Beiträge von Aurelia Flora

    Ursus wirkte sehr nett und freundlich, sie musste lachen, als er seine Späße mit ihrem Bruder trieb und diesen ein wenig ärgerte. In Zukunft würden wohl auch sie Beide ihn hin und wieder aufziehen. Es freute sie zu hören, dass sich Ursus zeit für sie nehmen würde um sie zu begleiten. Die Aussicht durch Rom zu spazieren, war einfach zu verlockend. Auch sie sah Manius an, als er gefragt wurde, welche Lieblingsplätze er hatte. So konnten sie schon einmal abschätzen was sie erwartete, wenn sie dann ihren großen Bruder dazu überredet hatten mit ihm Rom zu erkunden. Vermutlich würden sie ihm keine Ruhe lassen, bis er sich Zeit für sie nahm. Wenn sie etwas wollten, vor allem wenn sie gemeinsam etwas wollten, dann konnten sie sehr penetrant sein.


    Pferderennen das klang spannend. Bisher hatten sie bei einem solchen Spektakel noch nicht zugesehen. „Wenn es sich ergibt, werden wir gern die Goldenen anfeuern!“ sagte sie mit einem Blick zu ihrer Schwester. Was sie besonders interessiert? Im Augenblick war das eigentlich alles, was mit Rom zu tun hatte. Aber eine gewisse Vorliebe für das Theater hatte sie schon. „Ins Theater würden wir auch gern einmal gehen wollen!“

    Noch einmal musste sie gähnen, wirklich wach war sie immer noch nicht. Außerdem war es im Bett so herrlich gemütlich und wenn sie die Augen zu machte, konnte sie sich zumindest vorstellen, dass sie bei ihrer Mutter waren und nicht hier in Rom. Aber eigentlich wollte sie auch nicht vor der Realität weg laufen, sie hatte sich doch eigentlich gefreut, endlich mal der Langeweile entkommen zu können.
    Als sie dem Blick ihrer Schwester dann begegnete und diese dann auch einen Überfall der Bibliothek ankündigte musste sie lachen und ihre trüben Gedanken waren wie weg geblasen. „Ich ahne wo ich dich die nächsten Tage nur noch finden werden!“ kicherte sie. So langsam schwand ihre Müdigkeit und machte Abenteuerlust platz. „Naja ich war auch müde“, entgegnete sie dann, als Narcissa meinte sie hätte wie ein Stein geschlafen. „Die Reise war doch anstrengend... aber“, nun grinste sie wie ein kleiner frecher Kobold, „ich hätte Lust mir jetzt Rom anzusehen und vielleicht auch ein wenig einkaufen zu gehen. Ich fürchte nämlich, das meine ganzen Kleider total unpassend und langweilig sind!“ meinte sie und ließ sich gestreckt ins Kissen fallen. Einen Moment später kletterte sie dann aus dem Bett, es freute sie fest zu stellen, dass der Boden beheizt war. Sie griff sich das Glas mit der Milch und kam dann zurück zu Narcissa.
    „Wir können Mutter ja einen Brief schreiben und Manius nachher fragen ob er auch einige Zeilen für sie hat und dann gemeinsam ihn dann verschicken“, schlug sie vor. Schneller als ihr Lieb war, war die Milch alle und sie verspürte Hunger. „Was hältst du von Frühstück?“ Sie würde sich zwar noch anziehen müssen, aber das ging schnell, solange sie nicht darauf wert legte sich jetzt die Haare machen zu lassen.

    Unter der Decke war es herrlich gemütlich, auch wenn sie sich am Abend zuvor noch völlig fremd gefühlt hatte. Als sie dann nach einer Weile spürte, wie sich jemand neben sie legte, wusste sie, dass es Morgen war, auch wenn sie noch keine Lust verspürte wirklich wach zu werden. Wie jeden Morgen blieb sie einfach noch liegen und wandelte durch das Traureich. Aber schließlich regte sie sich dann doch unter der Decke und drehte das Gesicht zu ihrer Schwester. Blinzelnd sah sie ihr Ebenbild an. „Morgähn…“, nuschelte sie in die Decke und gähnte noch einmal, während sie sich streckte. Schließlich blinzelte sie ein wenig und richtete sich dann auf. Sie zog die Knie an ihren Körper, schlang ihre Arme um die Beine und bettete den Kopf dann darauf. Wie immer wirkte Narcissa munter und strahlte sie bereits an, wie der Sonnenschein.
    „Ich hab mich nicht verlaufen!“ versicherte sie ihr grinsend und ließ den Blick über die ungewohnte Umgebung gleiten. „Irgendwie ungewöhnlich nicht in den vertrauten vier Wänden auf zu wachen“, sagte sie und kräuselte kurz die Nase. „Irgendwie vermisse ich ein wenig Terentum… ich komm mir hier noch so fremd vor“, gestand sie gegenüber Narcissa. Sie ahnte, dass es ihrer Schwester ähnlich ging und sie eigentlich darauf gewartet hatte, mit ihr darüber zu reden. Wie gut das sie einander hatten, so gab es doch immer etwas vertrautes und sie waren nie allein.


    „Bist du schon lange wach?“ fragte sie dann und strich sich eine Strähne aus dem Gesicht.

    Ein langer aufregender Tag neigte sich dem Ende, obwohl sie reichlich erschöpft war, blieb sie dennoch einen Moment unschlüssig in ihrem Zimmer stehen. Ihr Blick wanderte durch den Raum, die Truhen waren ausgeräumt und die vielen kleinen persönlichen Dinge, gaben dem Zimmer seinen eigenen Charme, dennoch war es nicht dass selbe wie zu Haus in Terentum, es war alles noch so ungewohnt, das Bett war ein anderes und auch der Blick aus dem Fenster. Statt Wiese und Felder, sah sie nur einen kleinen Teil des Gartens und dahinter schon die Mauer und die Dächer anderer Häuser. Ihr Blick glitt hinüber zu der anderen Tür, dahinter war das Zimmer von Narcissa, kurz überlegte sie sich rüber zu schleichen und sich an ihre Schwester zu kuscheln, nur um etwas vertrautes zu haben. Leicht schüttelte sie über sich selbst den Kopf, das war doch albern. Jetzt wo sie endlich dem langweiligen Landleben entkommen war, hatte sie auf einmal Heimweh. So war sie doch sonst nicht. Schließlich nästelte sie entschlossen an der goldenen Spange die ihre schwere pala zusammen-hielt. „Ich helf dir domina!“ erklang die Stimme Lysandras hinter ihr und erfahrene Finger halfen ihr aus dem schweren Kleidungsstück. „Danke“, lächelte sie der Sklavin müde zu. Nur einen Augenblick später, lag sie dann auch zwischen decken und Kissen und schlummerte schneller als sie gedacht hätte.


    Im Gegensatz zu Narcissa war Flora jedoch ein Morgenmuffel, während ihre Schwester sich schon im ersten Licht des Tages anzog, drehte sie sich noch einmal um und zog sich die Decke über den Kopf. Sie murmelte etwas unverständliches im Schlaf. Mehr als ein paar verwirrte dunkle Locken waren nicht von ihr zu sehen, vielmehr war sie ein kleiner Hügel aus Lacken. Das leise Klopfen an ihrer Verbindungstür bekam sie gar nicht mit, statt dessen schien sie sogar noch ein wenig tiefer in den Schlaf zu sinken.


    „Mhm....“, machte sie wie aus Reflex als die allmorgendliche Frage kam, ob sie bereits wach war.

    Titus schien nett zu sein, zumindest auf den ersten Eindruck. Schnell versicherte sie ihm: „Manius hat nur Gutes über dich erzählt!“ Sie bemerkte wie er Sie und Narcissa offen musterte. Es war nicht das erste Mal an diesem Tag, dass sie so beäugt wurden. Anscheinend suchte er nach Merkmalen, wie er sie auseinanderhalten konnte. Äußerlich würde es schwer werden, sie ähnelten einander bis in die Haarspitzen, nur ihre Unterschiedliche Kleidung verriet meist, wer wer war. Nur irgendwie hatten sie nie ihre Mutter täuschen können. Zur Begründung hatte sie einmal gesagt, sie wisse eben, wer ihre Töchter sind.


    Während Manius wohl eher etwas reserviert war, so war Titus schon fast das Gegenteil davon. Er schien sich darüber zu freuen, mit ihnen Rom unsicher machen zu können. Kurz wechselte sie mit Narcissa einen Blick, das schien ja Spaß zu versprechen. „Wir würden uns freuen, wenn du dann Zeit hast!“ lächelte sie, ohne darauf zu warten, was Ihr Bruder von der Idee hielt. In diesem Moment wurde schon ein klein wenig deutlich, dass sie den etwas impulsiveren Charakter hatte. Aber es kam auch imemr auf die Situation an, in manchen dingen übernahm auch schon mal Narcissa die Führung.


    Leicht schüttelte sie den Kopf. Sie hatte noch keine wirklichen Vorstellungen davon, was sie von Rom sehen wollte. Wichtig würde wohl in erster Linie sein, dass sie sich nicht im Gewirr der Straßen verirrten. „Noch nicht wirklich“, kurz sah sie zu Manius hinüber. "Manius will uns seine Lieblingsplätze zeigen!"

    Kleinere Streitigkeiten wegen Büchern oder anderer kleiner Dinge gehörte dazu. Auch wenn sie sich nicht ganz so häufig in die Haare gerieten wie andere Geschwister. Sie konnten sich auch beide nicht lange Gram sein. Sie brauchten einander wie die Luft zum atmen. Aus diesem Grund waren sie bisher noch nie länger als ein paar Stunden getrennt gewesen.
    Die Tür öffnete sich und ein unbekanntes Gesicht erschien, welches sich dann als Familienmitglied herausstellte: Titus Aurelius Ursus. Sie schenkte ihm ein Lächeln, als Manius sie Beide vorstellte. Vermutlich würde Titus sie nur für den Moment auseinander halten können, wenn sie einander das nächste Mal begegneten würde er nicht wissen, wer wer war. So war das bisher fast immer gewesen. „Salve Titus!“ grüßte sie und nickte dann zustimmend zu den Ausführungen Narcissas. Sie kicherte, als sie den blick ihres Bruder auffing, der wohl so viel hieß wie: Bring mir die beiden nicht auf dumme Gedanken. Dabei hatte er ihnen ja bereits versprochen Rom zu zeigen.
    „Manius will uns bei Zeiten Rom zeigen“, kurz sah sie erst zu Narcissa und dann zu Manius, ehe sie einen Vorschlag machte: „Du kannst uns ja begleiten…“

    Zumindest hatten sie am Ende über Umwege erfahren, mit wem sie sich unterhielten. Er war ihnen auch nicht Böse, dass sie ihn nicht erkannt hatten -wie denn auch, ihre Mutter hatte nur dürftig die Verwandten aus Rom beschrieben- er nahm es mit Humor. Erleichtert lächelte Flora und war sehr froh darüber, dass sie nicht allein war in dieser Stadt und dass sie alle Erfahrungen die sie machte, mit jemandem teilen konnte. Heute Abend würden sie wohl wieder nebeneinander im Bett liegen und sich alles erzählen, was ihnen durch den Kopf ging und was sie von Ihrem Bruder und Corvinus und allen anderen hielten.
    „Wir waren zwei oder drei, bevor Mutter mit uns auf Land gezogen ist“, meinte sie mit einem entschuldigendem Lächeln. Seit dem waren vierzehn Jahre vergangen und sie hatten einige andere Menschen kennen gelernt und die Gesichter der Verwandten waren verblasst. Das brachte die Zeit nun einmal mit sich. Selbst an ihren Bruder hatte sie sich nicht wirklich erinnern können, er hatte sie eben sehr selten besucht.
    „Die Köchin in Terentum konnte uns nie aus einander halten“, schränkte sie die Aussage ihrer Schwester ein und grinste dann schief. Sie wusste gar nicht wie das kommen konnte, sie waren doch grundverschieden, einmal von ihrem Aussehen abgesehen. Prisca kannten sie schon, von Briefen her und einigen Besuchen.

    Es waren nur wenige Schritte bis in die angrenzende Bibliothek. Sie ließ ihren Blick über die hohen Regale schweifen, welche voll gestopft waren mit Tafel, Pergamentrollen, Büchern und Schriften. Ein Lächeln huschte über ihre Züge, auch wenn sie nicht ganz so viel las wie ihre Schwester, so hatte sie auch Freude an dem geschriebenem Wort und sie würde sich auch einmal durch die Regale stöbern. Vor einem der Regale blieb sie stehen und zog nach belieben eine Schriftrolle nach der anderen raus und warf auf jede einen kurzen Blick. Nur ganz nebenbei hörte sie ihrem Bruder zu, während er über die vielen Vertreter der Literatur erzählte. Als dann die Frage auf die Lieblingsautoren kam, steckte sie die Schriftrollen wieder zurück und kehrte zu ihren Geschwistern zurück.


    „Mir haben es ja die Fabeln von Avianus angetan und auch einige Dramatiker: Publius Terentius Afer oder Turpilius", zählte sie auf. "Aber auch De deo Socratis* von Apuleius ist ein wunderbares Werk!" Manchmal hatte ihre Mutter bemängelt, sie würde sich nur mit den leichten Dingen des Lebens beschäftigen und mehr Mode und Schmuck im Kopf hat, als vernünftige Dinge. Doch der Eindruck hatte getäuscht, sie war genauso klug wie Narcissa, nur hatte sie eben einige andere Interessen.


    Sim-Off:

    *Über den Gott des Sokrates

    Es hatte seine Vorteile, wenn man einander auch ohne Worte verstand und sich mittels kurzen Blicken verständigen konnte. Schließlich brachte Narcissa den Mut auf einen Ansatz zu starten um heraus zu finden, mit wem sie es jetzt zu tun hatten. Ganz dezent und zu ihrem Pech, interpretierte er ihre Frage völlig falsch. Irgendwie war es schon urkomisch, normaler Weise hatten immer die Leute Schwierigkeiten sie auseinander zu halten und rätselten immer Wer Wer war, aber das es ihnen einmal auch so gehen würde, hätten sie nicht gedacht. Nicht den kleinsten Hinweis bekamen sie. Das war ja zum Mäuse melken… Wie in einer Verwechslungskomödie, nur waren sie einmal nicht die Hauptdarsteller.


    Er plauderte einfach weiter, bis ein weiterer Name fiel und ihr so langsam aufging, wer da vor ihnen saß. Hatte ihr Bruder nicht erwähnt, das Corvinus mit Flavia Celerina verheiratet war. Sie sah ihre Chance. „Celerina ist doch deine Frau?“ vermutete sie einfach mal. „Oder verwechsle ich da was?“ hackte sie freundlich nach. Das hätte ja peinlich werden können.

    Eigentlich wäre Flora am liebsten sofort nochmal durch Rom gezogen, aber sie sah ein, dass sie erst einmal wohl richtig ankommen sollten und auch erst einmal einrichten, ehe sie einen erneuten Ausflug durch Rom machten. Dennoch konnte sie es nicht erwarten, sich einmal auf den berühmten Märkten umzusehen. Aber sie konnte sich Gedulden. Doch vorerst schob sie den Gedanken an einen Einkaufsbummel beiseite und widmete sich den wichtigeren Themen der Politik und der Familie.


    Kurz zuckte sie mit den Schultern, sie wollte eigentlich ihren Bruder erst einmal näher kennen lernen. Das auspacken konnte noch etwas warten und müde oder erschöpft war sie nicht. Eher das Gegenteil war der Fall, sie hatte zu viele Energien übrig nach der langen Fahrt in der Kutsche. Sie war neugierig auf ihr Neues zu Hause, die Familienmitglieder und auch wollte sie nach ihrer Stute sehen. Fragend sah sie Narcissa an, sie würde sich erst einmal nach ihrer älteren Schwester richten. Aber wenn es nach ihr ginge, so würde sie einfach erst einmal hier sitzen bleiben.


    Schließlich zählte Manius die Familienmitglieder auf, denen sie begegnen konnten. Ob alle wussten, dass sie kommen würden und schon angekommen waren? Sie war jedenfalls neugierig auf ihre Verwandten. Ein paar Namen hatte sie schon gehört, ihre Mutter hatte ihnen von einzelnen Mitgliedern der Familie erzählt. „Ich bin jedenfalls schon gespannt darauf, alle kennen zu lernen!“

    Zustimmend nickte sie, als er vorschlug, dass sie gleich hinein gehen sollten, Erkälten würde sie sich nicht ganz so schnell, wie es den Anschein machte, aber sie würde sich gerne aufwärmen. Zwar mochten sie recht zierlich sein, blass und zerbrechlich wirken, aber sie waren robust. Entgegen aller Erwartungen die ihre Mutter nach ihrer Geburt gehabt hatte. Sie waren keine empfindlichen Pflänzchen, sondern doch ein wenig wie Unkraut das nicht vergehen wollte. Es war wirklich eine kluge Entscheidung ihrer Mutter gewesen, aufs Land zu ziehen. Auch wenn dies zu einigen Spannungen in der Familie geführt hatte.


    Flora konnte nicht anders, sie musste bei dem Anblick ihrer Schwester grinsen. Wie so häufig tappte sie einfach in Situationen hinein. Aber nicht nur Narcissa besaß diese Eigenschaft, auch sie konnte sich oft nicht erklären, wie genau sie warum und ausgerechnet in diesem Moment irgendwo hinein geraten war. Sie waren Beide nicht wirklich tollpatschig. Traumtänzer, das beschrieb sie recht gut. „Schlafmützchen“, kicherte Flora liebevoll und ergriff die Hand ihrer Schwester, drückte diese aber aufmunternd. Ehe Narcissa sagen konnte, ob sie mitkommen wollte, wurde sie einfach mitgenommen. Mit einem kurzen Blickaustausch machte sie ihr klar, dass sie keine Ahnung hatte, mit welchem Familienmitglied sie es gerade zu tun hatten und sie noch nicht danach gefragt hatte. Es war schon von Vorteil, wenn man sich auch ohne Worte verstand.


    Corvinus führte sie durchs Haus hinein in einen gemütlichen Raum. Immer wieder ließ sie ihren Blick herum gleiten und sah sich um. Das war also ihr neues zu Hause. Eine Sklavin huschte kurz in den Raum, nickte, als den Wunsch vernahm und eilte dann wieder davon. Sie ließ sich ihm gegenüber in einen Sessel sinken. Die Kohlenpfanne strahlte angenehme wärme aus und vertrieb schnell die Kälte aus ihren Gliedern.

    Kurz nickte sie. Es gab ja jetzt auch nichts mehr wirklich zum Thema seiner Verlobten etwas zu sagen. Zumindest so lang nicht, wie sie Arvinia noch nicht kennen gelernt hatten. Dennoch fragte sie sich, wie sie wohl war und ob sie etwas gemein hatte mit ihnen.


    Das sie für den jeweils Anderen antworteten, hatten sie sich irgendwann angewöhnt. Es lag aber auch vor allem daran, dass es wohl niemand auf der Welt gab, der sie kannte als Narcissa. Ebenso wusste Flora absolut alles über ihre Schwester. Als Orestes erzählte, dass es im Hause eine eigene Bibliothek gab, wusste sie bereits, wo sie ihre Schwester in Zukunft finden würde. Das sich Kleider und Schmuck und all der ganze Flitterkram für sie finden würde, war ihr schon klar gewesen. Rom wäre nicht Rom, ohne seine Händler und Geschäfte. Sie freute sich schon auf einen ausgiebigen Einkaufsbummel. Als er sie dann noch ermahnte das nicht alle Ecken Roms ungefährlich waren, nickte sie. „Keine Sorge, wir werden nicht allein durch Rom rennen“, versprach sie ihm. Umso mehr freute es sie dann, dass er gerne ihnen zeigen würde, wie Rom für ihn aussah. „Es muss ja nicht sofort sein. Wir sind ja gerade erst angekommen.“ Außerdem hatten sie ja heute schon etwas von Rom sehen können. Auch wenn Lysandra über diesen Vorschlag nicht gerade erbaut gewesen war. Aber sie waren ja völlig unbeschadet in der Villa Aurelia angekommen, wenn man einmal von den Flecken auf ihren Kleidern absah.


    Dass er sich über ihr Angebot freute, dass sie ihm bei seinem Wahlkampf helfen wollte, war ihm anzusehen. Als er dann seinen Vorschlag vorbrachte, musste sie lachen. „Wir lassen uns was einfallen!“ versprach sie ihm und überlegte schon, mit was sich die Menschen für ihre Familie begeistern lassen würden. Kurz tauschte sie einen schelmischen Blick mit Narcissa.

    Schon allein um den Regeln der Höflichkeit zu folgen, war es an ihrer Pflicht sich darüber zu freuen, dass sich ihr Bruder verlobt hatte und ihm dazu auch noch zu versichern, dass sie seine zukünftige Frau nur zu gern kennen lernen wollten. Ihre Mutter hatte immer sehr darauf bestanden, dass ihr Benehmen nur das Beste war. Immer höflich, zurückhaltend und bloß nicht anmerken lassen, das ihnen etwas unangenehm war. Aber so langsam lockerte sich die Stimmung und war nicht mehr ganz so steif. Es war eben noch sehr ungewohnt nun bei ihrem Bruder zu leben. „Sie ist sicherlich ganz nett“, sagte sie noch. Später würden sie sich Gedanken darüber machen, wann und wie sie das treffen mit seiner Verlobten arrangieren würden. Am besten etwas unverfängliches. Ein Essen oder etwas ähnliches.


    „Schon so bald?“ fragte sie verwundert, als sie erfuhr, dass die Wahlen schon in einer Woche sein würden. Da waren sie wohl zur rechten Zeit nach Rom gekommen. „Wenn wir dir irgendwie helfen können, dann sag es“, erklärte sie ihm. Vielleicht etwas überraschend, aber es war ein ehrliches Angebot.


    Schließlich kam er auf das Thema, dass sie einander kaum kannten und so gut wie nichts über die Vorlieben wussten. Aber mit der Zeit würde es schon kommen. Kurz tauschte sie wieder mit Narcissa einen Blick. Sie war sich nicht ganz sicher was sie ihm antworten sollte. Aber dann gab sie sich einen Ruck. „Narcissa kannst du mit Büchern glücklich machen!“ erklärte sie dann und antwortete einfach stellvertretend für ihre Schwester. So hielten sie meist bei solchen Gesprächen.

    Flora nickte leicht, als er verwundert nachfragte, dass sie über den Landweg gekommen waren. Doch ehe sie zu einer Erklärung ansetzten konnte, gab er sich auch schon selbst eine Antwort. Zwar hatten sie sich aus anderen Gründen entschieden nicht den Seeweg zu nehmen, aber seine Argumentation klang auch viel besser als ein Uns stand einfach der Sinn danach.
    „Narcissa ist in ihrem Zimmer und packt aus“, erklärte sie ihm und gab ihm auch gleich einmal ganz zufällig darüber Auskunft, welche der Schwestern sie nun war. Sie waren zwar Zwillinge und auch wirkliche meistens gemeinsam anzutreffen, aber es gab eben auch Momente in denen sie eben mal nicht zusammen hockten. „Ich wollte mich erst einmal umsehen“, fügte sie erklärend hinzu. Fragte sich, mit wem sie es eigentlich zu tun hatte. „Mit Manius haben wir gerade erst geredet“, fügte sie dann noch bestätigend hinzu. Aber wo sich ihr Bruder jetzt rum trieb, konnte sie beim besten Willen nicht sagen.
    Da sie nicht damit gerechnet hatte bei ihrem Rundgang im Garten zu landen, hatte sie sich auch keine pala übergeworfen. Ein wenig frösteln tat sie schon und als er sie danach fragte. Außerdem konnte es nicht schaden, ihn näher kennen zu lernen. „Ein wenig kalt ist mir schon. Ich leiste dir gern Gesellschaft“, ging sie dann auf seine Einladung auch ein. Doch vorher wollte sie ihre Neugierde stillen. „Was sind das eigentlich für Pflanzen?“ fragte sie und deutete auf das Beet. Diesen Moment nutze Narcissa um wie aus heiterem Himmel aufzutauchen. Verwundert sah sie ihre ältere Schwester an, als diese traumtänzerisch beinahe in –seinen Namen wusste immer noch nicht- hinein lief. Ein breites Grinsen zeigte sich auf ihren Zügen. „Da bist du ja!“

    Während ihre Gedanken noch um die Reaktion ihrer Mutter kreisten, wenn sie erfuhr, dass ihr Sohn heiraten würde, rettete Narcissa ein wenig die Situation. Abgelenkt wurde sie dann, als er eröffnete dass es eine Liebesheirat sein würde. Das war doch mal wirklich ungewöhnlich. Sie wusste, dass sie eine arrangierte Ehe erwartete und ihre Mutter hatte sich ja schon in Terentum die größte Mühe gemacht, einen geeigneten Mann für sie zu finden. Doch zu ihrem Glück hatte es keinen solchen gegeben. Nun würde es wohl Manius zufallen, einen solchen für sie zu finden. Auch sie war eine kleine Träumerin und wünschte sich bisweilen einen Prinzen, welchem sie ihr Herz schenken konnte, doch war sie realistisch genug um zu wissen, dass dies nur ein Traum bleiben würde. Es war ihre Pflicht sich den Wünschen ihres Bruders zu fügen, wenn es denn einen solchen geeigneten Kandidaten gab. Sie konnte sich glücklich schätzen, wenn sie dann ihren Ehemann mochte. Doch noch schien ein Ehemann in ferner Zukunft zu liegen. Im selben Satz, wie er ihnen von seiner Hochzeit erzählte, zerstreute er auch ein wenig ihre Besorgnis. Er hatte es Mutter also doch mitgeteilt, zwar ziemlich spät, aber besser als wenn sie es von ihren Töchtern erfahren hatte, deren Bericht sie regelmäßig erwartete.
    „Das klingt wundervoll“, sie klang nun etwas enthusiastischer und lächelte auch wieder herzlich. „Ich würde sie gern kennen lernen!“ fügte sie hinzu.


    Was sie jedoch darauf sagen wollte, welche Pläne und Möglichkeiten sie in Rom erwarteten, wusste sie nicht. Sicher sie hatten bereits die Köpfe deswegen zusammen gesteckt, aber es waren teilweise einfach auch nur wilde Fantastereien gewesen. Interessanter war wohl eher die Frage, was er von ihnen sich erhoffte und erwartete und welche Pläne er hatte.

    Leise Schritte auf dem Kies vertrieben die rätselnden Gedanken. Sie hob den Kopf und sah einem ihrer verwandten entgegen. Ein Sklave konnte es nicht sein, dazu war die Kleidung deutlich zu gut. Sie ließ den Schutz wieder über die zarten Gewächse fallen und überlegte fieberhaft, welcher ihrer unzähligen Verwandten es war. Das Gesicht kam ihr so gar nicht bekannt vor, sie waren ja gerade erst zwei Jahre gewesen, als sie das letzte Mal in Roma gewesen waren. Das sie sich da noch an irgendwelche Gesichter erinnern konnte war so gut wie unmöglich.
    „Die Reise war nur etwas holprig, ansonsten nicht wirklich anstrengend“, berichtete sie und grübelte um wen es sich handeln konnte. Ihre Mutter war auch nicht sonderlich hilfreich gewesen, als es um die Beschreibung der Familienmitglieder ging. Das es ihrem gegenüber ähnlich erging, konnte sie nur erahnen. Schließlich taten sich viele schwer sie und ihre Schwester auseinander zu halten. Äußerlich waren sich die Mädchen sehr ähnlich, doch Charakterlich waren sie wie Tag und Nacht. Zumindest empfanden die Zwillinge dies so. Das war eine der Gründe warum die beiden Mädchen davon ausgingen, dass man sie anhand dieser Tatsache doch unterscheiden musste. Doch dies war im Augenblick nur eine Nebensache. Ehe sie jemand auseinanderhalten konnte, würde wohl noch einige Zeit vergehen, schließlich waren sie gerade erst in Rom angekommen. Unbewusst strich sie ihr Kleid glatt.
    Freundlich hieß er sie in Rom Willkommen und sie schenkte ihm ein scheues Lächeln. „Danke. Die Reise war ereignislos“, wieder vermied sie es langweilig zu sagen.

    Seit ihrer Ankunft in Rom waren erst ein paar Stunden vergangen. Nachdem sie sich ihr neues Timmer angesehen hatte, trieb nun die Neugierde sie durchs Haus. Ihr Gepäck hatte sie noch nicht ausgepackt, noch türmten sich Kisten, Truhen und Taschen in einem herrlichen Durcheinander mitten in den großzügigen Räumen, welche ihr nun zur Verfügung standen. Doch ehe sie es sich gemütlich machen wollte, wollte sie erst einmal wissen, wohin genau sie es verschlagen hatte. Die Villa Aurelia war wesentlich größter als das Landhaus ihrer Mutter und sie würde wohl einige Tage brauchen, bis sie sich ohne Schwierigkeiten zu Recht fand. So tapste sie etwas ziellos durch die leeren Gänge. Es war kein Sklave zu sehen und auch kein anderer Bewohner des Haues. Wo sie wohl alle waren? Leicht zuckte sie mit den Schultern, für den Moment war es egal, über kurz oder lang würde sie sicher ihren Verwandten über den Weg laufen. Spätestens zur gemeinsamen Cena. Vorbei an einigen Mosaiken, um eine Ecke, wo sie beinahe eine Vase um rempelte, diese aber noch rechtzeitig auffangen konnte –manchmal war sie so was von ungeschickt-, stand sie mehr oder weniger ziemlich plötzlich im Garten. Viel zu sehen gab es nicht, der Winter schien die unzähligen Beete fest im Griff zu haben. Neugierig geworden streifte sie zwischen einigen Sträuchern umher und entdeckte dabei eine etwas merkwürdige Konstruktion. Einige der Pflanzen schienen abgedeckt worden zu sein. Wozu? Einen Moment dachte sie über dieses Rätsel nach, ehe es ihr wie Schuppen von den Augen fiel, um die zarten Gewächse vor der Kälte zu schützen. So war dies ja auch bei ihnen im Garten gehandhabt worden. Nur das es eben in Terentum doch etwas milder war. Was für Pflanzen es wohl waren. Ein Blick würde sie sicher riskieren können. Vorsichtig zog sie den Schutz über den Pflanzen an einer Stelle etwas beiseite. Nur soviel, dass sie sehen konnte was sich darunter befand. Im ersten Moment wirkten die Gewächse ziemlich langweilig. Grüne Blätter und keine Blüten –es war ja auch Winter. Eigentlich hatte sie irgendwie etwas Aufregendes erwartet. Doch zwischen einigen der fleischigen Blätter konnte sie eine zarte Knospe entdecken. Kurz überlegte sie, ob es klug war, eine der Pflanzen anzufassen, dann aber ließ sie diesen Gedanken fallen. Jemand hatte sich viel Mühe gegeben um diese vor Frost zu schützen, da sollte sie wohl nicht die ganze Mühe durch ihre Unachtsamkeit zunichte machen. Etwas gedankenverloren hockte sie also nun vor dem Beet starte auf die Pflanzen unter ihrem Schutz. Was das wohl für welche waren, gesehen hatte sie diese noch nicht. So in ihre Gedanken vertief bemerkte sie gar nicht, dass sie nicht allein war.

    Lysandra wich ihren beiden Herrinnen selten von der Seite. Ihr war die wichtige Aufgabe übertragen worden, auf die Zwillinge zu achten, wenn sie nach Rom kamen. Nicht immer einfach, oftmals eine Herausforderung, aber da sie die beiden Kobolde, wie sie insgeheim die Aurelia nannte, ins Herz geschlossen hatte, ging sie dieser Aufgabe mit Leidenschaft nach. Auch wenn es sie so einige nerven kostete. Dabei hatte sie schon schlimmeren Frauen gedient, die Mädchen waren eigentlich umgänglich, selten zickig, froh Naturen und mit wenigen Ansprüchen, welche sich wohl nun ändern würden. Aber sie musste das wandelnde Gewissen sein und die beiden jungen Damen ständig daran erinnern, dass sie einen gewissen Stand hatten, welchen sie auch zu präsentieren hatten. Natürlich waren sie sich dessen bewusst, aber wenn sie einer fixen Idee nachjagten, dann vergaßen sie diesen Umstand einfach und landeten dann regelmäßig in Schwierigkeiten. Aus diesen Gründen empfanden Flora und Narcissa das verhalten ihrer Sklavin hin und wieder als gluckenhaft, aber eintauschen würden, sie sie dennoch nicht.
    Mit Mühe verkniff sich Flora ein mädchenhaftes Kichern, als ihr Narcissa zu raunte, dass Lysandra mitunter genauso schlimm sein konnte wie ihre Mutter.


    Dankbar nahm sie ebenfalls einen Becher entgegen und wärmte sich erst einmal die zierlichen schmalen Finger. „Die Köchin zu Haus in Terentum hat uns bis heute nicht auseinander halten können“, bemerkte sie kurz, um ihrem Bruder die Verlegenheit zu nehmen. Als Narcissa dann nach ihren Pferden fragte, sprach sie eben die Gedanken aus, welche auch Flora seit Tagen beschäftigten. Sie wäre so gern während der langen Reise geritten, aber es hatte nicht sollen sein. In diesem Punkte hatte sich ihre Mutter klar durchgesetzt. Sie war vermutlich auch eine der wenigen Personen, die sich ihnen gegenüber durchsetzte. Fast immer bekamen die Mädchen was sie wollten. Als Manius dann berichtete, dass die gesamte Familie anscheinend Pferdenarren waren, zerstreuten sich ihre Sorgen um die Tiere und sei freute sich schon darauf später einmal nach ihrer Stute zu sehen. „Das klingt gut“, lächelte sie und nippte nun ganz vorsichtig an ihrem Becher. Kurz pustete sie, damit es ihr nicht wie Narcissa erging.


    Während Manius nun von sich erzählte, wanderte ihr Blick durch den Raum. Bis er erwähnte das er verlobt war. Verdutzt sah sie ihn an und wusste erst einmal nicht ob sie sich freuen würde. Zunächst fragte sie sich, ob ihre Mutter das wusste. Wenn nicht, dann sollte er ihr dies wohl umgehend mitteilen, sonst war es das mit dem familiären Frieden. „Das ist ja wundervoll“, sagte sie, als ihr aufging, dass er eine Reaktion von ihr erwartete. Doch sie war wesentlich zurückhaltender als sonst. „Wer ist denn die Glückliche?“ fragte sie um sich davor zu drücken, nach zu hacken, ob er eben dies Veränderung in seinem Leben auch ihrer Mutter mitgeteilt hatte. Sie kam gar nicht auf den Gedanken, dass seine verlobte so alt war wie sie. Vielmehr beschäftigte sie nun ein wenig das schlechte Verhältnis zwischen Mutter und Sohn. Oft genug hatte sie ja schon zwischen Narcissa und Lucilla vermitteln müssen, kam nun etwas ähnliches mit Manius auf sie zu.

    Im ersten Moment wirkte Manius etwas überfordert, als Flora, so wie sie war, auf ihn zukam. Ein wenig merkwürdig war es schon, schließlich kannten sie einander kaum, aber das was zählte, war das er ihr großer Bruder war. Kennen lernen würden sie sich mit der Zeit dann. Flora musste sich eingestehen, dass sie sich Orestes eigentlich ganz anders vorgestellt hatte. Fragte sich nur, ob auch die vielen Geschichten stimmten, die Mutter ihnen erzählt hatte.
    Ganz nebenbei fing sie den entschuldigenden Blick ihrer Schwester auf. Kurz zuckte sie wortlos mit der Schulter. Sie hatte ihr schon längst verziehen. Es gab eigentlich nichts, was sie ihr nicht verzieh, außerdem hatte sie ja selbst schon Narcissa in wesentlich schlimmere Streiche hinein gezogen. Flora musste nur daran denken, wie sie versucht hatten, an das Gebäck in der Vorratskammer zu kommen. Sie waren gerade erst 6 Jahre gewesen und der Topf mit den Leckereien hatte ganz oben gestanden. Flora hatte Narcissa überredet, ihr zu helfen. Sie war auf deren Schulter balanciert und hatte blind danach getastet und dann ausversehen den Honigtopf umgeschubst. Das Ende des Liedes war, dass sie beide zwar an das Gebäck gekommen waren, aber von Kopf bis Fuß ein Honigbad genommen hatten. Als die Köchin sie gefunden hatte, war diese nur in lautes Gelächter ausgebrochen. Ihre Mutter hingegen war nicht erfreut gewesen. Zur Strafe hatten sie Hausarrest bekommen. Eine Strafe die für Flora ganz besonders schlimm gewesen war. Es war Frühling gewesen und sie hatte eigentlich sich ein Fohlen aussuchen wollen.


    Nur zu gern folgte sie seiner Einladung sich zu setzen. Sie machte es sich ihm gegenüber gemütlich und genoss es, dass sie nun der unbequemen Kutsche entkommen war. Nachdem sie berichtet hatte, dass sie sich hatten Rom zeigen lasen, schien es so, als würde die erwartete Standpauke kommen. So wie es ihre Mutter immer getan hatte, wenn sie sich nicht Damenhaft und ihrem Stand angemessen verhalten hatten. Doch zu ihrer Überraschung ließ er das Thema fallen. Kurz tauschte sie wieder einen Blick mit Narcissa aus, sie verstanden sich ohne Worte.
    „Wir wollten lieber über den Landweg kommen“, klärte sie ihn auf. Auch wenn es eigentlich Narcissas Idee gewesen war, hatte sie ja sich gemeinsam mit ihr bei ihrer Mutter eingesetzt um ihren Willen zu bekommen. „Und als wir angekommen sind, hatten wir keine Lust auf eine Sänfte zu warten“, gab sie zu. „Also haben wir uns Rom zeigen lassen!“ Ihre Mutter hätte sie jetzt wieder als gedankelose Hühner bezeichnet, aber Lysandra hatte ja dafür gesorgt, dass sie einen zuverlässigen Stadtführer bekommen hatten. Kurz deutete Flora auf die Sklavin. „Lysandra hat den Jungen gefunden. Lysandra hat hier in Rom jahrelang gedient und kennt sich aus!“ Ob ihn das beruhigte. Sie jedenfalls hatte ehrlich gesagt, nicht groß nachgedacht.


    Dann zeigte sich auf den Zügen von Manius eine gewisse Verlegenheit. Bis auf ihre Mutter hatte keiner sie auf Anhieb auseinanderhalten können. Ihm war es unangenehm danach zu Fragen, wer denn nun wer war. Flora beschloss ihm deswegen nicht gleich Gram zu sein, sondern gab ihm stattdessen lieber die Möglichkeit sich zu beweisen. Später würde es ihm sicherlich leichter fallen. Schließlich nickte sie, als er richtig tippte. „Ich bin Flora.“