Nachdem seine Entlassung nun amtlich war und Maximus das Castellum der Legio II hinter sich gelassen hatte, war sein erster Anlaufpunkt klar: Die Casa Quintillia. Seit beginn des Feldzugs hatte er Lucia nun schon nicht mehr gesehen, eine verdammt lange Zeit. Ob es ihr gut ging? Wusste sie überaupt von seinem Verbleib im Lazarett? Wie auch immer, dachte er sich und klopfte an die Haustür. Hoffentlich war sie nicht gerade im Tempel beschäftigt und hoffentlich würde sie es gut aufnehmen, dass Maximus nun einen kleinen Gehstock als Stütze beim laufen benötigen würde...
Beiträge von Marcus Octavius Maximus
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Langsam verließ Maximus das Castellum. Nach dem er ein par Schritte zwischen sich und dem Tor gebracht hatte, blieb er noch einmal stehen und blickte sich um. Es war schwierig für ihn einen Ort zu verlassen, der so lange als seine Heimat galt. Doch dann richtete er wieder den Blick nach vorn, der Straße entlang und began nun einen neuen Lebensabschnitt...
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"Ich danke dir, Legat. Dann werde ich dich jetzt auch nicht weiter stören, denn ich bin mir sicher du hast hier als neuer Kommandeur noch vieles zu erledigen." Maximus griff zu seiner Gehilfe, stand auf und salutierte vor dem Legaten Macer, wahrscheinlich das letzte mal...
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Der Legat lenkte ein und nun spürte ich, dass es jetzt tatsächlich realität geworden ist. Etwas das ich mir vor ein par Monaten nicht hätte ausmalen können: Mein Dienst in der Legion war beendet...
"Ich danke dir für deine Anteilnahme und verstehe sehr gut, dass mein Ausscheiden aus der Legion zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt kommt. Doch auch für mich wird sicher fähiger Ersatz bereit stehen.
Wie es für mich weitergeht? Nun, mein Weg wird zurück zu meiner Familie in Rom führen. Die Politik reizt mich derzeit sehr und wahrscheinlich werde ich etwas in dieser Richtung unternehmen. Privat, teile ich dir auch gerne mit das für mich in der nächsten Zeit vielleicht auch noch eine Hochzeit ansteht. Ansonsten ist die Zukunft ungewiss, was mich auf eine Art verängstigt, auf der anderen Seite aber neugierig macht. Ich hoffe das Beste." -
Maximus fühlte sich gut dabei, als der Legat ihn offenbar trotz seines Defizits im Dienst behalten wollte, doch wie sollte er sich das vorstellen?
"Das mag vielleicht sein. Doch wie sollte das funktionieren? Wenn es zu einer Schlacht käme, könnte ich meine Männer nicht unterstützen, beim Training könnte ich ihnen die wenigsten Übungen zeigen und bei einem Marsch müsste ich ständig auf einem Pferd zu finden sein. Ich wäre nichts weiter als ein Befehlsgeber und kein Kämpfer mehr." Maximus hielt wieder einen Moment inne, eine Träne bildete sich in seinem Auge. "Ich habe mein Leben lang gekämpft, als Soldat der Legion und was für eine Vorbildfunktion hätte ich noch, wenn ich selbst nicht mehr im Stande bin, dass zu leisen, zu was meine Untergebenen Fähig sind?" -
Maximus trat in das Arbeitszimmer und nahm das Angebot einer Sitzgelegenheit mit Freuden wahr. Er setzte sich und stellte den Gehstock an die Seite.
"Erstmal möchte ich dir meine persönlichen Glückwünsche ausrichten, die Legio II übernommen zu haben. Du wirst sie sicherlich ähnlich gut leiten, wie einst die Legio I, wo ich eine Zeit lang ebenfalls diente." Maximus blickte auf sein Bein und kam damit zur ursprünglichen Frage des Legaten zurück. "Nun, die schmerzen treten nur noch bedingt auf, danke der Nachfrage. Dennoch ist die Bewegungsfähigkeit meines rechten Beins stark eingeschränkt. Ich kann es nicht wirklich belasten und deshalb benötige ich diese Gehhilfe..." Maximus pausierte einen Moment. "...und genau deshalb bin ich hier. Der Medicus sagte mir vor kurzem, das eine komplette Heilung wohl extrem unwahrscheinlich ist und ich wohl den Rest meines Lebens an diesen Stock gebunden sein werde." Er blickte jetzt in die Luft und nicht mehr auf den Legaten. "Aus diesem Grund bin ich für die Legion wohl nicht mehr von Nutzen..."
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Langsam schritt Maximus in die Principia, direkt zum Officum des Legaten. Im Umgang mit seiner neuen Gehilfe war er noch nicht ganz vertraut, deshalb agierte er dementsprechend vorsichtig. Als er vor der Tür des Legaten ankam, meldete er den Wachen, dass der Centurio Marcus Octavius Maximus ein Gespräch mit dem neuen Kommandeur wünscht und wartete anschließend auf Einlass...
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Als der nächste Tag anbrach, beschloss Maximus sich nun über seine Zukunft im Klaren zu werden. Er meldete sich beim Medicus ab, schnappte sich seinen Gehstock und verlies das Valetudinarium...
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Viele Tage und Nächte waren nun vergangen, seit die Legio II wieder im Castellum ankam und damit Maximus hier im Valetudinarium seine Zeit verbringen musste. Jeden Morgen versuchte er aufs Neue mit seinem stark angeschlagenen rechten Bein wieder zu laufen. Doch die Fortschritte waren auch jetzt immer noch, nach Maximus Ansicht, höchst unzureichend.
Es war an einem gewöhnlichen Morgen, wie jeder andere und ich versuchte wieder zu laufen, während der Medicus immer bereit stand, mich aufzufangen oder Hilfestellung zu leisten. Inzwischen konnte ich schon ein par Meter, ohne irgendwelche Hilfe, laufen. Jedoch kostete dies unheimlich viel Kraft und ich musste mein Gewicht zum größten Teil immer auf das linke Bein verlagern. Mein rechtes war auch nach dieser langen Zeit immer noch sehr unbeweglich. Ich konnte es nicht wirklich ausstrecken und auch vom Knie her nur bedingt einziehen. Es schien fast schon ein wenig steif. Als der Medicus dies nun Tag für Tag mit ansah und keine Verbesserung sah, sagte er zu mir, während ich mich erschöpft vom laufen an die Wand lehnte: "Warte mal einen Moment, ich bin gleich wieder da." Nachdem er für einen kurzen Augenblick im hinteren Teil des Krankenhauses, kam er auch schon wieder und kam mit einem geraden, stabilen und gut geschnitzten Holzstock zurück. "Versuch es mal damit." Ich blickte ihn skeptisch an, nahm den Gehstock aber kurz darauf an mich.
Ich hielt ihn in meiner rechten Hand und packte ihn ganz oben mit geballter Faust. Ich konnte meinen Arm relativ gut nach unten halten und der Gehstock reichte dann bis zum Boden. Immer wenn ich mit dem rechten Fuß auftrat, stützte ich mich auf ihn und entlastete somit mein rechtes Bein. Es war wirklich angenehm. Ich konnte im Prinzip aufrecht und gerade spazieren und hatte das Gefühl ich könnte Stundenlang so laufen und der Medicus blickte mit halbem Lächeln auf mich. Dann stoppte ich und setzte mich wieder auf mein Bett. Ich starrte an die andere Seite des Raumes und sprach mit dem Medicus, der seitlich von mir stand.
"Ich weis, weshalb du mir das erst jetzt gibst." Der Medicus blieb stumm und ich wusste, was er mir sagen wollte und nahm es ihm mit ruhiger Stimme vorweg. "Das Bein wird nicht mehr heilen, stimmts?" Er legte die Hand auf meine Schulter. "Es tut mir leid, Maximus...Ich hatte gehofft es würde sich bei dir noch bessern, doch leider...wirst du wohl nie wieder wirklich marschieren können..." Mein Kopf war ein wenig geneigt und ich blickte zu Boden und anschließend wieder auf den Gehstock. "Dann wird dies hier wohl ein Teil meines Lebens..." -
Die Nachricht, dass der vielfach ausgezeichnete Legat Purgitius Macer die Legio II übernehmen würde, erreichte zuvor auch die sich im Valetudinarium erholenden Soldaten. Maximus war sehr überrascht von dieser Entscheidung und noch viel überraschter, als er ihn schon bald hier durch das Krankenhaus gehen sah. Wer hätte gedacht, dass er seinen ehemaligen Legaten an diesem Ort widersehen würde? Er bedauerte es allerdings zugleich, dass er derzeit nicht Einsatzfähig war. Denn Maximus war bereits gespannt, was sich unter einem neuen Legaten hier alles ändern würde. Doch um solche Dinge konnte er sich derzeit wohl keine Gedanken machen, denn sein Bein war immer noch nicht vollständig genesen und musste weiter tatenlos die Wände anstarren...
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Die Worte Victors gaben Maximus wieder ein wenig mehr Kraft und die Hoffnung bestand ohnehin immer noch. In jedem Falle würde er alles versuchen, doch letztlich können nur die Götter über seinen Heilungsprozess entscheiden.
"Ich danke dir für deinen Besuch, Cousin. Es hat mich gefreut. Ich nehme an du steckst wahrscheinlich auch bis zum Hals in Arbeit, also lass dich von mir nicht weiter aufhalten. Ich komm schon zurecht." -
Zumindest wurde sie wohl nicht vollständig aufgerieben, soweit konnte sich Maximus also sicher sein. Zwar war es ein schwacher Trost, aber immerhin...
"Das kann ich dir beim besten Willen noch nicht sagen Victor. Der Medicus meint, es würde wohl noch eine gewisse Zeit in Anspruch nehmen. Bisher mache ich jeden Morgen einige Gehübungen, doch diese zeigen nur geringe Fortschritte, so dass wohl noch nicht mit einem baldigen Einsatz gerechnet werden kann. Tut mir leid, ich hoffe du kannst auch so alles unter Kontrolle halten." -
Mit kaltem Blick erinnerte sich Maximus an die Schlacht zurück. Die Erinnerungen und die Bilder, die er im Kopf hatte waren immer noch nicht leicht zu verarbeiten. Langsam begann er zu erzählen, was er noch wusste
"Ich weis noch, dass es relativ am Anfang der Schlacht gewesen sein muss. Ich bemühte mich noch meine Männer zusammen zu halten, doch irgendwie gelang es mir nur bedingt und ich verlor in dem entstandenen Schlachtgetümmel vollkommen die Übersicht...Ich sah nur noch die Germanen vor mir und plötzlich, nach einer kurzen Zeit des Kämpfens, verspürte ich einen ungeheuren Schmerz in meinem rechten Oberschenkel, später erfuhr ich vom Medicus, dass mein Knie ebenfalls noch geringfügiger in Mitleidenschaft gezogen wurde…Sofort ging ich zu Boden und krümmte mich vor Schmerz...ein Germane hatte mich mit seinem Schwert wohl voll erwischt. In dem Moment dachte ich es wäre vorbei, jeden Augenblick würde ich den Gnadenstoß bekommen. Doch ich sah auch meine Centurie über mir gut kämpfen und sie stellten sich den Germanen tapfer entgegen. Ich kann nicht genau sagen, wie lange ich dort wohl gelegen habe, mir kam es vor wie Stunden voller Schmerz, doch wahrscheinlich waren es nur ein par Minuten. Danach merkte ich wie mich ein oder mehrer Legionäre an der Schulter hin raus gezogen wurde. Das war für mich absolutes Glück, ansonsten würde ich jetzt wohl nicht mehr mit dir sprechen können."Maximus starrte einen Moment betäubt geradeaus, bis er jedoch wieder das Wort ergriff:
"Ich bin dir dankbar für dein Angebot Victor...Vielleicht kannst du wirklich etwas für mich tun. Du weist nicht zufällig was mit meiner Centurie passiert ist? Ich habe bisher noch nichts genaueres on Erfahrung bringen können." Maximus machte sich des Öfteren schreckliche Vorwürfe, weil sie die größte Zeit absolut führerlos durch die Schlacht gehen mussten."
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Maximus lag gerade, wie gewöhnlich, auf seiner Liege und starrte nachdenklich an die Decke des Krankenhauses, als ihn plötzlich Victor wieder aus seinen Illusionen zurück holte.
"Salve Victor, welch freudige Überraschung, es tut gut dich mal wieder zu sehen. Wie es mir geht, fragst du? Naja, wie du siehst lieg ich immer noch flach und dieses Verfluchte Bein" Maximus blickte hinab auf sein kaputtes rechtes. "lässt auch vorerst keine Veränderung dieses Zustandes zu." -
Nun verbrachte Maximus schon mehrere Tage im Valetudinarium und jeden Morgen machte er ein par Gehversuche unter Aufsicht eines Medicus. Am Anfang tat er sich schwer und war des Öfteren der Verzweiflung nah. Sein Bein fühlte sich steif an, er konnte es nicht mehr wirklich gut bewegen und mit jedem Tag der Verging starb ein wenig Hoffnung in Maximus. Dennoch gab es von Zeit zu Zeit auch Fortschritte zu vermelden. Die Schmerzen ließen spürbar nach und je mehr er es versuchte und je mehr Zeit verging schien er sich auch besser halten zu können. Auf Grund dieser Tatsachen, redete der Medicus auch immer wieder gut auf Maximus ein. Er meinte es würde noch etwas Zeit brauchen und das sein Körper sich nicht von heut auf morgen regenerieren könne. Maximus nahm diese Worte immer gern zur Kenntnis und hoffte weiterhin auf seine endgültige Heilung...
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Das Valetudinarium roch frisch, es war deutlich zu spüren, dass es hier schon lange nichts ernstes mehr zu tun gegeben hat. Doch jetzt hatten diese Räumlichkeiten wieder mehr als genug Auslastung, in dem man hier die vielen Verwundeten versorgen und gesund pflegen musste. Allerdings waren auch nicht so viele mehr von den Ursprünglichen Verwundeten-Zahlen übrig. Viele erlagen bereits in den ersten Tagen ihren Verletzungen aus der Schlacht und ein anderer Teil überlebte die Rückreise nach Mogontiacum nicht. Der Rest, der jetzt noch im Lazarett ankam hatte noch Chancen wieder zu genesen, denn den meisten war bewusst: Das schlimmste hatte man bereits hinter sich gelassen...
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Während die gesunden Legionäre sich schon wieder aufmachten um in die Stadt zu gelangen, wurden nun Reihenweise die Verwundeten ins Lazarett gebracht. Mit Trauer beobachtete Maximus die aufrecht gehenden Soldaten und verfluchte seinen Zustand, in dem er auf diese Trage gefesselt war...
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Ein schwacher Trost, dachte sich Maximus. Doch man nimmt was man kriegen kann und so bedankte er sich beim Soldaten, während er und einige der vielen anderen zurück ins Castellum gebracht wurden...
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Mann für Mann wurden die Verletzten von den Schiffen geladen und abtransportiert. Der Weg ging in Richtung des Castellums, in dem sich die meisten schon bald im Lazarett zur weiteren Versorgung wieder finden würden. Maximus schloss einfach nur die Augen und lies sich von zwei Soldaten auf der Trage wegbringen. Natürlich waren auch einige Bürger gekommen um sie zu empfangen, doch wie ein richtiger Siegesmarsch durch die Stadt wirkte es für die meisten sicherlich nicht. Zu gern wäre auch Maximus auf beiden Beinen siegreich durch die Straßen marschiert, doch dies war ihm dieses Mal nicht vergönnt...
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Mann für Mann wurden die Verwundeten verladen. Maximus hatte teilweise schon keinen Überblick mehr über das was geschieht, also lies er die Legionäre einfach machen. Er wurde dann samt seiner Trage auf ein Schiff gebracht und verwies immer wieder darauf, dass man auf sein Bein aufpassen sollte. Ein kleiner Stoss oder zu viel rütteln konnte unter Umständen schon ein starkes Schmerzgefühl auslösen. Er kniff nur noch die Augen zusammen und hoffte das nichts weiter schief gehen würde...