Beiträge von Harigastus

    Prüfend ging ich also durch den Garten. Mir fiel ein, dass ich nicht ohne weiteres beginnen konnte das Unkraut zu rupfen. Es hätte schließlich möglich sein können, dass ich etwas für Unkraut hielt, was es gar nicht war. Bei den vielen verschiedenen Pflanzen die hier im Garten standen, hätte es durchaus sein können, dass ich etwas gerupft hätte, was hier stehen sollte. Zum größten Teil machte es zwar nicht den Eindruck, allerdings konnte ich mir dessen nicht sicher sein. Und so musste ich auch diesbezüglich fragen, was nicht gewollt war und was stehen bleiben sollte. Nun gut, war zwar auf den ersten Blick seltsam, aber mir es die proffessionellste Alternative zu sein.


    Ich ging weiter, auf einige der Pflanzen zu, und sah mir die Blätter näher an. Auch wenn sie mir unbekannt waren, konnte ich dennoch erkennen, dass sie Wasser brauchten oder zuviel hatten. Aus der Näher sah man den Mangel besser und konnte auch besser beurteilen, ob es eventuell an der Jahreszeit lag oder einfach an der Versorgung. Als ich mich in die Hocke begebenhatte, um die Feuchtigkeit des Bodens zu fühlen, hörte ich von irgendwo eine Stimme. Im ersten Moment dachte ich noch, dass eine der Pflanzen mit mir gesprochen hätte, weil die Stimme so ungwöhnlich klein klang. Entsprechend verwundert sah ich nach oben. Natürlich war es keine Pflanzen; auch wenn ich manchmal mit Blumen spreche, hatte mir bislang noch keine geantwortet, jedenfalls nicht, wenn ich nüchtern war. Und solche Vorfälle gab es nur dort, wo ich herkam – in einem anderen Leben.


    Es war also keine der Pflanzen, also stand ich auf und drehte mich um. Erst sah ich niemanden. Dann sah ich genauer hin und bemerkte, dass ich einfach weiter nach unten sehen musste. Ein Kind hatte gesprochen, das erklärte die kleine Stimme. Zuerst wollte ich ihr erwiedern, dass ich mit ein paar Ameisen Murmeln spiele, dann aber bemerkte ich die große Murmel in ihrem Arm. Schon lange hatte ich keinen Ball mehr gesehen. Erinnerungen wurden wach, an meine Kindheit und an diverse Spiele die wir gemacht hatten. Gut, dass das vorbei war. Ich musste immer mit den Großen spielen und die waren immer besser als ich. Da machte das Spielen nicht wirklich Spaß. „Ich sehe mir die Pflanzen hier im Garten an. Einige davon sind nicht mehr gesund und ich kümmere mich darum, dass sie es wieder werden. Und du?“

    Tja, im Ruhrgebiet schneit es eben nicht so häufig. Es ist selten, dass es mehr als einmal im Jahr Schnee bei uns gibt. Dann bleibt er, in der Regel, nicht lange liegen. Nach knapp 4 Tagen ist der Schnee dann schon wieder geschmolzen. Jedenfalls bei uns.


    Übrigens, dein Witz hat einen kleine Haken. Das Ruhrgebiet ist der Himmel! Wo kann es schöner sein!
    Glück auf!

    Schneeflöckchen, Weißröckchen, da kommst du geschneit... ;)


    In Hattingen (Ruhr) ist heute jede Menge gefallen. Erst der Schnee, dann die Menschen. Gut, dass ich heute nicht zur Arbeit muss. Dafür bin ich mit meiner Kleinen heute wieder Schlitten gefahren. Das hat sich gelohnt. Und wenn bei uns schon mal Schnee liegt, muss man es ausnutzen.


    Nach dem ersten schippen, heute Vormittag, war nach ca. 15 Minuten wieder alles voll. Es wollte gar nicht aufhören zu schneien. Schön ist der Schnee aber nicht, er ist wieder sehr pulverig – kaum für Schneebälle oder Schneefrauen / Schneemänner geeignet.


    Schlimm ist heute der Wind, aber dafür ist es nicht ganz so kalt – es fühlt sich zumindest nicht so an.

    Im Garten musste etwas getan werden. In diesem Garten musste sogar unbedingt etwas getan werden. Als ich ihn zuletzt sah, war er schon in einem schlechten Zustand, aber das hier, war etwas, über das man besser nicht sprach, sondern einfach nur erwähnen sollte, dass im Garten etwas getan werden muss. Ein kurzer Blick reichte jedenfalls aus, um eine wichtige Feststellung zu machen: Abreißen, neu aufbauen! Das wäre wesentlich effektiver gewesen. Allerdings hallte mir eine Stimme im Ohr die davon sprach, nie eine Pflanze verloren zu geben. Ich seufzte, ‚gut‘, dachte ich, ‚also nicht verloren geben, sondern aufpäppeln und gesunden lassen.‘ Ob ich das allerdings durch meine eigenen Hände schaffen würde oder nur durch ein Wunder, ließ ich gedanklich bei Seite.


    Mir ging es vorerst nur darum, mich umzusehen und mir Gedanken darüber zu machen, wie ich in diesem Garten vorgehen könnte. Viele der Pflanzen waren übergossen, das war leicht zu sehen; andere hingegen schienen schon zu lang kein Wasser mehr gefühlt zu haben, auch das war zu sehen. Das deutlichste Zeichen für einen Pflegemangel war das viele Unkraut, das sich überall verteilt hatte. Eine der ersten Aufgaben sollte also darin liegen, es zu zupfen, dann wäre es auch sicherlich leichter, ein Gesamtbild der Lage zu bekommen, weil das Unkraut einfach zu sehr ablenkt und den Blick bannt. Dann musste noch geprüft werden, welche Pflanze, bei der kommenden Kälte, überhaupt geeignet war, draußen zu stehen und ob es in diesem Zusammenhang sinnvoll gewesen wäre, sie an einem wärmeren Ort überwintern zu lassen. Daran anschließend musste geprüft werden, ob die jeweiligen Pflanzen überhaupt an einem geeigneten Ort standen. Manche von ihnen waren Lichtfresser, andere zogen den Schatten oder Orte mit wenig Licht vor. Dazu müsste mir allerdings jemand helfen, der weiß, wo die Pflanzen am besten stehen sollten, da ich viele dieser Arten nicht kannte, weil sie aus anderen Regionen kamen als ich.


    Vielleicht wüsste mein Freund Sharif etwas darüber oder zumindest jemanden, den ich hätte fragen können. Sharif war ein guter Kerl, ich mochte ihn. Er hatte eine herzlich grimmige Art an sich. Das machte ihn mir sehr sympathisch. Ich konnte mir schon gut vorstellen, mit welchen abweisenden Worten er auf meine Frage reagieren würde.


    Heute früh war eine der Sklavinnen an mir vorbeigehuscht, die ich sicherlich fragen könnte. Allerdings müsste ich sie dafür erst einmal zu fassen kriegen. Sie ist die ganze Zeit unterwegs und hat scheinbar überhaupt keine Ruhe für irgend etwas, weil ihr Alltag sie hin und her hetzt. Das sie kaum an das Sonnenlicht kam, sah man ihr an. Direkte Sonneneinstrahlung läßt die Haut schließlich schnell altern. Bei ihr war davon jedoch nichts zu sehen. Sie gehörte zu den Frauen, bei denen ich aufpassen musste, nicht auf meine Zunge zu treten, wenn ich sie sah. Entsprechend schwierig ist es für mich, die richtigen Worte, oder überhaupt Worte, zu finden, wenn ich ihr gegenüberstehe. Einige dieser Situationen kamen mir in diesem Moment wieder vor die Augen und ich schüttelte den Kopf, weil ich mich so tölpelhaft benommen hatte. Nun ja, so war das jetzt.
    Jedenfalls verstand ich nicht, wieso sie sich ständig von einem Ort an den nächsten scheuchen ließ. Musste sie wirklich diese vielen Aufgaben bewältigen oder nahm sie einfach nur zu viele Aufgaben an, die sie letztlich gar nicht machen musste. Natürlich konnten wir Sklaven nicht einfach nichts tun oder frei über unsere Arbeit verfügen, sondern hatten feste Aufgaben, die es zu erfüllen galt. Wir alle hatten unsere Arbeit, der wir nachkommen mussten. Sie bestimmten allerdings nicht jeden Augenblick unseres Lebens. Es gab auch Moment der Ruhe, Momente um durchzuatmen, selbst wenn sie manchmal nur klein waren. Bei ihr schien das nicht so zu sein, diese Momente gab es bei ihr nicht. – Die Sonne läßt die Haut altern – was ist eigentlich mit der ganzen Arbeit? Läßt sie die Haut vielleicht nur bei zusätzlich ungesunder Ernährung altern? Auf jeden Fall dürfte sie die Seele altern lassen. Und wenn dieser Punkt erreicht ist, dauert es nicht mehr lang und das Altern befällt auch den Körper. Das kann nur zu Magengeschwüren führen.
    Es erinnert ein wenig an diesen Garten. Blumen, die zu viel Wasser haben, gehen ein. Das Wasser, das sie zu viel bekommen, kann noch eine Weile kompensiert werden, auf Dauer läßt es aber ihre Blüten welken. Letztlich ersaufen sie an dem, was zu viel ist und gehen daran kaputt. – Manchmal möchte ich sie zu gerne packen und ihr in den Hals schreien. Aber, wenn das Sprechen schon nicht funktioniert...
    Na ja, sie ist ein Sklavin, möglicherweise wollte sie es den Herrschaften auch einfach nur Recht machen. Vielleicht ist sie aber auch die Sklavin ihrer vielen Aufgaben geworden.


    Sie konnte ich also nicht fragen. Mir fiele schon etwas anderes ein. Wie heißt es doch, man wächst an seinen Aufgaben. Und Blumen sind immer eine Herausforderung.

    http://www.youtube.com/watch?v=YvDZSfhvMtU


    Träume sind etwas schönes, es ist nur jeden Morgen schrecklich aus der schönen Traumwelt, wieder in die Nicht-Traumwelt zu gehen.
    Erste gedankliche Orientierungen erwachten in mir, kaum fassbar, flüchtig aufgenommen und schon verloren. Die müden Lider klebten sandig vor den Augen und mit schwerfälligem Widerwillen zog ich sie bedächtig hinauf. Das wenige Licht schimmert sehr verschwommen, schemenhaft konnte ich einzelnes erkennen. Langsam erhob ich mich, ließ den Kopf auf die Brust fallen und strich mir kräftig über den Kopf, bevor ich die Körnchen aus meinen Augen rieb. Durch die Nase seufzend stand ich aus meinem Bett auf, zog die Schultern drehend hoch und streckte mich flüchtig.
    Die anderen Sklaven schliefen, morgens stand ich sehr früh auf, meist vor den anderen. Ich konnte erkennen, dass sie sich teilweise noch in ihre Decken kauerten und sich dabei scheinbar so kleingemacht hatten, dass sie ihre Knie an ihr Kinn gezogen hatten. Das war für mich ein Zeichen, dass diese Sklaven scheinbar aus südlicheren teilen Midgards kamen; bei anderen Sklaven, und so auch bei mir, war zu sehen, dass wir mit sehr wenig Kleidung schliefen und auch nicht derart verkleinert. Natürlich war es kalt geworden, aber man sah, dass wir, die wir aus dem Norden kamen, mit dieser wenigen Wärme besser auskommen konnten. Das war schon verrückt, aber es war amüsant.


    Apropos Norden und amüsant. In dieser kalten Jahreszeit gab es viele Leute, die mir etwas über meine Sitten und Bräuche erzählen wollten. Ganz im Norden gab es Stämme, die scheinbar ein Fest zu dieser Zeit abhielten und es Jul nannten. Einen Festcharakter hatte das bei uns jedoch nicht. Aber es war drollig und auch typisch. Weil die Stämme ganz im Norden etwas hatten, mussten es alle anderen Stämme auch haben, obwohl das völliger Unfug ist. Die Stämme im Norden mussten schon immer für alles herhalten. Man beachte aber nur, wie man im Norden mit den Wäldern umgeht, das wäre bei uns undenkbar. Aber das wird ausgeblendet, weil es das schöne Bild zerstört, was man vom Norden hat.


    Nach kurzem kramen in der Kiste, hatte ich meine Seife gefunden. Das war das einzige, auf das ich nicht verzichten konnte, Sklave hin oder her, eine Waschung am Morgen musste einfach sein, weshalb ich mir bei Gelegenheit das Notwendige zur Herstellung auch einfach mitnehme, wenn es sonst nicht mehr gebraucht wird. Auf einem der Tische im Nebenraum standen einige Schalen, von denen ich mir eine nahm und leise Wasser hinein goss. Ich machte mich frei und befeuchtete meinen Oberkörper, den ich anschließend begann einzuseifen. In diesen Augenblicken beruhigte sich das Wasser in der Schale, sodass ich mich, trotz des wenigen Lichtes, darin spiegeln konnte. Mir gefiel nicht, was ich sah - abgekämpft, angespannt, ausgespuckt, gebraucht, vielleicht sogar verbraucht, müde, ohne Funkeln in den Augen, zermürbt. 'Friedmund darf ich nicht heißen; Frohwalt möcht’ ich wohl sein,' dachte ich in diesem Moment. Selbst ein Widergänger hätte besser ausgesehen als
    ich. Das war untypisch, aber gut, so war es jetzt. Ein Trauermantel war es, was ich sah, dieses Bild passte in letzter Zeit sehr gut. Natürlich war ich gezwungen es äußerlich nicht zu zeigen; nach außen glich ich mehr einem Hornissen-Schwärmer. Aber weder das Innere noch das Äußere glich meinen Wünschen, beides war nichts, was ich sein wollte. Lieber vergliche ich mich mit einem... – Was waren das für Seltsamkeiten. 'Komm Wehwalt, der Tag bricht heran.' Diese Gedanken wusch ich ebenso hinunter wie die Seife, die mir auf der Haut haftete und lenkte mich mit einem Gebet ab, das ich flüsternd sprach: „Drottinn, bjarg mitt og vígi og frelsari minn, Gudh minn, hellubjarg mitt, thar sem ég leita haelis, skjöldur minn og horn hjálpraedhis míns, háborg mín!“


    Zügig zog ich mich an. Um diese Zeit schliefen die Herrschaften noch. Meine Arbeit hatte jetzt jedoch begonnen.

    Danke für die Begrüßung.


    Im Gegensatz zu den ersten beiden Beiträgen ;) hat sich bei der Wahl meines Namen kein Fehler eingeschlichen. Harigastus soll es sein.