Es kam überraschend, als Durus verkündete, dass er sich nach Misenum schickte. Keine Erklärung, nichts. So als wäre sie ein bockiges Kind, welches man für einen Fehltritt bestrafen wollte. Er schickte sie einfach fort und ließ sie in der Ungewissheit zurück, welchen Grund er dafür hatte. Da lag der Verdacht nahe, dass er es wusste. Das er wusste, dass zwischen ihr und Ahala mehr war, als nur eine rein verwandtschaftliche und platonische Freundschaft.
Natürlich war es ein Fehler, dass sie sich auf ihren Stiefsohn eingelassen hatte. Man könnte natürlich behaupten, dass der Wein dran schuld war, aber wenn sie ehrlich war, war sie an diesem einem Abend nicht so betrunken gewesen, wie es den Anschein hatte. Außerdem erklärte es dann auch nicht, warum es nicht bei diesem einem Mal geblieben war, sondern es ihnen gelungen war, das ein oder andere Stelldichein zu arrangieren. Ahala war nun einmal ein Mann der mehr nach ihrem Geschmack war, wie ihr greiser Gatte, der Probleme damit hatte, seinen ehelichen Pflichten nach zu kommen.
Es war also nicht verwunderlich, dass sie ein furchtbar mulmiges Gefühl hatte, als Durus sie nach Misenum verbannte. Fort aus Rom, konnte sie ja kaum auf dumme Gedanken kommen und ihrem Gatten weiterhin mit dem Stiefsohn die Hörner aufsetzen. Es kam ihr vor wie eine Verbannung, denn sollte er einen anderen Grund haben, sie fort zu schicken, dann hatte er es ihr nicht verraten.
Auf der Reise nach Misenum hatte sie sehr viel zeit darüber nachzudenken. Mit einer Eskorte die der Auguste Ehre bereitet hätte, hatte er sie auf die Reise geschickt. Das Wetter war furchtbar, es regnete und stürmte. Trotz Decken und warmer Pelze fror sie die ganze Zeit über. Ihr war ständig übel, wohl weil sie die ganze Zeit darüber nachsann, warum sie hatte Rom verlassen müssen. Das schlechte Gewissen nagte unablässig an ihr. Nur weil sie jung war und ihr Gatte ein alter Mann, war das noch kein Grund, ihn auf diese Weise zu hinter gehen. Durus war nicht schlecht zu ihr gewesen. Durus war immer nett gewesen, zwar meist kurz angebunden und auch wohl ein wenig überfordert mit so einer jungen Frau, aber er hatte sie nicht geschlagen. Man konnte ihm nur vorwerfen, dass er ihr nur wenig Aufmerksamkeit geschenkt hatte. Irgendwie war es ihr ja auch recht gewesen, dass er ihr nicht so viel Aufmerksamkeit geschenkt hatte, so war sie frei gewesen und konnte ihre Tage mit anderen Dingen füllen. So zum Beispiel mit unangebrachten Treffen mit Ahala.
Durchgerüttelt, erkältet und mit Gewissenbissen kam sie dann endlich in Misenum an. Wie zu erwarten, regnete es auch bei ihrer Ankunft, aber wenigstens wussten die Sklaven Bescheid. Mit einem warmen Bad, heißem Gewürzwein und mollig warmen Zimmern wurde sie empfangen. Die Sklaven betüdelten sie und das Gefühl, dass es andere Gründe gegeben hatte, sie nach Misenum zu schicken, wurde stärker. Doch kam sie sich ein wenig vor wie ein Vogel im goldenen Käfig. Wirklich Freundinnen hatte sie in Misenum nicht. Auch gab es kaum Einladungen zu irgendwelchen Festivitäten. Flora war dazu verdammt sich zu langweilen und Unwohl zu fühlen und ständig daran zu denken, dass sie wohl bestraft würde. Außerdem wurde sie das Gefühl nicht los, dass die Sklaven nicht einen Augenblick lang aus den Augen ließen. Sie stand immer unter Beobachtung.