Die Welt war voller oberflächlicher Menschen, die nur sehen wollten, was sie sahen. Ähnelten sich zwei Menschen bis auf die Nasenspitze, so glaubten viele, sie seien auch charakterlich sich gleich. Zwar hatte sie viel mit Narcissa gemein, aber es gab auch deutliche Unterschiede. Sie war froh darüber dass ihre Mutter sie immer gefördert hatte in ihrer unterschiedlichen Entwicklung, auch wenn sie nicht Perfekt waren. Es waren gerade diese Unterschiede, die sie so liebreizend machten.
Kurz sah sie Cimon etwas verwirrt an. Für einen Moment wurde ihr ziemlich bewusst, dass sie über ihm stand. Sie einfach mit einem Fingerschnippen über sein leben bestimmen konnte. Sie biss sich auf die Unterlippe. Aus diesem Grunde mochte sie Lysandra so sehr, sie fürchtete sich nicht davor, ihr auch manchmal die Meinung zu sagen und ihr eben nicht immer zu gefallen. Selbst wenn sie wollte, könnte sie der Sklavin kein Haar krümmen. Sie wünschte sich, dass Cimon merkte, dass er keine Angst vor ihr haben brauchte und sie wert auf seine Meinung legte. Aber da sie sich erst kennen gelernt hatten, würde er es wohl nicht wagen, sich offen zu äußern und die meisten seiner Gedanken vor ihr verbergen.
„Ich mag Lysandra so wie sie ist. Sie ist zwar schroff und hin und wieder auch unsanft. Aber sie würde weder mich noch Narcissa willentlich in Schwierigkeiten bringen. Wenn wir unter uns sind, darf sie ruhig sagen was sie denkt. Ich lege viel wert auf ihre Meinung, weil sie ehrlich ist. Es gibt viele Menschen die es nicht sind, die sich hinter ihren Titeln verbergen. Es ist schwer diese dann einzuschätzen. Ich schätze ein ehrliches Wort mehr, als eine wohlgemeinte Lüge“, Gedanken verloren drehte sie eine Strähne zwischen den Fingern und löste auch sogleich wieder ihre frisch gesteckte Frisur auf. Eher unbeabsichtigt, was ihr einen kecken Ausdruck verlieh.
Sie lächelte, als er meinte dass es Dumm sein, jemanden zu verurteilen nur weil er Stroh im Haar hatte oder eben ein wenig anders war, als der normale Bürger. Aber meist wurden eben doch erst Urteile gefällt, ehe man einen Menschen kennen gelernt hatte. Deswegen hatte sie es nicht immer leicht mit ihrer offenen, schon fast naiven Art.
„Die meisten haben bereits eine vorgefertigte Meinung. Wenn sie einen Sklaven sehen, sehen sie nur einen Sklaven, nicht den Menschen dahinter, mit seiner Geschichte und auch seinem Leid. Wenn sie Zwillinge sehen, glauben sie dass diese sich in absolut allem gleichen. Ich bin meiner Mutter dankbar, dass sie dafür gesorgt hat, dass ich mir nicht viel aus der Meinung anderer mache, doch leicht ist es meist nicht.“
Ein breites Strahlen zeigte sich auf ihren Zügen. Begeisterung funkelte aus ihren Augen, als Cimon sich bereit erklärte sie zu begleiten. Kur überlegte sie, was sie sich gern ansehen wollte.
„Noch kenne ich Rom kaum…“, sagte sie nachdenklich und zeigte dann ein breites Grinsen. „Lass uns zum Theater gehen. Und einmal nachsehen, welche Stücke aufgeführt werden. Dann können wir einmal alle gemeinsam hingehen!“ sie ging einfach davon aus, dass Titus und Narcissa und Cimon gern mit kommen wollten.