Beiträge von Aurelia Narcissa

    Sie hatten Lysandra zur Villa Tiberia geschickt, um Nachricht zu geben, während die aurelischen Zwillinge selbst bereits zu den Stallungen der Purpurea vorgegangen waren, um die Lage vor Ort zu observieren. Auf dem Weg hierher hatte Flora sie über ihr Treffen mit Tiberia Faustina aufgeklärt, jetzt warteten sie auf die Dritte im Bunde.
    Der Geruch nach Heu und Stroh und Tier schlug ihnen angenehm entgegen, als sie durch das Tor in die lange Stallgasse spähten. Es herrschte geschäftiges Treiben. Stallburschen schoben Schubkarren, trugen Eimer und Kisten, während über allem das mahlende Geräusch von Kiefern und das entspannte Schnauben von Nüstern lag. Narcissa war sich inzwischen nicht mehr ganz so sicher, ob es wirklich vernünftig gewesen war.
    "Meinst du wirklich, dass...dass es klappt?", flüsterte sie ihrer Schwester zu....

    "Rache..."...Narcissa schnaubte. "Solltest du das nicht lieber Iuno überlassen?" Kaum hatte sie das gesagt, spürte sie einen leisen Stich knapp unterhalb ihres Herzens. Die Götter. Gerade so, als legte man ihr Anspielungen an die Götter extra in den Mund, um sie daraufhin zu weisen, dass es ihre Pflicht war, Flora von ihrer Entscheidung zu erzählen. Widerstrebend legte sich die Aurelia auf die Seite, zog die Beine an und kuschelte sich in die noch warme Bettdecke ihrer Schwester, während Flora selbst aufgesprungen war, um den Inhalt einer ihrer Kleidertruhen zu durchstöbern.
    "Aber brauche nicht den ganzen Tag, ja?", meinte sie halb scherzhaft, halb ernst. War Flora erst einmal in Fahrt konnten selbst so einfache Dinge wie Anziehen und die Morgentoilette zur Orgie ausarten. "Du bist schon hübsch genug...", nuschelte sie in die Decke hinein und beobachtete Flora, wie sie mit einfachen, geschickten Handgriffen ihre Lockenpracht bändigte.
    Schließlich wandte sie sich um und sah sie auffordernd an. Etwas mühsam erhob sich die Aurelia, strich den Stoff ihrer Tunika zurecht und hakte sich bei Flora unter. "Na dann wollen wir mal - auf in unser Verderben!", erklärte sie gut gelaunt. Das Zimmer blieb verwaist und unordentlich zurück. Beschäftigung für die Sklaven.

    Narcissa lachte. Laut und durchdringend, so ganz und gar undamenhaft aber aus vollem Herzen. Hilflos unter dem Gewicht ihrer Schwester versuchte sie sich durch Schieben von ihr zu befreien. Aber abgelenkt, waren ihre Versuche mehr als kraft- und erfolgslos. "Flo-!...Flora! La..hahaha..." Sie hatte das Gefühl gleich platzen zu müssen, wenn ihre Schwester nicht sofort aufhörte. "Auf-Hö-Ren...Flo-Ra!", presste sie mühsam hervor und musste erst einmal tief durchatmen, als ihr Ebenbild die Tortur doch noch unterbrach und sie grinsend von oben herunter ansah.
    "Du nennst mich unfair? Was war dann DAS bitteschön gerade?", hielt sie ihr vor. Ihr ganzer Körper schmerzte. Versuchsweise bewegte sie ihre Hüfte, um sich zu befreien, aber Flora saß felsenfest auf ihr. Hoffentlich hatte niemand draußen ihren Lachanfall gehört...

    War er müde? Nein, traurig...Doch müde? Narcissa gelang es nicht seinen Gesichtsausdruck, den er mit einem vagen Lächeln zu überspielen suchte, zu erfassen. Im ersten Moment war sie doch versucht sich zurück zu ziehen, aber er rief sie bereits herein und so trat sie mit einem leisen Lächeln auf den Lippen näher, wobei sie die Tür nahezu geräuschlos hinter sich schloss.
    "Ja, danke", erwiderte Narcissa, für einen Moment den Blick nach innen gewandt, nur um festzustellen, dass sie sich in der Tat ausgeglichen, beruhigt, gut fühlte. Jetzt. "Ehrlich gesagt habe ich mehr gehofft als erwartet dich jetzt schon hier anzutreffen. Du bist früh wach..."Sie hielt einen Augenblick inne, als sie in der Mitte seines officiums stehen blieb. "Ich bin wegen den Vestalinnen hier", sagte Narcissa schließlich fest und fasste ihn, ganz und gar nicht scheu oder reserviert wie es normalerweise ihre Art war, ins Auge.

    Flora blockierte. Brummend, sichtlich schlecht gelaunt und frustriert lag sie neben ihr. An ein Gespräch war jetzt nicht mehr zu denken. Wenn der Zwilling nicht wollte, dann wollte er nicht.Das was sie jetzt brauchte, war eindeutig ein wenig Aufmunterung.
    "Na komm, mach dich fertig", meinte sie daher ermutigend lächelnd..."Ich glaube, ich könnte jetzt eine Runde in einem Rennwagen vertragen!", und ging damit nun doch wider jeglicher Vernunft auf Floras voran gegangenen Vorschlag ein. "Na los! Beweg dich!", Die Aurelia stupste ihre Schwester. Doch auf einmal veränderte sich ihr Gesichtsausdruck. Das Lächeln blieb, aber ihre Augen blitzten drohend auf. "Oder muss ich dich erst aus dem Bett prügeln?" Als kleine Kostprobe warf sie der jüngeren ein Kissen ins Gesicht, dessen Zipfel sie gerade noch so erwischt hatte.

    Der Markt war voller Menschen. Patrizier. Plebejer, Sklaven und Peregrini mischten sich wild durcheinander. Händler riefen ihre Waren aus, Kunden stritten, Kinder rannten schreiend und lachend in Scharen oder allein zwischen den Ständen hindurch. Der Spätsommer tauchte die Märkte in goldenes Licht. Keine andere Jahreszeit nahm Narcissa mehr gefangen als diese, die ihr ganz eigenes Licht zu haben schien. Sie steckte mit dem Kopf – wie sollte es auch anders sein – in einem Bücherstand, als ihre beiden Begleiterinnen, Septima und Flora, beschlossen auf das Marsfeld gehen zu wollen, wo die Prima ihre Stärke zur Schau stellte. Flora nahm sie bei der Hand, als bedurfte es erst der nonverbalen Überredungskunst ihrer Schwester. Dabei hatte sie absolut nichts gegen diesen Abstecher. Bereitwillig ließ sie sich mitziehen, gefolgt von den custodes, die die Frauen mitgenommen hatten.


    Eine Weile später standen sie auf dem Marsfeld vor einer ganzen Abteilung kraftstrotzender Soldaten. „Typisch“, murmelte Narcissa schmunzelnd, als sie über die Reihen blickten. Immer mussten sie mit ihrer Stärke angeben und sich aufbauen. Mehr durch Zufall fing sie Floras Blick auf – und verstand sofort. „Das meinst du nicht Ernst, oder?“, fragte sie ungläubig wider besseren Wissens. Sie meinte es ernst. „Aber Flora! Schau dir doch mal diese Kerle an!“ Sie waren das Doppelte von ihnen. Mit einer Geste wies sie unauffällig auf Septima. Sie durften nicht vergessen, dass sie nicht allein waren. "Wenn, dann lass es unsere Begleiter versuchen..." Damit mit sie die Sklaven hinter sich.

    Sim-Off:

    Original von Claudia Romana, Aurelia Prisca, Aurelia Flora


    Dass die Vestalin sie nicht sah, war nicht sehr verwunderlich. Die Ränge hatten sich inzwischen mit unzähligen Menschen gefüllt, die alle gekommen waren, um dem Schauspiel beizuwohnen. Prisca rutschte zu ihnen dazu, gefolgt von ihrer stummen Sklavin, die ihr sogleich etwas zum Trinken reichte. Es war fürchterlich warm, da war es nur gut, einen Sklaven dabei zu haben, der dafür sorgte, dass man nicht austrocknete. Dankbar nahm Narcissa einen Becher entgegen, den Lysandra ihr entgegenhielt. Das kühle Nass tat unwahrscheinlich gut auf der trockenen Zunge.
    Das Schauspiel nahm seinen Lauf. Narcissa schmunzelte, als der Trunkebold Kallidamates an Delphiums Arm auf die Bühne wankte. So wie sich der Mann hielt konnte man fast meinen, er habe sich tatsächlich den einen oder anderen Weinkrug die Kehle hinunter gestürzt. Die Szenerie erinnerte sie ein wenig an das letzte Gelage im Hause der Aurelier. Da hatte es auch Unmengen von Wein gegeben und am nächsten Tag hatte die halbe Familie gelitten. „Vielleicht sollten wir ihnen ein wenig von Lysandras Sud gegen Kopfschmerzen geben“, sagte sie scherzhaft mit gesenkter Stimme. „Er spielt fast zu gut!“

    Stille. Narcissa verharrte und lauschte auf ein Geräusch aus dem Inneren. Vielleicht war er ja doch noch nicht auf. Aber so leicht wollte sie sich dieses Mal nicht geschlagen geben. Sie klopfte erneut, war dann aber doch zu ungeduldig, um auf eine Antwort zu warten. Kurzerhand drückte sie die Klinke nach unten und schob den Kopf durch einen schmalen Spalt. Das Zimmer dahinter war nicht leer. Er stand mit dem Rücken zu ihr am Fenster und sah auf den Garten hinaus.
    „Marcus?“, Ihre Stimme klang in dem Schweigen wie ein Eindringling.

    Dabei war es nicht einmal die Mutter, die letztendlich den entscheidenden Ausschlag gegebenen hatte. Ganz unabhängig davon, was Lucilla mit Flora plante – sie selbst hatte sich dafür entschieden, sich von ihrer Schwester zu trennen. Zumindest räumlich. Denn das geheimnisvolle Band zwischen ihnen, wirkte auch über Meilen. Wie aber würde Flora es aufnehmen, wenn sie von ihrer Entscheidung berichtete? Sie wäre geschockt, wütend vielleicht...und dann? Sie war die letzte, die sie in diesem Zustand würde beruhigen können und mit Lysandra war sie verkracht.
    „hm...Wir müssen uns einfach umsehen! Unter die Leute am besten...Und...und – Prisca! Sie kennt doch bestimmt eine Menge anderer Patrizierinnen, die gewiss Bruder haben...“ , schlug sie vor, ohne, dass ihr Floras Gereiztheit entgangen wäre...

    Kobolde – Blümchen...gab es gegensätzlicheres? Die Leibsklavin kannte die Zwillinge freilich besser als jeder andere ihrer Verwandten.
    „Ich denke, sie übertreibt maßlos..“, entgegnete Narcissa ein wenig gereizt und ließ damit offen, ob sie nun die Sklavin damit meinte, oder ihre Mutter. Vermutlich beide. „Sie weiß einfach nicht, was sie an uns hat.“ Sie beide richteten sich doch schon nach ihren Wünschen!


    Dass ihre Mutter über etwas Bescheid wusste, von dem noch nicht einmal Flora Kenntnis hatte, empfand auch Narcissa als beunruhigend. Stellte sich die Frage, woher sie diese Informationen bezogen hatte. Lysandra?
    Narcissas Gedanken nahmen Floras Bahnen. Es gab Geheimnisse, die unaussprechlich waren. Aber die Leibsklavin war loyal, da war sie sich sicher. Ein wenig schämte sie sich dafür, dass sie der alten Frau einen Atemzug lang tatsächlich hatte unterstellen wollen, dass sie Vertrauliches ausplauderte. Im Grunde gab es in dieser Villa nur zwei Personen, denen sie wirklich vertrauen konnte: Flora und Lysandra.


    Flora ließ sich frustriert stöhnend ins Bett zurück fallen. Ihre Galgenfrist lief ab und sie spürte das. Der Ernst des Lebens hatte sich leise und heimlich auf samtweichen Pfoten in ihre heile Welt hinein geschlichen. Für sie selbst war jene Frist am heutigen Morgen abgelaufen. Aber sie fühlte sich erstaunlicherweise gut und ausgeglichen mit ihrer Entscheidung. Sie hatte es zu ihrer Entscheidung gemacht, hatte das Heft in die eigene Hand genommen und sich ausdrücklich selbst für den Weg der Priesterin entschieden. Es war nicht länger ein Nachkommen der Wünsche eines Dritten. Das einzige was jetzt noch zu tun blieb: Es Flora beichten und darauf hoffen, dass sie nicht explodierte. Fürs erste hatte sie ihr jedoch eine Gnadenfrist erteilt. Sie würde jenes Schicksal tragen müssen, dem sie sich gerade eben erst entwunden hatte: An einen Mann verheiratet werden, den sie mit großer Wahrscheinlichkeit nicht lieben würde. Das wollte sie ihr nicht unbedingt unter die Nase reiben...
    „Vielleicht kannst du ihnen ein paar Vorschläge machen? Du musst dich ja nicht ganz und gar in ihre Hände begeben und ich glaube, Titus wird dir da sehr entgegen kommen...“, versuchte sie sich an einer Beruhigung. Aber irgendwie klang es selbst in ihren Ohren unsensibel.

    ...kleiner Junge hielt vor der Tür der Casa Decima Mercator. Er hob den blonden kurzgeschorenen Kopf, starrte auf das Türschild und dann auf die Schriftrolle, die er in der Hand hielt.
    "C-A-S-A D-E-C-I-M-A M-E-R-C-A-T-O-R"
    Die Buchstaben sahen gleich aus. Dann musste er hier richtig sein. Zu schade, dass seine Herrin nicht die exakte Straße und Hausnummer gewusst hatte. So hatte er nur dieses Schild. Es würde schon stimmen...Auf den Zehenspitzen balancierend schob er das Schriftstück in den Briefkasten und trotteten mit sich und der Welt zufrieden von dannen....



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    Decima Seiana
    Casa Decima Mercator
    Roma, ITA


    Salve Decima,
    Wie versprochen, schreibe ich dir. Auch, um mich nochmals dafür zu entschuldigen, dass ich bei unserer letzten Begegnung etwas über die Strenge geschlagen haben. Im Eifer des Gefechts neigt man manchmal dazu Dinge zu sagen, die man im nachhinein, überlegt, nicht so sagen würde. Es wird dich vielleicht freuen zu hören, dass ich einen Weg für mich gefunden habe.
    Ich habe die Schrift Sapphos gelesen. Abends, da mir das die geeignete Zeit dazu zu sein schien, um mich ganz und gar auf ihre Lyrik einzulassen. Ich kann nachvollziehen, weshalb Horaz sie zum Vorbild nahm, Socrates sie als die „achte Muse“ bezeichnete und auch Catull sich von ihr inspirieren ließ. Ihre Sprache ist klar und ausdrucksstark zugleich. Es fällt nicht schwer sich in ihre Bilder fallen zu lassen, die sie mit ihren Worten auf das Blatt konstruiert.
    Was den Inhalt betrifft, so ist er zweifelsohne als kontroverser einzustufen. Über die homoerotischen Tendenzen kann nicht einmal ein Blinder hinweg lesen, die hier und da hindurchblitzen. Ich gebe zu, allein mir manches vorzustellen...hätte mich wohl jemand beobachtet, er hätte sich gefragt, weshalb sich mir auf einmal die Röte ins Gesicht schleicht. Damals war solches Geschehen wohl eher akzeptiert als heute. Wir wurden anders erzogen. Aber, einmal davon abgesehen, dass Sapphos Werk nicht ausschließlich aus Lyrik dieser Art besteht, frage ich mich – warum ist es so „unziemlich“ solche Schriften zu lesen, da uns doch wo man auch hinsieht in der Kunst gut gebaute, halb nackte Statuen, seien es männliche oder weibliche, ins Auge springen? Warum sollte man diese Art von Kunst aussperren, da sie doch etwas, das ohne Zweifel zum Menschen gehört, in schöne Sprache fasst?


    „ἦ»¸µÂ, †º±»’† ἐÀό·Ã±Â, ἔ³É ´έ Ã’ ἐ¼±¹ό¼±½, ὂ½ ´’ ἔÈž±Â ἔ¼±½ ÆÁέ½± º±¹¿¼έ½±½ Àό¸ῳ.“*


    Um nur ein Beispiel zu nennen. Ich finde, anstatt Lyrik als „für xy unziemlich“ abzustempeln, sollte man versuchen sie unter dem Gesichtspunkt ihrer historischen Entstehungszeit zu verstehen. Im damaligen Griechenland war eben vieles anders, als bei uns.
    Der Inhalt mag daher für die alten Griechen deutlich weniger revolutionär gewesen sein. Das einzig neue war wohl, dass es eine Frau war, die ihn in Worte goss. Schon allein die Tatsache, dass heutzutage kaum Dichterinnen bekannt sind, zeigt ja, was für eine Ausnahmeerscheinung Sappho war. Ich meine, sie hat der Frauenwelt mehr Leben eingehaucht, indem sie zeigte, dass es jenseits der gängigen Beschäftigungsfelder und Interessensgebieten noch anderes gibt. Vielleicht wäre sie heute eine jener Frauen, die für ein unkonventionelles Leben eintreten. Und sie würde damit gewiss nicht hinter dem Berg halten.
    Ich würde gern hören, was du hierzu meinst.


    Darauf hoffend, bald von dir zu hören; Vale bene,


    Aurelia Narcissa


    Sim-Off:

    * Kamst du endlich, wie schön! Hab ich doch nach dir mich gesehnt; Mein Herz brennend vor Sehnsucht und Liebe hast du gekühlt. 48LP/48D; http://www.gottwein.de/Grie/lyr/LyrSapph96.php#117LP

    Es war nicht Narcissas Art, Angelegenheiten aufzuschieben, wenn sie denn einmal eine wohl überlegte Entscheidung getroffen hatte. Nach der langen Nacht, ihrer unruhigen sowohl psychischen als auch physischen Wanderung, die sie zum Altar der Laren geführt hatte, begab sie sich auf unmittelbaren Weg in aller Frühe, ohne zuvor noch einmal mit ihrer Schwester darüber gesprochen zu haben, zu Marcus´ officium. Womöglich war es noch zu früh, um den Hausherrn dort anzutreffen, aber vielleicht vermochte es ja ein weiterer jener merkwürdigen Zufälle, dass er sich an diesem Morgen genötigt gesehen hatte, früher als üblich die Arbeit aufzunehmen. Für sie selbst konnte es keinen Aufschub geben. Die junge Frau hatte das Gefühl gleich handeln zu müssen, bevor sie Zeit bekäme, neue Zweifel erwachsen zu lassen. Ein kurzes Durchatmen, um sich zu sammeln, dann klopfte sie an.





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    Ihr Ebenbild wusste nur zu gut, wie sie Narcissa zu beeinflussen hatte, um sich letztendlich durchzusetzen - indem sie ihr aufzeigte, dass es gar nicht sooooo gefährlich werden würde, wie sie, Narcissa, es sich selbst ausmalte. Hinterher stellte sich das meiste dann aber als noch unvernünftiger und halsbrecherischer vor als in ihren anfänglichen Vermutungen. Auch wenn sie es dieses Mal tatsächlich reizte - wann erhielt man denn schon so eine Gelegenheit?! - hielt sie sich weiterhin bedeckt und brach stattdessen das Siegel, welches die Rolle zusammen hielt. Das Material knisterte leise, als sie es in die Länge zog und entknitterte.


    "Meine liebsten Töchter", begann Narcissa die Worte zu intonieren und musste bereits bei der ersten Zeile schmunzeln. Manchmal war sie sich nicht so sicher ob ihrer beider Mutter tatsächlich so viel Liebe für ihre zum Teil recht widerspenstigen Mädchen empfand.
    "....große Ereignisse werfen ihren Schatten voraus. Leider geht es eurem Bruder immer noch nicht besser. Die Ärzte sind ratlos und ich verzweifelt! Es scheint, als würde er jeden Tag schwächer werden. Ich fürchte fast, er hat bereits den Kampf aufgegeben. Erst nahmen mir die Götter meinen Mann und nun scheinen sie auch euren Bruder zu sich zu rufen. Jeden Tag bete ich für ihn und bitte die Laren um Hilfe, doch scheinen sie mich nicht zu erhören. Fast könnte man meinen sie würden uns zürnen, doch dafür haben sie keinen Grund. Oder benehmt ihr euch nicht anständig? Bereitet ihr der Familie etwa Schande? Eigentlich vermag ich so etwas gar nicht zu glauben! Ihr seid schließlich wohlerzogen."


    - "Wie kommt sie nur immer darauf, dass wir für alles verantwortlich sind, das nicht nach ihren Wünschen läuft?!", Narcissa schnaubte. Dass Orest so krank war, empfand sie als tragisch, aber nicht so tragisch wie es für sie als seine Schwester eigentlich hätte sein müssen. In Wirklichkeit fühlte sie sich dem Mann nicht sehr verbunden, hatten sie auch kaum Zeit miteinander verbracht. Da hatte sie ja selbst ihren Cousin Titus, Tiberius und selbst Marcus öfter gesehen. Hatte sie vielleicht etwas von der Sicht der Claudia übernommen, gegen welche sie Orest hatte verteidigen müssen? Sie hatte es zwar nicht ausgesprochen, aber ihre Schilderung des Verhältnisses zwischen den Geschwistern hatte ihm nicht zur Ehre gereicht.


    "Nun da euer Bruder krank dar nieder liegt, ist es an euch, die Familienehre hoch zu halten. Und so erwarte ich von euch Beiden, dass ihr eure Pflicht erfüllt. Ihr seid Aurelia und eure erste Pflicht ist die Verantwortung gegenüber der Familie. Ich möchte also, dass ihr euch meinen und den Wünschen eure Bruders, ohne euch zu beklagen, fügt. Nicht das ihr so endete wie Aurelia Laevina. Ich bin noch immer fassungslos, dass sie vergessen hat, welche Verantwortung sie gegenüber der Familie hat. Dass sie unsere Ehre so sehr mit Füßen tritt und unseren Ruf beschmutzt. Ich habe schon immer gesagt: Liebe macht blind und die Liebe vergeht ebenso schnell wie sie gekommen ist. Eine Ehe muss auf Vernunft und gegenseitigem Respekt aufgebaut werden. Von daher werde ich nicht zulassen, dass ihr euch ein schlechtes Vorbild an dieser Person nehmt. Früher oder später wird sie ihre Entscheidung bereuen und eines Tages vielleicht Einsicht zeigen, doch ich kann solch einen Fehler bei euch nicht dulden. Die Zukunft unserer Familie liegt in euren Händen."


    Ein rascher bedeutender Blick zu Flora. Woher wusste die alte Dame von dem Schicksal der Aurelia? Was war überhaupt geschehen? "Weißt du da irgendetwas darüber? Von was spricht sie?"


    "Ich wünsche mir von euch, dass ihr euch dieser Verantwortung bewusst seid und meine Wünsche eurer Zukunft betreffend respektiert. Ich habe mich lange mit euren Bruder beraten. Narcissa, Corvinus wird in der Zwischenzeit bereits mit dir gesprochen haben. Wir beide - dein Bruder und ich - erachten es als eine große Ehre für die Familie, würde man dich in die Priesterschaft der Vesta aufnehmen. Ich bin mir sicher, dass er dir helfen wird, diesen Weg zu beschreiten. Und was dich betrifft, meine Flora, so möchte ich, dass du deinen Platz an der Seite eines großen Mannes einnimmst. Sei es nun an der Seite des Tiberius Durus (was sich Aurelia Laevina auch immer gedacht haben mag, diesen zu verlassen) einem einflussreichen und verantwortungsbewussten Mann oder einem ähnlich viel versprechenden Kandidaten. Ich bin mir sicher, Ursus wird in dieser Hinsicht die richtige Entscheidung treffen. Ich möchte es Corvinus nicht zu muten, dass er sich euch Beiden annimmt. Er hat bereits genügend Verpflichtungen und Sorgen. Außerdem dürfte es euch gut tun, wenn ihr getrennt die ersten Schritte in die Zukunft macht. Dies mag euch nun ungerecht erscheinen, aber ihr wusstet, dass dieser Tag kommen würde. Ich will nur das Beste für euch.


    Eure euch liebende Mutter Lucilla


    PS: Ich werde Ursus einen Brief mit der Bitte zukommen lassen, er möge sich um dich kümmern, so lange euer Bruder noch so geschwächt ist.
    PPS: Dasselbe gilt natürlich auch für Corvinus. Auch wenn er es war, der mit dir gesprochen hat, so sei dir bewusst Narcissa, dass es der Wunsch Orests und mir ist."


    Narcissa ließ den Brief in ihren Händen sinken. Die Wünsche ihre Mutter, zumindest was ihre Zukunft betraf, waren ihr nicht neu. Doch dieses Mal empfand sie nicht den Drang zum Trotz. Sie hatte ihre Entscheidung unlängst gefällt und keine Gefangenen gemacht. Nur Flora wusste davon nichts. Sie hoffte nur, dass sie zu sehr mit den an sie selbst gerichteten Zeilen der Mutter beschäftigt sein würde....

    Narcissa beobachtete, wie Flora zu einem der Fenster hinüber ging und den Vorhang beiseite schob. Ein heller Lichtstrahl fiel in das Zimmer und durchschnitt die Dunkelheit. Auch Narcissa, deren Augen sich inzwischen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, musste blinzeln, so hell war es auf einmal.
    Ihre Schwester kam zurück. Pläne. Pläne hatte sie noch keine, als jedoch Flora ihren Vorschlag vorbrachte, zog sie kritisch eine Braue in die Höhe. Sie beide - nein, sie drei - , Fahrer, Wagen...das konnte nur Ärger geben. Und Flora wusste das auch. Es war ihnen schon nicht möglich selbst zu reiten. Narcissa beschloss ihre Antwort noch hinauszuzögern, bis sie sich sicher war, was sie den Vorzug geben sollte: Vernunft oder Gefühl!
    "Mutter hat uns geschrieben...", sagte sie und hielt ihr eine versiegelte Schriftrolle hin.

    Narcissa lachte leise auf. Es stimmte, dass sie sich, bei allen Gemeinsamkeiten, auch unterschieden. Manchmal waren sie mehr Schwestern als Zwillinge, die ganz andere Interessen und Verhaltensmuster aufwiesen. Während Narcissa zumeist sehr früh auf den Beinen war, neigte Flora dazu ausgiebig auszuschlafen.
    "´Guten Morgen´ und ´früh wach sein´? Es ist schon fast Mittag Schwester!", Sie knuffte sie sanft. "Soll ich eine der Sklavinnen rufen, damit sie die Vorhänge aufziehen und du es sehen kannst?" Sie wollte sie nur ein wenig necken. Nicht zu sehr, denn Floras Laune - normalerweise eher ein Morgenmuffel - war als eindeutig ausgezeichnet zu bezeichnen.

    Später Morgen. Es war schon fast Mittag, die Sonne stand hoch über der Stadt, doch in Floras Zimmer herrschte noch bergendes Zwielicht, als Narcissa durch die Verbindungstür das Zimmer ihrer jüngeren Schwester betrat. Ihr Blick glitt hinüber zu dem Bett, auf dem eine Erhebung unter einer leichten Decke und eine Flut dunkler Haare auf weißem Kissen Floras Körper anzeigten. Ein gewohnter Anblick. Rasch ging sie hinüber, schlüpfte zu ihrem Zwilling unter die Decke und versuchte sie sanft zu wecken. "Flora", flüsterte sie (obschon es wesentlich wirkungsvoller gewesen wäre, hätte sie in Normalslautstärke gesprochen) und stupste die Aurelia an. "Flooooooooraaaaa! Komm, wach auf! Es ist schon spät und du willst doch nicht den ganzen Tag verschlafen, du Siebenschläfer, du!"

    "Da bist du ja!", stellte Narcissa mit einem leisen sarkastischen Lächeln fest, als ihre Schwester zu ihr in die Reihe schlüpfte, Lysandra natürlich im Schlepptau. Sie maß Flora mit einem raschen Blick. "Das dunkelgrün steht dir sehr gut!", meinte sie anerkennend, auch deshalb, weil sich ihr Ebenbild dieses Mal in ihrer Auswahl eher bedeckt gehalten hatte - dabei hatte Narcissa selbst eher weniger Ahnung von modischem Firlefanz. Der Stoff betonte aber doch sehr schön Floras Augen. "Bist du freiwillig außer Haus oder musste dich Lysandra prügeln?", neckte sie ihre Schwester liebevoll. Die wiederrum entdeckte ihrer beider Cousine als erste. Prisca saß nicht weit von den beiden entfernt. "Salve!", begrüßte sie die dunkelhaarige Aurelia und rückte dann ein Stück zur Seite, damit sie Floras Einladung auch folgen konnte.
    Prisca war aber nicht das einzige Gesicht, das sie hier kannte. Ein fülliger Mann war auf die Bühne getreten und forderte die Aufmerksamkeit des Publikums ein, als zwei in strahlendes Weiß gekleidete Vestalinnen die Tribüne betraten und sich den Ehrenlogen zuwandten. Einer davon war sie schon begegnet. Freundlich lächelte sie der Claudia zur Begrüßung zu, während sie gleichsam das schlechte Gewissen einholte. Flora hatte sie von dieser Begegnung noch gar nichts erzählt.

    Narcissa hob die Schultern. So ganz wusste sie auch nicht, weshalb der Germanicer einst in die Villa gekommen war. Die Zwillinge waren ihm auf einem ihrer ersten Streifzüge über die Märkte Roms begegnet. Und nur wenige Tage später hatte er vor der Tür der Villa gestanden. „Nun, sowohl wir als auch er waren zu diesem Zeitpunkt noch ganz frisch in der Stadt – vielleicht suchte er Gleichgesinnte...“ Darauf dass der junge Mann eventuell auf Brautschau gewesen war, kam sie nicht. Hielt sie es doch eher für unmöglich, dass ein Plebeier auch nur auf die Idee kam bei einer patrizischen Familie vorstellig zu werden. Das war ein sehr unschuldiger Gedanke, der nicht dadurch behaftet war, dass sie eine Abneigung gegen diesen Stand hegte.
    Im ersten Moment zögerte Narcissa, der Tiberia Antwort zu geben. So eng waren sie noch nicht miteinander. Doch die Aurelia beschloss ihrer angeheirateten Verwandten zu vertrauen. „Es ging darum, ob man einem Sklavenmädchen – Marei – die Freiheit wie einem Esel die Karotte vor die Nase halten sollte oder nicht“, fasste sie zusammen und führte dann detailreicher aus: „Aus irgendeinen Grund fragte die Kleine den Germanicer, ob er ihr Vater sei. Der verneinte dies natürlich überrascht, fügte aber hinzu, er würde sie sofort adoptieren, wenn er das könne.“ Zugegebenermaßen war es eine recht verstörende Situation gewesen. Die Diskussion kam denen in der Curia wohl nahe, denn irgendwann hatte anscheinend keiner der drei so richtig mehr den Durchblick gehabt. „Er war ein großer Verfechter der Karottenvariante...“,schloss sie.

    Unförmig und unklar tauchten die Laren aus dem finsteren Zwielicht auf. Narcissa erkannte erst, wohin sie ihre Füße getragen hatten, als sie sich unmittelbar vor den Figuren auf dem als schick zu bezeichnenden Hausaltar auf die Knie sinken ließen. Es war noch sehr früh am Morgen und Apollo schickte sich wohl gerade dazu an, sein Gespann vorzubereiten, um die Sonnenscheibe an das Firmament zu ziehen. Sie legte die Unterarme auf die Kante des steinernen Tisches, stützte das Kinn darauf und betrachtete die Statuetten vor sich. Ihre Augen waren müde. Müde von der durchwachten Nacht, in der sie still in der Dunkelheit ihres cubiculums gelegen und ihren eigenen Gedanken gelauscht hatte. Gedanken über das, was werden sollte. Die Idee der Claudia, die sie auf den Nonae Caprotinae getroffen hatte, war in ihr heran gewachsen.
    Schließlich, nachdem sie alle Optionen durchgegangen war, war sie zu der Einsicht gelangt, dass der Weg der Vestalin tatsächlich eine annehmbare, wenn nicht sogar die beste Möglichkeit war. Doch bis dorthin war es kein einfacher Weg gewesen. Zuerst hatte sie sich darüber bewusst werden müssen, was sie eigentlich selbst von ihrem Leben erwartete. Wollte sie unter die Pantoffel eines x-beliebigen Mannes geraten, den ihre Familie für eine „ehrenwerte Partie“ hielt? Eigentlich nein. In Narcissas Welt gab es jedoch keine klaren „ja“s und „nein“s; Die Grauzone lungerte hinter ihrer scheinbar allzu deutlichen Negation hervor. Denn auf Liebe wollte sie auch wieder nicht verzichten. Das war die eine Wahrheit. Sie wollte den Mann heiraten (müssen), den sie liebte. Andererseits wollte sie eigenständig sein, frei sein eigene Entscheidungen zu treffen und überdies nicht dazu verdammt sein, in der Bedeutungslosigkeit zu versinken. Die zweite. Was war nun schwerwiegender? Die Waagschale pendelte unruhig hin und her. >Hier gibt es keine Kompromisse<, wisperte eine leise Stimme in ihrem Inneren. Es war die Vernunft.
    Mit Flora konnte sie dieses Mal nicht sprechen. Es war ihr ureigener Konflikt, bei dem ihr ihre Zwillingsschwester nicht helfen konnte. Schon als sie ihr gegenüber erwähnt hatte, dass Marcus ihr diese Pläne angetragen hatte, hatte sie impulsiv reagiert. Und sie hatte sich mitreißen lassen, weil sie selbst nicht gewusst hatte, was sie fühlen sollte. Aber das hier ließ sich nicht mit Gefühl entscheiden.
    Während sie so in der Dunkelheit unter der Bettdecke gelegen hatte, dachte sie auch an das Gespräch mit der Decima zurück, in das sie durch Zufall geraten war, als sie eine Schrift Sapphos in deren Laden erstanden hatte. Die Schriftrolle lag noch immer auf ihrem Nachttisch, obschon sie sie unlängst ausgelesen hatte, als hoffte sie, die Schönheit und Schlichtheit der Sprache wirke auch noch in ihren Träumen nach. In der Unterhaltung mit der Decima hatte sie das herkömmliche Rollenbild der Frau in Frage gestellt, empört darüber, dass ihre eigenen Grenzen so eng gesteckt waren. Heiraten, Kinder bekommen, fertig. Auch die Claudia war damit nicht zufrieden. Auch sie stand für Selbstständigkeit. Sie, die Vestalin, bedeutete etwas. Je mehr sie darüber nachdachte, desto mehr gefiel ihr die Idee des unüblichen Weges. Das Unübliche im Rahmen. Im Grunde stimmte sie der Decima zu. Es war (noch nicht) möglich zu überleben, versuchte man sich außerhalb des Rahmens, der einem durch seine Geburt als Frau gesteckt war, zu bewegen. Man konnte nur das beste aus jenen Möglichkeiten machen, die einem gegeben waren. Und ihr Weg wäre mit Eintritt in die Priesterschaft – wenn! – noch nicht beendet. Sie wäre dann kurz vor ihrem 40ten Winter, aber so frei wie ein Vogel. Gut, für Kinder wäre es dann zu spät, aber wenn sie zu sich selbst ehrlich war, dann glaubte sie nicht daran, jemals eine gute Mutter sein zu können. Dazu war sie viel zu verkopft.


    Jetzt, da Narcissa in dem aufbrechenden neuen Morgen, die Bildnisse der Laren betrachtete, verfestigte sie sich mehr und mehr darauf, dass es kein Zufall gewesen war, der die Claudia und sie zusammen geführt hatte. Es konnte einfach kein Zufall, sondern musste ein Wink der Götter gewesen sein. Einige Lichtstrahlen verirrten sich in das Atrium und setzten den Altar in Brand. Ein Lächeln kräuselte Narcissas Lippen und eine gewisse Erleichterung machte sich in ihr breit. Sie hatte ihr Entscheidung getroffen.

    Seit sie sich das letzte Mal begegnet waren, hatte er sich wohl zumindest oberflächlich erholt. Er machte nun einen wesentlich gelösteren Eindruck. Dass war unter der Einwirkung der Sonne aber auch nicht sonderlich verwunderlich. Wenn die Sonne hoch am Himmelszelt stand, schien die ganze Welt mehr Energie zu besitzen. Auch ihre eigenen Schatten tauchten ab in ihr Unterbewusstsein, wo sie zumindest für den Moment verborgen blieben. Sie erwiderte Avianus´ Grinsen mit einem zustimmenden Lächeln. „Anneas Flucht aus Troja wäre immerhin ein interessantes Stück...“ Auch ihr stand der Sinn mehr nach Spontanität als sich jetzt auf irgendetwas festzulegen oder sich auf etwas zu versteifen. Und er hatte ja Recht. Wenn sie hier in Roma nichts ansprechendes fanden, dann würden sie nirgends fündig werden. In Terentum, jenem Ort, in dem sie geboren worden war, war eine Theatervorführung stets ein Spektakel gewesen, das man um keinen Preis der Welt hatte verpassen dürfen. Hier wurde dagegen ständig Theater gespielt. Sie kamen an der Rostra vorbei, jenem Pult, von welchem aus die Politiker Roms zu den Menschen sprachen. „Wie ist es von da oben zu sprechen? Bist du nie aufgeregt?“, fragte sie bei ihrem Verwandten nach, den sie dort oben schon das eine oder andere Mal hatte stehen sehen. Sie selbst hatte bisher noch nie zu einer größeren Menschenmenge reden müssen.