• Sie hatte sich kaum verändert. Sie war immer noch das verachtungswürdige Wesen, das sie immer gewesen war. Ob seine Schwester wohl auch so war? Er hoffte nicht, denn dann konnte er gerne auf deren Bekanntschaft verzichten. Das Original war bereits schlimm genug. Am Liebsten hätte er sie wirklich umgestoßen und sich Genugtuung verschafft."Du wirst es nicht glauben, aber wir sind uns einmal einig. Die selbe Frage stellt sich mir nämlich auch!", meinte er seinerseits kühl und ließ keinen Moment davon ab sie finster anzusehen. Warum musste sie ausgerechnet jetzt nach Rom kommen, gerade jetzt wo er wiedergekehrt war. Und genau wie früher, wie immer eigentlich, verspottete sie ihn. Spätestens jetzt erinnerte er sich auch an den Grund, warum er von zu Hause abgehauen war.
    "Leider muss ich dich enttäuschen. Ich bin nicht pleite.", kam seine Antwort. Spotten, das konnte er allerdings auch und das würde er jetzt auch tun. Jetzt konnte er es, da Vater nicht mehr da war. "Wie ich sehe wandelst du anders als deine Kinder immer noch hier herum. Aber Unkraut vergeht ja bekanntermaßen nicht.", sprach er und grinste gehässig. "Ziemlich lange her, dass ich gezwungen war dich zum letzten Mal zu sehen. Wie lange ist es jetzt her? Siebzehn, achtzehn Jahre?"

  • [Blockierte Grafik: http://i687.photobucket.com/albums/vv232/Aine_photos/lucretialucilla1.jpgLucretia Lucilla


    Ganz leicht reckte sie das Kinn in die Höhe. „Ich wüsste nicht, was es dich angeht. Aber wenn du es wissen willst, meine Tochter wird heiraten!“ erwiderte sie kühl auf seine Frage. Von seinem finsteren Blick ließ sie sich nicht einschätzen. Stattdessen drückte sie ein wenig das Kreuz durch. Mit dem Seitenhieb bezüglich dem Tode von Manius und Narcissa traf er sie ein wenig. Doch ließ sie es sich nicht anmerken, wie sehr der Verlust ihrer Kinder sie schmerzte. „Die Götter werden ihre Gründe haben, warum sie Orestes und Narcissa zu sich gerufen haben. Nur leider scheinen sie dich übersehen zu haben. Dafür dass deine Verwandten gerade wie die Fliegen sterben, scheint es dir verdammt gut zu gehen. Liegt wohl daran, dass du einfach zu unbedeutend bist. Was hast du schon geleistet? Nichts! Du bist immer noch derselbe Schmarotzer wie früher“, schoss sie in einem fast gleichgültigen Ton zurück. „Du wirst es wohl auch nie zu etwas bringen. Wie denn auch? Bis auf ein aufgeblasenes Ego hast du nichts zu bieten… Du ruhst dich auf den Lorbeeren anderer aus. Ich tat gut daran, dich aus dem Haus zu schmeißen. Du hast weder Ehrgeiz noch eine Begabung dafür etwas aus dir zu machen.“

  • Diese arrogante Ziege, sie war so typisch versnobt, wie die meisten Patrizier. Er hasste das und er hasste sie. "Oho, sie heiratet also. Na da tut mir der ärmste Gatte ja jetzt schon Leid. Eine furchtbare Vorstellung mit einer wie dir verheiratet zu sein. Kein Wunder, dass mein Vater gezwungen wurde dich zu ehelichen. Freiwillig würde das ja kein Mensch machen.", stichelte er weiter. Er kannte seine Schwester nicht, aber wahrscheinlich war sie wie sein Bruder und kam mehr nach der Mutter."Vielleicht war es auch nur die Strafe der Götter. Die Strafe dafür, dass du mir mein Leben früher zur Hölle gemacht hast." Er funkelte sie böse an, irgendwann würde er sie auch noch mit seinen Worten treffen und dann würde er sich an ihrem Schmerz erfreuen.


    Dann jedoch traf sie ihn besonders hart mit dem, was sie sagte. Es war das, was sie ihm als Kind schon immer gesagt hatte und was ihn auch damals immer besonders hart getroffen hatte."Halt deinen Mund! ", brüllte er, so dass ein jeder in der Nähe innehielt und verstummte. Es juckte ihm in der Faust und er hätte ihr am Liebsten die Tracht Prügel verpasst, die sie verdient hatte. Allerdings hielt er sich zurück. Stattdessen ballte er die Fäuste und grub seine Fingernägel tief in die Handflächen. Er kochte und das sah man ihm auch an. Sie hatte mit ihren Worten direkt seinen wunden Punkt getroffen. Er zwang sich wieder etwas leiser zu sprechen, auch wenn es immer noch gut hörbar war, was er sagte."Nicht du hast mich rausgeschmissen, ich zog es vor freiwillig zu gehen, weil ich es mit dir nicht mehr ausgehalten habe! Du hasst mich, das hast du immer schon getan und ich habe ebenfalls begonnen dich zu hassen! Du hast mir meinen Vater genommen, du Schlange! Du hast mich um mein Erbe betrogen! Aber ich habe mir von dem wenigen Geld, das mir mein Vater dennoch zugestanden hat etwas aufgebaut, meine Existenz und ich kann nicht klagen. Mir ging es seither immer gut. Auch ohne dich und die Familie! Also halt deinen verfluchten Mund, wenn es um Dinge geht, von denen du gar nichts weisst!" Das er gerade eine Szene machte war ihm gleichgültig. Es war der Moment gekommen, auf den er schon so Lange gewartet hatte. Endlich würde er ihr sagen können, was er von ihr hielt.

  • [Blockierte Grafik: http://i687.photobucket.com/albums/vv232/Aine_photos/lucretialucilla1.jpgLucretia Lucilla


    Über den abfälligen Kommentar über ihre Tochter kniff sie nur leicht die Augen zu. Umso besser wenn er auf diese Weise von Flora dachte, dann würde sie nicht fürchten müssen, dass er schlechten Einfluss auf ihre Tochter ausübte und sie womöglich, kurz vor der Hochzeit, gegen ihre Mutter aufbringen. Am Ende kam diese überaus wichtige Eheschließung nicht zustande, weil er sich eingemischt hatte. Seine Vermutung mit der Strafe der Götter traf sie jedoch eiskalt. Ganz kurz flackerte ihre mühsam beherrschte Fassade und der Kummer trat für einen winzigen Augenblick in ihre Augen. Er hatte ja keine Ahnung wie das war, wenn man die eigenen Kinder zu Grabe tragen musste. In der Blüte des Lebens aus der Welt gerissen. Ihre Lippen presste sie zu einem schmalen Strich. „Es ist wohl eher eine Strafe der Götter, dass du nun hier auf der Schwelle stehst!“ erwiderte sie, nachdem sie sich schnell wieder gefangen hat.


    Ihr Stiefsohn hatte schon immer ein hitziges Gemüt gehabt. Er fuhr bei ihren Sticheleien direkt aus der Haut und bekam einen mörderischen Glanz in die Augen. Er glaubte wohl sie auf diese Weise einzuschüchtern. Doch Lucilla rekte nur leicht heraus fordernd das Kinn, als er anfing wie ein Fischweib zu keifen. Er hatte wohl noch nie etwas von dignitas gehört. Jedenfalls gebärdete er sich wie ein bockiges Kind und nicht wie ein Mann. Nero hatte sich nicht verändert. Ganz und gar nicht. Es folgte ein langer Monolog darüber, wie gut er es doch getroffen hatte, nachdem sie ihn aus dem Haus geworfen hatte. Viel hätte nicht gefehlt und sie hätte mit den Augen gerollt über so ein kindisches und unreifes Verhalten. Ein wenig erinnerte er sie an seine Mutter. Diese war auch so ein hysterisches Weib gewesen. Wie gut das diese abgekratzt war und ihr dafür den Mann überlassen hatte. Eine sehr großzügige Geste, wie sie fand. Schließlich war Neros Mutter eine der Frauen die sie am meisten gehasst hatte. Ein verzogenes Gör, welche ihr doch glatt den Mann vor der Nase weg geschnappt hatte. Dafür musste nun ihr Sohn unter dieser Fehde leiden. In ihren Augen würde er auch immer nur der Sohn seiner Mutter sein und nichts mit seinem Vater, ihrem verstorbenem Gemahl, gemein haben. Es hätte sie nicht gewundert, wenn die Schnepfe ihrem Mann den Jungen untergeschoben hat. Aber das waren Dinge die sie ihm ganz bestimmt nicht unter die Nase reiben würde. „Bist du nun fertig mit dem Gezeter?“ fragte sie fast gelassen nach. „Ich für meinen Fall würde gern meine Tochter sehen…“ Sie ließ ihn einfach wie ein verzogenes Kind stehen und bedeutete einem ihrer Sklaven anzuklopfen.

  • "Vielleicht. Vielleicht auch nicht.", merkte er selbstgefällig lächelnd an. Eigentlich hätte er sie Ähnliches fragen können, denn an allen Tagen, die er hier hatte aufschlagen müssen, hatte er genau den erwischt, an dem der Mensch ankam, den er am Meisten hasste auf dieser Welt. Womöglich war dies tatsächlich ein von den Göttern inszenierter Scherz, um beide, sowohl ihn als auch sie, zu strafen.


    "Ja, bin ich.", schloss er seine kleine wutentbrannte Rede ab. Sie hatte ihn aus der Reserve gelockt und er hatte sich schließlich so verhalten, wie sie es wollte und es ihr gefiehl. So etwas durfte nicht noch einmal geschehen. Geladen presste er die Kiefer aufeinander und reagierte sich ab. Er durfte sich nicht noch einmal so von ihr hinreißen lassen, denn darauf wartete sie ja nur. So war sie auch immer gewesen. immer hatte sie versucht ihn zu provozieren, nur damit er schlecht vor seinem Vater dastand. Im Grunde hatte sie sich kaum verändert, eigentlich überhaupt nicht. Sie war immer noch das garstige Biest, die olle Giftspritze, die sie immer gewesen war.
    "Eine wundervolle Idee. Ich denke ich schließe mich dir an. Es hat durchaus einen gewissen Reiz seine Schwester kennenzulernen, von der man bis vor Kurzem nichts gewusst hat. Findest du nicht auch?", meinte er, während sie sich entfernte und lächelte abermals süffisant dabei. Er wusste, dass ihr seine Worte gar nicht schmecken würde. Er wusste, dass er in ihren Augen wohl der denkbar schlechteste Einfluss für ihre Tochter wäre und das konnte er wiederum nutzen, um ihr einen weiteren Hieb zu versetzen. Beinahe schon nebensächlich bot sich ihm nun auch noch die Möglichkeit die eigene Schwester kennen zu lernen. Da sie informiert war, dass er bereits am vorherigen Tag dagewesen war und heute wiederkommen wollte, würde Lucilla wohl kaum eingreifen können, dass sich die Beiden begegneten. Dann konnte er ihre Tochter mit seiner puren Anwesendheit vergiften können und sie würde es still ertragen müssen. Die Aussicht sie Leiden zu sehen war doch ziemlich verlockend und würde ihm ein Gefühl der Genugtuung verschaffen.

  • Messalina hatte eine lange Reise hinter sich, von Athen nach Rom eine Stadt wo sie ihre Wurzeln hatte, dennoch fühlte sie sich fremd denn bei ihren letzten Aufenthalt in Rom war sie noch ein Kind.


    Eine junge Frau in einem dunkelblauen Gewand stieg aus der Sänfte, ihr schwarzes Haar verdeckt durch eine Palla. Sie wartete während einer ihrer Sklaven um Einlass bat. Ihr Vater hatte vor einigen Wochen einen Boten nach Rom geschickt, um ihren Bruder Sextus über die Ankunft seiner jüngeren Schwester zu informieren. Messalina war genervt von der langen Reise, nun dauerte es auch noch eine halbe Ewigkeit bis einer dieser Sklaven diese Tür öffnen würde.

  • In seiner Funktion als Ianitor öffnete Leone natürlich die Tür, als angeklopft wurde. Immerhin war dies auch seine Aufgabe, genau dafür saß er ja den ganzen lieben langen Tag in dem Raum neben der Porta, abgesehen von kurzen Gängen zur Küche oder anderswo hin. Und so war er auch jetzt zur Stelle, um zu sehen, wer da klopfte und was es diesmal gab.
    Zunächst einmal war das also ein Sklave und dahinter eine junge Frau in dunkelblauem Kleid. “Salve. Wie kann ich dir helfen?“ fragte Leone also freundlich und ließ seine weißen Zähne aufblitzen.

  • "Bringe mich zu meinen Bruder Sextus, ich bin sicher dieser erwartet mich bereits" sagte sie mit kühler Miene und versuchte ihre Angespanntheit und Nervösität so gut es ging zu unterdrücken, denn auch wenn sie das Haus ihres Bruders betrat so war dies trotz allem ein befremdliches Gefühl. Ihren Bruder hatte sie mehrere Jahre nicht gesehen, seine Frau kannte sie nicht somit war es Neuland aber Messalina verstand es gut ihre Gefühle/Schwächen so gut es ging zu verstecken hinter einem Schleier von Anmut

  • Ah, das war also der Gast, den er schon erwartete. Natürlich war Leone über die Ankunft der Schwester eines der Hausherren informiert, und ein feines Lächeln zeigte sich auf dem nubischen Gesicht.
    “Selbstverständlich, domina. Dominus Aurelius Lupus erwartet dich bereits. Folge mir doch bitte ins Tablinum

  • Zitat

    Original von Nero Aurelius Scipio


    [Blockierte Grafik: http://i687.photobucket.com/albums/vv232/Aine_photos/lucretialucilla1.jpgLucretia Lucilla


    Ein kleines Lächeln voller Genugtuung zierte ihre Lippen. Er war immer noch dieser störrische Junge und respektlos obendrein. Auf ganzer Linie hatte man bei seiner Erziehung versagt. Als sie Barrius heiratete war er schon ein verzogener und aufsässiger Junge gewesen. Sie hatte keine Möglichkeit bekommen irgendeinen Einfluss auf ihn auszuüben. Seinem Vater gereichte er so gar nicht zu Ehre. Ein Tagedieb, ein Nichtsnutz und aufgeblasener Geck. Ein wenig Demut würde ihm nicht schaden. Wie gut dass wenigstens ihre Kinder wohlerzogen und gut geraten waren und wusste wie sie der Familie Ehre machten.
    Lucilla gefiel es so gar nicht, dass er Flora kennen lernen wollte, aber sie würde es nicht verhindern können. Also sollte er sie ruhig kennen lernen, so lange sie ein Auge dabei auf ihn hatte, konnte er keinen schlechten Einfluss auf Flora ausüben.
    Den verwirrten Sklaven gab sie mit einer Handbewegung den Befehl endlich zu klopfen und sie anzukündigen. Sie wollte nicht länger sich die Beine in den Bauch stehen, sondern angemessen empfangen zu werden. Außerdem brauchte sie einen Schluck Wein um die Begegnung mit ihrem Stiefsohn zu verkraften.


    Lucretia Lucilla wusste ganz genau wie sie ihre Tochter handhaben musste. Da die Sklaven um sie herum wuselten hatte sie kurz die Gelegenheit Flora bei Seite zu nehmen, sie darüber aufzuklären, dass sie einen Halbbruder hatte und dieser kein Umgang für sie war, schon gar nicht kurz vor der Eheschließung. Wie gut das sie den Vorteil auf ihrer Seite hatte, die nächste Zeit würde sie immer in der Nähe ihrer Tochter sein und wenn diese dann verheiratet war, würde diesem Schmarotzer ohnehin jegliche Möglichkeit verwehrt Flora irgendwie gegen sie auf zu bringen.


    Dieses erste Zusammentreffen war unangenehm. Flora fühlte sich ihrer Mutter nicht gewachsen und tat ihr Bestes um dieser es recht zu machen. Flora war ohnehin verwirrt. Von einem weiterem Bruder hatte sie nichts gewusst und sie wusste nicht wie sie ihm begegnen sollte. Sie versuchte es mit Freundlichkeit, wurde aber torpediert. Am Ende war sie ganz froh, dass diese Begegnung vorbei war. Auch weil sie den aufmerksamen und strengen Blicken ihrer Mutter entkommen konnte.
    Erst sehr viel später sollte sie die Gelegenheit finden, einmal darüber nach zu denken, welche Bedeutung es hatte, dass es da noch einen Bruder gab.

  • Nur einen Tag nach dem Besuch des Haruspex kam ein Bote bei der Villa Aurelia vorbei und überbrachte Sextus Aurelius Lupus, was besprochen war.*


    Sim-Off:

    *WiSim :)

  • Begleitet durch seinen Custos Corporis, Antinoos, und sein externes Gedächtnis, Aglaopes, blidete die Villa Aurelia nach der heimischen Casa Iulia die zweite Station von Dives' Besuch in der Hauptstadt. Der Quaestor war jung genug, um selbst an der porta anzuklopfen:


    *Poch Poch Poch*


    Dann machte Dives einen kleinen Schritt zurück und wartete flankiert von seinen beiden Begleitern auf den Ianitor des Hauses. Hoffentlich würde ihm hier auch jemand Auskunft über die beiden Aurelier Lucius Aurelius Commodus und Marcus Aurelius Corvinus beziehungsweise deren Erben geben können...

    ir-senator.png Iulia2.png

    CIVIS
    DECURIO - OSTIA
    INSTITOR - MARCUS IULIUS LICINUS
    IUS LIBERORUM
    VICARIUS DOMINI FACTIONIS - FACTIO VENETA

    Klient - Marcus Vinicius Hungaricus

  • Da war es, das herrlichste Apfelküchlein der Welt. Leone hatte es von der Köchin erhalten, ohne dass er es hatte stibitzen müssen. Es war weich, noch warm, und mit einem zarten Guss aus Honig überzogen, so dass es glänzte. Voller Vorfreude betrachtete der Nubier das herrliche Meisterwerk der Gaumenfreude und bereitete sich seelisch und moralisch darauf vor, es sich aus vollstem Herzen zu gönnen, als... ja, als jemand an der Tür klopfte.
    Mit einem kurzen Faustballen und einem letzten Blick auf das Backwerk machte er sich auf von seinem Platz neben der Tür zu eben jener, das Küchlein aus den Augenwinkeln immer im Blick. Wer wusste schon, ob nicht einer der Jungen vorbeikam und die Gelegenheit nutzen wollte?


    Beim Öffnen der Tür musste er aber doch seine Aufmerksamkeit erstmal den drei Personen vor eben jener widmen. Und er konnte nur hoffen, dass seine wohlverdiente Beute solange in Sicherheit war. “Salve. Wie kann ich dir behilflich sein?“

  • Ein großer kahlköpfiger Nubier öffnete die Tür und schien aus irgendeinem Grund erst mit dem zweiten Blick dem Trio die volle Aufmerksamkeit zu schenken.


    "Salve. Mein Name ist Marcus Iulius Dives. Ich bin Quaestor von Ostia und bitte in dieser Position um ein Gespräch mit einem Mitglied der Gens Aurelia. Es geht um die Schiffe 'Helios' und 'Nordwind', die sich einst im Besitz von Aurelius Commodus beziehungsweise Aurelius Corvinus befanden."


    Hoffentlich waren das nicht zu viele Informationen auf einmal. Aber Dives' Gegenüber schien doch gescheit genug, um sich zumindest einen Großteil merken zu können. Unweigerlich hatte Dives den Ianitor mit dem iulischen Ianitor der Casa Iulia in Roma vergleichen müssen, der weit weniger gut Latein sprach...

    ir-senator.png Iulia2.png

    CIVIS
    DECURIO - OSTIA
    INSTITOR - MARCUS IULIUS LICINUS
    IUS LIBERORUM
    VICARIUS DOMINI FACTIONIS - FACTIO VENETA

    Klient - Marcus Vinicius Hungaricus

  • Leone runzelte aufgrund der Aussage kurz die Stirn. Immerhin waren beide Herren, die der Quaestor von Ostia da ansprach, schon geraume Zeit nicht mehr Einwohner dieses Hauses. Nicht im eigentlichen Sinne. Aber da der Mann immerhin Magistrat war, wäre es wohl besser, wenn einer seiner domini dem Iulier das persönlich erklärten.


    “Tritt ein. Minus hier... he! Pfoten weg!“ Letzteres ging an Minus, nach dem sich Leone da gerade umgedreht hatte, und selbstverständlich nicht an Dives. Wollte sich der Kleine doch tatsächlich an Leones Apfelküchlein ranmachen! “Verzeih, Herr. Minus hier wird dich ins Tablinum geleiten.“

  • Potitus geizte natürlich nicht mir Prunk, wenn er die Höhle des patrizischen Löwen betrat. Dementsprechend erschien er bereits in einem gewaltigen Zug von Sklaven, skythischen Leibwächtern, vierundzwanzig Liktoren und Günstlingen, die alle seine überaus geräumige und golden glänzende, von zwanzig Männern getragene Sänfte umschwirrten.


    Der Lictor Proximus trat dann schließlich an die Porta und klopfte mit seinen Fasces kräftig an. "Aufmachen! Der hervorragende Praefectus Urbi und Vicarius des Imperator Caesar Augustus Caius Ulpius Aelianus Valerianus Potitus Vescularius Salinator ist hier!" verkündete er in befehlsgewohnter Stimme.

  • Selbstredend war Leone instruiert worden, welcher Gast heute erwartet wurde. Entsprechend stand er nervös hinter der Tür, von dem Moment an, ab dem mit dem Praefectus Urbi gerechnet werden konnte, bereit, jederzeit blitzschnell aufzumachen.
    Die Nervosität wurde geringer, weil der Gast natürlich nicht zum frühestmöglichen Zeitpunkt erschien... war aber wieder da, als es dann doch klopfte. Leone allerdings war professionell genug, um sich davon nichts anmerken zu lassen. Er öffnete die Tür – und dann weiteten sich seine Augen doch um eine Winzigkeit, als er sah, mit welchem Aufgebot der Gast gekommen war. Wollten die etwa alle mit hinein?


    „Salve“, grüßte er den Anklopfer höflich und zuvorkommend, trotz dessen befehlshaberischer Art, und gleichzeitig – kaum dass er gesehen hatte, dass der Besucher der war, der erwartet wurde – flitzte der Sklavenjunge neben ihm schon los, um den Herrschaften Bescheid zu geben, dass der Praefectus Urbi gekommen war. „Dein Herr wird bereits erwartet. Wenn ihr mir bitte folgen würdet?“ fuhr er fort, und sofern der Lictor und dessen Herr sich einverstanden zeigten, würde Leone den Praefectus Urbi – und wen auch immer er auswählte ihm zu folgen – hineinführen ins vorbereitete Triclinium, wo bereits Sklavinnen bereit standen und darauf warteten, dem Gast etwas zu trinken anzubieten.

  • Fata viam invenient.
    - P.V.M.


    Zögerlich gibt der schlanke Fuß dem Zug an der feinen, silbrig glänzenden Kette nach. Nicht gewaltvoll aber doch unnachgiebig zwingt sie ihn vorwärts, zierliche Reifen umschließen seine schmalen Gelenke. Ein banger Blick streift den Händler, labt sich am prächtigen Stoff seiner Tunika unter der massige Erhebungen von Wohlstand und Reichtum künden. Zaudernd folgt der zweite Fuß.
    Amael fühlt die mächtige Präsenz des ebenhölzernen Schattens hinter sich, schließt mit kurzen, raschen Schritten an den Händler an. Er hält Abstand von den Menschen zu seinen Seiten. Grob drängen sie an ihm vorbei, ihre lauten Stimmen hämmern auf ihn ein. Grell und kreischend scheinen sie ihm. Amael weicht einem Haufen fauliger Abfälle aus. Kräuselt ein wenig die zarte Nase, die sich über den blühenden Lippen erhebt.
    Nun erblickt er aus den Augenwinkeln auch die gottgleiche Gestalt des Griechen. Apollinischer Glanz umschmeichelt sein helles Haupt, in seinen Augen ruht ergebene Gleichgültigkeit. Vor einigen Nächten hat er heimlich seinem Gesang gelauscht. Seither hält er die Stimme des göttlichen Jünglings für das wahrhaftigste Zeugnis vollkommener Schönheit in dieser Welt.



    Endlich scheint das Ziel der Reise erreicht. Achtung gebietend erhebt sich das aurelische Anwesen hoch über das laute Treiben auf der Straße. Kräftig pocht der Händler gegen das Tor. Man sagt, er habe dem Avidius einen hohen Preis für den piktischen Jüngling bezahlt, doch der mäßige Anklang bei den Käufern mache ihn langsam ungeduldig. Man sagt, dass ihm die Mienen drohen, sollte er heute nicht verkauft werden, und mit den Mienen der sichere Tod. Das Gerede der anderen Sklaven macht Amael unruhig. Er fürchtet den Tod. Kühl fährt der Wind ihm durchs helle Haar. In der knappen Tunika friert er, sein Unterkiefer beginnt willenlos zu zucken. Er blickt zu Boden und streicht mit den Kuppen seiner schlanken Fingern nachdenklich den hellen Stoff entlang. Die zarte Kette rasselt hell.
    "Ich bin Pharasmanes der Händler und mit meiner Ware auf persönlichen Wunsch der domina Flavia hier." Der tiefe Bass des gewaltigen Mannes erklang wohl auf eine vorangegangene Frage des Türsklaven, die Amael nicht wahrgenommen hatte. Er hält den Blick gesenkt. Versucht, den Ianitor nicht anzublicken. Fühlt abermals die schwarze Masse des Meroërs hinter sich und bewegt sich, halb gezogen, halb geschoben, durch den Bogen ins Innere des aurelischen Rachens.

  • Leone wusste Bescheid. Natürlich wusste er das. Die Flavia hatte einfach ein Händchen dafür, die Leute zu informieren. Oder besser: dafür, dass ihre Sklaven spurten und Informationen weiter gaben. So zeigte er nur in einem dienstbeflissenen Lächeln seine weißen Zähne und nickte. „Sehr wohl. Die domina erwartet dich bereits.“ Tat sie nicht, jedenfalls nicht in dem Sinn, dass sie irgendwo herum saß und bereits wartete – aber es klang so einfach besser. „Kommt doch bitte herein.“ Er hielt die Tür einladend offen und brachte den Händler ins tablinum, den von der Flavia gewünschten Ort des Zusammentreffens.

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