Na, ein bisschen ausführlicher hatte sich Sextus die Einlassung des Corneliers nun doch vorgestellt. Im Grunde war er fast ein wenig verdattert, dass der Mann so schnell schon wieder mit dem Reden aufgehört hatte, nachdem der Flaminier vorhin noch ihnen allen ein Ohr abgekaut hatte und er selber ja auch nicht unbedingt an Worten gespart hatte.
Es entstand also ein ,wenngleich sehr kurzer, Moment des Schweigens, den Sextus benötigte, um auf diese sehr kurze Einlassung eine Erwiderung zu finden. Da aber der gesamte Senat noch ein wenig misstrauisch (wahlweise auch perplex oder lethargisch) auf ihn wirkte, beschloss er, lieber selbst weiterhin das Wort zu behalten und das Ganze voranzutreiben. Noch dazu, wo er als Einziger hier im Raum wusste, was es denn mit diesem Testament auf sich hatte, denn alle anderen ihrer Verschwörerrunde waren nach seinem Kenntnisstand inzwischen tot. Abgesehen von Tiberius Ahala, der zum einen kein Senator und zum anderen gerade in aurelischer Gesellschaft war.
“Dann, mit deiner Erlaubnis, nehme ich dein Angebot gerne an und würde das Testament gerne in näheren Augenschein nehmen.“
Langsam also ging Sextus hinüber zu der Iunia, die dem Cornelier brav und folgsam wie ein Hündchen bis in den Senat gefolgt war und hielt ihr geduldig die Rechte hin, auf dass sie ihm den alten Wisch einmal in die Hand drücken konnte.
Beiträge von Sextus Aurelius Lupus
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Man konnte meinen, der Flaminier hatte heute noch andere wichtige Termine. Sextus hörte sich die doch sehr lange Rede ruhig an und war an deren Ende doch froh, dass der selbsternannte Anführer ihres Feldzuges (denn de facto war er in nichts höhergestellt als Annaeus Modestus, der nur in Vincetia verletzt wurde, und seit Überschreitung des Pomeriums rechtlich gesehen noch nicht einmal mehr ein Feldherr) bei seinen Ausführungen nicht noch bei Romulus und Remus angefangen hatte, auszuholen.
Insgesamt aber fand Sextus das Vorgehen alles andere als der Situation angemessen. Ja, Palma sollte Kaiser werden, aber nach der Einlassung von eben, der so zur Schau getragenen Demut und Bescheidenheit und der Betonung der Rechtmäßigkeit seines Anspruches roch das hier gerade doch ein wenig zu sehr nach militärischer Machtübernahme mittels Gewalt. Immerhin trug gerade der Legat der Legionen hier den Antrag vor, der vor wenigen Tagen und Wochen noch befohlen hatte Rom anzugreifen. Sextus konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass der wütende Mob da draußen das vergessen hätte. Zu viel Gewaltbereitschaft hatte sich noch vor wenigen Momenten gezeigt, zu viel Barbarentum und Dummheit. Wollte sich der Cornelier also von seinem ebenfalls tumben und gewalttätigen Vorgänger abheben, sollte er sich nicht von dem Mann einsetzen lassen, der kurz davor stand, die Stadt niederzubrennen.
(Abgesehen davon, dass Sextus diesem Möchtegern ganz sicher nicht sämtliche Lorbeeren kampflos überlassen würde. Die letzten Monate und Jahre hatten ihm genügt. Er hatte definitiv genug dafür bezahlt, genug investiert, um jetzt hier auch eine angemessene Belohnung für seine Taten am Ende zu erhalten und dies nicht dem Gutdünken des in seinen Augen nur sehr leidlich fähigen Legaten einer Barbarenprovinz zu überlassen.)Also spendete er nur anstandshalber mäßigen Applaus, ehe er sich erhob, um anzuzeigen, dass er das Wort zu ergreifen gedachte. Nachdem ihm selbiges auch erteilt wurde, gab Sextus also eine kleine Erwiderung zum Besten.
“Du bringst gute Gründe, werter Flaminius, warum der Senat Appius Cornelius Palma als Imperator des gesamten Römischen Reiches bestätigen sollte. Und ich stimme dir auch zu: Auch ich bin der Meinung, dass er der Mann ist, der rechtmäßig die Nachfolge unseres geliebten, verstorbenen Imperators Ulpius Valerianus antreten sollte.Allerdings, und verzeih mir diesen Einwand, ist es ebenfalls Aufgabe des Senates, die Sachlage zu prüfen, ehe er eine Entscheidung fällt.
Daher richte ich jetzt das Wort an dich, Appius Cornelius Palma. Du hast gehört, was der werte Flaminius Cilo beantragt hat.
Wir alle haben deine Worte vor den Toren Roms und soeben auf der Rostra vernommen. Und es steht wohl außer Zweifel, dass wir alle die Dinge ersehnen, die du angesprochen hast: Kultur, Wohlstand, Weisheit, Frieden.
Deine Eignung, dies zu erschaffen, hat Flaminius soeben wortreich dargelegt. Deinen Anspruch hierzu haben wir zuvor auf dem Forum gehört.Doch was sagst du zu dem Ganzen, was dir hier angetragen wurde? Bist du gewillt und bereit, die Rechte und Pflichten eines Caesar Augustus zu tragen? Bist du bereit, deinen Anspruch hierauf von den hier versammelten Senatoren prüfen zu lassen?“
Natürlich wusste Sextus, dass die Antwort auf diese Fragen hier ein eindeutiges Ja sein würden. Allerdings war dieses "ja" etwas, das seiner Ansicht nach auch von dem Cornelius kommen musste, etwas, das er anbieten musste und der Senat, der sich wohl der versammelten Soldaten dort draußen sehr wohl gewahr war, nicht von ihm einfordern konnte. Und so gab er dem Cornelier nun hoffentlich eine Glanzvorlage, eben das auch anzubieten und selbst noch etwas zu sagen und die letzten Wogen, die die Vergangenheit unter Vescularius Salinator geschlagen hatte, zu glätten. Immerhin hatten sie in ihrer Verschwörerrunde damals den Cornelier auserkoren, weil er von seiner Persönlichkeit und seiner Art her die Hoffnung erweckt hatte, genau das zu tun .
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Nachdem die Ordnung in der Stadt einigermaßen wiederhergestellt war, ließ Sextus einen Sklaven einen Brief beim Cursus Publicus abgeben. Da er nicht so sehr eilte, verzichtete er auf einen persönlichen Boten und testete stattdessen eher, ob der Einzug der Normalität auch bei der staatlichen Postbeförderung angekommen war.
Ad
Titus Aurelius Ursus
Legio Prima
Mantua *Vetter!
Ich hoffe, inzwischen bist du dank der Pflege deiner Frau auf dem Weg der Besserung. Ich hoffe, solltest du dich auf ein Landgut zurückgezogen haben, dass die zurückgelassenen Legionsbestandteile den Brief zu dir weiterleiten, mangels besserer Kenntnis adressiere ich ihn dennoch zunächst an die Principia der Legio Prima.
In Rom hat sich die Lage weiter entspannt. Cornelius Palma hat im Süden gesiegt und ist nach Rom eingezogen. Offensichtlich hat er irgendwie das Testament aufgetan, das ihn als Erben Valerianus' einsetzt, so dass sein Anspruch auch rechtlich gesichert ist.
Du siehst, den Aureliern steht wohl eine blühende Zukunft bevor.Und dies ist auch der maßgebliche Grund dieses Briefes. Du selbst wirst vermutlich noch eine längere Zeit der Genesung benötigen und daher dich nicht dem politischen Leben in Rom stellen können. Allerdings wäre es geradezu sträflich, würdest du deinem Sohn die Möglichkeiten, die sich in Rom bieten, vorenthalten. Daher empfehle ich dir eindringlich, ihn in den nächsten Monaten wieder nach Rom zu schicken. Du weißt, dass er in meiner Obhut wohl behütet in deinem sinne aufwachsen würde.
Meinen eigenen Sohn Lucius werde ich gegebenenfalls ebenfalls aus Tarquinia zurückrufen. Ich habe noch nicht endgültig darüber entschieden, ob er seine Ausbildung zum Haruspex abschließen sollte. Immerhin ist er nur zu einem Achtel Etrusker, was keine geeigneten Voraussetzung für eine Aufnahme ins Kollegium darstellen. Vielmehr trage ich mich mit der Überlegung, als neue Ehefrau eine Etruskerin adeligen Geblüts zu ehelichen und aus dieser Verbindung hervorgehende Söhne dem Collegium bei Zeiten zuzuführen, während Lucius ebenfalls auf die Politik vorbereitet werden könnte. In diesem Fall hätte dein Sohn auch einen Lerngefährten für seine Studien.Ich habe Tiberius Ahala nach der Schlacht von Vicetia mit Prisca zusammen ebenfalls nach Mantua geschickt. Ich hoffe, sie sind beide wohlbehalten bei dir angekommen. Leite die Nachricht vom Sieg Palmas und seinem Einzug in Rom bitte auf jeden Fall an den Tiberius weiter. Ich gedenke, unsere beiden Familien eng aneinander zu halten.
Du bist Priscas Tutor. Nachdem Floras Ehe mit Tiberius Ahalas Vater nicht so fruchtbar wie erwünscht verlaufen ist, meinst du, sie wäre einer Ehe mit dem Sohn zugetan? Oder noch besser Prisca. Immerhin ist sie schon recht alt und noch immer kinderlos. Wir sollten ihr die Schande, ohne einen Erben geboren zu haben, zu sterben, ersparen, und baldigstmöglich eine Eheschließung für sie anbahnen. Die Tiberier erscheinen mir dafür ein passender Partner, und nach dem Sieg Palmas ist Ahala vermutlich ein wertvollerer Verbündeter, als es auf den ersten Blick scheinen mag.
Insofern empfehle ich, die beiden etwas Zeit miteinander verbringen zu lassen. Sollte Prisca, wie ich sie einschätze, darauf bestehen, nach Rom zurückkehren zu wollen, überzeuge sie bitte von der Notwendigkeit, dies in Begleitung des Tiberiers dann zu tun.
Insgesamt entspannt sich die Lage zusehens, so dass in einigen Wochen hier auch eine Rückreise angepeilt werden kann. Allerdings würde ich im Moment auf übereilte Entscheidungen noch verzichten, zumindest, bis die letzten Anhänger Salinators rechtskräftig verurteilt sind. Danach aber können die damen sich an den freuden der Hauptstadt sicherlich wieder gefahrlos gütlich tun.Vale bene
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Sim-Off: Ich weiß, der Spieler ist im Exil. Werft's einfach in den Briefkasten der Legion.
Achja, und von der Wertkarte abziehen, bitte -
Zwar nicht in der edlen Toga eines Senators sondern in der weitaus unedleren, wenngleich nicht kostengünstigeren Rüstung eines Tribunen betrat Sextus die Curia zum zweiten Mal seit seiner Rückkehr aus dem Norden. Dieses Mal aber mit dem nicht unwesentlichen Unterschied, dass er an einer Senatssitzung teilnehmen würde, als Senator Roms, und nicht nur als Befehlshaber einer Legion, die gerade die Stadt eroberte und ein wenig Ordnung aufrecht zu erhalten versuchte. Man könnte also sagen, Sextus war durchaus sehr zufrieden damit, den Senatssaal jetzt und hier im Gefolge des Kaisers zu betreten.
Aufgrund seiner Unkenntnis der momentanen Platzverteilung wartete er aber zunächst, bis die weiteren Senatoren, die sich hier einfanden, ihren Platz gesucht hatten, und suchte sich dann erst selbst einen möglichst nahe bei Palma selbst. -
Über den Sinn oder Unsinn von Palmas Vorgehensweise wollte Sextus erst gleich gar nicht sinnieren. Er blieb auf seiner Position auf seinem ungeliebten Untersatz, während der Kaiser zur Rostra aufstieg und eine nicht allzu lange Rede hielt. Etwas überraschend war hierbei lediglich nur, dass der Kaiser das Wort an eine Frau übergab, die wohl in dem Wagen mitgefahren war und sich als Iunia Axilla herausstellte. Wenn Sextus sich recht erinnerte, war sie eine Freundin seiner Frau – oder vielmehr Ex-Frau, wenn er seinen Informationen seit seiner Ankunft in Rom soweit trauen konnte. Und wie sich in ihrer Ansprache herausstellte, die Frau seines einstigen nur mittelmäßig hilfreichen Verbündeten Pompeius Imperiosus.
Letzterer Umstand war es wohl, der die Wut eines Teils der Menge heraufbeschwor, die wohl nichts besseres zu tun hatten, als mit Essen zu werfen. Man sollte eigentlich annehmen, dass nach der monatelangen Sperrung des Hafens von Alexandria die Leute mit Essen etwas sorgfältiger umzugehen wussten. Aber wie immer bestätigte sich wohl die Dummheit des Pöbels, die ohne zu zögern riskierten, ihren neuen Kaiser mit ihren Geschossen zu treffen.
Bevor er selbst aber reagieren konnte, hatte schon Vala einen stummen Befehl gegeben, kurz darauf der Flaminier auch noch einen ausgesprochenen. Legionäre setzten sich in Bewegung, zu Sextus' Erbauung auch welche der zweiten Legion, und verhafteten einige der Unruhestifter, während Palma wieder nach vorne trat, um wieder zur Menge zu sprechen. Die Iunia unterdessen schritt etwas zurück und verstaute das Testament. Sextus hätte nicht gedacht, den Fetzen jemals wiederzusehen, aber es konnte ihm nur recht sein. Noch ein Grund mehr, warum Palma dem verbliebenen, kleinen Kreis an Mitverschwörern besonders dankbar in Zukunft sein sollte. Soweit er wusste, waren nur noch er und Tiberius Ahala übrig, und letzteren hatte Sextus hoffentlich in Mantua noch eine Weile beschäftigt (und auch sonst wohl unter wohlwollender Kontrolle), so dass seinem eigenen Einfluss wohl wirklich nichts im Weg stand.
Theoretisch hätte der Anstand wohl geboten, ein Mindestmaß an Mitleid der Iunia entgegenzubringen, die hier die Rolle des unliebsamen Boten übernommen hatte, schon allein wegen der Bekanntschaft seiner Frau. Aber andererseits war Mitleid nun wahrlich kein Zug, den man dem Aurelier nachsagte, und viel wichtiger war ihm im Moment, sich dem Kaiser auf seinem Weg in den Senat anzuschließen. Denn endlich machte sich wohl bezahlt, dass er sich diesen Stand damals so teuer erkauft hatte. -
Nach dem Opfer zog Sextus sein Haruspex-Gewandt zunächst wieder aus und wischte sich die bis zu den Ellbogen blutigen Arme an einem angereichten Tuch so gut es ging wieder sauber. Vermutlich würde irgendwann später noch ein großes Opfer folgen, nachdem der Cornelius in Rom eingezogen war. Aber diesen Einzug wollte Sextus ganz sicher nicht als Priester miterleben, sondern als Kommandeur der zweiten Legion, direkt im Gefolge des Corneliers. Auch wenn das bedeutete, dass er wieder auf seinen heiß geliebten reitbaren Untersatz würde aufsteigen müssen. Dennoch war diese Position der eines gehenden Priesters momentan schon allein aus Prestigegründen vorzuziehen.
Als Kommandeur der zweiten Legion wurde er kurz begrüßt, allerdings war Sextus sich bei weitem nicht sicher, ob der Cornelier ihn wohl auch erkannt hatte. Zwischen diesem und dem letzten Treffen lagen immerhin auch einige Jahre, und zum damaligen Zeitpunkt hatte Sextus sich nicht vorgestellt, einmal eine Rüstung zu tragen und eine Legion zu kommandieren. So oder so war Palma auch Staatsmann genug, sich nichts anmerken zu lassen, selbst wenn er Sextus erkannt haben mochte. Das war immerhin ein Grund gewesen, warum sie ihn seinerzeit für das Amt als Kaiser auserkoren hatten.
Nach also nur kurzem Augenkontakt ging es dann auch sogleich wieder auf sein Pferd, das es zwischenzeitlich tatsächlich geschafft hatte, Grasbüschel zwischen den Steinen der Straße zu finden und zu rupfen. Sextus würde ja so froh sein, wenn nach dem heutigen Tag der Krieg und sein Tribunat und das alles endlich vorbei wäre und er von diesem Tier auf ganz spezielle Art würde abschied nehmen können.
Nur leidlich zufrieden also reihte er sich hinter dem Cornelier ein und nahm so Teil am Zug der Heere in die Ewige Stadt zum Forum. -
“Das werde ich sicherlich“, bekräftigte Sextus die ausstehende Einladung zum Essen. Und er würde sie auch wirklich freudig annehmen, sobald es seine Zeit auch nur ansatzweise erlaubte. Jetzt, nachdem der Krieg zuende war, galt es schließlich, für die Zukunft vorzubauen, und der Einfluss eines Consulars und das Wissen eines Mannes, der im Gegensatz zu ihm die letzten Jahre in Rom gewesen war, konnten hierbei nur hilfreich sein. Auch wenn alle anderen noch mit dem Krieg und den direkten Folgen desselben beschäftigt waren, setzte Sextus da persönlich andere Prioritäten, die weitaus ziviler lagen. Die momentane Situation war vielmehr eine unliebsame Notwendigkeit, die sich aber mit der Einnahme des Palastes hoffentlich bald erübrigt haben würde. Blieb nur zu hoffen, dass Palma als Kaiser noch am Leben und auf dem Weg nach Rom war, was die Zukunftsaussichten von Sextus unermesslich verbessern würde. Aber auch für alle anderen Fälle wollte vorgesorgt sein, und für kein Szenario wäre die Bekanntschaft, mit etwas schauspielerischem Geschick vielleicht aufkeimende Freundschaft mit einem Consular von Nachteil.
Für den Augenblick aber verschwand eben jener in seinem Haus, und Sextus musste noch einen Haufen zwar nicht so einflussreicher, aber sicher nicht minder nützlicher Senatoren zu ihren Behausungen begleiten, sie von der unruhigen Lage der Stadt ablenken und selbstverständlich auch die ein oder andere Einladung auszusprechen. Auch wenn 'nach dem Krieg zur neunten Stunde – oder nein, ich verspäte mich häufig, sagen wir, zur zehnten Stunde' nicht unbedingt eine allzu genaue Zeitangabe darstellte.
Nichts desto trotz verbuchte Sextus diesen Tag als persönlichen Erfolg, während er mit seinen Männern noch den ein oder anderen Mob auflöste. -
Besagter Haruspex aber hatte von absolut nichts gewusst. Andernfalls wäre er kaum auf seinem Pferd in der Rüstung zu den anderen Militärs geritten und hätte dort in aller Ruhe gewartet, wenn auch nur irgendwer den Hauch einer Andeutung gemacht hätte, dass er in einer anderen Rolle gebraucht werden würde.
Also war Sextus nicht gerade positiv überrascht, als der Flaminier wie selbstverständlich meinte, dass alles bereit wäre, und die Etrusker damit wieder zurückschickte, noch ehe Sextus auch nur ein paar Worte hatte einwerfen können. Auch der ältere Senator war ganz offensichtlich keine Hilfe, da dieser dasselbe nur von sich gab und gar noch eine Überleitung lieferte zu Dingen, die absolut eben sowas von nicht bereit waren, dass Sextus dafür keine geeignete Definition fand.“Die Götter werden befragt werden“, meinte Sextus also weniger vorbereitet, als die hohen Herren sich das wohl gedacht hatten, und wandte sein Pferd kurz zu den wartenden Truppen der zweiten Legion, wo er ein paar der Legionäre im Eilschritt abkommandierte. Die einen, in die Villa seines Vetters zu gehen und dort eiligst von den anwesenden Sklaven sein Haruspex-Gewand zu holen. Die anderen, um auf dem Markt ein Opfertier zu organisieren. Auf die wenig hilfreiche Nachfrage, was für eines, unterdrückte Sextus den in letzter Zeit häufig aufkeimenden Wunsch, sich die Schläfen zu reiben. “Einen kleinen, gallischen, weißen Hund mit schwarzen Ohren, aus denen liest man am besten“, brachte er stattdessen mit Grabesstimme und trocken wie die Wüste hervor. Als der angesprochene Legionär den Sarkasmus der Worte aber nicht erkannte und die Angabe wiederholte, wollte sich Sextus am liebsten an den Kopf langen, oder wahlweise dem Legionär, dann aber doch etwas heftiger. “Ein SCHAF, um aller Götter willen.“
Während der Abwesenheit der Reiter und vor der Ankunft Palmas kam dann auch schließlich zuerst das Schaf und dann das Gewand bei Sextus an, der selbiges vielleicht nicht ganz Stilecht über seine Rüstung noch streifte, was der einfachen Lederkutte recht imposante Schultern verschaffte. Mit dem aber sehr viel mehr Aufmerksamkeit auf sich lenkenden Hut war es aber vermutlich keine zehn Schritte weiter hinten ohnehin nicht mehr zu sehen.
Sextus besah sich also kurz das Schaf, ob es einigermaßen gesund war. Natürlich würde er Palma auch dann den Einmarsch gestatten und es als von den Göttern so gewollt darstellen, wenn die Leber des Tieres von Würmern übersäht und pechschwarz wäre, allerdings sah dieses Tier durchaus brauchbar aus.
Nach einer kleinen, rituellen Waschung und ebenso kurz gehaltenen Weihung des Tieres schritt Sextus dann auch schon vor der versammelten Senatorenschaft und Militärriege zur Tat.
“Ihr Götter Roms! Tut euren Willen kund, ob Appius Cornelius Palma in Rom mit eurem Einverständnis einziehen darf!“ Weil dies eine Ja-oder-nein-Frage war, hätte es auch das weitaus beschränktere Können eines Auguren hierfür getan. Allerdings war Sextus durchaus dafür, diesen Quacksalbern hier sichtbar den rang abzulaufen.
Während also das Schaf dann allen Regeln entsprechend kurzerhand geopfert wurde und mit einem kurzen Aufblöken dann gut blutend und sichtbar starb, atmete Sextus noch einmal durch und öffnete dannd ie Bauchdecke des Tieres mit eigenen Händen. Mit geübtem griff schnitt er die Leber aus dem Tier und besah sie sich kurz im Licht der Sonne, ob vielleicht tatsächlich irgendetwas wissenswertes von den Göttern darauf verkündet sein mochte. Unabhängig davon allerdings verkündete er auch lautstark das offizielle Urteil dieser Organschau: “Die Götter sind Cornelius Palma gewogen und heißen ihn in Rom willkommen! Sein Einzug in Rom ist von ihnen geduldet und gewollt!“ -
So schnell verging auch schon die Chance auf längerfristige Gespräche. Natürlich hatte Sextus Pflichten. Mehr, als ihm lieb sein konnten. Wenngleich er sicher einen gewissen Ehrgeiz sein eigen nannte und seine Ziele auch mit Pflichteifer zu verfolgen wusste, waren diese Pflichten nicht das, was er sich für seine Zukunft weiterhin vorstellte. Sextus sehnte sich schon danach, alles militärische hinter sich zu lassen und die eigenen Pflichten nach seiner Karriere auszurichten, und nicht nach Notwendigkeiten ohne eigenen Nutzen.
“Ich fürchte, du hast die Lage richtig erkannt, Purgitius. Sobald die restlichen Senatoren sicher nach Hause gebracht sind, werde ich organisatorische und administrative Pflichten als Befehlshaber der zweiten Legion haben. Allerdings würde ich mich sehr freuen, wenn wir unser Gespräch zu einem geeigneteren Zeitpunkt fortsetzen könnten. Wie bereits gesagt, ich hatte gehofft, deine Frau über das ein oder andere Gerücht über ihren Verwandten Tiberius Durus aufklären zu können. Nach ihrem Tod halte ich es nur noch mehr für meine Pflicht, den Namen ihres Verwandten reinzuwaschen und würde deine Expertise und Meinung hierzu sehr gerne hören.“ Im Grunde hatte Sextus schon einen sehr genauen Plan, was er wie zu tun gedachte. Aber einen großen Namen dazu in sein Boot zu holen und alles als Gefälligkeit zu verpacken konnte sicherlich nicht schaden.
“Aber für den Moment muss ich mich wohl verabschieden und dir und deinen Klienten alles Gute zu wünschen. Ich werde später Truppen abstellen, die durch die Straßen patrouillieren. Dennoch wäre es wohl ratsam, die Türen verschlossen zu halten, bis die Ordnung vollständig wiederhergestellt ist.“ -
Der Gaul blickte recht lustlos zu Boden. Sextus musste ihn immer wieder mit einem Zügelrucken davon abhalten, jetzt einfach mit dem Grasen zu beginnen. Innerlich seufzte er und war nur froh, dass das alles hier mit der Ankunft Palmas seinem Ende entgegengehen würde. Sein Tribunat wäre beendet, er konnte sich wieder dem zivilen Leben hingeben und wieder in seiner Villa wohnen. Seit der Besetzung Roms hatte er es tunlichst vermieden, das Pomerium längerfristig zu überschreiten oder gar in seiner Villa Einzug zu halten, und stattdessen mit dem halbfertigen Bau seines Vetters außerhalb vorlieb genommen, der nicht annähernd so viele Annehmlichkeiten bereithielt.
Aber immerhin hatte das Haus von Ursus die Möglichkeit geboten, sich vernünftig zu waschen und rasieren zu lassen, so dass er nicht mehr wie ein stinkender Barbar daherkam. Immerhin galt es nicht nur den Kaiser zu begrüßen, sondern auch gleichzeitig sicherzustellen, dass dieser ihn wiedererkannte, ohne dass Sextus erst noch auf seine Person hinweisen musste. Hier auf dem ganzen Platz war er der einzige, der wusste, was es mit Palmas Kaiserwürde und dem Mord auf sich hatte, und er hatte durchaus vor, sich dieses Wissen versilbern zu lassen. Nach all diesen Strapazen, Unannehmlichkeiten, Verfolgungen, Entbehrungen, Schmähungen und unwürdigen Begebenheiten war dies auch mehr als ausgleichende Gerechtigkeit.Bei der Abordnung des Senates erkannte Sextus die Anwesenheit von Purgitius Macer, und er nickte ihm leicht zu. Leider erlaubte seine Position als kommandoführender Tribun der zweiten Legion es nicht, sich für einen kleinen Zwischenplausch zu verabschieden und später an seine Position zurückzukehren. Allerdings würden sich für solche Unterredungen noch Gelegenheit ergeben, da war Sextus verhalten optimistisch.
Bei dem Kommentar des Flaminiers aber war Sextus drauf und dran, seine stoische Ruhe zu verlassen und mit den Augen zu rollen. Was hatte der Flaminier schon großartig für diesen Augenblick getan? Er war ein wenig marschiert und hatte eine Schlacht geschlagen. Ui... toll... Aber auch das Kapitel würde sich endgültig erledigt haben und er würde sich nicht mehr mit dieser Person irgendwie weiter beschäftigen müssen. Aufklären würde er ohnehin niemanden, also nutzte es auch nicht, sich Gedanken darum zu machen. Vielmehr sollte er sich nun auf die Zukunft konzentrieren, die langsam aber sicher heranrollte – und ihn in ein ziviles Leben zurückbringen würde. -
Das war doch wirklich nicht auszuhalten. Während er seine Männer vorsichtig vorrücken ließ und die Menge so zurückdrängte, weg von der Casa, rieb sich Sextus kurz über die Nasenwurzel. Ich bin von Idioten umzingelt. Aber immerhin ließ sich die Menge zerstreuen und der Weg zur Casa des Consulars war frei.
Das Genörgel beachtete Sextus gar nicht erst weiter. Ihm war es vollkommen gleichgültig, wer wo plündern durfte oder auch nicht. Vielleicht benahmen sich diese ungebildeten Proleten wie die Kinder, aber er benahm sich da erwachsen und beendete die Situation einfach, ließ die Soldaten die Menge noch letztlich beiseitedrängen, ehe er wieder von seiner erhöhten Position abstieg und sich zu seinem vorigen Gesprächspartner auf Augenhöhe wandte.
“Verzeih dieses kleine Intermezzo. Glücklicherweise ließen sich die Leute widerstandsfrei zerstreuen. Du kannst mir glauben, dass es sicher nicht in meiner Absicht liegt, die Bevölkerung Romas zu dezimieren, egal, wie irregeleitet sie auch zu sein scheint.“ Nicht, dass es Sextus großartig etwas ausgemacht hätte, sie zu dezimieren. Nicht an und für sich. Die Leute bedeuteten ihm rein gar nichts. Vermutlich war davon nicht einmal die Hälfte wirklich Bürger dieser Stadt, und selbst die, die es waren, waren offensichtlich so dermaßen ungebildete Proletarier, dass Sextus nur zu gerne ihre Zahl auf ein überschaubareres Maß zurückführen wollen würde. Etwas im einstelligen Bereich entspräche dabei seinen Vorstellungen.
Allerdings nicht vor Zeugen, nicht öffentlich und erst recht nicht durch ihn verbalisiert. Immerhin musste der Anschein des besorgten Patriziers, der sich väterlich um die unterhalb seines Standes kümmerte, gewahrt bleiben. Zumindest gegenüber einem Senator und Consular, auf dessen weitere Unterstützung man zu gerne bauen wollte, sofern sich genügend Anknüpfungspunkte fanden.“Ich hoffe, deine Klientel hat den Zwischenfall auch schadlos überstanden?“ Sofern nicht einer der Männer gleich weibisch in Ohnmacht zu kippen gedachte, würden sie das wohl haben. Sextus erkundigte sich vorsichtshalber dennoch.
“Wenn du erlaubst, werde ich noch hier bleiben, bis sicher ist, dass deine Familie wohlauf ist. Und dir später, sobald die restlichen, ehrenwerten Mitglieder unserer Gruppe sicher in ihren Häusern angekommen sind, noch ein paar Legionäre zur Bewachung der Casa vorbeischicken, falls sich die verwirrten Geister es sich doch noch einmal anders überlegen sollten. Zumindest, wenn es dir keine Unannehmlichkeiten bereitet. Du sollst dich nicht wie ein Gefangener im eigenen Haus fühlen.“ Im Zusammenhang mit der Belagerung Roms und diversen Haftbefehlen musste man letzteres vielleicht klarstellen. Sextus wollte keinesfalls den Eindruck erwecken, er wolle etwas anderes als seine Hilfe anbieten – die der Purgitier auch ablehnen konnte. Zumindest in der Theorie. -
Ist mir schon klar. Ich hab jetzt ja nur ein paar Beispiele rausgesucht, und bei den Toten geht das einfacher.
Und bei denen ginge das evtl. wirklich mit einem Knopfdruck von Macer. Bei Lebenden und Emanzipation müsste man das denke ich händisch eintragen.
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Bei jedem Nachkommen eines verstorbenen Senatoren.
Z.B. Aurelia Prisca, Aurelia Flora, Aulus Tiberius Ahala Tiberianus, Claudia Catilina, Marcus Decimus Aquila, Germanica Calvena, Lucius Vinicius Massa....Bislang war der Ordo Senatorius bei uns erblich, weshalb es ja auch eine lange Zeit die Regelung gab, dass man nicht als Kind eines verstorbenen oder exilierten Senators einsteigen darf, um eben nicht gleich den Ordo zu bekommen. Ansonsten wäre diese Regelung ja nutzlos gewesen, wenn das ohnehin falsch gewesen wäre.
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Na dann musst dir eben ein lauschiges Zellchen in Mantua suchen. Mehr als Anbieten kann man's ja nicht. Ist ja dein Char.
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Bitte meine Weberei (wieder) einmotten
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Und auch fertig Jeder an seinem Platz
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Die 8 Seiten wären nicht das Problem gewesen. Eher dass auf JEDER EINZELNEN dieser Seiten am Ende jeder Seite 2-3 Postings im Cache gefehlt haben, nach denen ich dann extra suchen musste und dann per Ausschlussverfahren ("Ja, das ist mit Datum nach dem, was ich hab, und vor dem, was auf der nächsten Seite steht. Das könnte da reinpassen..." und "Ah, im nächsten Post steht was von Antias, also muss der davor ja was geschrieben haben. Such ich mal nach dem...") reinfriemeln. Müsste aber alles korrekt sein.
Achja und zur Belagerung des Palastes: Da wollte Seiana ja am Wochenende tätig werden, die hat da auch eine aktuellere Version irgendwo gefunden. Kontaktier sie vielleicht mal, wie ihr euch da am besten austauscht.
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Fertig ist jetzt auch Schlacht bei Vicetia – Das Heerlager der kaisertreuen Legionen und der Prätorianer
(Für dessen Wiederherstellung ich hiermit offiziell den Cognomen "Sherlockus" beantrage...) -
So langsam kann ich eure ID-Nummern auswendig.
Fertig geworden heute sind:
[Clades Vicetia] Die Schlacht bei Vicetia - Die Stellungen der I. und II. Legion
[Legiones Seditiosi] Der lange Marsch nach Rom..
Porta Casa PurgitiaFalls irgendwer irgendwo doch noch was neueres gefunden hat, meldet euch gern. Am Ende jedes Threads könnten ein paar Postings fehlen.
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Und auch wieder einigermaßen auf dem alten Stand: [Castra Aestiva Legionum Seditiosorum Verona] Das Hauptlager der Rebellen bei Verona
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