Beiträge von Aurelia Flora

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    Anscheinend überraschte Lysandra ihn damit, dass die Zwillinge eben keine kleine Mädchen mehr waren, sondern junge Frauen. Vielleicht noch etwas unerfahren, aber sich durchaus bewusst, dass sie gewisse Reize hatten um ihre Wünsche durchzusetzen. Aber auch so wussten die Schwestern wie sie alles durchsetzten, was sie wollten. Es gab Gründe, warum sie meist im Doppelpack auftauchten, wenn es galt etwas zu wollen. Wer konnte schon zwei Paar grünen Augen bestehen? Nur die eigene Mutter und selbst Lucilla hatte hin und wieder Schwierigkeiten gehabt ihren Töchtern zu widerstehen. Sie schmunzelnde, als Àedàn sie irritiert ansah. „Hübsch sind die meisten durchaus, aber viele römische Frauen schummeln“, sie deutete auf den Schminktisch, Tiegelchen und Töpfchen standen dort, gefüllt mir teuren Salben, Puder aus Bleiweiß und anderen Dinge. Nicht einmal die Hälfte davon nutzen die Zwillinge, waren sie doch noch jung und brauchten dies nicht.


    Natürlich wäre sie ihn gern los. Er ahnte ja nicht, welche Bedenken sie bei ihm hatte. Junge gut aussehende Männer sahen in den Zwillingen immer wieder eine Herausforderung und insbesondere den wahr gewordenen Traum. Bisher hatten Narcissa und Flora den werben der Männer widerstanden, aber sie waren junge hormongesteuerte Frauen, neugierig auf die Welt und unbekannte Erfahrungen. „Mir wäre es lieber, dich in einem anderen Haushalt zu sehen!“ meinte sie dann nur knapp. Den Tod wünschte sie ihm dann doch nicht an den Hals.


    „Du darfst den Herrschaften im Allgemeinen nicht in die Augen sehen“, belehrte sie ihn dann. Anscheinend musste er noch die Grundlagen für das Benehmen eines Sklaven erlernen. „Du hast allen Aureliern, deren Gästen, Klienten und Freunden mit Respekt zu begegnen. Du darfst sie nicht direkt ansehen. Dein Blick hat immer gesenkt zu sein, es sei denn, dir wird etwas anderes befohlen. Du darfst nur dann das Wort ergreifen, wenn du angesprochen wirst. Du darfst nicht ausfallend werden oder gar beleidigend“, kurz hielt sie inne und sah ihn an. Hatte er verstanden?

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    Lysandra schnaubte. Solche Scherze fand sie nicht lustig. Besonders nach den letzten Ereignissen und auch weil sie wusste, dass die Zwillinge schon lange keine kleinen Mädchen waren und sich durchaus für Männer interessierten. Und auch das machte Àedàn in ihren Augen gefährlich. Besonders Flora spielte hin und wieder gern mit dem Feuer und lotete die Grenzen aus. Narcissa war zwar ruhiger, aber sicherlich hatte diese hin und wieder auch andere Dinge im Kopf wie nur harmlose Bücher. Sie wusste zwar noch längst nicht alles, aber sie ahnte, dass es Zeit wurde, die Beiden ganz schnell zu verheiraten, ehe eine von ihnen eine Dummheit beging. Aber leider war es bereits zu spät.
    „Mädchen... ich glaub du hast nicht richtig hingesehen oder aber du bist Blind. Sie sind bereits siebzehn Jahre. Gerade im richtigen Alter um zu heiraten!“ erklärte sie und klang nun fast wie die Mutter der Beiden. Sie fühlte sich auch fast wie eine Mutter, nur versuchte sie Distanz zu wahren, was ihr so gar nicht gelingen würde. „Außerdem würdest du mehr verlieren, als nur deine Männlichkeit.“ Mit einem schon fast anzüglichen Blick musterte sie ihn dann und grinste dann frech. „Was wirklich Schade wäre!“ fügte sie dann hinzu und verstaute die nächsten Tuniken, was gar nicht so einfach war.


    „Unerfahren mögen sie ja sein, aber nicht dumm. Nicht dich vor ihnen in Acht, ehe du dich versiehst, haben sie dich in Bann geschlagen“, meinte sie dann und wusste nicht ob sie ihn gerade warnte, oder versuchte zu heraus zu fordern. „Die Zeit der Kissenschlachten ist vorbei!“

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    Lysandra war an diese Luxus gewöhnt, für sie war es Alltag, es gehörte zum Leben der Zwillinge und der Aurelia im Allgemeinen dazu. Es war eben eine reiche und mächtige Familie, dass wurde der Gallier noch lernen. Àedàn ließ sich davon noch beeindrucken und schien wohl im ersten Moment etwas erschlagen davon zu sein. Dabei hatte er noch nicht einmal in die Schmuckkästen geschaut. So viel Gold und Silber hat er wohl noch nie in seinem Leben besessen. So etwas weckte meist Begehrlichkeiten, deswegen würde sie ihm die Schmuckkästen auch nicht zeigen. Noch nicht, erst einmal sollte er sich beweisen.
    Ihren Stapel legte sie auch aufs Bett und sie begann sogleich die Kleider zu sortieren um sie dann weg zu räumen.


    Kurz warf sie dem Mitsklaven einen finsteren Blick zu. „Abenteuer?“ fragte sie kritisch nach. „Ich hoffe doch du meinst nicht das, was ich denke“, sagte sie finster und sortierte einige der Kleider in den Schrank. Das gute Möbelstück schien aus allen Nähten zu Platzen, bei so vielen Kleidern. „Kissenschlacht.... in deinen Träumen“, schnaubte sie. „Du wirst dich in diesen Zimmer nur dann aufhalten, wenn ich dabei bin oder wenn eine der Herrinnen einen Auftrag für dich hat!“ erklärte sie ihm schon fast eisig.

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    Kritisch sah sie ihn an. Diese Worte hörte sie nicht zum ersten Mal und sie konnte eigentlich von sich behaupten eine gute Menschenkenntnis zu besitzen. Sie hatte viele solcher Männer erlebt, jung und aufbrausend und von Dummheit geschlagen. Ihre Augen funkelten ihn an, was sie dachte, konnte er nicht an ihren Zügen ablesen. Ziemlich unvermittelt zuckte sie dann mit den Schultern. „Nun denn, warten wir ab, was die Zeit zeigt“, meinte sie dann schlicht. „Sollte ich mich in die irren, werde ich mich bei dir entschuldigen. Bis dahin kannst du gern versuchen mich eines besseren zu belehren!“ meinte sie dann einfach nur. So schnell würde sie ihm nicht über den Weg trauen. Er war nicht der erste Wolf im Schafspelz. Noch war sie der Meinung, dass Áedán nicht hätte gekauft werden sollen. Aber darüber konnte sie ja nicht bestimmen.


    Er versuchte auch sogleich sein Glück bei ihr, in dem er seine Hilfe anbot. Kurz betrachtete sie die Wäsche und dann seine Hände, ehe sie langsam nickte. „Sofern du nichts anderes zu tun hast. Komm mit, ich zeig dir die Zimmer der Zwillinge!“ meinte sie dann, reichte ihm einen Teil der Kleider und marschierte dann zielsicher durch die Gänge zu den besagten Zimmern.
    Kurz klopfte sie an und als kein laut nach draußen drang, ging sie einfach hinein. Die Zimmer von Flora und Narcissa waren sich recht ähnlich, groß und hell und durch eine Tür mit einander verbunden.


    „Leg die Kleider erst einmal aufs Bett, ich werde sie dann weg räumen!“ wie sie ihn dann an.

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    Hast du etwas gegen mich? Diese Frage fand Lysandra schon beinahe amüsant. Ja, sie hatte etwas gegen ihn. Weil er vermutlich niemals lernen würde, wo sein Platz im Leben war. Er war frei geboren und durch Dummheit zum Sklaven geworden. Ein wenig neidisch war sie schon, aber es war ihr nie schlecht ergangen. Im Gegenteil, sie hatte ein sehr gutes Leben und mehr Freiheiten, wie viele andere. Aber der Gedanke frei zu sein, war verlockend, nur eben abwegig. Sie hatte sich schon langer Zeit mit ihrem Stand abgefunden, sie kannte nichts anderes als zu dienen.
    Lysandra drehte sich zu ihm nun wieder um und erwiderte seinen Blick fest. „Ich kenne Sklaven wie dich. Du wirst Probleme bringen, weil du dich nicht fügen kannst. Du wirst rebellieren, du wirst Probleme machen und am Ende werden alle Sklaven dieses Hauses unter deinen Fehlern leiden, nur damit wir uns unserer Stellung wieder bewusst werden!“ meinte sie recht bissig. „Ich bin Lysandra, Leibsklavin der Herrinnen Narcissa und Flora!“ stellte sie sich dann knapp vor und verlagerte das Gewicht der Wäsche.


    „Ja, Flora und Narcissa sind die Zwillinge“, meinte sie dann noch. „Flora ist die Jüngere und etwas wildere. Narcissa steckt ihre Nase gern in Bücher. Du wirst sie sicher bald kennen lernen“, meinte sie. „Eine Zeitlang wirst du Probleme haben sie auseinander zu halten. Sie sind sich ähnlich, aber nicht gleich. Frag lieber bevor du sie verwechselst, wenn sie einen schlechten Tag haben, sind sie äußerst biestig!“ warnte sie ihn vor. Eigentlich wollte sie die Wäsche weg bringen, aber der Gallier hielt sie davon ab.


    Leicht nickte sie, als er fragte, ob sie auf dem Markt war. „Ich begleite die Beiden fast überall hin“, erklärte sie. Das war schließlich ihre Aufgabe.

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    Probleme, Probleme, Probleme. Flora und Narcissa schienen diese magisch anzuziehen. Selten beabsichtigt, aber irgendwie war es meist so. auf unerklärliche Weise. Was hatte sie doch für Sorgen mit ihren Herrinnen, aber sie würde auch niemand anderen dienen wollen, die Beiden hatte sie ins Herz geschlossen und nicht nur aus Loyalität bewahrte sie so manches Geheimnis. Verdutzt blieb sie stehen, als sie angesprochen wurde. Leicht drehte sie sich um und ihre Miene verfinsterte sich schlagartig. Da war er dieser Gallier, derjenige für den Flora und Narcissa aus reinem Trotz geboten hatten, nur um ihr eines auszuwischen. Sie machte sich doch nur Sorgen. Sie kannte schließlich die Zwillinge seid deren Geburt, war erst deren Amme gewesen, dann das Kindermädchen und nun Vertraute. Sie würde diese Mädchen wohl bis an ihr Lebensende begleiten. Bei diesem Gallier hatte sie allerdings ein äußerst schlechtes Gefühl, ein unruhestifter war er, dass hatte bereits auf dem Sklavenmarkt bewiesen. Mit einem äußerst kritischen Blick musterte sie ihn. Hübsch war er anzusehen, ein weiterer Punkt, der wohl für Unruhe sorgen würde.
    „Mhm... Danke!“ meinte sie knapp und nahm ihm die Tunika ab. „Es würde Flora gar nicht auffallen, wenn eine Tunika fehlt!“ fügte sie noch hinzu und wollte sich schon abwenden.

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    Beladen mit einen Stapel sauberer bunter Kleider marschierte Lysandra durch die Sklavengänge. Wie konnte nur jemand so viele Kleider haben? Es wunderte sie immer wieder, welchen Modetick Flora hatte. Die Schränke und Truhen quollen nur so über und nicht nur die, so langsam annektierte diese nun auch den Kleiderschrank ihrer Schwester. Manchmal trieben die Zwillinge sie wirklich in den Wahnsinn, während sie Narcissa dazu zwingen musste, hin und wieder was sich aus sich zu machen, musste sie Flora abbremsen nicht alle zwei Tage mit zwanzig neuen Tuniken nach Hause zu gehen. Wann sollte diese die Kleider tragen? Selbst wenn sich diese alle drei Stunden umzog, würde sie immer noch zu viele Kleider haben, zu viele um sie zu tragen.
    Aber das waren eigentlich nicht die Probleme mit denen sie sich gerade beschäftigte. Es gab da einige Dinge, die ihr gerade Sorgen bereiteten. Es war doch keine so gute Idee gewesen, die Zwillinge nach Rom zu schicken, hier standen sie nicht unter Beobachtung ihrer strengen Mutter und taten wonach ihnen der Sinn stand. Deren Bruder war nun fast gar keine Hilfe, der war meist mit seiner Politik beschäftigt, anstatt sich mit seinen Schwestern zu beschäftigen. Sie seufzte, was für ein Durcheinander.


    So in ihre Gedanken vertieft, merkte sie nicht, wie eine Tunika einfach sich aus ihrem Griff befreite und so Boden segelte.

    Immer wieder warf Flora Cimon verstohlene Blicke zu. Es sah so aus, als beobachtete sie die beiden Kinder, die munter ihren Spaß mit dem großen Sklaven hatten. Lange würden die Beiden nicht mehr so unbeschwert solche Feste genießen können, denn je Älter sie wurden, desto mehr würde man Erwartungen in sie setzen und das hieß, gutes Benehmen und Zurückhaltung.
    Insgeheim beobachtete sie aber den Nubier, meist gingen sie sich aus dem Weg, einfach um bloß keinen Verdacht zu erregen. Nur Narcissa kannte ihr Geheimnis und diese war eine gute Verbündete und würde sie garantiert nicht verraten. Schließlich bemühte sie sich dem Opfer zu folgen, wurde aber abgelenkt, als jemand zu ihrer Gruppe dazu kam. Eine Iunia, wie es den Anschein hatte, denn sofort verwickelte diese ihren Verwandten in ein Gespräch über Ägypten und Politik. Ein wenig war sie schon darüber verwundert, schließlich wurde gerade geopfert.
    Ihre Mutter hätte so ein Verhalten bei ihren Töchtern missbilligt und vermutlich ziemlich barsch ermahnt, die Gespräche auf später zu verlegen, weil es unhöflich war. Zumal sich die Iunia nicht vorgestellt hatte und die anderen Gäste mehr oder weniger geflissentlich ignorierte. Schließlich erfuhr sie dann doch noch den Namen Iunia Axilla so wurde diese von ihrem Mann vorgestellt. Nur den Namen des Mannes erfuhr sie nicht. „Freut mich euch kennen zu lernen“, meinte sie mit gesenkter Stimme. „Ich bin Aurelia Flora und das ist meine Schwester Aurelia Narcissa!“ lächelte sie dann und wunderte sich gar nicht mehr. Rom war eben voller merkwürdiger Gestalten.
    In der Zwischenzeit wurde das erste Opfer angenommen. Doch ihre Aufmerksamkeit wurde abgelenkt, als sich ein ziemlich beleibter und glatzköpfiger Mann durch die Gäste schob. Ihm folgte ihm Kielwasser leises Getuschel. Anscheinend eine wichtige Persönlichkeit, denn die meisten Gäste grüßten diesen verhalten und machten ihm bereit willig Platz. „Wer das wohl ist?“ fragte sie ganz leise ihr Ebenbild. Bisher hatten sie noch nicht viele Bekanntschaften geschlossen und einige wichtige Persönlichkeiten waren ihnen noch gänzlich unbekannt. „Nicht doch!“ murmelte sie leise empört, als dieser Kerl ziemlich dreist, sich an eine der Bräute wandte. Nun wollte sie wirklich wissen, wer denn der Mann war. "Wer ist das?" fragte sie dann einfach Septima.

    Prisca war so etwas wie die älteste Freundin der Zwillinge, sie hatten mit einander jede Menge Unfug ausgeheckt, wenn diese sie in Terentum besuchte. Sie Drei waren gefürchtet gewesen und das Mobiliar war nicht vor ihnen sicher gewesen, wenn sie durch das Haus getobt waren. Aus diesem Grund hatte sie das Gefühl, dass sie ihre Cousine jetzt nicht einfach allein lassen konnte in ihrem Kummer. Das hätte sie sich nicht verziehen, daher ging sie auch einfach das Risiko ein, etwas an den kopf geworfen zu bekommen, was bisher nur ein einziges Mal vor gekommen war. Aber das war mehr ein versehen gewesen und eigentlich vergessen. Sie waren eben Kinder gewesen und vor lauter Übermut, hatten sie einfach die Grenzen etwas überschritten. Ihre Mütter waren davon natürlich gar nicht begeistert gewesen, aber die Mädchen hatten sich schneller verziehen und wieder die Köpfe zusammen gesteckt, wie den Erwachsenen lieb war.


    Es stellte sich am Ende doch als die bessere Entscheidung heraus, einfach über die Abweisung ihrer Cousine hin weg zu sehen und sich zu ihr zu gesellen. Prisca war ja nicht auf sie wütend oder hatte wegen ihr Kummer, so hatte sie auch nichts zu befürchten. Mit ihrem kleinen Scherz hatte sie ein wenig Erfolg, zwischen den Schluchzern hörte sie ihre Cousine kurz lachen. Doch die Tränen wollten nicht versiegen. Ganz sacht streichelte sie Prisca und wartete einfach bis diese ihr erzählte, was ihr solchen Kummer bereitete.


    Schrecklich? Flora horchte auf, sie kannte dieses Gefühl, dass die Welt einfach nur ungerecht erschien und sie nichts weiter tun konnten, als mehr oder weniger schweigend alles zu ertragen. Einfach weil es von ihnen erwartet wurde. Derzeit steckte sie ja auch in einer Zwickmühle und wusste sich keine Lösung. Es war nicht einfach so zu sein, wie man es von ihr erwartete.


    „Oh“, machte sie leise überrascht, als Prisca ihr eröffnete sie habe sich verliebt. Eigentlich sollte es ja was schönes sein, doch eigentlich durften sie es sich nicht leisten, sich zu verlieben. Sie seufzte und verspürte einen kleinen Stich. Warum musste sie ausgerechnet jetzt an Cimon denken? Um sich selbst auf andere Gedanken zu bringen strich sie Prisca eine Strähne aus dem Gesicht. „In wen hast du dich verliebt?“ fragte sie leise nach. „Ich werde es auch niemanden verraten“, versprach sie ihr dann noch schnell. „Geküsst?“ echote sie leise. Das hätte sie eigentlich Prisca gar nicht zu getraut, sie wirkte immer so beherrscht. Aber auch Prisca war eben nur eine junge Frau und wollte hin und wieder selbst entscheiden. „Was ist mit Marcus? Sag bloß, er hat dich und ihn erwischt?“ Das würde jede Menge Ärger geben. Arme Prisca, sie tat ihr Leid. Flora durfte sich nicht mit Cimon erwischen lassen, sie wollte gar nicht wissen, was dann los war.
    „Ich weiß nicht… es war nur ein Kuss? Dann sollte Marcus nicht allzu wütend sein.“ Er ist wohl eher enttäuscht, fügte sie in Gedanken hinzu. Sie wollte Prisca jetzt nicht noch mehr Kummer bereiten. „Es ist unfair, als Mann darf man alles und wir Frauen müssen tun, was sie uns vorschreiben…“, seufzte sie. Es war eines dieser Gespräche das sie sicher schon einige Male geführt hatten. Darüber dass die Männer eine elendige Doppelmoral hatten. Sanft streichelte sie Prisca und versuchte sie zu trösten. „Unfair“, murmelte sie noch einmal.

    “Ich will das aber nicht!“ „Du musst!“ „Warum?“ Kurz hatte Flora ihren Kopf gegen den Rand des Beckens gelegt, die Augen geschlossen. Sie erinnerte sich an ein Gespräch ihrer Mutter, bevor diese ihre beiden Töchter zum ersten mal mit möglichen Ehemännern bekannt gemacht hatten. Es waren Männer gewesen, die ihr Großvater hätte sein können. Dick und grau, mit Einfluss und Geld. Alte betagte Patrizier die noch keine Erben hatten und in die Zwillinge ihre Hoffnungen setzte. Ihre Mutter seufzte angespannt und betrachtete die Jüngere der Beiden im Spiegel, sie stand direkt hinter Flora und fing den durchdringenden Blick des Mädchens auf. „Weil es deine Pflicht ist!“ erklärte sie. Doch mit dieser Antwort wollte sie sich nicht zufrieden geben. „Das sagst du jedes Mal. Es ist meine Pflicht!“, sie klang verbittert und wütend und das mit gerade mal dreizehn Jahren. „Du willst doch gar nicht das wir glücklich werden!“ warf sie ihrer Mutter vor und fegte den Schminktisch frei. Kästchen, Tiegel und Schmuck landete auf dem Boden. „Flora, bitte!“ Lucilla versuchte es mit Geduld, doch ausgerechnet ihre Jüngste war ein Wildfang und wollte nicht eingesperrt werden. Ihre Mutter nahm ihre Hände in die ihren und zwang sie sanft in die Augen zu sehen. „Ich will nicht das du oder Narcissa unglücklich seid. Ihr seid mit wertvoll. Doch keine von uns hat eine Wahl. Wir sind geborene Patrizierinnen, wir haben alles was unser Herz begehrt: Geld und Einfluss, einen stolzen Namen, doch dafür haben wir keine Wahl!“ meinte sie ruhig und sah ihre Tochter traurig an. „Auch ich habe mir mein Leben anders vorgestellt, als ich in deinem Alter war. Doch, ebenso wie man in euch Erwartungen hat, so hatte man sie in mich gesetzt und tut es immer noch. Als Erstes kommt immer die Familie und das gilt auch für alles was du tust. Wenn du dir einen Fehler erlaubst, dann betrifft das nicht dich, sondern in erster Linie die Familie. Es ist schwer und du wirst es hassen, aber es gibt Fluchtmöglichkeiten!“ vertraute sie ihr an. Sie glaubte das Flora alt genug war zu verstehen. Beschämt hatte sie danach ihre Hände betrachtet und genickt. An diesem Tag hatte sie ihre Mutter nur zu gut verstanden und gewusst, dass diese nur das Beste für sie wollte. Am Ende hatte ihre Mutter sie ja nicht verheiratet, weil die Beiden doch wirklich zu alt waren für zwei junge hübsche Mädchen die sich wohl nur langweilen würden.
    Kurz biss sie sich auf die Unterlippe. Zuerst kommt die Familie, sagte sie zu sich und spürte Tränen auf der Wange. Wie sehr sie diesen Leitspruch ihres Lebens hasste, denn jetzt fühlte sie sich nur noch schlechter, weil sie ihren Gefühlen nach gegeben hatte. Flora mochte auf die meisten naiv, oberflächlich und auch irgendwie kindisch wirken, aber es war eine Maske die sie sich aufgebaut hatte um nicht an den Erwartungen zu zerbrechen, die man an sie hatte. Ein Bollwerk gegen die Realität. Nun aber schien sie nicht mehr so recht zu wissen was richtig und falsch war. Es kam ihr so falsch vor, ihr ganzes Leben nur nach den Wünschen anderer auszurichten, aber was sollte sie machen, sie war in diese Welt hinein geboren und sie durfte nicht einfach alles woraus ihre Welt bestand mit Füßen treten, nur weil sie gesehen hatte, wie es sein konnte, wenn sie tat was sie wollte. Wenn sie einmal selbst entschied. Sie schluchzte kurz auf und rieb sich energisch übers Gesicht. Niemand außer ihr und Cimon wusste davon, dass sie im die Familienehre beschmutzt hatte. Aber das reichte aus, allein diese Tatsache ließ sie verzweifeln. Die war kein Klein-Mädchen-Streich über den man nachsichtig hin weg sehen würde, nur weil sie es nicht besser wusste. Sie war siebzehn und schon lange kein Kind mehr. Leicht raufte sie sich die Haare, was hatte sie nur gemacht? Irgendwie traute sie sich auch nicht mit Narcissa zu reden, hatte sie doch das Gefühl, dass ihre Schwester sie einmal nicht verstehen würde. Es wäre das schlimmste für sie ausgerechnet ihre Zwillingsschwester wegen so etwas zu verlieren. Sie hatte wirklich alles aufs Spiel gesetzt.


    Es war kein bewusster Entschluss, sondern wohl ein Akt der Verzweiflung, als sie untertauchte. Einfach erst einmal um die Gedanken zu vertreiben und kurz in eine Welt unter zu tauchen, die ihre Probleme nicht kannte. Wasser konnte so herrlich alles abdämpfen und die Konturen verwischen lassen. Hätte sie geahnt, dass ausgerechnet Narcissa diesen Moment nutzte um ins Bad zu stürmen, wäre sie wohl am Beckenrand geblieben, so aber, befürchtete ihre Schwester sogleich das Schlimmste. Keine drei Herzschläge lang hatte sie die Luft angehalten, da wurde sie dann fast schon unsanft wieder aus dem Wasser gezogen, dabei verschluckte sie sich und prustete und hustete erst einmal, was Narcissas Panik nur verstärkte. „Mir.... geht’s.... gut“, versuchte sie zwischen ihren hustern zu erklären.

    Es blieb einen ganzen Moment lang still hinter der Tür. Anscheinend schien Prisca mit sich zu ringen, oder aber Flora interpretierte zu viel in diesen Wutausbruch, oder was auch immer es sein sollte. Besser wäre es, wenn sie ihre Cousine wohl einfach in Ruhe ließ, aber sie konnte das Gefühl nicht wirklich abschütteln, dass Prisca doch jemandem zum reden brauchte, oder aber zumindest ihr das Gefühl gab nicht allein zu sein. Wie praktisch es da doch als Zwilling war, selten war sie allein, Sie hatte immer Narcissa mit der sie ihren Kummer und ihre Gedanken teilen konnte. So wartete sie einfach bis eine Reaktion kam. Schließlich konnte das Buch noch warten.


    Deutlich war zu hören, selbst durch die Tür durch, dass Prisca aufgelöst war. Deshalb nahm sie ihr nicht ab, dass es ihr gut ging. Kurz wog sie ab, ob sie einfach die andere Aurelia allein lassen sollte und damit dem Wunsch nach kam zu gehen, oder ob sie einfach einmal alle Regeln der Höflichkeit außer acht ließ und nach Prisca sah. Schließlich entschied sie sich für letzteres, auch wenn sie Gefahr lief, ebenfalls eine Vase oder einen ähnlichen Gegenstand an den Kopf geschmissen zu bekommen. Das Risiko ging sie jetzt einfach mal ein. Kurzerhand drückte sie die Tür auf und fand eine schluchzende Prisca auf dem Bett vor. Sie kannte diese Haltung, auch sie vergrub sich meist selbst so in den Kissen um sich dann ganz weit Weg zu wünschen, oder zumindest jemand Anderes zu sein. Es war eben nicht immer einfach, diejenige zu sein, zu der man erzogen worden war und an manchen Tagen war dies besonders schrecklich.
    Kurz lies sie ihren Blick durch das Zimmer gleiten. Zu ihrer Erleichterung stellte sie fest, dass keine harten Gegenstände in Reichweite von Prisca waren, also konnte sie davon ausgehen, dieses Zimmer ohne schwere Verletzungen wieder verlassen zu können. Vor Kissen fürchtete sie sich jedenfalls nicht.


    Da sie ihre Cousine etwas trösten wollte, setzte sie sich schließlich zu ihr auf die Bettkante und legte ihr leicht eine Hand auf die Schulter. Eine Geste die ihr wohlvertraut war, wie oft trösteten sie und Narcissa auf diese Weise. „Willst du reden?“ fragte sie schlicht. „Oder soll ich noch mehr Vasen besorgen, die du zerdeppern kannst? Das hilft!“

    Der Gallier wurde schließlich von Celerina ersteigert worden und Lysandra zog im Rücken ihrer Herrinen eine Grimasse der Unzufriedenheit. [SIZE=7]„Der wird nichts als Ärger machen“[/SIZE], prophezeite sie ganze leise. Die sagte sie zu niemand bestimmten, sondern murmelte die Worte einfach vor sich her. Das konnte ja nur shcief gehen mit so einem Burschen. Solche Sklaven glaubten immer sie hätten das Recht gepachtet Unruhe zu stiften und gegen die Regeln zu rebellieren. Und mit so einem verhalten würde er nicht nur sich selbst, sondern auch alle anderen in Schwierigkeiten bringen. Lysandra war schon ihr ganzes leben lang Sklavin, sie wusste wo ihr Platz war und dass sie weit aus mehr Freiheiten hatte, als andere Sklaven. Dies sah sie nun ein wenig durch diesen jungen Adonis gefährdet, denn es blieb nicht aus, dass so ein schicker Bursche immer Ärger brachte.


    Flora und Narcissa bekamen die leisen Worte nicht mit und ignorierten die Unzufriedenheit der Sklavin geflissentlich, vielmehr schien sich die Gruppe dazu zu entschließen weiter über die Märkte zu schlendern und das Geld für sinnlosen Tand auszugeben. In einem Punkt sollte Áedán recht behalten. Reiche Frauen, die viele Sklaven um sich hatten, taten nur selten etwas selbst und da sie sich langweilten, machten sie Streifzüge über die Märkte.

    Es war einer dieser schönen sonnigen Frühlingstage, an denen sie kaum etwas im Haus hielt. Bewaffnet mit einer Lektüre und recht beschwingt schlenderte sie durch die Gänge des Hauses. Gerade als sie an Priscas Zimmer vorbei kam, hörte sie erst eine laute aufgebrachte Stimme – eindeutig die von der Aurelia, und dann wie eine Vase am Türrahmen zerschellte. Leise schimpfend eilte die Leibsklavin ihrer Cousine an ihr vorbei und Flora blieb etwas verwundert mitten im Gang stehen. Unentschlossen sah sie auf die geschlossene Tür, anscheinend war Prisca wütend, sollte sie dennoch einmal nach ihr sehen? Nicht dass sie am Ende den Zorn ihrer Cousine auf sich zog. Aber irgendwie wollte sie Prisca auch nicht allein lassen. Wenn sie selbst wütend war, dann steckte sie meist mit Narcissa die Köpfe zusammen, doch Prisca hatte eben keine große Schwester an deren Schulter sie sich ausweinen konnte. Schließlich gab sie sich einen Ruck und klopfte ganz zaghaft an die Tür. Nicht dass ihr nun auch noch Gegenstände an den Kopf geworfen wurde. „Prisca, ich bins Flora. Ist alles in Ordnung?“ fragte sie durch die geschlossene Tür und wartete einfach ab, was kommen würde. "ich hab gehört, wie was zu Bruch ging!" fügte sie noch hinzu.

    Flora hatte sich auf ihr Bett geschmissen und starrte nun erst einmal nur ihre Zimmerdecke an. Mit leerem Blick stierte sie schwarze Löcher an die Decke und versuchte den Gefühlen her zu werden, die sie zu überwältigen drohten. Diesmal waren es Angst, Unsicherheit und auch eine ganze Portion Scham. Angst vor Entdeckung, denn sie war sich ziemlich sicher, dass Lysandra ihr nicht glaubte, egal was sie versuchte dieser zu erzählen und das die Sklavin nicht aufgeben würde, bis sie wusste, was ihre Herrin beschäftigte. Unsicherheit, weil sie nicht wusste, was sie nun tun sollte und Scham, weil sie einfach alle Bedenken fortgewischt hatte um mit Cimon zusammen zu sein und weil sie wusste, dass sie die nächste sich bietende Gelegenheit nutzen würde, um seine Nähe wieder zu suchen. Einfach nur, weil er ihr das Gefühl gab, mehr als ein politischer Unterpfand zu sein. Tränen brannten ihr in den Augen und ein trockenes Schluchzen wollte ihrer Kehle entkommen. Dazu kamen noch jede Menge Selbstvorwürfe, die unaufhörlich sie bestürmten. Weißt du was passiert, wenn das raus kommt? Cimon werden sie wie den Sklaven von Celerina behandeln! Auch sie hatte mitbekommen, dass einer der Sklaven wild ausgepeitscht worden war und anschließend hatte man ihn fortgeschickt. Die Gründe dafür kannte sie nicht, es war ihr auch egal, solange es nicht Cimon war, der dies erleben musste. Nur wegen dir, erklang der nächste bittere Vorwurf. Es ist alles deine Schuld. Es liegt in deiner Verantwortung ihm seine Grenzen aufzuzeigen. Du bist hier die Herrin ging es auch sogleich weiter. Sie schluckte trocken. Sie hätte Nein sagen sollen, doch sie hatte es nicht gekonnt. Es gab unzählige Gründe dafür. Aber die tatsche blieb: Ein Nein wäre das Richtige gewesen, anstatt sich im Heu zu vergnügen. Zu vergessen wer sie war, was man von ihr erwartete oder welche Verpflichtungen sie hatte. Und dann hast du es nicht bei einem Mal belassen! Mutter würde dich für immer einsperren! Sie biss sich auf die Unterlippe um die Tränen aufzuhalten.
    „Dein Bad ist fertig!“ riss Lysandra schon fast betont fröhlich Flora aus ihren düsteren Gedanken. Schuldbewusst zuckte sie zusammen, sie hatte gar nicht mitbekommen wie die Tür aufging. Flora brachte so etwas wie ein klägliches Lächeln zustande. „Danke!“ sagte sie nur und wich dem kritischen Blick Lysandras aus. Diese nickte nur stumm und folgte ihr ins Bad.

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    Die Luft war geschwängert von Lavendel und Rosenblüten, schwerer Wasserdampf sorgte für Nebel und ließ die Welt unwirklich erscheinen. So als gäbe es nichts außer diesem kleinen Raum voller warmen Wasser und sie selbst. Wie ein Traum, ganz allein, entrückt von der Realität. Wie im Stall, da war es so ähnlich gewesen. Doch da hatte sie sich leicht gefühlt, hier war alles so bedrückend, einengend.
    Ein Räuspern ließ sie leicht zusammen zucken, verlegen reichte sie Lysandra ihr Kleid. „Ich komm allein zurecht!“ erklärte sie der Sklavin. Ausnahmsweise gab diese kein Wort von sich, stattdessen nickte sie nur und ließ Flora dann allein. Kaum hatte sie die Tür hinter sich geschlossen, hetzte sie davon. Wo nur war Narcissa? Fast lautlos huschte die Sklavin durch die Gänge der Villa um den älteren Zwilling zu suchen. Sie war beunruhigt. Flora hatte sich noch nie so seltsam benommen. Wer wusste was passierte, wenn sie das Mädchen jetzt zu lang allein ließ.


    Kaum war Lysandra fort, fühlte sie sich ein wenig besser. Lysandra hatte einen so durchdringenden Blick wie ihre Mutter und schien auch nur jedes kleine Geheimnis schon von weitem zu wittern. Diesmal war es kaum verwunderlich, hatte sie sich doch höchst auffällig benommen. Immer wenn sie etwas angestellt hatte, dann versuchte sie es zu verschleiern, in dem sie zwanghaft so sein wollte wie immer. Es gelang ihr nicht, sie war allein eine miserable Lügnerin. Mit Narcissa zusammen konnte sie so manch Geheimnis für sich behalten, aber allein, nur selten. Ausgerechnet jetzt musste sie es für sich behalten. Nein sagen kann doch so einfach sein stichelte die kleine Stimme der Vernunft schon fast gehässig. Flora verzog das Gesicht, immer noch stand sie mitten im Bad unschlüssig herum, aber diese Kommentar, geboren aus Angst und auch einer Portion Verzweiflung, ließ sie schließlich ins warme Wasser gleiten. Kurz schauderte sie, hier war sie auch schon einmal mit Cimon gewesen, nach dem Ausflug der so desaströs gewesen war. Und doch hatte sie ihren Spaß gehabt, trotz ihres unfreiwilligen Bads in einem eiskalten Bach. Hatte sie sich da in Cimon verliebt? War sie überhaupt verliebt? Oder war es etwas anderes, das sie so sehr anzog. Wieder diese Fragen die sie nicht zu beantworten wusste, obwohl sie die Antworten doch brauchte. Auch um selbst zu wissen, wie es dazu gekommen war. Sie seufzte und konnte den Tränen keinen Einhalt gebieten, als sie ihr über die Wange liefen.
    Warum nur hatte sie alles Verständnis für Ehre, Herkunft und Verantwortung für einen kurzen Augenblick reines Glück eingetauscht? Die Konsequenzen waren gewaltig und das Geheimnis drohte sie jetzt schon zu ersticken. Sie hatte ganz gewaltig Schande über sich und ihre Familie gebracht. Ihr Vater rotierte sicherlich grad in seinem Grab und ihre Mutter würde sich von ihr los sagen, wenn sie das wüsste. Nicht einmal Narcissa würde Verständnis für sie haben… Es gab eigentlich nur einen Ausweg… doch sie hatte Angst. Schließlich ließ sie sich einfach immer tiefer ins Wasser sinken, sie war allein und das Wasser würde einfach ihre Schande ertränken…


    Sim-Off:

    Reserviert

    Lysandra war für den Moment besänftigt. Auch wenn die Zwillinge nicht mehr mit steigerten, so kam der Sklave ihnen doch ins Haus und sie wurde das Ungute Gefühl nicht los, das der Bursche jede Menge Unfug machen würde. Na das konnte was werden, sie kannte ja ihre Mädchen nur zu gut. Sie warf Cimon einen letzten durchdringenden Blick zu, ehe dann hinüber zum Podest blickte und den Gallier missmutig betrachtete. Hübsche Männer brachten immer Probleme, egal ob Sklave oder nicht.


    Flora grinste Septima zu. Die Frage ob sie den Sklaven haben wollten, erübrigte sich im Grunde, warum hätten sie sonst mit bieten sollen? Nur um den Preis in die Höhe zu treiben? Das war sonst nicht ihre Art. Sie verkniff sich den Kommentar, dass sie Lysandra hatte Ärgern wollen und lächelte stattdessen einfach nur viel sagend.


    „Ein Frühlingsfest wäre schon eine nette Idee“, stimmte sie Celerina und Septima zu. Der Kommentar über Plebjer irritierte sie ein wenig. Sie selbst hatte eigentlich keine Berührungsängste, aber Celerina schien zu jenen Patriziern zu gehören, die gern unter sich blieben. „Und auf eine passende Gästelisten werden wir uns schon einigen können“, meinte sie dann recht diplomatisch. Zumal sie ja noch nicht so viele Kontakte außerhalb der Familie gemacht hatten. Einmal abgesehen von einem doch recht aufdringlichen Claudier. Peinlich war es für diesen gewesen, da er und seine Freunde ordentlich dem Wein zugesprochen hatten. Es war gar nicht so einfach gewesen, ihn abzuwimmeln.


    Es gab nur wenige Dinge in der Villa die sich nicht herum sprachen. Zwar hatten auch die Zwillinge von der Bestrafung des Sklaven gehört, sich aber bisher keine Gedanken dazu gemacht. Ihre Mutter hatte in dieser Hinsicht eine strenge Hand gehabt und selbst bei kleinsten Verfehlungen kaum Gnade gekannt. Septima hingegen, schien jedoch dem mehr zuzuschreiben.

    Auch wenn Aculeo es nicht glauben wollte, Flora freute sich tatsächlich den Germanicer wieder zu sehen. Auch wenn sie in verschiedenen Punkten andere Ansichten hatten, so hatte sie doch ihr Gespräch noch positiv in Erinnerung. Anscheinend waren die Zwillinge nicht die Einzigen, die bereits ihre Bekanntschaft mit Aculeo gemacht hatten. Narcissa hatte ihr ja von dem Ausflug berichtet bei dem sie Septima und den Germanicus getroffen hatte. „Wir haben Aculeo vor einiger Zeit auf dem Mercatus kennen gelernt“, wisperte sie der Tiberia leise zu. Sie wollte auch noch von dem Besuch erzählen, den er ihnen abgestattet hatte, aber sie verstummte, das Opfer begann und sie richtete ihre Aufmerksamkeit darauf.

    Wild klopfte ihr Herz, als sie sich recht verstohlen in die Villa schlich. Hoffentlich sah sie niemand und stellte dann Fragen. Sie hatte das Gefühl, dass man es ihr ansah, was sie getan hatte. Das man deutlich sehen konnte, dass sie nicht mehr unberührt war. Doch ihre Sorge war unbegründet, da die Villa so weitläufig war, schienen gerade alle Sklaven anders wo beschäftigt zu sein und die Familienmitglieder sich gerade nicht in diesem teil des Hauses aufzuhalten.
    Erleichtert atmete sie auf, als sie ungesehen in ihr Zimmer gelangte und sie die Tür hinter sich schließen konnte. Kurz lehnte sie sich an die Tür an, warum nur war sie so nervös? Es war unmöglich, dass jemand mitbekommen hatte, dass sie sich mit Cimon vergnügt hatte. Sie stieß sich ab und machte zwei unsichere Schritte in ihr Zimmer, was sollte sie jetzt machen? Ihr Blick blieb an ihrem Spiegelbild hängen. Sie konnte keinen unterschied zu heute Morgen fest stellen, doch fühlte sie sich anders.
    Recht unvermittelt öffnete Lysandra die Tür und Flora zuckte leicht erschrocken zusammen. Die Sklavin hatte einen Stapel sauberer Kleider über den Arm und musterte sie sofort kritisch. „Du warst im Stall!“ stellte sie trocken fest und Flora starrte sie einen Moment völlig perplex an. Woher wusste sie das? Lysandra runzelte die Stirn, hier stimmte doch etwas nicht. Das merkte sie sofort. Flora benahm sich nicht so wie sie erwartet hatte. Normaler weise hätte sie jetzt eine trotzige Antwort von sich gegeben, stattdessen wirkte sie Schuldbewusst. „Wie kommst du darauf?“ versuchte Flora stattdessen eine Unschuldsmiene aufzusetzen, was ihr nicht gelang. Schlagartig waren da die Selbstvorwürfe, denn Lysandra personifizierte irgendwie ihr Gewissen. Diese war zwar mit fast allen Geheimnissen der Zwillinge vertraut, aber sie billigte deswegen noch längst nicht jeden Fehltritt, auch wenn sie nicht ganz so streng war wie ihre Mutter. Was hatte sie getan? Mit einem Mal fühlte sie sich ganz elend. Sie wich dem bohrenden Blick der Sklavin aus.
    Bei der Leibsklavin schrillten plötzlich alle Alarmglocken. Das Mädchen hatte etwas angestellt, etwas das über die Kinderstreiche hinaus ging. Sie ließ die Aurelia nicht aus den Augen und legte die Kleider auf dem Bett ab. „Dein Kleid ist staubig und voller Falten. So siehst du immer aus, wenn du dich im Stall herum getrieben hast!“ erklärte sie vorsichtig. Was nur ging in ihrer Herrin vor. Was hatte diese getan, dass sie so angespannt war? Vielleicht würde sich Flora ihr ja anvertrauen. Eigentlich glaubte sie das kaum. Aber sie würde gleich zu Narcissa gehen und die Schwester dazu holen. Diese bakm für gewöhnlich alles aus ihrer Schwester heraus.
    „Achso!“ murmelte Flora nur. Kurz sah sie an sich herab. Lysandra hatte recht. Sie sollte sich wohl umziehen. „Ich hab Katzenkinder im Stall entdeckt!“ erklärte sie dann fast zu schnell um die Sorge der Sklavin zu zerstreuen.
    „Am Besten du ziehst dich um… willst du ein Bad nehmen?“ fragte Lysandra dann. Katzenkinder? Das schien nur die halbe Wahrheit zu sein.
    „Ein Bad klingt gut!“, erwiderte Flora dann schon fast zu fröhlich. Spätestens jetzt war Lysandra zu tiefst beunruhigt. Sie kannte die Zwillinge ihr ganzes Leben lang, aber solch eine Reaktion von Flora war nicht nur ungewöhnlich, sondern auch bedenklich. Das Mädchen musste sich in gewaltige Schwierigkeiten gebracht haben. Zur Antwort nickte sie dann nur und eilte erst einmal davon.

    Herrin, das Wort wog so schwer und brachte die Realität mit sich. Damit verbunden auch wieder das was sie war und wer Cimon war. Irgendwie war sie nicht länger, einfach nur Flora, sie war wieder eine Aurelia, eine Tochter aus einem der einflussreichsten Häuser ganz Roms und damit verbunden die Erwartungen und die Vorstellungen davon, wie sie zu sein hatte. Für einen ganz kurzen Moment hatte sie dies einfach abgelegt, ihr kompliziertes Leben, welches geprägt war von politischen und familiären Entscheidungen. Es gab eigentlich kaum einen Schritt der eben nicht für ein höheres Wohl geprägt worden ist. Nur das hier, war niemals geplant gewesen und sollte eigentlich auch nicht vor ihrer ersten Ehe passieren. Ein wenig unbehaglich fühlte sie sich mit einem Male.
    Schon brauten sich dunkle Gewitterwolken der Selbstvorwürfe an ihrem eben noch so unbeschwerten Gefühlshorizont zusammen. Die Leichtigkeit zwischen ihnen war irgendwie verschwunden und war einer leicht gedrückten Stimmung gewichen.
    Doch noch war sie nicht soweit sich selbst damit zu konfrontieren, stattdessen genoss sie die kleinen liebevollen Berührungen, während er ihr half. Immer wieder musterte sie ihn dabei neugierig, schließlich war er noch nackt und sie wollte seinen Anblick genießen. Dabei zeigte sich ein freches Grinsen auf ihren Zügen. Am liebsten wäre sie jetzt geblieben, aber es ging nicht. Es war schon Glück gewesen, dass niemand nach den Pferden gesehen hatte und sie dann gehört hatte. Sie sollte ihr Glück nicht noch weiter heraus fordern.
    Cimon zupfte an ihrem Kleid herum, während sie versuchte ihre Gürtel wieder um die Hüfte zu schlingen. Nur war ja der Verschluss verbogen, lange würde er nicht halten, dass sah sie jetzt schon. Aber was war schon ein Gürtel, nicht weiter wie ein Schmuckstück, ersetzbar… im Gegensatz zu ihrer soeben verlorenen Jungfräulichkeit. Doch weder dem Gürtel noch ihrer Jungfräulichkeit trauerte sie nach. Im Grunde war erstes nur ein Statussymbol und letzteres eine Trophäe für den Mann. Auch wenn eine Beziehung zwischen ihr und Cimon niemals möglich wäre, konnte sie doch die zeit mit ihm genießen und einfach einmal vergessen, wer sie war. Warum nur hatten es Männer einfacher, da krähte niemand hinter her, wenn sie sich mit einer Sklavin oder Lupa vergnügten, aber wenn sie Frauen auch eine gewisse Freiheit haben wollten, dann wurden sei sogleich eingesperrt. Es war frustrieren, denn im Grunde musste sie immer das tun, was die Männer in ihrem Leben verlangten. Doch Cimon war anders, er würde nicht wollen, dass sie sich verstellte. Er mochte, wie sie war, so unvollkommen wie sie war.


    Ein letzter Kuss, dann löste sie sich endgültig von ihm, brachte äußerlich, wie auch innerlich Abstand zwischen sie Beide, schließlich wollte sie sich nicht durch eine unbedachte Geste verraten. Sie wollte noch irgendwas zum Abschied sagen, wusste aber nicht was. Stattdessen nickte sie nur kurz und kletterte dann die Leiter wieder hinab. Was war nur in sie gefahren, dass sie sich darauf eingelassen hatte? Hatte sie sich in Cimon verliebt? Oder was war mit ihr los?
    Ohne sich noch einmal umzudrehen, entschwand sie dann in den Garten und einen Augenblick später in der Villa.