Beiträge von Marcus Octavius Nauticus

    Flavius, wenn du schon das Militär nimmst, dann komm wenigstens in die Flotte. Die Classis Romana Germanica ist sicher interessanter als die Legio II. Legionäre gibt's viele, aber wer ist schon in der Flotte?

    Ich nickte kurz.


    "Danke."


    Danach breitete ich eine Papyrusrolle auf dem Tisch vor mir aus. Ich beschwerte die Ränder mir den Öllampen. Das gab mir auch genügend Licht. Dann betrachtete ich den Papyrus. Es waren meine Pläne für ein Schiff. Ich hatte mein ganzes seemännisches Wissen verwendet, um es zu entwerfen. Und jetzt betrachtete ich das Ergebnis meiner Bemühungen und untersuchte die Pläne sorgfältig auf ihre Umsetzbarkeit und alle möglichen Schwächen, die ich vielleicht noch nicht berücksichtigt hatte.

    Ich betrat die Taverne. Normalerweise trieb ich mich nicht in Tavernen herum, das war eines Kapitäns unwürdig, aber erstens war ich gerade nicht Kommandant eines schiffes, ergo kein Kapitän, und zweitens schien diese Taverne ganz akzeptabel zu sein. Ich setzte mich an einen Tisch und bestellte einen Becher Wein.

    Die generelle Idee meines Vorgängers war es gewesen, kleine Versorgungshäfen zu bauen. Jeder dieser Häfen hatte einen Kai und ein Lagerhaus. Ich erinnerte mich an den fast fertigen Hafen in Ulpia Traiana, wo ich mit der Socius angelegt hatte. Ich hatte allerdings größere Pläne, vor allem mit Uplia Traiana. Dort wollte ich einen Hafen bauen, der auch Stützpunkt einer Seeflottille sein sollte. Das machte natürlich einen deutlich größeren Hafen erforderlich. Außerdem wollte ich dort ein eigenes Schiff bauen. Eines, was so noch nie dagewesen war. Aber das konnte warten. Zunächst war ein Hafen nötig.


    Die Classis Romana Germanica sucht einen Architekten, der beratend bei der Planung von Hafenanlagen tätig sein soll.
    Interessenten melden sich bitte bei der Classis Romana Germanica.


    Das Kommando der Classis Romana Germanica

    Ich ging in das Archiv der Classis Romana Germanica, um mir einen Überblick über die bisherigen Planungen von Hafenanlagen zu verschaffen. Also ging ich auf einen Archivsklaven zu.


    "Du, suche mir sofort alle Akten über die geplanten Häfen in Colonia Ulpia Traiana , Colonia Agrippina, Confluentes und Augusta Treverorum."


    Er schaute mich verdutzt an. "Wer seid ihr dies zu fordern?"


    "Ich bin Marcus Octavius Nauticus, und der Proconsul hat mir soeben das Kommando über die Classis Romana Germanica erteilt. Und wenn nicht ganz schnell die Akten vor mir habe, dann werde ich dein schlimmster Alptraum sein!"


    Eine halbe Stunde später hatte ich einige Papyri vor mir liegen. Der Hafen in Ulpia Traiana war so weit fertig, dass Schiffe anlegen konnten. Für die anderen gab es noch nicht einmal Pläne. Das würde sicher einiges an Arbeit erfordern.

    "Danke. Ich werde mir die Akten ansehen und gegebenenfalls Änderungen vornehmen. Insbesondere Colonia Ulpia Traiana sollte meiner Meinung nach zu einem Hafen ausgebaut werden, der auch hochseetauglichen Schiffen genügend Platz bietet. Ich werde mich mit konkreten Plänen demnächst noch einmal melden." Ich salutierte kurz und verließ die Regia Proconsulis.

    "Proconsul, ich bin aufgrund des Sturmes etwas verfrüht zurück, aber dafür habe ich das gesamte Gebiet zwischen Amisia und Visurgis bei Flut und bei Ebbe kartographiert. Wenn Ihr wünscht, können wir die Karten gemeinsam durchgehen. Ich habe auch 50 Meilen der Amisia verzeichnet, jedoch ist diese eher ohne strategischen Wert."

    Ganz sicher, dass du als Zivilist leben leben willst? Immerhin haben wir noch eine Flotte, die Classis Romana. Da gibt's dann auch jede Menge kostenlose Reisen. Außerdem brauchst du dir keine Sorgen um's Geld zu machen, wenn du bei der Classis bist.


    Logbuch des Kutters Socius, ANTE DIEM XV KAL OCT DCCCLIV A.U.C. (17.9.2004/101 n.Chr.)


    Wir ruderten zunächst weit hinaus auf die See, so dass wir dann den stürmischen Nordwind nutzen konnten, um auf Kurs West-West-Süd zur Mündung des Rhenus zu fahren. Als wir diese erreichten, hatte sich der wind zu einem Sturm entwickelt. Wir fuhren den Rhenus hinauf, wobei der Sturm nicht abschwächte. Kurz vor Colonia Ulpia Traiana riss das segel und der Manipulus Marcellus Veridus Martius riss sich die Handflächen auf, als er versuchte, dieses zu retten. Abgesehen vom Segel blieb das Schiff unversehrt.


    Wir ankern jetzt im Kriegshafen von Colonia Ulpia Traiana.


    Manipulus Marcus Octavius Nauticus
    Kapitän der Socius

    Endlich waren wir in Colonia Ulpia Traiana angekommen und legten an. Kurz zuvor war unser Segel gerissen und Marcellus hatte sich bei dem Versuch, es einzufangen an einem Tau die Hände aufgerissen, als das segel erneut von einer sturmböe erfasst wurde. Ich gab meiner Besatzung Landgang und schickte Marcellus zum Arzt. Danach setzte ich mich an meinen Tisch unter Deck, schrieb den Logbucheintrag für heute und setzte einen Brief für meinen Cousin Cicero Octavius Anton auf. Ich hatte erfahren, dass er zum Consul gewählt wurde.
    Danach zog ich trockene Kleidung an und packte die Karten in einen wasserdichten Bronzezylinder. Dann ging ich zur Hafenkommandantur und ließ mir ein Pferd geben, um dem Proconsul Bericht zu erstatten und die neuen Karten zu übergeben.

    Endlich waren wir wieder auf dem Rhenus. Wir waren schon mit einer wirklich extremen Geschwindigkeit unterwegs, das Wetter hatte sich zu einem echten Sturm entwickelt, aber das Segel hielt noch - und der Mast auch. Ich war mir nicht ganz sicher, was zuerst kaputt gehen würde, aber ich war froh, dass wir jetzt in die Mündung des Rhenus passiert hatten und bald anlegen würden. Der Sturm wurde nämlich immer stärker.


    "Jungs, gleich haben wir's geschafft! Bald sind wir in Colonia Ulpia Traiana, da können wir anlegen!" brüllte ich mit dem Wind, in der Hoffnung, dass man mich verstehen würde. Der Sturm heulte wirklich furchtbar und der Fluss schien hier genauso aufgepeitscht zu sein wie die See.

    Bereits seit den frühen Morgenstunden, als um uns herum nichts als Wasser war, so weit das Auge reichte, segelten wir auf Kurs West-West-Süd. Der Wind war extrem stürmisch, und das Segel war straff gespannt. Auch der Mast verbog sich ganz ordentlich unter dem Zug des Segels.
    Die Wellen waren hoch, und unser kleiner Kutter hüpfte förmlich über sie. Im einen Augenblick sah ich nur den grauen, wolkenverhangenen Himmel, und im nächsten Augenblick war da nur eine Wand aus bleigrauem Wasser. Dann ging es wieder aufwärts, und die Gischt spritzte über das ganze Schiff. Wir waren alle bis auf die Haut durchnässt, und zwei der Nautae waren seekrank. Marcellus bekam es auch langsam mit der Angst zu tun, aber mir gefiel dieses Wetter ganz gut. Endlich fühlte ich mich wieder auf See. Obwohl dieses Meer erheblich wilder zu sein schien als das Mare Nostrum.