„Domnia!“ drang es gedämpft durch die Decken und Kissen. „Nun steh endlich auf! Es warten schon alle wegen dem Frühstück“, ermahnende Worte die sie nicht hören wollte. Stattdessen zog sie sich ihre Decke nur fester um den Körper. Sie brummte eine Entgegnung die mehr ein Protest war. Sie hasste es, wenn sie schon früh geweckt wurde und heute fiel ihr das Aufstehen schwerer als sonst. Bis spät in die Nacht hatte sie mit gefeiert und mehr Wein getrunken, als sie vertrug. Das Ergebnis war das sie völlig müde war und Kopfschmerzen hatte. „Domina!“ erklang es erneut, diesmal energischer.
„Geh weg!“ jammerte sie. Es wurde Still um sie herum. Anscheinend hatte sie gewonnen. Leicht streckte sie sich, kuschelte sich tiefer in ihr Kissen und wähnte sich schon im Land der Träume, als ihr mit einem Male die Decke mit einem Ruck weg gezogen wurde. Sie kreischte auf, denn eisige Morgenluft schlug ihr entgegen. Lysandra hatte das Fenster weit geöffnet und ließ Luft und Licht hinein. Sie kniff die Augen zusammen, denn das grelle Licht stach ihr in die Augen und verstärkte noch das dumpfe Pochen hinter ihren Schläfen. Gequält drückte sie ihre Handflächen auf die Augen und rollte sich auf dem Bett zusammen. Sie fror und sie wollte doch nur im Bett bleiben.
„Du hast eine Verpflichtung!“ erklang es gnadenlos. „Die gesamte Familie will heute gemeinsam Frühstücken und du bist auch ein Teil davon! Narcissa hat sich nicht so gesträubt!“
Mühsam blinzelte sie gegen die Helligkeit. „Ich will nicht!“ erwiderte sie schmollend und versuchte wärme in ihrem Nachthemd zu finden. Vergeblich! Wie eine Matrone und mit strenger Miene stand die Sklavin an ihrem Bett. „Wenn du nicht aufstehst, dann leere ich die Waschschüssel über dich!“ erklang es drohend. „Geh weg!“ sagte sie noch einmal, wusste aber, dass die Sklavin ihre Drohung ernst meinte und zu allen Mitteln greifen würde um sie aus dem Bett zu bekommen. Ähnliche Kämpfe hatte sie auch schon mit ihrer Mutter gehabt. Kurz überlegte sie, ob sie es darauf ankommen lassen sollte, dann entschloss sie sich doch, folge zu leisten. Mit einer Grimasse und einem wütenden Blick in Richtung der Sklavin rollte sie sich aus dem Bett. Leicht schwindelte ihr und ein Blick in den Spiegel verriet ihr, dass sie furchtbar aussah, genauso wie sie sich fühlte.
„Ich hasse dich“, grollte sie, doch Lysandra nahm es mit einem Schulterzucken. Lange würde dieser Groll nicht anhalten. Flora war nicht wirklich nachtragend, nur eben ein Morgenmuffel und an diesem tage auch noch verkatert. Kein Wunder bei dem rauschenden Fest das gefeiert worden war. Doch trotz allem waren die Zwillinge eine Musterbeispiel guten Benehmens gewesen. „Ich will ein Bad!“ sagte sie.
„Das würde jetzt zu lange dauern. Aber ich verspreche dir nach dem Frühstück bekommst du eines!“ sagte sie und dirigierte die Aurelia erst zur Waschschüssel und dann zum Frisiertisch. Innerhalb kürzester zeit hatte sie aus dem zerknautschten schlecht gelaunten Zwilling eine vorzeigbare hübsche junge Dame gemacht. Zwar war sie noch blasser wie sonst, aber das würde keinem auffallen. Die resolute Sklavin hatte Flora in eine schlichte weiße Tunika gesteckt und die wilde Lockenpracht nur gründlich durchgebürstet. Kurz kniff ihr Lysandra in die Wangen."Aua!" „Damit du etwas Farbe bekommst!“ war die kurze Erklärung. Kritisch musterte die Sklavin sie noch einmal und nickte dann zufrieden. „Husch, husch, im großen Triclinium warten schon alle!“ Etwas unsanft wurde sie aus ihrem Zimmer geworfen. Für einen Protest war es zu spät. Seufzend ergab sie sich ihrem Schicksal.
Zu ihrem Verdruss musste sie dann fest stellen, dass sie mit eine der Ersten war. Nur Marcus war bereits auf und das frisch gebackene Ehepaar. Lysandra hatte sie sogar noch vor Narcissa aus dem Bett geschmissen. Dieses Biest! Dennoch verdrängte sie all die düsteren Gedanken und täuschte über Kopfweh und Unwohlsein hinweg, indem sie strahlend in die Runde lächelte. „Guten Morgen!“ grüßte sie und ließ sich dann auf eine der Klinen sinken. Mit Septima hatte sie sich noch nicht wirklich unterhalten können.