Narcissa schien so gar nicht Begeistert von der Idee zu sein, einmal auszuprobieren, ob man nicht doch irgendwie an den gut gebauten Soldaten vorbei kam. Sie rückte ein wenig Näher an ihre Schwester heran und flüsterte ihr ins Ohr. „Wir müssen es ja nicht mit Kraft versuchen… einfach die Jungs mal mit etwas weiblichen Charme bezirzen, vielleicht lassen sie uns dann einfach durch, ohne dass wir uns anstrengen müssen!“ Versuchen konnten sie es ja und wer konnte schon dem Charme zweier Aurelier wiederstehen. Kurz warf sie den Leibwächtern einen Blick zu. Diese würden sich sicherlich nicht den Spaß entgehen lassen, einmal ein Kräftemessen mit Soldaten entgehen zu lassen. Leise seufzte sie. „Na gut, dann sollen sie es versuchen!“ gab sie klein bei. Narcissa hatte ja Recht, außerdem waren sie ja nicht nur allein unterwegs.
Beiträge von Aurelia Flora
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Mit Septima schlenderten sie gemeinsam über den Mercatus, schwatzten und feilschten mit dem einen oder anderen Händler um Kleider, Schmuck oder einfach zum Spaß. Schließlich wurde ihre Neugierde durch den Lärm eines Schmiedehammers und dem militärischen Gebrüll aus einer geschulten Kehle angezogen.
Die Tiberia schickte ihren Sklaven los um zu schauen, um was für ein Spektakel es sich handelte. Lange brauchten sie nicht warten, auf dem Marsfeld gab es eine militärische Vorführung und Flora war sofort Feuer und Flamme. „Also ich bin Neugierig!“ erklärte sie und schnappte sich entschlossen die Hand ihrer Schwester. Die Sklaven bahnten sich einen Weg und wenig später standen sie schon am Rande der Zuschauermenge und bewunderten die Soldaten in ihren glänzenden Rüstungen. Die Männer machten einen schnieken Eindruck wie sie sich in einem Schaukampf übten und anschließend in Reihe stramm standen.
Sie warf Narcissa einen vielsagenden Blick zu, als die Frage kam, wer denn einmal versuchen wollte durch die Reihen zu brechen. Ihr juckte es förmlich in den Finger es einmal zu versuchen. Aber allein würde sie es sich nicht zu trauen, wenn dann musste Narcissa zustimmen. -
Die ganze Welt war gegen sie, zumindest hatte sie das Gefühl, dass es im Moment so war. Was nützte einem ein Leben voller Reichtum und Privilegien, wenn man es nicht selbst bestimmen konnte. Im Grunde war sie dazu verdammt ihr ganzes Leben lang ein hübsches Schmuckstück für einen mächtigen Mann zu sein. Aber ihre Schwester hatte es auch nicht besser getroffen. Oder doch? Als Vestalin hatte sie zwar viele Verpflichtungen, aber dafür etwas, dass sie wohl niemals erlangen würde: Unabhängig. Sie konnte mehr oder weniger selbst über sich entscheiden und hatte dann auch noch ein wenig Einfluss. Flora machte eine Grimasse, trotz allem, war Narcissa eigentlich auch nicht wirklich glücklich. Wieder musste sie seufzen und knabberte dann auf ihrer Unterlippe herum. Ihre Mutter hätte sie jetzt getadelt, weil es sich nicht für eine römische Dame gehörte, aber es war ihr egal. Sie wollte keine römische Dame sein.
Das Bedürfnis irgendetwas gegen die Wand zu schmeißen und in tausend Scherben zu zertrümmern war groß. Viel fehlte nicht und sie gab dem einfach nach. Aber dann würde es wohl kein einziges ganzes Möbelstück mehr geben. Also seufzte sie stattdessen noch einmal frustriert und versuchte den Worten ihrer Schwester etwas Positives abzugewinnen. Zustimmend brummte sie etwas Unverständliches. -
Reichlich verdutzt sah Flora vom Leibwächter, zu Áedán und dann zu Caelyn. Anscheinend kannten sich die Sklaven unter einander. Der Germane machte jedenfalls nicht so schnell anstalten, die Frau los zu lassen, stattdessen starrte er sie eindringlich an. Schließlich ließ er sie los und zuckte nur mit den Schultern. „Gehörst ja nicht mehr zum Inventar der Aurelier“, meinte er leicht hin mit einer Spur Gehässigkeit in der Stimme. „Ist wohl auch besser so!“
Flora war nun noch verwirrter, klappte aber dann den Mund zu, weil ihr einfach keine vernünftige Frage in den Sinn kam. Wenn die Sklavin nicht zu den Aureliern gehörte, dann konnte es ihr egal sein, was sie hier trieb. Das Caelyn womöglich gelauscht haben könnte, kam ihr gar nicht in den Sinn. Sie hatte ohnehin andere Dinge im Kopf. Schließlich drehte sie sich einfach auf dem Absatz wieder um. Sie wollte ihren Einkaufsbummel unbedingt fortsetzen. -
Ein wenig beneidete Flora die Tiberia, sie selbst kannte nur Terentum und Roma. Die Reise von dem Landsitz in die ewige Stadt war ihre erste und auch längste Reise gewesen. Mehr hatte sie noch nicht von der Welt gesehen, auch wenn sie es sich wünschte. „Wie ist Achaja so?“ fragte sie neugierig nach. Das Faustina die Leidenschaft für Pferde mit ihrem Vater teilte, hatte sie ja bereits erfahren. „Einen Halbbruder? Das klingt ja spannend“, schmunzelte sie. War irh Vater zwei Mal verheiratet gewesen? Unüblich war es ja in ihren Kreisen nicht. Schon allein wegen den politischen Verbindungen zwischen den einflussreichen Familien. Zu der Heiratsfrage machte sie ein verdutztes Gesicht. „Stehst du etwa nicht unter der patria potestas deines Vaters?“ Das war aber ungewöhnlich, dass der Vater sich nicht selbst um die beste Verbindung für die Tochter zu kümmern. Bei ihr war dies die Pflicht ihres Bruders, da ihr Vater verstorben war. Und sollte auch ihr Bruder sterben, was die Götter verhindern mögen, erst dann viel die Verantwortung auf einen anderen ihrer männlichen Verwandten zurück.
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Das Septima so gelassen war, zumindest nach außen hin, beruhigte sie ein wenig. Aber es nahm nicht die Angst. Auch wenn die Halunken nun entweder in die Flucht geschlagen oder aber bewusstlos am Boden lagen, war doch die ganze Stadt im Augenblick ein furchtbarerer Hexenkessel. Die Menschen waren aufgebracht und wütend. Und die Wut schlug ihre Bahnen. Es furchtbarer Schrei erklang, als eine Frau brutal von der Menge nieder gemacht wurde. Einen Moment lang sah man nur Leiber und als sich die Menge ein wenig lichtete, rührte sich die Fremde nicht mehr. Blut besudelte das Pflaster der Straße und jagte ihr einen eisigen Schauer über den Rücken. Flora wollte nicht hinschauen, doch der Anblick ließ sie einfach nicht los. Es waren grauenvoll und mit knapper Not war sie solch einem Schicksal entkommen. Ein ersticktes Schluchzen kam ihr über die Lippen. Es war furchtbar. Die alarmierte Stimme der Tiberier riss sie schließlich aus ihrer Erstarrung und sie nickte, als auch nun der Leibwächter sagte, sie sollten fort von hier.
Nur fort, dieser Gedanke ließ sie einige eilige Schritte machen. Immer den Leibwächtern hinter her. Am Besten zurück in die Villa Aurelia oder irgendwo anders, wo ihnen nicht passieren konnte. Kurz warf sie Aculeo einen besorgten Blick zu, ehe es dann erst einmal durch die schmaleren Seitengassen ging. -
Deutlich schwankend, mit einer Weinflasche in der einen Hand und den anderen Arm um Delphium, betritt Kallidamates die Bühne. Lallend spricht er zu einem der begleitenden Sklaven.
Ich will, man soll in Zeiten bei Philolaches
Mich abholen. Hörst du's? Du, laß dir's gesagt sein!
Denn da, wo ich war, dort entlief ich in Eile;
So sehr hat das Mahl, das Gespräch mich verdrossen.
Es geht nun zum Schmaus bei Philolaches. Der wird
Gewiß uns vergnügt und mit Freuden empfangen.
Mit trüben Blick wendet er sich an Delphium. Kritisch sieht sie ihn an.
Mein Kind, wa – was meinst du? Ich sei be – be – betrunken?
Leicht sarkastisch sagt Delphium:
In der Weise solltest du stets dich betragen!
Mein Schaz, soll ich dich und du mich nicht umfangen?
Wenn es dir Freude macht, immerhin!
Liebes Herz!
Bitte dich, führe mich.
Falle nicht, steh doch fest!
Ja, ja, du bist mein Augenstern; ich bin dein Säugling, Honigkind!
Sieh dich vor, daß du nicht auf dem Weg liegen bleibst,
Eh wir dort angelangt, wo man uns hingedeckt!
Laß mich nur, laß mich nur fallen.
Ich lasse dich –
Kallidamates klammert sich an Delphium.
Aber das, was mir im Arme ruht, lass' ich nicht.
Wenn du fällst, fällst du nicht, außer ich falle mit.
Dann hebt wohl ein Dritter uns auf, wenn wir liegen.
Der Mensch ist betrunken.
Ich be – be – betrunken?
Gib die Hand! Möchte nicht, daß du zur Erde kämst.
Da, mein Kind!
Mache nun, komm mit mir!
Weißt du, wohin es geht?
Freilich.
Jezt fällt mir's ein:
Nach Hause geht's zum Zechgelag.
Versteht sich.
Just besann ich mich.
Philolaches zu Philematium
Meinst du nicht, liebes Herz, soll ich ihnen nicht
Näher geh'n? Der ist mein bester Freund. Ich bin
Bald zurück.
Auch dein» Bald« währt mir allzulang.
Jemand hier?
Ganz gewiß.
Ei, Philolaches!
Guten Tag, liebster Freund, der mir auf Erden lebt!
Guten Tag, Kallidamates! Nimm Plaz bei uns!
Nun, woher kommst du denn?
Daher, wo Trunk'ne sind.
Bravo! Komm, Delphium, seze dich neben uns!
Einen Trunk schenkt ihr ein; ich will jezt schlafen geh'n.
Was er da thut, ist nichts Neues. Doch sage mir:
Was fang' ich später an mit ihm?
O laß ihn nur!
Philolaches zu einem Sklaven
Du füll' indeß den Becher, und laß schnell herum
Ihn gehen, Bursch; beginne bei der Delphium.
Es beginnt ein munteres Zechgelage. Der Wein fließt in Strömen. Ende Akt 1. -
Philolaches steht ein wenig Abseits auf der Bühne, als Philematia und deren Freundin Skapha die Bühne betreten. Beide Frauen haben einen übergroßen Vorbau und wackeln eifrig mit dem Hintern, als die Straße betreten.
Seit lange hab' ich nicht so gern im Kalten mich gebadet,
Noch fühlt' ich jemals saubrer mich gewaschen, liebe Skapha.
In diesem Jahr glückt Alles, wie die Ernte groß gewesen
Was aber hat die Ernte denn mit meinem Bad zu schaffen?
Gerade so viel, als dein Bad mit der Ernte
Aus der Ferne erklingt die Stimme des Jünglings.
Holde Venus!
Das ist mein Sturm, der alle Zucht, mit der ich einst bedeckt war,
Mir abgedeckt, den Amor und Cupido tief in's Herz mir
Geregnet hat: und nirgends mehr vermag ich zuzudecken.
Feucht sind des Herzens Wände schon; dies Haus geht völlig unter.
Betrachte mich, sieh, ob das Kleid mir ansteht, liebe Skapha.
Ich möchte gern Philolaches gefallen, meinem Liebsten.
Du bist so schön: was willst du dich durch schönen Anzug schmücken?
Des Kleides Inhalt lieben nur die Buhler, nicht die Hülle.
Leise zu sich selbst murmelnd: Die Schelmin ist doch recht gewandt, die Skapha, die versteht es,
Weiß Alles, was ein Liebender sich wünscht, wie's ihm um's Herz ist.
Wie nun?
Was ist es?
Sieh mich an, und schau, wie das mich kleidet.
Das dankst du deiner Schönheit, Kind, daß, was du trägst, dir gutsteht.
Für diese Worte, Skapha, werd' ich heute dich beschenken.
Die meine Lust ist, sollst du nicht umsonst gepriesen haben.
Die Frauen scheinen nicht zu ahnen, dass sie belauscht werden.
Still! Keine Schmeichelei'n!
Du bist auch gar zu närrisch, Mädchen.
Willst lieber falschen Tadel wohl, als wie mit Recht gelobt sein!
Ich will, und wär's auch ohne Grund, mich lieber loben lassen,
Als daß man über mich mit Grund loszieht und mich verspottet.
Ich liebe Wahrheit; Wahrheit will ich hören; Lügner hass' ich.
So wahr du mich, Philolaches dich liebt, du bist gewiß schön!
Was sagst du, Mensch? Was schwurst du denn: »so wahr als ich sie liebe?«
Warum nicht auch: »so wahr sie mich?« Nichts wird aus dem Geschenke.
Du gehst zum Geier! Was ich dir versprochen, ist verloren.
Mich wundert's, daß ein Mädchen, so gescheidt, so fein erzogen,
Wie du, so dumme Streiche macht.
So rathe, wenn ich fehle
Du fehlst, bei'm Himmel, wenn du nur zu Willen lebst dem Einen,
Nur ihm dich hingibst, ihm nur dienst, und Andre gar verachtest.
Nicht Buhlerinnen, Frauen ziemt's, nur Einem Mann zu dienen.
Gerechter Gott! Welch böser Geist geht um in meinem Hause?
Die Götter alle sollen mich mit allen Qualen tödten,
Wenn ich das Weib durch Hunger nicht, durch Durst und Kälte tödte!
Mit deinen schlechten Lehren sei mir still!
Wohl bist du thöricht,
Zu glauben, daß er dein Galan, dein Freund auf ewig bleibe.
Hat er dich lang, hat er dich satt, so wird er dich verlassen.
Ich hoff's nicht.
Ungehofftes kommt viel öfter, als Gehofftes.
Kurz, kann ich dich durch Worte nicht bestimmen, mir zu glauben,
Wohlan, so lehre dich die That! Was bin ich, und was war ich?
Wie du, so ward auch ich geliebt, willfahrte nur dem Einen,
Der dennoch, als die Haare hier vor Alter grau sich färbten,
Treulos mich aufgab. Glaube mir: so wird's auch dir ergehen.
Kaum halt' ich mich, der Hezerin die Augen auszukrazen.
Er ganz allein hat mich allein befreit mit seinem Gelde.
Ihm ganz allein bin ich allein, denk' ich, Ergebung schuldig.
Du großer Gott! Welch holdes Kind, wie sittsam und wie züchtig!
Wie lob' ich's und wie freut mich's, daß ich ihretwegen arm bin!
Bei Gott, du bist nicht klug!
Warum?
Weil du dich darum kümmerst,
Daß er dich liebt.
Wie sollte mich's nicht kümmern?
Was du wolltest,
Errangst du ja, du wurdest frei; will er dich nicht mehr lieben,
Verlor er, was er ausgelegt an Geld, um dich zu lösen.
Ich will verflucht sein, wenn ich die nicht jämmerlich erwürge,
Die Kupplerin, die mir das Kind verführt, die Schlangenzunge.
Nie recht verdanken kann ich ihm, was er um mich verdient hat.
O rathe mir nicht, Skapha, daß ich ihn geringer schäze.
Bedenke nur dies Eine, wenn du ihm allein dich hingibst,
So lang dir noch die Jugend blüht, beklagst du's einst im Alter.
Ich möchte jezt zur Bräune mich verwandeln, in die Gurgel
Der Hexe fahren, und den Balg, die Kupplerin, erwürgen.
Ich muß, nachdem er mir willfahrt, so dankbar mich beweisen,
Als ehedem, bevor ich mir's errang durch Schmeicheleien.
Der Himmel soll mich strafen, kauft' ich nicht zum zweiten Male
Dich wegen dieser Rede los, erwürgte nicht die Skapha!
Wenn dir's verbürgt ist, daß es dir am Brode nie gebreche,
Und daß er dein treueigner Freund durch's ganze Leben bleibe,
Willfahre dann nur ihm allein, und laß die Haare wachsen!
Nachdem ein Mensch im Rufe steht, erwirbt er sich Vermögen.
Bewahr' ich mir den guten Ruf, so werd' ich reich genug sein
Und muß ich was verkaufen, soll mein Vater eher feil geh'n,
Als daß du mir, so lang ich bin, je darbest oder bettelst.
Den Andern, die dich lieben, wie soll's diesen geh'n?
Sie werden,
Sobald sie meine Dankbarkeit seh'n, um so mehr mich lieben.
O käme mir die Kunde jezt, mein Vater sei gestorben!
Ich würde mich enterben und nur sie zur Erbin machen.
Ihr schmaust, ihr zecht bei Tag, bei Nacht, als wolltet ihr euch mästen;
An Sparen wird nicht mehr gedacht; bald wird das Gut verthan sein.
So will ich doch zuerst an dir mit Sparen es versuchen!
Du sollst bei mir in nächster Zeit nichts essen und nichts trinken.
Wenn du von ihm was Gutes sagen willst, so kannst du's sagen;
Doch wenn du Böses sprichst von ihm, bekommst du wahrlich Schläge:
Damit du siehst, wie herzlich ich ihn liebe.
Bin doch wacker:
Den Anwalt hab' ich freigemacht, für mich das Wort zu führen.
Traun, hätt' ich auch dem höchsten Zeus mein baares Geld geopfert,
Das ich, sie freizukaufen, gab, wär's nicht so gut verwendet.
Ich sehe, daß Philolaches dir höher gilt, als Alle.
Jezt, daß du seinetwegen mich nicht schlägst, bin ich's zufrieden,
Wenn du gewiß bist, daß er dir auf ewig eigen sein wird.
Bringe mir geschwind den Spiegel und das Kästchen mit dem Schmuck,
Skapha, daß ich hübsch geschmückt bin, kommt mein Herz, Philolaches.
Frauen, die an ihrer Schönheit zweifeln, dient der Spiegel wohl,
Dir gewiß nicht, die du selbst der Spiegel schönster Spiegel bist.
Für dies Wort, damit du, Skapha, nicht umsonst was Hübsches sagst,
Sollst du heut was Hübsches kriegen, – theure Philematium!
Sieh doch: sind die Locken alle, zierlich, wie sich's ziemt, gelegt?
Glaube mir, so zierlich, wie du selbst, sind deine Locken auch.
Saht ihr jemals was Verrucht'res auf der Welt, als dieses Weib?
Gegnerin noch eben, macht die Arge jezt die Schmeichlerin.
Gib mir Bleiweiß!
Wozu Bleiweiß?
Mich zu schminken im Gesicht.
Kommt mir vor, als färbtest du das Elfenbein mit Schwärze weiß.
Gib mir denn die rothe Schminke!
Nimmermehr! Du bist nicht klug.
Wie? Mit neuer Schminke fälschen wolltest du das schönste Werk?
Keine Schminke darf berühren, wer in deinem Alter steht,
Weder rothe, weder weiße, weder eine Tünche sonst.
Nimm den Spiegel!
Philematium nimmt den Spiegel, und nachdem sie ihr Bild wohlgefällig darin beschaut hat, küsst sie ihn.
Wehe mir! Sie gab dem Spiegel einen Kuß.
Hätt' ich einen Stein, dem Spiegel schlüg' ich gleich die Augen ein.
Daß sie nicht nach Silber riechen, weil du da den Spiegel hieltst,
Und Philolaches nicht argwöhnt, daß du Silber dir verdient.
Nein, so listig sah ich keine Kupplerin mein Lebenlang!
Wie gescheidt und schlau der Einfall eben mit dem Spiegel war!
Nimm das Leintuch, wische dir die Hände mit!
Wozu denn dies?
Daß sie nicht nach Silber riechen, weil du da den Spiegel hieltst,
Und Philolaches nicht argwöhnt, daß du Silber dir verdient.
Nein, so listig sah ich keine Kupplerin mein Lebenlang!
Wie gescheidt und schlau der Einfall eben mit dem Spiegel war!
Meinst du nicht, ich sollte mich mit Salben salben?
Laß es sein!
Und warum denn?
Weil ein Mädchen gut riecht, wenn es gar nicht riecht.
Denn die Vetteln ohne Zähne, die, versalbt in Salbenduft,
Aufgepuzt, des Leibes Mängel decken mit der Schminke Dach,
Riechen gleich, sobald die Salben mit dem Schweiße sich vermählt,
Eben so, als göß' ein Garkoch viele Brüh'n in Einen Topf.
Wie sie riechen, weißt du nicht; nur Eines, daß es übel riecht.
Die versteht doch Alles auch! Nichts geht an Schlauheit über sie.
Das ist wahr.
( Ans Publikum gewandt)
Gewiß erkennt dies auch der größte Theil von euch,
Die ihr alte Weiber habt, die durch die Mitgift euch erkauft.
Skapha, sieh doch, ob Geschmeid' und Mantel mir gehörig läßt
Dafür brauch' ich nicht zu sorgen.
Wer denn sonst?
Das hörst du gleich:
Nur Philolaches, damit er dir nur kauft, was dir gefällt.
Denn mit Gold und Purpur kauft sich der Galan des Liebchens Herz.
Nun, – wofür ihm Etwas zeigen, was er nicht besizen will?
Nur das Alter birgt der Purpur: Gold und Schmuck steht Mädchen schlecht.
Schöne Frau'n sind ohne Hülle schöner, als im Purpurkleid.
Und umsonst ist aller Puz auch, wenn sie schlecht gesittet sind.
Schlechte Sitte schändet mehr, als Koth, beschmuzt den schönsten Puz.
Wenn sie schön ist, hat sie Schmuck genug.
Philolaches kommt aus den Schatten und tritt auf die Beiden zu.
Was säum' ich lange noch?
Ihr, was treibt ihr hier?
Ich schmücke mich für dich.
Bist schön genug. [Color]
Er dreht sich zu Skapha
Geh hinein du, nimm den Schmuck mit! – Theure Philematium,
Gar zu gerne möcht' ich einmal mit dir zechen, süßes Herz! [Color]
Wohl, und ich mit dir; denn Alles, was du willst, das will ich auch,
Mein Geliebter!
Dieses Wort ist seine zwanzig Minen werth.
Gib mir zehn, ich bitte; gern erlass' ich dir's um diesen Preis.
Hast du doch zehn Minen jezt noch; rechne nur ein wenig nach.
Dich zu lösen, gab ich dreißig aus.
Was wirfst du das mir vor?
Daß man mir's vorwürfe, wünsch' ich; keinen Vorwurf mach' ich dir;
Denn ich habe lange schon kein Geld so trefflich angelegt.
Und ich fand für meine Liebe nirgends einen schönern Plaz.
Nun, so gleicht sich Soll und Haben zwischen uns vortrefflich aus.
Du liebst mich, ich liebe dich, und Jedes glaubt hier recht zu thun.
Wer darob sich freut, er möge stets sich seines Glückes freu'n.
Wer's beneidet, dem beneide nimmerdar ein Mensch ein Glück.
Philematium deutet auf ein Polster, welches durch Zauberhand auf der Bühne erschien.
[COLOR=deeppink] Seze dich!
Sie winkt einen Sklaven herbei.
[COLOR=deeppink] Bursch, Wasser für die Hände! Stell' ein Tischchen her.
Hole mir die Würfel drinnen!
Wieder zu ihrem Liebsten:
[COLOR=deeppink] Willst du Salben, Freund? [/COLOR]
[COLOR=indigo] Wozu
Salben? Ruh' ich doch am Myrrhenbaume. – Doch erblick' ich da
Meinen Freund nicht, der mit seinem Liebchen hier gegangen kommt?
Ja, er ist's: Kallidamates! Schön, mein Kind! Da kommen, sieh,
Waffenbrüder; ihren Antheil an der Beute wollen sie.[/COLOR] -
Oh, wie recht doch Narcissa hatte. Ihre Mutter wusste gar nicht, wie sehr sich ihre Töchter bemühten ihr immer alles recht zu machen. Doch im Grunde konnten sie nie deren Erwartungen erfüllen, immer fand Lucilla ein Haar in der Suppe. Immer wieder schienen sie ihre Mutter zu enttäuschen. Irgendwann hatte die Zwillinge dann angefangen nicht immer nur nach den Wünschen ihrer Mutter zu gehen, da sie es ihr ohnehin nie recht machen konnten. Es war frustrierend und oft genug waren sie in Tränen ausgebrochen, weil es so ungerecht war, dass ihre Mutter nie sehen wollte, wie viel Mühe sie sich eigentlich gaben. Lucilla war eine strenge Mutter, mit klaren Vorstellungen. Die personifizierte Matrone, das leuchtende Vorbild für jede junge Frau, nur ihre Töchter genügten nicht den hohen Ansprüchen... „Nein, das weiß sie nicht“, Flora klang resigniert. Es war zum Haare raufen. Immer noch den Blick fest auf die Decke gerichtet. War ihre Mutter jemals Stolz auf sie gewesen? Sie konnte es nicht genau bestimmen.
Ihr Ebenbild gab sich alle Mühe etwas positives an ihrer Lage zu sehen, aber im Augenblick sah Flora nur, dass ihre Mutter vor hatte sie ein für alle Mal zu trennen. Narcissa war nicht nur ihre Schwester, sie war ein Teil von ihr, ihre beste Freundin, jemand dem sie absolut alles anvertrauen konnte ohne fürchten zu müssen, verurteilt zu werden. Und nun sollte ihr Narcissa weg genommen werden. Dann hatte sie nur noch Lysandra... nur Lysandra redete nicht mehr mit ihr.
Die Aurelia biss sich auf die Unterlippe und gab ein weiteres Stöhnen von sich. Ein klein wenig hatte ihr Ebenbild ja recht, Titus würde ihr vielleicht ein wenig Mitspracherecht einräumen. „Und wen soll ich vorschlagen? Ich kenn doch eigentlich kaum jemanden, den Mutter als Ehemann ansehen würde...“, meinte sie gereizt. „Ihr ist es doch egal, ob wir glücklich werden oder nicht!“ -
Áedán hatte ja keine Ahnung warum sie so kreuzunglücklich war. Er hatte keine Ahnung, dass sie sich furchtbar mit Lysandra verkracht hatte und dass Narcissa bald aus dem haus sein würde und dann würde sie irgendwann als Ehefrau eines Senators enden, nur um diesen dann den gewünschten Erben zu schenken. Das war alles so furchtbar ungerecht. Áedán könnte man die Freiheit schenken, wenn er sich denn bewehrte, dann konnte er sein leben selbst bestimmen, sie jedoch würde immer von Männern bevormundet werden. Sei es nun Bruder, Onkel, Cousin oder Ehemann… sogar ihr Sohn könnte später einfach über sie hinweg entscheiden. Das zu wissen war furchtbar frustrierend. Sie überhörte seinen leicht sarkastischen Tonfall. Er würde ohnehin nie verstehen, was in ihr vorging.
Flora war schon um die nächste Ecke verschwunden, als Áedán dann doch noch nachkam. Sollte er ruhig, ihr war es einerlei. Er war ja nicht ihr Sklave. Sie war schon einige Schritte voraus, als einer der Leibwächter. Die blonde Frau, die sich eigentlich verkrümelt hatte, lehnte gegen eine Wand und machte einen recht verdächtigen Eindruck. Recht unsaft wurde sie an der Schulter gepackt und dann grimmig gemustert. Ein Grinsen zeigte sich plötzlich auf seinen Zügen, als der Sklave Caelyn erkannte. „Na sieh an, wen haben wir denn hier?“ fragte er überrascht nach. Flora warf einen Blick über die Schulter, blieb stehen und setzte eine fragende Miene auf, Caelyn war sie bisher noch nicht begegnet.
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Warum machte sie sich eigentlich Gedanken zu einem Sklaven, der ihr gar nicht gehörte… wenn er weglief, dann war zumindest eine ihrer Sorgen zerstreut. Leicht schüttelte sie über sich selbst den Kopf, seit wann war sie so gehässig? Das war doch sonst nicht so ihre Art. „Wir beide können ohnehin nichts ändern“, stellte sie dann fest. „Und es wäre besser, wenn du nicht herum posaunst, was vorgefallen ist… Du bist ein Sklave der Aurelia und als solcher solltest du viel lieber Schweigen, als mit jemanden über deine Gedanken zu reden. Du könntest die ganze Familie in Schwierigkeiten bringen!“ meinte sie dann. Auch wenn es nicht den Anschein gehabt hatte, sie hatte doch zugehört. Nur klang sie gerade genauso belehrend wie ihre Mutter. Furchtbar! „Und vor allem nicht auf offener Straße“, fügte sie dann hinzu.
In die Villa wollte sie nicht zurück, das erinnerte sie nur daran, in welchem goldenen Käfig sie ja lebte. „Ich wollte zu einer Schneiderein“, erklärte sie ihm und drehte dann auf dem Absatz um. Er konnte ihr folgen, oder aber allein in die Villa zurück kehren. Die beiden Custodes in ihrem Schatten, folgten ihr jedenfalls artig und verdrehten die Augen. Frauen und Kleider…
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Flora hatte ihre eigenen Sorgen und Nöte, außerdem hatte sie bisher nicht viel mit Celerina zu tun gehabt, wie der Gemütszustand der Flavia war, konnte sie gar nicht beurteilen. Schließlich gab es auch noch in ihrem eigenem Leben genug Entscheidungen, die ihr weg genommen wurden. So beschäftigte sie sich mit der Frage, was wohl aus ihr werden sollte, wenn Narcissa eine Vestalin war und sie im Grunde nun darauf wartete, dass ihre Mutter oder sonst irgendein Verwandter den passenden Ehemann für sie gefunden hatte. Dabei unterstellte sie ihrer Familie nicht zwangsläufig, dass diese Unglücklich machen wollten, aber ein Mitspracherecht würde ihr wohl nicht eingeräumt werden. Für das Wohl ihrer Familie, diesen Leitspruch hatte sich ihre Mutter groß auf das Banner gestickt und konfrontierte ihre Töchter damit, wann immer sie konnte. Kurz ballte sie enttäuscht und frustriert die Hände, im Grunde hatte sie fast nur genauso wenig rechte wie ein Sklave, immer musste sie gehorchen und sich fügen. Selbstbestimmung war ihr nur in gewissen Grenzen erlaubt und erstreckte sich fast nur über welche Kleider sie trug, welchen Schmuck sie anlegte oder ob sie das Haus in Begleitung verlassen wollte oder nicht. Unwichtige Dinge die nicht wirklich ihr Leben beeinflusste. Alle was ihr Leben veränderte wurde ihr vorgeschrieben. Und wenn Narcissa nun in Atrium Vestae zog, dann hatte sie nicht einmal mehr ihre Schwester um sich. Selten hatte sie sich so allein gefühlt. Mit Lysandra hatte sie sich obendrein auch noch zerstritten. Es war zum heulen, doch irgendwie war sie ein klein wenig zu Stolz dafür. Sie war eben eine Aurelia und an eine Aurelia hatte man gewisse Erwartungen und auch wenn es ihr widerstrebte, sie würde sich fügen. Im Grunde hatte sie auch keine Wahl, was das anging. „Weglaufen ist keine Lösung“, meinte sie schlicht, mehr zu sich, als zu Áedán. Sie hatte ihm eigentlich nicht wirklich zugehört.
„Die Villa ist groß genug… dort kannst du auch nachdenken“, meinte sie und zuckte leicht zusammen, als er Cimon erwähnte. Nach Möglichkeit wollte sie nicht über ihn nachdenken oder reden. Er hatte sie enttäuscht und das würde sie ihm nicht so schnell verzeihen. Das Beste war es, wenn sie das ganze vergaß und dieses unglückselige Kapitel für immer verschloss. „Du kannst die Dinge nicht ändern, in dem du jammerst. Es ist passiert. Irgendwie werden sich die Dinge schon wieder zum rechten fügen!“ Wieder sprach sie mehr zu sich, als zu ihm.
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Kaum hatten die beiden Sklaven die Bühne verlassen, trat ein weiterer Schauspieler auf die Bühne. Es war Philolaches, der Sohn. Eine breite Brust hatte er und war ganz der Jüngling für den man ihn hielt. Reumütig hat er den kopf gesenkt und die Schuld stand ihm ins Gesicht geschrieben. Hatte er doch für sehr viel Geld eine Lupa freigekauft. Sein Herz war in Liebe für sie entflammt und sein sehnlichster Wunsch war mit ihr zusammen zu sein.
Mir ging's lang im Kopf um, und lang sann ich drüber,
Und vielfach bedacht' ich's und viel überlegt' ich's,
Besprach es im Geist, wenn der Mensch einen Geist hat,
Erwog alle Gründe dafür und dawider:
Womit ich den Menschen, sobald er geboren,
Als Abbild vergliche, so daß es ihm ähnle.
Nun fand ich das Abbild.
Der Mensch kommt mir vor, wie ein neues Gebäude,
Nachdem er geboren. Ich will es beweisen.
Und mag dies für jezt euch nicht wahrscheinlich dünken,
Doch will ich es darthun, so daß ihr mir's glaubet,
Will, daß sich's verhält, wie ich sage, bewähren.
Ihr selbst auch, ich weiß das gewiß, ihr bekennt mir,
(So wie ich's im Voraus erkläre,) sobald ihr
Gehört, was ich sage, bekennt unverhohlen,
Es sei gar nichts anders.
Vernehmt nun die Gründe für meine Behauptung,
Auf daß ihr die Sache so gut, wie ich selbst, wißt.
Sogleich, wenn ein Haus aufgerichtet, gemauert,
Gezimmert, und wohl nach dem Richtmaß gefügt ist,
So lobt man den Meister, lobt was er geschaffen,
Und Jeder will ein Muster sich am fremden Werke nehmen, wünscht
Das Gleiche sich für's eigne Geld, und wendet alle Mühe dran.
Aber wenn dann ein unsaubrer, unnüzer Mensch,
Faul und unordentlich, es bezieht, und mit ihm
Hausgesinde, träg und schmuzig; dann bekommt das Haus sofort
Einen Riß, so gut es sonst war, weil es schlecht gehalten wird.
Oefter auch trifft sich's wohl, Sturm und Unwetter tobt,
Reißt die Ziegel und die Rinnen auf dem Dache knack entzwei;
Und da will unser fahrläss'ger Herr nicht daran,
Daß er neue machen läßt.
Regen kommt, tränkt die Wand, mächtig dringt Wasser die
Balken durch, an der Luft fault des Werkmeisters Kunst.
Schlimmer ist's um das Haus jezt bestellt; doch die Schuld
Trägt des Werks Meister nicht; nein, es ist dies die Art
Mancher Menschen, wenn man was um einen Pfennig flicken kann,
Thun sie nichts und zögern immer, bis die Wand zusammenstürzt.
Und so wird zulezt das ganze Haus von Grund aus neu erbaut.
So viel sag' ich euch vom Hause. Jezt erklär' ich weiter noch,
Wie ihr euch die Menschen einem Hause gleich zu denken habt.
Zuerst sind die Eltern die Bauherrn der Kinder;
Sie legen den Grund für die Kinder, erzieh'n sie,
Und bilden mit Sorgfalt und schaffen ein festes
Besteh'n, daß sie, brauchbar, dem Volk auch gefallen.
Sie sparen nicht Mühe noch Geld; aller Aufwand
Ist ihnen kein Aufwand. Sie bilden, sie lehren
Schrift, Recht und Geseze. Mit Aufwand und Arbeit
Streben sie, daß mancher Mann sich Kinder wünscht, den ihren gleich.
Und geht es zum Heere,
Dann geben sie zur Stüze wohl den Söhnen einen Vetter mit.
So zieh'n sie hin, und sind vorerst von Zimmerern und Meistern frei,
Ist drauf ein Jahr im Feld vorbei,
Erkennt sich's an der Probe leicht, wohin der Bau sich neigen will.
Ich selbst benahm mich immer fromm und tadellos,
So lang der Bauherr mich bewahrt' in seiner Hut.
Doch später, als ich meinen eignen Kopf bezog,
War meines Meisters lange Müh mit Eins dahin.
Es kam die Trägheit; diese war für mich der Sturm,
Der Hagel und Plazregen mir herbeigeführt.
Der hat die Scham mir und der Tugend Maß zerstört,
Und Alles wie mit Einem Schlage bloßgedeckt.
Es auszubessern war ich dann zu träg. Sofort
Kam, gleich dem Regengusse, Lieb' in meine Brust;
Sie drang in ihre Tiefen ein, durchweichte mir
Das Herz. Da schwand Ruf, Ehre, Gut, der Tugend Schmuck
Dahin; im Leben ward ich viel nichtswürdiger.
Und traun, in nassem Moder fault und morscher stets
Wird dies Gebälk, unmöglich scheint es mir, das Haus
Noch auszubessern, ohne daß es ganz und gar
Zusammenstürzt, und samt dem Grundstein untergeht,
Da Niemand mehr ihm helfen kann.
Schmerz erfüllt meine Brust, denk' ich dran, was ich war,
Was ich bin. Keiner war unter allen Jünglingen,
Der sich auf Scheibe, Speer, Ball und Lauf, Kampf und Roß,
Mehr, denn ich, eingeübt. Ha, wie froh lebt' ich da!
Andre lernten Mäßigkeit und harte Lebensart von mir,
Und die besten Menschen drängten sich um mich zum Unterricht.
Jetzt bin ich ein Taugenichts, und ward es ganz durch eigne Schuld.~~~~~~~
Kurz lächelte sie Prisca, als diese sich zu ihnen setzte. Deren Sklavin brauchte gar nicht befürchten, dass die Zwillinge womöglich auf dem trockenen während des Stückes sitzen würden. Lysandra, die Leibsklavin der Beiden hatte vorsorglich jede Menge Leckerein eingepackt, welche sie nun sowohl an die Blümchen, als auch an Prisca reichte. Wein, Gebäck, kandierte Früchte, Nüsse und noch ganz viel mehr hatte sie mitgebracht. -
Flora kannte das glitzern in den Augen ihrer Schwester, auch wenn diese noch nicht ihre Zustimmung zu diesem Abenteuer gegeben hatte, hatte sie ihre Schwester doch schon so weit gelockt, dass diese einfach nicht mehr nein sagen konnte. Im Grunde stand diesem Ausflug in die Stallungen einer Factio nichts mehr im Wege, jetzt mussten sie nur noch einen Fahrer finden, der diesen Spaß auch mitmachte. Aber ein paar Sesterzen und ein hübsches Lächeln dürfte sicherlich genügend überzeugend wirken.
Doch erst einmal stellte sie ihre Pläne hinten an, denn Narcissa erbrach das Siegel und entrollte den recht langen Brief ihrer Mutter. Flora musste seufzen, sie ahnte schlimmes. Schnell rutschte sie neben ihre Schwester um ebenfalls die Zeilen zu lesen, während ihr Ebenbild laut vorlas.
Schon bei der ersten Zeile runzelte sie leicht die Stirn, sie konnte einfach nicht das Gefühl los werden, dass ihre Mutter konkrete Pläne mit ihnen hatte und auch über diese Entfernung keine Widerrede duldete. Es folgten erst einmal besorgte Zeilen und dann auch noch so etwas wie eine Schuldzuweisung. Eigentlich nichts ungewöhnlich, aber völlig ungerechtfertigt in ihren Augen. „Ich hab keine Ahnung!“ meinte sie zu ihrer Schwester, als diese ihrer Empörung Luft machte. Das Orest so krank war, waren keine gute Nachrichten, aber wirklich traurig konnte sie nicht sein, dazu kannte sie ihren Bruder einfach zu wenig. „Glaubst du es hat damit was zu tun, dass Lysandra als Kobolde bezeichnet?“ fragte sie und zuckte dann mit den Schultern. So schlimm waren sie ja nicht. Eigentlich viel zu gut erzogen, aber den ein oder andren Streich hatten sie schon gespielt. Und das sie sonst auch nicht immer glücklich waren, weil sie im Grunde immer daran erinnert wurden, was ihre Pflichten gegenüber der Familie sind. Sie hatten immer wieder halbherzige Versuche gestartet dem goldenen Käfig zu entfliehen.Doch viele Gedanken konnte sie sich nicht machen, schon las Narcissa weiter und hielt nach dem nächsten Absatz inne. Auch auf ihren Zügen zeigte sich Überraschung und sie zupfte ihrer Schwester kurz den Brief auf den Fingern um die Stelle selbst zu lesen. „Sie hat echt überall ihre Spione… davon hab ich auch noch nichts gehört…“ Vor Schreck darüber, dass ihre Mutter anscheinend allwissend war, zog sich ihr Magen zusammen. Ihre Mutter konnte doch nicht alles wissen, oder? Schnell beruhigte sie sich, Lysandra hatte geschworen den Mund zu halten und auch wenn die Beziehung zu der Sklavin derzeit ein wenig unterkühlt war, würde diese ihr Wort nicht brechen. Sie reichte den Brief Narcissa zurück, damit diese weiter vorlesen konnte. Der Schluss des Briefes ähnelte den langen unzähligen Vorträgen, die ihre Mutter bereits öfter schon gehalten hatte, nur hatte sie nun wirklich konkrete Pläne mit ihren Töchtern.
Sie hatte es ja irgendwie geahnt, aber immer gehofft, dass ihr eine gewisse Galgenfrist blieb, ehe ihre Mutter und ihr Bruder einen Mann fanden, der genau den Vorstellungen entsprach, die Lucilla schon immer gehabt hatte. Nur ging es ihr irgendwie zu schnell und außerdem hatte sie das Gefühl, dass ihre Mutter sie unbedingt als Ersatz verschachern wollte. Nur weil jemand anderes einen Fehler begangen hatte, sollte sie nun diesen ausbügeln. Das war ungerecht. Mit einem lauten Stöhnen ließ sie sich rückwärts ins Bett fallen und starrte frustriert an die Decke. „Warum immer ich?“ beklagte sie sich und vergaß dabei, dass ja ihre Mutter auch konkrete Pläne für Narcissa hatte. -
Narcissa sah sie reichlich zweifelnd an, als sie ihr erklärte, was sie vorhabe. Flora wusste, das Narcissa meist die vernünftigere von ihnen Beiden war und dass sie ihre Schwester jetzt nur mit den richtigen Worten locken musste. „Es kann uns nichts passieren, versprochen! Wir müssen ja nicht im halsbrecherischen tempo herum fahren, sondern einfach nur einmal ausprobieren wie das ist. Tiberia Faustina, ich hab sie erst kürzlich kennen gelernt, ihr Vater ist bei der Factio Purpurrea, hat mich auf die Idee gebracht. Wir kommen doch sonst nicht dazu, etwas Lustiges zu unternehmen“, erwartungsvoll und begeistert sah sie ihre Schwester an. Ein breites Grinsen zierte ihre Züge, welches jedoch schnell verblasste, als Narcissa ihr mitteilte, dass ihre Mutter geschrieben hat. Ob sie wissen wollte, was ihre Mutter schrieb? Über kurz oder lang blieb ihr ja keine andere Wahl. Also seufzte sie. „Was hat sie geschrieben?“ fragte sie leicht resigniert nach. Irgendwie hatte sie das Gefühl, dass es nur wieder dieselben Vorwürfe und Ermahnungen sein würden.
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Auch wenn es oftmals nicht den Anschein hatte, Flora und Narcissa waren nun einmal eigenständige Persönlichkeiten, auch wenn sie sie Äußerlich bis in die Haarspitzen gleich aussahen. Es fiel vielen Leuten schwer sie auseinander zu halten und selbst einigen Familienmitgliedern gelang es nicht immer. Verdutzt blinzelte sie, als Narcissa sie aufklärte, es wäre schon fast Mittag. „Ist nicht dein ernst?“ sie schlüpfte aus dem Bett um sich selbst davon zu überzeugen. Als sie die Vorhänge aufzog musste sie erst einmal gegen den Sonnenschein blinzeln. „Du hast recht…“, murmelte sie verwundert. Sie hatte doch tatsächlich den halben Tag verschlafen. Warum Lysandra sie nicht aus dem Bett geschmissen hatte? Leise seufzte sie und setzte sich dann zu ihrem Ebenbild auf das Bett. „Hast du Pläne für den Tag?“ fragte sie ihre Schwester voller Tatendrang. „Wie wäre es, wenn wir versuchen bei einer der Factiones einen der Fahrer zu überreden uns auf seinem Wagen mitzunehmen?“ Diese Idee hatte sie ja mit Tiberia Faustina ausgeheckt. „Wir müssten nur bei der Villa Tiberia vorbei gehen und noch jemanden abholen!“ Ein Verschwörerlächeln zeigte sich auf ihren Zügen. Narcissa würde sie sicherlich nicht enttäuschen und mitkommen wollen.
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Tief in Decke und Kissen eingekuschelt und zusammen gerollt, schlief sie den Schlaf der Seeligen. Am frühen Morgen war ohnehin nichts mit ihr anzufangen, da war sie meist unausstehlich und wollte auch niemanden sehen. Wobei es eine Ausnahme gab, ihre Schwester würde sie nicht angiften, weil diese sie weckte. Denn Narcissa war meist rücksichtsvoll. So auch an diesem Morgen.
Als Flora spürte, wie jemand unter ihre Decke schlüpfte machte sie fast automatisch ein wenig platz, nur um sich dann an ihre Schwester zu kuscheln. „Mhm“, kam der übliche Protest, als ihr Ebenbild sie ansprach. „Ist doch noch viel zu früh…“, nuschelte sie ins Kissen, schlug dann aber die Augen auf um ihre Schwester an zu lächeln. „Guten Morgen… ich und Siebenschläfer? Niemals…“ Für ihre Verhältnisse war sie wirklich einmal gut gelaunt. "Wie kann man nur so früh schon so wach sein.. und wir sind wirklich Schwestern?" -
Kaum dass die Frau Flora erblickt hatte, ergriff sie schon die Flucht und eilte davon. Etwas verdutzt sah Flora ihr nach. Caelyn kannte sie nicht, wusste auch nicht, dass es eine ehemalige Sklavin der Aurelier war. Auch nur kurz wunderte sich darüber, stattdessen widmete sie sich Áedán der so ganz allein hier herumlungerte.
„Du hast also nicht gefragt, ob du das Haus verlassen darfst?“ fragte sie ihn und runzelte dabei die Stirn. Wenn er nicht acht gab, konnte er damit schnell Ärger herauf beschwören. Besonders wenn Celerina anfing ihn zu vermissen. Auch ihr waren ja bereits Gerüchte zu Ohren gekommen wie die Flavia mit Sklaven umging, welche nicht gehorchten. Dahingegen waren die Zwillinge die reinsten unschuldigen Lämmer und naiv obendrein. „Du hättest dich wenigstens noch abmelden sollen... ich weiß nämlich nicht wie wütend Celerina werden kann, wenn sie heraus findet, dass du einfach los gegangen bist... Sie könnte sonst auf die Idee kommen, du würdest weg laufen wollen!“ versuchte sie ihm zu erklären. Eigentlich war sie vorsichtig was Áedán anging. Er wusste etwas über sie, dass ihr lieber wäre, wenn er es nicht wüsste... Aber bisher schien seinen Mund gehalten zu haben.
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Flora goss sich etwas verdünnten Wein ein und nippte nachdenklich an dem Becher. Ihren Blick ließ sie schweifen, neugierig darauf, wie die Tiberia ihr Reich gestaltete. Ihr eigenes Zimmer quoll nur so über von Kleidern und Schmuck. Ein Schrank und die zwei großen Truhen reichten kaum aus um den vielen Gewändern her zu werden.
Das Zimmer wirkte noch ein wenig unpersönlich, ordentlich war es ja, aber es fehlte die persönliche Note, eindeutig ein Zeichen dafür, dass die Tiberier erst kurze Zeit in Rom weilte.
„In den ersten Tag hier in Rom haben wir uns recht häufig verlaufen... also meine Schwester und ich. Wir machen fast alles gemeinsam. Hab ich schon erwähnt, dass wir Zwillinge sind?“ plapperte sie munter drauf los. „Es gibt nur wenige die uns auf den ersten Blick auseinander halten können“, grinste sie. „Wir sind ja in Terentum aufgewachsen, auf dem Gut unserer Mutter. Sie hat eine große Pferdezucht von unserem Vater geerbt. Daher kommt auch unsere Liebe zu den Pferden. Wo bist du denn aufgewachsen?“ Sie wollte die Tiberier näher kennen lernen und hier in dem Zimmer bot sich ihr eine gute Gelegenheit. „Unsere Mutter hat uns ja nach Rom geschickt, damit unser Bruder uns verheiratet... du weißt ja, alles für die Familie. Ich bin ganz froh, dass Manius bisher kaum zeit für uns hatte und sich keine Gedanken über einen möglichen Ehemann gemacht hat... Hat dein Vater für dich Pläne?“ Sie konnte sich gar nicht vorstellen, dass Faustina womöglich eine Wahl hatte. Alle Mädchen aus den patrizischen Geschlechtern waren nur dazu um verheiratet zu werden und somit die besten Verbindungen für die Familien herzustellen. Um politisch mehr Macht und Einfluss zu gewinnen. Hoffentlich würde sie solch ein Glück wie Septima haben. Septima hatte ja ihren Cousin geheiratet und sie fand Titus unglaublich nett. Den Traum von der großen Liebe kontne sie im Grunde abschreiben, wünschte aber sich für Prisca, dass sie den Flavier heiraten durfte, in den sie sich verliebt hatte. Das war nun wirklich eine romantische Sache, hatte sie doch schon Liebesbotin spielen dürfen... -
Flora strahlte, als ihre Schwester ein Kompliment aussprach. Sonst interessierte sich ihre Schwester ja sonst nicht so für Mode, aber es schien ihr dennoch aufzufallen, dass sie sich jede Menge Mühe für diesen Tag gegeben hatte. „Ich bin freiwillig hier!“ grinste sie ihrem Ebenbild zu und ließ dann ihre Aufmerksamkeit zur Bühne gleiten.
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Auf die Bühne treten zwei Männer, der eine hager (Tranio), der andere fülliger (Grumio). Mit weit ausholender Geste ruft der Dicke ins Haus, wobei sich seine Stimme scheinbar überschlägt:
Marsch aus der Küche! Fort mit dir, du Galgenbrand!
Was wirfst du bei den Schüsseln mir Spottreden zu?
Fort, du Verderben deines Herrn, zum Haus hinaus!
Wart! Auf dem Dorfe bläu' ich dich noch tüchtig durch.
Fort, sag' ich, Küchendunst! Warum versteckst du dich?
Leicht watschelnd kommt Tranio aus der Küche. Deutlich missgelaunt ob der rüden Worte.
Was, Wetter, soll der Lärmen vor der Thüre hier?
Du glaubst dich auf dem Dorfe. Pack vom Haus dich weg!
Fort auf das Dorf! Zum Henker! Weg von der Thüre da!
Tranio verpasst dem anderen Sklaven ungehalten eine Kopfnuss.
Nun? Hast du, was du wolltest?
Au! Was schlägst du mich?
Dieser ist empört, schwingt nun auch einmal kurz drohend die Fäuste.
Du willst es ja.
Gut! Warte nur, der Alte kommt;
Er kommt gesund heim, indes ihr ihn Abwesend aufzehrt. .
Wie magst du doch nur solchen Unsinn schwatzen, Strolch?
Weder wahr noch glaublich ist's, dass Einer einen Andern, der abwesend ist,
Aufzehren kann.
Du Possenreißer aus der Stadt,
Du Liebling alles Pöbels, wirfst das Dorf mir vor?
Vermuthlich, Tranio, weil du weißt, sie werden bald
Dich in die Mühle sperren; wenig Tage noch,
So mehrst du sicher auf dem Dorf die glänzende
Geschloss'ne Schaar der Kettenreiber Tranio.
Jezt noch, so lange dir's beliebt, so lang es geht,
Verschleudre, trink dich toll und voll, verführe noch
Den besten Jungen von der Welt, den Sohn des Herrn:
Zecht, schlemmet Tag' und Nächte durch nach Griechenart:
Kauft Freudendirnen, macht sie frei, und füttert euch
Schmarozer: schmaust wie Götter, lebt in Saus und Braus!
Hat das der Alte, wie er in die Fremde fuhr,
Dir aufgetragen? Soll er einst in dieser Art
Sein Haus bestellt antreffen, wenn er wiederkommt?
Wie? Hältst du das für eines treuen Knechtes Pflicht,
Daß er zu Grunde richte Gut und Sohn des Herrn?
Denn ganz zu Grunde geht er, wenn er also haust.
Er, dem von allem jungen Volk Athens zuvor
Kein Andrer gleichkam in Bescheidenheit und Zucht,
Er hat im Gegentheile nun den Preis erlangt.
Das dankt er deinem Treiben, deinem Unterricht.
Was geht (um alle Wetter!) dich mein Treiben an?
Gibt's auf dem Dorf nicht Ochsen, die du ziehen kannst?
Ich zeche, liebe, gehe gern nach Mädchen aus,
Und meine Haut, nicht deine, läuft dabei Gefahr.
Wie frech er redet!
Strafte dich doch Jupiter
Und alle Götter! Pfui, du riechst nach Zwiebelsaft!
Du ächter Unflat! Bauer! Bock! Du Schweinestall!
Bastard von Hund und Ziege!
Was verlangst du denn?
Nicht Alle können duften von Lavendelöl,
Noch obenan zu Tische sitzen, so wie du;
Nicht Alle kosten seine Leckerei'n, wie du.
Die Tauben, Fische, Vögel, die behalte du;
Lass mir das mir Beschied'ne, mein Knoblauchgericht.
Du lebst im Glück, ich elend: gern ertrag' ich dies.
Mein Glück, es soll noch kommen, wie dein Ungemach
Fast kommt mir's vor, als wärst du neidisch, Grumio,
Weil mir's so wohl, dir übel geht. Das ist gerecht.
Mir ziemt's zu lieben, dir, der Ochsenknecht zu sein;
Mir ziemt ein flottes Leben, dir ein ärmliches.
O Sieb der Henkersknechte! Traun, das wirst du noch.
So werden sie mit Stacheln unter'm Kreuz die Haut
Dir auf dem Weg durchlöchern, wenn der Alte kommt.
Wie kannst du wissen, ob dich das nicht eher trifft?
Weil ich es nie verdiente, du schon oft, wie jezt.
Erspare dir die Worte, wenn dich's nicht verlangt,
Von einem großen Übel, heimgesucht zu sein.
Bekomm' ich Wickenfutter für das Vieh? Wo nicht,
So gebt mir Geld, zu kaufen. Sonst macht immer fort,
Wie ihr's begonnen, zecht und schlemmt nach Griechenart ;
Freßt, mästet euch, und schlachtet, was gemästet ward
Sei still, und geh auf's Dorf! Ich will zum Hafen geh'n,
Um Fische mir zu kaufen für das Abendmahl.
Das Futter bringt man morgen dir auf's Gut hinaus. –
Was siehst du mich denn immer an, du Galgenbrand?
So nennt dich demnächst alle Welt, bedünkt es mich.
Wenn's nur so fortgeht, kümmert dein » demnächst« mich nicht.
Mag sein; doch Eines merke noch: viel schneller kommt
Uns stets, was widerwärtig ist, als was man wünscht.
Du bist mir lästig; packe dich auf's Dorf hinaus,
Und wisse, fortan hältst du mich nicht länger aus.
Wütend stapft Tranio davon und lässt Grumio stehen.
Da geht er, und beachtet all mein Reden nicht. –
Ihr ewigen Götter, eure Hülfe fleh' ich an,
Macht, daß der Alte möglichst bald heimkommt – er ist
Drei Jahre schon von Hause weg – eh' Alles hier,
Haus, Hof und Feld, zu Grunde geht! Denn kommt er nicht,
So bleibt auf wenig Monde nur Vorrath für uns.
Ich will auf's Land geh'n. Denn da kommt mein junger Herr,
Der, einst der beste Junge, jezt der schlimmste ward.