Sim-Off:Danke, liebe Götterschar
Und so ließ Sextus seine kundigen Finger über die glatte Oberfläche der Leber fahren. Knötchen oder Geschwulste konnten besser erfühlt als gesehen werden, und er wollte seine Arbeit ja vollständig ausführen. Er fing an bei Tinia, den man in Rom als Iuppiter kannte, und ging so Bereich für Bereich, Haus für Haus, jeden Bereich der Leber gründlich durch, auf beiden Seiten, ehe er sich sicher war, jede Kleinigkeit aufgenommen zu haben.
“Du hast Glück, die Götter sind recht mitteilsam. Kommt ruhig näher“, winkte Sextus die Geschwister mit seiner blutigen Hand näher heran, um ihnen die Zeichen zeigen zu können, die er entdeckt hatte. Vor allen Dingen wollte er Tiberia Corvina gerne nahe bei sich wissen. Es war eine Weile her, dass er die Wärme ihres Körpers fühlen und den Duft ihrer Haare riechen konnte. Warum nicht diese Minuten hier für eine dezente Wiederholung ausnutzen?
“Gleich hier oben erkenne ich einen Stern. Dies ist ein gutes Zeichen im Bereich des Iuppiters. Nicht nur ein vages, gutes Zeichen, sondern recht konkret. Ein Stern geht nachts auf und erhellt den Himmel. Im übertragenen Sinne kann man also sagen, dass Iuppiter deine Zukunftspläne bezüglich des Senates mehr als gut heißt und die Gens Tiberia aus der Dunkelheit der Bedeutungslosigkeit durch deinen Aufstieg wieder aufstrahlen lassen will.
Allerdings ist es auch nur ein einzelner Stern, was ebenfalls bedeutet, dass du hierbei recht allein bist. Zumindest, was deine Familie angeht.“ Natürlich würde Sextus als Patron den jungen Mann dahingehend unterstützen. Allerdings war sich Sextus auch sicher, dass Tiberius Caudex wohl kaum auf seinen Bruder würde rechnen können, was den Senat anging.
“In diesem Bereich geht es um Wachstum und Reichtum, und hier erkenne ich... ich würde sagen, dass es Münzen sind. Was ebenfalls ein ausgezeichnetes Zeichen ist. Die Bedeutung ist hierbei wohl offensichtlich: Die Gens Tiberia wird wieder zu Wohlstand gelangen.
Allerdings gibt es auch weniger gute Zeichen, hier, auf der negativen Seite und auch dort, auf der positiven Seite, wenn es um den Bereich der Liebe und Ehe geht. Wenn du hier fühlst, dann kannst du Knoten unter der Haut ertasten, und hier, auf der negativen Seite, ist ein kupferfarbener Schimmer zu sehen. Du wirst dich verlieben, aber es wird nicht zu deinem Vorteil sein. Im Gegenteil, hier im Bereich der Ehe zeigt sich keine derartige Zuneigung, was darauf hindeutet, dass die Frau, der deine Zuneigung gilt, entweder deine Liebe nicht erwidert, oder aber, völlig unangemessen ist. Du solltest Vorkehrungen treffen, dieses Schicksal möglichst abzuwenden“, gab Sextus ihm angesichts dieser Zeichenlage einen gutgemeinten Hinweis. Ein Schicksal war nicht unabwendbar, vor allen Dingen, wenn man darum wusste.
“Bezüglich deines Tribunates finde ich keine deutlichen Zeichen, weder dafür, noch dagegen. Aber hier, auf der negativen Seite gibt es ein weiteres Zeichen, das nur schwer zu deuten ist.“ Sextus ließ auch die beiden Tiberii auf die Leber sehen und die seltsamen Linien betrachten, die sich dort über die Leber zogen.
“Normalerweise deuten solche Linien am ehesten auf einen verwirrten Geist hin. Hier treten sie vor allen Dingen in Bereichen auf, die für Tod, Zerstörung, Krieg und dergleichen stehen. Sie passen nicht wirklich zu den Zeichen, die die Götter dir sonst gesendet haben, daher nehme ich an, dass sie sich nicht auf dich selbst beziehen, sondern auf jemanden in deiner Nähe.“ Zumal Tiberius Caudex keinerlei Anzeichen für Wahnsinn gezeigt hatte. Andere Familienmitglieder hingegen schon. Diesen Schluss zu ziehen überließ Sextus aber durchaus den beiden Geschwistern.