Sein Helfer sähe es sicher gern, wenn sie schneller fertig wären und er sich dadurch mit süßem Gebäck vollstopfen konnte, aber Sextus nickte lediglich höflich und konzentrierte sich auf das, was vor ihm lag.
“Wenn du so freundlich wärst, und einen Tisch bereitstellen könntest, wäre mir dadurch weit mehr geholfen.“
Nachdem dann aber schließlich alles bereit und auch die Unterlage für die Karten beschafft war, konnte Sextus sich dem widmen, weshalb er hergekommen war. Hauptsächlich dienten ihm dabei zwei Karten als Hilfsmittel, die für jeden Außenstehenden wie ein heilloses Durcheinander von Linien und Zeichen erscheinen mussten. Selbst für diejenigen, die wussten, was es bedeuten sollte, war es nicht einfach zu lesen, weshalb auch Sextus ein wenig Mühe hatte.
Das erste war eine Karte von Rom, allerdings nicht wie üblicherweise dargestellt mit Straßen – soweit das in einer wachsenden Stadt überhaupt möglich war. Hier waren hunderte von Achsen eingezeichnet, die sich wie ein Gittermuster über eine Vielzahl kleiner Buchstaben legten und es dem unbedarften Betrachter schwer machten, überhaupt etwas zu erkennen. Doch irgendwann waren hier die Orte, um die es ging, letztendlich auch identifiziert, und die beistehenden Zeichen identifiziert. Wäre Sextus schon länger in Rom als Haruspex tätig, vermutlich hätte er diese Hilfsmittel nicht mehr nötig. Nur konnte er nicht alle Zeichen dieser Stadt auch noch aus dem Kopf runterrattern, und leider bestand Claudius Menecrates ja auf einer ordentlichen Lesung und nicht nur auf einer öffentlichen Bestätigung seines Wunschtermines.
Die zweite Karte war noch komplizierter, nur dass hier die Linien nicht gerade waren, sondern Kreisförmig, und sich verschiedentlich überlappten. Wer keine Ahnung hatte, was das war, wäre wohl nie darauf gekommen, dass dies eine Sternkarte war, die im Bezug zu der Landkarte stand. Denn wo es auf der Erde rechte Winkel und Achsen waren, die den Raum eingrenzten, waren es im Kosmos Radien. Und hier fing die eigentliche Arbeit an, indem man nun die Zeichen suchte, die übereinstimmten und damit die Zeit bestimmten. Und Makrokosmos und Mikrokosmos in Einklang zu bringen, war trotz aller Studien so kompliziert, wie es klang. Und bald schon hatte Sextus Kopfschmerzen davon.
Was seiner Laune nicht gerade zuträglich war, als die Sklaven mit dem Hammel hereinkamen und herumstolperten. Er blickte nur kurz auf und blickte zu dem Hammel hinüber. Der sah aus wie neu. Nein, wie mit Perwollus gewaschen.
“Wenn deine Sklaven den Hammel zum Hausaltar bringen mögen? Oder hast du einen Foculus, den sie herbringen sollen, damit das Opfer hier stattfindet?“ Da Sextus nicht derjenige war, der das Blut später aufwischen würde, war ihm der Ort eigentlich ganz gleich.
“Ich habe den Zeitrahmen auf eine Woche nach dem Tag ANTE DIEM IV ID IAN DCCCLXI A.U.C. (10.1.2011/108 n.Chr.) eingegrenzt und könnte mit der Lesung beginnen.“