Als sein Patron den möglichen neuen Kaiser vorstellte, hörte Sextus aufmerksam zu. Militärische Erfahrung, Bekanntschaft mit dem vergöttlichten Vorgänger des jetzigen Kaisers, alte Familie, Consular... klang alles schonmal nicht schlecht. Natürlich hätte Sextus es allemal berauschender gefunden, wenn der Mann eine leicht lenkbare Marionette gewesen wäre. Daraus hätte er persönlich weit mehr Profit schlagen können als durch einen Mann, der ganz offensichtlich schon genug erlebt hatte, um ein eigenes Selbstvertrauen zu haben und eben jenes auch weiterzuentwickeln, wenn er dann Kaiser war. Ob er sich da an diejenigen erinnern würde, die ihm zu der Ehre verholfen hatten, blieb abzuwarten und war ein gewisses Risiko. Auch, dass Durus den Mann erst betrunken gemacht hatte, ehe er ihn ausgehorcht hatte, machten die Informationen über dessen Einstellung nicht unbedingt valide und reproduzierbar. Alles in allem also dennoch ein nicht unerhebliches Risiko, und Sextus mochte keine Risiken. Aber dennoch eine solide Wahl.
Auch dann noch, als sein Patron die andere Alternative vorschlug. Sextus hatte beschlossen, sich da nun etwas dezent zurückzuhalten, um anderen erst das Wort zu überlassen, was den Vinicier anging. Er wollte nicht der einzige sein, der in eine bestimmte Richtung argumentierte, und vielleicht wäre dies darüber hinaus auch gänzlich überflüssig, so andere das Wort ergriffen. Sollte die Möglichkeit bestehen, dass der Vinicier der neue Kaiser würde, wollte er ihrer beider Beziehung auf einem neutralen Stand halten, so lange dies möglich war.
“Nur eine kurze Zwischenfrage, Patronus, da du es nicht extra erwähnt hast. Entstammt dieser Cornelius dem patrizischen oder plebejischen Teil seines Geschlechts?“ Für die Cornelii gab es immerhin beides, wobei Sextus klar die Patrizier bevorzugte. Aus ganz praktischen Gründen, immerhin war so ein Mann den Ihren hoffentlich auch mehr zugetan als der Praefectus Urbi dies war. Da Durus aber nichts erwähnt hatte, war die Nachfrage hier vonnöten, wenngleich dessen eigene Abstammung die von Sextus präferierte wahrscheinlicher machte.
Beiträge von Sextus Aurelius Lupus
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Sim-Off: Der Präsident der Universität an den Dekan der Fakultät für Physik:
"Warum braucht ihr immer so viel Geld für Labors, teure Ausstattung und so was? Warum könnt Ihr nicht einfach wie die Mathematiker sein? Die brauchen nur Geld für Stifte, Papier und Papierkörbe. Oder besser noch wie die Philosophie-Fakultät - die brauchen nur Geld für Stifte und Papier!"Na, wenn das mal keine Steilvorlage war! Sextus hätte das nicht besser aufziehen können, wenn diese Begegnung hier ein Theaterstück gewesen wäre, das er geschrieben hätte. Abgesehen von der Tatsache, dass er solcherlei nie tun würde, da er weder zu vulgärem noch zu poetischem Bühnentreiben einen persönlichen Zugang hatte und so eine Tätigkeit demnach als Zeitverschwendung ansah, allenfalls geeignet, um Meinungen zu bilden oder die Damenwelt zu beeindrucken. Letzteres hatte dann aber wieder einen derart tuckigen Charakter, dass selbst das letztendlich nicht als mögliche vorteilhafte Beschäftigung in frage kam.
“Nun, Consular, was du vielleicht nicht weißt“, obwohl Sextus es ihm gegenüber bestimmt erwähnt hatte. Mehrfach. Was entweder darauf schließen ließ, dass der Senator sich solche Dinge von Nicht-Klienten nicht merkte – obwohl sie bei einem dieser Gespräche sehr stark ins Philosophieren geraten waren – oder aber, dass er Sextus absichtlich diesen Knochen hingeworfen hatte, damit er darauf anschlug. Allerdings war an diesem speziellen Knochen zu viel Fleisch, um nicht zuzuschlagen, trotz der Möglichkeit einer gezielten Lenkung. “...bin ich ebenfalls Haruspex und als solcher in beiden Dingen bewandert. Wenngleich mein medizinisches Wissen nicht ausreicht, als dass ich mir anmaßen würde, mich Arzt zu nennen.“
In Alexandria hatte Sextus sehr interessiert zugesehen, als die Iatroi Hunde seziert hatten, und daraus Rückschlüsse auf Funktionsweisen der Organe gezogen hatten. Natürlich auch beim Menschen, war dies ja Sinn und Zweck der Übung. Aber dennoch wollte Sextus sich sicher nicht mit Kranken umgeben. Diese widerten ihn eher an, als dass sie ein Bedürfnis zur Hilfeleistung in ihm wecken würden.
“Aber gerade, was die göttlichen Zeichen anbelangt , herrscht im Collegium bereits ein reger Disput.“ Was die Übertreibung des Jahrtausends war. Ab und an brachte mal jemand das Thema der kaiserlichen Gesundheit auf den Tisch, und noch viel seltener musste dann ein Schaf dran glauben, damit sie in dessen Eingeweiden lesen konnten. Und Haruspices, die gerade frisch die Ausbildung in einer der Universitäten Etruriens abgeschlossen hatten und einem der Haruspices im Collegium nun über die Schulter schauten, wurden mit Vorliebe damit gequält, doch mal die astronomischen und astrologischen Parameter für den Imperator durchzurechnen. Aber ansonsten beließ man es auch schon dabei. Was natürlich nicht hieß, dass Sextus nichts anderweitiges behaupten durfte. “Denn genau genommen gibt es keine Zeichen dafür, dass die Götter ihn mit dieser Krankheit strafen wollten. Ebensowenig gibt es Anzeichen dafür, dass seine Lebensspanne schon ihrem vorbestimmten Ende entgegengeht. Wie dir vielleicht bekannt ist, hat jeder Mensch, jede Gens, ja jede Stadt und jede Nation eine ihr vorbestimmte Dauer, die sich mit haruspicischen Methoden messen lässt, und auch um bis zu ein Drittel verlängern lässt mit geeigneten Maßnahmen. Nur hier in diesem Fall stehen wir vor einem vollkommenen Rätsel, da die Götter scheinbar nicht in diesen Sachverhalt eingegriffen haben oder es wollen.“
Vielleicht etwas hoch gepokert, aber wer sollte ihn schon widerlegen? Und im Grunde hatte er recht. Hätte irgend jemand im Collegium etwas diesbezüglich entdeckt, er hätte es erwähnt und zur Diskussion gestellt, oder zumindest für den eigenen Ruhm genutzt, und es dem Kaiser oder dessen Stellvertreter als brisante Neuigkeit oberster Wichtigkeit verkauft. Allerdings war nichts dergleichen geschehen. -
Natürlich war auch Sextus erschienen, als sein Patron ihm eine Einladung ausgesprochen hatte. Und so betrat er die Villa Tiberia nur Augenblicke nach Flavius Gracchus, dem Cousin seiner Frau, und schloss sich dem allgemienen Begrüßen an.
“Salve, Patron“ grüßte er den Mann seiner Cousine förmlich als ersten. Immerhin war er Gastgeber, Consular und nicht zuletzt sein Patron, und sollte diese Verschwörung funktionieren, würde er Sextus großes Sprungbrett sein. Abgesehen davon, dass er immernoch hoffte, ihre Beziehung würde noch besser, zumal sie jetzt verschwägert waren.
“Vinicius“, grüßte er den nächsten noch förmlicher und höflicher. Beim letzten Mal waren sie leidlich aneinandergeraten, da Sextus den Vorschlag des Mannes zur weiteren Öffnung ihrer Gruppe als zu gefährlich eingestuft hatte. Er wollte eventuelle Gräben nicht vertiefen.
Zuletzt schließlich war da ein weiterer Schwippschwager. Soweit Sextus das wusste, waren er und Nigrina „echte“ Cousin und Cousine, wobei das alles oder auch gar nichts heißen konnte. Grund genug jedenfalls, ihn mit “Salve, Flavius Gracchus“, zu begrüßen und so zumindest den Grundtenor der Vertraulichkeit anzuschlagen, der unter Verschwägerten üblich war.
Fehlten eigentlich nach Sextus' Kenntnisstand nur noch der Sohn seines Patrons und Avianus. Sofern sein Patron nicht noch weitere Gäste geladen hatte. -
Sim-Off: Ein Physiker, ein Ingenieur und ein Mathematiker wetten bei einem Pferderennen.
Das Pferd des Physikers versagt, er versteht dies nicht und meint: "Habe ich nicht in einem Versuch alle Pferdeleistungen gemessen und verglichen?"
Das Pferd des Ingenieurs versagt auch, er meint kopfschüttelnd: "Aber ich habe doch alle Daten der letzten Rennen statistisch ausgewertet!"
Umso mehr staunen die beiden, als sie sehen, dass der Mathematiker richtig getippt hat. Sie fragen ihn neidisch, worauf er meint: "Also, zuerst habe ich angenommen, alle Pferde seien gleich und kugelförmig..."Kurz fragte sich Sextus, wie alt sein Gegenüber war, wenn sein Wissen aus einer Zeit stammte, in der der jetzige Kaiser noch Offizier gewesen war. Es musste schon eine ganze Weile her sein, was in Sextus das ungute Gefühl aufkommen ließ, verdammt jung zu sein. Sextus konnte Jugend nur insofern etwas abgewinnen, dass der körperliche Zustand ein erstrebenswerter war, da Kraft und Gesundheit an ihrem Höhepunkt angelangt waren. Den geistigen Wirrungen dieser Zeit trauerte er hingegen nicht nach.
“Nur welchen Grund sollten die Götter haben, ihn, der er ihr höchster Pontifex ist, mit so einer Krankheit zu belegen? Es gibt immerhin keine Anzeichen, dass die Götter erbost wären. Zumindest nicht, nachdem Diana wieder versöhnt wurde.“
Nachdem der Purgitier solch eine Säule der Neutralität zu sein schien, beschloss sextus, eine Kleinigkeit zu wagen und ein paar Steine ins Rollen zu bringen, was ihnen später vielleicht noch nützlich sein würde. Schaden konnte es hingegen kaum, wenn er ein paar Spekulationen losließ. “Es ist schon fast verwunderlich, dass sie ihn so strafen. Es wäre fast naheliegender, so einen Zustand den Menschen zuzuschreiben.“ -
Sextus nahm nun nicht an, dass Ägypten bei Senatoren nun ganz oben auf der Liste der vielfältigen Reisen stand, daher war eine entsprechende Liste vermutlich überschaubar kurz. Wenn mehr als zehn Namen für die Amtszeit dieses Kaisers darauf stehen würden, würde ihn das doch schwer verwundern. Aber es wäre besser als nichts.
Was auch nicht groß verwunderte war die Tatsache, dass der Pompeier von solchen Listen auf Anhieb nichts wusste. Zum einen: Wer würde sich auch schon gerade an so einen Kleinkram im riesigen Aktengebirge des Archivs erinnern? Und zum anderen gab es ja auch keine Verpflichtung für Senatoren bislang, die gesetzlich verankert wäre, so dass eine solche Liste mit einer entsprechenden Meldung eher dem Fleiß eines kleinen Beamten zuzurechnen wäre und weniger den exakten Vorschriften und deren Einhaltung.“Ich wäre dir sehr verbunden. Jedes bisschen, was dazu existiert, könnte mir respektive Purgitius helfen. Und der Grund, weswegen er diese Zahlen haben möchte, ist ein denkbar einfacher: Es existiert momentan kein aktives Gesetz, das die Reiselust unserer Senatoren einschränkt. Jeder reist, auch außerhalb der Senatsferien, wohin er gerade lustig ist, anstatt im Senat zu sitzen und über Gesetze zu debattieren.
Der Consular möchte das nun gerne ändern, hätte dazu aber gerne genauere Zahlen, auf die er sich stützen kann, da er nicht hofft, durch Vernunft ein Gesetz durchzubekommen, das den Mos Maiores seit jeher entspräche.“
Warum mit der Erklärung hinter dem Berg halten, wenn sie denn schon fragten? Es war eine Sache, den Erklärbären zu spielen, wenn man nicht dazu aufgefordert wurde, eine Erklärung auf Nachfrage war eine völlig andere Sache. Und Sextus hatte hierbei nichts zu verbergen.
“Ich frage mich sowieso, warum ein Mensch mit Verstand freiwillig eine Reise antreten sollte. Dreckige, staubige Straßen, bockige Viecher, kein Luxus, und die Lupanare am Straßenrand sind bestenfalls langweilig. Dazu noch die ganzen Räuberbanden und Halsabschneider auf dem Weg. Ganz davon abgesehen, dass man nur die Wahl hat zwischen einer stickigen, dunklen, holpernden Kutsche, die jedes Schlagloch der Straße wie einen Berg erklimmt, oder einem bockigen Pferderücken, bei dem man sich nach einem Tag alles aufgescheuert hat.
Aber anscheinend gibt es nicht wenige Senatoren, die es gern schmutzig mögen und sich dabei mit Freuden einen wunden Hintern holen.“ Ein abfälliges Grinsen zum Schluss, um zu unterstreichen, dass er seinen Scherz so gemeint hatte, wie er geklungen hatte, und was seine persönliche Meinung zu diesem abstrusen Sachverhalt war. Sextus war zwar kein moralischer Verfechter irgendwelcher Tugenden, aber es bereitete ihm sicher keine schlaflosen Nächte, wenn er sich dadurch einen Gefallen sicherte, indem er solche Idiotie in Zukunft unterband. -
Sim-Off: Für ein Experiment haben sich ein Physiker, ein Mathematiker, ein Theologe und ein Biologe zusammen gefunden. Sie beobachten ein leeres Haus.
Ein Mensch geht rein. Etwas später kommen drei heraus.
Der Theologe: "Ein Wunder, ein richtiges Wunder!"
Physiker: "Messfehler!"
Biologe: "Fortpflanzung!"
Mathematiker: "Klarer Fall: Wenn jetzt noch zwei reingehen, ist keiner mehr drinnen"“Nein, übergangen sicher nicht. Zumindest nicht im Öffentlichen, da keinesfalls“ stimmte Sextus dem Purgitier zu und hörte weiter aufmerksam zu. Ob der Mann im Alleingang, wie er es so schön ausdrückte, einen Mann zum Senator machen konnte, wusste Sextus nicht zu beurteilen. Bei den neutralen Politikern war es immer am schwersten zu beurteilen, wie viel Macht und Einfluss sie nun tatsächlich besaßen. Genug, um Consul zu werden, hatte Macer gehabt. Und auch genug, um Avianus zum Senator zu machen. Doch wie man dies nun genau beziffern könnte, das war nicht ersichtlich und würde wohl die Zeit zeigen.
Viel interessanter war da schon eher das, was sein Gegenüber zu Valerianus und Salinator zu sagen hatte. Macer war Realist genug, um offen zu sagen, dass Salinator regierte und nicht Valerianus. Allerdings war der Grundtenor seiner Worte nicht dergestalt, dass man daraus ein wie auch immer geartetes Missfallen herausdeuten hätte können. 'Starke Persönlichkeit' war eindeutig zu positiv behaftet, um es negativ auszulegen. Was für Sextus ebenfalls das Signal war, es nicht mit solcherlei Andeutungen zu übertreiben.
Überhaupt war es ihm persönlich sogar egal, ob nun Salinator oder Valerianus oder irgendjemand anderes regierte, solange dies seinen persönlichen Zielen nicht im Weg stand und ihn in seiner Macht nicht beschnitt. Das war auch wirklich der einzige Grund, weshalb er Salinator als mögliches Ärgernis ansah. Ansonsten war ihm vollkommen gleichgültig, wieviele Halbperegrine der Mann um sich scharte und mit Ämtern überhäufte, solange seine Ämter davon nicht betroffen waren. Die genaue Festlegung von Prioritäten erleichterte das Leben und das Treffen von Entscheidungen doch ungemein.
“Ich hatte bislang weder das Vergnügen mit dem einen, noch mit dem anderen, muss ich gestehen. Wobei den Kaiser höchstselbst zu treffen in den letzten Jahren ohnehin nur wenigen vergönnt war.“ Sextus beschloss, seinen Gefallen, den Macer ihm schuldete, nicht für so etwas lächerliches wie die Erhebung in den Senat zu verschwenden. Das bekäme er auch ohne ihn hin. Viel wichtiger wäre dieser Gefallen im späteren Verlauf seiner Karriere, wenn er dringend Stimmen für ein persönliches Projekt benötigen würde, das einen großen Namen als Werbeträger bräuchte. Oder einen Namen, der nicht zu seinem persönlichen Umfeld gerechnet wurde. “Was meine mögliche Erhebung also anbelangt, werde ich hier ganz auf meinen Patron bauen müssen, der dieses Vergnügen hatte, und zwar mit beiden hohen Herren, und dass meine Amtszeit genug positives aufwirft, was auf mich zurückfällt.“ Wieder eine kleine Geste der Leichtigkeit und Sorgenfreiheit. Es brachte ja auch wirklich nichts, über ungelegte Eier zu spekulieren. Und sollte sein Patron schneller vorankommen als erwartet mit seinen Planungen, erledigte sich das Problem am Ende gar von selbst.
“Aber bis dahin wird ohnehin noch einiges Wasser den Tiber runterfließen.“ -
Natürlich war Sextus mit seiner Frau hier erschienen. Sein Patron heiratete seine Cousine, ein Fernbleiben hätte ein ungutes Licht auf die Sache geworfen. Welchen Grund hätte er auch haben sollen, dieser Sache, die ihn so offensichtlich näher an seinen Patron band, fern zu bleiben?
Soweit zumindest der äußere Schein, aber genau diesen galt es ja zu wahren. Hinter dieser Fassade war die Verbindung für ihn zwar nützlich, aber nicht so überragend. Sextus und sein Patron hatten eigentlich kaum Berührungspunkte. Ja, mitunter schien es Sextus, dass der alte Mann daran auch nicht wirklich interessiert war. Wäre Sextus eitel, hätte er gekränkt sein können, dass man ihn als Haruspex nicht um wie auch immer geartete Hilfe bei der Hochzeit gebeten hatte. Weder hatte man ihn bei der Findung eines Termines zu rate gezogen, noch jetzt beim Opfer ihn um Beteiligung gebeten. Stattdessen war ein Augur gekommen und hatte die Zeichen gedeutet.
Sextus war ob diesen Umstands alles andere als gekränkt – nichts läge ihm ferner als solch kindische Verhaltensweisen, die eigentlich nur einen Besitzanspruch manifestierten, wo keiner da war – aber er nahm dies in seinen Fundus an Informationen auf. Und ebenfalls nahm er die Informationen auf, die seine Cousine hier bot. Sie bemühte sich, was er ihr hoch anrechnete. Die letzten Wochen hatten sie nicht unbedingt viele Worte gewechselt, was vor allem am Mangel passender Plattitüden bezüglich übertriebener Trauer lag und Sextus dieses ihm unverständliche Thema nur zu bereitwillig der eigens angereisten Mutter des Mädchens überlassen hatte. Aber im Allgemeinen hatten er und Flora ein gutes Verhältnis zueinander gehabt (was eigentlich nichts anderes bedeutete, als dass sie über seine Scherze lachte und sich von ihm gern Komplimente machen ließ, aber bekanntlich reichte das, um die Gewogenheit einer Frau aufrecht zu erhalten), und so hoffte Sextus, dass sich dieser Umstand auch auf seinen Patron ausdehnen würde. Flora besaß genug Familiensinn, um hier zu stehen, zu lächeln und sich beglückwünschen zu lassen zu ihrer Hochzeit, und vermutlich genug Verstand, um die Vorteile der Verbindung einzusehen, da würde sie hoffentlich beides kombinieren, um die Tiberier weiter in Richtung der Aurelier und besonders in seine Richtung zu verbrüdern.Der Vertrag wurde vorgelesen, und Ursus unterschrieb das Ding. Reichlich unspektakulär an und für sich, keine außergewöhnlichen Besonderheiten. Höchstens, dass nur die Dos beziffert worden war, nicht aber die Donatio. Aber angesichts der Tatsache, was Durus' erste Frau mit eben jener angestellt hatte, war das vielleicht ganz gut, dass das alles unerwähnt blieb. Oder vielleicht hatte es auch andere gründe, von denen Sextus nichts wusste, war er ja nicht mit den Ehevertragsverhandlungen betraut gewesen und kannte nur deren Ergebnis.
Und so wartete Sextus weiter geduldig und bemüht, möglichst dem Idealbild eines Römers zu entsprechen, neben seiner hinreißend aussehenden Frau, wie die Rituale ihren Lauf nahmen.
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Nachdem sie nun alle wieder in Rom waren, hatte Sextus einige Einladungen herumgeschickt und mal wieder ihre kleine Verschwörerrunde geladen. Oder zumindest die Teile hiervon, die ihm im Moment am zweckdienlichsten waren. Und mit denen er sich am besten verstand, sofern bei einem Menschen wie ihm sowas wie Sympathie beziffert werden konnte. Sextus war nicht wirklich der Typ für tiefe Freundschaften, aber bei diesen beiden hier legte er manchmal seinen Mantel an Vorsicht etwas weiter ab und lachte auch schon einmal wirklich und nicht aus Kalkül, und es würde ihm auch irgendwie leid tun, wenn er sich ihrer entledigen müsste. Das war schon weit mehr, als die meisten Menschen je von ihm ehrlicherweise erwarten könnten – auch wenn die anderen Menschen von diesem Umstand ebenso wenig wussten wie diese beiden hier.
Deswegen fiel es ihm auch schwer, nicht darüber nachzudenken, diese beiden in die Dinge einzuweihen, die im Hintergrund so langsam anliefen und deren Zahnräder langsam aber sicher ineinander zu greifen begannen. Allerdings war Sextus dann doch nicht vertrauensselig genug, den beiden jetzt etwas aufzutischen, was diese dann zu seinen Ungunsten und zu ihren eigenen Gunsten wenden könnten. Wenn die Zeit reif war, würde er die beiden einweihen, damit sie ihr Stück vom Kuchen abbekämen – oder seinen eigenen Hintern retteten, je nachdem. Doch im Moment war es zu riskant, zumal ja einer seiner Freunde der Klient des Mannes war, den Sextus umzubringen mitplante.Und so beschränkte sich das Gespräch erst auf den üblichen Kleinkram. Man begrüßte sich, setzte sich, trank etwas Wein, unterhielt sich über Belanglosigkeiten, ehe man in medias res ging.
“Übrigens Pompeius, habe ich dich schon zu deinem neuen Posten beglückwünscht? Als neuer Herr der Archive stehen dir hier in Rom sicher viele Türen offen.“ Vor allem die besagten Patrons.
Sextus prostete ihm leicht mit seinem Wein zu, ehe er zu dem kam, wieso er überhaupt darauf zu sprechen kam. Wenn er die Amtserhebung hätte feiern wollen, wäre er mit seinen beiden Kollegen in ein gehobenes Lupanar gegangen, in das man ohne den schicken Halbmond am Schuh nicht hineinkam, und hätte die Mädels dort ihre Auffassung einer rauschenden Feier vollführen lassen. Das hier hatte aber doch etwas geschäftlicheren Charakter.
“Vielleicht könntest du mir bei einer kleinen Sache helfen. Oder auch du, geehrter Duccius.“ Sextus wollte den Germanen hier nicht außen vor lassen. Als Quästor Principis war das zwar nicht unbedingt sein Aufgabenbereich, aber auch wenn er ein homo novus aus den tiefsten Wäldern war, er hatte zumindest genug Grips, soweit gekommen zu sein, und die Angelegenheit konnte ein paar gute Gedanken brauchen.
“Consular Purgitius hat mich vor einigen Tagen aufgesucht und mich gebeten, doch eine Statistik über die Reisegewohnheiten der Senatoren aufzustellen. Anscheinend sind einige von ihnen besonders reisefreudig. Warum auch immer jemand sich das freiwillig antun will, fragt mich nicht. Und dazu wäre es natürlich gut, zu wissen, ob es in den Archiven dazu irgendwelche Aufzeichnungen gibt, welcher Senator wann ohne Mandat Rom ferngeblieben ist.“
Sextus wollte nicht gleich ellenlange Sermone damit ausfüllen, was Sinn und Zweck der Sache wäre. Die beiden konnten nachfragen, wenn es sie interessierte, und Sextus hatte nicht viel für lange Vorträge übrig, vor allem, wenn sie vermeidbar waren. -
Sim-Off: Why is 6 afraid of 7?
Because 7 8 9.Die Antwort war wohl so neutral wie nur irgend möglich und gab abgesehen von dem kleinen Zögern absolut nichts über die Einstellung des Mannes preis. Und besagtes Zaudern ließ auch lediglich darauf schließen, dass der Consular genau wusste, worüber sie beide sprachen, und seine Antwort daher überlegte.
“Wie bei allen Dingen ist die Unterstützung des eigenen Patrones mit Geld nicht aufzuwiegen. Nur ist meiner ebenfalls Patrizier.“ Sextus ließ es unbekümmert klingen und unterstützte diese offen zur Schau getragene Gleichgültigkeit mit einem leichten Achselzucken. Das Spiel dessen, eine Sache zu sagen und eine andere zu empfinden, beherrschte er ganz gut, und er hatte nicht das dringende Gefühl, hier auf einen heißblütigen Verfechter der gerechten Sache geraten zu sein. Und so konnte er mit scheinbarer Naivität gezielt nach Informationen fischen.
“Es wird sich zeigen, ob seine Fürsprache da denselben Effekt erzielen wird wie deine für meinen Verwandten Avianus. Ich hoffe es.“ Und noch ein kleines scherzendes Lächeln, das Sextus jünger wirken ließ, als er war, um den Eindruck noch zu unterstreichen.
“Aber die letzten Erhebungen waren schon immer interessant zu verfolgen. Vor allem Männer aus den östlichen Provinzen scheinen sich ja in den letzten Jahren erheblich hervorgetan zu haben. Ich erinnere mich noch an den letzten Acta-Artikel hierzu.“ Natürlich tat er das. Darin war es ja auch über ihn gegangen und darüber, dass er einige Stimmen verloren hatte. Eine Tatsache, die Sextus zwar bei weitem nicht beunruhigte, die er aber als interessant und verfolgenswert aufgenommen hatte. -
Sim-Off: Der folgende Witz ist zugegebenermaßen etwas schwierig
As everyone knows, Noah built an arc. Here is some additional information about what happened when the animals were getting off...
Now, the world was pretty well empty of land creatures, so Noah gave all of the animals instructions as they departed.
To the Aardvarks, he commanded, "Go forth and multiply!"
A couple snakes came slithering out, and he commanded, "Go forth and multiply!"
"We can't, we're adders." replied the snakes.
Well Noah kept giving commands, until at last he told the zebras, "Go forth and multiply!"
A while later he was walking around and stepped over a fallen tree. There were those snakes, well, er... multiplying.
"I thought you said you couldn't multiply?" asked Noah.
"By LOGS we can!" replied the adders.“Sicher, meine Gens hat viele Namen im Senat hervorgebracht, vor und nach unserer Erhebung in den Stand der Patrizier. Nur ist es letzterer, der die Sache durchaus unter den gegebenen Umständen etwas erschweren könnte.“
Sextus erinnerte sich, dass Macer damals das Gespräch bei seinem Patron verlassen hatte, ehe der heikle Teil des Abends begonnen hatte. Und so hatte der Aurelius keine Ahnung, wie der Purgitier nun letztendlich zu Salinator stand. Nach außen hin gab sich der Consular neutral, das war eine nur allzu häufig vertretene Meinung über ihn. Nur sagte das nichts über seine tatsächlichen Absichten. Und wo der Mann Sextus gerade eine solche Steilvorlage präsentiert hatte, lies er es sich nicht nehmen, ganz beiläufig das Thema anzuschneiden in der Hoffnung, ein paar Informationen zwischen den Zeilen vielleicht herauslesen zu können. Immerhin war der Mann Avianus' Patron und damit wohl nicht ganz unwichtig. Und vor allem, sollte die Sache schief gehen, könnte er ein weiterer Rettungsanker sein, sofern er wirklich siene Neutralität wahren konnte. -
Sim-Off: Wenn man einen Mathematiker wählen lässt zwischen einem belegten Brötchen und ewiger Seligkeit, was nimmt er?
Natürlich das Brötchen: Nichts ist besser als ewige Seligkeit - und ein belegtes Brötchen ist besser als nichts.Dass es den Senatoren unter Umständen nicht gefiel, gesetzlich zu dem verpflichtet zu sein, wozu Moral und Anstand sie ohnehin anhielt (nämlich sich ordentlich an und abzumelden und nicht ohne Grund ihren vom Kaiser eingeräumten privilegierten Sitz in der Curia Iulia zu verlassen), konnte sich Sextus durchaus vorstellen. Er selber war moralisch flexibel genug, um nun nicht mit rechtschaffener Empörung auf die Abwesenheit und Reiselust der Senatorenschaft zu reagieren. Wäre er schon Senator, wenn sich eine opportune Gelegenheit böte, mehr Macht zu gewinnen, und diese eine Reise einschloss, er selbst würde wohl die kalten Marmorsteinbänke auch gegen einen Pferderücken eintauschen, zumindest zeitweilig. Und er hasste reiten.
Allerdings war dies hier eine formidable Möglichkeit, sich die Verbundenheit des Consulars zu sichern, indem er ihm ein wenig unter die Arme griff. Und dieser räumte sogar wortwörtlich ein, ihm einen Gefallen schuldig zu sein, und Sextus würde garantiert darauf zu passender (oder auch unpassender) Gelegenheit darauf zurückkommen und eben jenen einfordern. Dafür konnte er es schon verschmerzen, ein wenig im Dreck zu wühlen, um brauchbare Daten zu erheben. Und seine Freizeit war dabei ohnehin nicht von Belang. Als gewählter Magistrat konnte man ohnehin ohne weiteres die mathematische Formel Aufstellen: Freizeit < Epsilon, und dieses spezielle Epsilon war so klein, dass es negativ wurde, wenn man es durch 2 teilte.
“Sei unbesorgt, Purgitius. Du musst dein Gewissen nicht mit Dingen belasten, die zu opfern ich freiwillig zugestimmt habe. Ich werde mich dann mit dem Procurator a memoria beraten für die alten Daten und für die neueren mich mit dieser Anweisung an die Cohortes Urbanae wenden. Und dann sehen wir erst einmal weiter. Ich bin zuversichtlich, auf absehbare Zeit so verwertbare Daten zu erhalten. Und sollte es doch länger dauern und der Kaiser meiner Gens zugewandt sein, kann ich dir auch meine Unterstützung im Senat zusichern. Allerdings letzteres wie gesagt unter dem Vorbehalt, dass ich nach Ende meiner Amtszeit erhoben werde.“
Wobei das vermutlich eher an Salinator hängen würde, womit die Chancen nicht unbedingt gut standen. Sogesehen war zu hoffen, dass der Plan seines Patrons noch vor Ende des Amtsjahres umgesetzt werden würde, wobei das wohl eher unwahrscheinlich war. -
Sim-Off: Eine Molkerei möchte ihre Produktion erhöhen. Sie setzt einen Biologen, einen BWLer und einen Mathematiker auf das Problem an.
Nach einem halben Jahr intensiven Campings auf den Viehweiden (ja, ja, wir betreiben artgerechte Haltung) schlägt der Biologe eine Spezialdüngung des Grases vor, was in letzter Instanz die Milchausbeute um 30% steigern würde. Die Molkeirei beschließt, auf die Ergebnisse der anderen beiden zu warten.
Ein weiteres halbes Jahr später verkündet der BWLer stolz, daß aufgrund seiner umwerfend neuen Betriebsorganisation zwar leider, leider die Hälfte der Mitarbeiter sich einen neuen Job suchen müßten, aber dafür die Milchproduktion um 50% gesteigert werden könnte.
Inzwischen sind 3 Jahre vergangen und das Problem ist beinahe in Vergessenheit geraten. Der Biologe wurde gefeuert, weil die Milch plötzlich zu lachen anfing und der BWLer wurde vom wütenden Personal gelyncht. Plötzlich taucht der Mathematiker erhobenen Hauptes und schwer übernächtigt auf:
"Wir können die Produktion vervierfachen... unter der Voraussetzung einer punktförmigen Kuh im Vakuum."“Nun, Purgitius, da es bislang keine Richtlinie gibt, nach der sich Senatoren abmelden müssen, gibt es natürlich auch niemanden, der dafür zuständig ist.“ Und er als Quästor war sicherlich auch nicht derjenige, von dem sich Senatoren sagen lassen würden, was sie zu tun und zu lassen hatten. Sextus machte sich über seinen momentanen Rang da keinerlei Illusionen. Vor allem die neu aufgestiegenen Senatoren waren da meist schlimmer als die altehrwürdigen Familien und bildeten sich alles mögliche ein, was ihnen der Stand nun erlauben würde, ungeachtet der Tatsache, dass sie Homines Novi waren.
“Ich denke nicht, dass es direkt in m einen Zuständigkeitsbereich fällt, der ja mehr für die Überwachung der Straßenlage zu sorgen hat und der Einhaltung der Reisebestimmungen als solches. Allerdings ist es nicht so weit von meinem Tätigkeitsbereich entfernt, dass man mir Amtsanmaßung unterstellen könnte.
Ich kenne den neuen Procurator a memoria recht gut. Als Herr über das Archiv der Kanzlei kann ich mich da mit ihm beraten, was die alten Daten anbelangt. Und für die neuen würde ich mich wie gesagt an die Cohortes Urbanae wenden und dort eine entsprechende Anweisung erwirken. Eine solche Aufzeichnung sollte nun kein größeres Problem darstellen.“
Pompeius Imperiosus und Duccius Vala waren beide beim Militär und konnten ihm bei letzterem Punkt sicherlich zur Not ebenfalls unter die Arme greifen. Wozu hatte man denn Verbündete, wenn nicht, um von ihren Kontakten zu profitieren?
“Allerdings würde ich mich nicht allzu sehr auf die Validität einer solchen Statistik verlassen. Mehr als eine Tendenz wird man daraus fürchte ich kaum ablesen können, so dass die entsprechende Diskussion im Senat durchaus kontrovers werden könnte. Und es wird seine Zeit dauern.“ -
Sim-Off: Ein Mathematiker wandert durch den Wald. Plötzlich klopft ein Frosch an sein Bein: "He, Du, ich bin eine verzauberte Prinzessin, wenn Du mich küsst, bin ich erlöst!"
Der Mathematiker hebt den Frosch auf und steckt ihn in die Hemdtasche. Darauf klopft der Frosch erneut: "He, ich bin eine verzauberte Prinzessin, wenn Du mich erlöst, dann werden wir heiraten und glücklich!"
Der Mathematiker sieht sich nur den Frosch an und macht gar nichts. Darauf der Frosch: "Ich bin wirklich eine verzauberte Prinzessin und wenn Du mich küsst, dann müssen wir nicht heiraten, aber ich verspreche dir Gold und Edelsteine."
Darauf der Mathematiker: "Och weißt Du, ich bin Mathematiker und mit Frauen hab ich nicht viel am Hut, aber einen sprechenden Frosch find' ich klasse!"Also wollte der Consular nur eine mögliche Gesetzesinitiative mit Zahlen untermauern, um bessere Argumente zu haben? Sextus lehnte sich etwas zurück, nippte an seinem Wein. Natürlich waren solche Statistiken zu diesem Zweck sicher nicht schlecht, nur dauerte ihre Erhebung wohl einen erheblichen Zeitraum oder verschlang sehr viel Zeit der Recherche, indem man vergangene Ereignisse aus den Archiven hervorkramte. Und selbige waren auch nicht umfassend und in dieser Hinsicht gepflegt, da es ja keine gesetzliche Grundlage gab, aufgrund derer man sich melden musste. Im Endeffekt war es da genauso effektiv, einfach drauf los zu raten. Es gab ja nicht umsonst die vielzitierte Erkenntnis, dass 87,2% aller Statistiken frei erfunden waren.
“Eine interne Richtlinie der Stadtwachen, darüber Aufzeichnungen ab jetzt zu erstellen, wenn ein Senator die Stadt verlässt oder betritt, sollten kein Problem sein. Daraus ließen sich zukünftig dann die von dir gewünschten Statistiken ableiten. Nur würde es wohl mehrere Jahre dauern, bis die Daten hieraus eine beweiskräftige Stärke erreicht hätten, um so deinem Vorhaben nützlich zu sein. Für die nähere Zukunft wäre das wohl zwecklos.“
Sextus stellte seinen Becher beiseite und überlegte weiter. Ungelöste Probleme waren für ihn ein Ärgernis. In diesem Falle zwar keines, das ihm den Schlaf rauben würde, aber dennoch etwas, mit dem er sich näher beschäftigen wollte. “Aufgrund fehlender Verpflichtung werden alte Daten wohl nur schwerlich zu erheben sein. Vielleicht erinnert sich der ein oder andere noch an ein paar Reisen einzelner Senatoren. Germanicus war meines Wissens nach vor nicht allzu langer Zeit in Germania. Solche Dinge. Aber verlässliche Daten werden da wohl kaum vollumfänglich erhoben werden können. Vielleicht mithilfe der Listen des Senats, wobei diese die Gründe für die Reisen nicht aufführen und so die ganzen Entsendungen für Legate die Statistik verfälschen würden.“ Sextus dachte einfach laut und gab dem Consular so absichtlich die Chance, ihm ins Wort zu fallen, falls dieser da etwas genaueres wissen würde. -
Sim-Off: Ein Mann hat sich wegen heftigem Wind mit seinem Fesselballon total verfahren. Er sieht auf einer nahen Wiese einen Mann stehen, und lässt den Ballon sinken, um ihn zu fragen, wo er ist.
Der Mann schaut hoch, überlegt, und nach etwa zwei Minuten kommt er zu dem Schluss: „In einem Heißluftballon!“
Woran merkt man, dass der Mann Mathematiker ist? Er hat überlegt, bevor er geantwortet hat, seine Antwort ist zweifelsfrei richtig, und der Fragende kann mit der Antwort nicht das geringste anfangen.Irgendwie hatte Sextus das Gefühl, dass es da eine wichtige Information gab, die er hätte haben müssen, um das Anliegen des Consulars zu verstehen. Denn je mehr dieser redete, umso mehr hatte Sextus das äußerst unliebsame Gefühl, nicht zu verstehen, was der Mann überhaupt wollte.
“Verzeih, Consular, aber hattest du nicht eben gesagt, dass du eben jene Statistik deswegen für sinnvoll erachtest, damit man Zeiten findet, in denen Senatsferien ausgerufen werden?“ So zumindest hatte Sextus die direkt aneinandergereihten Sätze vorhin verstanden, in denen der Purgitier einen Zusammenhang zwischen eben jenen Ferien und der Reisetätigkeit der Senatorenschaft hergestellt hatte. Also entweder fehlte Sextus nun eine gewichtige Information, die beide Sätze sinnvoll dergestalt trennten, dass kein kausaler Zusammenhang mehr zwischen beiden Dingen bestand, oder aber sein Gegenüber wusste selber nicht, was er eigentlich wollte. Letztere Möglichkeit allerdings wäre ungut, weil wie sollte Sextus es dann erst wissen? So gut kannte er den Consular nicht, und er war sich auch nicht sicher, ob der Mann vor ihm letzten Endes dergestalt nützlich wäre, als dass Sextus dessen Vorlieben eruieren sollte und ihn dahingehend zufriedenstellen sollte. Sicher, er war Consular, das war Sextus' Patron auch. Und dessen Patron ebenso.
“Und eben das empfinde ich als den falschen Weg. Die Senatoren sollten verreisen, wenn der Senat Ferien ausruft, und nicht der Senat Ferien ausrufen, wenn die Senatoren zu reisen wünschen.
Von daher irritiert mich ein wenig deine Anfrage, erschließt sich mir noch nicht so ganz der Sinn und Zweck einer solchen Statistik. Wenn es also nicht darum geht, Sanktionen zu verhängen – was aufgrund fehlender Rechtsgrundlage ohnehin schwierig wäre und durch den Senat auch erst beschlossen werden müsste – und nicht darum geht, die Ferienzeiten anzupassen, was genau erhoffst du dir dann durch eine solche Aufstellung?“
Sextus hasste es, direkte Fragen stellen zu müssen, offenbarten diese doch unmissverständlich, dass man etwas nicht verstanden hatte. Problem war nur, er verstand wirklich nicht, was der Purgitier erreichen wollte. -
Sim-Off: Dafür hat sich das Warten gelohnt. Und ich hab einen passenden Antwortwitz:
Ein Physiker für theoretische Physik, einer für praktische Physik und ein Mathematiker stranden auf einer einsamen Insel. Es gibt nur Stöcke und Steine und eine kleine Quelle mit Frischwasser, aber kein Essen. Eines Tages wird eine Konservendose angespült.
Der praktische Physiker: „Ich nehm jetzt einfach einen Stein und hau auf den Deckel, mit genug Geschwindigkeit und der hohen Dichte des Steins müsste die Kraft reichen, um die Dose zu öffnen.“
Der theoretische Physiker: „Nein, nein! Dann verspritzt du doch alles, und wir haben zu viel Verlust! Wir bauen jetzt mit den Stöcken hier eine Vorrichtung, die diesen Stein in exakt diesem Winkel auf den Rand der Dose schleudert, so dass nur der Deckel abgetrennt wird, und...“ Er beginnt, im Sand zu zeichnen.
Und der Mathematiker: „Angenommen die Dose wäre offen...“Wen die Gründe für die Reisen nicht maßgeblich waren, was war es dann? Sextus versuchte, dem Gedankengang seines Gegenübers zu folgen, doch erkannte er den Zweck dieser Statistik nicht.
“Nun eine einfache Zählung könnte natürlich auch erfolgen und wäre sicher mit weniger Ärger seitens der Senatorenschaft verbunden. Nur löst es ja das eigentliche Problem nicht. Vergangene Reisen können höchstens aufgrund der Meldungen im Senat nachvollzogen werden. Doch sind die dort abwesend gemeldeten Senatoren ja großteils aufgrund ihrer Mandate abwesend. Natürlich könnte man daraus auch für zukünftige Zeiten besonders verdichtete Reisezeiten ableiten. Als Beispiel hier der Sommer, wenn der Tiber austrocknet und der Gestank unerträglich wird, wobei hier vom Senat meines Wissens nach ohnehin Ferien ausgerufen werden, nicht? Doch eine aktuelle Statistik zu erheben wäre ein Projekt für mehrere Jahre, ehe genügend Daten erhoben wären, um eine relevante Teststärke zu erhalten.“
Und so ganz ließ ihn der Gedanke nicht los, dass Gründe für eine Abwesenheit eine Rolle spielen sollten, also sprach er es dennoch wieder an, auch wenn der Purgitier darauf kein besonderes Augenmerk zu richten schien.
“Ich weiß nicht, ob die Gründe für eine Reise völlig irrelevant bleiben sollten. Gerade die Einnahme von wichtigen Ämtern in den Provinzen würden die Statistik schließlich verfälschen. Und es ist die Frage, ob man die Unlust mehrerer Senatoren, ihrem Eid gemäß der Mos Maiorum zu entsprechen und sich in der Nähe Roms aufzuhalten, um an der Legislative teilzuhaben, wie es nicht nur ihr durch den Kaiser gegebenes Recht, sondern auch ihre durch Stand und Würde gegebene Pflicht ist, auch noch belohnen sollte. Es kann nicht das Ziel einer Veränderung sein, die zu belohnen, die ihren Dienst schlecht versehen.“ -
Sextus lehnte sich ein wenig zurück und legte die Finger aneinander. Er verstand das Problem des Consulars, und sicherlich war es nicht nur der subjektive Eindruck, den der Purgitier für sich allein hatte. Sextus zweifelte nicht daran, dass diese Tatsache schon größere Ausmaße angenommen hatte, denn ohne einen begründeten Anhaltspunkt würde der Mann vor ihm kaum so etwas einfach ansprechen. Bestimmt hatte der Consular etwas besseres zu tun, als sich eine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme für einen frischgewählten Quästor aus den Fingern zu saugen.
Nur gab es ein Problem an der Sache. Es stand nirgends festgeschrieben, wie sich Senatoren zu melden hatten. Gewiss verreisten einige und vergaßen dabei vollkommen, sich im Senat abzumelden. Eigentlich war eine Reise ja etwas, was man nicht einfach mal so auf sich nahm. Allein die Logistik des Packens war ein Graus, den ein normal denkender Mensch sicher nicht leichtfertig auf sich nahm. Dazu noch die Gefahren der Räuberbanden, die Fragen der Übernachtung, die Kosten für Reisematerial und Proviant... Es war ja nicht so, als müsse man nur mit dem Finger schnippen und einen Tag warten und wäre am Ziel angekommen.
Auf der anderen Seite gab es natürlich auch Geschichten, wie beispielsweise über einen der Senatoren Germanicus, der ohne ersichtliche Notwendigkeit erst vor einem Jahr den Großteil eben jenes Jahres fernab von Rom verbracht hatte. Und es gab auch die Reise seines Patrons, getarnt als Kuraufenthalt, die dieser zur Gewinnung der Truppen in Syria genutzt hatte. Ersteren konnte Sextus ruhigen Gewissens – oder in absentia eines eben solchen – den Hyänen zum Fraß vorwerfen. Letztere Reise aber sollte von genaueren Untersuchungen verschont bleiben.
“Sicher könnten die Wachen am Tor genauer Buch führen – oder überhaupt Buch führen anfangen, wer die Stadt betritt und wer sie verlässt. Und man könnte auch eine interne Richtlinie erlassen, dass ein Senator einen Grund für seine Abreise bekanntzugeben hat. Nur zum einen müsste man hierfür ein Archiv einrichten und auch Stellen schaffen, jenes zu verwalten. Ebenso müssten an den Toren Schreiber angestellt werden, denn ich bezweifle, dass alle unserer gut und treu dienenden Cohortler des Lesens mächtig sind.
Das sollte ein geringeres Problem sein, so eine Richtlinie intern zu erlassen. Das größere Problem aber, verehrter Purgitius, sehe ich in der Tatsache, dass eine Abwesenheit von Rom ohne triftigen Grund wie beispielsweise der Genesung oder natürlich der eines öffentlichen Mandates – dass also solch eine Abwesenheit aus Rom völlig folgenlos ist. Es entspricht der Mos Maiorum, dass ein Senator dem Senat nicht fern bleibt. Doch ist dies nirgends festgelegt und schon gar nicht mit Strafe belegt. Ich fürchte, die Senatoren könnten ungehalten reagieren, wenn die Cohortes Urbanae sie beim Verlassen der Stadt immer nach ihren Gründen fragen. Auf der anderen Seite würde es einen erheblichen Verwaltungsaufwand bedeuten, wenn diese Gründe von besagten Wachen oder Archivaren selbst recherchiert werden müssten.“
Sextus wollte erst einmal wissen, was der Consular von seinen Gedankengängen hielt. Er war sich recht sicher, keinen groben Fehler in seinen Überlegungen zu haben, da er stets nachdachte und dann redete, nicht anders herum. Dennoch war eine Reflexion seiner Gedanken sicher vorteilhaft, zumal er die Reaktion des Prugitiers so auch studieren konnte und abwägen konnte, ob sein Gedankengang in die von seinem Gegenüber gewünschte Richtung ging. -
“Das werde ich sehr gerne tun, Purgitius.“ Die Grüße ausrichten würde Sextus wirklich gerne. Vor allem, da ihm die Erwähnung des Consulars vielleicht das Ohr des Octaviers öffnen würde und ihn so von Anfang an wohlmeinender stimmen würde. Dass Macer mit dem Curator eine Feindschaft haben könnte und dieser Gruß eine Stichelei war, war zwar eine Möglichkeit, doch glaubte Sextus nicht, dass der Mann vor ihm ihn dergestalt ins offene Messer rennen lassen würde. Dafür war er zu furchtbar aufrecht und ehrbar, und nichts, was Sextus über ihn bislang gehört hatte, rüttelte an diesem Eindruck.
Dann allerdings rückte der Consular mit dem Grund seines Besuches heraus, zumindest suggerierte seine frage eine gewisse Richtung, und kurz legte sich Sextus' Stirn leicht in Falten. Fiel die Reisetätigkeit der Senatoren in seinen Bereich? Das war sicher Definitionssache. Viel drängender als das war eher die Frage, warum der Purgitier das wissen wollte und was er mit diesem Wissen anzustellen gedachte.
“Soweit es die Belange Roms betrifft oder den Wirtschaftsverkehr, gewiss“, antwortete Sextus etwas unsicher. Er konnte sicher eine solche Befugnis notfalls konstruieren, nur war seine Tätigkeit nun nicht explizit darauf ausgerichtet, das Reiseverhalten der verschiedenen Senatoren zu protokollieren. Doch zunächst wollte er erst einmal in Erfahrung bringen, wieso sein Gesprächspartner überhaupt fragte. -
Ein kleiner Wink genügte, und ein beflissener Sklave reichte dem Consular etwas guten Wein, natürlich verdünnt, und im Anschluss auch einen Becher an seinen Herrn. Sextus ließ sich gegenüber dem Purgitier nieder und nahm die Glückwünsche mit einem bescheidenen Nicken entgegen. Die hohe Kunst der Floskeln war das A und O jeder Politik.
“Ich danke dir. Ich habe das Glück, einen sehr gründlichen Vorgänger gehabt zu haben, so dass die Amtsübergabe sehr reibungsfrei verlief. Im Moment bin ich noch dabei, mich über alle Themen ausreichend zu informieren, um herauszufinden, welches davon meiner besonderen Aufmerksamkeit bedarf.“ Wenn es keinen Grund gab, zu lügen, war die Wahrheit meist vorzuziehen – natürlich in geschönter Form – da hierbei das lästige Erinnern, was man denn erlogen hatte, wegfiel. Und Sextus sah keinen Grund, dem Consular vorzuspielen, wie vielbeschäftigt er doch wäre. Dennoch brachte er, einfach um das Gespräch etwas zu lenken und sein wahrhaftes Interesse an seiner Arbeit zu unterstreichen – wenngleich über die Wahrhaftigkeit desselben disputiert werden konnte – ein etwas konkreteres Thema dazu an. “Soweit ich weiß, hatte der Curator Viarum eine Straße in der Planung. Ich hatte vor, mich die nächsten Tage um einen Termin bei Senator Octavius zu bemühen, um zu sehen, ob er dort meiner Unterstützung bedarf.“ Als Curator war er schließlich höher gestellt als er als Quästor. Aber es war ein zu guter Vorwand, um Kontakt zu den Octaviern knüpfen zu können, als dass er ihn ungenutzt lassen wollte. -
Nachdem der Consular sich wenige Tage zuvor einen Termin hatte geben lassen, hatte Sextus sich natürlich die Zeit heute für ihn freigehalten. Als Quaestor Urbanus hatte er bislang ohnehin nicht so viel zu tun gehabt. Überwachung des Reiseverkehrs war nur ein Synonym für Überwachung der Langeweile, denn viel zu überwachen gab es da nicht. Die Leute kamen und gingen, die Wachen an den Stadttoren sortierten die schlimmsten aus. Tags liefen die Leute, nachts fuhren die Karren. Sie kamen und gingen, ab und zu musste mal ein Streit von den Cohortes Urbanae geschlichtet werden, ab und zu wurde jemand abgestochen, was dann ein Gerichtsverfahren nach sich zog. Aber im Grunde bestand Sextus' ganze Aufgabe noch momentan darin, allen zu sagen, dass sie wirklich gute Arbeit leisteten, und die ganzen Projekte nach etwas zu durchsuchen, das seiner genaueren Aufmerksamkeit bedurfte. Vielleicht sollte er auch einmal beim Präfectus Urbi vorstellig werden und ausloten, ob dieser ein Projekt hatte, das ihm am Herzen lag (sofern Vescularius eines besaß). Nur da dieser schon durchaus deutlich gezeigt hatte, dass er wenig für Sextus übrig hatte – so als Patrizier und Klient eines Patriziers. Sextus war weder naiv noch blöde genug, um die wiederholten Fragen bei seinen Kandidaturen anders zu sehen – und es auch keinen Vorwand gab, der so ein Treffen zum jetzigen Zeitpunkt dringlich machte, hatte Sextus das vorerst noch aufgeschoben. Erst einmal wollte er sich in seinem Betätigungsfeld etablieren und ein eigenes Projekt suchen, ehe er dem Vescularier entgegentrat. Mehr als ein gewinnendes Lächeln zu haben war definitiv nicht falsch.
Doch heute war es sowieso nicht der Präfekt, der seine Aufmerksamkeit brauchte, sondern Consular Purgitius, der bei seiner Wahl zwar nicht das Wort ergriffen hatte zu seinen Gunsten, aber ihm dennoch wohlwollend gegenüber aufgetreten war. Und nicht zuletzt sicher auch durch seine Stimme die gemäßigteren Senatoren dazu gebracht hatte, neben den von Tiberius Durus kontrollierten Senatoren und den von Flavius Gracchus beeinflussten Senatoren für ihn zu stimmen. Alles in allem dennoch ein knappes Ergebnis, was für eine deutliche Machtzunahme Salinators sprach, aber es hatte genügt.
Sextus hatte ja überlegt, ihn vielleicht in seinem Arbeitszimmer zu empfangen, aber sich dann doch fürs tablinum entschieden. Es war einfach gemütlicher, herrschaftlicher und dem Treffen angemessen. Selbst wenn es den amtlichen Charakter eines nüchternen officium nicht hatte.Als also sein Gast hereingeführt wurde, begrüßte Sextus ihn recht herzlich.
“Salve, Consular Purgitius. Ich glaube, ich bin noch gar nicht dazu gekommen, mich für deine Unterstützung bei der Wahl zu bedanken.“ Die ja auch nicht in viel mehr als dem Heben einer Hand war bei der Frage, wer für den Kandidaten stimmen wollte. Aber es war eben eine nicht ganz unbedeutende Hand gewesen.
“Möchtest du etwas trinken?“ Sextus bot dem Mann auch gleich einen Platz, so dass sie sich im Sitzen unterhalten konnten, wenn Macer denn wollte. -
Irgendwer hat beim Einstellen von meiner Quästur irgendein Häkchen vergessen. Ich bin trotzdem immernoch Haruspex. Jaja, böse Doppelämter im CD, ich weiß.