Beiträge von Tiberius Iulius Antoninus

    "Ich verstehe", antwortete Antoninus und streckte sich.


    "So ein Wahlkampf ist doch bestimmt sehr anstrengend und kostspielig, oder?"


    Er fand es interessant endlich jemanden zu kennen, der den ehrenvollen Weg des cursus honorum beschreiten wollte. Sicherlich hatte Antoninus in Asia aus der Entfernung heraus immer die neuesten Nachrichten und Wahlergebnisse verfolgt und war nun um so gespannter Informationen aus erster Hand zu bekommen.

    Antoninus nickte dem Mann zu.


    "Salve! Mein Name ist Tiberius Iulius Antoninus. Ich würde gerne Senator Spurius Purgitius Macer sprechen. Hätte er vielleicht Zeit für mich? Ich würde auch nicht viel Zeit in anspruch nehmen."


    Der Senator war sicherlich ein vielbeschäftigter Mann mit wenig Zeit für Bittsteller wie ihn.

    "Da sage ich nicht nein. Ich habe schon viel zu lange keinen italischen Wein mehr getrunken. Aber wenn es geht, hätte ich ihn gerne etwas verdünnt."


    Antoninus rieb sich zur Erklärung kurz den Bauch.


    "Lange Reisen gehen mir nachträglich immer etwas auf den Magen."


    Er lächelte Proximus leicht an und schien kurz zu überlegen.


    "Pläne? Sicher. Als erstes wäre ich mit einer Anstellung zufrieden. Ich möchte Centho schließlich nicht ewig auf der Tasche liegen.", grinste er. "Tja, und dann schaue ich mal. Ich werde sicher den einen oder anderen Kurs an der Schola belegen und dann die Dinge auf mich zukommen lassen."


    Wieder überlegte er sich kurz seine Worte.


    "Achja, und die Damenwelt Roms werde ich sicherlich auch mal in Augenschein nehmen. Schließlich bin ich keine zwanzig mehr.", fügte er lachend an. "Aber davor muss erst einmal meine wirtschaftliche Grundlage stimmen. Frauen sind so teuer im Unterhalt."


    Sim-Off:

    :D


    "Und Du? Womit verbringst Du den Tag? Deiner Frage entnehme ich, daß Du in Misenum lebst?"

    Am frühen Abend erreichte Antoninus die Casa Purgitia. Sein Vetter hatte ihm den Weg so gut beschrieben, daß der nicht lange brauchte. Er klopfte etwas Staub vom Saum seiner Kleidung und pochte an die Porta.

    Der Raum füllte sich weiter mit Menschen und neben Antoninus gesellte sich eine junge Frau hinzu. Er nickte ihr kurz zu, während er Chaerea zuhörte.


    "Jetzt verstehe ich. Verzeih, ich bin erst vor kurzem hier in der Stadt eingetroffen und habe den Verwalter noch nicht gesehen. Außerdem war ich vorhin wirklich noch nicht lange wach. Normalerweise bin ich nicht so schwer von Verstand."


    Er grinste breit.


    "Eine gute Idee, diese Überraschungsfeier. Wirklich!"


    Mit den Händen deutete er in den geschmückten Raum.


    "Und die Decoration sieht sehr geschmackvoll aus. Soweit ich als Mann das beurteilen kann, natürlich. Du hast einen guten Geschmack, ist es nicht so?", wandte er sich mit dem letzten Teil des Satzes an die ihm unbekannte Frau.

    Antoninus nahm auf der angebotenen Cline Platz. Der Mann war also ein Verwandter. Eigentlich logisch, wenn er hier in der Casa wohnte.


    "Es freut mich Dich kennenzulernen. Ja, Numerianuns war mein Vater."


    Er fuhr sich mir der Hand durch die Haare.


    "Ich bin gerade erst in Rom angekommen. Centho war so freundlich und hat mich in der Casa untergebracht.", beantwortete er die Frage.

    Antoninus nickte.


    "Im Kern ist an so einer Heirat nichts schlechtes zu sehen. Immerhin weiß man dann, was man bekommt....sozusagen."


    Sein Blick verdüsterte sich etwas, als er wieder an die Konflikte zwischen ihm und seinen Vater dachte.


    "Weißt Du, ich wünschte das wäre mir damals auch vergönnt gewesen. Vater hatte seine eigenen Vorstellungen von der Frau, die ich heiraten sollte - leider deckten die sich nicht mit meinen. Auch einer der Gründe meines Wegganges damals. Das Schlimme daran war, das er Recht behalten hat, denn die vermeintliche Liebe meines Lebens hat mich sitzen lassen und meinen Freund geheiratet. Aus freien Stücken. Heute bin ich mir sicher, daß das attraktivste was sie an mir gefunden hatte, mein Name war. Es war eine enttäuschende und bittere Erfahrung für mich, die das Thema Heirat für mich völlig in den Hintgrund gerückt hat."


    Er machte eine wegwischende Handbewegung, als wollte er die Gedanken an den Schmerz, die diese Frau ihm zufügte, beiseite schieben.

    "Ich werde ihn noch heute aufsuchen und es bei ihm versuchen. Vielen Dank für den Hinweis.", antwortete Antoninus.


    Wieder nahm er den Becher und leerte ihn.


    "Wie steht es eigentlich bei Dir mit den Frauen? Gibt es da eine? Ich war bislang noch nicht bereit, mich derart zu binden."

    Antoninus rib sich die verschlafenen Augen und versuchte die Restmüdigkeit abzuschüteln.


    "Oh, entschuldige bitte. Mein Name Ist Tiberius Iulius Antoninus. Ich bin ein Vetter von Centho und wohne erst seit kurzem hier.", antwortete er Chaerea.
    Er bemerkte, wie weitere, ihm unbekannte Personen den Raum betraten und sah an sich herunter.
    "Ach ihr lieben Götter!", entfuhr es ihm, als er sah, daß er immer noch sein Nachtgewand trug. Sein Kopf lief rot an und er lächelte die junge Frau verschämt an.


    "Ich...äh....ich bin sofort wieder da. Verzeih meine Manieren."


    Schnell drehte sich Antoninus um und verließ das Triclinum, um sich in seinem Cubiculum zu waschen und anzuziehen. Nach einer Weile kam er wieder zurück. Frisch gewaschen und mit neuem Gewand fühlte er sich deutlich wohler und bereit den rätselhaften Vorgängen auf den Grund zu gehen.
    Während er das Triclinum wieder betrat, nickte er den beiden Männern zu, die bei Chaerea standen.


    "So ist es angenehmer.", lächelte er ihr verschmitzt zu. "Kannst Du mir sagen, was hier los ist?"

    "Das werde ich machen. Vielen Dank für Deine Hilfe, Vetter."


    Antoninus prägte sich die Namen ein und nahm sich vor gleich morgen früh loszustiefeln.


    "Quarto ist Dein Patron? Respekt, Centho! Mit ihm hast Du wahrlich einen mächtigen Fürsprecher und einen Mund am Ohr des Kaisers."


    Er war sichtlich beeindruckt.


    "Das bringt mich gleich zu meiner nächsten Frage an Dich. Hast Du einen Tipp unter wessen Patronat ich mich stellen könnte?"


    Einen weiteren Schluck nehmend, stellte er seinen Becher ab und streckte seine müden Glieder.


    "Nun, daß hat auch Zeit bis morgen. Wir könnten dann zusammen ins Archiv gehen und schauen."

    Mit klopfenden Herzen machte sich Antoninus auf den Weg zum Palatium Augusti. Schon oft stand er früher als Kind vor dem Tor und betrachtete das imposante Bauwerk. Er bewunderte die Männer, die dort ein und ausgingen und fragte sich oft was sie dort, im Zentrum der Macht, wohl für Geschäfte nachgingen. Nun führte ihn also sein Weg ebenfalls in das Gebäude. Er schluckte, als er auf die Wache zuging und konnte seine Aufregung kaum verbergen. Ein Lächeln abringend sprach er die stattliche Wache an.


    "Salve! Mein Name ist Tiberius Iulius Antoninus. Ich würde gerne mit Potitus Plennius Flamininus, dem Procurator a rationibus sprechen."

    "Potitus Plennius Flamininus", wiederholte Antoninus den Namen. Dann nickte er. "Ich werde es erstmal so versuchen. Ich möchte Dir keine unnötigen Umstände bereiten. Wenn ich an der Wache scheitern sollte, wäre es nett, wenn Du mir eine Empfehlung besorgen könntest."


    Antoninus streckte sich leicht, denn die Müdigkeit kam über ihn. Die Reise steckte ihm noch in den Knochen. Er sah auf, als Centho auf seine Schwester zu sprechen kam und war schlagartig wach.


    "In Germania sagst Du? Weißt Du was sie dort macht? Ist die verheiratet, kennst Du ihre Adresse, so das ich ihr einen Brief schreiben könnte?"

    Antoninus war gerade aufgestanden und wollte sich bei Locusta etwas zu essen holen, als er merkwürdige Geräusche hörte. Er wohnte zwar noch nicht lange in der Casa, hatte sich aber an die typischen Geräusche des Hauses schnell gewöhnt.
    Argwöhnisch ging er weiter, den Kopf leicht schiefgeneigt. Ein Sklave kam ihm entgegen.


    "Heda! Was ist hier los? Höre ich Frauenstimmen?"


    Der Sklave grinste ihn an und deutete in Richtung des Triclinium.


    "Schau es Dir lieber selbst an," antwortete er und machte sich schnell auf den Weg, den Locusta kam um die Ecke.
    Antoninus sah sie stirnrunzelnd an und betrat, immer noch leicht schlaftrunken den Raum.


    "Huch! Was ist denn hier los!?" entfuhr es ihm. Irritiert schaute er sich um. Der Raum war aufwändig und sehr geschmackvoll geschmückt. Etliche Personen waren noch mit den allerletzten Vorbereitungen beschäftigt. Er rieb sich die Augen, als er ein leises Räuspern neben sich vernahm. Er schaute nach links und erkannte eine Frau, die auf einem Stuhl an der Tür saß. Mittlerweile völlig verwirrt und überrumpelt sah er sie an.


    "Salve! Mir drängt sich das Gefühl auf, daß ich im falschen Haus bin.... Äh.... das ist doch hier die Casa Iulia, oder?"

    Antoninus zuckte mit den Schultern.


    "Meine Pläne? Nun, ich weiß es noch nicht so richtig, wenn ich ehrlich bin. Gleich morgen früh wollte ich eigentlich losziehen und mich um eine Arbeit kümmern. Ich denke daß in Rom tüchtige Officiumkräfte immer benörigt werden."


    Er beugte sich ein wenig zu Centho rüber


    "Vielleicht hast Du eine Idee, wen ich fragen könnte? Du kommst doch sicherlich viel in der Stadt herum und kennst eine Menge Leute, oder?"


    Antoninus trank einen Schluck und schien kurz zu überlegen, als Centho ihn nach seinen Angehörigen fragte.


    "Wenn ich ehrlich bin, ist die Familie auch ein Grund für meine Rückkehr. Meine Schwester, Iulia Livilla, kenne ich überhaupt nicht. Nur aus Briefen meiner Eltern. Hast Du sie vielleicht kennengelernt und weißt Du wo sie ist? Ist sie vielleicht hier in Rom?"

    Antoninus musste leicht lachen, als Centho über Locusta sprach. Er nickte eifrig.


    "Ja, das ist Locusta, wie sie leibt und lebt. Sie verstand es schon damals ihren Willen durchzusetzen. Ich kann mich erinnern, daß es früher zu einigen hitzigen Diskussionen gekommen ist. Aber - und da stimmst Du mir sicher zu - ohne sie wäre die Casa doch aufgeschmissen. Sie ist ein Glücksfall für unsere Familie, oder?"


    Er schaute sich kurz um und stellte etwas erleichtert fest, daß keine Sklaven in Höhrweite waren. Sie brauchten nicht zu wissen, daß ein römischer Bürger so über eine Frau ihres Standes geradezu schwärmte.


    Antoninus tat so, als würde er Centhos Verlegenheit nicht bemerken und lächelte ihn an.


    "Warum sollten Dir die Götter ihre Gunst entzogen haben? Soweit ich das auf den ersten Blick beurteilen kann, ist die Casa bestens in Schuss und auch die Altäre, die ich beim Hereinkommen bemerkt habe bezeugen doch, daß Du unsere Ahnen ehrst."

    Antoninus schaute ein wenig betrübt und seufzte.


    "So weltfremd uns unsere Väter bei Lebzeiten manchmal vorkommen, desto mehr vermissen wir sie und ihre Ansichten wenn sie tot sind, oder?"


    Er verharrte kurz, als ihn die Erinnerungen des letzten Briefwechsels mit seinem Vater einholten. Sie hatten sich - wenn auch nur schriftlich - ausgesöhnt. Trotzdem bedauerte es Anoninus seinem Vater im Zeitpunkt des Todes nicht beigestanden zu haben. Er hätte ihn einfach nur noch gerne ein letztes Mal umarmt. Sein Gesicht hellte sich jedoch sofort wieder auf, als Centho über Locusta sprach.


    "Wie könnte ich ihre culinarischen Wegüsse vergessen? Auch wenn ich jung war als ich die Casa verließ - Locusta habe ich das eine oder andere Mal in Asia vermisst. Wer einmal ihr Essen gekostet hat, der behält es ein Leben lang."


    Als Centho seinen Becher ergriff, wurde auch Antoninus einer gereicht. Er nahm ihn und prostete seinem Gastgeber zu. Er empfand es als völlig natürlich, das Centho, auch wenn dieser jünger war als er selbst, die Rolle des Gastgebers ausfüllte.


    "Auf Dich, Vetter Centho und Deine Gastfreundschaft! Und auf die familia!"