Beiträge von Aurelia Flora

    Stillschweigend waren sie und ihr Gemahl übereingekommen, dass sie über die desaströse Hochzeitsnacht nicht sprechen würden. Sie würde Septima oder aber Prisca vielleicht um Rat bitten, aber mit jemand anderem würde sie ganz bestimmt nicht darüber reden. Am liebsten würde sie diese Nacht vergessen. Wie gut dass das Gespräch weg von ihrer Hochzeit, hin zu den politischen Ambitionen Ahalas ging. Als Decemviri litibus iucandis ihr hatte er sich gut geschlagen. Jedenfalls hatte sie es so empfunden. Der Tod Narcissas hatte sie ja in sein Büro gebracht. Nicht gerade ein Anlass zur Freude, aber es hatte ihr eine Möglichkeit gegeben ihn ein wenig näher kennen zu lernen. Der Vorschlag Septimas fand bei ihr sofort Anklang. „Wie geht es Titus und eurem Sohn?“ fragte sie direkt, wenn das Thema schon einmal in diese Richtung ging. Sie sollte wohl Ursus schreiben. Er würde sich ganz bestimmt über eine Neuigkeiten aus Rom freuen.


    Die Gelegenheit ein Fest auszurichten würde sich ganz bestimmt ergeben. Früher oder später. „Mit deiner Hilfe dürfte es ein leichtes sein, irgendwann ein Fest auszurichten“, nahm sie dankbar die Hilfe Septimas an. Auf die leise Andeutung hin, nickte sie verstehend.

    Zitat

    Original von Nero Aurelius Scipio


    [Blockierte Grafik: http://i687.photobucket.com/albums/vv232/Aine_photos/lucretialucilla1.jpgLucretia Lucilla


    Ein kleines Lächeln voller Genugtuung zierte ihre Lippen. Er war immer noch dieser störrische Junge und respektlos obendrein. Auf ganzer Linie hatte man bei seiner Erziehung versagt. Als sie Barrius heiratete war er schon ein verzogener und aufsässiger Junge gewesen. Sie hatte keine Möglichkeit bekommen irgendeinen Einfluss auf ihn auszuüben. Seinem Vater gereichte er so gar nicht zu Ehre. Ein Tagedieb, ein Nichtsnutz und aufgeblasener Geck. Ein wenig Demut würde ihm nicht schaden. Wie gut dass wenigstens ihre Kinder wohlerzogen und gut geraten waren und wusste wie sie der Familie Ehre machten.
    Lucilla gefiel es so gar nicht, dass er Flora kennen lernen wollte, aber sie würde es nicht verhindern können. Also sollte er sie ruhig kennen lernen, so lange sie ein Auge dabei auf ihn hatte, konnte er keinen schlechten Einfluss auf Flora ausüben.
    Den verwirrten Sklaven gab sie mit einer Handbewegung den Befehl endlich zu klopfen und sie anzukündigen. Sie wollte nicht länger sich die Beine in den Bauch stehen, sondern angemessen empfangen zu werden. Außerdem brauchte sie einen Schluck Wein um die Begegnung mit ihrem Stiefsohn zu verkraften.


    Lucretia Lucilla wusste ganz genau wie sie ihre Tochter handhaben musste. Da die Sklaven um sie herum wuselten hatte sie kurz die Gelegenheit Flora bei Seite zu nehmen, sie darüber aufzuklären, dass sie einen Halbbruder hatte und dieser kein Umgang für sie war, schon gar nicht kurz vor der Eheschließung. Wie gut das sie den Vorteil auf ihrer Seite hatte, die nächste Zeit würde sie immer in der Nähe ihrer Tochter sein und wenn diese dann verheiratet war, würde diesem Schmarotzer ohnehin jegliche Möglichkeit verwehrt Flora irgendwie gegen sie auf zu bringen.


    Dieses erste Zusammentreffen war unangenehm. Flora fühlte sich ihrer Mutter nicht gewachsen und tat ihr Bestes um dieser es recht zu machen. Flora war ohnehin verwirrt. Von einem weiterem Bruder hatte sie nichts gewusst und sie wusste nicht wie sie ihm begegnen sollte. Sie versuchte es mit Freundlichkeit, wurde aber torpediert. Am Ende war sie ganz froh, dass diese Begegnung vorbei war. Auch weil sie den aufmerksamen und strengen Blicken ihrer Mutter entkommen konnte.
    Erst sehr viel später sollte sie die Gelegenheit finden, einmal darüber nach zu denken, welche Bedeutung es hatte, dass es da noch einen Bruder gab.

    Dass Flora so schlechter Laune war, lag nicht daran, dass ihr ein Mann im Bett fehlte, der sie ein wenig ablenkte, so wie es Veleda vermutete. Sie könnte sich jederzeit einen Sklaven ins Bett holen oder aber anderweitig Vergnügung in den Armen eines Mannes finden. Es lag vielmehr daran, dass ihre körperlichen Reize bei dem einzigen Mann, auf den es im Grunde ankam, anscheinend keine Auswirkung hatte. Alles was sie hatte war ihre Schönheit, denn klug zu sein war nicht schicklich. Im Grunde war es nicht einmal wichtig das sie hübsch war, das machte zwar vieles einfacher, aber sie hätte auch eine krumme Nase, schiefe Zähne und Pockennarben haben können, das wichtigste war doch, dass sie Spross einer einflussreichen Gens war und gebärfreudige Hüften besaß. Kinder bekommen und eine vorbildliche Hausherrin sein, das erwartete man von ihr. Doch wie konnte sie Erwartungen erfüllen, wenn ihr Gemahl ein alter Tattergreis war und nicht in der Lage seine Pflicht zu erfüllen. Bisher hatte er ihr auch keinen weiteren nächtlichen Besuch abgestattet.
    In der Hoffnung dass Venus eingreifen würde und ihrem Gemahl einmal ein wenig Feuer machte, betrat sie den Tempel. Wenn das Fleisch nicht wollte, dann musste eben göttlicher Beistand her. Das Veleda wenig glücklich darüber war den Packesel für die großzügigen Gaben an die Göttin zu mimen, entging ihr völlig. Sie hatte nun mal ganz andere Sorgen.


    Eine ältere Priesterin trat an sie heran. Respektvoll neigte Flora das Haupt vor ihr. „Salve Aeditua! So ist es. Ich will Venus ein kleines blutiges Opfer darbringen“, mit einem leichten Wink deutete sie auf die Opfergaben die sie mitgebracht hatte. Die weiße Taube in ihrem Käfig wirkte gelassen. Ein wenig senkte die Aurelia ihre Stimme. „Ich will um etwas… Leidenschaft bitten…“, fügte sie vertraulich hinzu.

    Bei Gelegenheit würde sie Flaccus einmal nach seinem Sklaven fragen. Vor allem wo er ihn erstanden hatte. Er schien zuverlässig und loyal zu sein. Eigenschaften die man an Sklaven immer schätzte. Dumm war er obendrein auch nicht, aber vielleicht ein wenig zu wenig demütig. Er trat Selbstbewusst auf, zu selbstbewusst, fast schon ein wenig Respektlos, da er nicht den Blick senkte, sondern ihr immer wieder direkt in die Augen sah. Darüber sah sie hinweg, sie hatte gute Laune und wollte sich den Tag nicht wegen einer Nichtigkeit verderben. Es war schon eine Weile her, dass sie etwas entspannter gewesen war. Seit ihrer Hochzeit war sie sehr darauf bedacht den Erwartungen gerecht zu werden und den Teil ihres Selbst zu zügeln, der zu Übermut neigte. Etwas Unüberlegtes hatte sie lange nicht mehr getan. Auch weil ihr nach wie vor Narcissa fehlte: Schwester, beste Freundin, Vertraute und Verschwörerin. Oft genug hatten sie Dummheiten angestellt oder aber sich leichtsinniger Weise auf Abenteuer eingelassen. Ihre Art der Rebellion gegen die strengen Traditionen und Werte mit der sie aufwuchsen. Und doch fürchtete sie sich davor aus ihrem goldenen Käfig zu fliehen. Ab und zu an den Gitterstäben rütteln, aber dann doch mit allem brechen was ihr Leben ausmachte, das wagte sie dann doch nicht.
    Etwas irritiert sah sie ihn an, er dankte ihr, aber sie wusste nicht wofür. „Wofür dankst du mir?“ fragte sie nach. Hatte sie ihm gerade nicht richtig zugehört und irgendetwas verpasst, was er ihr erzählt hatte?


    Lucas Versicherungen, dass er ein Mann von Ehre war, beruhigten die Sklavin nicht wirklich. Alle Männer behaupteten von sich dass sie von Ehre waren, aber am Ende waren sie doch alle gleich und scherten sich nur wenig um die Tugenden einer jungen Frau. Und Flora trug nicht gerade dazu bei, dass die Sklavin ihre Bedenken zerstreuen konnte. Flora war ungestüm und übermütig und ließ sich schnell mal zu unüberlegten Handlungen hinreißen. Bisher war das auch noch gut gegangen. Doch dann zeigte die Griechin ein ehrliches Lächeln. Komplimente bekam sie selten zu hören, war sie doch meistens nur der schweigsame Schatten. Das Luca dann auch erklärte, er wolle sie nicht aufhalten, gab ihr die Gelegenheit ihrer Herrin zuvor zu kommen: „Wir sollten dann auch wieder aufbrechen, domina!“ Flora nickte zustimmend. „Es war nett dich kennen zu lernen. Vielleicht begegnen wir uns erneut. Richte deinem Herrn meine Grüße aus! Bei Gelegenheit werde ich ihm einen Besuch abstatten.“

    Ein wenig hatte sie gehofft mehr über die Kinder der Claudia zu erfahren. Mütter neigten sonst dazu von ihrem Nachwuchs zu schwärmen. Die Antonia hielt sich hingegen zurück. Fast könnte man meinen, das Thema sei ihr unangenehm. Vielleicht lag es auch nur daran, dass die Geburt des letzten Kindes noch nicht so lange zurück lag und Antonia sich an die Qualen zurück erinnerte. Da die Patrizierin keine weiteren Anstalten machte dieses Thema ein wenig auszuführen, ließ es Flora auch fallen. Stattdessen kostete sie ein wenig von den aufgetischten Vorspeisen.
    Die Frage nach Narcissa verpasste ihr einen kleinen Stich. Kurz flackerte ihr Lächeln, aber schnell hatte sie sich wieder gefangen. Der Schmerz über den Verlust der Geliebten Schwester würde wohl niemals gänzlich verschwinden. „Narcissa“, bestätigte sie die Nachfrage nach ihrer Schwester. „Unsere Amme konnte uns immer auseinander halten. Ihr vorzuspielen wir wären jeweils die andere war unmöglich, aber die übrigen Sklaven ließen sich leichter täuschen. Besonders wenn es darum ging irgendwelche Süßigkeiten zu bekommen“, erzählte sie dann bereitwillig. Die unzähligen Streiche die sie gespielt hatten, verschwieg sie lieber. Das würde kein allzu gutes Bild von ihr darstellen. Das Bild der jungen ungestümen Frau die sich nur ungern in die Form einer Matrone pressen ließ. „Ich bin die Jüngere.“ In ihren Augen hatte es nie einen Unterschied gemacht ob sie jünger war wie Narcissa. Nur hin und wieder hatte sie ihre Schwester damit geneckt, besonders dann wenn sie wieder einmal allzu erwachsen und vernünftig gewesen war.


    Willkommen zurück, liebster Cousin! *knuddel* Lass dich nicht hetzen, wir können alle auf dich warten.

    „Tauben für Venus! Kauft Tauben für Venus! Die schönsten Tauben für die Göttin der Liebe!“ Unterhalb des Tempels hatten sich mehrere Händler aufgebaut. Alle boten sie Opfergaben feil: Blumen, süße Kuchen, Wein und auch Opfertiere. Auch jener Händler der seine Tauben so laut anpries. Weiße Tauben in kleinen hölzernen Käfigen.
    Zwei Mädchen beugten sich über die ausgewählten Tauben. Die eine hielt mit ihren kleinen Händen sanft die Tiere fest und die andere bemalte mit einem feinen Pinsel geschickt Schnabel und Füße mit goldener oder silberner Farbe.
    Immer wieder blieben Besucher der Tempel an den Ständen stehen und wählten eine Taube aus. Wonach sie die Tauben auswählten, konnte Flora nicht bestimmen. Die Tiere sahen völlig gleich aus. Weißes makelloses Gefieder, gelbe Füße und Schnäbel und schwarze glänzende Augen. Neugierig geworden betrachtete sie die kleinen gefangenen Tiere und zog unwillkürlich einen Vergleich mit sich selbst. Sie kam sich vor wie eine dieser Tauben. Gefangen in einem goldenen Käfig aus Verpflichtungen.
    Als ein turtelndes und offensichtlich verliebtes Pärchen eine dieser Tauben erstand, fühlte sie sich nicht wirklich besser. Sondern empfand es als ungerecht, dass alle Welt anscheinend überglücklich war und verliebt und sie hatte aus Verpflichtung geheiratet. Zu allem Überfluss war von Leidenschaft oder Feuer rein gar nichts zu spüren. Das war auch der Grund warum sie den Tempel der Venus aufsuchte.
    Bisher war so rein gar nichts passiert. Der Vollzug der Ehe ließ auf sich warten, nach der desaströsen Hochzeitsnacht hatte es keine weitere Annäherung gegeben. Da Flora sich nicht sicher war, ob es nun an ihr lag, weil ihrem Gemahl vielleicht ihre Reize nicht genügten, oder an ihm, hatte sie sich vor genommen um göttlichen Beistand zu bitten.


    Nachdem sie einige Zeitlang die Tauben betrachtetet hatte, wählte sie schließlich eine aus. Der Händler drückte sie ihr in die Hände, damit sie sich davon überzeugen konnte, dass das gewählte Tier ohne Makel war. Das Gefieder war schneeweiß und weich. Flora konnte spüren wie das Herz der Taube aufgeregt in der kleinen Brust schlug. Vorsichtig strich sie mit dem Daumen über die angelegten Flügel. Sie könnte die Taube nun einfach fliegen lassen. Dann wäre sie frei. Nach einem Moment des Zögerns nickte sie schließlich. Der Händler reichte das Tier an seine Töchter weiter, diese machten sie umgehend daran die Taube mit goldener Farbe zu bemalen. Nur wenig später hatte sie den Käfig mit der Taube an Veleda weiter gereicht. Diese trug bereits den Korb mit den anderen Opfergaben. Dann endlich erklomm sie die Stufen hinauf zum Tempel. Im Schatten der mächtigen Säulen blieb sie stehen, schlüpfte aus den Sandalen, bedeckte ihren Kopf mit der pala und wusch sich dann die Hände. Erst dann trat sie tiefer in den Tempel.

    Anscheinend hatte sie den richtigen Zeitpunkt gewählt um zu der geplanten Cena im engsten Kreis der Familie dazu zu kommen. Nachdem sie Septima herzlich begrüßt hatte, tauchte auch Ahala auf. So ganz hatte Flora noch nicht heraus bekommen, womit der Tiberius seinen Tag herum brachte. Bisher hatte er kein weiteres Amt inne und die Frage was er den ganzen lieben langen Tag machte drängte sich ihr ein wenig auf. Auch weil sie sich ab und an ein wenig langweilte und gern einmal eine andere Gesellschaft hätte, als die der Sklaven. „Du bist nicht zu spät“, versicherte sie Ahala. Flora war ganz froh, dass er sie nicht mit Mutter ansprach. Sie mochte vielleicht nun den Rang seiner Stiefmutter innehaben. Doch es war befremdlich, war er doch einige Jahre jünger und bräuchte sicherlich von ihr auch keinen mütterlichen Rat. Sie hätte ohnehin nicht gewusst, wie.
    Flora fühlte sich in dieser Runde sehr wohl, Septima hatte ihr deutlich gemacht, dass sie willkommen war und man sich freute, dass sie nun Teil der Familie war.


    „Die Hochzeit war wundervoll. Aber ich bin doch ein wenig froh, dass die ganze Aufregung nun vorbei ist“, Septima verstand sicherlich was sie meinte. Die ganze Aufregung um die eigene Person war durchaus nervenaufreibend. Besonders wenn einem die Mutter ständig in den Ohren lag. Von der desaströsen Hochzeitsnacht würde sie Septima irgendwann unter vier Augen erzählen. Vielleicht wusste sie Rat oder wenigstens spendete sie ein wenig Trost.

    Nach einem kurzen Geplänkel und dem Austausch von Höflichkeiten widmeten sich die Männer der Politik und Flora nippte ein wenig selbst vergessen am Wein. Dem Sohn Gracchus‘ schenkte sie ein höfliches Lächeln zur Begrüßung, als er sich dazu gesellte. Ihr Lächeln wirkte ein wenig abwesend, lauschte sich doch durchaus interessiert ihrem Gemahl und ihrem Gastgeber, während Flora darauf wartete, dass Claudia Antonia ihr dann Gesellschaft leistete bei diesem Mahl. Mitten über der Empörung, dass ein homus novus es gewagt hatte einen Flavier anzuzeigen und vor Gericht zu zitieren stieß die Hausherrin schließlich zu der kleinen Gesellschaft.
    Flora kam nicht umhin die Claudia ein wenig zu bewundern, elegant und würdevoll. Claudia Antonia war die Verkörperung einer wahren römischen Matrona. Schönheit und Jugend waren vergänglich, umso mehr Wert legte man dafür auf Tugend und Würde.
    „Claudia es freut mich dich wieder zu sehen“, begrüßte sie die Hausherrin und überging einfach, dass diese sich verspätet hatte. Antonia hatte sich ja auch bereits entschuldigt. Das verschwörerische Grinsen konnte sie nur erwidern. Zwar war es durchaus spannend die Gespräche der Männer zu verfolgen, doch ergab sich ja nun die Gelegenheit die Claudia ein wenig näher kennen zu lernen. Ganz leichte nickte sie ihrem Gatten zu, ganz als wollte sie ihm zu stimmen. Dabei hätte sie eigentlich gern schon mehr von den politischen Machenschaften mitbekommen. „Die Villa Tiberia ist wundervoll. Es ist noch ein wenig ungewohnt, aber ich fühle mich schon wie zu Haus. Wie geht es deinen anderen Kindern?“ fragte sie höflich nach. Flora wusste, dass ihre Gastgeber noch eine Tochter und einen Sohn hatten.

    Flora war froh, dass er nicht darauf bestand, griechisch mit ihr zu sprechen. Auf diese Weise blamierte sie sich vor ihm nicht. So konnte sie weiterhin unbefangen sich mit ihm unterhalten ohne befürchten zu müssen sich lächerlich zu machen. „Wie lange stehst du schon im Dienst von Flaccus?“ fragte sie dann neugierig. „Du sprichst schon recht gut meine Sprache, auch wenn es noch etwas holprig klingt. Aber so würde es mir wohl auch gehen, wenn ich deine Sprache lernen müsste“, schmunzelte sie dann.
    Lysandra warf Luca auch weiterhin einen giftigen Blick zu. Flora beobachtete das belustigt. Sie fand es witzig, dass sich ihre Sklavin so sehr über eine kleine freundliche Geste aufregte. Es war wohl schon zu lange her, dass Lysandra mal von einem Mann umworben worden war. Vermutlich wollte Luca nicht einmal etwas von der Sklavin, sondern wollte einfach nur nett sein. Amüsiert sah sie von Lysandra zu Luca und war gespannt, ob diese die Entschuldigung annahm. Nach einem kurzen Zögern nickte die Griechin dann huldvoll. „Ich verzeihe dir“, meinte sie recht nassforsch. „Lysandra ist stets auf mein Wohl bedacht und allen Männern gegenüber etwas misstrauisch“, erklärte sie das Verhalten ihrer Sklavin. „Wundere dich also nicht, dass sie etwas kühl ist. Es ist nichts persönliches, nur ihre Aufgabe über mich zu wachen, wie Cerberus persönlich!“ witzelte sie und entlockte damit Lysandra ein schiefes Grinsen. Flora wusste dass ihr ein spitzer Kommentar auf der Zunge legte. So etwas in der Art, wie: Einer muss dich ja von Dummheiten abhalten!

    Irgendwie war Felix ein kleiner Spielverderber. Er erinnerte sie direkt daran, dass sie als verheiratete Frau einer gewissen Erwartung gerecht werden musste und es unschicklich war in aufreizenden Kleidern öffentlichen Feierlichkeiten beizuwohnen. Auch wenn sie es sich nur ungern eingestand. Er hatte recht. In so manchem Gewand würde sie einen Skandal herauf beschwören. Dennoch hatten die Kleider für ihren Geschmack ein wenig zu viel Stoff. An der Sklavin fiel das Kleid nämlich höchst unvorteilhaft. Ein wenig Weiblichkeit konnte Flora schon zeigen.
    Eine Gehilfin des Schneiders eilte herbei und half Lysandra das Kleid so zu legen und zu zupfen, das es elegant fiel und nicht mehr aussah wie ein gefärbter Sack Rüben. „Wenn Du einen Gürtel hier bindest“, die Sklavin zauberte irgendwo her eine Kordel und wickelte sie Floras Sklavin um die Hüfte, „dann rafft sich der Stoff und fällt weicher!“


    „Den Tempel der Iuno würde ich auch niemals mit einem durchsichtigen Kleid besuchen. Ich weiß schon was sich gehört. Außerdem ist es nicht Iuno die mich zerreißen würde, sondern wohl eher die gestrengen Sittenwächter und alten Matronen. Ich verstehe aber was du meinst. Ich hab nicht vor durch einen Skandal aufzufallen.“ Ich bin nicht Laevina und die Gens hat gerade erst eine Menge zu verkraften gehabt…, fügte sie in Gedanken hinzu. Dennoch war sie noch nicht ganz überzeugt von dem Kleidungsstück. Lysandra kannte diesen kritischen Blick und wusste bereits, dass ihre Herrin nicht geneigt war, dieses Kleid zu erstehen.

    Lysandra war Gold wert, auch wenn es Flora wohl nur gegenüber ihrer Schwester zu gegeben hätte. Die Sklavin hatte sich schneller, wie ihre Herrin, sich im neuen Heim zu recht gefunden und ebenso schnell mit den Sklaven des Haushaltes angefreundet. Das machte es Flora leichter in die Rolle der Hausherrin zu schlüpfen. Auch hatte Lysandra dezent, aber eindringlich die beiden Sklavinnen, welche für die musikalische Untermalung der Hochzeitsnacht zuständig waren, darauf hingewiesen, dass sie gefälligst den Mund zu halten hatten. Das was zwischen dem Tiberius und seiner Braut im Ehegemach statt fand ging nur diese Beiden etwas an, und nicht die neugierige Sklavenschar.
    Das war Floras größte Sorge gewesen. Da sie einen funktionierenden Haushalt übernahm, brauchte sie keine Veränderungen einführen. Sie machte sich mit den Gegebenheiten vertraut und passte sich dann dem Rhythmus im Grunde an. Wobei Lysandra und Veleda dafür sorgten, dass man auch ihre Vorlieben kannte.


    Nicht zu früh und auch nicht zu spät erschien Flora zu der Cena im engsten Familienkreis. Zu ihrer Überraschung war Septima da. Das hob doch glatt ihre Stimmung. Die letzten Tage war sie nach Möglichkeit vor allem ihrem Gemahl ganz bewusst aus dem Weg gegangen. Wie gut das sie sich erst einmal in die Rolle der Hausherrin einfinden musste, da war es ganz einfach irgendeine fadenscheinige Ausrede zu finden. „Septima, schön dich zu sehen“, begrüßte sie die Freundin und angeheiratete Verwandte mit einem ehrlichen Lächeln. Irgendwie fehlten noch die übrigen Mitglieder des Hauses.

    War sie nun etwas zu forsch gewesen? Anscheinend, denn Durus wirkte reichlich überrascht. Sie hätte wohl einfach nur den Mund halten sollen. Seine Worte sorgten nicht wirklich dafür, dass sie sich wohler in ihrer Haut fühlte. Es lag zwar ganz offensichtlich nicht an ihr, dass ihr Mann nicht so konnte, wie er wollte, aber dennoch beschäftigte sie diese Tatsache und sie zweifelte an sich selbst. Was bedeutete es schon, ständig zu hören, wie hübsch man doch war, wenn ausgerechnet dann wenn es darauf ankam, ihr Äußeres dann doch nicht den Ansprüchen genügte. Das war frustrierend.


    „Du hast recht“, murmelte sie und versuchte sich nicht anmerken zu lassen, wie sehr sie diese ganze Situation beschäftigte und auch mitnahm. Die Nacht würde sie wohl nicht schlafen können, zum einen war es ungewohnt jemanden neben sich zu wissen und dann war ja da auch noch diese missglückte erste Nacht. Mit Sicherheit hatten die beiden Sklavinnen mitbekommen, welche Schwierigkeiten das frisch gebackene Ehepaar hatte. Hoffentlich waren die Sklavinnen verschwiegen, nicht das schon morgen Gerüchte im Umlauf waren und sie noch zusätzlich demütigten. Kurz lauschte sie in das dämmerige Zimmer hinein, die Musik war verklungen. Die Musikerinnen hatten sich anscheinend schon lange zurück gezogen und vielleicht nichts von diesem Desaster mitbekommen. Jedenfalls wünschte sie sich das, sie wollte nicht erleben, wie die Sklaven sich hinter ihrem Rücken darüber lustig machten. Bloß schnell vergessen.


    Flora legte sich neben ihren Gemahl und starrte die Decke an. Das würde wohl eine lange Nacht werden.

    Zitat

    Original von Aulus Tiberius Ahala Tiberianus
    Es lag Ahala bereits die Frage auf der Zunge, ob Flora die Räumlichkeiten ihrer verschollenen Vorgängerin bezogen hatte, doch dann kam ihm noch rechtzeitig die Erkenntnis, dass das wohl ein wenig arg unpassend wäre. So beschränkte er sich stattdessen auf ein Nicken gefolgt von einem aufrichtig überraschtem Gesichtsausdruck.


    "Du willst mit mir essen gehen? Nun, da sage ich ganz bestimmt nicht nein, ich bin froh, wenn ich diesem Büro für eine Weile entfliehen kann. Schwebt dir denn etwas bestimmtes vor?"


    Ein Mann wie Ahala –gut aussehend, charmant und ein wenig draufgängerisch- der wurde in der Regel nicht eingeladen, sondern lud selbst ein, um sich beliebt bei den Damen zu machen. Dass sie nun die Initiative ergriffen hatte und ihren baldigen Stiefsohn zum Essen einlud, dass überraschte ihn sichtlich. Flora zeigte nur ein verschmitztes Grinsen. Einen Hintergedanken hatte sie dabei nicht. Sie wollte ihn schlicht und einfach kennen lernen. Schließlich würden sie schon bald unter einem Dach leben und dann auch irgendwie lange mit einander auskommen müssen. Sie hatte ja nicht vor es Aurelia Laevina gleich zu tun und mit irgendeinem dahergelaufenem Kerl durch zu brennen. Auch wenn es verlockend war.


    „Wie wäre es mit der Taverna Apicia?“, schlug sie vor. „Guter Wein und gutes Essen, das dürfte selbst unsere verwöhnten Gaumen gefallen.“ Und es war öffentlich genug, dass nicht jemand auf den Gedanken kam, sie würde sich mit einer heimlichen Liebschaft treffen.

    An der Seite ihres Mannes folgte sie der Sklavin durch die prunkvolle Villa in das gemütlich und großzügig eingerichtete Trcilinium. Flavius Gracchus erwartete sie bereits und begrüßte sie freundlich. Flora schenkte ihrem Gastgeber ein hübsches Lächeln. „Es ist mir eine Freude, dein Gast zu sein, Flavius!“ Sie ließ sich direkt neben ihrem Gemahl nieder. Fast sofort wurden sie dann direkt von eifrigen Sklaven umsorgt. Nun fehlte nur noch die Herrin des Hauses. Nur flüchtig hatte sie die Claudia bei ihrer Hochzeit kennen gelernt. Nun würde sie die Gelegenheit bekommen mit dieser zu Plaudern. Viel wusste sie nicht über die Claudia, es gab jedenfalls keine Skandalgeschichten über diese. Claudia Antonia schien ganz die perfekte matrona zu sein.