Wie Diebe stahlen sie sich ins Haus, unauffällig über den Seiteneingang und wenn sie ehrlich war, wollte sie auch in diesem Zustand niemand begegnen. Auf dem Heimweg hatte sie jede Menge zeit zum nachdenken gehabt und am liebsten wäre sie im Boden verschwunden, als sie sich ihren Weg durch Roms Straßen suchten. Immer wieder waren ihr neugierige Blicke zugeworfen waren. Es erregte aufsehen, wenn ein Sklave nur halbnackt durch Rom spazierte und von einer recht hübschen, aber zierlichen Frau verfolgt wurde. Es war ihr so peinlich, da half es wenig, dass Cimon die Passanten mit seinen grauen stechenden Augen im wahrsten Sinne des Wortes nieder starrte. Sie fühlte sich elend. Und sie wusste nicht einmal warum.
Als sie Cimon sie getragen hatte, hatte sie ein Gefühl der Sicherheit verspürt und mehr... doch sie konnte dieses mehr nicht bestimmen. Es war unfassbar, flüchtig und schön? Und dann seine Narben, es schmerzte sie, als seien es ihre. Sie verstand das nicht, es war so verwirrend. Sie war den Tränen nahe und wusste nicht einmal warum. Um sich davon abzuhalten los zu schluchzen wie ein kleines Kind, biss sie sich entschlossen auf die Unterlippe und folgte sehr schweigsam dem großen Nubier.
Erleichtert trat sie in die Villa, eine Zuflucht, ein sicherer Ort. Mittlerweile hatte ihr Kleid auch Cimons Tunika durchnässt und sie fror am ganzen Körper. Cimon war so weitsichtig, sie direkt ins Bad zu lotsen. Während er das heiße Wasser auf drehte und sich Wasserdampf auf den Kacheln sammelte entledigte sie sich ihrer nassen Kleider. Als erstes kam Cimons Tunika, welche sie sorgfältig zusammen legte und auf eine Bank legte, bei ihrem Kleid war sie nicht so sorgsam, diese landete in einem unordentlichen Haufen zu ihren Füßen, ebenso wie ihre Unterwäsche und ihre Sandalen. Die ganze zeit über wagte sie es nicht Cimon anzusehen. Sie betrachtete die Fliesen, oder das Mosaik oder ihre Kleider, aber nicht ihn. Aus Höflichkeit hatte er sich abgewandt und starrte ebenso wie sie, überall woanders hin, nur nicht zu ihr. Schnell ließ sie sich ins Wasser gleiten. Erschrocken zog sie die Luft ein. Ihr Körper war so ausgekühlt, dass es ihr vor kam, als würde bei lebendigem Leibe gekocht werden. Es stach und zwickte auf ihrer Haut, doch schnell wich das Gefühl einem angenehmen prickeln. Seufzend ließ sie sich tiefer sinken. Kurz schloss sie die Augen. Erst als Cimon ihr eine Frage stellte, drehte sie sich im Wasser um. Sie legte ihre Arme auf den Rand und wagte doch einen kleinen Blick auf ihn. Er war so beeindruckend und gleichzeitig irgendwie verletzlich...
„Cimon?“ sagte sie leise. Sie wollte, dass er ihr in die Augen sah, mehr als ihre Arme und ihren Kopf konnte er nicht sehen, der Rest war vom Becken und Wasser verdeckt. Als sie seinen Blick auffing lächelte sie ihm ernst zu. „Vielen Dank. Für alles! Du bist sehr lieb!“ Vielleicht waren ihre Worte etwas unbedacht, aber sie kamen von Herzen. Langsam nickte sie. „Geh nur meine Sachen holen. Wenn Lysandra fragt, dann sagst du ihr einfach, ich wollte ein Bad nehmen und hab dich geschickt. Sie wird dann keine Fragen stellen. In ihren Augen bin ich etwas exzentrisch!“ Sie sah ihm nach, wie er seine Tunika nahm und dann erst einmal sie allein ließ. Sie seufzte und ließ sich tiefer ins Wasser sinken. Sie tauchte vollständig unter. Ein Singsang hatte sich in ihrem Kopf fest gesetzt: Cimon, Cimon, Cimon... und dazu hatte sie das Bild vor Augen, wie er vor ihr stand, nur in Hose. Als ihr die Luft ausging tauchte sie wieder auf, doch die Stimmen in ihren Kopf wollten nicht verstummen.