Wenn man traurig war, dann half es meist, wenn man dann in den Arm genommen wurde. Und für ihre Cousine war sie gern da, diese würde sie auch trösten, wenn sie Kummer hatte. „Also ich hätte auch versucht abzulenken!“ meinte sie leise und drückte Prisca kur noch ein wenig mehr an sich. „Aber auch wenn er ablenken wollte, ist es nicht nett, dann einfach dich wie Luft zu behandeln. Du hattest wirklich jedes Recht ihm eine Ohrfeige zu verpassen“, munterte sie die andere Aurelia auf. Nicht nur, weil diese die Worte hören wollte, sondern, weil sie der Meinung tatsächlich war. Es war schon Schwierig genug zu wissen, dass man als Frau im Grunde keinerlei Rechte hatte, aber zumindest sollte man sie dann Respektvoll und mit ausgesuchter Höflichkeit behandeln. Prisca suchte ihren Blick und sie erwiderten diesen mit einem ernsten Lächeln.
„Ich hätte dich nicht allein lassen können“, meinte sie sanft. „Wir müssen doch zusammen halten und außerdem würdest du für mich dasselbe tun. Wir sind doch eine Familie!“ baute sie ihre Cousine weiter auf und war froh, dass sie sich mit Prsica so gut verstand. Was wohl auch einfach daran lag, dass sie wussten, was man im Leben von ihnen erwartete und das man dieselben Vorstellungen davon hatte, wie sie sich zu benehmen hatte. Es war nicht immer einfach und manchmal kam sie nicht umhin ihr Leben mit dem eines Sklaven zu vergleichen, nur dass sie im goldenen Käfig lebte und nicht arbeiten musste. Aber Rechte hatte sie nicht wirklich, nur jede Menge Pflichten. Sie seufzte leise. In letzter Zeit haderte sie immer öfter mit ihrem Schicksal. Unzufrieden war sie nicht wirklich, sie wünschte sich nur etwas mehr Selbstbestimmung. Prisca streichelte sie und sie genoss die kleine Zärtlichkeit.
Schließlich wurde sie um ihre Meinung gebeten. „Mhm… ich weiß nicht. Ich hab ihn nur kurz kennen gelernt und da wirkte er sehr zurückhaltend und höflich.“ Ob er zu Prisca passen würde? Wünschen würde sie es ihr. Nichts anderes hatte ihre Cousine verdient, als etwas Glück und jede Menge Liebe. „Ich glaub schon, dass ihr zusammen passen würdet“, meinte sie dann und nahm sich vor demnächst ein besseres Bild von dem Flavier zu machen. Am besten sie und Narcissa statteten ihm einen spontanen Besuch ab. Nur um ihm auf den zahn zu fühlen und sicher zu gehen, dass er es mit Prsoca ernst meinte und nicht mit ihr spielen wollte. „Also jedenfalls ist er netter wie Claudius Brutus“, sie machte eine kleine Grimasse. „Den Claudier haben wir auf dem Mercatus kennen gelernt, angetrunken, mit einem Haufen Schleimer im Schlepptau, recht aufdringlich und wollte uns glatt dazu überreden, ihn zu begleiten…“, berichtete sie um Prisca ein wenig abzulenken. „Hast du den Claudier mal kennen gelernt?“ fragte sie nun ihre Cousine.
„Ich würde gern das Gedicht einmal lesen…“, meinte sie dann recht neugierig. „Das Einzige was du im Augenblick tun kannst, ist abwarten… aber wenn du magst, kann ich mich in den garten schleichen und heraus finden wie schlecht gelaunt Marcus wirklich ist. Früher oder später wird er mit dir reden wollen und vielleicht ist es besser, wenn du den ersten Schritt machst!“