Beiträge von Marcus Octavius Maximus

    Nach meiner erfolgreichen Reise nach Italia begann ich schon bald die Casa Decima aufzusuchen, um hier den Kommandeur der Cohortes Urbanae, mit Namen Livianus, anzutreffen. Ich hoffte, dass er derzeit anwesend war, denn ein solch familiäres Gespräch hätte ich ungern in der Kaserne geführt. Er war schließlich nicht nur der der die Ermittlungen durch seine Stadtwachen führen musste, sondern als Pater Familias von Alessa in dieser Sache auch betroffen.
    Noch relativ ruhig klopfte ich an die Tür und wartete auf den Einlass in die Casa.

    "Ich danke dir Helena. Mögen die Götter über uns wachen."
    Ich blickte sie noch einmal mit traurigem Blick an und verließ dann das Gästezimmer und die Casa Matinia. Was mich in Rom wohl erwarten wir? Hoffentlich kümmert sich die CU bereits um diesen Fall und hoffentlich gibt es irgendwelche Fortschritte in den Ermittlungen, ansonsten steht es übel um die Rettung von Avitius oder auch der finanziellen Kraft der Gens Octavia...

    "Hmmm...nimm bitte noch keinen Kontakt zu ihr auf. Ich hätte es lieber wenn ich als erster mit ihr darüber rede, wenn die Sachlage einigermaßen klar ist und ich mit den zuständigen Instanzen in Rom darüber gesprochen habe. Ansonsten kannst du mich bei Agrippa entschuldigen, dass ich mich leider nicht verabschieden konnte und so schnell aufbrechen musste. Ich hoffe aber, dass ich sobald wie möglich wieder zurück sein kann. Bis dahin, machs gut Helena und wünsch mir Glück, auf das ich für Avitius irgendetwas tun kann..."

    "Nun, der Reichtum der sich seit deines Vaters Lebzeiten angesammelt hat ist keineswegs verschwunden. Wir gehören immer noch zu den reichsten Gentes des Imperiums, so dass ich und Victor sicherlich einen Teil des Betrages aufbringen könnten. Allerdings, kann einzigt das Geld vielleicht wirklich nicht der Grund für seine Entführung sein. Die Anzahl seiner Feinde ist sicherlich beträchtlich..."


    Maximus musste jetzt einen klaren Kopf behalten und alles weitere veranlassen.


    "Ich hoffe Victor wurde ebenfalls schon benachrichtigt, aber wie dem auch sei, ich werde wohl so schnell wie möglich nach Rom aufbrechen müssen um mich um alles zu kümmern. Wir müssen ihn unbedingt befreien, koste es was es wolle..."


    Maximus begann seine wenigen Sachen zusammen zu suchen und sich für die Reise vorzubereiten, bis ihm noch etwas zusätzlich einfiel:


    "Sag mal, du hast nicht zufällig einmal die Verlobte von Avitius, mit Namen Decima Alessa kennen gelernt?" Für sie war es bestimmt ein Schock, dass ihr geliebter so kurz vor der Hochzeit entführt wurde, dachte sich Maximus.

    Maximus schien etwas verblüfft als er erfuhr, dass er wohl schon Post bekommen habe. Das er nach Hispania ging war zwar allseits bekannt, aber das er auch in der Casa Matinia unterkommen würde, war eher eine spontane Entscheidung. Wie auch immer, er beschloss sich das Schriftstück erst einmal anzusehen.


    "Ah, er ist von Turia." sagte er laut als er den Absender des Briefes las. Warum sollte mir Turia einen Brief schicken? Merkwürdig, dachte er sich noch bevor er sich entschloss weiter zu lesen.
    Seine Miene verfinsterte sich, geradezu ungläubig folgten seine Augen den Zeilen. Geradezu schockiert riss er die Hände samt des Briefs nach unten und blickte Helena an. "Avitius...er...er wurde entführt. Das glaub ich einfach nicht. Sie dir das mal an." er reichte Helena den Brief um sich selbst zu überzeugen und fügte gleichzeitig hinzu: "Man will sich 100.000sz durch ihn erpressen. Wie konnte das nur passieren?"

    "Na, das hört sich doch schon mal alles sehr vielversprechend an. Ich freue mich schon darauf, wenn du mir alles zeigen wirst. Wollen wir dann jetzt erst einmal ins Triclinium gehen um mit Agrippa und den anderen zu speisen?"

    Wenn sie von Tarraco sprach, dann wirkte es so als sei diese Stadt das schönste und edelste auf der Welt. Maximus wusste das sich diese Faszination nicht Grundlos gebildete haben konnte. "Ich muss zugegen, dass mich von all diesen Dingen, die Gladiatorenschule am meisten reizt. Schon viel habe ich von ihr gehört und es heißt hier würden die besten Gladiatoren des gesamten Imperiums ausgebildet werden. Eine Besichtigung dieser Schule empfände ich also als äußerst interessant." Doch nicht nur solche Institutionen, die er als alter Kämpfer natürlich gerne betrachtete waren ihm wichtig. "Gibt es hier auch diverse Bildungseinrichtungen. Ich meine damit z.B. eine ausreichend große Bibliothek?"

    "Diese Stadt ist absolutes Neuland für mich." antwortete Maximus mit einem lächeln, aufgrund der Zustimmung von Helena zu diesem Vorschlag. "Du wirst mir also viel zu zeigen haben, jedenfalls geh ich davon aus, dass diese Stadt sicherlich noch eniges zu bieten hat."

    "Es wär mir eine Ehre, werter Proconsul. Ich und Helena werden dann sicher bald nachkommen."


    Nachdem Agrippa zur Tur entschwunden war blickte ich wieder erwartungsvoll zu meiner Cousine. "Wo waren wir stehen geblieben? Achja, eine kleine Führung durch Tarraco. Es wäre schön wenn du dafür Zeit hättest, also was sagst du?"

    Nach einer Weile betrat auch Agrippa mein Gästezimmer und erkundigte sich nach meinem Wohlbefinden.
    "Salve Agrippa. Es ist alles bestens, ich kann mich wirklich nicht beklagen. Helena war so freundlich mich zu empfangen und mir dieses überaus gemütliche Zimmer zuzuweisen. Nochmals vielen Dank, für diese Unterkunft. Ich weis es zu schätzen."

    Ihr lächeln empfand Maximus immer als etwas Besonderes. Nichts konnte mehr positive Atmosphäre aufbringen, als dieses sanft und fröhliche Gesicht.
    "Das Problem bei mir ist im Moment einfach, dass ich mich relativ heimatlos fühle. Gut, in Rom haben wir die Casa Octavia, doch irgendwie fühle ich mich zu diesem Ort nicht mehr verbunden als zu jedem anderen auch. Vielleicht bist du ja daran interessiert, wenn es unserer beider Zeit einmal zulässt, mir Tarraco etwas näher zu zeigen. Eine Art Stadtbesichtigung sozusagen. Was hälst du davon?"
    Er hoffte das sie dies gern machen würde, es wäre auch ein erster Schritt um gemeinsam etwas mehr Zeit zu verbringen und das familiäre Band enger zu knüpfen.

    "Sicher werden wir das ändern Helena, davon bin ich überzeugt. Wir werden noch viel zusammen unternehmen können. Auch wenn mich die Politik in Zukunft fordern wird, so werde ich mich immer bemühen Zeit für die Familie zu finden. Und wer weis? Hispania emfinde ich bisher als eine sehr schöne und ruhige Provinz, vielleicht setz ich mich hier ja eines Tages zur Ruhe oder nehme hier gar in nächster Zeit eine Arbeit an, wir werden sehen."
    Maximus konnte sich dies durchaus vorstellen, auch wenn er wusste das in der nächsten Zeit sicherlich nichts daraus werden würde, aber es war eine Möglichkeit die er durchaus in betracht zog. Rom konnte manchmal sehr hektisch sein, von Tarraco hatter diesen Eindruck bisher noch nicht.

    "Hört sich alles sehr schön an, doch wer weis schon was die Zukunft bringt? Im Moment bin ich erst einmal froh etwas Abstand zu all dem gewonnen zu haben und nun ein etwas ruhigeres Leben führen kann. Der Krieg hat uns allen viel genommen, doch sollten wie niemals vergessen was wir noch haben." Er blickte wieder mit einem sanften lächeln zu Helena um ihr zu zeigen, dass sie sich keine Sorgen zu machen brauchte und das es ihm im Grunde genommen gut geht. Er empfand es als ein ein Geschenk der Götter, dass er immer noch hier sitzen kann um mit seiner Cousine zu sprechen. Er hätte sie genauso gut nie wieder sehen können und dessen ist er sich stets bewusst geblieben...

    Langsam sammelte sich Maximus wieder und er bemerkt das Helena dies auch alles sehr nah ging, dennoch fuhr er mit seiner Erzählung fort.
    "Da lag ich nun, draußen inmitten von etlichen anderen Legionären, die vor Schmerz stöhnten. Mein Bein wurde inzwischen nur eher schlecht verbunden und es sollte noch eine Ewigkeit dauern, bis sich ein Medicus meiner annehmen würde. Ich starrte während dieser Zeit einfach nur in den Himmel und nahm vieles aus meiner Umgebung gar nicht mehr wahr. Mich quälte die Ungewissheit was nun mit mir geschehen würde und ich sah mich außer Stande auch nur irgendetwas für meinen Zustand unternehmen zu können. Die vollkommene Hilflosigkeit machte sich in mir breit. Doch dann war es endlich soweit und ein Medicus sah sich endlich meine Wunde an. Er löste den provisorischen Verband und allein anhand seines Blickes konnte ich das Ausmaß der Verletzung erkennen. Er meinte zu mir, dass ich eine große Schnittwunde vom Oberschenkel abwärts davon getragen hätte und dass ein Teil des Knies ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen wurde. Was dann folgte war für mich ein weiterer Schock. Er sagte, das Bein müsse amputieren, die Wunde sei zu groß und die Gefahr einer Infektion, die mich letztlich umbringen würde, sei ebenfalls schon zu hoch. Doch ich wehrte mich dagegen, ich konnte mich nicht als beinloser Krüppel sehen, dann wähle ich doch lieber den Tod. Andere die nicht mehr bei Bewusstsein waren oder nicht mehr bei klarem Verstand hatten diese Wahl nicht, doch zum Glück ging es mir da anders. Ich sagte ihm mit Nachdruck er solle die Wunde behandeln und reinigen, mir einen vernünftigen Verband anlegen und mich anschließend hier liegen lassen. Der Medicus tat es mit Widerwillen, aber er verstand wohl meine Beweggründe und akzeptierte es." Wieder nippte Maximus an seinem Becher, er erinnerte sich wirklich noch an so gut wie alles und sah jedes einzelne Bild vor seinem Auge. "Am nächsten Tag bekam ich bereits ein Bett im Lazarett zugeteilt. Über Nacht waren so viele Verwundete gefallen, dass dies plötzlich kein Problem mehr darstellte. Die Zeit verging und während andere das Schlachtfeld säuberten und sich zum Abmarsch bereit machten, lag ich in meinem Bett und vegetierte vor mich hin. Irgendwann war es dann letztlich soweit, dass die Verwundeten, einschließlich mich alle zum nahe gelegenen Fluss auf die Schiffe der Classis verladen wurden. Für mich ging es dann schnell wieder nach Mogontiacum, wo ich in unser besser ausgerüstetes Standlazarett im Castellum eingeliefert wurde. Dort sollte es noch Wochen dauern, bis ich es wieder verlassen sollte...Fast jeden Morgen machte ich ein par neue Gehversuche, gemeinsam mit dem Medicus um den Heilungsfortschritt festzustellen und mein Bein wieder Bewegungsfähig zu machen. In der ersten Zeit war dies wirklich schwierig. Die Schmerzen, während dieser Gehversuche waren einfach unvorstellbar, doch mit der Zeit ließ auch dies nach. Ich hatte immer die Hoffnung, dass sich mein Bein noch komplett regenerieren könnte und ich dann wieder in den aktiven Dienst aufgenommen werden könnte. Aber letztlich sollte ich feststellen, dass die Schmerzen zwar fast komplett verschwunden waren, mein Bein sich aber dennoch nur eingeschränkt bewegen ließ. Eines Tages schaffte ich es dann mehrere Meter innerhalb des Lazaretts alleine zu laufen, allerdings nur mit großer Mühe. Als der Medicus damit den richtigen Tag gekommen sah holte er diesen Gehstock für mich." Maximus blickte auf seine Gehilfe, die er gegen den Tisch gelehnt hatte. "Er meinte damit sollte es gehen. Erst sah ich ihn verwundert an, doch dann bemerkte ich wie viel leichter es doch ging wenn ich mein rechtes Bein damit entlaste. Ich empfand es auch nicht allzu schlimm. Ich sehe damit ja zum Glück nicht wirklich aus wie ein alter Mann, zumindest denke ich das...Doch genau in diesem Augenblick, als ich zum ersten Mal diesen Gehstock in der Hand hielt wusste ich, dass es mit meiner Zeit in der Legion nun endgültig vorbei war und der Medicus machte mir klar, dass diese Gehhilfe nun ein Teil meines Lebens sein wird. Schon am nächsten Tag konnte ich endlich das Lazarett verlassen und ich meldete mich anschließend beim Legaten um ihm von meiner Dienstuntauglichkeit zu berichten. Er nahm dies ebenfalls mit Traurigkeit auf, immerhin musste er die Legion nach den ganzen Verlusten neu strukturiert werden und da tat ihm der Abgang eines Centurios natürlich nicht gut. Er bot mir sogar an, dass ich weiterhin als Ausbilder tätig sein könnte. Doch das konnte ich mir einfach nicht vorstellen. Wie sollte ich den die Autorität der Männer mir gegenüber wahren, wenn ich selbst nicht in der Lage bin die verlangten Übungen auszuführen? Also entschied ich mich für das einzig richtige: Den endgültigen Abgang aus der Legion, so schwer es mir auch fiel."


    Maximus sah nun bedrückt zu Helena. "Ich hoffe diese Geschichte hat dich nicht zu sehr betrübt? Aber irgendwie bin ich froh dies einmal erzählt zu haben, ich fühle mich irgendwie erleichtert..."

    Maximus nickte und versuchte nun die Geschehnisse dieses berüchtigten Tages zu vermitteln. Er hatte darüber seit seiner Ankunft in Rom wenig gesprochen, doch nun
    "Es war an einem kühlen Tag, als ich zusammen mir meinen Kameraden aus der LegioII am Schlachtfeld aufmarschierte. Es war meine erste größere Schlacht im Rang eines Centurio. Anders als bei den vielen Schlachten an denen ich zuvor teilnahm, hatte ich diesmal eine weitaus größere Verantwortung zu tragen. Ich war nicht mehr nur für mich selbst zuständig, sondern auch für die vielen Legionäre unter meinem Kommando. Sicher hatte ich meine Männer auch schon in einigen kleineren Scharmützeln befehligt, aber noch nie einer so großen Schlacht. Gegen Mittag marschierten wir auf dem Schlachtfeld auf und der Legat gab uns den Befehl die entsprechende Schlachtformation einzunehmen. Ich kontrollierte alles mehrere Male, auf das meine Centurie sich in das Gesamtbild gut einfügen würde und somit eine sicherer Formation gewährleistet ist. Es sollte nichts schief gehen..." Maximus blickte kurzzeitig an die Decke des Zimmers und fuhr danach fort. "Ich hatte schon zu diesem Zeitpunkt ein sehr ungutes Gefühl. Die Germanen hatten all ihre Streitkräfte gesammelt und wir mussten wirklich alles in der Gegend zusammenziehen um dieser gewaltigen Macht entgegenzutreten...und dann war es soweit...Die Germanen stürmten auf uns zu und ehe ich mich versah befand ich mich schon mitten im Getümmel. Ich weis noch genau, wie mir beim aufeinanderprallen beider Streitkräfte das Blut ins Gesicht schoss. Es war laut, überall hörte man das Kampfgeschrei der Germanen und letztlich auch die Todesschreie vieler Soldaten. Es war unerträglich, dennoch kämpfte ich Seite an Seite mit meinen Männern um einen Durchbruch der Germanen zu verhindern. Doch es sollte nicht lange dauern, bis mich plötzlich ein Schwert mitten in den Oberschenkel traf. Ich spürte nur den ruckartigen Schmerz und sackte sofort zu Boden. Für einen Moment war alles Still. Ich lag für einen Moment in einer Blutlarve, zwischen vielen anderen Gefallenen. Mit weit aufgerissenen Augen sah ich nur noch die Füße der um mich herum kämpfenden Soldaten, ich konnte mich nicht bewegen, ich spürte den Schmerz in meinem Bein, doch ich konnte nicht schreien. Ich war wie in einen Schockzustand versetzt und ich dachte genau in diesem Moment, dass mich die Götter jetzt für immer zu sich holen würden. Doch dann merkte ich, wie ich hinausgezogen wurde von zwei meiner Männer. Sie zogen mich an den Schultern hinter die Kampflinie, wo man sich um mich kümmern konnte. Mir war als wenn sich dies innerhalb von mehreren Minuten abspielte, doch wahrscheinlich lag ich nur ein par Sekunden auf diesem Boden, mitten im Schlachtfeld. Vom Rest der Schlacht bekam ich so gut wie überhaupt nichts mit. Ich sollte in eines dieser provisorischen Lazaretts gebracht werden, wo meine Wunden versorgt werden konnten. Doch für mich blieb, wie für viele andere, nur ein Platz an der Luft, da man weitaus nicht alle Verwundeten unterbringen konnte. Später erfuhr ich dann, dass wir unter schweren Verlusten gesiegt und die Germanen vertrieben hätten." Maximus pausierte und atmete tief durch. "Ich erzähl dir gleich wie es mit mir weiterging. Ich brauche nur kurz wieder einen Schluck Wasser." Maximus trank um seiner rauen Kehle wieder etwas Leben einzuhauchen...

    "Ich danke dir Helena, Unterstützung ist immer sehr wichtig und wenn ich sie von dir bekomme um so mehr."
    Maximus versuchte zwar ein fröhliches Gesicht aufzusetzen, doch es gelang ihm nicht wirklich und sein Blick verfinsterte sich zunehmenst, je mehr er an seine letzte Schlacht für die Legion dachte.
    "Es ist eine lange und unschöne Geschichte, willst du sie wirklich hören?"