„Was schaust du so?“ blaffte sie die völlig entsetzte und paralysierte Sklavin an. „Es war doch deine Idee, dass mit der Perücke und warum Geld für eine weitere Sklavin ausgeben, wenn du doch blond bist und dein Haar wunderbar geeignet ist!“ Ein wenig weidete sie sich an dem Entsetzen der Sklavin und es gab ihr ein Gefühl der Genugtuung zu sehen, wie Sofia sich bei dem Gedanken fühlte, dass die schöne Haarpracht ab sollte. Zumindest wusste die sensationsgierige Sklavin nun, wie das war und würde wohl in Zukunft eher den Mund halten, als irgendwelche leichtsinnigen Vorschläge zu machen. Besonders, wenn sie dann auch noch wörtlich genommen wurden.
Es war ja sonst eigentlich nicht Floras Art so gemein mit den atmenden Haushaltsgegenständen umzubringen, aber sie hatte Kopfweh, fühlte sich Hunde Elend und obendrein, wusste sie, dass es keine andere Lösung gab, als dass die Locken ab mussten. Dies alles trug aber nicht gerade dazu bei, dass sie der strahlende Sonnenschein war, sondern eben ein gemeines zickiges Biest. „Weg laufen wird dich nicht retten!“ zischte sie dann dem Soffchen hinter her, als es panisch die Flucht ergriff. Ob sie nun der Sklavin den Kopf scheren ließ, ließ sie noch offen, aber die Sklavin sollte ruhig noch ein wenig zappeln und leiden.
Lysandra verfolgte die Szene mit einem mulmigen Gefühl. Wenn ihre Herrin in so einer Stimmung war, war kaum abzusehen, welche Gemeinheit ihr als nächstes einfallen würde. Zu allem Überfluss tauchte nun noch weiterer Sklave auf, um sich das Unglück anzusehen und wohl daran zu weiden, dass Flora ein Opfer der Flammen geworden war. Anscheinend kannte niemand Mitleid mit ihrer Herrin. Wenn der Strom der neugierigen Sklaven nicht bald nachließ, würden wohl alle Sklaven den Zorn der Aurelia zu spüren bekommen. Manchmal war Flora dann doch ihrer Mutter ähnlicher, als sie zugeben mochte. Kurz warf sie Alexandros warnenden Blick zu, doch ehe sie ihn warnen konnte, redete er auch schon drauf los.
Flora warf Alexandros einen finsteren Blick zu. Warum nur konnte man sie nicht einfach in Ruhe lassen. Wieder so ein Haushaltsgegenstand der gut gemeinte Ratschläge zum Vorwand nahm um seine Neugierde zu befriedigen. Die Aurelia zog einen Schmollmund. „Der Feuerschlucker auf der Hochzeit“, antwortete sie ihm gereizt. Sicherlich wusste er das und heuchelte nur ein wenig Mitgefühl um anschließend allen anderen Sklaven zu erzählen, was er gesehen hatte. Sein Entsetzen angesichts der Schere nahm sie ihm dann noch weniger ab. Und als nächstes folgten, als hätte sie es nicht bereits geahnt, dann auch noch Ratschläge und Mode Tipps. Natürlich hübsch verpackt in Komplimenten.
Es fiel Lysandra schwer sich ein schmunzeln zu verkneifen. Ein wenig war diese ganze Situation ja schon irgendwie komisch. Besonders, weil Alexandros sie nach Lob heischend ansah. Sofia hatte sich ja bereits um Kopf und Kragen geredet. „Die Haare müssen ab. So leid es mit tut. Aber ich bin mir sicher, dass Alexandros gern mit dir einkaufen gehen wird, ein wenig neuer Schmuck, ein paar neue Kleider und niemand wird darauf achten, dass du eine neue Frisur hast. Vielleicht löst du auch einen neuen Trend aus…!“ Die Aussicht auf einen kleinen Einkaufbummel hat ihre Herrin schon immer aufgemuntert.
Doch diesmal sollte es nicht so einfach werden, sie wieder ein wenig versöhnlicher zu stimmen. „So kann ich doch nicht auf die Straße!“ beklagte sie sich und warf sich wieder ins Bett und zog sich ein weiteres Mal die Decke über den Kopf.