Beiträge von Iulia Cara

    Im ersten Moment war es etwas befremdlich für Cara, dass Calliphana zunächst sprach, als wäre sie gar nicht anwesend. Doch dann wandte sich die Furia ihr entschuldigend zu. Beruhigend legte sie ihr rasch die Hand auf den Oberarm. Eine fast schon freundschaftliche Geste "Keine Sorge, ich bin dir nicht böse", Sie lächelte. "Es wundert mich nicht; Lucius beordert vermutlich regelmäßig einen anderen Teil der Familie nach Rom, um sie dir alle vorzustellen - oder dich wahnsinnig zu machen", fügte sie nach einer kleinen Pause hinzu. "Wahrscheinlich hast du in den letzten Monaten mehr Iulier getroffen, als ich in den letzten zwei Jahren." Tatsächlich kam ihr die Casa Iulia recht verwaist vor und sie fragte sich ernsthaft, wo denn der ganze Rest der Familie steckte.


    "Germanica Calvena - sehr erfreut", sie neigte den Kopf. Auf den nur schwer missdeutbaren Blick der Germanica und Calliphanas Äußerung zuckte sie die Schulter. "Er scheint ein sehr großer Fan der Veneta zu sein..." meinte sie und es klang nach einer Mischung aus "So sind Männer eben" und "Lassen wir ihm eben dieses eine Mal die Freude"...Ein zweites Mal würde ihm eine solche Finte ohnehin nicht gelingen. Das würde wohl nicht nur Calliphana, sondern auch Cara sicher stellen. "Glaubst du, sie können noch etwas heraus holen?",fragte sie dann mit Hinblick auf das Rennen selbst und einem Blick hinunter ins Rennoval, wo immer noch die Quadrigen dahin preschten. Sie selbst hatte absolut keine Rennerfahrung, gab es solche Spektakel schließlich nicht in Mogontiacum.


    Centho schien in der Runde nicht der einzige große Quadirgen-Rennfan zu sein. In seinem Renneifer stellte der Aelier die beidem Frauen falsch herum vor, kam aber nicht mehr dazu, es zu korrigieren, da ihm ein neuerlicher Anfeuerungsschrei über die Lippen drang und er vom Rennfieber gepackt aufsprang, als sich die Veneta ganz knapp vor die Goldenen schob. Also übernahm sie es selbst, sich nochmals richtig gegenüber der Iunia vorzustellen: "Cara...Iulia..."

    Vom Tablinum her kommen, betrat Cara am Arm Lucius´ das Tricilium, den Speiseraum der Casa Iulia. Auch hier bestätigte sich Caras erster Eindruck ihres neuen Zuhauses. Zwar mochte die Casa nicht so reich ausgestattet sein wie die Villen der patrizischen Familien, aber die Einrichtung zeugte noch vom vergangenen Ruhm der gens und musste sich keinesfalls verstecken. Ein Sklave war gerade dabei einige Kleinigkeiten an Essen und zwei Kannen mit jeweils Wein und Wasser aufzutragen. Offensichtlich war er von Lucius Leibsklaven angewiesen worden. Sie ließ sich auf einer der Klinen nieder und ließ sich von dem Mann einen Becher mit stark verdünntem Wein geben. Sie fühlte sich immer noch etwas schwach auf den Beinen und erachtete es daher als äußerst unklug nun viel Alkohol zu sich zunehmen. Zudem lag ihre letzte Mahlzeit ja auch schon eine ganze Weile zurück - woran sie ihr Magen auch sogleich erinnerte.
    Bei all dem Glanz, den sie bisher schon gesehen hatte, fiel ihr dennoch ein kleiner Schönheitsfehler auf, auf den sie Lucius sogleich ansprach:"Wo sind denn eigentlich die anderen? Du wirst doch nicht ganz allein in dieser großen Casa wohnen?"

    Typisch Mann, ging es Cara amüsiert durch den Kopf und ein Lächeln machte sich auf ihren Zügen breit. Im Grunde waren es ja die Damen, welche die meiste Arbeit mit Hochzeitsvorbereitungen hatten und nicht die Herren der Schöpfung. Aber in der Tat, es gab viel zu organisieren. Trotz ihrer Gedanken, blieb sie euphorisch. Eine Hochzeit! „Ich würde mich sehr freuen, wenn ich euch in irgendeiner Art und Weise behilflich sein könnte!“, bot sie ihm ehrlich begeistert an.


    Von Lucius heimlichen Überlegungen, den Senator in die Iulia Casa einzuladen, ahnte die junge Iulia nichts. Sie war indessen schon damit beschäftigt, welches Opfer sie den Göttern als Dank darbringen wollte. Oder besser gesagt, der einen Göttin. Venus, der Stammmutter der Iulier, die so beschützend ihre Hand übers sie gehalten hatte. Was opferte man in einer solchen Situation. Nichts blutiges auf jeden Fall....vielleicht ein paar Blumen und wohl duftende Gewürze?
    Wie aus dem nichts erschien ein etwas stämmiger Sklave, dem der ägyptische Einschlag förmlich anzusehen war. Lucius stellte ihn als Phocylides vor. Nach allem was ihr Verwandter berichtete, wusste der Sklave, was in diesem Haus alles vor sich ging. Cara nahm sich vor, ihn später nach Sophie zu fragen.
    Tatsächlich war auch sie nicht sehr davon begeistert, von einem Sklaven auf Schritt und Tritt verfolgt zu werden. Cara war ein sehr freiheitsliebender Mensch, musste sich bewegen und dorthin gehen können, wo ihr der Sinn stand. Ein Sklave im Schlepptau war da eher hinderlich. Zumindest empfand sie männliche Sklaven als hinderlich, die nichts von den Bedürfnissen einer jungen Frau wussten. Zumindest da hatten sich Sophie und Cara immer ergänzt. Wo sie jetzt wohl war?
    Lucius zu Liebe nickte sie dennoch. „Werde ich...“, antwortete sie. Zumindest für den Anfang wäre es wohl vernünftig.


    Lächelnd hakte sie sich bei ihm unter und folgte ihm ins Triclinum...

    Zitat


    Original von Lucius Iulius Centho
    Phocylides hatte er schon vor Wochen beauftragt zwei gleiche Duckelblaue Kleider zu kaufen. Eines für Calli das andere für Cara ihm war klar das er die beiden Frauen niemals in der Öffentlichkeit das selben Kleid zu tragen noch dazu da auch noch die selben Fibeln dran waren die wie kleine Löwen aus sahen.


    Cara fand es nicht sonderlich amüsant. Lucius hatte sie doch tatsächlich in die glitzegleiche Pala gesteckt, die er auch für seine Verlobte, Furia Calliphana gekauft hatte. Blau mit Löwenfibeln - und er schien sich darüber auch noch zu amüsieren. Sie ärgerte sich eigentlich nicht darüber, dass er sie zu einer Quasi-Doppelgängerin Calliphanas gemacht hatte, sondern dass er ihr eine Finte geschlagen hatte. So hatte er sie, zusammen mit Libo zum circus geschickt - wo sie dann erst wieder mit Calliphana zusammen gekommen waren. Cara hatte fast der Schlag getroffen - was leider auch wieder einmal in einem Gefühlssturm über ihr Gesicht hinweg gehuscht war. Hätte er sie nicht einfach bitten können? Um ihm eine Freude zu machen, hätte sie wohl dieses Mal - auch wenn sie davon nicht begeistert gewesen wäre - sogar zugestimmt. Aber so....Cara bemerkte dieselbe Bestürtzung auf Calliphanas Gesicht und dass machte der jungen Iulia die Frau, die sie noch nie zuvor gesehen hatte, schon einmal recht sympathisch. Sie vereinigten sich dann auch sogleich, um Lucius die Leviten zu lesen - was dieser jedoch mit einem einfachen amüsierten Lächeln abtat. Immerhin trugen sie nicht diesselbe Frisur und auch verschiedenen Schmuck. Das wäre ja wohl die Höhe gewesen! Am Morgen hatte sie sich die Haare dezent bis auf ein paar lose Strähnen hochstecken lassen und als Schmuck lediglich ein paar silberne Armreifen gewählt. Kohle, um ihre blauen Augen zu betonen war obligatorisch. Das musste genügen. Mit ihrem eher untypischen roten Haar, war sie ohnehin schon auffällig genug.


    Zitat

    I
    Original von Lucius Iulius Centho
    „Salvete mit einander. Senator Germanicus, Calvena, Serrana ich freuen mich euch zu sehen und auch die Frau deren Namen ich noch nicht kenne aber deren Kleid mir aus gesprochen gut gefällt vor allem die Farben. Archias willst du sie mir nicht vor stellen?”



    Bei Libo untergehakt, folgte sie Lucius mit Calliphana am Arm hinein in den Circus. Sie waren etwas spät und hatten einige Mühe, um bei den Menschenmassen die förmlich alle Gänge, Tore und Ränge verstopften, durch zu kommen. Lauter Lärm und Gesang schlug ihnen entgegen, als sie hinaus ins Licht traten - und Cara vergaß unmittelbar jeden Ärger, den sie zuvor noch über Lucius Untat empfunden hatte. Die Menschen auf der gegenüberliegenden Seite hoben die Arme zu einer Welle an...""BUROLIX! BUROLIX! AURATA VICTRIX! AURATA VICTRIX!" - Schreie drangen an ihr Ohr. Überall blitzen die Farben Gold, Weiß, Blau und Rot. Über dem Rennoval indessen lag eine Staubwolke, nämlich dort, wo die Quadrigen in die nächste Runde ging. Wie eine andere Welt.
    Die vier schlugen sich einen Weg durch die jubelnden und mitleidenden Fans hinüber zu jenem Block, der vor Blau nur so strahlte. Der Block der Veneta. Nicht, dass Lucius ihr eine Wahl gelassen hätte, zu entscheiden, welchen Rennstall sie unterstützen wollte. Sogleich schien ihr Verwandter auch jemanden zu finden, den er kannte. Dass es hier noch jemanden gab, der ein blaues Kleid trug, fiel in dieser Kurve nun schon gar nicht mehr auf, denn egal wo sie hinsah, erblickte sie nur blau, blau, blau, blau...Stattdessen grüßte sie mit einem lächelnden "Salvete" in die Runde und musste schmunzeln, als Lucius den Mann neben sich rügte. Dabei hatte er sie auch noch nicht vorgestellt...


    edit: Zitate eingefügt!

    "Calliphana" - Den Hauch eines Augenblicks stutzte Cara, ehe ihr ein Licht aufging. Richtig, die Einladung zuLucius Verlobungsfeier. Da hatte Calliphana drauf gestanden. Furia Calliphana um genauer zu sein. Bisher hatte sie noch nicht das Vergnügen gehabt, die Verlobte ihres Verwandten kennen zu lernen, freute sich aber schon darauf. Zumindest schien sie im Leben des Lucius eine sehr zentrale Rolle einzunehmen, das zumindest glaubte sie aus dem Tonfall heraus zu horchen, mit der ihr sein Bedauern über die wenige Zeit mit seiner Zukünftigen, vortrug. Zumindest lenkte sie das Gespräch von ihrem eigenen Kummer hinsichtlich ihres Bruders ab und darüber war sie sehr froh...
    "Das ist sehr bedauerlich", antwortete sie ehrlich. "Ich hoffe, ihr beide werdet mehr Zeit finden, wenn ihr einst verheiratet sein werdet", sie lächelte ihn an - und dann plötzlich, aus einem Schub an spontaner Vorfreude heraus: "Oh ich freue mich wirklich auf die Feier! Ich fand es so schade, dass ich eure Verlobungsfeier wegen dieses doofen Fiebers verpasst habe!"


    Dass es für Lucius einen Moment befremdlich war, mit seinem Vornamen angesprochen zu werden, dass bemerkte Cara nicht. Für sie war es völlig normal, Familienmitglieder mi Vornamen anzusprechen. Und schließlich waren sie unter sich.
    "Das verstehe ich natürlich...es war aber auch ein ziemlich großer Zufall, dass ich ausgerechnet an Senator Aurelius Ursus geraten bin...." Und was für einer, dachte sie mit leisem Schmunzeln. Später würde sie den Göttern danken, dass sie ihn ihr über den Weg geschickt hatten.


    Einer Mahlzeit war sie tatsächlich nicht abgeneigt. Erst jetzt spürte sie,wie hungrig sie eigentlich war. Ihr Magen fühlte sich leer und verstimmt an. Kein Wunder - schließlich hatte sie seit dem Morgen nichts mehr zu sich genommen. "Das klingt sehr gut!", bemerkte sie erfreut und setzte dann ein "Ich meine beides klingt sehr gut", nach...Das eine oder andere wollte sie dann doch noch von ihm wissen...

    Cara lächelte unter seiner Hand, obschon ihr in dem Moment, als er von Saturnius´ Abreise sprach, alles andere als zum Lächeln zu Mute war. Ihr Bruder hatte Rom verlassen, ohne dass sie Gelegenheit dazu gehabt hätten miteinander zu reden. Er war fort. Sie hier - und er dort, in Misenum. Diese herbe Enttäuschung, die sie fast schon einen physischen Schmerz empfinden ließ, durchströmte ihren Körper wie eine Welle Übelkeit und wischte beinnahe alle Gedanken an Sophie, den Senator und Lucius Sorgen um den guten Ruf der Familie fort. Es war wohl seine Berührung, seine tröstenden Nähe, die sie hier hielt und sie daran erinnerte, dass es ihr im Moment noch nicht gänzlich gestattet war, sich dieser ihrer Enttäuschung hinzugeben. Er musste ihren inneren Gefühlssturm denn wohl auch in ihren Augen sehen, auch wenn sie versuchte sich zusammen zu nehmen. Cara war schon immer eine schlechte Schauspielerin gewesen und ihre Gefühle in ihrem Gesicht nur allzu gut lesbar - zu ihrem Leidwesen.
    "Ja, mir tut es auch Leid...aber er wird gewiss seine Gründe haben. Er ist ja immer so beschäftigt." Ihre Stimme klang selbst für sie seltsam hohl. Dann weiter, als spule sie ein Programm ab, das sie seit ihrer frühsten Kindheit verinnerlicht hatte: "Ich möchte meiner Familie wirklich keinen Schaden zufügen, Lucius! Und ich werde tun, was ich kann, um euch zu unterstützen!" Das war das höchste Prinzip. Sie lebte für die Familie. Nur dafür. Mit einem Lächeln, dass leider all ihre Traurigkeit preisgab, setzte Cara hinzu: "Ich will der Iulia Ehre machen!"

    Cara spürte, dass sich der Senator unwohl fühlte. Hin und wieder huschte ihr Blick hinüber zu ihm, während sie Centhos Worten lauschte. Der Aurelier verabschiedete sich dann auch sehr bald, um den Verwandten Zeit für sich selbst zu geben. "Ich hoffe wir begegnen uns bald einmal wieder...", erwiderte sie lächelnd. "Vale bene!"


    - Dann war er draußen und Cara verblieb allein mit Centho. Es fühlte sich irgendwie merkwürdig an. Obschon sie sich so klar und deutlich an das Gesicht dieses Mannes erinnern konnte, kam es ihr Ewigkeiten vor, seitdem sie ihn das letzte Mal gesehen hatte. Der Senator war ihr "näher" erschienen, als es Centho jetzt tat. Mit ihm hatte sie sich seltsam sicher gefühlt. Jetzt stand sie auf sie reduziert. Während ein Teil in ihr sich über solch merkwürdige Empfindungen wunderte, rief sie ein anderen zur Ordnung: Entspanne dich!, rief er ihr zu.
    Auf dem kleinen Beitisch standen immer noch unberührt die zwei Becher, welche der Sklave herein gebracht hatte. Der eine mit stark verdünntem Wein, so wie es der Senator geordert hatte, der andere mit klarem Wasser.
    Cara verstand natürlich die Logik hinter seinen Worten. Doch dieses Mal war sie umsichtig genug, Centho erst zu antworten, als sie beide allein waren."Ich hielt es für einfacher, mein Gepäck vorzuschicken - um beweglicher zu sein", erklärte sie sich. "Und auch für die Träger dachte ich sei es geschickter, wenn sie meine Gepäckstücke mit dem Wagen in die Stadt bringen können..." Tatsächlich entspannte sie sich dann, als sie die ehrliche Sorge in seiner Stimme hörte und sah wie seine Augen groß wurden, als er die Brauen kritisch hob.
    "Ich wollte dir wirklich keine Sorgen bereiten!", versicherte sie ihm und lächelte ihn an, als wollte sie ihm ein Friedensangebot machen, dass sie dann sogleich auch in einem fast schon feierlich zu nennenden Versprechen aussprach. Die Hand ans Herz haltend sagte sie: "Ich verspreche dir, zukünftig darauf zu achten, mich nicht allein nach draußen zu begeben..." Zumindest am Anfang nicht - fügte sie in Gedanken hinzu. Natürlich lag ihr nichts ferner, als der Iulia Schaden zuzufügen.
    "Aber, wo du schon einmal meinen Bruder erwähnst....Wo ist er? Möchte er mich nicht begrüßen?" Sie versuchte eine ruhige Fassade zu wahren, doch in ihren Augen lag eine Mischung aus angenagter Freude, leiser Furcht, Saturnius könnte sie vergessen haben, die aber noch zurückgedrängt wurde von größerer Hoffnung.

    In Caras Ohren klangen Centhos Worte wie ein Vorwurf. Sie hatte gewagt einen Senator als Helfer einzuspannen. Aber nicht nur das, sie hatte sich ohne Begleitung auf den Straßen Roms aufgehalten. Dabei konnte sie zumindest für letzteres absolut nichts dafür! Leiser Trotz regte sich in ihr, der sich auch nicht durch die Anwesenheit Aurelius Ursus´ mildern ließ.
    „Ich kann wirklich nichts dafür“, Sie begegnete Centho mit offenem Gesicht, die blauen Augen groß und kritisch unter gehobenen Brauen. „Ich habe eine ganze Weile auf Sophie gewartet, habe sogar nach ihr gesucht. Aber sie war auf dem ganzen Markt nicht zu finden, also habe ich Senator Aurelius Ursus nach dem Weg gefragt...“,
    Wieder sah sie zu dem Mann hinüber, als suche sie seine Unterstützung und Zustimmung. „Ich hoffe, Sophie ist nichts zugestoßen....“, sagte sie noch, ehe sie sich Centho erneut zu wandte: „Den Boten – das muss ich zu meiner Schande gestehen – habe ich in dem ganzen Trubel vergessen zu schicken...“ Sie hatte kaum geendet, da biss sie sich auf die Unterlippe. Es war womöglich unklug gewesen, sich in Anwesenheit eines Gastes zu verteidigen. Centhos Autorität zog sie keinesfalls in Zweifel, fühlte sich aber missverstanden. Wo war nur Saturnius? Wollte er sie nicht Willkommen heißen? Auf Centhos Angebot bei einem der Sklaven nachzufragen, ob Sophie zusammen mit dem Gepäck gekommen war, nickte sie. „Vielen Dank!“

    Cara wollte gerade zu einer Entgegnung ansetzen, als die Tür zum Tablinum abermals geöffnet wurde und ihr Verwandter eintrat. Sie sah die Überraschung, die über sein Gesicht huschte, als er nicht nur sie dort stehen sah, sondern auch den Senator. Offensichtlich kannten sich die beiden. An ihr Gesicht mochte er sich vielleicht nicht mehr erinnern, dass die Familie sich das letzte Mal zu einem großen Treffen aller Zweige getroffen hatte, lag schon eine Weile zurück und seitdem war sie zu einer jungen Frau heran gewachsen. Doch sie erkannte Lucius Iulius Centho sofort. „Salve!“ Freudig grüßte Cara ihn und umarmte ihn herzlich, unterdrückte aber angesichts des Senators den Impuls ihn allzu stürmisch zu umarmen. Das konnte sie schließlich noch später nachholen.
    „Die Götter waren mir wohl gesonnen, ihn mir über den Weg zu schicken“, Sie lächelte Ursus an. „Der Senator war sehr freundlich zu mir. Ich habe ihm zu danken. Allein hätte ich wohl nicht hierher gefunden.“ Sie fühlte sich ihm auf merkwürdige Art und Weise verbunden. Mit Hoffnung in den blauen Augen sah sie dann zu Centho auf. „Hat sich eine Sklavin hier in der Casa gemeldet? Ihr Name ist Sophie....“

    Zugegeben, es war ihr beider Versäumnis gewesen. Cara erwiderte Aurelius´ Lächeln und neigte in einer anmutigen Geste, die man ihr ob ihres noch kränklichen Aussehens wohl nicht zugetraut hätte, den Kopf. "Die Freude ist ganz meinerseits, Titus Aurelius Ursus." Es fühlte sich etwas merkwürdig an, jetzt nachdem sie sich doch schon einige Zeit miteinander unterhalten hatten, sozusagen neu anzufangen. Anders als er wohl annahm, rührte sein Name etwas in ihrer Erinnerung an. Etwas, das sie aber nicht recht zuzuordnen wusste. Als hätte sie den Namen schon einmal gehört. Vielleicht hatte ihr Vater ihn einmal erwähnt - Vielleicht war es aber auch einfach nur sein Gensname. Claudia, Cornelia, Tiberia, Aurelia...wer kannte die Namen der ehrenvollen Patriziernamen nicht?
    Was ihr im Moment aber noch viel wichtiger erschien, als die Frage, wo sie den Namen schon einmal gehört hatte, war, dass sie das Gefühl hatte ihm etwas schuldig zu sein für seine Freundlichkeit und Fürsorge. Wie konnte sie ihm dafür nur danken? Sie sah den Aurelier neben sich an. Vermutlich würde er es als eine Beleidigung gegen seine Ehre betrachten, würde sie ihn danach fragen. So beließ Cara es bei einer schlichten Aussage: „Ich würde mich freuen, wenn ich mich für Deine Hilfe eines Tages bedanken könnte...“, sagte sie gerade noch, als die Tür zum Tablinum etwas unsanft aufgestoßen wurde und der Sklave mit einem Tablett und zwei Becher zurückkam. „Setzen?“, fragte er mit gehobenen Brauen, als er die beiden immer noch stehend vorfand, und deutete mit der ausgestreckten Hand auf ein paar Weidekörbe in der Nähe eines Tisches, auf welchen er nun auch das Tablett manövrierte. Er nickte ihnen noch zu und zog sich dann wieder zurück.

    Da stand Cara nun. Die Casa fügte sich geschmeidig in die Reihe der Wohnhäuser ein; So unauffällig, dass sie wohl daran vorbei geschritten wäre, hätte sie der Senator nicht darauf aufmerksam gemacht. Er sprach ihr gerade Mut zu und versicherte sie auf keinen Fall allein auf der Straße stehen zu lassen, als die Tür auch schon, ohne das einer der beiden sie auch nur mit der Fingerspitze berührt hätte, geöffnet wurde und ein glatzköpfiger Sklave seinen runden Kopf zur Eisentür herausstreckte. Sein Latein war zugegeben nicht das beste, was ihn etwas dümmlich wirken ließ, aber er schien ein freundliches Naturell zu besitzen - das bei Provokation gewiss aber auch ins Gegenteil umschalgen konnte.
    Der Senator, wohl ebenso überrascht wie sie, nannte ihm seinen Namen - und oh Schreck! - erst jetzt bemerkte sie, dass sie sich ihm gar nicht vorgestellt hatte, als sie ihn mitten auf der Straße angesprochen hatte. Wie unhöflich! Da war sie doch tatsächlich so in das Gespräch mit ihm vertieft gewesen, dass sie darüber die Vorstellung ganz und gar vergessen hatte. Aber Aurelius Ursus löste dieses Problem äußerst diplomatisch und stellte sie schlicht als Iulia vor. Der Sklave nickte und öffnete die massive Eisentür noch ein Stückchen weiter, um sie in die Casa Iulia einzulassen.
    Nachdem er die Tür hinter ihnen wieder geschlossen hatte, eilte er geschäftig vorraus, um ihnen den Weg zu weisen.


    Cara wurde sogleich gefangen genommen vom Inneren der Casa, die so gar nicht dem schlichten Äußeren entsprach. Hier sollte sie leben?, ging es ihr staunend durch den Kopf. Die Casa konnte freilich nicht mit der Villa einer Patrizierfamilie mithalten, aber sie war weitaus mehr, als sie erwartet hatte. Viel mehr, was die SChlichtheit der Außenmauer hatte erwarten lassen. Ein helles, offenes Atrium öffnete sich ihnen mit Klinen und Tischchen, die um einen kleinen Art Brunnen herum gruppiert waren. Eine Statute beugte sich darüber. Weiter hinten an einer Wand entdeckte sie einen Altar auf welchem das steinerne Bildnis der Venus, der Stammmutter der Iulie trohnte. Sie sammelte zwar nur schnappschussartige Eindrücke, aber das, was sie sah, das gefiel der jungen Iulia.


    Der dunkelhäutige Sklave führte die beiden in einen Raum, der sich dem Atrium unmittelbar anschloss, das Tablinum. Eine Art Familiengalerie hing hier an der Wand, die Caras Neugierde sogleich auf sich zog. Der Raum war schlicht, aber gemütlich eingerichtet. Ein paar Weidenkörbe, daneben ein Tisch mit frischen Blumen in einer Vase...."dominus kommen gleich...", Der Sklave wandte sich zu ihnen um. "Trinken wollen etwas?", Er riss die junge Iulia, die soeben begonnen hatte, die Bildnisse ihrer Ahnen zu betrachten, förmlich aus den Gedanken. "Ja, warum nicht...", antwortete sie und der mann eilte hinaus, um der Order nachzugehen.


    Cara nutzte den Moment, in dem sie noch allein waren, um den Senator für den Hauch eines Augenblicks mit der Hand am Arm zu berühren. Eine Geste der Entschuldigung. "Verzeih...es war unhöflich mich Dir nicht ordentlich vorzustellen! Das wäre ich Dir schuldig gewesen. Iulia Cara..."

    Sim-Off:

    Titus Aurelius Ursus und Cara kommen von hier


    Cara machte ein etwas erschrockenes Gesicht, als Titus Aurelis Ursus den Boten erwähnte. "Oh, das habe ich in all der Aufregung ganz vergessen...", meinte sie verlegen und versuchte sich dann sogleich selbst zu beruhigen:" Aber sie werden mich wohl in diesem Zeitraum erwarten. Schließlich habe ich mein Gepäck ja schon vorgeschickt und ein Brief wurde auch gesandt, als ich krank war...." Irgendeiner würde ja hoffentlich da sein...Und wenn es nur ein Sklave war. Cara spürte nun eine gewisse Aufregung in sich aufsteigen. Die Häuser um sie herum bekamen nun zunehmend den Charakter von Wohngebäuden. Es konnte also nicht mehr sehr weit sein. Theoretisch konnte er jeden Augenblick stehen bleiben und auf eines der Häuser deuten....

    Vielleicht hatte sich Cara doch getäuscht und ihm hatte Germanien doch gut gefallen. Zumindest war es ihm so wichtig, dass er es ihr ein zweites Mal versicherte. "Ich habe kein Grund, Dir nicht zu glauben...", Im Grunde glaubte sie nicht nur an ihn, sondern vertraute ihm schon. Ihm, einem wildfremden Mann, den sie auf der Straße angesprochen hatte und dem sie nun vertraute, dass er sie sicher noch Hause brachte.


    "Das ist doch das mindeste, das ich tun kann", erwiderte Cara grinsend und beobachtete dann fasziniert, wie der zurückgekehrte Cimon die Toga seines Herrn wieder zurecht legte. Das Kleidungsstück schien einiges an Gewicht zu haben und dennoch ging der Senator aufrecht. "Ich kann es jetzt schon kaum erwarten!", Das Forum Romanum erschien ihr wie eine Schatztruhe, die es zu durchforsten galt - was wartete dann erst in den anderen Teilen Roms auf sie?! Sie überquerten das sonnenbesprenckelte Forum, das nur so von Menschen wimmelte und nahmen eine der Hauptstraßen, die zu Caras Bedauern davon wegführten. Es wurde etwas frischer, als die Gebäude zu beiden Seiten in die Höhe wunchsen.
    Sie fühlte sich sichtlich wohl an der Seite des Senators, den man überall ehrerbietig, fast schon ehrfürchtig grüßte und ihm selbstverständlich Platz machte, was wohl auch zu einem kleinen Teil dem dunkelhäutigen Sklaven zu verdanken war, der ihnen wie ein imposanter Schatten folgte. Sie machte ein etwas erschrockenes Gesicht, als er den Boten erwähnte. "Oh, das habe ich in all der Aufregung ganz vergessen...", meinte sie verlegen und versuchte sich dann sogleich selbst zu beruhigen:" Aber sie werden mich wohl in diesem Zeitraum erwarten. Schließlich habe ich mein Gepäck ja schon vorgeschickt und ein Brief wurde auch gesandt, als ich krank war...." Irgendeiner würde ja hoffentlich da sein...Und wenn es nur ein Sklave war. Cara spürte nun eine gewisse Aufregung in sich aufsteigen. Die Häuser um sie herum bekamen nun zunehmend den Charakter von Wohngebäuden. Es konnte also nicht mehr sehr weit sein. Theoretisch konnte er jeden Augenblick stehen bleiben und auf eines der Häuser deuten....


    Sim-Off:

    Casa Iulia

    Der Senator gab sich sichtlich Mühe der Provinz etwas positives abzugewinnen. Zwischen den Zeilen lesend, glaubte Cara aber zu erfassen, dass die Zeit in der Provinz nicht unbedingt zu seinen liebsten Erinnerungen gehörte.
    "Ich kann verstehen, was Du meinst, Du brauchst dich nicht rechtfertigen!", erwiderte Cara lächelnd. "Es gibt viele Zuhause, aber nur eine Heimat. Und die Heimat ist und bleibt einfach der schönste Ort." Sie war in Germanien geboren, hatte die harten Winter erlebt, die gewaltigen Bäume gesehen und mit den Germanen, von denen er sprach, Tür an Tür gelebt. Es war ihre Heimat, darüber hinaus hatte sie bisher recht wenig gesehen, sah man einmal von ihrer Reise hierher ab. Das war auch ihr eigentlicher Grund gewesen, Mogontiacum zu verlassen. Cara wollte etwas anderes sehen, die Welt hinter dem Tellerrand erforschen (und dabei den Fittichen ihrer Mutter entkommen). Ob sie Rom nun mochte, das konnte sie noch nicht sagen. Sie fand die Stadt faszinierend. Vielleicht war das ja der Beginn einer Liebe. Jedenfalls hatten bisher alle, mit denen sie gesprochen hatte, die Ewige Stadt geliebt. "Ich kann mir vorstellen, dass es für jemanden, der aus Rom kommt, schwierig ist mit den Gegebenheiten in Germanien zurecht zu kommen." Sie wollte ihm damit nicht unterstellen, sich nicht anpassen zu können. Aber das es zwischen Rom und der germanischen Provinzhauptstadt - Italien und Germanien im Allgemeinen - nun Mal Unterschiede gab, war immerhin weit hin bekannt. Er sagte es ja selbst. "Und du hast Recht...manchmal kann man die Leginonäre fluchen hören, wenn sie glauben allein zu sein - und dann werden sie ganz rot, wenn sie feststellen, dass sie es doch nicht sind", Nun war es an ihr, ihm schelmisch zuzuwinkern. Sie musste nicht erwähnen, dass diese Flüche nicht gerade geeignet für junge Frauenohren waren. "Die Winter sind sehr hart. Aber Frühling erscheint einem auf die lange Kälte dann noch viel mehr wie ein kostbares Geschenk. Die Türen der Häuser werden geöffnet und die frische Luft herein gelassen und die Blumenwiesen in den Wäldern...", Jetzt geriet Cara doch ins Schwärmen. Es war eben die Heimat.


    Verdutzt nahm Cara den Becher mit Wasser entgegen. "Oh?!...Vielen Dank!", bedankte sie sich. "Das wäre wirklich nicht nötig gewesen..." Als sie ein paar Schlucke trank spürte sie aber, dass es das genau gewesen war. Das kühle Nass, das ihre Kehle hinunterfloß und das Sitzen taten ihr gut und sie fühlte sich schon wieder besser. "Dann verzeih du mir Cimon, dass ich Deinen Herrn dazu genötigt habe, sich hier neben mich zu setzen...Es war nicht seine Schuld", sagte sie lächelnd in Richtung des dunkelhäutigen Sklaven. Die beiden Männer schienen in ein gelöstes Verhältnis zueinander zu haben. "Oh! Das Ewige Herdfeuer!", entfuhr es ihr und sie nickte. "Stimmt, der Tempel ist als Rundbau angelegt..." Sie ließ den Blick noch einmal über die Anlage gleiten. So viel sie wusste, wurden hier auch die Testamente entgegen genommen. Cara trank noch den letzten Rest Wasser und spürte wie die Kraft in ihre Glieder zurückkehrte. "Ich glaube, jetzt geht es wieder...", meinte sie und stand, wenn auch noch vorsichtig, von denen Stufen auf, auf welchen sie gesessen hatte. Probeweise tat sie ein paar Schritte, um zu sehen, ob es ihr nicht gleich wieder schwindlig wurde, doch die hellen Sterne, die ihr vor den Augen getanzt hatten, kehrten nicht wieder. "Wollen wir weiter?"

    Auch Cara war sich nicht gewahr darüber, dass sie sich noch gar nicht vorgestellt hatte - aber dafür war sie im Moment auch viel zu sehr in das Gespräch mit Ursus vertieft. Jetzt hob sie leicht die Schultern, als er ihr sein Mitleid aussprach. "Vielen Dank...Es ist ja schon ein Weilchen her...", bemerkte sie, auch wenn es ihr eigentlich noch wie gestern vorkam, dass sie an seinem Bett gestanden hatte. Sowas. Es tat ihr gut zu hören, dass sich auch noch andere an ihn erinnerten, dass er nicht ganz vergessen war. Ihr entging jedoch auch nicht, der Tonfall, in welchem er den letzten Satz prach. Sie glaubte so etwas wie Verwunderung in seiner Stimme zu vernehmen. Etwas, das sie stocken ließ. "Er erzählte nicht sehr viel von seiner Arbeit...also nehme ich an, das es anderherum dasselbe war", meinte sie etwas hohl. "Ein ganzes Jahr...Wie hat Dir Germania denn gefallen?"


    Er setzte sich zu ihr auf den kalten Stein. Der dunkelhäutige Sklave verschwand, was sie aber nur periphär mitbekam. "Aber nicht, dass Du krank wirst...Deiner Ehefrau würde das gewiss nicht gefallen",meinte sie mit Hinblick auf die Kälte der Stufen, um von sich selbst abzulenken. Ein bisschen aber auch, weil sie sich wirklich Sorgen machte, ihr "Retter" könnte darniederliegen, weil er so freundlich und höflich zu ihr war. Es hörte sich selbst für ihre eigenen Ohren lächerlich an. Sie spürte, wie sich ihr Pulsschlag wieder normalisierte, auch wenn die Knie noch immer etwas weich waren. Cara wandte sich halb um und betrachtete aufmerksam den runden Bau hinter ihnen. Sie merkte nicht, dass es nur eine Taktik war, um sie von dem Auftrag Cimons abzulenken. In Rom gab es eigentlich nur sehr wenige runde Tempel. Im Grunde hätte sie nun also diesen hier kennen müssen. Noch einen Augenblick lang suchte sie in ihrem Gedächtnis, während sie die schlanken hochaufragenden Säulen betrachtete, schüttelte dann aber verlegen den Kopf. "Ich weiß, dass ich ihn eigentlich kennen müsste, aber im moment will es mir nicht einfallen.."

    Der Senator blieb überrascht stehen, als sie von ihrem Vater erzählte - und dann war es an ihr, erneut überrascht zu sein. Was war denn das nur für ein Tag? Erst verschwand Sophie, dann suchte sie sich ausgerechnet einen Senator aus, um nach dem Weg zu fragen und dann stellte sich auch noch heraus, dass genau dieser Mann ihren Vater gekannt und mit ihm gearbeitet hatte! Was hatten sich die Götter nur dabei gedacht?! Eine Welle der Sympathie überkam sie für den ihr nach wie vor namenlosen Mann. In seinem Gesicht konnte sie deutlich sehen, dass diese schlechte Nachricht nicht spurlos an ihm vorbei ging. Und ihr Vater hatte mit diesem Mann sogar Zeit verbracht, vielleicht sogar mehr, als mit ihr selbst. Bestimmt konnte er ihr das eine oder andere erzählen. Sie liebte es, Geschichten über Tiberius zu hören. Dann war es immer, als wäre er ihr noch ein Stückchen näher gekommen.
    "Ja, das war er",bestätigte Cara traurig. Sie vermisste ihn. "Fieber. Er wurde sehr schwer krank. Vorletztes Jahr."Es war nicht die Sorte von Tod, die sich ihr Vater gewünscht hatte. Nicht ehrenhaft. Er war ein stolzer Mann gewesen. Das Fieber hatt ihn dahin gerafft, langsam, fantasierend. Zuletzt hatte er sogar in seiner Frau irgendwelche Monster im Fieberwahn gesehen. Cara war ihm nicht von der Seite gewichen. "Ich bin mir sicher, er war ein guter Lehrer...",Sie selbst hatte davon heimlich einige Kostproben bekommen. Ihre Mutter wusste das zum Glück nicht. Cara sah zu dem Senator auf. Zu gern wollte sie ihn darum bitten, etwas von Tiberius zu erzählen. "Wie lange habt ihr zusammen trainiert? Kanntest Du ihn gut?"


    "Nein, mir geht es schon gut...", antwortete Cara, eine Spur zu hastig, die Blässe ihres Gesichtes strafte ihrer Worte Lügen. Aber das wusste Cara selbst. Sie fühlte sich schwach. "Aber vielleicht könnten wir uns kurz dort auf die Stufen setzen?" Sie deutete hinüber zum runden Tempelbau der Vesta, den sie inzwischen passiert hatten.

    Sie gliederten sich wieder ein in den Strom der Menschen. "Es scheint hoch hergegangen zu sein bei deiner Hochzeit", erwiderte Cara amüsiert. "Einen Wandteppich als Floß zu benutzen...", Grinsend schüttelte sie den Kopf. Diese Idee hätte auch von ihr stammen können. "Das Fest wird dir sicher lange Zeit klar und deutlich in Erinnerung bleiben!"


    "Tatsächlich?", Angenehm überrascht hob sie die feinen Brauen. "Ich war nicht nur da, ich bin dort geboren worden. Mein Vater, Tiberius Iulius Drusus, war Praefectus Castrorum bei der Legio II Germanica kurz bevor er starb", Das Wort jagte ihr selbst nach all den Jahren noch einen schmerzlichen Stich ins Herz. Sie hatte sehr an ihm gehangen, war ein typisches Vaterkind gewesen. Seit ihr älterer Bruder dann Mogontiacum verlassen hatte, war sie allein gewesen mit ihrer Mutter - die im Übrigen wenig angetan war vom Einfallsreichtum ihrer Tochter. Hoffentlich würde sie Saturinus hier in Rom treffen...wenn er nicht schon wieder in Miseum oder an irgendeinem anderen weit entfernten (für Cara war mit Hiblick auf ihren Bruder alles weit, wenn er sich nicht in derselben Stadt aufhielt) Ort weilte. "In den letzten Jahren hat sich viel in der Stadt getan. Wenn Du Zeit hast", Sie hielt einen Moment inne. Senatoren hatten nie Zeit. Immer rief die Pflicht, "solltest Du vielleicht noch einmal dorthin reisen und es dir selbst ansehen. Es lohnt sich! Mogontiacum ist eine schöne Stadt. Sehr multikulturell. Und dennoch-" Sie lächelte zu ihm auf"ich bin froh jetzt auch einmal in der Ewigen Stadt zu sein!"


    Cara haderte mit sich selbst. Eigentlich wollte sie zu gerne noch ein wenig hier verweilen - und sich auch die anderen Foren ansehen, aber sie spürte die Erschöpfung ihres Körpers. Ihre Glieder fühlten sich schwer an, die Knochen taten weh und sie schwitzte, obschon sie weder schnell noch weit gegangen waren. Ihr Blick glitt über den großen Platz und seufzte. Rom wird dir nicht davon laufen, sagte die Stimme ihrer Vernunft in ihrem Rom und Cara wusste natürlich nur zu gut, dass sie Recht hatte. "Ich würde gern...aber ich glaube, ich sollte mich etwas ausruhen. Die Reise war recht lang und ich...", für einen Moment schloss sie die Augen, als es ihr etwas schwarz wurde. Nein, sie würde hier garantiert nicht umkippen. "bin doch recht müde..."

    Sie traten etwas zur Seite, hinaus aus dem Strom der Menschen. Der Senator nahm ein kleines Kästchen hervor und öffnete sie im Schutz ihrer beider Körper, um das Geschenk gegen die neugierigen Blicke der vorbei gehenden Menschen zu schützen. Eingebettet in weßes Tuch lag das kostbare Geschenk. Er nahm die Gewandungsspange heraus und reichte sie ihr. Vorsichtig nahm sie das Schmuckstück entgegen und betrachtete es. Sie war sehr fein gearbeitet. Das Gold und der grüne Halbedelstein fingen das Licht einiger Sonnenstrahlen ein. "Welche Frau würde sich nicht über ein solches Geschenk freuen?!", entgegnete sie verschmitzt. Schon allein dieTatsache, das er sich die Mühe machte, dem Rat jener Unbekannten gefolgt zu sein und sich ins Getümmel zu werfen, um seiner Frau eine Freude zu machen, waren aller Achtung wert. Ihm muss viel an ihr liegen, dachte sie und sitrich mit leichten Fingerspitzen sanft um die Goldeinfassung des Edelsteines. Da konnte man wirklich neidisch werden! Hoffentlich würde sie auch so viel Glück haben und jemanden finden, dem sie am Herzen lag..."Es ist wirklich ein sehr schönes Stück. Sehr geschmackvoll. Ich bin mir sicher, dass es zu ihrer Pala passen wird. Deine Frau kann sich sehr glücklich schätzen!" Hoffentlich tat sie das auch. Sie gab ihm die Gewandungsspange zurück.


    "Ich freue mich schon sehr darauf. Letztes Jahr hatten wir auch in Mogontiacum eine große Hochzeit. Eine meiner Cousinen hat gehiratet. Das war einfach nur wunderbar!" Die Erinnerung daran brachte eine freudige Röte auf ihre Wangen. Gefühle konnte sie schlecht verbergen und für gewöhnlich war ihr Gesicht wie ein offenes Buch, aus dem man all ihre Regungen lesen konnte - zu Caras offenkundigen Leidwesen. Sie liebte Feiern. All die Menschen, das gute Essen! Da konnte man schon mal sich und die Welt vergessen. "Seit wann bist Du denn schon verheiratet?"


    Die Rednerbühne in ihrem Rücken, willigte sie begeistert in seinen Vorschlag ein. "Hmm...Mal sehen...", meinte sie, den Finger nachdenklich an die Lippen gelegt. Links von ihr erhob sich eine hohe Basilika mit Hauptschiff und Seitenschiffen. Etwas schräg gegenüber auf der anderen Seite ragte eine zweite in die Höhe. Menschen saßen auf ihren Stufen und vertrieben sich die Zeit mit den eingeritzen Spielbrettern. Basilica Aemilia und Iulia kamen ihr in den Sinn. Zwar hatte sie vieles über die Gebäude auf dem Forum gelernt, weil sie aber noch nie selbst in Rom gewesen war, hatte sie keinerlei Orientierung. Welche war also welche? Spontan deutete sie auf die Basilika Iulia zu ihrer rechten. "Ich glaube, das da ist die Basilika Iula...Dann müsste das die Aemila sein...Und das da drüben?", sie wies hinüber zur Curia, denn Kopf skeptisch zur Seite geneigt "Die Regia?"

    Den Göttern gebührte in jedweder Hinsicht großer Dank. Nicht nur, weil sie ihr diesen netten Herrn zur Hilfe geschickt hatten, sondern auch dafür, dass sie überhaupt nach Rom hatte kommen können und nicht tot unter der Erde lag. Es hatte nicht mehr sehr viel gefehlt und das hohe Fieber, in dem sie noch vor ein paar Wochen gelegen hatte, hätte sie dahin gerafft wie eine Eintagsfliege.
    Aber die Götter hatten andere Plane mit ihr gehabt. Sie lebte, atmete, war hier - wenn auch noch gezeichnet. Sie atmete tief, genüßlich. Das Leben um sie herum pulsierte. Es waren nicht weniger Passanten geworden. Vielleicht war Rom nicht ganz der optimale Ort, um wieder vollständig auf die Beine zu kommen, andererseits wollte sie im Moment nirgendwo lieber sein, als hier. "Ja, ich habe ihnen viel zu verdanken", bemerkte sie mit einem unerklärlichen Lächeln auf den Lippen. Sobald sie die Casa gefunden hatte und genug Zeit war, würde sie zu den Tempeln gehen.
    "Sie muss in der Tat eine sehr kluge Frau sein..."bemerkte Cara anerkennend. Eine gute Taktik, um Punkte zu sammeln, Frauen bei Laune zu halten und sie wohlgesinnt zu stimmen - denn hieß es nicht, hinter jedem großem Mann, steht eine noch größere Frau? Den Gedanken würde Cara freilich niemals aussprechen, insgeheim amüsierte er sie jedoch. Hier war es doch aber wohl mehr, echte Wertschätzung. Die junge Iulia erinnerte sich an den glücklichen Ausdruck im Gesicht des Senators. "Deine Frau wird sich bestimmt darüber freuen! Darf ich sie vielleicht sehen, Deine Spange?", erkundigte sie sich höflich. Er schien ihr ein offener Mensch zu sein und sie war neugierig, was für einen Geschmack er wohl hatte.
    "Nein, bis auf einen kleinen Lederbeutel habe ich kein Gepäck bei mir. Von dort, wo ich her komme, bis hierher nach Rom reist man ziemlich lang, weshalb ich es für besser hielt, mein Gepäck schon vorzuschicken. Es ist also schon ganz bestimmt in der Casa angekommen",antwortete Cara auf seine Frage.


    Neugierig schaute sie sich um, wáhrend sie dem Straßenverlauf folgten. Ihr war nicht entgangen, das er sich auf den Hauptstraßen hielt, die groß und breit waren, mit Rinnen für die Wägen, die aber erst des Nachts in die Stadt einfahren durften. Die Gebäude, die Menschen, die Luft, Cara saugte die neuen Eindrücke ein wie ein Schwamm frisches Wasser"Ich wäre eigentlich früher nach Rom gekommen",entgegnete sie, während sie zwei Matronen entgegensah, denen zwei dunkelhäutige Sklavenkinder hinterher eilten"Einer meiner Verwandten hat sich verlobt. Leider hat mich eine Fiebererkrankung ans Bett gefesselt, sodass ich die Feier leider verpasst habe..."Ihrer Stimme war anzuhören, dass es sie mehr bekümmerte das Fest verpasst zu haben, als krank geworden zu sein."Aber Deine Worte machen mir Mut, dass ich dafür durch ein Rom in Frühlingspracht entschädigt werde..." Tatsächlich war es schon wunderbar warm. Sie genoss die Sonne auf ihrem Gesicht. Die Straße öffnete sich zu einem weiteren Platz hin. Eine riesige Basilika fiel ihr ins Auge, daneben zahlreiche Tempel und eine Bühne mit Sporen daran. "Ist...ist das etwa das Forum Romanum?",mit vor Aufregung leuchtenden Augen sah sie zu ihm auf - er überragte sie um gut ein einhalb Köpfe.