noch fieberhaft, wie er nun weiter vorgehen sollte, als er plötzlich ein recht zittriges Zupfen an seiner Tunika fühlte. Ahalas erster Impuls war Zuschlagen und Flucht, doch dann erkannte er gerade noch rechtzeitig, Panenus, einen der älteren Sklaven seines Vaters, der sich immer um die Einkäufe der tiberischen Küche kümmerte. "Oh junger Herr, wie gut, dass ihr wohlauf seid." japste der Alte und schielte zur Villa hinüber. "All diese Praetorianer vor der Tür, und ich glaube, einige von ihnen sind schon im Haus." Ahala spürte, wie ihm schlagartig noch flauer im Magen wurde, als das ohnehin bereits der Fall war und schüttelte den alten Sklaven leicht. "Und was ist mit meinem Vater, er ist doch hoffentlich nicht daheim, oder? fragte er mit stiller Hoffnung, obwohl der Gesichtsausdruck seines Gegenübers nichts Gutes versprach. "Oh doch, junger Herr, ich fürchte schon." jammerte Panenus "Als ich ging, um mich um meine Einkäufe zu kümmern, war er jedenfalls noch da." Ahala entfuhr der zweite Fluch innerhalb kürzester Zeit, dann schüttelte er den Sklaven gleich noch einmal. "Und Fl...und die Herrin? Was ist mit der? Ist sie bei Vater im Haus?" "Die Herrin? Oh nein, die nicht." schüttelte der Alte den Kopf. "Die Domina wurde vom Herrn vor einigen Tage nach Misenum geschickt, nur kurz, nachdem du selbst abgereist bist, Herr. Ahala fuhr sich mit beiden Händen durch die Haare und stieß ein Stöhnen aus, zum Teil aus Frust und Resignation, aber auch weil er bei der Gelegenheit ordentlich in die kurzfristig vergessene Wunde auf seinem Hinterkopf gegriffen hatte.
    Und jetzt? In die Villa hineinzukommen würde er nicht schaffen, und falls doch, dann kam er bei all den Schwarzträgern garantiert nicht mehr heil hinaus. Für seinen Vater konnte er nach Stand der Dinge derzeit nichts tun, aber vielleicht für Flora, immerhin bestand die Hoffnung, dass sich für das Landgut in Misenum noch niemand interessiert hatte, schließlich befand sich der alte Tiberius ja hier in Rom. Ahala warf noch einen vorsichtigen Blick um die Ecke herum zur Villa hinüber und atmete dann hörbar aus. "Hör zu, Panenus. Falls du wieder ins Haus reinkommst, und meinen Vater irgendwie erreichen kannst, dann sag ihm, dass ich dafür sorgen werde, dass seine Frau in Sicherheit gebracht wird. Und dass es mir leid tut, zu spät gekommen zu sein. Und gib mir alles, was du an Geld bei dir hast, ich werde es brauchen." Und kaum hatte er von dem Alten die halbwegs gut gefüllte Geldbörse erhalten, da klopfte Ahala dem Sklaven seines Vaters noch einmal auf die Schulter und eilte, ohne sich noch einmal umzusehen, von dannen. Eine innere Stimme sagte ihm, dass es vermutlich sehr lange nicht mehr herkommen würde, falls er die nächsten Stunden, Tage oder gar Wochen überhaupt überlebte.

    Nach langer Zeit schien er am heutigen Abend endlich mal wieder eine Glücksträhne zu haben. Wurf für Wurf gelang, die Würfel schienen in Ahalas Händen förmlich zu vibrieren und das Häuflein Münzen vor ihm auf dem Tisch wuchs langsam aber stetig an, offenbar sehr zum Verdruss von Ahalas Mitspieler, einem Tuchhändler aus Ancona, dessen Miene nicht gerade großmütiges Gönnen widerspiegelte. Der Tiberier hegte den Verdacht, dass sein Gegenüber im wirklichen Leben ausserhalb dieser Taberna ebensowenig mit Tuch zu tun hatte wie er selbst mit Wein, aber seine Laune war im Augenblick zu gut, um allzu lange darüber nachzusinnen. Schließlich hatte er einen richtig guten Lauf, und der von seinem Vater und dessen Freunden festgelegte "Stichtag" war schließlich erst morgen, also reichte es, wenn er sich nach dieser Nacht am Riemen riss und erhöhte Wachsamkeit an den Tag legte. Ahala schnalzte zufrieden und grinste den grimmig dreinblickenden Anconier fröhlich an. "Nana, Caudex, nun zieh mal nicht so eine Bittermiene, die nächste Runde kann schon wieder dir gehören!" Beschwingt griff er mit der einen Hand nach den Würfeln und der anderen nach seinem Weinbecher und setzte gerade zum nächsten Wurf an, als sich die Tür der Taberne öffnete und Tamyris hinein- und auf seinen Tisch zu stolperte. Ahala kam kaum noch dazu, sich über ihre verfrühte Ankunft zu ärgern, da hatte die junge Frau ihn bereits mit ungeahnten Kräften von seinem Hocker in die Höhe und dann aus der Taberna hinaus gezerrt, so dass er gerade noch mit Mühe und Not seinen bisherigen Spielgewinn mit beiden Händen zusammenraffen konnte.
    "He, hör mal, Süße, ich hab da drin noch...." setzte Ahala gerade an, da sah er, dass Tamyris' Gesicht tränenüberströmt war und vor offensichtlichem Entsetzen verzerrt war, und ihm schwante Übles, noch bevor sie das erste Wort hervorgestammelt hatte.
    "G..Galeo, es ist so schrecklich...die...die Augusta ist tot, und der Kaiser auch...ich muss sofort zurück, bevor jemand merkt, dass ich rausgelaufen bin, tut mir leid, ich....." ein lautes Schluchzen entfuhr ihrer Kehle, dann riss Tamyris sich los und verschwand dann in der Dunkelheit, einen wie vor den Kopf geschlagenen Tiberius an der Hauswand zurücklassend. Der Kaiser war tot? Aber wieso denn schon heute? Ein paar Sekunden starrrte Ahala noch vor sich hin, dann riss er sich wieder zusammen und beschloss, dass er sich über derartige Fragen auch auf seinem Ritt nach Rom ausführliche Gedanken machen konnte. Mit eiligen Schritten lief er um die Taberna herum zu dem kleinen Stall, in dem er sein Pferd während seines Aufenthaltes in Misenum untergestellt hatte, nur um, kaum dass er mit dem Satteln fertig geworden war, festzustellen, dass er dort nicht länger allein war. "He, Volteius, wo willst du denn auf einmal so eilig hin?" ertönte es plötzlich vom Eingang her, in dessen Rahmen nun ein sehr entspannt wirkender Tuchhändler aus Ancona lehnte. "Du hast doch wohl nicht etwa vor, mich um meine wohlverdiente Revanche zu bringen, oder?" Ahala unterdrückte ein Stöhnen und bemühte sich um einen möglichst unbeschwerten Tonfall, der mit seiner angespannten Stimmung herzlich wenig zu tun hatte. "Hör mal ,Caudex, alter Junge, wir holen das später nach, ja? Ich muss nur fix was erledigen, dann können wir weiterspielen." "Was erledigen, soso...ehrlich gesagt glaub ich nicht, dass ich Lust habe, so lange auf dich zu warten, ich trau dir nämlich nicht, Volteius." Caudex löste sich vom Türrahmen und kam langsam und bedächtig auf Ahala zu, der sein Pferd inzwischen am Zügel gepackt hatte und sich nun seinerseits auf den Ausgang zubewegte, sein Gegenüber dabei nicht aus den Augen lassend. "Nun hab dich mal nicht so, Caudex. Ich hab jetzt wirklich keine Zeit, meinethalben nimm dir einen Teil vom Gewinn zurück und lass es damit gut sein." "Du willst mir Geld zurückgeben? Ich glaube fast, du hast mich beschissen, Volteius, und willst dich jetzt aus der Affaire ziehen. Kann das vielleicht sein?" Sein ehemaliger Spielkumpan war jetzt so nah, dass Ahala dessen Weinfahne riechen konnte. Aus rein physischer Sicht schien er dem durch mancherlei Kneipenschlägerei erfahrenen Tiberier keine allzu große Bedrohung zu sein, doch kaum war er zu dem Entschluss gekommen, es auf einen Kampf ankommen zu lassen, da löste sich aus dem Dunkel hinter ihm eine weitere Gestalt und versetzte ihm einen Schlag auf den Hinterkopf, der Ahala erst Sterne und dann das Stroh des Stallbodens von sehr nah sehen ließ, bevor schließlich alles in Dunkelheit versank. Alles in allem vielleicht doch kein ganz so guter Lauf, wenn man es recht betrachtete.

    Die Taberna Bubulci besaß eigentlich nichts, womit sie gegen ihre direkte Konkurrentin, die nur ein paar Ecken weiter gelegene Taberna Metelli, hätte punkten können. Sie war kleiner, dunkler, weniger sauber und auch Bubulcus, der grobschlächtige Wirt, besaß nur wenig einnehmenden Charme. Und doch hatte ein junger sizilianischer Weinhändler namens Galeo Volteius, den manch einer im fernen Rom auch bereits als Aulus Tiberius Ahala Tiberianus kennengelernt hatte, diese Lokalität als seinen Stützpunkt auserkoren, denn einen Vorteil besaß sie tatsächlich: hier wurde gewürfelt, und das nicht zu knapp.
    Nun war Ahala zwar in höchst wichtiger, ja nahezu zukunftsgestaltener Mission unterwegs, aber das bedeutete ja nicht zwangsläufig, dass er sich die Warterei nicht ein wenig angenehmer gestalten konnte. Denn das war es im Grunde, woraus seine persönliche Mission im väterlichen Plan bestand: abwarten und auf das entsprechende Signal hin sofort und so schnell wie möglich nach Rom zurückzukehren.
    Und so schwatzte er denn tagsüber als Galeo Volteius dem einen oder anderen wackeren Bewohner Misenums seinen aus Rom mitgebrachten "sizilischen" Wein auf und saß abends würfelnd in der Taberna Bubulci um auf seine kleine "Zusatzaufgabe" zu warten: Tamyris, Sklavin im kaiserlichen Haushalt und dritte Ornatrix der Augusta höchstselbst. Mit einem weiblichen Teil der kaiserlichen Dienerschaft in Kontakt zu treten und ihn idealerweise für sich einzunehmen, hatte sich als leichter herausgestellt, als Ahala ursprünglich vermutet hatte. Zum einen war Misenum nicht Rom und die Unterhaltungsmöglichkeiten auch für Sklaven reichlich begrenzt, und zum anderen brannte hinter Tamyirs' durchaus reizvollen Augen kein allzu helles Licht, sodass die junge Frau sehr schnell auf Ahalas routinierte Schmeicheleien hereingefallen war und seit einigen Tagen bereitwillig ihren Feierabend und auch einige andere Dinge mit ihm teilte. Zum stillen Bedauern des Tiberiers war Tamyirs eher motiviert als talentiert zu nennen, aber da es ja schließlich, wie sein Vater ihm immer wieder eingeprägt hatte, um das Wohl des mos maiorum und des großen Ganzen ging, rackerte sich der Iunior jede Nacht nach Kräften ab und mimte mit einiger Überzeugungskraft den überwältigten und feurigen Liebhaber.
    Mal schauen, wann sie ihn heute in der Taberna abholen kam, mit etwas Glück blieb noch genug Zeit für eine weitere Würfelrunde, bevor es an die Arbeit ging.

    Zitat

    Original von Manius Tiberius Durus


    "Ich hoffe, du titulierst den Aelier in der Öffentlichkeit nicht ebenso."


    Respektlosigkeit gegenüber Freunden war etwas, was im politischen Rom ebenfalls verpönt war und wenn sein Sohn dort einmal groß sein wollte, dann musste er dies lernen.


    "Wie? Öh...nein, nein, natürlich nicht, entschuldige bitte meine saloppe Ausdrucksweise." entschuldigte Ahala sich sofort, obwohl seine Sensibiliät nicht dazu ausreichte wegen seines Fauxpas aufrichtig zerknirscht zu sein. Allerdings blieb er auch durchaus bei der Wahrheit, denn Ahala war nicht der Typ Mensch, der noch jahrelang Anekdoten von nahstehenden Verstorbenen erzählte, dafür lebte er viel zu sehr im hier und jetzt. "Tut mir leid, aber den Pompeius kenne ich auch nur von dieser einen Cena." schüttelte auf die nächste Anfrage des Seniors dann den Kopf. "Salinator scheint eine Menge einflussreicher Klienten zu besitzen, gehört Senator Iulius Centho nicht auch dazu?" Noch so ein alter Saufkumpan, nebenbei erwähnt...

    "An den Kaiser persönlich herankommen? Puh...." Ahala kratzte sich am Hinterkopf und legte die Stirn in Falten. "Naja, ich weiß recht wenig über Valerianus, aber vielleicht hat er ja eine persönliche Schwäche oder besondere Gewohnheiten, an denen man ihn packen könnte, und wo er weniger vorsichtig wäre." überlegte er dann laut, sich wieder einmal für einen Moment lang fragend, wie er jemals in diese Situation hatte rutschen können. "Ein bestimmter Typ Frau vielleicht, falls er dafür bekannt ist oder ein Knabe...vielleicht schlemmt oder trinkt er ja auch gern irgend etwas bestimmtes. Man munkelt doch zum Beispiel, dass die göttliche Livia sich seinerzeit des göttlichen Augustus entledigt hat, indem sie die Feigen Garten mit Gift bestrich, die er sich immer selbst gepflückt hat. Sowas in der Art halt..." Ein erneutes Kratzen und Ahala zuckte mit den Schultern. "Naja, viel ist es nicht, was mir dazu einfällt, aber ich kann ja nochmal darüber nachdenken."

    "Wie gut ich den Iunius kenne? Naja, so gut nun auch wieder nicht, wenn ich ehrlich bin." antwortete Ahala und kratzte sich am Hinterkopf. "Wir sind uns durch Zufall am Tiber über den Weg gelaufen, kurz nach meiner Wahl, und haben uns eine Weile über die Götter und die Welt unterhalten. Er scheint wirklich in Ordnung zu sein und ist ungefähr in meinem Alter, musst du wissen."

    Ahala bemerkte das kurze Zögern der Iunia zwar, war jedoch dickfellig genug, um ihre Begrüßung dennoch mit einem freundlichen und offenen Grinsen zu beantworten, ohne sich auch nur eine Sekunde länger mit seinem lang vergangenen Fauxpas zu beschäftigen oder deshalb gar so etwas wie ein schlechtes Gewissen zu haben.
    "Ja, das ist bedauerlicherweise wahr, Iunia. Umso mehr möchte ich dir für diese Einladung danken."
    Durch ein Jahr Arbeit mit Erbschaftsgedöns ein wenig besser auf derartige Gesprächsthemen geeicht, nahm Ahala bei diesen Worten jetzt immerhin das Grinsen wieder aus dem Gesicht, und überlegte, ob Axilla an dieser Stelle vielleicht einige warme Worte zu ihrem verstorbenen Gatten erwartete. In dieser Hinsicht war sein Repertoire mittlerweile durchaus auf sehenswerte Größte angewachsen, allerdings bezweifelte Ahala, dass der ebenfalls anwesende und bereits in den Startlöchern stehende Imperiosus eine posthume Lobhudelei auf seinen Vorgänger am Tage seiner Hochzeit besonders würdigen würde.
    Einige warme Worte später waren die Tiberier aus der Begrüßungsschlange herausgetreten und Ahala sah seinen Vater ein wenig überrascht an. "Engere Kontakte? Zur Iunia? Nein, eigentlich nicht, ich hab sie nur einmal bei einer Cena im kaiserlichen Palast getroffen. Ihren ersten Mann kannte ich ganz gut, den Felsen-Aelius, du weißt schon..." Dass sich dieses "kennen" im wesentlichen auf die gemeinsame Teilnahme an Saufgelagen und Hahnenkämpfen in nicht allzu vornehmen Teilen der Stadt beschränkt hatte, hielt Ahala nicht wirklich für erwähnenswert, für derart profane Dinge interessierte sich sein wenig heiterer Senior ohnehin nicht.

    Im Schlepptau seiner "Eltern" war auch Ahala bei den Feierlichkeiten in der Casa Iunia erschienen und harrte mit einer gewissen Resignation der Ereignisse, die ihn dort erwarteten. Eine Hochzeit ausgerechnet... Das einzig erfreuliche Aspekt bei der Hochzeit anderer Leute war der Umstand, dass es nicht die eigene war, aber ob das reichen würde, um sich halbwegs über den Tag zu retten? Mit den Namen des Brautpaares konnte Ahala dank seines recht chaotischen Gedächtnisses zunächst nicht allzuviel anfangen, auch wenn sie ihm beide irgendwie bekannt vorkamen. Auf der Suche nach einem Geistesblitz betrachtete er, während er brav neben Vater und Stiefmutter wartete, zunächst einmal die Braut und fragte sich nicht zum ersten mal in seinem Leben, wer sich vor Urzeiten nur jemals diese Frisur ausgedacht hatte, die selbst die Attraktivität der schönsten Frauen auf eine harte Probe stellte. Ahalas Blick wanderte von den abenteuerlichen Flechten hinab zum deutlich erfreulicheren Gesicht der Iunia, und plötzlich fiel im ein, wo er sie seinerzeit kennengelernt hatte: im kaiserlichen Palast bei einem Festmahl ,das sein bereits vor geraumer Zeit verblichener Saufkumpan Archias gegeben hatte. Die Iunia war seine Ehefrau oder damals noch seine Verlobte gewesen, und Ahala konnte sich noch recht gut an ihren grimmigen Blick erinnern, als ihr sein Geschenk an Archias in die Hand gefallen war: ein Rundum-Wohlfühl-Gutschein für eine der talentiertesten Lupae Roms. Ob Archias den wohl jemals eingelöst hatte, bevor er damals vom Felsen gehüpft war? Das war zu hoffen, denn die gute Parysatis war ihr Geld wirklich wert gewesen, wie Ahala in mehrfachem uneigennützigem Selbstversuch hatte feststellen können. Und Moment...den Bräutigam kannte er doch ebenfalls von jener Cena, oder irrte er sich da? Doch, eindeutig, der Pompeius war einer der übrigen Gäste gewesen...Und der junge Mann, der gerade an das Brautpaar und deren Gesprächspartner, den von seinem Vater so hochgeschätzten Praefectus Urbi, herantrat, war ihm ebenfalls nicht fremd, nur dass Ahala den nicht bei einem Festmahl getroffen hatte sondern rein zufällig am Tiber, wo die beiden jungen Männer miteinander ins Gespräch gekommen waren.
    Obwohl er nicht ganz sicher war, dass Seneca ihn ebenfalls entdeckt hatte, grinste Ahala diesem freundlich zu und wartete dann darauf, dass sein Senior mit der großen Begrüßungsrunde begann.

    Kurz nach seinem flavischen Amtsnachfolger betrat auch Ahala das familieneigene Triclinium und stellte zu seiner nicht geringen Freude fest, dass er diesmal zumindest nicht der allerletzte Ankömmling war, denn weder der Vinicius noch der zweite Aurelius waren irgendwo zu sehen.


    "Salvete, Vater, meine Herren, Flavius, Aurelius..." grüßte er erst einmal allgemein in die komplette Runde, da er den einen jungen Mann im Raum bislang noch nicht namentlich zuordnen konnte. Ein Klient seines Vaters vermutlich, aber welcher? Ein weiterer Aurelius vielleicht? Kein Grund, allzu lange nachzugrübeln, denn sein Senior würde sie sicher recht schnell miteinander bekannt machen.

    Harte Bandagen, welch wahres Wort... Ahala beneidete den Germanicus ploetzlich darum, weit ausserhalb der Verschwoerung zu stehen, die Ahalas Vater initiiert hatte und deren weiterer Verlauf auch fuer sein eigenes Schicksal massgeblich sein wuerde, in welcher Form auch immer. Andererseits waere dieses auch in Syracusae vermutlich nicht ruhiger verlaufen, schliesslich hatte Ahala zum Zeitpunkt seiner ploetzlichen Abreise nach Rom bereits eine beachtliche Anzahl an Glaeubigern angehaeuft, die ihm aller Wahrscheinlichkeit nach nicht wirklich wohlgesonnen waren.


    "Ich werde mich wohl ueberraschen lassen muessen." grinste er daher auf Sedulus' Warnung hin. "Und wie kommt es, dass du ausgerechnet bei den oeffentlichen Gebaeuden gelandet bist? Reiner Zufall, oder liegt es daran, dass dein Onkel Architekt ist?"
    Ahala persoenlich interessierten alle Curatorenaemter herzlich wenig, aber vielleicht verfuegte der Germanicus ja ueber Interessen, die ihm selbst fern lagen.

    "Nun, ich werde mich bemuehen, das Examen so schnell wie moeglich zu bestehen, schliesslich will ich Vater hier ja nicht unnoetig lange untaetig auf der Tasche liegen." antwortete Ahala nicht ganz wahrheitsgemaess aber dafuer wohlklingend auf die Frage seiner Cousine, daemmerte bei den nun folgenden Themen: Kinder, Acta Diurna und Schola Athiensis jedoch unweigerlich ein wenig weg, spontan haette er kaum sagen koennen, welches davon ihn am allerwenigsten interessierte. Sich diesen Luxus leisten zu koennen, davon war Ahala ueberzeugt, schliesslich hatte er sich ein ganzes Jahr lang mit den hoechst langweiligen Hinterlassenschaften von irgendwelchen Verblichenen beschaeftigen muessen!


    "Vielleicht koennen wir ja schon heute abend ueberlegen, welcher Termin sich fuer ein solches Fest eignen wuerde." machte er dann nach einer Weile den Versuch, das allgemeine Gespraechsthema wieder fuer ihn interessantere und vielversprechendere Bereiche zu lenken.

    "Kein Problem, es ist ja keine Muehe fuer mich, meinen Vater danach zu fragen." beschwichtigte Ahala wahrheitsgemaess und machte mit den Haenden eine abwehrende Handbewegung. "Aber das mit dem Wein halte ich fuer eine hervorragende Idee, hast du einen Vorschlag wo wir hingehen koennten? Schliesslich bist du ja ein aufrechter Praetorianer, da will ich dich mit meiner Wahl lieber nicht in Verlegenheit bringen."



    Sim-Off:

    entschuldige bitte die lange Wartezeit :(


    Ad
    Aulus Iunius Seneca
    Castra Praetoria
    Roma



    Salve Seneca,


    ich habe mit meinem Vater wegen eines möglichen Patronats gesprochen, und er würde dich deshalb gern näher kennenlernen.
    Such ihn am besten während seiner Salutatio auf, vielleicht laufen wir uns bei der Gelegenheit ja auch in der Villa Tiberia über den Weg und können überlegen, ob und wann wir mal wieder gemeinsam um die Häuser ziehen können.
    Mögen die Götter dich bis dahin bewahren,





    Ahala nickte erfreut, dass sein Vater so schnell und bereitwillig auf seine Bitte einging ohne zunächst auf weitere Informationen zu bestehen. Nicht, dass man sich im Fall des Iuniers da irgendwelche Sorgen hätte machen müssen, Ahala war sich sogar ausgesprochen sicher, dass Seneca vermutlich nicht die allerkleinste Leiche im Keller liegen hatte, ganz im Gegensatz zu ihm selbst.


    "Dann werde ich ihm eine entsprechende Nachricht zukommen lassen, ich danke dir, Vater." Und ja, das war eigentlich schon alles, obwohl, wenn er schon einmal da war....


    "Nun ja, da wäre vielleicht noch etwas. Ich hab mich gefragt, wie der Stand der Dinge ist, in der anderen Sache, du weißt schon. Und ob es vielleicht irgendetwas gibt, was ich zur Zeit in dieser Hinsicht tun kann." Noch kryptischer ging es vermutlich nicht, aber Durus würde schon verstehen, worauf sein Sohn hinauswollte. Und der tat sich nach wie vor ein wenig schwer mit der Vorstellung, dass er bis zu den Ohren oder sogar darüber hinaus in einer handfesten Verschwörung auf allerhöchster Ebene steckte. Aber wenn das schon so war, dann wenigstens auch etwas tun, und wenn es auch noch so popelig war. Diese ewige ungewisse Warterei machte einen auf Dauer ja rammdösig!

    Legionslegatur? Statthalterschaft? Ahala gönnte sich auf diesen väterlichen Einwurf erst einmal einen ordentlichen Schluck Wein und direkt einen zweiten hinterher. Zwar hatte er sich seit seiner Ankunft in Rom vor einigen Jahren nach und nach von der reizvollen Vorstellung, sich bis zum Exitus irgendwie durchs Leben zu schlunzen, nach und nach verabschiedet, dennoch überraschte ihn immer wieder aufs neue, in welchen Dimensionen sich die väterlichen Ambitionen für seine Person bewegten. Als er sicher sein konnte, dass seine Gesichtszüge sich wieder in halbwegs geordneten Bahnen bewegten, nahm Ahala den Weinkelch wieder hinunter und nickte seinem Vater zu. "Gut, dann werde ich Ursus so bald wie möglich anschreiben. Ein wenig wird es wohl noch dauern, schließlich muss ich erst noch das Examen Primum an der Militärakademie ablegen. Du siehst also..." bei diesen Worten wandte er sich mit einem Grinsen wieder Septima zu"....es bleibt in jedem Fall noch ein wenig Zeit für familiäres Beisammensein, zumindest wenn du dich in Zukunft mal wieder häufiger hier sehen lässt. Aurelia hätte sicher auch nichts dagegen, nicht wahr?" Götter, war das eine Mühsal ,die Gattin seines Vaters in der passenden Weise und nicht allzu plump vertraulich anzusprechen, konnte der denn nicht endlich mal eine Frau heiraten, die genauso offensichtlich alt und ehrwürdig war wie er selbst? Dann wäre er, Ahala, wenigstens nicht ständig in Versuchung sie einfach mit ihrem Cognomen anzusprechen. Ob es seinem Vater wohl zu vertraulich erscheinen würde, wenn er es einfach doch tat?

    "Dann hab ich in Bezug auf deine Absichten Glück gehabt, denn du hättest vermutlich bessere Chancen, mich zu irgendetwas zu überreden als die meisten anderen." Auch Ahala war klar, dass er das Thema "Heirat" nicht ewig würde hinausschieben können, aber solange ihm niemand das Pilum auf die Brust setzte würde er sich gewiss nicht freiwillig in die erste Reihe stellen. Nein, wenn es ihn nach weiblicher Gesellschaft dürstete, dann suchte er sich diese lieber selbst an Orten, an denen sie auch mit Sicherheit verbleiben würde, wenn es ihn anschließend wieder nach Hause zog. Nicht besonders feinsinnig oder gar romantisch aber dafür ausgesprochen praktisch und vor allem stressfrei!
    Prisca hatte mittlerweile das notwendige Schriftstück unterzeichnet, und Ahala transferierte dieses von dem riesigen Berg an unbearbeiteten Fällen auf der linken Seite seines Schreibtischs auf den deutlich kleineren Stapel an erledigten rechts von ihm. Nicht gerade beeindruckend für die Zeit, die er an dem heutigen Tag bereits im Officium verbracht hatte, aber hieß es nicht auch "langsam nährt sich der Eichkater?" Bevor Ahala sich allzu sehr in dieser philosophischen Frage verlieren konnte, erhob sich seine Besucherin jedoch von ihrem Stuhl und er beeilte sich, es ihr gleich zu tun. "Du hältst mich ganz und gar nicht auf, Aurelia, und ich hoffe doch sehr, dass unser nächstes Zusammentreffen nicht ganz so lange auf sich warten lassen wird wie dieses. Bei den Spielen wollte ich auf jeden Fall vorbeischauen, und dass du in der Villa Tiberia jederzeit willkommen bist, weißt du hoffentlich auch. Flo....äh deine Cousine würde sich sicher freuen, und meine Cousine Septima vermutlich auch. Die ist ja auch seit einiger Zeit wieder zurück in Rom und hat sicher nichts gegen ein bisschen Ablenkung von der Kindererziehung."

    Seine eigentlichen Zukunftspläne....na prima, da hatte er sich mit seinem schleimigen Geschwafel ja wieder wunderbar selbst vor's Knie getreten. Zugeben, dass derartige Pläne bis zu seiner Ankunft in Rom im Grunde gar nicht existiert hatten? Keine gute Idee, auch wenn der Germanicus vor ihm keinen allzu verbissen traditionellen Eindruck auf Ahala machte. Fast war es jenem in diesem Augenblick sogar ein bisschen peinlich, dass sein gedanklicher Horizont während seiner Jugend in Syracusae nie über die Frage hinaus gegangen war, wie und wo er am besten seinen besonderen Vorlieben frönen und das Geld seiner Familie verbraten konnte.


    "Ich muss gestehen, dass diese Pläne nicht allzu ambitioniert waren, vor allem nicht aus der Perspektive eines Mitglieds des römischen Senats." kleidete Ahala die dürftigen Tatsachen in halbwegs klangvolle Worte. "Vermutlich wäre ich irgendwann im Magistrat von Syracusae tätig geworden und hätte mich ansonsten um die Ländereien meiner Familie gekümmert. Und wie war das bei dir? Hattest du deine heutige Position schon im Auge, als du in meinem Alter warst?"

    "Es geht um einen Bekannten, den ich dir gern als möglichen Klienten empfehlen würde." erklärte Ahala, während er die letzten Meter bis zu seinem Vater zurücklegte und sich auf dem benachbarten Sessel niederließ. "Es geht um einen Iunier, Aulus Iunius Seneca, genau gesagt. Er ist Praetorianer und macht auf mich einen ausgesprochen ambitionierten und zuverlässigen Eindruck." Ganz sicher entschieden ambitionierter und zuverlässiger als Ahala selbst, allerdings war der als Maßstab aller Dinge auch nur suboptimal geeignet.