Beiträge von Aurelia Narcissa

    Ihre Hand war kalt. So klamm und eisig, wie sie sich fühlte. Das Atrium war voller Menschen, aber so leise und drückend war es nur sehr selten in der Villa Aurelia. Die Gesichter waren größtenteils ernst und verschlossen, die Augen darin traurig und fassungslos. Gleich zwei. Der Tod hatte Einzug gehalten. Es war grauer geworden. Narcissa dachte nichts. Sie stand, von Lysandra dem Anlass entsprechend zurecht gemacht, neben ihrer Schwester. Für Kleidung hatte die Aurelia keinen Sinn gehabt, genauso wenig für all die anderen Kleinigkeiten, die im Alltag anfielen. Viel zu sehr war sie damit beschäftigt gewesen Flora zu trösten, sich zu trösten. Auch wenn sie weder mit Celerina noch mit Marcus viel zu tun gehabt hatte, nahm ihr Scheiden sie mit. Irgendwie waren die beiden immer da gewesen, eine unsichtbare Präsenz, die sich durch das Haus und die Familie gezogen hatte. Und die jetzt fehlte. Wie mochte sich erst Prisca fühlen, die dem Hausherrn so nahe gestanden hatte?


    Sie erwiderte Floras Handdruck, eine Verbindung, die sie daran erinnerte, dass zumindest sie noch da war und hob ihren Blick. Es gab noch sie beide. In solchen Momenten war das Begreifen dieser einfachen Tatsache noch intensiver, noch tiefer, deutlicher. Imbrex bewegte sich langsam durch die Menge, sie nickte ihm kurz zu. Die beiden aufgebahrten Gestalten wirkten mehr wie Schlafende, denn wie Tote. Die Aurelia verstand nun den Ausspruch „Der Schlaf ist des Todes kleiner Bruder…“

    Abermals schenkte Narcissa ihrer Schwester ein leises Lächeln. Sie beschrieb sie absolut zutreffend. Aber eines ließ sie nicht zu: „Du wirst nicht den Kopf allein hinhalten, Flora! Das kommt gar nicht in Frage! Mit-gehangen, mit-gefangen!“


    Sein Körper neben ihr war warm. Irritiert nahm die junge Aurelia die Erkenntnis wahr, die unvermittelt in ihr Bewusstsein einsickerte. Er wollte was nicht? Hier sein? Zum Spielball dreier unternehmungslustiger Patrizerinnen werden? Ein leises schlechtes Gewissen beschlich sie, das nur noch zunahm, als sie bemerkte, wie sie auch den Duft seines Körpers schlagartig wahrnahm. >Du wirst Vestalin,wenn alles nach Plan läuft, Mädchen!< rief sie sich zur Ordnung und schrieb diese eigentümlichen, sehr intensiven und dadurch besonderen Eindrücke dem Umstand ihrer eigenen Erfahrungslosigkeit zu.
    Ein Lächeln grüner Augen, ein Nicken, dann ergab sie sich vertrauensvoll in seine Obhut. Er brachte die Tiere dazu anzulaufen, er ermutigte sie und auf einmal zogen sie wie von einer Wespe gestochen an und brachten den Grund unter bebenden Hufen zum Vibrieren. Staub wallte um sie auf, verfing sich in ihren Haaren. Narcissa spürte den Fahrtwind in ihrem Gesicht, auf ihrer Haut. Zuerst war es ungewohnt, viel schneller als auf einem einzelnen galoppierenden Pferd; Es brachte ihr Herz dazu wie verrückt gegen sein Gefängnis aus Rippen zu schlagen. Die erste Wende. Da war sie, die Freiheit. In einer langen Bahn lag sie verheißungsvoll vor ihnen.
    Aretas ließ sie für die Dauer eines Atemzuges los – verwirrt, ihres Haltes auf einmal beraubt, sah sie zu ihm empor -, aber nur, um sich unmittelbar hinter sie zu stellen. Da war sie wieder, die Wärme, jetzt noch intensiver. Er wies sie an, sich an den Zügeln festzuhalten, sie tat es indem sie kurz vor seinen Fingern nach dem Leder griff und ihn dabei gerade noch so streifte. Dann war scheinbar alles um ihn herum geschehen, er wurde als Fahrer eins mit den Tieren, die an seiner Leine liefen und Narcissa ließ sich von seiner Begeisterung anstecken, dem Fahrwind, dem wirbelnden Staub, die Marken, die an ihr vorbeirauschten. „Das ist großartig!“, stimmte sie lachend gegen den Wind an, ob er es nun hörte oder nicht und strahlte mit der Sonne am Himmel um die Wette.
    Der Wagen absolvierte die zweite Runde und die Pferde kamen halb steigend zum Stehen. Ziemlich zerzaust stand sie vor ihm, die Lippen immer noch zu einem begeisterten Grinsen gezogen. „Das war toll!“, brach sie nun endgültig aus ihrer Zurückhaltung heraus. „Ich verstehe deine Liebe - zu dem hier...“, Sie wies auf den Wagen. Was es bedeutete. Einssein, Freiheit; Hier unten vergaß man alles, kam es nur noch auf Fahrer und Tier an. Die Welt da draußen konnte ruhig machen was sie wollte. Die junge Aurelia berührte flüchtig seinen Oberarm, „Danke!“, sagte sie lächelnd und ergriff seine Hand, um von seinem Wagen herunterzusteigen.


    „Einfach großartig! Phänomenal!“ Ihre Beine waren noch immer etwas weich. Ihre Schwester stand schon in den Startlöchern. Sie umarmte sie selig und gesellte sich dann zu Faustina, die inzwischen ihr Gewand wieder gewechselt hatte und von ihnen drei wohl den saubersten Eindruck machen würde. Narcissa war es gleich. Die Tunika, die sie trug war ohnehin etwas älter und sie machte sich nicht so sehr aus modischem Firlefanz.


    edit: Absätze eingefügt

    Da ich meinen Wohnsitz um 400 km in östlicher Richtung verlege, werde ich in den nächsten Tagen eher nur lesend anwesend sein...


    ...ich hoffe die Kisten nehmen irgendwann mal ein Ende;)



    Aja...dasselbe gilt für:
    Iulia Cara!

    „Du fürchtest wohl, dass ich einen Rückzieher mache...“, bemerkte Narcissa schmunzelnd. Es stimmte, dass sie für gewöhnlich Probleme hatte, die Stimme der Vernunft in ihrem Kopf zu ignorieren. Ihre Zwillingsschwester war da etwas anders veranlagt. Und sie teilte auch nicht den Optimismus der anderen Aurelia. Es gab genügend Möglichkeiten, wie dieser kleine Ausflug bekannt werden konnte. Der Stall wimmelte nur so von Knechten und irgendwo dort war auch Lysandra. Und dennoch, obschon sie erahnte, wie durchsichtig Floras Argument zu ihrer Beruhigung war, ließ sie sich damit abspeisen. Falls, dann war geteiltes Leid immer noch halbes Leid.


    So stellte sie also alle guten Vorsätze hinten an, als die Tiberia freudestrahlend von ihrer zweiten Runde zurückkam und sichtlich begeistert war. „Ich glaube fast, dass wir nachher erst einmal eine Runde in die Therme gehen sollten...So können wir uns nicht nach Hause wagen...“, meinte sie vergnügt. Der junge Fahrer lud zur nächsten Runde ein (nachdem er von einem interessanten Tief-tiefrot über tiefrot und rot zu seiner eigentlichen Hautfarbe zurückgefunden hatte). Provokativ streckte er ihr die Hand entgegen. Ihr Herz tat einen flatterhaften Sprung in die nächst höhere Frequenz. War das Angst? Vielleicht – ein bisschen. Aber nicht so sehr vor der bevorstehenden Fahrt. Gemeinsam mit ihrer Schwester war sie auf dem Pferderücken groß geworden. Und beide hatten sie ihre Vorliebe für schnelle Ritte früh entdeckt. Nein, sie war es schlichtweg nicht gewöhnt einen fremden Mann in ihrer unmittelbaren Nähe zu haben – und da war immer noch die Sache mit der lieben Vernunft, die einfach nicht ihren Geist aufgeben wollte. Er nickte ihr mit ernster Miene zu. So ganz glaubte sie dieser Professionalität nicht.
    „Das würde ich dir auch nicht raten wollen...“, erwiderte sie ausgeglichen, ein Lächeln auf den Lippen und tat wie ihr geheißen, indem sie wie Flora ihre Tunika in ihren Gürtel stopfte und zwei schlanke weiße Waden entblößte. Als sie sich bewusst wurde, dass das überhaupt das allererste Mal war, dass sie gegenüber einem Mann ein Fitzelchen Haut zeigte (einmal von dem Arzt abgesehen, der sie direkt nach ihrer Geburt als Säugling untersucht hatte), war es an ihr, ein wenig zu erröten. Bevor die Sorge in ihr Überhand gewinnen konnte, ergriff sie mit festen Druck beherzt Aretas´ ausgestreckte Hand und ließ sich auf den Wagen helfen.


    Er sicherte sie und sie war wieder einmal überrascht, was eine andere Perspektive auf die Dinge, die sie normalerweise für selbstverständlich hielt – Wagenrennen von der Haupttribüne aus mitverfolgen – doch ausmachen konnte. Das Gefährt wirkte doch recht instabil. „Du hältst mich doch sicher fest, hm?“, Sprach sie ihren unmittelbaren Gedanken aus und sah, als sie bemerkte, dass sie ihn doch leise ausgesprochen hatte, halb zu Aretas empor. Besser er tat es...

    Faustina stieg zu Aretas auf den Wagen - und einen Wimpernschlag später war von dem Wagen, außer einer dichten Staubwolke nichts mehr zu sehen. "Bona dea!", entfuhr es der Aurelia, als sie die Hand zum Schutz gegen die Sonne über die Augen hob und dem Gespann nachsah. Nicht ängstlich, sondern eher beeindruckt. Sie glaubte nicht daran, dass der Fahrer so risikofreudig war, die Kraft der Tiere voll auszunutzen. Immerhin stand mit dem Leben seiner Herrin auch sein eigenes auf dem Spiel. Und dennoch, so nah war Narcissa noch nie an der Bahn geschweigedenn an einem Wagen gewesen. Von hier unten sah alles ganz anders aus. Entgegen ihrer Vernunft verspürte sie einen Schwall der Vorfreude in sich aufschäumen. "Ich halte es immer noch für unvernünftig", meinte sie in Richtung Flora, ohne den Blick von den beiden Menschen und den Pferden da draußen zu nehmen..."Aber es sieht nicht schlecht aus..."

    Lucilla hätten diesen Kerl auspeitschen lassen. Oder: „Sie hätte ihm wohl das Fell von den Ohren gezogen...“. Da war die alte Dame rigoros gewesen. Narcissa war da etwas anders gestrickt. Vielleicht war es aber auch der sehr kreative Strafenkatalog ihrer Mutter gewesen, der in ihr eine gewisse Abneigung gegen allzu große Grausamkeiten gewirkt hatte. Ihr hohes Maß an Empathiefähigkeit tat ihr übriges. An Aretas´ Stelle wäre sie wohl angesichts der eigenen Ohnmacht, die der junge Mann erfahren musste, verzweifelt – oder im besten Fall: Sie wäre zornig geworden. Er aber ertrug ihre Anmaßungen mit einer Art Verbitterung, die sich, wie sich herausstellte, in einer Art anzüglichem Trotz entlud. Der Kerl hatte Feuer unterm Deckel.
    Ihr Unmut regte sich erneut, dieses Mal jedoch nicht für, sondern gegen ihn. Ihr Schweigen war als Angst fehl gedeutet worden. Seine allzu eingehende Musterung missfiel ihr.
    „Behalte du deine Augen auf den Pferden und der Bahn und sorge lieber dafür, dass du uns heil zurückbringst“, versetzte sie im harschen Ton.

    Ein paar Tage nachdem Seianas Brief den Weg in den Briefkasten der Villa Aurelia gefunden hatte, machte sich Narcissa ihrerseits auf, der Decima in der Casa Decima Mercator einen Besuch abzustatten.


    Pünktlich zur hora nona entstieg sie, ihr Kleid raffend, in Begleitung einer Sklavin des Hauses, da Lysandra mit Flora verhindert war, der Sänfte, warf einen Blick nach links und nach rechts und wartete, während die zierliche, dunkelhaarige Sklavin am Tor anklopfte, um ihre Herrin anzumelden.

    Die jungen Männer schienen tatsächlich keinerlei Interesse daran zu haben, den anwesenden Damen mit ihrer Kraft zu imponieren. Was ihnen an Mut und Abenteuerlust fehlte, das hatte Flora eindeutig in die Wiege gelegt bekommen. Ihre Schwester war da eher zurückhaltend. Argwöhnisch maß sie die Soldaten vor sich. Die Sklaven, welche sie zu ihrem Schutz mitgeschleppt hatten, zeigten sich wenig begeistert von Narcissas geflüstertem Vorschlag sie ins Feld zu schicken.


    Dann wagte sich doch einer vor. Nun ja, er schwankte eher der Reihe der Soldaten entgegen. Kein Wunder, dass er ihnen nichts entgegen zu setzen hatte. Bevor er auch nur einen ersten ernsthaften Versuch starten konnte, lag er auch schon im Staub.


    „Also…was schlägst du vor?“, flüsterte Narcissa in einem Anflug des Wahnsinns. „Eine spricht, die andere schlägt sich durch? Oder wir umrunden die Meute und versuchen es von hinten?“

    „Das kommt mir sehr bekannt vor. Vielleicht die Wärme des Sommers...“, erwiderte sie leise lächelnd, wohl wissend, dass das nicht der Grund für ihrer beider Schlaflosigkeit gewesen war und nicht erwartend, dass Marcus ihr gegenüber mehr preisgeben würde.


    Er kam auf sie zu, legte eine Hand auf ihre Schulter und bedachte sie mit einem fragenden, eindringlichen Blick. Narcissa wollte nichts davon wissen, dass sie eigentlich keine andere Wahl hatte, als in die Pläne einzuwilligen. Kurz fragte sie sich, wie er wohl reagieren würde, würde sie ihm nun eröffnen Rom verlassen und in eine andere Provinz gehen zu wollen. Vielleicht die britischen Inseln. Ein unnötiger Hirngespinst.
    „Ich wollte dich darum bitten, mir bei einem Brief an den Kaiser zu helfen. Aber nicht, weil meine Mutter, Orest oder du das wollt“, Sie hielt einen Atemzug inne, um das folgende besonders zu unterstreichen: „sondern weil es meine eigene, persönliche Entscheidung ist, zu versuchen, mich der Priesterschaft anzuschließen.“ Das war der zentrale Punkt, ihre Lösung Eigenständigkeit zu wahren, selbst zu entscheiden und sich nicht durch die Fittiche ihrer Familie gelenkt fühlen. „Hilfst du mir also?“,

    Narcissa schwieg. Der Blick ihrer Schwester traf sie. Sie war ein Gutmensch, das wusste Flora. Ein Gutmensch mochte andere nicht erpressen. Bestechen vielleicht, aber nicht erpressen. Vielleicht war das ja der Sinn der Auseinandersetzung zuvor gewesen. Um eine Möglichkeit der Erpressung zu haben. Da war es besser nichts zu sagen.

    Es ging heiß her zwischen der Tiberia und dem Stallburschen. So heiß, dass es eigentlich unmöglich war irgendetwas dazu beizutragen, um die Situation zu entschärfen ohne dabei der Tiberia über den Mund zu fahren, die im Stall ihres Vaters sozusagen die Oberherrschaft hatte.
    Vor den bildlichen Gefahrbeschreibungen des jungen Mannes ließ auch sie sich nicht einschüchtern. Es waren ja nicht die Gefahren des Fahrens, die sie unsicher machten, sondern viel mehr der Ärger der hinterher daraus erwachsen konnte. Auch die Zwillinge waren mit Pferden groß geworden, konnten also auch vortrefflich mit den großen Tieren umgehen.
    Mochte der Mann – der namenlose Mann, um genau zu sein – auch ein Sklave sein, so galt es ihn eher für sie zu gewinnen, anstatt ihn herunter zu machen. Das war zumindest Narcissas Ansicht, auch wenn sie es nicht sonderlich für gut befand, wie er mit Mitgliedern des Adels sprach. Selbst wenn sie ihm befehlen konnten, sie auf seinem Wagen mitzunehmen, so konnte er sich doch hinterher an ihnen rächen, indem er es an Tiberias Vater weitergab und der Ärger sie einholte.
    „Du solltest an den Worten deiner Herrin nicht zweifeln, wenn sie vor dir steht.Welchen Grund sollte Tiberia Faustina haben, sich als Tochter des Tiberiers auszugeben, wenn sie es gar nicht ist? Wir wurden zu Ehrlichkeit erzogen.“, meinte Narcissa sanft, aber mit einem subtilen ton der Unnachgiebigkeit. „Wir könnten uns allen weitere Diskussionen ersparen, indem du einfach ihre Frage beantwortest...Also, wie ist dein Name?“

    Auf die Antwort des Fahrers wartend, blickte Narcissa auf, als sie unvermittelt von einer dunkelblonden Frau, die in sichtbar feinen Stoff gekleidet war, der sie zweifelsohne als Patrizierin auswies, angesprochen wurde. Flora heben ihr, war immer noch mit dem Pferd beschäftigt, das sich sichtlich über die Zuwendung der Aurelia freute. Es kam nicht selten vor, dass die beiden Aurelia miteinander verwechselt wurden. Kein Wunder, als Zwillinge glichen sie sich rein äußerlich bis auf die Haarspitzen. Kannte man nicht ihre beiden doch recht verschiedenen Gemüter, so gab es bis auf die beiden silbernen Armkettchen mit den jeweiligen Namen darauf, die ihre Mutter ihnen bei der Geburt zur Unterscheidung für die Sklaven verpasste hatte, nichts um die eine von der anderen abzugrenzen.
    "Oh...äh...du musst Tiberia sein, richtig?", Narcissa war doch etwas irritiert - dabei war sie an solche Verwechselungen eigentlich gewöhnt. "Ich bin Narcissa", sie reichte ihre rasch die Hand. "Und das Flora...", Sie deutete auf ihre Schwester halb hinter sich.

    LYSANDRA
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    Etwas steif folgte Lysandra dem brummeligen Ianitor ins Atrium, wo sie gehorsam wartete, während er zu seiner domina eilte, um die entsprechende Antwort einzuholen. Sehr rasch kam er zurück geschlürft.


    "Ich danke dir...Ich werde es den beiden ausrichten...", erwiderte sie und wandte sich zum Gehen, als sie noch einmal kurz innehielt. "Holunderbeersaft", meinte die alte Sklavin, "hilft gegen Erkältung....", Dann machte sie sich auf, um zu den Zwillingen zurückzukehren....

    Nicht so ängstlich! Ihre Schwester hatte gut Reden. Offensichtlich kam ihr Zwilling nicht in den Genuss eines Ansturms ihres vernünftigen Gewissens. Sie schluckte eine bissige Antwort hinunter. Flora war ohnehin schon genug aufgebracht (gewesen) und sie wollte ihren Unmut nicht ein zweites Mal herausfordern. Das übernahm schon ein anderer. Sogar äußerst erfolgreich. Mit einer Treffsicherheit, die sogar einem Speer Iuppiters zur Ehre gereicht hätte, traf er in das aufgewühlte Wespennest namens Aurelia Flora - und die ging sofort ab wie ein Rennpferd um die gebotene Freundlichkeit einzufordern.
    "Flooooraaaa!", wisperte Narcissa an ihrer Seite und griff ihre Schwester bei der Hand. Es war vorerst besser, unentdeckt zu bleiben. Die gens Aurelia war bekennende Anhängerin der Aurata - und die Leute der Purpurea würden es bestimmt nicht sehr amüsant finden ausgerechnet zwei Aurelier in ihren Stallungen vorzufinden. Das hatte sich mit Floras Ausbruch erledigt. "Wir sind wegen etwas anderem hier, schon vergessen? Lass ihn..." Der Bursche trat aus der Box hervor, ein Pferd am Strick, die Stimme bekam einen Körper. Groß, braunharrig und ganz und gar auf das Tier neben sich konzentriert, bei dem es sich offenkundig um eine Stute handelte. "Salve", grüßte sie ihn und versuchte ein wenig die Situation zu retten: "Machst du sie für das Training fertig?", erkundigte sie sich leise lächelnd.

    „Ich glaube nicht, dass das ein Grund zur Sorge ist...“, erwiderte Narcissa, die erahnte, dass diese Geschichte ungewollte Wellen schlug. „...Sie vermisst menschliche Wärme...“ Das kleine Mädchen hatte auch schon einiges mitmachen müssen. Trotz der Hitze lief ihr ein Schauer über den Rücken und sie verspürte den Drang sich bei den Göttern zu bedanken, dass man sie mit einer solch privilegierten Familie gesegnet hatte.
    Offensichtlich hatte der Germanicer ein paar ihrer Worte aufgeschnappt. Mit einem „Dankeschön!“, nahm sie ihren eigenen Becher entgegen und nippte daran, während Septima ihm zunächst antwortete.
    Der junge Mann stieß tatsächlich auf Widerstand. Auch Narcissa empfand es nicht als eine Institution, die zu Jubelausbrüchen anregte, aber sie, als eine im Besitz von Sklaven lebende Frau konnte aus einer Frage der Glaubwürdigkeit nun nicht dagegen argumentieren. Dennoch kitzelte sie es verräterisch in den Fingerspitzen eine Diskussion vom Zaun zu brechen. War ein Mann, der sich, weil sein Acker nicht genug abwarf in die Sklaverei verkaufen musste, denn weniger unverschuldet? Besaßen nicht auch die Germanicer Leibeigene?
    Doch Narcissa hielt sich zurück und antwortete ihm brav auf seine Frage. „Ja, es war diese Geschichte...“, sagte sie. „Es geht ihr soweit ganz gut...Flavia Celerina achtet als ihre Herrin natürlich darauf, dass sie nicht so schwer tragen muss. Ich habe sie, Marei, letztens einmal zu meiner Stute mitgenommen. Ich glaube, das hat ihr ganz gut gefallen...“,*



    Sim-Off:

    *Bezieht sich alles noch auf die Zeit vor der Schenkung an dich, Septima=)...gott....schreiben wir schon so lange an diesem thread?! XD


    LYSANDRA
    ____________


    Der Ianitor brauchte so lange, dass Lysandra, die ihr Schultertuch enger um sich gezogen hatte, versucht war, ein zweites Mal anzuklopfen. Sie hatte schon die Hand erhoben, als sich die Tür vor ihr öffnete und ein Mann den Kopf heraus streckte. Jetzt war ihr auch klar, weshalb der Türsteher so lange gebraucht hatte. Er sah kränklich aus.
    Das war auch der Grund, weshalb sie auch dann noch frreundlich blieb, als er sie anschnauzte.
    "Meine beiden Herrinnen, Aurelia Flora und Aurelia Narcissa warten bei den Stallungen der Factio Purpurea auf domina Tiberia Faustina. Ich soll fragen, ob sie zu den beiden dazu stoßen möchte und wenn ja, sie abholen..."

    Ein Reiterbote gab diesen Brief ab...



    AD
    Titus Aurelius Ursus
    Castra Legionis I Traianae Piae Fidelis
    Mantua, ITA


    Salve mein lieber Ursus!


    Ich hoffe, es dir und deiner Ehefrau Septima ergeht es gut in Mantua?! Meine beiden Töchter schreiben mir leider nicht allzu oft, sodass ich nur sporadisch etwas von der Familie erfahre. Aber zumindest von deinem neuen Posten weiß ich! Ich gratuliere nachträglich!
    Der Grund meines heutigen Schreibens ist eine Bitte, die ich bezüglich Flora an dich zu richten habe. Wie du vielleicht weißt, geht es Orestes momentan nicht sehr gut. Es sieht auch nicht danach aus, als ob sich sein Zustand in nächster Zeit ändern wird – ich bete darum! Eigentlich wollte ich den Mädchen noch ein bisschen Zeit lassen, jedoch, seitdem ich von Aurelia Laevinas Schicksal erfahren habe, drängt sich mir auf, dass wir unverzüglich handeln müssen, um dieses Missgeschick auszuradieren. Da Orest derzeit nicht in der Lage dazu ist, möchte ich dich darum bitten, nach einem geeigneten Heiratskandidaten zu suchen. Eventuell könnte man Flora dem Tiberier als Ersatz Laevinas anbieten. Kümmere dich bitte um sie und nimm sie notfalls auch zu dir nach Mantua!


    Ich wäre dir dafür unermesslich dankbar!


    Deine Tante, Lucilla

    Es gefiel ihr nicht. Ganz und gar nicht. Was hatten sich die aurelischen Zwillinge jetzt schon wieder ausgedacht. Zu den Stallungen der Purpurea wollte sie gehen. "Nur mal schauen...", hatte domina Flora gesagt und ihre Schwester hatte weise schweigend daneben gestanden. Sie glaubte ihrer jungen Herrin nicht und domina Narcissas Schweigen war ein untrüglicher Beweis dafür gewesen, dass da etwas hinter dem Busch hockte. Ooooh, was würde nur ihre Mutter sagen, wenn sie wüsste...?! Sie selbst hatten die jungen Frauen zur Villa Tiberia geschickt. "Frage nach Tiberia Faustina. Wir warten auf sie bei den Ställen..." Immerhin hatten sie ihr die Sänfte gegeben. Alt wie sie war, war sie gar nicht mehr gut auf den Beinen. Alles schmerzte. Eine Grimasse schneidend kämpfte sie sich aus der Sänfte, strich ihre Gewand zurecht und klopfte an dem mächtigen Tor.



    edit: Bild angehängt
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    Lysandra