Also gab es keine Gründe, die für eine solche Hochzeit sprachen. Leute gab es, die gab es gar nicht. Ganz offensichtlich war der Helvetius schwer gekränkt, nichts anderes ließ seine Wortwahl oder sein Benehmen als Schlussfolgerung zu. Aber gut, er war offenbar noch sehr jung und reichlich unerfahren darin, wie man sich selbst verkaufte. Sextus war heute in großmütiger Stimmung und ging daher über das Trotzverhalten hinweg.
“Nun, wenn ich eines gelernt habe, dann, mich bei keiner Hochzeit in die Gästeliste der Braut einzumischen. Wenn sie dich einläd, wirst du selbstverständlich willkommen sein.“
Sextus erhob sich, seinen Wein noch in den Händen haltend, um seinen hitzköpfigen Gast zu verabschieden. “Ich würde zwar nicht so weit gehen, ein Gespräch jedweder Art als Zeitverschwendung zu betiteln, allerdings möchte ich dich auch nicht unnötig aufhalten. Wenn du also an weiterer Konversation nicht interessiert bist, danke ich dir für deinen Besuch. Mein Sklave wird dich gerne nach draußen begleiten.“ Nicht, dass der Kerl in seiner Wut noch randalierte. Oder sich verlief – wenngleich rechts aus der Türe hinaus und dann immer geradeaus bis zur Porta nun so schwer nicht zu finden war. Aber man wusste ja nie.
Sextus drehte sich schon wieder halb zur Seite, als dann doch der Lehrer in ihm sich rührte und dem Burschen noch einen gutgemeinten Rat mit auf den Weg geben wollte.
“Achja... nur für den Fall, dass du eine politische Karriere einer militärischen vorziehst: Es zeugt von Schwäche, auf Fragen nicht mit Argumenten, sondern mit Angriffen zu antworten. Ein geübter Redner wird darin immer den Hinweis erkennen, dass dem Gegenüber sachliche Argumente fehlen. Du solltest dich darin üben, zu überzeugen, nicht zu verhandeln. Und dies möglichst auf Augenhöhe.“
Vermutlich würde das in dem hitzigen Gemüt nur zu einem noch größeren Wutanfall führen. Auch wenn das nicht Sextus' Intention war. Aber vielleicht sickerte irgendwann in dem jungen Geist die Erkenntnis durch, dass er sich ein wenig mehr um Diplomatie bemühen musste, wenn er jemals die Chance auf eine andere Antwort bezüglich eines Heiratsantrages hoffen wollte.