Beiträge von Aurelia Flora

    „Vielleicht hat er ja Erfahrungen mit Gartenarbeit“, meinte sie recht hoffnungsvoll, wobei sie es eigentlich nicht glauben wollte. Was eigentlich auch ein Stichwort für Brix sein durfte. Dieser kontne ja gleich mal Fragen. Denn einen richtigen Gärtner hatten die Aurelia nicht mehr und der Gallier sah eher aus, als gehörte er in eine Schmiede und nicht zwischen zarten Gewächsen, die gezüchtet wurden. Der letzte Versuch mit einem der Sklaven ihr Beete zu richten war kläglich gescheitert und am Ende hatte sie es selbst gemacht. Eigentlich war es für sie nicht schlimm gewesen, da sie nicht dagegen hatte sich kurz die Finger schmutzig zu machen, aber es gehörte sich einfach nicht, wenn sie täglich sich um die Blumen kümmerte. Das war eigentlich die Aufgabe der Sklaven.


    Verwirrt blinzelte Flora dann und tauschte einen fragenden Blick mit Narcissa aus. Sie ein Fest ausrichten? Ja, kurz hatten sie darüber nachgedacht, aber weder konkrete Vorstellungen dazu noch sonst irgendwen in ihre Pläne eingeweiht. Blieb nur noch Lysandra, aber die tratschte sonst doch auch nicht über die Pläne der Zwillinge. Ganz leicht schüttelte sie dann den kopf. „Wir haben nichts in der Richtung gegenüber Marcus erwähnt“, antwortete sie dann. „Wir haben zwar uns gedacht, es wäre doch schön, wenn wir ein Frühlingsfest machen, aber nur untereinander!“ erklärte sie.


    Cimon wirkte amüsiert über Lysandras Ausbruch und die Sorge um ihre Schützlinge. Aber der Nubier hatte die Mädchen ja auch nicht aufwachsen sehen oder sich immer um sie gekümmert. Narcissa und Flora waren wie Kinder für sie und dieser Gallier war eine Gefahr. „Seit wann darfst du eine eigene Meinung haben? Selbst wenn er von domina Celerina ersteigert wird, hast du ein Auge auf den Kerl!“ fauchte sie, schüttelte seine Hand ab und brachte Abstand zwischen sie und Cimon. Manchmal war Lysandra ganz schön garstig.

    Lysandra verzog ihre Miene, als sie erfuhr, dass der Sklave so oder so in den Besitz der Aurelia ging. Sie hatte versucht es zu verhindern, aber der Gallier würde nun schon bald den Haushalt unsicher machen. Und das ausgerechnet auch noch bei ihren Herrinnen, die scheinbar so leicht von zu beindrucken waren. Sie selbst wollte sich nicht eingestehen, dass sie den Gallier durchaus anziehend fand. Anscheinend aber hatte er eine Wirkung auf alle Frauen aus dem Hause Aurelia. Das konnte noch heiter werden… Wieder warf sie Cimon einen finsteren Blick zu, als trage er die Schuld. [SIZE=7]„Wenn der uns ins Haus kommst, dann wirst du ein Auge auf ihn haben“[/SIZE], zischte sie dem Nubier grollend zu und folgte dann mit leicht finsterer Miene den Zwillingen. Der Tag war so gar nicht verlaufen, wie sie es geplant hatte.


    Die ermahnenden Worte von Brix überhörte Flora einfach, sie hatte Lysandra einfach nur einmal demonstrieren wollen, wer hier die Herrin war und dass diese froh sein konnte, dass sie diese nicht einfach gegen jemand anderes ersetzte. Das hätte sie zwar niemals übers Herz gebracht, aber das die Sklavin ihre Mutter zur Sprache gebracht hatte, war auch wirklich unfair gewesen. Die Sklavin wusste, wie sie die Mädchen traf und ihre Mutter einzubringen, war schon immer ein wunder Punkt gewesen. Sie liebte ihre Mutter, war aber auch ehrlich froh, ihrer Fürsorge entkommen zu sein. Seit dem sie in Rom war, genoss sie einige Freiheiten mehr und die wollte sie nur ungern eintauschen. Auch wenn der Preis dafür war, dass sie über kurz oder lang verheiratet wurde. Wobei sie hoffte, dass dieser Tag noch lange auf sich warten ließ.


    Celerina schien jedenfalls bester Laune zu sein. Anscheinend hatte sie sich endlich erholt. Auch sie hatten mitbekommen, dass sich die Flavia so einige Tage in ihrem Zimmer eingesperrt hatten. Neugierig war sie schon, aber auch zurückhaltend, weil sie ihr nicht zu Nahe treten wollte. Sie war sich immer noch etwas unsicher, was Celerina anging, sie wirkte so unnahbar. „Sieh an, du willst den Burschen also auch haben“, lächelte sie und meinte ihre Aussage nicht im Geringsten Böse.

    Das der Gallier sie recht neugierig betrachtete entging ihr, während sie mit Narcissa die Köpfe zusammen steckte. Wie so häufig zogen sie eben Blicke auf sich, weil sie ein recht seltenes Bild boten. Lysandra versuchte es noch einmal ihre Herrinnen davon zu überzeugen, dass der Bursche nichts für sie war.
    „domina, es kann doch nicht wirklich dein Ernst sein? Was würde eure Mutter dazu sagen?“ Flora funkelte sie wütend an, es war unfair ihre Mutter ins Spiel zu bringen. „Sie ist nicht hier und selbst wenn, dann würde sie uns zustimmen, das wir einen custodes brauchen!“ „Aber doch nicht diesen Burschen dort!“ widersprach sie. Flora schnaubte etwas wütend, wunderbar, das wandelnde Gewissen schlug zu. „Ach halt den Mund!“ befahl sie der Sklavin der knapp, die darauf hin ihr einen eingeschnappten Blick zu warf und schwieg. Ein wenig war Flora schon mit sich zufrieden, endlich Ruhe, auch wenn sie ahnte, dass das Thema noch lange nicht beendet war. Aber vorerst konnte sie machen was sie wollte. Genau diesen Augenblick nutzte Brix um bei ihnen aufzutauchen. Wo kam der denn plötzlich her? War er etwa aus dem Boden gewachsen? Über die Diskussion mit Lysandra hinweg hatten sie gar nicht bemerkt, dass anscheinend fast alle Frauen sich am Markt versammelten. Kurz tauschte sie mit Narcissa einen Blick, dann lächelten sie völlig synchron. „Wir gesellen uns gern zu ihnen!“ meinte sie fröhlich und verdrängte die schlecht gelaunte Lysandra, die ein kurzes zufriedenes Grinsen zeigte, als das nächste Gebot erklang. Doch Flora fing deren zufriedenen Blick auf und ärgerte sich maßlos darüber. Jetzt erst recht dachte sie bei sich und rief dann: „600!“ gen Bühne, ehe sie dann gemeinsam zu Celerina und Septima hinüber schlenderten.


    „Warum hast du sie auf so eine dumme Idee gebracht?“ zischte Lysandra Cimon wütend zu. Irgendwem musste sie ja die Schuld geben und der Nubier war da am naheliegensten.


    „Salve, ihr Beiden!“ grüßten die Zwillinge fast synchron Septima und Celerina.


    Sim-Off:

    Narcissa ist bis Dienstag weg =)

    Ein wenig träge und auch erschöpft bettete sie ihren Kopf wieder auf seine Brust und genoss einfach nur seine Nähe. Sie wusste, dass sie gehen sollte, aber sie hatte nicht das geringste Bedürfnis danach. Sie wollte bleiben, sie wollte einfach nur das kurze Glück genießen und den Moment, bevor sie hart auf dem Boden der Tatsachen landen würde. Hier gab es nur sie und eine kleine heile Welt ohne Konsequenzen. Alles was fern ab vom Stall war, würde nur wieder grausam sein und ihr bewusst machen, welchen Fehler sie begangen hatte. Warum durfte sie nicht einfach glücklich sein? Es war nicht leicht so zu sein, wie andere sie wollten. Ihre Mutter hatte immer eine Vorstellung von ihr gehabt, die sie einfach nicht erfüllen konnte, weil sie wissen wollte, wie es war ohne diese Grenzen.


    Leicht zuckte sie zusammen, plötzlich war sie wieder die Herrin. Der Traum, in dem sie sich befanden hatten, wurde von der Realität verdrängt. Aber er hatte recht, sie sollten gehen, ehe sie doch noch jemand entdeckte in dieser eindeutigen verfänglichen Situation. Sie löste sich von ihm, küsste ihn und angelte dann nach ihrem Kleid, um es sich über zuziehen. Sie musste furchtbar aussehen, die Locken ganz verwirrt und voller Stroh. „Hilfst du mir mal?“ bat sie ihn mit einem scheuen Lächeln. Sie wusste nicht was sie sagen sollte. Irgendwie war es nicht mehr wie noch vor einigen Augenblicken. Eher ungeschickt versuchte sie das Heu aus ihren wirren Locken zu entfernen. Ihr Kleid hatte sie sich wieder übergestreift und mit leicht zitternde Finger verschloss sie die Spangen an den Schultern.

    Zu dem kleinen Mädchen gesellte sich noch ein Junge und Beide stürmten dann an ihr vorbei und nutzten Cimon als Klettergerüst. Germanica Sabina so stellte sich das Mädchen dem Nubier vor und der Junge war ein weiterer Germanicer. In wie weit der Junge wohl mit dem Mädchen verwandt waren? Wirklich ähnlich sahen sie sich nicht, von daher schloss sie es aus, dass die Kinder Geschwister waren. Einen Augenblick beobachtete sie dies etwas verwundert und lachte dann. Der Nubier schien seinen Spaß zu haben und sie fand es Herz erwärmend, wie er mit den Kindern umging.
    Doch ehe sie sich darüber Gedanken machen konnte, standen sie schon in mitten einiger Gäste. Bis auf Septima, kannte sie nur noch Germanicus Aculeo. „Salvete!“ grüßte sie die Runde mit einem freundlichen Lächeln. „Ich bin Aurelia Flora“, stellte sie sich vor, da sie wusste, dass man sie und Narcissa verwechseln würde. „Germanicus Aculeo, schön dich wieder zu sehen!“ lächelte sie dem Germanicer zu. Er war ihr sympathisch, weil er sich noch nicht wirklich verstellte und nicht das zeigte, was man von ihm erwartete.

    Flora konnte sich ein kurzes triumphierendes Grinsen nicht verkneifen, als Cimon ihr zustimmte und nicht von dem Kauf abriet. Dennoch verstummten die Proteste der Sklavin nicht, sie versuchte die Zwillinge immer noch davon zu überzeugen, dass der Gallier nichts für sie war. Wer wusste was der Bursche alles im Sinn hatte. Sie sah eine potentielle Gefahr in dem Knaben, nicht nur weil er gut aussah, sondern auch, weil er anscheinend nicht wusste wie man sich gegenüber junger patrizischer Frauen benahm. Sie machte eine äußerst missmutige Miene. Sie hatte den Kampf verloren, denn die Schwestern hatten sich gänzlich gegen ihre Ratschläge entschlossen.
    „Schon gut Cimon, wir wollten ja deine Meinung hören“, sagte sie und lächelte zu seiner Entschuldigung. Sie musste sich zwingen wieder zum Podest zu sehen, um nicht zu verraten, was gerade in ihr vor ging. „Wir müssen eh noch abwarten, ob wir ihn nun ersteigern oder nicht“, meinte sie dann nur noch und beendete die Diskussion darum ob sie den Sklaven nun kaufen sollten. „Ich denk mal schon, dass wir genug Geld dabei haben. So viel haben wir auch noch nicht ausgegeben!“ meinte sie und betrachtete kurz die Ausbeute des Tages: Bücher und Schmuck.

    Flora war schon immer offen für Neues gewesen, Narcissa war zwar bisweilen wirklich schüchtern und zurückhaltend, aber sie machte sich auch mehr Gedanken, wie ihre jüngere Schwester. Flora war eben ein Wildfang, sie handelte meist bevor sie nach dachte, was sie bereits in so manche Schwierigkeiten gebracht hatte und wohl noch bringen würde. Sie war nicht wirklich denkfaul, nur eben etwas Leidenschaftlicher, auch wenn trotzdem wohl immer noch viel zu brav, nach den Maßstäben so mancher Männer, die sich ein kleines Abenteuer mit ihr erhofft hatten. Am Ende hatte sie nur einen einzigen Mann an sich heran gelassen und der stand in ihrem Rücken.


    Kaum hatte sie ihr Gebot ausgesprochen warf Lysandra ihr einen durch und durch giftigen Blick zu. Herausfordernd erwiderte sie diesen nur. „Warum machst du dir überhaupt Gedanken darüber, welchen Ärger wir bekommen. Du hast doch nichts zu befürchten. Wenn dann liegt die Verantwortung bei uns. Du bis nicht unsere Mutter“, erwiderte sie spitz und auch etwas angesäuert, weil die Leibsklavin sich Hilfe von Cimon erhoffte. Das war unfair ihn da rein zu ziehen. Zu ihrem Glück, sagte Cimon nicht das was Lysandra zu hören hoffte. Die schnaubte wütend. „Zu befürchten nichts, aber ich darf dann diesen Barbaren erziehen“, nörgelte sie ungehalten. „Hah!“ machte sie, als der Gallier erklärte, wie er hier her gekommen war. „Was hab ich gesagt! Ein Unruhestifter!“ versuchte sie die Zwillinge von einem weiteren Gebot abzuhalten, denn in diesem Moment wurden die Mädchen überboten. Diese Worte sah Flora nun wirklich als Herausforderung an. Leicht reckte sie das Kinn und um zu demonstrieren, dass sie sich nichts von Lysandra sagen ließ, machte sie direkt das nächste Gebot. „400 Sesterzen!“ Nichts ahnend gegen wen sie da bot und dass nur wneige Meter entfernt ein ähnliches Gespräch statt fand.

    Eigentlich mochte Flora auch nicht wirklich die Sklavenmärkte, denn hier wurde ihr nur zu deutlich bewusst, welchen Stand sie hatte und wie sehr ihr Leben doch privilegiert war. Sie fühlte sich recht unbehaglich und das nur, weil sie Glück gehabt hatte, nicht als Gallierin geboren zu sein und eine Versklavung zu fürchten.
    „Vielleicht ist er doch ganz nett… wie würdest du dich denn fühlen, da oben zu hocken und von allen begafft werden!“ wisperte sie zurück, ehe sich Lysandra hartnäckig einmischte und ihre Bedenken zu dem Sklaven äußerte. War ja klar gewesen, dass sie sich einmischte, besonders weil der Sklave eben sehr gut anzusehen war.
    „Ich bin mir sicher, dass er lernfähig ist. Cimon wird sich sicher seiner annehmen“, meinte sie dann an ihre Schwester und an die Sklavin. Irgendwie reizte sie es doch den Sklaven zu kaufen, allein weil Lysandra so vehement dagegen war. Es war mal wieder der Drang genau das zu tun, was die Sklavin nicht wollte. Kurz drehte sie sich zu dem Nubier um und lächelte ihm zu, er hatte sicher gehört, was sie gesagt hatte. Schließlich drehte sie sich wieder zur Bühne um. Versuchen konnten sie es ja. Kurz entschlossen hob sie den Arm. „200 Sesterzen!“ machte sie das erste Angebot, nur um Lysandra zu ärgern. Das Celerina irgendwo in der Menge stand viel ihr nicht auf. Viel mehr fing sie den verärgerten Blick ihrer Sklavin ein. Sie musste endlich einmal lernen, dass sie ihren eigenen Kopf hatte und sich nichts sagen ließ. Es schien so, als Bahne sich ein kleiner Streit zwischen den Beiden an.

    Es war wieder einer dieser herrlichen Frühlingstage, die sie aus der Villa gelockt hatte um durch Rom zu streifen. Schließlich wollten sie sich irgendwann einmal ohne verlaufen zu Recht finden.
    Allein waren die Zwillinge natürlich nicht unterwegs, Lysandra folgte ihnen wie ein Schatten und auch Cimon begleitete sie um Gesindel von ihnen fern zu halten. Es freute sie, dass Cimon sie begleiten, aber brachte auch ein paar Probleme mit sich. Sie durfte sich nicht anmerken lassen, wie gern sie ihn mochte und das zwischen ihnen mehr war, als nur domina und servus.
    Mehr oder weniger zufällig führte ihr Weg zum Mercatus. Narcuissa blieb an einem Stand mit Büchern stehen und sie selbst betrachtete die Auslage eines Goldschmiedes. „Schau mal“, sagte sie zu ihrer Schwester und zeigte ihr zwei güldene Armreifen, in denen kleine Halbedelsteine eingelegt waren.
    „Ich habe auch noch passende Haarspangen“, erklärte der Händler mit einem zurückhaltenden Lächeln. Fragend warf sie Narcissa einen Blick zu, sollten sie wieder einmal Geld für sinnlosen Tand ausgeben? „Hast du ein Buch für dich gefunden?“ fragte sie dann neugierig. Nach einiger Diskussion und hartnäckigen Verhandlungen hatten sie eine kleine Ausbeute von Schmuckstücken und Büchern. Sie hatten etwas gefunden, was ihnen Beiden gefiel.
    Mehr aus Neugierde blieben sie dann beim Sklavenmarkt stehen und betrachteten den jungen Galier, der verkauft wurde.
    „Was meinst du? Wir brauchen einen eigenen Custodes?“ flüsterte sie mit Narcissa und steckte mit ihr den Kopf zusammen.

    Einen Moment noch genoss sie es einfach nur Cimon zu spüren. Sie hatte soeben eine Erfahrung gemacht, die sie sich nicht einmal in ihren kühnsten Träumen ausgemalt hatte. Sie mochte der Wildfang der Schwestern sein, aber für sie hatte es immer klare Grenzen gegeben, vorgeschrieben von ihrer Mutter. Aus Furcht dieser zu missfallen, hatte sie sich vieles nicht gewagt, doch nun wo sie der mütterlichen Fürsorge entkommen war, lockten eben jene Dinge die Verboten waren. Es war ein Reiz dem sie sich kaum entziehen konnte, auch wenn ihr meist die Stimme ihrer Mutter warnend im Ohr erklang.
    Doch Cimon war es irgendwie gelungen, alle diese Ermahnungen zum verstummen zu bringen und etwas ans Licht zu locken, was sie sonst immer unter ihrer guten Erziehung verbarg: Nämlich ihr wahres Wesen und das Mädchen, dass versuchte auf ihre Weise der Verpflichtung und den Erwartungen zu entkommen. Bei ihm brauchte sie sich nicht verstellen, sie war einfach nur sie selbst.


    Schließlich beugte sie sich zu ihm herunter, gab ihm einen Kuss und löste sich dann kurz von ihm, nur um sich dann an ihn zu kuscheln und einfach nur seine Nähe zu genießen. Ihren Kopf betete sie an seine Schulter. Fast sofort drängte sich dann eine Frage in den Vordergrund, von der sie nicht wusste, wie sie diese beantworten sollte. Was sollten sie jetzt machen. Sie war sich durchaus bewusst, dass sie einen großen Fehler gemacht hatte, aber sie wusste auch, sie würde ihn noch einmal wiederholen. Irgendetwas verband sie und Cimon, es ging über das pure verliebtsein und verlangen hinaus. Sie waren sich ähnlich, trotz der Standesunterschiede. Sie beide führten ein Leben in dem sie anderem zu gefallen hatten. So etwas wie eigene Entscheidungen gab es nicht, all ihr handeln galt eigentlich einem größerem Wohl: Der Familie.


    Flora seufzte tief und richtete sich leicht auf, um seinen Blick zu suchen. „Was machen wir jetzt?“ fragte sie ganz leise. Das es ihr Geheimnis bleiben musste, war klar, weil die Konsequenzen weit reichend war. Allein Cimons Bestrafung würde grausam sein und drehte ihr in der Vorstellung schon den Magen um. Ganz sacht strich sie ihm über die Wange, liebevoll und zärtlich. „Ich sollte wohl gehen“, meinte sie, machte aber keinerlei anstallten nach ihren Kleidern zu greifen.

    Sie hatte ihr ganzes Zimmer auf den Kopf gestellt, den Schrank geleert, die Truhen umgestürzt auf der Suche nach dem perfekten Kleid für diesen Tag. Zum einen durfte es nicht zu aufdringlich sein, weil ja nicht sie und ihre Schwester im Mittelpunkt standen, zum anderen besaß sie eine große Portion Eitelkeit und wollte sich nicht einfach in das erst beste Kleid werfen. Wohlweißlich dass Flora am Ende eh länger brauchen würde, als geplant, hatte Lysandra sie ziemlich gnadenlos aus dem Bett geworfen. Die Locken waren schnell gemacht, sie waren elegant hochgesteckt worden, gehalten von kleinen Spangen in Form von Schmetterlingen und Blümchen. Nur das Kleid war eben das Problem, immer wieder hatte sie sich umentschieden, bis ihre Entscheidung endlich auf ein frühlingshaftes gelb gefallen war, dazu kam eine etwas dunklere Stola und dezenter Goldschmuck. Etwas ungeduldig hatte Narcissa sie dann mehr oder weniger zum Aufbruch gedrängt, denn Titus hatte bereits auf sie gewartet.


    Rechts und Links hatten sie sich beim ihm eingehackt und betraten nun mit einem hübschen Lippen auf den rot geschminkten Lippen das festlich geschmückte Atrium der Casa Iunia. Neugierig sah sie sich um und war erst einmal etwas überfordert, sie kam sich glatt wie ein Landei vor, weil sie recht viele Senatorentogenzipfel entdecken konnte. Aber auf solche Momente hatte ihre Mutter sie ja gut vorbereitet. „Da ist Septima“, erklärte sie ihrem Cousin und deutete in Richtung der Tiberia. „Wer ist denn das Mädchen bei ihr?“ fragte sie, mehr oder weniger war die Entscheidung gefallen sich erst einmal unter die Gäste zu mischen.

    Flora hatte die Augen geschlossen und versuchte diese neuen ihr noch unbekannten Gefühle der Lust zu ergründen. Noch konnte sie nicht genau sagen, warum ihr dies so gefielt, warum sie sich so wohl fühlte, wenn sie sich gemeinsam im gleichen Rhythmus bewegten. Nichts entsprach dem, wie es ihre Mutter ihr beschrieben hatte. Das ihre Mutter sie einfach nur im ungewissen lassen wollte, weil sie ahnte, zu welchen Dummheiten ihre Töchter in der Lage waren. Zumal sie gerade in jenem besonderem Alter waren in dem Männer wirklich interessant wurden und auch der Reiz des Unbekannten und des Neuen. Irgendwie war es mal wieder typisch ihre Art, dass ausgerechnet Flora die Erste war, die sich zusammen mit einem Mann in höchster Extase wieder fand. Narcissa war einfach zurückhaltender und oftmals voller Zweifel, was sie selbst anging, obwohl sie Beide wirklich hübsch waren. Aber es nagte nun einmal am Selbstbewusstsein, wenn sie ständig als eine Person wahr genommen wurden.
    Vielleicht war auch dies der Grund, weshalb sie sich so wohl bei Cimon fühlte, er wusste immer wer sie war und sah in ihr auch nicht den Namen und die Familie die hinter ihr stand, und den damit verbundenen Vorteil einer Eheschließung. Das sie obendrauf auch noch hübsch war, war nur so etwas wie eine Draufgabe, aber nicht der ausschlaggebende Grund, warum man um sie werben würde. Sie war im Grunde ein Schlüssel für einen jungen aufstrebenden Mann. Wobei es auch gut möglich war, dass sie um die Bande zu stärken, an einen alten senilen Senator verheiratet werden würde. Manius würde zwar versuchen auch ihre Wünsche zu berücksichtigen aber in aller ersten Linie stand die Familie im Vordergrund.
    Cimon sah wie sie wirklich war. Über den Unterschied ihrer Stände hinweg. Einfach nur Flora, eine junge Frau die sich nach einer gewissen Selbstbestimmung sehnte und der ganzen Verantwortung einer Patrizierin entfliehen wollte, die aber gefangen war zwischen der Verpflichtung, den Erwartungen und auch der Angst den Vorstellungen anderer nicht gerecht zu werden. Eigentlich stand meist das was sie wollte hinten an. Als erstes galt es die Wünsche der Familie zu erfüllen. In unzähligen Vorträgen hatte sie von ihrer Mutter zu hören bekommen, was sich für eine Frau von Stand gehörte und was nicht.
    Doch für diesen Moment konnte sie dies einfach verdrängen. Sie gab sich einfach dem Bedürfnissen ihres Körpers hin und dem befriedigendem Gefühl aufsteigender Verzückung.


    Ganz automatisch hatten sie Beide einen Rhythmus gefunden, der nicht nur fordernd war, sondern ihnen auch die Möglichkeit gab, einander besser kennen zu lernen. Auf die Wünsche und Bedürfnisse des Anderen einzugehen und die Wogen der Lust mit allen Sinnen zu erleben. Sie wollte ihn in erster Linie spüren, wollte wissen, dass sie um ihret Willen begehrt wurde und einfach nur sich auf ihn einlassen und fallen lassen. Je näher sie einem weiterem Höhepunkt, desto schneller wurde ihr Atem und seine Bewegungen drängender und verlangender.


    Nur langsam drangen seine Worte zu ihr durch, doch ergaben sie im Augenblick keinen Sinn für sie. Stattdessen wimmerte sie einfach nur auf, als sie erneut den Gipfel der Lust erklomm. Atemlos saß sie auf ihm und ließ die Woge einfach über sich hinweg rollen.

    „Von den Feierlichkeiten hab ich gehört“, mischte sich Flora nun wieder ins Gespräch ein. „Es soll eine große Hochzeit geben. Titus und Septima sind eingeladen. Ich bin sicher, dass sich Titus überreden lässt uns mitzunehmen!“ meinte sie. Zwar waren sie nicht immer auf dem neuesten Stand der Geschehnisse in Rom, aber das hatte sie dann doch mitbekommen. Schließlich waren ja Verwandte von ihnen eingeladen. Kurz stellte sie sich in Gedanken die Frage, was sie anziehen sollte. Aber eigentlich war es noch zu früh, jetzt schon darüber nach zu denken. Sie würde sich vermutlich eh mehrmals um entscheiden. „Dann wünsche ich dir viel Erfolg bei der Wahl zum Magistrat. Du machst dich sicherlich gut!“ Narcissa schickte während dessen Marei zu spielen. Sollte sie nur, sie mochte das Mädchen und noch war es ihr gegönnt, die Zeit einfach so verstreichen zu lassen. Schließlich hatte sie ja gezeigt, dass sie durchaus ihren Pflichten nachgehen würde. Sie würde einmal mit Brix reden.


    Das unsichere Lächeln des Germanicers erwiderte sie verständnisvoll. „Wir wissen wie es dir geht. Es ist nicht immer einfach sich zu jeder Zeit richtig zu verhalten. Wir nehmen dir deine Meinung nicht übel.“ Kurz überlegte sie ob sie ihren Worten noch etwas hinzufügen sollte, beließ es dann aber. Sie wollte nicht wie ihre Mutter ihm jetzt einen Vortrag über seine Verantwortung halten. „Rom ist für uns noch fast gänzlich unbekannt und es ist tröstlich zu wissen, dass wir nicht die Einzigen sind, die sich noch zurecht finden müssen!“

    Zitat

    Original von Titus Aurelius Ursus
    Von der Loge aus hatten sie den besten Blick auf das Renngeschehen. Ursus seufzte innerlich, als er sah, wie Burolix den Start verpatzte. Die Mädchen wirkten auch nicht sehr beeindruckt. "Nun, wenn das euer erstes Rennen ist, dann genießt es. Aber Vorsicht, es kann süchtig machen!" Er lachte und zwinkerte den beiden zu. Imbrex gesellte sich zu ihnen. "Salve, Publius. Ja, Du machst Dich rar in letzter Zeit. Schmeißt Marcus Dich so sehr mit Arbeit zu?" Er schmunzelte und warf einen kurzen Blick auf den Onkel, um dann aber gleich wieder zum Rennen hinunter zu schauen.


    "Burolix ist der unerfahrenste von den Fahrern dort unten, dafür hält er sich doch gar nicht schlecht." Immerhin kämpfte er sich gerade auf den dritten Platz. Hoffentlich konnte er sich wenigstens noch ein bißchen vorkämpfen und die Position dann auch halten.


    Auch wenn ausgerechnet der Fahrer den sie anfeuerten, nicht an der spitze lag, herrschte eine ganz besondere Stimmung hier im Circus. Flora war ganz aufgeregt und sie wusste, dass es ihrer Schwester nicht anders ging. Wobei sie anscheinend auch noch einen ihrer Zwillingstage hatten, wo die Beiden wirklich kaum auseinander zu halten waren, weil sie genau das Selbe dachten und meist auch sagten. So musste sie immer kichern, wenn sie gleichzeitig den Mund öffneten und dann Antwort gaben. Für Außenstehende mochte es den Eindruck verstärken, dass es sich wirklich um ein und dieselbe Person handelte, aber solche tagen waren seltener geworden, je älter sie wurden. Sie waren durchaus mal anderer Meinung. Aber heute fand sie es sogar mal witzig und war nicht genervt, von der Ähnlichkeit zu ihrer älteren Schwester.
    Burolix kämpfte sich auf den dritten Platz und die Zwillinge feuerten den Fahrer mit Feuereifer an. Bei der Erwähnung Cimons warf sie einen kurzen verstohlenen Blick über die Schulter, ehe ihre Aufmerksamkeit wieder von der Rennbahn angezogen wurde. Für den Moment dachte sie einmal nicht darüber nach, was sich zwischen ihr und dem Nubier abspielte.
    „Dafür dass er so unerfahren ist, macht er sich gut“, meinte Flora nachdenklich.

    Wirklich zur Ruhe kam sie nicht, denn kaum merkte Cimon, was er in ihr auslöste, ließ er seine Hände wieder auf Wanderschaft gehen. Diesmal ließ er sich ein wenig mehr Zeit. Waren sie doch vorher so sehr angestachelt von der Wollust gewesen, dass sie Beide nur eines im Sinn hatten. Die schnelle Vereinigung ihrer beider Körper. Nun wo die erste Lust befriedigt war, brannte zwar immer noch ein Feuer in ihr, doch etwas gemächlicher und darauf wartend, ob weitere Wonnen folgen würden. Es war etwas anderes, wie sie nun auf ihm saß, in ihrer Fantasie konnte sie sich noch nicht wirklich vorstellen, was es für Möglichkeiten beim Liebesspiel gab, aber sie war sich ziemlich sicher, dass sie sich gerade in einer guten Position befand um die Erforschung ihrer beider Körper wieder auf zu nehmen. Doch erst einmal wartete sie seine Antwort ab, auch damit dieses nervige Stimmchen Ruhe gab und sie sich dem widmen konnte, was ihr solches Vergnügen bereitet hatte. Es verstummte aber bereits, als Cimon seinen Händen freien Lauf ließ auf ihrem Körper. Ihr Atem beschleunigte sich ein klein wenig und ihr Puls erhörte sich ganz leicht.


    Ein kleines Lächeln zeigte sich auf ihren Zügen, als ihr versprach, dass es ihr Geheimnis war. Es beruhigte sie und ließ die Furcht der Entdeckung erst einmal wieder verschwinden. Doch seine unausgesprochene Frage war zwischen ihnen. Flora wusste nicht wirklich was sie sagen sollte. Was war das zwischen Ihnen? Liebe? Sie war sich unschlüssig, sie kannte das Gefühl der Liebe nicht, eigentlich war ihr nur Verpflichtung bekannt und die Verantwortung ihres Standes. Aber das war vergessen. Hier gab es nur sie. Flora und Cimon. Es gab keine Stellung nur für einen kurzen Moment die pure reine Freiheit. Sie musste daran denken, wie durcheinander er sie brachte, was er in ihr ausgelöst hatte, bevor sie sich hier im Stroh wieder fanden. Sie fühlte sich von ihm angezogen, doch konnte sie nicht genau bestimmen, von was. Begierde war da, Verlangen, Sehnsucht und Lust, aber konnte man so etwas als Liebe bezeichnen. Doch ehe sie sich weiter darüber Gedanken machen konnte, spürte sie wieder, wie er ihr entgegen strebte und wie er wieder eine gewisse Ungeduld ausstrahlte. Sein Griff um ihre Hüfte wurde stärker, drängender. Willig ließ sie es zu, dass er sie dirigierte und eine Zeitlang später erbebte sie erneut unter der Lust. Sie hatte ihren Kopf in den Nacken gelegt und zitterte am ganzen Körper, als die Welle wieder über sie hereinbrach.

    So langsam kam ihr Atem wieder zur Ruhe und sie wurde sich allerlei Eindrücke gewahr. Unter ihrem Rücken konnte sie Stroh spüren, darunter das Holz des Zwischenbodens. Das Blut rauschte ihr noch durch den Körper und ihr Herzschlag war noch weit davon entfernt um als normal bezeichnet zu werden. Und dann war da seine warme Haut auf der Ihren, seine Finger die sie sanft streichelten und seine Lippen die sie küssten. Sie seufzte kurz wohlig auf, als er wieder forscher wurde. Gerade noch schien die Flamme des Verlangens nur noch ein kleines Glimmen zu sein, da bekam sie neue Nahrung und erwachte zu neuem Leben. Doch nicht mehr ganz so fordernd wie zuvor. Es war eher vorsichtiges heraus finden, ob da noch mehr kommen würde.
    Sie hätte nicht gedacht, dass es ihr so viel Spaß machen würde. Es war irgendwie in ihrer Vorstellung nur eine Pflichterfüllung gewesen, da ihr Mann, den sie wohl irgendwann heiraten würde, schließlich einen erben brauchte. Sie hatte die schrecklichsten Alptraumbilder gehabt, gemalt von ihrer Mutter und doch war es ganz anders gewesen. Viel schöner, viel besser. Irgendwie überraschend.
    Flora spürte seinen beben und war dann schon fast enttäuscht, als er sich langsam von ihr löste. Für einen Momentverspürte sie einen kurzen kalten Schauder, ihr fehlte seine Wärme und Nähe. Doch einen Augenblick später fand sie sich dann in seinen Armen wieder. Vertrauensvoll schmiegte sie sich an ihn und genoss es einfach nur, dass er sie begehrte und liebkoste. Im Augenblick war sie einfach nur glücklich. Doch zupfte ein kleiner störender Gedanke hartnäckig an ihr. Es war verboten, das was sie getan hatten und wenn jemand davon erfuhr, dann würde es reichliche Probleme geben. Es musste ihr Geheimnis bleiben.
    Cimon war etwas zu schwungvoll und verdutzt blinzend fand sie sich halb sitzend auf ihm wieder. Sie lachte überrascht. Ganz leicht beugte sie sich zu ihm herunter. „Cimon. Das muss unser Geheimnis bleiben!“ flüsterte sie ihm zu und sah ihm in die Augen. „Ich will mir nicht vorstellen, was passiert, wenn das heraus kommt.“ Ihr Blick wurde ein wenig Eindringlicher. „Versprich mir, dass du es niemanden sagst. Du würdest dann nur leiden und das will ich nicht!“

    Spätestens jetzt hätte sie ‘Nein‘ sagen sollen und das Ganze beenden. Doch da ihre Vernunft irgendwann in ihren Gefühlen ertrunken, das Gewissen eingesperrt und der Drang immer das Richtige zu tun, von einer Woge verlangen fortgespült worden war, war daran nicht mehr zu denken. Stattdessen gab sie sich ihm hin, genoss seine warme haut auf der Ihren und gab ein leises keuchen von sich, als sie sich vereinigten. Es war ein süßer kurzer Schmerz, als er sie sanft eroberte und nahm. Viel wusste sie eigentlich nicht darüber wie es war, bei einem Mann zu liegen. Von daher war sie über diese vielen Unterschiedlichen Empfindungen überrascht.
    Ihre Mutter hatte ihnen Schauergeschichten erzählt um sie von Dummheiten abzuhalten, nicht dass sie aus reiner Neugierde es einfach ausprobierten. Nur hatte ihre Mutter nicht die Sklavinnen zum Schweigen bringen können. Hin und wieder hatte sie Gesprächen lauschen können, die mit Sicherheit nicht für ihre Ohren bestimmt waren. Klatsch und Tratsch darüber, wer mit wem sich das Lager teilte und wie viel Vergnügen man dabei empfinden konnte. Doch hatte sie sich nie etwas darunter vorstellen können. Aus Angst vor ihrer Mutter hatte sie nicht einmal wirklich heraus finden können, ob sie sich selbst glücklich machen konnte. Auch dies hatte einer der Sklavinnen erzählt, mit einer recht lebhaften Beschreibung. Aber es hatte bisher Grenzen gegeben, die sie nicht gewagt hatte zu überschreiten, auch weil sie den glauben hatte, das ihre Mutter immer genau wusste, was ihre Töchter gerade dachten. Nur selten war es ihr gelungen dieser etwas vorzumachen.
    Eigentlich hätte sie sich in diesem Moment fürchten müssen, doch da ihr Körper anscheinend genau wusste, was er wollte, ließ sie sich einfach fallen. Außerdem wusste sie einfach, dass er ihr nicht weh tun wollte. Das war nicht seine Art. So gut glaubte sie ihn bereits zu kennen. Doch kannte sie ihn wirklich? Diese Frage konnte sie sich selbst nicht wirklich beantworten. Sie wusste nur dass sie ihn mochte und ihn begehrte. Umgekehrt war es ebenso. War das Liebe oder einfach nur Verlangen und Lust? In diesem Moment spielte es ohnehin keine Rolle.


    Leicht wölbte sie sich ihm entgegen, stöhnte auf und keuchte in seinem Rhythmus. Etwas verblüfft spürte sie, wie er kurz innehielt und sie dann kurz ansah. Verwirrung zeichnete sich auf ihrem Gesicht ab. War es schon vorbei? Irgendwie hatte sie sich das alles anders vorgestellt und eigentlich schien ihr Körper damit so gar nicht zufrieden zu sein. Doch ehe sie wirklich einen klaren Gedanken dazu fassen konnte, beugte er sich auch schon wieder zu ihr herunter und küsste sie und nahm seinen Rythmus wieder auf.
    Mit einem leisen gedämpften Schrei bäumte sie sich unter ihm auf, als eine Welle der Extase über sie hinweg rollte. Schwer atmend lag sie da, erschöpft und glücklich und zufrieden. Noch war ihr nicht wirklich bewusst, was sie getan hatte und das Cimon anscheinend schon fest stellte, dass sie einen Fehler gemacht hatten. Für den Moment hatte sie nur die Augen geschlossen und versuchte wieder Herr ihrer Sinne zu sein, die sich noch im Taumel der Gefühle befanden.
    Sie spürte seinen zaghaften Kuss auf ihren Lippen und erwiderte ihn sanft.

    Manchmal war das Verbotene wie eine süße Frucht, unwiderstehlich und verlockend. So jedenfalls fühlte es sich an, während raue warme Hände ihren Körper erforschten und sie an Stellen berührten, denen es eigentlich ein Mann verboten ist. Besonders wenn es nicht gerade die erste Nacht mit ihrem Ehemann war. Vergessen und verdrängt waren die schwerwiegenden Konsequenzen die ihr handeln haben konnte. Sie lebte nur für den Augenblick. Sie fühlte sich herrlich leicht, war einfach nur Flora, war frei von Verantwortungen und Erwartungen. Für einen kurzen Moment hatte sie ihren goldenen Käfig gegen den blauen Himmel eingetauscht, keine Grenzen. So musste Freiheit sein, so musste es sein, wenn man sein Leben selbst bestimmen konnte.
    Seine Hände wurden drängender, wanderten tiefer, reizten sie und entlockten ihr ein tiefes lustvolles Stöhnen. Leicht krallten sich ihre Finger dabei in seinen Rücken, ohne Spuren zu hinterlassen, aber mit Druck. Keuchend genoss sie es, wie er sie erkundete. Ihr Körper schrie förmlich nach mehr. Völlig unbewusst kamen leise verlockende Worte über ihre Lippen. „Ich will dich“, nicht mehr wie ein Flüstern, aber wohl jene Worte, die er hören wollte. Kaum schwebten diese Wort zwischen ihnen küsste sie ihn wieder, drängte sich ihm wieder entgegen.

    Cimon ließ sich nicht wirklich aufhalten. Kurz hatte sie versucht das teure Schmuckstück vor Schäden zu wahren, dann aber den Widerstand aufgegeben. Er war zu ungeduldig. Außerdem machte sie sich keine Gedanken um den Gürtel, vielmehr störte das Ding nur, engte sie ein. Sie war reichlich froh es schließlich los zu werden, auch wenn sie sich wohl später ein wenig ärgern würde. Was wohl an der Erziehung ihrer Mutter lag, die dafür gesorgt hatte, dass ihre Töchter Luxus nicht als selbstverständlich ansahen.
    Doch vergessen waren alle Ermahnungen über Tugend und Anstand und die Vorträge darüber, was sich gehörte und was nicht. Im Grunde warf sie alles gerade einfach weg wohl nur für ein paar Augenblicke der Lust und der Leidenschaft. Aber Flora war noch jung, Fehler machen gehörte zum Leben dazu, auch wenn sie wohl später, wenn die Hitze des Momentes aus ihrem Körper gewichen war, furchtbare Gewissensbisse haben würde und wohl nicht nur das. Flora war eine Meisterin der Selbstvorwürfe. Jedes Mal wenn sie einen Fehler getan hatte, dann machte sie sich meist schlimmere Vorwürfe gemacht, wie ihre Mutter es konnte und diese hatte einen ganz besonderen Tonfall drauf, wenn sie enttäuscht war von ihren Töchtern.
    Aber ihre Mutter war ganz weit weg, Narcissa irgendwie beschäftigt und sie lag im Heu und vergnügte sich gerade mit einem Sklaven. Und an etwas anderes dachte sie im Augenblick auch nicht. Denn die Begierde und die Wollust hatten alle Gedanken fortgespült. Im Vordergrund standen nur die niederen Instinkte und Bedürfnisse.
    Flora hatte das Gefühl in Flammen zu stehen und nur eines vermochte dieses unersättliche Feuer zum erlöschen zu bringen: Cimons Berührungen, seine Küsse, sein Körper. Er gab ein zufriedenes Geräusch von sich, als der Gürtel seinen Bemühungen nachgab und ehe sie sich versah, landete auch ihr Kleid im Stroh, direkt über den schlafenden Katzenkindern. Überrascht stellte sie fest, dass sie nackt war. Aber es war ihr nicht unangenehm, im Gegenteil ihr Kleid hatte gestört und zumindest für den Augenblick fühlte sie sich nicht unwohl. Vielmehr genoss sie es wie er sie ansah und sich dann wieder über sie beugte und küsste. Sacht schmiegte sie sich an ihn, spürte seine warme Haut auf ihrer.


    Ihre Finger wanderten nun auch tiefer, forschend und auch drängend. Sie wollte für Gleichberechtigung sorgen. Er konnte sie nun in ganzer Pracht bewundern, während sein Körper noch teilweise von Kleidung verborgen war. Während sie ihn küsste zupfte sie ganz leicht am Stoff seiner Hose.

    Flora hatte hin und her überlegt was sie anziehen sollte. Dabei hatte sie ihre Zimmer in die reinste Kleidertruhe verwandelt. Lysandra hatte alle Mühe gehabt, ihre Herrin davon abzubringen noch einmal einkaufen zu geben, weil sie ja so rein gar nichts Passendes anzuziehen gehabt hatte. Narcissa war ihr schließlich dann auch zum Opfer gefallen, da diese sich fast gar keine Gedanken gemacht hatte, was sie nun anziehen wollte. „Du kannst doch nicht wie in Lumpen herum laufen! Wir sind in Rom, Schwesterherz!“ Mit diesen Worten hatte sie ihr dann ein weißes Kleid mit goldener Borte in die Arme gedrückt. Dazu passend Schmuck und Haarspangen. Ausnahmsweise trugen die Schwestern an diesem Tag fast das Gleiche, nur ihre Frisuren unterschieden sich. Narcissas Locken waren nur leicht im Nacken zusammen gefasst und vielen sonst offen über deren Schultern und Flora hatte sich ihre Haare hochstecken lassen. Wer wer war, war auf den ersten Blick nicht wirklich zu erkennen, was wie üblich zu häufigen Verwechselungen führte. Doch diesmal machte es ihnen nichts aus und machten ihre Scherze darüber.


    „Wie heißt der Fahrer der Goldenen?“ fragte sie ihre Schwester leise. Aufgeregt wippte sie auf ihren Zehenspitzen herum. Sie hatten die Beste Plätze und konnten das Rennoval gut übersehen, aber sie war so angespannt und aufgeregt, dass sie einfach nicht sillsitzen konnte. Nur zu gern wäre sie schon viel früher hier gewesen und hätte sich mit einem der Fahrer unterhalten und die Pferde bewundert. Doch ihre Sänfte hatte einige Probleme gehabt voran zu kommen. Es schien als sei ganz Rom auf den Beinen und wollte bei diesem Rennen dabei sein. Außerdem hatte Lysandra sie dann davon abgehalten einfach in Richtung der Stallungen zu verschwinden. „Was macht es für einen Eindruck, wenn ihr euch bei den Pferden herum treibt?“ hatte sie die Beiden ermahnt und dann in Richtung Loge dirigiert. Das Opfer fand sie reichlich langweilig von daher sah sie sich viel lieber um oder tuschelte mit ihrer Schwester. Lysandra hatte es aufgegeben die Beiden zu ermahnen, es würde so oder so ungehört verklingen. Der Circus summte vor Energie, sie konnte sehen in welchen Rängen sich welche Fans nieder gelassen hatten. Die Farben waren weithin zu erkennen: Rot, Blau, Weiß und natürlich Gold. Die Zwillinge hatten ausgeknobelt wen sie anfeuern würden, zu Titus großer Freude waren es die Goldenen geworden.
    „Ja, jung ist er, aber er soll geschickt sein!“ entgegnete sie ihrer älteren Schwester.
    Stille senkte sich, als Markus vortrat und das weiße Tuch los ließ um das Startsignal zu geben. Wie gebannt folgte sie mit dem Augen dem eigentlich unscheinbaren Tuch, der Wind spielte kurz damit, ehe es im Staub der Rennbahn landete. Ein Pferd wieherte, durchbrach die Stille und dann ging das Tosen aus vielen kehlen los. Jeder wollte seinen Fahrer gewinnen sehen. Mit Narcissa zusammen feuerten sie die Goldenen an.